Massen v erlust u nd zirkumstellare H ¨ullen b ei

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SS 2011
Institut für Theoretische Astrophysik, Heidelberg
H.-P. Gail
bei Sternen hoher Leuchtkraft
Massenverlust und zirkumstellare Hüllen
page: 3.1
Zusammen ergeben beide Beobachtungsmethoden ein ziemlich
vollständiges Bild der Eigenschaften zirkumstellarer Hüllen und liefern fundamentale Informationen über den Massenverlustprozeß bei
späten Sternen.
Beobachtungen im mm-Wellenlängenbereich, in dem die Rotationsübergänge von Molekülen beobachtet werden, liefern Aufschluß
über die Häufigkeit und Verteilung der Moleküle in der Hülle und
damit über die Chemie in solchen Hüllen, über die Geschwindigkeiten
der Ausströmung aus den Sternen und über die Massenverlustraten
durch den Sternwind.
Beobachtungen im infraroten Spektralbereich liefern Informationen
über die Natur der Staubteilchen in den Staubhüllen und über die
Materieverteilung um den Stern und die Temperaturverteilung in der
Hülle.
Kühle Riesen und Überriesen haben hohe Massenverlustraten und
sehr ausgedehnte Hüllen um den Stern herum. Wegen der niedrigen
Temperaturen existieren in diesen Hüllen eine große Zahl verschiedener
Moleküle und oft sind die schweren Elemente in Staub kondensiert.
3. Hüllen bei kühlen Sternen
page: 3.2
Im staubfreien inneren Bereich der Hülle sind bereits einige Moleküle
mit sehr hoher Bindungsenergie vorhanden (CO, SiO, N2), von denen
einige schon in der Sternatmosphäre existieren (TiO bei M-Sternen,
C2, CN bei C-Sternen). Unterhalb von ca. 1 500 K bilden sich im ausströmenden Gas zahlreiche weitere Moleküle, vor allem H2.
Die zirkumstellare Hülle endet dort, wo das ausströmende Gas in einer Stoßwelle in die interstellare Materie übergeht. Das ausströmende
Staub-Gas-Gemisch wird dort mit der interstellaren Materie vermischt.
Dieser Stoß kann manchmal, wenn der Stern sich relativ zur umgebenden Materie bewegt, als markante Bugstoßwelle beobachtet werden. Die
Grenze der Hülle liegt bei größenordnungsmäßig 1019 cm (abhängig von
Umgebung, Ausströmgeschwindigkeit, ...).
Zirkumstellare Hüllen um kühle Sterne bestehen meistens aus einem
staubfreien inneren Teil zwischen der Sternoberfläche und ca. 5 . . . 10
Sternradien. Ab dieser Entfernung vom Stern (größenordnungsmäßig
< 1 000 K) für den Ein1014 cm) sind die Temperaturen niedrig genug (T ∼
satz von Staubkondensation und im weiter außen liegenden Bereich ist
in der Hülle meistens Staub vorhanden.
3.1 Struktur der Hülle
page: 3.3
In der Photodissoziationsschicht am äußeren Rand der Molekülhülle
entstehen Moleküle und Molekülionen, die in den abgeschirmten, inneren Teilen der Hülle nicht oder nur in geringer Menge vorhanden sind
(z.B. OH). Die Zusammensetzung der Molekülhülle und der Photodissoziationsschicht sind sehr unterschiedlich.
Die Molekülhülle endet außen, wenn das ausströmende Material unter den Einfluß des interstellaren UV-Strahlungsfeldes gerät, durch
das die Moleküle wieder dissoziiert werden. In den inneren Teilen der
Staubhülle wird die äußere UV-Strahlung durch den Staub abgeschirmt
(beim CO Molekül Selbstabschirmung durch Linienabsorption). Die
Grenze ist gegegeben durch den Radius, bei dem die von außen her
gemessene optische Tiefe im Staub im UV kleiner etwa eins ist. Die
Grenze der Molekülhülle liegt größenordnungsmäßig bei 1017 cm.
3.1 Struktur der Hülle
page: 3.4
Über den Geschwindigkeitsverlauf im staubfreien, inneren Bereich ist
nicht viel bekannt; die Geschwindigkeiten sind niedrig (soweit das aus
SiO Linien festzustellen ist; diese werden zum großen Teil im staubfreien Bereich gebildet) und wahrscheinlich durch die Pulsation des Sterns
geprägt.
In den meisten Fällen stammt der wesentliche Teil der Beschleunigung
des Windes auf hohe Überschallgeschwindigkeit aus dem Strahlungsdruck auf Staub. Die Geschwindigkeiten steigen nach einsetzen der
Staubkondensation relativ rasch an bis nahe zur Endgeschwindigkeit V∞
(Beschleunigungs- und Kondensationszone). Danach scheinen sie sich
sich nur noch wenig zu ändern.
Die Linien der Photoshäre zeigen keine Anzeichen einer Ausströmung
aus dem Stern. Das Gas strömt aus dem dem Stern deswegen mit sehr
niedriger Geschwindigkeit aus, die neben der thermischen Verbreiterung
der Linien nicht nachweisbar ist. Die Ausströmungsgeschwindigkeiten
des Gases in der Hülle in großem Abstand vom Stern, V∞, ist von der
Größenordnung 10 . . . 25 km s−1. Die Beschleunigung des Windes auf
hohe Überschallgeschwindigkeit erfolgt erst in der Sternhülle.
3.1 Struktur der Hülle



T



1/2
km s−1 .
(1)
page: 3.5
1 000 K
Diese ist vernachlässigbar klein gegenüber der Expansionsgeschwindigkeit.
vth = 0.56 × 104

Die meiste Masse der Hülle ist in dem Bereich vorhanden, in dem die
Geschwindigkeit etwa gleich V∞ ist. Die Temperaturen in der Hülle sind
niedrig; in der Staubhülle T < 1 000 K. Die thermische Dopplerbreite
des CO Moleküls ist
Struktur der Hülle
page: 3.6
vor allem auch deswegen, weil die entsprechenden Elemente sehr häufig
sind. Sie wurden jeweils in über 500 Objekten beobachtet. Es gibt noch
sehr viele weitere Moleküle, die oft aber nur in einigen wenigen nahen
Objekten oder sogar nur in dem nächstgelegenen Objekt IRC+10216
(150 pc Entfernung) beobachtet wurden. Eine Übersicht über alle bisher
beobachten Moleküle in Sternhüllen gibt Tabelle 1.
CO, SiO, OH
Bei zirkumstellaren Hüllen kann im cm – mm Bereich eine große Zahl
von Linien beobachtet werden, die von Rotationsübergängen im Schwingungsgrundzustand von Molekülen stammen. Die häufigsten beobachteten Moleküle sind
3.2 Moleküle in zirkumstellaren Hüllen
6-atomig
7-atomig
8-atomig
9-atomig
11-atomig
Ionen
4-atomig
5-atomig
3-atomig
2-atomig
page: 3.7
AlCl, AlF, CO, CN, CP, CS, KCl, NaCl, OH, PN,
SiC, SiN, SiO, SiS, SO
AlNC, C3, C2H, C2S, CO2, HCN, H2O, H2S, HNC,
MgCN, MgNC, NaCN, SiC2, SiCN, SiNC, SO2
C3H, C3N, C3S, C2H2, HC2N, H2CO, NH3 SiC3
C5, C4H, C4Si, c-C3H2, CH4, HC3N, HC2NC, H2C3
SiH4
C5H, C5N, C2H4, CH3CN, HC4N, H2C4
C6H, HC5N
C7H, H2C6
C8H, HC7N
HC9N
HCO+
Tabelle 3.1: Moleküle, die in zirkumstellaren Hüllen gefunden wurden
Moleküle in zirkumstellaren Hüllen
n. gef.
n. gef.
n. gef.
n. gef.
n. gef.
n. gef.
-9
-8
-7
} H2 S
} SO2
} SO
} SiS
} C2 H
} SiO
-
} CO
} OH
} H2 O
-3
M-Stern:
C-Stern:
} C2 H2
-4
} HCN
} CN
-5
} CS
} HC3 N
-6
log nmol /nH2
page: 3.8
Abbildung 3.1: Die häufigsten
Moleküle in M-Sternen und CSternen mit Entdeckungen in mindestens 10 bis ca. 1 000 Objekten
Moleküle in zirkumstellaren Hüllen
page: 3.9
Die große Bindungsenergie von CO ist die Ursache dafür, daß im Fall
C/O < 1 aller C in CO gebunden ist und keine weiteren C-haltigen
Moleküle existieren, und im Fall C/O > 1 alles O in CO gebunden ist,
und keine weiteren O-haltigen Moleküle existieren.
als die Moleküllinien aller anderen Elemente.
• Die Elemente C, O sind sehr häufig, die CO Linien deswegen stärker
vollständig bindet. Dadurch ist die Häufigkeit des CO Moleküls einfach durch die Elementhäufigkeit von C oder O gegeben, die sich
relativ genau schätzen lässt, auch wenn keine Analysen der Elementhäufigkeiten in der Sternatmosphäre vorliegen. Das macht die
Interpretation der Linien einfach.
• das CO Molekül das weniger häufige der beiden Elements C und O
Die wichtigsten Linien zur Untersuchung der Hüllen bei kühlen Sternen
sind die Linien von CO, weil
Moleküle in zirkumstellaren Hüllen
page: 3.10
Generell ist die Chemie in kohlenstoffreicher Elementmischung (CSterne) viel reichhaltiger (57 Spezies bisher identifiziert) als bei sauerstoffreicher Elementmischung (M-Sterne) (14 Spezies bisher identifiziert).
Die Linien von SiO sind wegen der relativ großen Si Häufigkeit oft auch
sehr stark, aber ein Teil des Si ist in Staub gebunden, was die Interpretation der Linien sehr erschwert. Die Linien von OH sind ebenfalls oft
sehr stark, aber weisen regelmäßig einen Masereffekt auf, was ebenfalls
die Interpretation sehr erschwert.
Moleküle in zirkumstellaren Hüllen
page: 3.11
Die Breite der Linienprofile entspricht der doppelten Expansionsgeschwindigkeit der Hülle. Die Endgeschwindigkeit v∞ kann daraus sehr
leicht abgeleitet werden.
Die Emissionslinien haben entweder ein parabolisches Profil, wenn die
Linien optisch dick sind, oder sie haben ein kastenförmiges Profil, wenn
sie optisch dünn sind. In etlichen Fällen haben sie ein Profil mit ausgeprägten Spitzen an den Außenseiten der Profile. In diesen Fällen werden
die Linien durch Maser gebildet.
Moleküle in zirkumstellaren Hüllen
Abbildung 3.2: CO-Linie durch Rotationsübergang im Mikrowellenbereich
Moleküle in zirkumstellaren Hüllen
page: 3.12
Abbildung 3.3: CO-Linie durch Rotationsübergang im Mikrowellenbereich
Moleküle in zirkumstellaren Hüllen
page: 3.13
Abbildung 3.4: CO-Linie durch Rotationsübergang im Mikrowellenbereich
Moleküle in zirkumstellaren Hüllen
page: 3.14
page: 3.15
Für die Interpretation der Beobachtungen am günstigsten sind Winde
mit hoher Massenverlustrate, in denen die Rotationszustände von CO
themisch besetzt sind. Wenn Strahlungsanregung eine Rolle spielt, dann
sind Modellrechnungen zum Strahlungstransport erforderlich, die nicht
besonders genau sind, weil dort viele nur unzureichend genau bekannte
Eigenschaften der Hüllen eingehen.
lungsabregung in den Grundzustand. Dieser Prozeß wird optisches
Pumpen genannt. Er dominiert bei niedrigen Dichten. Dann tritt
auch der Masereffekt auf.
• Durch Strahlungsanregung höherer Schwingungszustände und Strah-
zustände an- und abgeregt. Bei hohen Dichten dominiert dieser Prozeß und die Rotationszustände des CO sind thermisch besetzt.
• Durch Stöße mit H2 Molekülen. Dadurch werden die Rotations-
Die beiden wichtigsten Linien des CO sind die Linien aus den
Übergängen J = 2 → 1 und J = 1 → 0, weil sie in ein Fenster der
Durchlässigkeit der Erdatmosphäre fallen. Die Anregung der höheren Energieniveaus im Schwingungsgrundzustand des CO kann auf zwei
Weisen erfolgen:
3.3. Anregung von CO-Linien
page: 3.16
Ein CO Molekül im Schwingungsgrundzustand (υ = 0) kann durch
die Absorption eines Infrarotquants bei 4.6 µm in den ersten angeregten Schwingungszustand (υ = 1) angeregt werden, oder auch auch in
den Zustand υ = 2 durch 2.3 µm Quanten. Die quantenmechanischen
Auswahlregeln erfordern für diesen Übergang ∆J = ±1. Beim Strahlungsübergang zurück zu υ = 0 ist wieder die Auswahlregel ∆J = ±1
einzuhalten. Insgesamt gilt für Anregung und nachfolgende Abregung
JAnfang − JEnde = +2, 0, −2 .
Die Übergangswahrscheinlichkeiten bei Strahlungsübergängen sind so
beschaffen, daß es etwas wahrscheinlicher ist, daß
JAnfang − JEnde ≥ 0
ist als umgekehrt. Nach jeder Absorption und re-Emission eines Infrarotquants befindet sich das CO Molekül mit etwas größerer Wahrscheinlichkeit in einem höheren J -Zustand als in einem niedrigeren J -Zustand
als vorher. Absorption von Infrarotquanten pumpt“ das CO Molekül
”
in der J -Leiter aufwärts. Die höheren Zustände sind dann überproportional stark besetzt (sog. Besetzungsinversion).
3.3.1 Optisches Pumpen
?
?
m
µ
1.30 mm J = 2 → 1 Linie
2.60 mm J = 1 → 0 Linie
J =2
J =1
J =0
J =3
page: 3.17
Abbildung 3.5: Ausschnitt aus dem Termschema des CO Moleküls. Beim optischen
Pumpen folgt auf einen Strahlungsübergang aus dem Schwingungsgrundzustand in
einen angeregten Schwingungszustand ein Strahlungsübergang zurück zum Schwingungsgrundzustand, aber mit anderer Rotationsquantenzahl als zu Anfang.
J =2
J =1
J =0
J =3
4
.6
Optisches Pumpen
.
?
u
page: 3.18
Hierin ist nu die Anzahldichte der Teilchen im unteren der beiden Energiezustände, zwischen denen der Übergang erfolgt, no die Anzahldichte
der Teilchen im oberen Energiezustand, und gu und go sind die entsprechenden statistischen Gewichte der Zustände. Der Term in Klammern
ist der Korrekturfaktor für erzwungene Emission.
nugo

nogu 
nu 1 −





6
Die CO Moleküle befinden sich in einer kühlen Hülle um einen späten
Stern, in der durch den Staub auch ein intensives Strahlungsfeld vorhanden ist. Die Temperaturen sind hoch genug, daß sie sich auch in
angeregten Rotationszuständen befinden, die zur Emission von mmLinien führen. Eventuell wird durch das Pumpen eine Überbesetzung
der höheren Zustande erzeugt. Dadurch kann ein Masereffekt auftreten.
Der Absorptionskoeffizient für Linienabsorption ist bekanntlich proportional zu
o
3.3.2 Masereffekt
>1
(4)
(3)
(2)
(6)
(5)
page: 3.19
nimmt exponentiell zu. Es liegt dann ein Maser vor (Microwave Amplification by Stimulated Emission of Radiation).
Iν = I0 e−τν
negativ und die Intensität längs eines Strahls
τν = dr κν
Z
wird der Absorptionskoeffizient negativ, weil durch erzwungene Emission die Zahl der Photonen zu- und nicht abnimmt. Dann wird
nugo
Bei Besetzungsinversion, d.h., bei
nogu
nugo
< 1.
= e−hν/kT ,
d.h., für den Korrekturterm gilt
nogu
nugo
Bei thermischer Besetzung ist
nogu
Masereffekt
page: 3.20
Bei hohen Dichten wird der Masereffekt dadurch unterdrückt, daß die
Termbesetzung ganz überwiegend durch Stoßanregung und Stoßabregung erfolgt und die Energieniveaus deswegen thermisch besetzt sind.
der Absorption aus dem Profil der Emission herauswandert, wenn
also durch Dopplereffekt die Frequenzen zu sehr gegeneinander verschoben werden. Dann kann ein emittiertes Photon nicht mehr an
der anderen Stelle eine erzungene Emission auslösen.
Das Anwachsen der Intensität ist beim Auftreten von differentiellen
Bewegungen in der Materie deswegen auf einen solchen Bereich beschränkt, innerhalb dessen die Dopplerverschiebung kleiner als die
(halbe) Linienbreite bleibt.
• Wenn durch Relativbewegungen in der Materie die Mittenfrequenz
Emission die Rate der Erzeugung der Besetzungsinversion durch optisches Pumpen erreicht, dann sättigt der Maser. Ein weiteres Anwachsen der Intensität ist nicht mehr möglich.
• Wenn die Rate der Erzeugung neuer Photonen durch erzwungene
Dieses Anwachsen der Intensität wird durch zwei Effekte begrenzt:
Masereffekt
page: 3.21
In den meisten Fällen stammt der wesentliche Teil der Beschleunigung
des Windes auf hohe Überschallgeschwindigkeit aus dem Strahlungsdruck auf Staub. Die Ausströmungsgeschwindigkeiten in großem Abstand vom Stern, V∞, ist von der Größenordnung 10 . . . 25 km s−1.
Die Molekülhülle endet außen, wenn das ausströmende Material unter
den Einfluß des interstellaren UV-Strahlungsfeldes gerät, durch das die
Moleküle dissoziiert werden. In den inneren Teilen der Staubhülle wird
die äußere UV-Strahlung durch den Staub abgeschirmt. Die Grenze ist
gegegeben durch den Radius, bei dem die von außen her gemessene optische Tiefe im Staub im UV kleiner etwa eins ist. Die Grenze liegt bei
etwa r = 1018 cm.
Zirkumstellare hüllen um kühle Sterne bestehen meistens aus einem
staubfreien inneren Teil zwischen der Sternoberfläche und ca. 5 . . . 10
Sternradien. Ab dann sind die Temperaturen niedrig genug für den Einsatz von Staubkondensation und weiter außen ist dann zusätzlich auch
Staub vorhanden.
3.3.3 Struktur der Hülle



T



1/2
km s−1 .
(7)
page: 3.22
1 000 K
Diese ist vernachlässigbar klein gegenüber der Expansionsgeschwindigkeit.
vth = 0.56 × 104

Die Temperaturen in der Hülle sind niedrig; in der Staubhülle T <
1 000 K. Die thermische Dopplerbreite des CO Moleküls ist
Über den Geschwindigkeitsverlauf im staubfreien inneren Bereich ist
nicht viel bekannt; die Geschwindigkeiten sind niedrig und wahrscheinlich durch die Pulsation des Sterns geprägt.
Die Geschwindigkeiten steigen nach einsetzen der Staubkondensation
relativ rasch an bis nahe zur Endgeschwindigkeit V∞ (Beschleunigungsund Kondensationszone). Danach ändern sie sich nur noch wenig. Die
meiste Masse der Hülle ist in dem Bereich vorhanden, in dem die Geschwindigkeit etwa gleich V∞ ist.
Struktur der Hülle
page: 3.23
Ausgenommen: SiO (ist im Staub kondensiert, Linien stammen
hauptsächlich aus dem staubfreien Bereich), und Moleküle aus der äußeren Photodissoziationszone, vor allem OH.
Bei Betrachtungen zur Emission von Moleküllinien wird die Hüllenstruktur vereinfachend als sphärisch symmetrische Hülle mit konstanter Ausströmungsgeschwindigkeit V∞ zwischen einem inneren Radius
Rs und einem äußeren Radius Ra angenommen.
Wegen der Dopplerverschiebung beobachtet man Strahlung aus der
Hülle aus dem Wellenlängenbereich ∆λ = ±λ0Vexp/c um die Wellenlänge λ0 der Linienmitte herum. Das Profil der Emission aus
der Hülle wird wegen der kleinen thermischen Breite der Moleküllinie praktisch vollständig durch die Dopplerverschiebung der Linie im
Strömungsfeld bestimmt.
Struktur der Hülle
page: 3.24
ten starke Relativgeschwindigkeiten der Materie für je zwei Punkte
auf dem Strahl auf, es sei denn, sie liegen nahe beieinander. Die Maserbedingung ist deswegen nur über kleine Bereiche des Sehstrahls
erfüllt.
• Für Sehstrahlen, die durch die äußeren Teile der Hülle verlaufen, tre-
für solche Sehstrahlen erfüllt, die dicht beim Stern durch die Hülle
gehen. Für diese ist längs des Teils des Strahls auf der Vorderseite
der Hülle die Geschwindigkeit vr überall gleich +V∞, und längs des
Teils des Strahls auf der Rückseite ist die Geschwindigkeit vr überall
gleich −V∞. Die Maserbedingung ist deswegen auf fast der gesamten
Strecke zwischen dem Stern und dem äußeren Rand der Hülle erfüllt.
• Die Bedingung für das Auftreten des Masereffektes ist am besten
In einer Hülle um einen kühlen Stern ist im größten Teil der Hülle
vr = V∞, bis auf die Beschleunigungszone nahe beim Stern.
Der Masereffekt ist am stärksten längs solcher Sehstrahlen ausgeprägt,
welche die größte Zahl von Molekülen mit der gleichen Geschwindigkeitskomponente zum Beobachter haben.
3.3.3 Zirkumstellare Maser
page: 3.25
Deswegen hat das Linienprofil der Emission aus der Hülle zwei Spitzen
bei den maximalen Verschiebungen ±λ0V∞/c relativ zur Linienmitte
und ein Minimum dazwischen. Dieses Hörnchenprofil“ ist charakteri”
stisch für eine Emission, an welcher der Masereffekt wesentlich beteiligt
ist.
Bei der Wellenlänge der Linienmitte liegen die ungünstigsten Bedingungen für den Masereffekt vor, weil hier nur eine dünne Schicht um
die Ebene herum, die senkrecht zur Beobachtungsrichtung ist und den
Stern enthält, zur beobachteten Emission bei der Wellenlänge λ0 beitragen kann. Bei dieser Wellenlänge ist die Emission aus der Hülle am
geringsten.
Die Intensität der beobachteten Strahlung ist am größten bei den beiden
Wellenlängen
V∞
,
(8)
λ = λ0 ± λ0
c
denn zur Strahlung aus der Hülle tragen bei diesen beiden Wellenlängen
nur Strahlen bei, die nahe beim Stern vorbeilaufen, und auf solchen
Strahlen herrschen die günstigsten Bedingungen für den Masereffekt.
Zirkumstellare Maser
page: 3.26
Abbildung 3.6: Berechnete Linienprofile der J = 1 → 0 Linie des CO
Moleküls bei 2.6 mm Wellenlänge aus
einer Sternhülle um einen Stern mit
T∗ = 2 000 K und L∗ = 7 × 103 L.
Die Windgeschwindigkeit ist 15 km s−1
und die Massenverlustrate nimmt verschiedene Werte zwischen 10−7 und 4×
10−5 M a−1 an (Morris 1980). Bei kleinen Massenverlustraten tritt ein Masereffekt auf, kenntlich an dem charakteristischen Hörnchenprofil“. Bei
”
höheren Massenverlustraten hat das
Profil Parabelform, die für otisch dicke
Hüllen und thermische Besetzung der
Rotationszustände des Moleküls charakteristisch ist.
3.3.4 CO-Maser
page: 3.27
Die Temperatur des Staubs an der Innenkante der Hülle entspricht etwa der Kondensationstemperatur von ≈ 1 000 K. Die Temperatur fällt
nach außen auf die Temperatur in der interstellaren Materie ab, d.h.
auf etwa 100 K.
In den Hüllen um kühle Sterne kondensiert in dem ausströmenden Gas
ein Teil der schweren Elemente als Staub aus. Dieser Staub wird durch
den Stern aufgeheizt und emittiert die aus dem Sternlicht absorbierte Strahlungsenergie als kontinuierliche Strahlung im ganzen infraroten
Wellenlängenbereich. Die Tatsache, daß die Emission kontinuierlich erfolgt und die Temperatur in der Hülle niedrig ist (= keine Ionisation,
die auch zu kontinuierlicher Emission führen könnte) zeigt, daß für die
Emission Festkörperpartikelchen verantwortlich sind. Aus der Analyse
der Polarisation der Strahlung aus der Hülle ergibt sich, daß die Teil< 0.1 µm.
chen klein sind; Abmessunge ∼
3.4. Infrarotemission aus der Hülle
page: 3.28
Abbildung 3.7: Spektrale Energieverteilung (λFλ) für sechs Sterne mit zirkumstellaren Staubhüllen. Die oberen
vier Spektren zeigen das Energiespektrum des Sterns und den Beitrag der
Staubhülle (optisch dünn). Die unteren zwei zeigen nur die Emission durch
den Staub (optisch dick). Die diversen Symbole sind Meßdaten, die Linien das Ergebnis eines Strahlungstransportmodells (Bedijn 1987). (Sauerstoffreiche Elementmischung)
Infrarotemission aus der Hülle
page: 3.29
In manchen Fällen hat gegenwärtig der Massenverlust stark nachgelassen und es wird keine Staubhülle mehr gebildet, man sieht aber noch
die frühere Hülle, die inzwischen in große Entfernungen expandiert ist.
In solchen Fällen einer fossilen“ Staubhülle kann die Temperatur der
”
Exzess-Strahlung aber sehr viel niedriger sein, bis unter 100 K. Ergebnisse einer Modellrechnung für eine expandierende Hülle zeigt Abb. 3.8.
Wenn die optische Tiefe der Staubhülle sehr hoch ist, dann wird das
Sternlicht vollständig absorbiert und man sieht nur die Strahlung der
Pseudoatmosphäre“ der Staubhülle. Das entspricht den zwei unteren
”
Spektren in Abb. 3.7.
Bei optisch dünnen Hüllen besteht das emittierte Spektrum aus dem
Sternspektrum und einem infraroten Exzess im ferrnen infroten Spektralbereich, der in etwa einer Schwarzkörperstrahlung von 1 000 K entspricht. Das entspricht den vier oberen Spektren in Abb. 3.7.
Infrarotemission aus der Hülle
page: 3.30
Abbildung 3.8: Spektrum eines Modells einer expandierende Hülle für zwei Massenverlustraten des früheren Sternwinds von Ṁ = 1 × 10−4M a−1 und Ṁ =
5 × 10−4M a−1. Die Zahlen in Klammern bedeuten das Verhältnis des Radius des
Innerandes der Hülle zum Kondensationsradius zur Zeit, als noch Kondensation im
Sternwind stattfand (Bedijn 1987).
Infrarotemission aus der Hülle
3.3 µm PAH
11.15 µm SiC
3.1 µm Eis
9.7 µm Silikate
18. µm Silikate
Die wichtigsten Banden sind:
In den Hüllen um C-Sterne
In den Hüllen um M-Sterne
page: 3.31
Zusätzlich zu der kontinuierlichen Emission aus der Hülle sieht man einige breite Banden, die in den optischdünnen Hüllen in Emission und
in den optisch dicken Hüllen in Absorption erscheinen. Die große Breite der Banden von ≈ 1 µm zeigt, daß es sich nicht um Atom- oder
Moleküllinien handeln kann, sondern um Festkörperabsorptionsbanden.
Die häufigsten Staubsorten sind in der Tabelle 2 angegeben.
Infrarotemission aus der Hülle
Fe-Ni-Legierung
Graphit, Ruß
Olivin, amorph
Forsterit, kristallin
(nur wenn Ṁ hoch)
Pyroxen, amorph
Enstatit, kristallin
(nur wenn Ṁ hoch)
Quarz
Korund
Spinel
Magnesiowüstit
Siliziumkarbid
Magnesiumsulphid
Sorte
1 030
1 030
SiO2
1 030
Al2 O3
1 346
MgAl2 O4
1 104
(Mg,Fe)O
872
SiC
1 310
MgS
750
elektrische Leiter
(Fe,Ni)
987
C
1 700
(Mg,Fe)SiO3
MgSiO3
reines Kontinuum
reines Kontinuum
9.7, 18, breit, unstrukturiert
9.8, 11.4, 16.2, 19.4, 23.4
27.4, 33.9
9.7, 18, breit, unstrukturiert
9.4, 10.7, 11.7, 19.5, zahlreiche
Banden im Bereich 22 . . . 45
8.6, 20.5
11
13, 16.8, 32
19.5
11.2
≈ 30 µm, breit
Tv [K] Banden [µm]
Minerale
(Mg,Fe)2 SiO4 1 055
Mg2 SiO4
1 055
Formel
C
M
M
M
M
C
C
M
M
M
M
√
√
√
√
√
√
√
√
page: 3.32
Sterne Met.
Tabelle 3.2: Häufigste Staubsorten in zirkumstellaren Hüllen, ihre Verdampfungstemperaturen (p = 10−3 Pa, kosmische Elementmischung, bei
C-Sternen C/O=1.5)), ihre charakteristischen Infrarotbanden, nachgewiesenes Vorkommen in Sternhüllen (Spektraltyp) und in Meteoriten.
Infrarotemission aus der Hülle
page: 3.33
Abbildung 3.9: Charakteristische infrarote Schwingungsmoden der S-O, C-C und C-H
Bindungen
Infrarotemission aus der Hülle
page: 3.34
Abbildung 3.10: Einige typische Infrarotspektren von Sternen mit sauerstoffreicher
Elementmischung C/O < 1 (M), kohlenstoffreicher Elementmischung C/O < 1 (C)
und Übergangstyp C/O ≈ 1 (S).
Infrarotemission aus der Hülle
page: 3.35
Abbildung 3.11: Modelle des
Energiespektrums eines MSterns für verschiedene Massenverlustraten Ṁ (Bedijn
1987). Die gestrichelte Kurve ist die Emission nur der
Staubhülle, die durchgezogene Linie das Spektrum für
den Stern mit Staubhülle. Bei
>2 ×
Massenverlustraten Ṁ ∼
10−5 M a−1 scheint der Stern
nicht mehr durch die Hülle
hindurch.
Infrarotemission aus der Hülle
page: 3.36
Abbildung 3.12: Hoch aufgelöstes Bild der Staubhülle um den Kohlenstoffstern CWLeo = IRC+10216. Die Ringstruktur hängt mit Modulationen der Massenverlustrate
zusammen, deren Ursache noch nicht geklärt ist.
Infrarotemission aus der Hülle
page: 3.37
Die Absorption der Festkörper fällt zu großen Wellenlängen wie λ−p
> 1) ab. Dadurch sind alle Hüllen im fernen Infraroten optisch dünn.
(p ∼
In diesem Fall ist die vom Staub emittierte Strahlungsenergie proportional zur Staubmasse in der Hülle. Dadurch kann die Masse durch
IR-Beobachtungen gemessen werden. Die Expansionsgeschwindigkeiten
im Wind können aus CO-Linien bestimmt werden. Aus Staubmasse und
v∞ ergibt sich die Massenverlustrate im Staub. Auf diese Weise sind für
zahlreiche Objekte Massenverlustraten (in Form von Staub) bestimmt
worden. Massenverlustraten für das Gas ergeben sich, wenn das Massenverhältnis Staub/Gas bekannt ist.
Infrarotemission aus der Hülle
page: 3.38
Sogenannter Katzenaugen-Nebel, ein planetarischer Nebel mit einer fossilen
Staubhülle aus dem AGB-Stadium
Wenn Sterne altern
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