Farben Frikell in Berlin-Adlershof

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FORMAT
erbaut Farben Frikell in Berlin-Adlershof
erfragt Interview: Papier und Stein
erläutert Blower-Door-Test: Lückenlos aufgeklärt
erreicht 50 Jahre Hebel Werk Alzenau
Foto: Nikolaus Herrmann, Hamburg
erreicht Brandschutz: Feuer unterm Dach
19
Juli 2013
erbaut
Prima Klima
Foto: Nikolaus Herrmann, Hamburg
Seit 50 Jahren gibt es „Farben Frikell“ bereits in Berlin. Doch der Fachbetrieb für Sieb- und Digitaldruck war
am alten Standort unlängst an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Das neue Produktions- und Dienstleistungsgebäude in Adlershof bietet nicht nur mehr Fläche, sondern ist auch in energetischer Hinsicht eine
Investition in die Zukunft – Wand- und Dachplatten aus Hebel Porenbeton tragen ihren Teil dazu bei.
Im Bereich der Verwaltungsräume zeigt
sich die ansonsten sehr glatte Fassadengestaltung aus Hebel Porenbetonplatten
etwas plastischer; hier auf der Westseite
befindet sich auch der Haupteingang des
Gebäudes, akzentuiert durch einen
Glaserker.
Zunächst mag der Name etwas in die Irre
führen. Denn „Farben Frikell“ ist kein Farbengroßoder –einzelhändler, sondern ein Spezialunternehmen für Sieb- und Digitaldruck sowie Werbetechnikbedarf. An insgesamt drei Standorten in
Deutschland – Berlin, Braunschweig und Dresden
– fertigt man diverse Druckerzeugnisse und vertreibt das notwendige Zubehör dafür gleich mit.
Neben Hard- und Softwarelösungen für diese
Bereiche bietet die Firma auch fachbezogene
Seminare und Schulungen an. Ein umfangreiches
Dienstleistungsangebot rundet das Produkt- und
Serviceportfolio ab.
„Kompakte Kiste“
Da ein innovativer Fachbetrieb technisch immer
auf dem aktuellen Stand und bei Bedarf auch
erweiterungsfähig sein sollte, war es bei Farben
Frikell unlängst an der Zeit, in größere Räumlichkeiten zu investieren. Ein geeignetes Grundstück
für den neuen Firmensitz war nahe des S-Bahnhofs
Adlershof bald gefunden und mit Diplom-Ingenieur
Heinrich Mattenklott aus Woltersdorf konnte man
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einen erfahrenen Gewerbebauspezialisten für die
Planung des Produktions-, Büro- und Dienstleistungsgebäudes gewinnen.
Er entwarf einen kompakten Baukörper von 48
Metern Länge, 36,60 Metern Breite und knapp 6,70
Metern Höhe, der sich in drei Bereiche gliedert: Im
Westteil des Gebäudes, der etwa ein Viertel der
Grundfläche einnimmt, befinden sich der Empfang,
die Digitaldruckabteilung sowie die Büro- und Verwaltungsräume. Letztere sind hauptsächlich im
Obergeschoss untergebracht, das sich über ein
innenliegendes Treppenhaus erschließt. Im Mittelteil des Baukörpers ist das große Folienlager mit
Zuschnitt, kleiner Werkstatt für den Digitaldruck
und diversen Nebenräumen untergebracht. Eine
annähernd gleich große Fläche ist im Ostteil für das
Palettenlager mit Zuschnitt, den Spannraum, den
Entwicklungs- und Trockenraum sowie die Belichtungskammer reserviert. Während über den drei
letztgenannten Räumen noch eine zusätzliche
Lagerebene eingezogen ist, reichen nahezu alle
übrigen Bereiche im mittleren und östlichen
Abschnitt des Gebäudes über zwei Geschosse.
Farben Frikell Berlin-Adlershof
• Bauherr: Farben-Frikell
Produktions- und Dienstleistungsgesellschaft mbH
• Planung: Ingenieurbüro
Heinrich Mattenklott,
Woltersdorf
• Gebäudeart: Industrie- und
Gewerbebauten, Neubau
• Nutzung: Produktions-, Büround Dienstleitungsgebäude
• Standort: Ernst-AugustinStraße 1, 12489 Berlin
• Fertigstellung: 2012
• NGF: 2.071 m2
• BRI: 12.285 m³
• Produkte: Hebel Porenbeton
Wand- und Dachplatten
• Besonderheiten: Gebäudedichtheitswert von 0,13 h-1
Aus einem Guss
Das gesamte Gebäude ist auf einem Achsraster
von sechs Metern aufgebaut; in diesem Abstand
sind quadratische Stahlbetonstützen mit einer
Kantenlänge von 400 Millimetern entlang der
Fassaden und der wichtigsten Trennwände angeordnet. Im zweigeschossigen Verwaltungs- und
Verkaufstrakt wurden Stahlbeton-TT-Decken eingezogen, die Räume sind hier mit Trockenbauwänden gegeneinander abgegrenzt. Alle übrigen Wandund Dachflächen hingegen wurden aus massiven
Hebel Porenbeton Montagebauteilen erstellt: So
fanden für die Außenwände insgesamt 1.350 Quadratmeter an liegend montierten Elementen in
einer Dicke von 300 Millimetern Verwendung, bei
den Innenwänden waren es 460 Quadratmeter in
einer Stärke von 175 Millimetern. Von den 250 Millimeter dicken Porenbeton Dachplatten baute man
insgesamt 1.650 Quadratmeter ein. Während das
Flachdach in Verbindung mit einer 80 Millimeter
starken Polystyrol-Dämmschicht einen U-Wert von
0,19 W/(m²K) erreicht, kommen die Porenbeton
Außenwände ohne zusätzliche Dämmung aus;
bereits in einschaliger Ausführung erzielen sie
einen Wärmedurchgangskoeffizienten von 0,40
W/(m²K) und erfüllen damit die EnEV-Anforderungen an den mittleren U-Wert der opaken Bauteile
mühelos. Innenseitig wurden die Wandflächen mit
Dispersionsfarbe gestrichen, außenseitig mit einer
hoch wasserabweisenden Silikonharzdispersion
beschichtet. Verschmutzungsresistent, witterungsbeständig, schlagregendicht, wasserdampfdurchlässig und haftfest, eignet sich die Beschichtung
bestens als dauerhafter Wetterschutz für die
Porenbetonfassaden.
Faktor Zeit
Doch nicht nur die Vorteile beim Wärmeschutz
gaben den Ausschlag für eine Gebäudehülle komplett aus Hebel Montagebauteilen; sie überzeugen
auch mit ihrer hohen Brandsicherheit, denn Porenbeton ist ein nicht brennbarer Baustoff der Klasse
A1 und erfüllt damit die Vorgaben aller in Normen
geregelten Feuerwiderstandsklassen von F30 bis
F180 (bzw. EI90 bis EI180). In mehreren Versuchen
wies man sogar eine Feuerwiderstandsdauer von
mindestens 360 Minuten ab einer Wanddicke von
175 Millimetern nach.
Hinzu kommen erhebliche zeitliche Vorzüge,
denn die Elemente lassen sich sehr leicht, schnell
und sicher be- bzw. verarbeiten. Die gute Maß- und
Passgenauigkeit der Platten ermöglicht zudem
saubere und präzise Konstruktionen mit ebenen
Bauteiloberflächen, die sofort weiterbehandelt
werden können. Dank einfacher, übersichtlicher
Systeme und standardisierter Detaillösungen ließ
sich das Gebäude in extrem kurzer Bauzeit realisieren: Nachdem man Mitte April mit den Arbeiten
in Adlershof begonnen hatte, konnte bereits im Juli
Richtfest gefeiert werden. Mitunter waren sogar
zwei Kräne gleichzeitig vor Ort, die beim Versetzen
der Porenbetonelemente halfen – und dies ganz
unabhängig von Witterung oder Temperatur.
Dicht, warm, trocken
Weitgehend „unbeeindruckt“ vom Außenklima
zeigen sich die Hebel Montagebauteile auch im
eingebauten Zustand. Denn der Baustoff Porenbeton ist besonders für seine temperaturausgleichende und die Raumluftfeuchte regulierende Wirkung im Bauwerksinneren bekannt, sodass in den
Produktions- und Büroräumen von Farben Frikell
ganzjährig angenehme Temperaturen und konstante Feuchtigkeitswerte vorherrschen. Voraussetzung dafür ist eine dichte bauliche Ausführung
der Gebäudehülle, die mittels Blower-Door-Test
nachgewiesen wurde; dabei erzielt der Gewerbebau einen hervorragenden Luftdichtheitswert von
0,13 h-1.
Bei der Wärmeversorgung des Produktions- und
Dienstleistungsgebäudes beschritt Planer Mattenklott – auf den ersten Blick – ungewohnte Wege.
Denn sämtliche Funktionsbereiche werden über
zwei Luftwärmepumpen mit Kaskadensteuerung
beheizt. Dabei wird die Energie ausschließlich über
Fußbodenheizungen an die Räume abgegeben –
und das sowohl in den Büros als auch in den Hallen. Was man meist nur vom Wohnungsbau kennt,
ist jedoch ebenso gut im Wirtschaftsbau anwendbar, da das Niedrigenergie-Flächenheizsystem mit
seinen geringen Vorlauftemperaturen der Betriebsweise einer (Luft-)Wärmepumpe eher entgegenkommt als beispielsweise Radiatorensysteme.
Neben der Nutzung von Umweltwärme setzt das
Spezialunternehmen für Sieb- und Digitaldruck
auch beim Strom auf erneuerbare Energien: Während ein Drittel des Hallendaches als Gründach
ausgeführt wurde, installierte man auf der Restfläche eine Photovoltaikanlage, die rund 60 Prozent
des erzeugten Stroms direkt für den Eigenbedarf
zur Verfügung stellt. Insgesamt ließen sich dank
dieses umweltfreundlichen Gesamtkonzepts ein
Primärenergiebedarf von 179 kWh/(m²a) und ein
Endenergiebedarf von 69 kWh/(m²a) erzielen.
erfragt
Papier und Stein
Werkstätten, Büros, Lager – alles vereint unter einem Dach. Am neuen Standort in Adlershof ist ein kompaktes, funktionales und effizientes Produktions- und Dienstleistungsgebäude entstanden. Die Planung dazu
stammt von Dipl.-Ing. Heinrich Mattenklott. Warum er die komplette Gebäudehülle aus Porenbeton erstellen
ließ und wieso ihm eine zukunftsfähige Haustechnik am Herzen lag, verrät er im Gespräch mit FORMAT.
Foto: Nikolaus Herrmann, Hamburg
Kondenswasseranfall bleibt gering. Gleichzeitig
sorgt Porenbeton in einschaliger Ausführung für
die nötige Wärmedämmung und trägt damit zur
Energieeinsparung bei.
Lebenslauf
Dipl.-Ing. Heinrich Mattenklott
• geboren 1952
• 1971-75 Studium
Bauingenieurwesen
Ingenieurhochschule Wismar
• seit 1975 durchgehend tätig in
verschiedensten Unternehmen
als Projekt- und Bauleiter für
den Neubau von Industriebauten, Gewerbeeinrichtungen,
Bürogebäuden, Botschaften,
Handelsvertretungen, Kulturund Wohnungsbauten, aber
auch für die Sanierung und
den Umbau bestehender
Industriegebäude
• 2000 Gründung Ing.-Büro
Heinrich Mattenklott
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FORMAT: Welche Schwerpunkte bietet Ihr Büro?
Bauen Sie häufig mit Porenbeton?
Mattenklott: Ich bin seit 32 Jahren vorrangig im Schlüsselfertigbau von Industrie- und
Gewerbebauten, aber auch im Wohnungs- und
Eigenheimbau tätig. Mit Porenbeton arbeite ich
seit etwa 15 Jahren; er ist im Wirtschaftsbau
oftmals erste Wahl, wenn Bauherren ein massives Gebäude einer „Blechhalle“ vorziehen. Daher
bestehen meine Gewerbebauten meist aus einem
Stahlbetontragwerk, ergänzt durch eine Fassade
und ein Dach aus Porenbetonelementen. Meine
Auftraggeber kommen hauptsächlich aus der
Papierindustrie und besonders für Druckereien,
Buchbindereien oder Siebdruckbetriebe hat sich
diese Bauweise bewährt.
FORMAT: Warum gerade für diesen Industriezweig?
Mattenklott: Bei den papierverarbeitenden
Unternehmen kommt es vor allem auf konstante Temperaturen und eine gleichbleibende Luftfeuchtigkeit im Gebäudeinneren
an. Wenn man die komplette Hülle aus
Porenbetonelementen erstellt, ist beides gewährleistet. Denn der Baustoff zeichnet sich durch
seine Energiestabilität aus, das heißt er lässt nur
minimale Temperaturschwankungen zu und der
FORMAT: Stichwort Energieeinsparung: Auch das
haustechnische Konzept des Gewerbebaus kann
sich mit seinem hohen Anteil an erneuerbaren
Energien sehen lassen. Wie kam es dazu?
Mattenklott: Im Wohnungsbau setzen wir schon
seit langem (Luft-)Wärmepumpen in Verbindung
mit Fußbodenheizungen ein. 2007 haben wir
dann dieses System erstmals bei den Büro-,
Produktions- und Lagerräumen einer Druckerei
erfolgreich installiert – und sind nun auch im
Industriebau dabei geblieben. In der Regel kombinieren wir das Ganze, wie auch bei Farben Frikell,
mit einer Photovoltaikanlage zur Produktion von
Strom, der hauptsächlich selbst genutzt und nur
zu geringen Teilen ins öffentliche Netz eingespeist
wird.
FORMAT: Wenn Sie kurz resümieren: Was war für
Sie das Besondere an der Bauaufgabe „Farben
Frikell“?
Mattenklott: Erstmals haben wir an einem
Industrieobjekt die Gebäudedichtheit mittels
Blower-Door-Test messen lassen und hervorragende Ergebnisse erzielt. Mit Porenbeton bekommen Sie ihr Gebäude wirklich dicht, was heute ja
ein wichtiger Faktor zur Energieeinsparung ist.
Die Glasfassade ist zur besseren Wärmedämmung
dreifach verglast, ebenso sind alle Lichtkuppeln
dreischalig ausgeführt. Schon der erste
Winter hat gezeigt, dass das Heizkonzept aus
Luftwärmepumpe und Fußbodenheizung ausgezeichnet funktioniert, auch die hohen Lager- und
Produktionsräume werden sehr warm. Hier können wir in den kommenden Jahren sicherlich noch
weiter Energie einsparen.
erläutert
Lückenlos aufgeklärt
machen konnte, wurde mithilfe eines
Ventilators ein dauerhafter Unterdruck
im gesamten Baukörper erzeugt.
Weg mit den Lecks
Zunächst stellte Entwurfsverfasser Heinrich
Mattenklott sein Planungskonzept zum neuen Produktions- und Dienstleistungsgebäude für Farben
Frikell am Standort Berlin-Adlershof vor. Im
Anschluss daran referierte Michael Protz, Produktmanager bei Xella Aircrete Systems, über die
wesentlichen Anforderungen, die sich aus der aktuellen Energieeinsparverordnung ergeben; in diesem Zusammenhang betonte er den besonderen
Stellenwert einer luftdichten Gebäudehülle im
Wirtschaftsbau.
Danach war es an Ian Jack, den Ablauf und die
Funktionsweise des nachfolgenden Blower-DoorTests zu erläutern: Nachdem das Messsystem
kalibriert ist, wird über einen drehzahlgeregelten
Ventilator ein dauerhafter Unterdruck von 50 Pascal im gesamten Gebäude erzeugt. Während der
Messung befördert das Gerät so viel Luft nach
außen, wie über die vorhandenen Leckstellen in
das Bauwerk eindringt. Teilt man schließlich den
gemessenen Luftstrom durch das Volumen des
Gebäudes, erhält man den Wert für die Luftwechselrate bzw. die volumenbezogene Luftdurchlässigkeit n50.
Die Luft bleibt drin
Nach dieser Einführung startete die Messung
und Ian Jack machte sich zusammen mit den
Gästen auf die Suche nach undichten Stellen innerhalb der Gebäudehülle. Bewaffnet mit Thermografiekamera, Thermoanemometer und Rauchstab,
spürte der Blower-Door-Spezialist schnell einige
Leckagen an den Sektionaltoren, den Fensteranschlüssen oder im Bereich der Frostschürzen und
Stützensockel auf. Dabei zeigte sich bei der Messung der Luftströme, dass auch vermeintlich kleine
Foto: Xella Group
Damit man mögliche Undichtigkeiten
innerhalb der Gebäudehülle ausfindig
Wenn man sich für das Bauen mit Hebel Porenbeton entscheidet, sind Undichtigkeiten in der Gebäudehülle
"Schnee von gestern". Davon konnten sich am 25. September 2012 über 50 Gäste anlässlich des Blower-DoorTests im Berliner Neubau von Farben Frikell überzeugen. Dank einer Gebäudehülle komplett aus Porenbetonelementen gab es keine wesentlichen Leckagen, sodass ein hervorragender Luftdichtheitswert von 0,13 h-1
erzielt werden konnte.
Mit Ian Jacks Blower-Door-XXL GmbH hatte
man nicht irgendeinen Betrieb mit der Durchführung der Messung betraut: Das zertifizierte Unternehmen verfügt nicht nur über 17 Jahre Erfahrung
auf diesem Gebiet, sondern hält auch den Weltrekord über den größten absolvierten Test mit einem
Gebäudevolumen von 1,1 Millionen Kubikmetern.
Das anwesende Fachpublikum – Architekten, Planer und Ingenieure – durfte also gespannt sein.
Undichtigkeiten große Auswirkungen haben können. Auch das Fachpublikum beteiligte sich aktiv
an der Suchaktion und diskutierte an offensichtlichen Problemstellen gemeinsam über Lösungsvorschläge.
Nachdem der Test und damit auch der Rundgang durchs Gebäude beendet waren, stellte Ian
Jack die Messergebnisse vor, die sich trotz der
genannten Leckstellen mehr als sehen lassen
konnten: Mit 0,13 h-1 erreichte der Neubau aus
Porenbeton Montageteilen sogar einen besseren
Luftdichtheitswert als so manches Passivhaus.
Darüber zeigten sich nicht nur Planer Mattenklott
und Bauherr Frikell zufrieden; auch die Gäste freuten sich über den gelungenen Erfahrungsaustausch und die interessanten Einblicke in eine
Blower-Door-Messung.
erreicht
Dauerhaft erfolgreich
Foto: Xella Group
Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Dieses Jahr besteht das Hebel Porenbeton Werk in Alzenau seit 50 Jahren. Gut 30 Kilometer östlich von Frankfurt gelegen, war es die erste Hebel Anlage in Deutschland, die komplett neu gebaut wurde. Nach wie vor weisen die hier produzierten Baustoffe die bewährt hohe Qualität auf,
die die Kunden von Hebel gewohnt sind. FORMAT blickt zusammen mit Werksleiter Roger Naumann zurück
– und nach vorne.
Das Gelände des Hebel Werks in Alzenau
bietet einen imposanten Anblick aus der
Luft; auch 50 Jahre nach der Grundsteinlegung setzt man dort nach wie vor Trends
in Sachen Porenbeton.
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Unweit der Autobahn A45 erstreckt sich das
Hebel Porenbeton Werksgelände in Alzenau auf
einer Gesamtfläche von 165.000 Quadratmetern.
Davon entfallen 40.000 Quadratmeter auf reine
Produktionsgebäude, 4.000 Quadratmeter auf
Büros und Magazine, 95.000 Quadratmeter auf
Lagerflächen und Wege und 26.000 Quadratmeter
auf Grünflächen. Beeindruckende Zahlen, die ihre
Fortsetzung in der derzeitigen Jahresproduktion
des Standorts finden: Diese verteilt sich zu 56 Prozent auf Montagebauteile, die restlichen 44 Prozent
machen Steine aus. Im Werk Alzenau werden neben
Massivbauteilen für den Wirtschaftsbau auch alle
Porenbetonprodukte produziert, die für das neue
hebelHAUS Konzept benötigt werden. Handverlesene Hauspartner planen, bauen und vertreiben ab
sofort schlüsselfertige Häuser unter der bekannten
Marke hebelHAUS in ganz Deutschland. Das hebelHAUS Konzept bietet dem Bauherrn das Wichtigste, was er beim Hausbau sucht: maximale Sicherheit. Die Gebäudehülle besteht aus hochwärmedämmendem Hebel Porenbeton aus dem Werk
Alzenau. In Verbindung mit der angepassten Haus-
technik ergibt sie den Mindestenergiestandard KfW
70 und übertrifft damit die strengen Anforderungen
der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV).
Doch wie so viele hat auch dieses Unternehmen
kleiner und bescheidener angefangen – wenn auch
von Anfang an mit großen Zielen.
Steile Karriere
Nachdem 1963 die Hebel Gasbetonwerk Alzenau
GmbH offiziell gegründet worden war, begann man
im darauffolgenden Jahr, die Produktionsanlagen
zu errichten und das Vertriebssystem in Deutschland und Belgien kontinuierlich aufzubauen. Anfang
der Siebzigerjahre wurden Porenbetonelemente
und -plansteine serienmäßig vor Ort gefertigt,
erste Musterhäuser entstanden, man entwickelte
das Hebel Massivdach und bot schlüsselfertige
Objekte für den Wirtschafts- und Wohnbau an. 1978
waren bereits 320 Hebel Häuser fertiggestellt, zwei
Jahre später startete in Alzenau die Herstellung
montagefertiger Decken. 1980 erreichte man den
bis dahin höchsten Jahresabsatz an Steinen und
Bauelementen. In der Folgezeit führte man das
Hebel Bausatzhaus für Selbstbauer ein und dehnte
die Vertriebswege bis nach Frankreich aus.
Hebel Porenbeton Werk Alzenau
• Gebäudeart: Industrie- und
Gewerbebauten, Altbau
• Nutzung: Produktions-, Lagerund Bürogebäude
• Standort: Brentanostraße 2,
63755 Alzenau
• Gründung/Baujahr: 1963/64
• Grundstücksfläche: 165.000 m²
• Besonderheiten: erstes neu
gebautes Hebel Werk in BRD
Nachhaltige Fertigung
Die Grundsteine waren also gelegt und der
Betrieb lief gut, nichtsdestotrotz machte man sich
Gedanken darüber, wie sie die Prozesse noch effizienter, wirtschaftlicher und vor allem ökologischer gestaltet werden könnten. Ende der Achtzigerjahre begann daher der systematische Aufbau
eines gezielten Umweltschutzmanagements, es
entstanden neue Systembereiche wie „Schlüsselfertige Modernisierung“ oder „Umwelttechnische
Produkte“, zudem wurde das Bauteilangebot um
Massivtreppen und Bogenstürze erweitert. In den
90er Jahren unternahm man erste Schritte in Richtung einer prozessgesteuerten Fertigung und Vernetzung einzelner Produktionsstufen. Außerdem
konzentrierte man sich darauf, die Bewehrungsherstellung und Entladung zu modernisieren bzw.
zu rationalisieren.
1995 konnte in Alzenau schließlich der bislang
höchste Porenbeton Gesamtabsatz pro Jahr erzielt
werden.
Blick in die Zukunft
Angesichts der Erfolge der vergangenen Jahre
stellt sich zwangsläufig die Frage, ob es derzeit
weitere zukunftsweisende Projekte am Standort
Alzenau gibt. „Auf jeden Fall! Wir stehen hier nicht
still!“, zeigt sich Werksleiter Naumann selbstbewusst. „Momentan arbeiten wir daran, die Fertigung des Energy + Steins zu automatisieren. Hierzu
bauen wir in diesem Jahr eine zusätzliche Anlage
zur Produktion von Multipor auf unserem Gelände
auf.“ Erfüllt es einen angesichts des bevorstehenden Jubiläums nicht ein klein wenig mit Stolz, eine
so lange und erfolgreiche Tradition weiterführen zu
dürfen? „Selbstverständlich. Ich bin schon seit
meiner Ausbildung zum Schlosser im Jahr 1986 im
Werk Alzenau beschäftigt. Wir haben viele langjährige, motivierte Mitarbeiter, die sich alle als ‚Hebelaner‘ verstehen. Und ich übrigens auch…“, fügt
Roger Naumann hinzu.
Innovation made in Alzenau
Die Anfang der Zweitausenderjahre anhaltende
Veränderung der Eigentumsverhältnisse hinderte
das Alzenauer Werk jedoch nicht daran, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern.
2001 baute man beispielsweise die Produktionsanlagen so um, dass man künftig in der Lage war,
Montagebauteillängen von 6,50 Metern und –höhen
von 75 Zentimetern zu fertigen. 2003 stellte man
den Bewehrungslack von Bitumen auf umweltfreundlichen Wasserlack um und vier Jahre später
wurde eine neue Sägeanlage für Montagebauteile
errichtet, mit deren Hilfe sich die Kapazität in diesem Bereich noch weiter steigern ließ.
Dass die Alzenauer zukunftsfähig sind, zeigte sich auch bei der
Kundenveranstaltung, bei der rund hundert Gäste unter anderem
das aktuelle hebelHAUS-Konzept vorgestellt bekamen. Das
Unternehmen Massivhaus Süd unterzeichnete als Vertriebspartner
noch auf der Kundenveranstaltung den ersten Vertrag.
erläutert
Feuer unterm Dach
Nicht brennbar: Nach DIN 4102 und DIN EN 13501-1 gehört Porenbeton der Brandschutzklasse A1 an. Was
dies im Brandfall tatsächlich bedeutet, zeigte ein Versuch von Hebel mit zwei gleich großen Gebäuden, die
sich lediglich im Dachaufbau voneinander unterschieden: Während das Blechdach erheblichen Schaden
nahm, blieb das Hebel Porenbetondach nahezu unversehrt.
Foto: Xella Group
Gut abgeschottet
Nur wenige Minuten nach Entzünden des
Feuers brannten die Paletten lichterloh und
dunkle Rauchsäulen stiegen hoch. Während die
Temperaturen im Inneren der beiden Bauwerke
bis auf 900 Grad Celsius kletterten, stiegen sie an
den Wandaußenflächen während der gesamten
Versuchsdauer nicht über 36 Grad Celsius. Dies
zeigte bereits deutlich, dass Porenbetonwände im
Brandfall eine abschottende Wirkung besitzen; sie
schützen Menschen und Güter, die sich auf der
dem Feuer abgewandten Seite befinden.
Dach ist nicht gleich Dach: Der Brandversuch zeigte deutlich, dass der Baustoff
Porenbeton (rechts im Bild) in jedem Fall
die sicherere Alternative ist.
Den Ausgangspunkt des etwa zwanzigminütigen
Brandversuchs bildeten zwei gleich große Gebäude
mit identischem Wandaufbau aus 200 Millimeter
dicken Porenbetonsteinen mit je einer Tür- und
einer mittig angeordneten Dachöffnung. Unterschiede gab es nur beim Aufbau der Dachkonstruktionen: Während Bauwerk A mit einem Stahltrapezprofil mit 60 Millimetern Polystyroldämmung und
einer zweilagigen Bitumenabdichtung eingedeckt
war, wies Bauwerk B 200 Millimeter dicke Hebel
Porenbeton Dachplatten, 60 Millimeter Mineralfaserdämmung und eine PVC-Dachbahn auf. Im Inneren der beiden Gebäude befand sich jeweils eine
Brandlast von 250 Kilogramm Nadelholz in Form
von Paletten.
Impressum
Xella Aircrete Systems GmbH
Düsseldorfer Landstraße 395, 47259 Duisburg
www.hebel.de, [email protected]
Konzeption: Konradin Relations, Leinfelden,
www.konradin-relations.de
8
Porenbeton schlägt Stahlblech
Doch was passierte im Dachbereich? Bei beiden Gebäuden schlugen die Flammen aus den
Öffnungen heraus, doch nur bei Bauwerk A fing
Sekunden später die Bitumenpappe Feuer, der
Brand breitete sich somit über die gesamte
Dachfläche aus und die brennende Dichtungsbahn
tropfte schließlich auf den Boden. Die PVCAbdichtung auf Bauwerk B schmolz zwar rund
um die Dachöffnung, fing aber kein Feuer, sodass der Brand sich hier nicht weiter verteilen konnte und größtenteils auf den Innenraum
beschränkt blieb. Nachdem die Flammen gelöscht waren, konnte man erkennen, dass die
Tragfähigkeit von Dach A erheblich beeinträchtigt
war; hier war die Polystyroldämmung vollständig verbrannt, das Stahltrapezblech hatte sich
stark nach innen gebogen. Bei Dach B hingegen
war die Mineralfaserdämmung nahezu unversehrt
geblieben und auch die Abdichtung war noch
weitgehend vorhanden. Dank des brandsicheren
Massivdachs aus Porenbeton ließ sich die grundsätzliche Funktionalität des Bauwerks erhalten.
®
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