Bildungszentrum für Erwachsene Zürich Riesbach Umbau

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Bildungszentrum für Erwachsene
Zürich Riesbach
Umbau 2004 –2005
Bildungszentrum für Erwachsene,
Zürich Riesbach
EB Zürich, Kantonale Berufsschule für
Weiterbildung
KME, Kantonale Maturitätsschule für
Erwachsene
Umbau 2004 –2005
Baudirektion Kanton Zürich
Hochbauamt
© Bewilligung GeoZ 10.6.2005
Inhalt
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Veränderte Anforderungen an die Bildung und
ein Schulhaus im Wandel
Dorothée Fierz, Baudirektorin
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Eine Zusammenarbeit für lebenslanges Lernen
Regine Aeppli, Bildungsdirektorin
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Vom Wandel eines baulichen Zeitzeugen
Stefan Bitterli, Kantonsbaumeister
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BiZE eröffnet neue Perspektiven und Horizonte
Hans-Peter Hauser, Rektor EB Zürich
Heinrich Strebel, Rektor KME
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Diskurs zwischen erneuern und erhalten
Roland Eichenberger, Architek
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Licht – Text – Bewegung
Johannes Gees, Künstler
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Signaletik führt Besucherinnen und Besucher
sicher zum Ziel
Werner Egli, Visuelle Kommunikation
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Pläne
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Raumprogramm
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Am Bau Beteiligte
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Baudaten
Veränderte Anforderungen an die Bildung und ein Schulhaus
im Wandel
«Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr». Mit diesem Sprichwort wurden früher (und wohl
auch heute noch) Schülerinnen und Schüler aufgefordert, möglichst viel im Kindes- oder Jugend-Alter zu
erlernen und dann zeitlebens darauf aufzubauen. Heute fordert der gesellschaftliche und wirtschaftliche
Wandel von uns die Bereitschaft zur lebenslangen Weiterbildung. Es ist mir deshalb eine grosse Freude,
dass die Baudirektion mit dem Bildungszentrum für Erwachsene eine zeitgemässe und zweckmässige Infrastruktur für das lebenslange Lernen bereit stellen durfte.
An ein Schulhaus für Erwachsene werden zum Teil andere Anforderungen gestellt als an ein Schulhaus für
Kinder oder Jugendliche. Der Umbau der einstigen Töchterschule und späteren Kantonsschule Riesbach –
an der auch Knaben zugelassen waren – war deshalb mehr als nur die Renovation der bestehenden Infrastruktur. Das Gebäude musste einem grundlegenden Wandel unterworfen werden: Erwachsene lernen
selbstständiger und eigenverantwortlicher. Sie sind weniger auf Frontalunterricht im Klassenverband angewiesen und arbeiten vermehrt eigenständig oder in Gruppen. Diesem Umstand haben wir Rechnung getragen, indem wir einerseits die Schulzimmer so gestaltet und eingerichtet haben, dass sie vielseitig nutzbar
sind. Andererseits haben wir auch ausserhalb der Schulzimmer Platz und Möglichkeiten für Gruppenarbeiten und Workshops geschaffen. Wir haben zudem den Aussenbereich mit einbezogen und in einen Teil des
Schulhauses umgewandelt.
Grossen Wert haben wir auf eine offene und einladende Architektur gelegt. Das zeigt sich zum Beispiel im
Eingangsbereich. Denn wer nach der Arbeit noch Schulstoff aufnehmen soll, muss sich willkommen fühlen
und sein Geist muss sich für Neues öffnen können. Die Architektur und die Gestaltung des Raums sollen
dazu optimale Voraussetzungen schaffen.
Beim Betreten des Schulhauses weckt das Kunstwerk «PingPong» des international anerkannten Künstlers
Johannes Gees die Aufmerksamkeit und Neugierde. Die interaktive Licht- und Rauminstallation reagiert auf
Bewegungen von Personen und schickt Buchstaben oder ganze Wörter im Gebäude hin und her. Nicht nur
die technische Innovation fasziniert, sondern auch die Frage, welche Reaktion des Kunstwerks man selber
hervorgerufen hat.
Ich bin überzeugt, dass wir dem Bildungszentrum für Erwachsene ein Gebäude zur Verfügung stellen, dass
die Bestrebungen um lebenslanges Lernen zielgerichtet und wirksam unterstützt. In diesem Sinne wünsche
ich allen im BiZe Lernenden und Lehrenden einen offenen Geist und viel Erfolg.
Dorothée Fierz, Baudirektorin
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Eine Zusammenarbeit für lebenslanges Lernen
Mit dem Start des Bildungszentrums für Erwachsene (BiZE) bietet sich dem Kanton Zürich eine Chance,
welche in der Schweiz ihresgleichen sucht. Die Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene bietet ihre
Dienstleistungen künftig gemeinsam mit der EB Zürich (Erwachsenenbildung) unter einem Dach an. Die
beiden Schulen sind auf die Bildung Erwachsener spezialisiert und haben die Förderung der Weiterbildung
zum Ziel.
In der Schweiz werden jährlich 2,7 Millionen Weiterbildungskurse besucht. Rund 40 Prozent der erwachsenen Bevölkerung profitieren von diesem Angebot. Das ist viel. Dennoch liegt die Schweiz im internationalen
Vergleich nicht mehr so gut da wie noch vor zehn Jahren. Lebenslanges Lernen ist für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, für den sozialen Zusammenhalt und die persönliche Entwicklung der Menschen
von zentraler Bedeutung. Es muss deshalb allen Bevölkerungsschichten zugänglich sein. Dazu braucht es
auch das Engagement der öffentlichen Hand.
Die EB Zürich, Kantonale Berufsschule für Weiterbildung, wurde 1973 gegründet. Sie war die erste
Berufsschule des Kantons Zürich, welche sich vollumfänglich auf die Erwachsenenbildung konzentrierte.
Seit ihren Anfängen leistete sie eigentliche Pionierarbeit und etablierte die Erwachsenenbildung. Mit Ausstrahlung über die Kantonsgrenzen hinaus vertritt die EB Zürich den «State of the Art» in der beruflichen
Erwachsenen- und Weiterbildung. Die EB Zürich führt Kurse für jährlich rund 16 000 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer, von der einfachen Sprach- oder Informatikauffrischung bis hin zu anspruchsvollsten Weiterbildungs- und Berufsdiplomen.
Die Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene (KME) hat ihre Wurzeln in der Stadt Zürich. 1967 beschlossen die Stimmbürger – die Bürgerinnen mussten noch vier weitere Jahre auf ihr Stimmrecht warten – der
Stadt Zürich die definitive Einführung der Maturitätsschule für Erwachsene. 1970 beschloss der Kantonsrat
die Errichtung einer kantonalen Mittelschule für Erwachsene mit Sitz in Zürich. Im Herbst des gleichen
Jahres nahm die Schule ihren Ausbildungsbetrieb auf. Die KME entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer
dynamischen Erwachsenenmittelschule, mit sämtlichen Maturitätsprofilen sowie mit einem zweisprachigen
Maturitätsgang Deutsch/Englisch. In den vergangenen 35 Jahren erlangten über 4000 Erwachsene die
Maturität an der KME.
Der Brückenschlag zwischen gymnasialer und beruflicher Bildung wird mit dem gemeinsamen Bezug
der Räumlichkeiten in der früheren Kantonsschule Riesbach nun auch auf die Erwachsenenbildung ausgedehnt. Für Schülerinnen und Schüler des ersten Bildungsweges sind bereits vor einigen Jahren an drei
regionalen Standorten des Kantons Bildungszentren gegründet worden: in Bülach, Uster sowie am Zürichsee. Die sich rasch wandelnde Berufswelt erfordert heute eine breite Allgemeinbildung, lebenslange
Weiterbildung und eine grössere Durchlässigkeit. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, strebt
die Bildungsdirektion des Kantons Zürich eine stärkere Vernetzung der Bildungsangebote an. Mit der
Zusammenführung der EB Zürich und der KME unter einem gemeinsamen Dach werden ausserdem zahlreiche Synergien erzielt: Infrastruktur wie das Lehrerzimmer, die Mediothek oder Computerräume können
gemeinsam genutzt werden.
Die Chancen der beiden in Riesbach neu zusammenfindenden Partnerschulen liegen in der Addition ihrer
jeweiligen Stärken. Die Stärke der dualen Berufsbildung liegt in ihrem Praxisbezug, in ihrer Ausrichtung
des Lernens auf alltägliche, konkrete Erfordernisse eines Unternehmens oder Gewerbebetriebs. Die Stärke
der gymnasialen Bildung liegt andererseits in der Allgemeinbildung und im Privileg der vollen zeitlichen
Konzentration auf das schulische Lernen. Die Kombination dieser beiden Stärken wird zu einem Gewinn für
das Bildungszentrum für Erwachsene werden. Die dazu nötige Kooperationsbereitschaft haben die beiden
Partnerschulen mit der guten Zusammenarbeit während der Planungs- und Bauphase eindrücklich bewiesen.
Allen Studierenden, Dozierenden, Mitarbeitenden und Gästen des neuen Bildungszentrums für Erwachsene
wünsche ich eine erfolgreiche Zukunft.
Regine Aeppli, Bildungsdirektorin
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Vom Wandel eines baulichen Zeitzeugen
In gewisser Analogie wie sich aus Schichtungen von Sedimenten geologische Begebenheiten herleiten oder
aus Jahrringen von Stammquerschnitten klimatische Abfolgen ablesen lassen, reflektieren Bauwerke den
kontinuierlichen soziokulturellen Wandel, der unseren Alltag, weil fliessend kaum merkbar, jedoch permanent prägt. Zum einen verrät der Baustil eines jeden Gebäudes zweifelsfrei den jeweiligen Zeitgeist, der zur
«Geburtsstunde» eines Gebäudes geherrscht hatte, und zum anderen sind die Spuren der baulichen Veränderungen, hervorgerufen durch sich stetig wandelnde Bedürfnisse seitens der Nutzer, meist unschwer
verfolgbar.
Beim BiZE Riesbach verhält es sich nicht anders, auch wenn die Planungs- und Baugeschichte dieser Anlage
noch keine 40 Jahre zählt. Seinerzeit hatte der Kanton sowohl infolge der damaligen demografischen Entwicklung als auch aufgrund bildungspolitischer Schwerpunktbildung diverse Schulanlagen errichtet, einige
davon wie Riesbach auf Villenarealen inmitten eines prachtvollen Baumbestandes. Diese Bildungsstätten
sehen sich heute allesamt mit derselben Problemstellung konfrontiert: nämlich derjenigen einer Gesamtsanierung. Denn den seitens der Nutzer geäusserten Begehren betreffend zeitgerechter Unterrichtsformen,
einer schier unübersehbaren Fülle neuer Baugesetze sowie einer infolge intensiver Beanspruchung entsprechend gealterten Bausubstanz können nicht länger mit Einzelmassnahmen Rechnung getragen werden –
vielmehr ist eine gesamtheitliche Betrachtungsweise gefordert. Nur so kann gewährleistet werden, dass
gegenwärtige Anforderungen nicht nur baulich ordnungsgemäss umgesetzt werden, sondern dass die
Erneuerungen ganz gemäss den Determinanten der Nachhaltigkeit sowohl unter optimaler Verwendung
der knappen Geldmittel als auch Wahrung der heute oftmals noch verkannten Architekturqualitäten dieser
schnörkellosen Zeitzeugen erfolgen.
In diesem Sinne wurde das Vorhaben an die Hand genommen: Die unter Berücksichtigung der Gebäudestruktur neu konzipierten Klassenräume ermöglichen neben dem traditionellen Frontalunterricht ebenso
ein individuelleres Lehren und Lernen in kleinen Gruppen. Während die gänzlich ersetzte Fassade nach wie
vor die charakteristische Feingliedrigkeit aufweist, strahlen die grosszügigen Hallen trotz lichttechnischer
Aufwertung und feuerpolizeilicher Anpassungen immer noch die ursprüngliche, wohltuend kühle aber
auch selbstbewusste Atmosphäre aus. In Sachen Kunst am Bau wird nicht nur einem kolossalen Wandteppich gebührend Respekt gezollt, sondern auch auf ganz selbstverständliche Art eine interaktive Licht- und
Rauminstallation als technische Innovation der Gegenwart integriert. Und in analoger Weise werden Signaletik und Umgebung wo nötig den neuen Bedürfnissen angepasst.
Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass dieser Balanceakt zwischen Achtung bestehender Baukultur und
Setzung von neuen Impulsen so überzeugend gelingen konnte. Nur dank hohem Engagement und stetem
Kooperationswillen seitens aller Beteiligter wurde dies möglich. Dafür sei an dieser Stelle von Herzen
gedankt. Möge das in neuem Glanz erstrahlende Bildungszentrum den Anforderungen an eine zukunftsweisende Schulungsstätte gerecht werden.
Stefan Bitterli, Kantonsbaumeister
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BiZE eröffnet neue Perspektiven und Horizonte
Die Überbauung Bodmergut Zürich, die kantonale Maturitätsschule für Erwachsene KME und die kantonale
Berufsschule für Weiterbildung EB Zürich entstehen fast zur selben Zeit, in den späten Sechzigerjahren.
Es ist eine Zeit des gesellschaftlichen Aufbruchs, der Entwicklung, der Visionen, Selbstbestimmung und
Emanzipation. Bildung wird hoch bewertet. Sie soll für alle zugänglich sein, von den Lernenden eigenverantwortlich gestaltet werden können und ein Leben lang möglich sein.
Die neu gegründeten Institutionen der Erwachsenenbildung erhalten unterschiedliche Leistungsaufträge.
Die kantonale Maturitätsschule für Erwachsene KME soll Erwachsenen den Weg von der Berufswelt zur
akademischen Ausbildung ermöglichen, während die kantonale Berufsschule für Weiterbildung EB Zürich
den Auftrag bekommt, Berufsleute zu unterstützen, wenn diese ihre Kenntnisse und Fähigkeiten aktualisieren und erweitern oder sich auf höhere Fachabschlüsse und Diplome vorbereiten wollen.
Nach über 30 Jahren übernehmen die beiden – inzwischen grössten – öffentlichen Institutionen für Erwachsenenbildung als gemeinsame Träger das erste «Bildungszentrum für Erwachsene, BiZE». Der Kanton
Zürich setzt damit ein mutiges und weitsichtiges Zeichen für die Erwachsenenbildung. Für die KME und die
EB Zürich bedeutet dies die Anerkennung ihrer bisherigen Arbeit und zugleich eine Herausforderung. Sie
werden im BiZE ihre Kernaufgaben weiterhin autonom wahrnehmen; zugleich soll das BiZE ein Ort sein, wo
man über das Lernen und Lehren nachdenkt, über Bildungsfragen diskutiert und Antworten auf Bildungsbedürfnisse Erwachsener sucht. Durch gemeinsame Angebote und Veranstaltungen soll das «Bildungszentrum für Erwachsene» zu einer Plattform für die Entwicklung einer Erwachsenenbildung werden, welche
die Menschen fördert, persönliche und berufliche Flexibilität unterstützt, Eigenverantwortung stärkt und
einen Beitrag zur Chancengleichheit leistet.
Diese Zielsetzungen haben die Wünsche bestimmt, welche die EB Zürich und die KME beim Umbau des
Riesbachschulhauses an den Bau hatten und die erfreulicherweise weit gehend eingelöst werden konnten:
– Das BiZE soll ein Ort der Entfaltung und der Begegnung sein. Die Offenheit der grosszügigen Treppenhäuser und die Orientierung der Fensterfronten nach allen Seiten drücken dies aus. Die Räume sind
der schlichten Eleganz verpflichtet. Vorherrschende Farbtöne sind schwarz und weiss. Farbe sollen die
agierenden Menschen einbringen.
– Zugunsten der Flexibilität in der Nutzung sind die Schulzimmer und Kursräume multifunktional konzipiert. Überall ist informationstechnische Unterstützung abrufbar, ohne dass Computerhardware die
Raumorganisation bestimmt. Die eigenwilligen Wandtafeln sind funktionale und zugleich gestaltende
Elemente und die Ausrichtung der Räume lässt sich jederzeit ohne besondern Aufwand ändern.
– Bildungsprozesse sind der Transparenz verpflichtet. Zahlreiche neu geschaffene Durchblicke laden zu
Eigenaktivität ein: durchs Lernfoyer in den Park, durch die Mediothek in die langen Gänge mit attraktiv
präsentierten Büchern, vom Bistro über die Terrasse in die Weite.
– Die EB Zürich und die KME beleben die Mischzonen zwischen den Gebäudeteilen ineinander fliessend
auf jedem Stockwerk. Im Zeichen der Kooperation teilen die beiden Institutionen nicht nur die Grundversorgung durch die Informatik, die Bereiche Lernfoyer, Mediothek und Bistro, einzelne Kurs- und Schulräume, sondern führen gemeinsam einen dritten Bereich: die «Fachstelle für Lernen und Innovation».
Das erste öffentliche «Bildungszentrum für Erwachsene» der Schweiz eröffnet bildungsinteressierten
Erwachsenen neue Perspektiven und Horizonte. Es ist nicht nur die Bezeichnung für einen gelungenen Bau,
der Name steht ebenso für ein in die Zukunft weisendes Programm. Wir wollen von diesem Zentrum aus
Impulse setzen, für einzelne Menschen, für die Erwachsenenbildung, für den Bildungsstandort Zürich. Wir
danken den Entscheidungsträgern im Kanton Zürich, den Gestaltern und den Ausführenden. Sie haben
damit einen neuen Stern am Bildungshimmel über dem Seefeld aufgehen lassen.
Hans-Peter Hauser, Rektor EB Zürich
Heinrich Strebel, Rektor KME
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Diskurs zwischen erneuern und erhalten
Zwei Schulen der kantonalen Erwachsenenbildung an einem neuen Ort, in einem Gebäude aus den 70er
Jahren. Verschiedene Vorstellungen und Bedürfnisse eines modernen Schulbetriebes, sowie zeitgemässe
Anforderungen an Brandschutz, Fassade, Akustik, Ökologie und Technik waren Voraussetzungen einer
komplexen Bauaufgabe.
Dank der Gebäudekonzeption der zwei, sich in einer Ecke durchdringenden Kuben können Autonomien
der beiden Schulen gewährleistet werden, Synergien entstehen. Neu geschaffene Orte gemeinsamer Nutzungsmöglichkeiten, Mediothek und Lernfoyer im Sockelgeschoss, Bistro auf der Dachterrasse, fassen die
beiden Institutionen räumlich und geben dem Bildungszentrum ein Gesicht.
Im Mittelpunkt des Entwurfprozesses stand der Diskurs zwischen erneuern und erhalten. Wahrnehmen von
Qualitäten, interpretieren von Regeln der bestehenden Architektur waren die Voraussetzung für die Gestaltung räumlich und funktional notwendiger Änderungen. Ausgehend von der neuen Nutzung und dem vorhandenen Kontext verlangte jeder Bereich seine eigene Betrachtung und die dafür geeigneten architektonischen Eingriffe.
In den grosszügigen Pausenhallen ging es darum, die Raumstimmung zu verbessern. Der Eingriff wurde
bewusst zurückhaltend geplant. Die dunklen Holzlaminatoberflächen der Schränke wurden durch hellere
Eichenfurniere ersetzt und durch Galerie- bzw. Sitznischen und Vitrinen aufgebrochen. Dank den transparenten Drinks- und Printräumen wird zusätzlich Licht in die Pausenhallen gebracht, ohne die vorhandenen
Kugelleuchten zu konkurrenzieren.
In den Unterrichts- und Kursräumen wurde das ursprüngliche Gestaltungsprinzip der Farben- und Materialienreduktion neu umgesetzt, um den Ansprüchen von Flexibilität und Nutzungsneutralität zu genügen.
Der dunkelgraue Linoleumbelag des Bodens und der Brüstungsabdeckungen, die weissen Stramintapeten,
welche auch als Projektionsflächen dienen, und die raumhohen Schiebetafeln bilden mit der neuen Akustikdecke und den sandgestrahlten Betonstützen eine harmonische Einheit. Dank der Stützenstruktur
konnten die in diesen Bereichen notwendigen Anpassungen in der Raumaufteilung ohne grosse statische
Massnahmen umgesetzt werden.
Beim Bistro war der Eingriff am grössten. Der Rückbau der ehemaligen Abwartswohnung auf die Tragstruktur wurde notwendig. Neben dem Thema der Reduktion wurde das Thema der bestehenden Fassadenteilung in geschlossene Flächen und Fensterbänder neu definiert.
Neue bauliche Elemente fügen sich differenziert in die vorhandene Ordnung und ergeben so ein neues
Ganzes, eine eigenständige Identität, das Bildungszentrum für Erwachsene.
Roland Eichenberger, Architekt
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Licht – Text – Bewegung
PingPong ist eine reaktive Text- und Rauminstallation. Im Boden der beiden Eingangsbereiche des Gebäudes ist ein je vierzeiliges Textdepot mit Lampen aus Licht emittierenden Dioden (LED) eingelassen. Diese
sind verbunden durch drei ebenfalls im Boden eingelassene LED-Schienen von acht bis 12 Meter Länge, die
das Gebäude und die Architektur diagonal durchqueren.
Beim Betreten oder Verlassen des Schulhauses löst der Besuchende ein Stück Text aus dem Depot aus und
das Licht gewordene Morsezeichen wird zum anderen Ende der Installation transportiert. Die Texte, welche
als nonlineare, assoziative Erzählung gelesen werden können, basieren auf den beiden Wortgruppen BIRTH
SCHOOL WORK DEATH und SCHMERZ FREUDE LIEBE HOFFNUNG.
PingPong ist eine lernfähige Medieninstallation, die über eine Anzahl von Sensoren (Licht, Bewegung) mit
ihrer Umwelt kommuniziert und sich dieser laufend anpasst.
Johannes Gees, Künstler
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Signaletik führt Besucherinnen und Besucher sicher zum Ziel
Signaletik ist Informationsarchitektur. Sie definiert Informationsebenen, legt Informationsketten und vermittelt diese Struktur verständlich an unterschiedliche Nutzergruppen weiter.
Orientierung ist ein komplexer, synthetischer Vorgang. Brieftauben orientieren sich an Erdmagnetfeldern,
Luftströmungen, topografischen Merkmalen, Duftsignalen, Himmelsgestirnen, akustischen Signalen, der
Temperatur usw. Genaueres wissen wir auch nach neusten Forschungen nicht.
Wir Menschen funktionieren ganz ähnlich: Wir orientieren uns an den unterschiedlichsten Merkmalen und
atmosphärischen Gegebenheiten. Dies gilt es bei einem signaletischen Konzept zu berücksichtigen.
Ein Projekt wie die Signaletik am BiZE führt dies anschaulich vor Augen. Zu den entscheidenden Rahmenbedingungen gehörten hier vor allem architektonische und organisatorische Eigenheiten: Die bestehende
transparente Architektur des BiZE zelebriert den Grünfluss vom Seeburgpark oberhalb der Mühlebachstrasse hin zum Zürichsee. Das Gebäude wird akzentuiert durch die beiden um eine Etage versetzten Eingänge und durch die zwei Trakte mit ihren je gegenläufigen Treppen. Die Auflagen von Denkmalpflege und
Feuersicherheit waren hoch. Ebenso war zu berücksichtigen, dass der Bau durch zwei Bildungsinstitutionen
mit unterschiedlichen Kulturen und Kommunikationsbedürfnissen genutzt wird. Dabei werden die beiden
Trakte überschneidend belegt.
Eine Corporate-Identity-Strategie positioniert die beiden Bildungsinstitutionen separat und trotzdem
zusammen am neuen Standort. Die gemeinsamen Informationsbedürfnisse wurden herausgeschält, woraus flexible und feste Strukturen mit analogen und digitalen Medien resultierten.
Dazu gehörte das Entwickeln einer allseits akzeptierten Nomenklatur sowie einer nachvollziehbaren Raumnummerierung. Gleichzeitig wurden die beiden ineinander greifenden Trakte des Gebäudes mittels eines
von der Umgebung abgeleiteten Farbcodes getrennt. Um den spezifischen räumlichen, sicherheitstechnischen und informationspolitischen Ansprüchen zu genügen, wurden eigens spezielle Informationsträger
entwickelt.
Wozu der ganze Aufwand? Sicher, die Besucher hätten vielleicht auch ohne die neue Beschilderung ihren
Weg durch das Gebäude gefunden. Doch die Zeit, die sie dafür hätten aufwenden müssen, investieren sie
besser in die angebotenen Lernprogramme.
Langes Kreisen bewahrt die routinierten Brieftauben davor, Umwege zu fliegen. Dies nimmt der Signaletiker den Besuchern ab. Zwei Jahre sind wir über diesem Projekt gekreist, haben die unterschiedlichsten Faktoren immer wieder neu geordnet und ausgewertet, Hierarchien umgebaut, die Nomenklatur angepasst.
Jetzt wird sich zeigen, ob die Besucher des BiZE auf den gelegten Flugrouten präzise zu ihrem Zielort finden.
Werner Egli, Visuelle Kommunikation
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Erdgeschoss
Pläne im Massstab 1:500
Gartengeschoss
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4. Obergeschoss
1. Obergeschoss
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Raumprogramm
Untergeschoss
Hausdienst
Lager
Archiv
Gartengeschoss (Eingang grün)
Unterricht und Kurse
– Naturwissenschaften
– Neue Medien
– Musik
Lernfoyer
Mediothek
Erdgeschoss (Eingang blau)
Verwaltungen
Aula
1. Obergeschoss
Unterricht und Kurse
Informatik
Bildnerisches Gestalten
Räume Lehrende
2. Obergeschoss
Unterricht und Kurse
Informatik
Fachstellen BiZE
3. Obergeschoss
Unterricht und Kurse
Informatik
4. Obergeschoss
Unterricht und Kurse
Geographie
Sprachen
Bistro
Dachterrasse
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Am Bau Beteiligte
Baudirektion Kanton Zürich
Hochbauamt
Stefan Bitterli, Kantonsbaumeister
Hans Wilhelm Im Thurn, Abteilungsleiter BB1
Walter Spörri, Ressortleiter
Ernst Eichenberger, Projektleiter
Ruedi Weiss, Fachprojektleiter
Anita Binz, Stab, Bauökologie
Tanja Scartazzini, Stab, Kunstbeauftragte
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Matthias Escher, Amtschef
Hans Jörg Höhener, Leiter Stab
Ruedi Brandenberg, Stab, Bauten Mittelschulen
Beat Ammann, Gesamtprojektleiter Schulrochaden
Schulleitung KME
Heinrich Strebel, Rektor
Beat Beckmann, Prorektor
Schulleitung EB-Zürich
Hans-Peter Hauser, Rektor
Christa Sieber, Leiterin Administration
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Architekt
Felix Rebmann, Architekt, Zürich
Gesamtleitung
Rebmann & Eichenberger Architekten, Zürich
Bauleitung
GMS Partner AG, Zürich
Bauingenieur
ACS Partner AG, Zürich
Elektroplanung
Gode AG, Zürich
Lichtplanung
Vogt & Partner, Winterthur
Planung für Heizung, Lüftung, Klima, Kälte, Sanitär,
Küchen und Labor
Lehmann + Hug AG, Zürich
Bauphysik, Akustik
Wichser Akusik und Bauphysik AG, Zürich
Signaletik
Werner Egli, SGD Visuelle Kommunikation, Baden
Kunst am Bau
Johannes Gees, Zürich
Baudaten
Gebäudevolumen nach SIA 416
41 827 m 3
Kubikmeterpreis nach SIA 416
335 Franken
Geschossfläche nach SIA 416
12 491 m 2
Quadratmeterpreis nach SIA 416
1121 Franken
Gebäudevolumen nach SIA 116
46 001 m 3
Kubikmeterpreis nach SIA 116
304 Franken
Baukosten BKP 2
14 005 500 Franken
Bewilligter Kredit
22 260 000 Franken
Projektierungsbeginn
Februar 2002
Kreditbewilligung
11.12. 2002
Ausführungsbeginn
Juli 2004
Bauvollendung
Juli 2005
Bauzeit
12 Monate
28
Impressum
Projektleitung
Ernst Eichenberger
Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
Redaktionsleitung
Gabriele Rohrer-Leder
Baudirektion Kanton Zürich, Generalsekretariat, Kommunikation
Fotografie
Rebecca Roth, Zürich
Gestaltung
Weiersmüller Bosshard Grüninger WBG, AG für visuelle Kommunikation,
Zürich
Herausgeberin
© 2005 Baudirektion Kanton Zürich
Hochbauamt
Druck
Schulthess Druck AG, Zürich
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