Bachelor-Thesis / Diplomarbeit WS 2008/2009 Prof. C. Schlüter / Prof. R. Pohlenz / Dr. J. Morhenne Energieeffiziente Fassaden für Bürogebäude Hintergrund „Energieeffizienz und Energieeinsparung: Das sind unsere wichtigsten Aufgaben, wenn wir dem globalen Klimawandel entgegentreten wollen. Der Gebäudebereich macht fast 40% des Energieverbrauchs aller Sektoren aus, und wir wissen, dass hier noch erhebliches Einsparpotential besteht. Deshalb haben wir hier einen besonderen Handlungsbedarf.“ Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für verkehr, Bau und Stadtentwicklung, im Grußwort der Veröffentlichung des ift Rosenheim zur Messe „Fensterbau / Frontale 2008 in Nürnberg. Die hohe Relevanz des Gebäudebereiches am Energieverbrauch hängt insbesondere mit dem sehr schlechten Energiestandard des Altbestandes zusammen. Insofern ist die Anpassung des Gebäudebestandes an die aktuell möglichen Energiestandards von großer Bedeutung. Dies um so mehr als das ca. 75% der Gebäude die wir im Jahr 2020 benötigen werden bereits heute vorhanden sind. Aufgrund der gesetzlichen und technischen Entwicklungen kann der Energieverbrauch für die Gebäudenutzung gegenüber den Gebäuden der 60er und 70er Jahre um mehr als den Faktor 10 abgesenkt werden. Der Ausbildung der Fassaden kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Die Fassade als Schnittstelle zwischen Innen und Aussen definiert durch Ihre Ausbildung maßgeblich die Energieeffizienz eines Gebäudes. Dies gilt für den Bereich der Heizenergie für den die Fassade ( neben dem Dach ) die Hauptverantwortung im Hinblick auf die Transmissionswärmeverluste trägt. Durch die Integration in die gesamte technische Gebäudeausrüstung gilt dies aber auch für den Bereich der Lüftungswärmeverluste. Die bei Bürogebäuden immer wichtiger werdenden Bereiche der sommerlichen Kühlung und der Tageslichtautonomie werden hinsichtlich Ihrer Energieeffizienz ebenso durch die Ausbildung der Fassaden entscheidend beeinflusst. Seite 1 / 4 S:\800_Hochschule Bochum\Bachelor_Diplom\Bachelor-Thesis_WS08-09_Energieeffiziente Fassade_Final.doc Aufgabe Luftbild Ruhr-Universität Bochum, Gebäudereihe I Im Rahmen des Hoschschul-Standort-Entwicklungs-Programms, kurz HSEP werden zur Zeit für die Hochschulstandorte des Landes jeweils spezielle Instandsetzungs- und Modernisierungskonzepte erarbeitet. In diesem Zusammenhang wird auch für die Ruhr Universität Bochum RUB die komplette Sanierung der Bausubstanz vorbereitet. Im Rahmen eines Drittmittelprojektes werden zur zeit durch den Lehrstuhl Baukonstruktion, Bauen im Bestand die Gebäude der sogenannten I-Reihe hinsichtlich alternativer Aufteilungen und Zonierungen überprüft. Übergreifend sollen somit räumliche Potentiale im Hinblick auf sich ändernde Anforderungen an die Organisation des Lehr- und Forschungsbetriebes im allgemeinen und für ein typisiertes Seminargebäude aus den 60er und 70er Jahren aufgezeigt werden. Dieses bildet den inhaltlichen Rahmen der Arbeit. Im Rahmen der Bachelor-Thesis bzw. der Diplomarbeit für die Gebäude der I-Reihe der RUB eine Fassade unter Berücksichtigung möglichst großer Energieeffizienz und Optimierung der Arbeitsplatzqualität zu entwickeln. Es sind dabei insbesondere die Bereiche des Heizwärmebedarfs, der Bedarfs an Kühlung, der damit einhergehenden Fragen des sommerlichen Wärmeschutzes und der damit auch zu beeinflussenden Tageslichtqualität im Sinne einer möglichst großen Tageslichtautonomie zu beachten. Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung und konstruktiven Durcharbeitung bis ins Detail der Fassadenstruktur wobei jedoch auch die notwendige Abstimmung eines allgemeinen Energiekonzeptes für die Bereiche Heizen / Kühlen / Lüften zu leisten ist. Die Zielsetzung soll dabei von einer möglichst großen Reduzierung aktiver Maßnahmen zu Gunsten passiver Lösungen geprägt sein. Eine Kompensation größerer Energieverbräuche durch regenerative Energiegewinnung – wie z.B. Geothermie - ist hierbei nicht zielführend. Zunächst gilt es den Energiebedarf durch die Ausbildung der Fassade und Integration passiver Maßnahmen wie z.B. Nachtauskühlung soweit als möglich zu reduzieren um dann nur den reduzierten Restbedarf durch möglichst regenerative Energieträger decken zu müssen. Selbstverständlich ist eine Integration von regenerativer Energiegewinnung – soweit sinnvoll – in die Fassadenstruktur durchaus vorstellbar. Die Sinnfälligkeit der getroffenen Entscheidungen ist durch entsprechende Berechnungstools zu belegen, bzw. sind diese Tools in den Entwurfsprozeß und die Entscheidungsfindung mit einzubinden. Neben allem Anspruch an die technischen, vor allem energietechnischen und konstruktiven Fragestellungen soll die Fassade selbstverständlich auch höchsten gestalterischen Anforderungen gerecht werden. Auch dies ist im Rahmen der Arbeit durch entsprechende zeichnerische Darstellungen aufzuzeigen. Ansicht Gebäude IC Ansicht Gebäude IC Seite 2 / 4 S:\800_Hochschule Bochum\Bachelor_Diplom\Bachelor-Thesis_WS08-09_Energieeffiziente Fassade_Final.doc Leistungen Analyse − Aufzeigen der inhaltlichen und rechtlichen Zusammenhänge energetischen Bauens für Bürogebäude hinsichtlich Heizwärmebedarf, sommerlicher Wärmeschutz, Lüftung und Tageslichtnutzung Fassadenentwicklung − Entwicklung eines allgemeinen Energiekonzeptes im Hinblick auf die durch die Fassade zu beeinflussenden Aspekte. − Entwicklung einer Fassadentypologie unter Berücksichtigung der Nutzungsanforderungen, der Energieeffizienz und gestalterischer Aspekte. Definition Fassadenraster Festlegung Glasanteil Festlegung Blendschutz, Sonnenschutz unter Berücksichtigung der Nutzeranforderung, bzw. Nutzungsqualität und möglicher Fehlbedienung Definition Lüftung / Nachtauskühlung − Aufzeigen der gestalterischen Qualitäten der Fassaden durch entsprechende realitätsnaher Animationen des Erscheinungsbildes − Festlegung der exakten technischen Parameter der Fassaden hinsichtlich Material, Glasqualitäten, Gesamtenergiedurchlaßgrad, Integration von Lüftungselementen etc. − Konstruktive Durcharbeitung der Fassadenstruktur incl. aller relevanter Detailanschlüsse ( auch zu angrenzenden Bauteilen wie Dächern, Vorsprüngen, Bodenbereichen ) im Sinnen einer ausführungsreifen Lösung bis zum Maßstab 1:1. − Berechnung des Energiebedarfs anhand des gewählten FassadenEnergiekonzeptes gemäß DIN V 18599 incl. Erläuterung der Auswirkungen der jeweils getroffenen Entscheidungen zur Fassadenausbildung − Aufzeigen der Konsequenzen des gewählten Glasanteils / Verschattungseinrichtungen hinsichtlich thermischer Behaglichkeit im Sommer hinsichtlich zu erwartender Temperaturen / Überhitzungsstunden durch vereinfachte Berechnungen mittels Gebäudesimulationsprogramme. − Präsentation − Die gesamte Arbeit ist auf großformatigen Plänen zu dokumentieren. − Darstellung des Ergebnisse der Analyse und durchgeführten Berechnungen − Fassadenübersichten im Maßstab 1:100 − Fassadenausschnitt in Maßstab 1:50 − Fassadenschnitt und Ansicht im Maßstab 1:10 / 1:20 mit Darstellung der Fassadenkonstruktion sowie des Erscheinungsbildes. − Fassadengrundriss mit Darstellung einer typischen Büro-Nutzung im Maßstab 1:10 / 1:20 − Alle relevanten Fassadendetails im Maßstab 1:5 bis 1:1 − Darstellung des grundsätzlichen Energiekonzeptes − Erläuterung der Fassadenbauteile auf die energierelevanten Themen für die unterschiedlichen Anforderungen wie Tag / Nacht bzw. Sommer / Winter anhand von Schemazeichnungen. − Modellbau der Fassade als Übersichtsmodel im Maßstab 1:100 sowie als Ausschnitts- Detailmodel im Maßstab 1: 10. Detailmodel incl. DachBodenanschluß über mind. 6 Gebäudeachsen. Seite 3 / 4 S:\800_Hochschule Bochum\Bachelor_Diplom\Bachelor-Thesis_WS08-09_Energieeffiziente Fassade_Final.doc Betreuung Die Arbeit wird gemeinsam durch Prof. Pohlenz, Dr. Morhenne und Prof. Schlüter betreut. Zu Beginn findet ein gemeinsames einführendes Seminar zum Thema energieeffizientes Bauen unter besondere Berücksichtigung der Fragestellung von Fassaden zu Bürogebäuden statt. Eine Literaturliste bzw. Link-Sammlung bezüglich der Aufgabenstellung wird zur Verfügung gestellt. Zu den geforderten Berechnungen gemäß DIN V 18599 sowie zu der geforderten vereinfachten Gebäudesimulation finden jeweils gesonderte Erläuterungsseminare durch die Betreuer statt. Die notwendigen Programme werden für die Bearbeitung zur Verfügung gestellt. Zum Bereich des allgemeinen Energiekonzeptes findet eine gesonderte Betreuung / Abstimmung im Rahmen eines Zwischentermines statt. Seite 4 / 4 S:\800_Hochschule Bochum\Bachelor_Diplom\Bachelor-Thesis_WS08-09_Energieeffiziente Fassade_Final.doc