Fachbereich Mathematik der Universität Hamburg Prof. Dr. Michael Hinze Dr. Hanna Peywand Kiani WiSe 2015/16 Analysis I für Studierende der Ingenieurwissenschaften Blatt 3 Aufgabe 1: a) Geben Sie die folgenden komplexen Zahlen in kartesischer Darstellung a + ib mit a, b ∈ R und i2 = −1 an. 3 + 4i i) z1 = (3 + 4i)(3 + 4i) , ii) z2 = (3 + 3i)2 , iii) z3 = . 3 − 4i b) Berechnen Sie alle Nullstellen des Polynoms p(z) und geben Sie die Linearfaktorzerlegung von p an. p(z) := z 3 + 4z 2 + 13z . c) Charakterisieren Sie durch eine Skizze oder mit Worten die folgenden Teilmengen der komplexen Ebene: M1 = {z ∈ C | |z| ≤ 5}, M2 = {z ∈ C | |z − i| = 1} , M3 = {z ∈ C | z + z̄ = 2} , M4 = z ∈ C | Re z 2 = 0 . Lösungshinweise zu Aufgabe 1: (3+3+4 Punkte) a) i) z1 = (3 + 4i)(3 + 4i) = (3 + 4i)(3 − 4i) = 32 − (4i)2 = 9 + 16 = 25 . ii) z2 = (3 + 3i)2 = (3 + 3i)(3 + 3i) = 9 + 9i + 9i + (3i)2 = 9 + 18i − 9 = 18i . 3 + 4i (3 + 4i)(3 + 4i) 9 + 24i − 16 7 iii) z3 = = = = − 25 + 24 i. 25 3 − 4i (3 − 4i)(3 + 4i) 25 b) p(z) = z 3 + 4z 2 + 13z = z · (z 2 + 4z + 13) . z 2 + 4z + 13 = (z + 2)2 − 4 + 13 = (z + 2)2 + 9 = 0 Analysis I, M. Hinze/P. Kiani, WiSe 2015/2016, Blatt 3 2 √ √ √ ⇐⇒ (z + 2)2 = −9 ⇐⇒ z + 2 = ± −9 = ± −1 · 9 = ±3i ⇐⇒ z = −2 ± 3i Das Polynom hat also die Nullstellen und die Linearfaktorzerlegung z1 = 0, z2,3 = −2 ± 3i p(z) = (z − 0)(z + 2 + 3i)(z + 2 − 3i) . c) M1 = {z ∈ C | |z| ≤ 5} : Kreisscheibe mit Radius r = 5 und Mittelpunkt Null inklusive Rand. M2 = {z ∈ C | |z − i| = 1} : Abstand von i = 1 . Kreis(rand) mit Radius 1 um i . M3 = {z ∈ C | z + z̄ = 2} : 2Re (z) = 2 : Parallele zur imaginären Achse durch 1+0·i . M4 = z ∈ C | Re z 2 = 0 : Re (z 2 ) = Re ((x + iy)(x + iy)) = 0 ⇐⇒ x2 − y 2 = 0 M4 besteht also aus den zwei Geraden Re (z) = ±Im (z) . Analysis I, M. Hinze/P. Kiani, WiSe 2015/2016, Blatt 3 3 Aufgabe 2: a) Interpretieren Sie für z 6= 0 die Zuordnung f : z 7→ 1 geometrisch. z Tipp: Notizen zur Vorlesung 2, letzte Seite. b) Skizzieren Sie die unten angegebenen Mengen D1 und D2 und bestimmen Sie deren Bilder unter f aus a). i) D1 := {z ∈ C : 0 < Re (z) = 3Im (z)} , ii) D2 := {z ∈ C : |z| = 2} . Lösung zur Aufgabe 2: 1 = 1 z gilt für z = 6 0 einerseits 1 1 z · = |1| ⇐⇒ |z| · = 1 ⇐⇒ 1 = 1 . z z z |z| a) Wegen z · Der Betrag von 1 z ist also der Kehrwert von |z| . Andererseits gilt für die Winkel nach Vorlesung: 1 Winkel von z · = Winkel von z+ Winkel von z Also ist der Winkel von 1z = − (Winkel von z ). 1 z = Winkel von 1 = 0 . Man spiegelt also an der reellen Achse und nimmt den Kehrwert des Betrages. (4 Punkte) b) i) D1 := {z ∈ C : 0 < Re (z) = 3Im (z)} Ist ein Strahl. Für z = 3b + ib = b(3 + i). b > 0 erhält man rechnerisch: 3b − ib 3−i 1 = = . Dies ist der Strahl: {z ∈ C : 0 < Re (z) = −3Im (z)} z (3b − ib)(3b + ib) 10b Geometrisch kann man argumentieren, dass alle Punkte der Definitionsmenge den gleichen Winkel φ haben. Damit haben alle Punkte der Bildmenge den Winkel −φ . Die Beträge der Urbilder liegen in ]0, ∞[ , so dass die Beträge der Bilder alle Zahlen zwischen ∞ und Null durchlaufen. Das Bild ist der an der reellen Achse gespiegelte Strahl. (4 Punkte) ii) D2 := {z ∈ C : |z| = 2} ist eine Kreis mit Radius zwei um Null. 1 z ∈ D2 ⇐⇒ = 12 . z Alle Bildpunkte liegen also auf einem Kreis mit Radius 0.5 um Null. Die Winkel der Punkte aus D2 liegen in [0; 2π[ . Die Winkel der Bilder in ] − 2π, 0] . Das Bild ist also der Kreis mit Radius 0.5 um Null. (4 Punkte) Analysis I, M. Hinze/P. Kiani, WiSe 2015/2016, Blatt 3 4 2.5 4 2 3 1.5 2 1 1 0.5 0 0 −1 −0.5 −1 −2 −1.5 −3 −2 −4 0 2 4 6 8 −2.5 −2.5 10 −2 −1.5 −1 −0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 Aufgabe 3: a) Bei welchen der folgenden Abbildungen kann es sich um die Darstellung des Graphen einer reellwertiger Funktion f : [−3, 3] → [−2, 2], x 7→ y = f (x), handeln? 3 2 1.5 2 1 1 0 y y 0.5 0 −0.5 −1 −1 −2 −1.5 −3 −4 −3 −2 −1 0 1 −2 −3 2 −2 −1 0 x 1 2 3 −2 −1 0 x 1 2 3 2 2 1.5 1.5 1 1 0.5 0.5 0 0 y y x −0.5 −0.5 −1 −1 −1.5 −1.5 −2 −3 −2 −1 0 x 1 2 3 −2 −3 Welche der zugehörigen Funktionen sind - soweit erkennbar - injektiv bzw. surjektiv? Welche der zugehörigen Funktionen sind - soweit erkennbar - bijektiv (umkehrbar/invertierbar)? Lösung zur Aufgabe 3a: Die erste Abbildung stellt keine Funktion mit y = f (x) dar, da man z.B. für x = 1 zwei verschiedene y− Werte hat. (1 Punkt) Die Abbildung unten rechts stellt den Graphen einer Funktion dar, wenn für x = 0.5 ein eindeutiger Funktionswert festgelegt wird. (1 Punkt) Wird f (0.5) = 2 festgelegt, so ist die Funktion injektiv und surjektiv, damit also auch Analysis I, M. Hinze/P. Kiani, WiSe 2015/2016, Blatt 3 5 bijektiv (umkehrbar). (1 Punkt) Wird dagegen f (0.5) = 1.5 festgelegt, so ist (soweit erkennbar): f (0.5) = f (3) . Die Funktion ist nicht injektiv. Sie ist auch nicht surjektiv, denn es gibt kein x mit f (x) = 2 . (1 Punkt) Die beiden anderen Abbildungen zeigen jeweils einen eindeutigen y− Wert für jedes x ∈ [−3, 3] . Sie stellen also Graphen von Funktionen dar. (1 Punkt) Oben rechts gibt es zu ±x jeweils den gleichen y− Wert. Die Funktion ist nicht injektiv und damit nicht umkehrbar. Sie ist surjektiv, da jedem y mindestens ein x zugeordnet werden kann. (1 Punkt) Unten links gibt es zu jedem y ∈ [−2, 2] (so weit erkennbar) genau einen x− Wert. Die Abbildung stellt den Graphen einer bijektiven (umkehrbaren) Funktion dar. (1 Punkt) b) In den untenstehenden Bildern sind die Graphen der Funktionen: 2 f1 (x) = exp(−x2 ) = e−x , ), f2 (x) = sin( x+π 2 und f3 (x) = cos(x) 1 + x2 dargestellt. Welches Bild gehört zu welcher Funktion? 1 1.2 0.8 1 0.6 0.8 0.4 0.2 0.6 0 0.4 −0.2 −0.4 0.2 −0.6 0 −0.8 −1 −20 −15 −10 −5 0 5 10 15 20 −0.2 −20 −15 −10 −5 0 5 10 15 20 1 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 −5 0 5 Lösung zur Aufgabe 3b: (3 Punkte) Alle drei Funktionen sind achsensymmetrisch und haben bei x = 0 den Wert f (0) = 1 . Bei der Untersuchung beschränken wir uns also auf den Bereich x > 0 . Hier ist exp Analysis I, M. Hinze/P. Kiani, WiSe 2015/2016, Blatt 3 6 monoton steigend. −x2 wird mit größer werdendem x immer kleiner. Also ist f1 im Bereich x > 0 fallend. Es kommt nur das untere Bild in Frage. (Vergleiche auch Folie 19 Vorlesung) f2 (x) = sin( x+π ) ist periodisch und gehört damit zum Bild links oben. 2 1 cos(x) wird die periodische Funktion mit dem Faktor ,,gedämpft”. 2 1+x 1 + x2 Das passt zum Bild oben rechts. In f3 (x) = Die oberen Bilder wurden mit MATLAB wie folgt erzeugt: a=-20; b=20; fun=’sin((x+pi)/2)’ % bzw. fplot(fun,[a,b]) fun=’cos(x)/(1+x^2)’ Analysis I, M. Hinze/P. Kiani, WiSe 2015/2016, Blatt 3 7 Aufgabe 4: (4 + 3 Punkte) In dieser Aufgabe untersuchen wir reelle Funktionen einer reellen Variablen. a) (Verkettung von Funktionen/Umkehrfunktion) Für welche x ∈ R sind die folgenden Ausdrücke definiert? Für welche x ∈ R gilt fk (x) = x ? i) iii) √ f1 (x) = x2 f3 (x) = exp(ln(x)) ii) iv) √ 2 f2 (x) = ( x) f4 (x) = ln(exp(x)) b) Es sei y = f (x) := 5(x−2) . Bestimmen Sie • den natürlichen Definitionsbereich D von f , • das Bild B = f (D) von D unter f , • das Bild von [2; ∞[ , • sowie die Umkehrabbildung f −1 : B → D . Lösungshinweise zu Aufgabe 4: (Verkettung von Funktionen/Umkehrfunktion) a) (Je 1 Punkt) √ i) f1 (x) = x2 =⇒ D = R , aber f1 (x) = x nur für x ∈ R, x ≥ 0 . √ 2 ii) f2 (x) = ( x) =⇒ D2 = {x ∈ R, x ≥ 0}, f2 (x) = x, ∀x ∈ D2 . (Vgl. Notizen zu Vorlesung 2 Folie 7-8) iii) f3 (x) = exp(ln(x)) =⇒ D3 = R+ , iv) f4 (x) = ln(exp(x)) =⇒ D4 = R, b) f3 (x) = x, ∀x ∈ D3 . f4 (x) = x, ∀x ∈ D4 . • y = f (x) := 5x−2 ist auf ganz R definiert. Also D = R . (1 Punkt) • Das Bild ist B = f (D) = R>0 . (1 Punkt) • Das Bild von [2; ∞[ besteht aus allen nicht negativen Potenzen von Fünf. Es ist daher f ([2; ∞[) = [1; ∞[ .(1 Punkt) • y = 5x−2 ⇐⇒ log5 (y) = x − 2 ⇐⇒ x = f −1 (y) = log5 (y) + 2. (1 Punkt) Abgabe: 16-20.11.2015