Module zwischen Ästhetik und Funktion

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Gebäudeintegrierte PV
Module zwischen Ästhetik
und Funktion
S. Rexroth, Berlin
Photovoltaikmodule sind seit nunmehr rund 30 Jahren auf dem Markt erhältlich und prägen immer öfter das Gesicht eines Hauses. Welche Entwicklung
sie – was ihre gestalterischen Ausdrucksmöglichkeiten anbelangt – durchgemacht haben, das klärt nachfolgender Beitrag.
1
Erste Schritte
1977 wurde in den USA ein Solarmodul mit
dem Ziel entwickelt, eine potentiell kostengünstige Technologie für photovoltaische Energiewandlung auf der Erde vorzuführen, die nicht
mehr nur auf Sonderanfertigungen basierte.
Doch es dauerte noch rund weitere 15 Jahre,
bis die Stromgestehungskosten einer Photovoltaikanlage einigermaßen konkurrenzfähig
mit den Energiepreisen der örtlichen Versorger
wurden – in erster Linie durch Fördergelder.
Förderprogramme wie das 1000-Dächer-Programm der Bundesrepublik Deutschland dienten dem Marktanreiz. Bund und Länder starteten das Programm im September 1990 zunächst für die alten Bundesländer und dehnten
dann im Juli 1991 den Geltungsbereich auf die
neuen Bundesländer aus. Mit dem 1000Dächer-Programm wurden ausschließlich netz-
Autorin
Dr.-Ing. Susanne Rexroth ist Achitektin und
lehrt an der HTW Hochschule für Technik
und Wirtschaft Berlin im Fachbereich I Umwelttechnik/Regenerative Energien, Berlin.
ep Photovoltaik – 7/8-2009
gebundene, auf Dächern von Ein- und Zweifamilienhäusern montierte Photovoltaikanlagen
von 1 bis 5 kW Spitzenleistung gefördert. Ab
1991 wurden auch alle Energieversorger mit
dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) dazu
verpflichtet, den Strom der kleinen Photovoltaik-Kraftwerke abzunehmen. Dies erklärt,
dass zu dieser Zeit die meisten Photovoltaikanlagen noch von privaten Eigenheimbesitzern
als so genannte Auf-Dach-Anlagen errichtet
FÜR DIE PRAXIS
wurden – oftmals nach funktional-technischen
Kriterien und ungeachtet jeglicher gestalterischer Ansprüche. Auch heute noch wirken gerade Photovoltaikanlagen auf privaten Eigenheimen mitunter wie Briefmarken, die auf die
Dachfläche geklebt wurden (Bild ).
Immerhin: Dass eine Photovoltaikfläche auch
visuell sowie konstruktiv in das Dach integriert
werden kann, bewiesen bereits 1988 die
Stadtwerke von Saarbrücken, die auf einem
Privathaus in Ensheim eine Photovoltaikanlage betreiben (Bild ).
2
Planungsfaktor
Energieausbeute
Ein wichtiger Einflussfaktor auf die Einbindung
einer Photovoltaikanlage in die Gebäudehülle
ist der angestrebte Deckungsanteil der Solarenergienutzung und die daraus resultierenden
Konsequenzen für die Dimensionierung der
Anlage. Das Verhältnis von benötigter Generatorfläche und zur Verfügung stehender
Weithin
sichtbarer
Fremdkörper im
Dorfensemble
PV-Anlage auf
einem Naturkostladen in Ettlingenweier aus dem
Jahre 2001
Foto: Rexroth
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FÜR DIE PRAXIS
Gebäudeintegrierte PV
Die erste dach-
integrierte Solaranlage in Deutschland
stammt aus dem
Jahre 1988 und
wurde in Ensheim
installiert
Foto: Versorgungs- und
Verkehrsgesellschaft
Saarbrücken
Integrationsstufen
Integrationsstufe I: Applikation (visuelle Integration);
Integrationsstufe II: Addition;
Integrationsstufe III: Integration
Dachfläche verstärkt die Schwierigkeit der
gestalterischen Einbindung relativ kleiner
Komponenten in eine große Fläche. Die jährlich zu erwartende Energieausbeute einer
durchschnittlichen
Einfamilienhaus-Anlage
mit 1400 Wp installierter Nennleistung (rund
16 m2) beträgt in unseren Breiten unter optimalen Bedingungen maximal etwa 1100 kWh.
Das entspricht ungefähr einem Drittel des
jährlichen Stromverbrauchs eines Vier-Personen-Haushaltes (ohne Energie für Heizung
oder Warmwasser). Diese Anlagengröße ergibt sich aus einem für den privaten Bauherrn
günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis. Die Flächengröße zeigt aber auch, dass damit nur
eine Teilbelegung der Dachfläche erfolgt. Photovoltaikmodule hatten es deshalb lange Zeit
schwer, Akzeptanz bei Genehmigungsbehörden – vor allem in der Denkmalpflege – und bei
Architekten zu finden.
Ziel einer Planung mit Photovoltaikmodulen
sowohl im Dach- als auch im Fassadenbereich
sollte eine möglichst weitreichende konstruktive und gestalterische Einbindung in das Gebäude sein. Die Hierarchie der baulichen Integration in den Fassaden- und Dachbereich
folgt drei Stufen (Bild ):
I Applikation (visuelle Integration);
II Addition;
III Integration.
Wenn man Photovoltaikmodule als bauliche
Elemente betrachtet, so wurden im Laufe der
Zeit die Module immer mehr mit der Gebäudehülle „verschmolzen“. Diese Entwicklung
zeigt, dass die Photovoltaikmodule inzwischen
mehr als nur rein technische Bauteile sind.
Sonneneinstrahlung in Abhängigkeit
von Neigungswinkel und Ausrichtung
Integration – nach lateinisch integratio:
(Wieder-)Herstellung, Vervollständigung eines
Ganzen – bedeutet die Herstellung eines
Ganzen, Zusammenschluss, Vereinigung.
Übertragen auf die Architektur meint die
gebäudeintegrierte Photovoltaik als höchste
Stufe der Integration (Integrationsstufe III)
die Substitution von Fassaden- und Dachelementen. Sie sind Komponenten einer Warmfassade oder der Dacheindeckung. Die
Photovoltaikmodule werden somit zu einem
Bestandteil der Gebäudehülle und übernehmen all deren Funktionen wie Wetter-,
Wärme-, Sonnen- und Schallschutz. Sie können zudem die Tageslichtnutzung unterstützen. Stellt man sich vor, dass die Photovoltaikmodule nicht da wären, so würde nicht
nur eine Schicht der Gebäudehülle, sondern
das komplette Dach- oder Fassadenteil fehlen.
Während bei einem geneigten Dach sehr gute
Wirkungsgrade zu erzielen sind, weil die
notwendige Neigung der Solaranlage bereits
durch die Dachneigung gegeben ist, hat man
bei einer Fassade mit Energieeinbußen je
nach Ausrichtung zwischen 25 und 50 % zu
rechnen (Bild ).
Umso wichtiger sind bei einer Fassadenintegration die Qualitäten der Photovoltaikmodule
als architektonisch einsetzbare Bauelemente.
Beispiele aus den vergangenen Jahren zeigen,
dass Photovoltaikflächen am Gebäude diesem Anspruch im Laufe der Zeit gerechter
wurden. Selbst frühe Fassadenanlagen übernahmen bereits Zusatzfunktionen wie den
Sonnenschutz (Bild ).
ep Photovoltaik – 7/8-2009
HT SOLAR 300
Kontroll- & Analysegerät für 1-3 phasige
Photovoltaikanlagen
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Fassadenintegrierte
Photovoltaik
Zu den ersten vorgehängten, hinterlüfteten
Fassaden mit Photovoltaikmodulen zählt der
Turm der katholischen Kirche im schweizerischen Steckborn. Der Turm wies Witterungsschäden auf und musste 1993 saniert werden. Die von „Betonkrebs“ befallenen vorgehängten Fassadenelemente wurden gegen
neue Faserzementplatten ausgetauscht, dabei erhielt die nach Süden weisende Seite
eine vorgehängte Fassade, bei der die Platten
mit Photovoltaikmodulen kombiniert wurden.
Der gestalterische Akzent des 42 m hohen
Turmes liegt hierbei in der Betonung der
Vertikalen: Zwischen den beiden Reihen der
rahmenlosen Photovoltaikelemente befinden
sich farblich abgestimmte Faserzementplatten, die sich nach oben verjüngen.
Die rahmenlosen Module sind auf der gleichen Unterkonstruktion wie die Faserzementplatten befestigt. Auf die Höhe von 42 m
wurden sieben Führungsschienen verteilt. Bei
der Montage mussten besonders die Dehnungsfugen beachtet werden, immerhin sind
die Führungsschienen 6 m lang. Das sichtbare Befestigungssystem für die rahmenlosen
Module besteht aus einem zweiteiligen
Klemmmechanismus. Die Klemmwirkung beruht auf Federn, die in die Unterkonstruktion
eingehängt sind. Die Laminate werden dreifach mit Federgegendruck schraubenlos ge-
lagert, wodurch eine besonders schnelle Montage möglich ist. Die kleinen Paneelhalter sind
auf die Farben der unterschiedlichen Platten
abgestimmt und bleiben im gesamten Fassadenbild kaum wahrnehmbar. Die horizontalen
Abstände der Paneele bilden dunkle Schattenfugen, schwarze Neopren-Fugenbänder
dichten die vertikalen Fugen.
Der Mehrpreis gegenüber der konventionellen
Vorhangfassade betrug vor rund 15 Jahren
zwischen 700 und 800 Euro pro m2 Solarfassade – heute liegen die Preise rund 10 %
niedriger. Die 158 m2 große Fläche mit den
damals weit verbreiteten Laminaten des Typs
SM65 von Siemens erbringt eine Nominalleistung von 19,5 kWp. Eine besondere
Herausforderung an die Verschaltung der
Module stellte die Turmuhr dar: So wurden
rund um die Turmuhr vier Felder photovoltaischer Elemente verdrahtet; die Verschattung
der Module „rund um die Uhr“ erforderte eine
spezifische Einpassung der Bypassdioden
(Bilder a)–c))
Die erste Warmfassade mit Solarmodulen
wird in Deutschland dem Verwaltungsgebäude
der Stadtwerke Aachen (Stawag) zugesprochen (Bild ). Bereits 1991 installierte die
Stawag im Treppenhaus eine Glasfassade
aus Isolierglaselementen kombiniert mit teiltransparenten Photovoltaikmodulen. Die Solarzellen wurden auf Abstand verlegt, sodass
das Treppenhaus auch durch die Photovoltaikflächen mit Tageslicht versorgt wird.
Fassadenanlagen mit Zusatzfunktion
Die Photovoltaikfassade aus dem Jahre
1994 in Berlin-Zehlendorf produziert nicht
nur Strom, sondern
verschattet auch die
Räume.
Foto: Rexroth
Und die
Sonne
lacht in Ihr
Portemonnaie
s%INDEUTIGE%RTRAGSKONTROLLE3OLL)ST
s%RFASSTALLERELEVANTEN$ATEN
ZEITGLEICHVORUNDNACHDEM
Wechselrichter:
3PANNUNGEN
- Ströme
4EMPERATUREN
'LOBALSTRAHLUNG
a)
b)
Kirchturm der katholischen Kirche in Steckborn
c)
ep Photovoltaik – 7/8-2009
a) Schon 1993 gelungene Integration
b) rund um die Turmuhr gibt es vier Modul-Felder
c) die Laminate werden dreifach mit Federgegendruck
gelagert
Foto: Fabrisolar
WWWHTINSTRUMENTSDE
FÜR DIE PRAXIS
Die matte Folie auf der inneren Glasscheibe
im Modulaufbau bewirkt zusätzlich, dass das
einfallende Licht gestreut wird und keine
harten Licht-Schatten-Kontraste erzeugt. Die
Modulanschlusskabel werden verdeckt in
einem abnehmbaren Kabelkanal auf dem
Fassadenriegel geführt.
4
Impuls für eine architektonisch
integrierte PV
Wer könnte besser ein politisches Zeichen für
die gestalterisch anspruchsvolle Nutzung der
Solarenergie setzen als die Bundesregierung
selbst? Dem Bund fiel nach der Entscheidung
des Parlaments zugunsten des Regierungsumzugs nach Berlin diese Gelegenheit in den
Schoß, und er nahm sie wahr: Lange bevor
1999 unter der Regierung Schröder das
100000-Dächer-Programm zur Förderung der
Solarenergie verabschiedet wurde, fasste der
Ältestenrat des Deutschen Bundestages
1992 den Beschluss, die Energieversorgung
für die Regierungsbauten der Hauptstadt konsequent an ökologischen Kriterien auszurichten: 15 % der Energie im neuen Regierungsviertel sollten aus regenerativen Quellen bezogen werden (Bild ). Dabei war klar, dass
aus Sonne gewonnener Elektrizität neben der
durch ein Biodiesel-BHKW erzeugten Elektrizi-
Gebäudeintegrierte PV
tät und Heizungswärme eine hervorgehobene
Stellung zukommen würde. Allerdings erwirtschaften – im Bereich der Parlamentsbauten
im Spreebogen – die auf den Dächern installierten Photovoltaikanlagen nur 1,3 % des Jahresstrombedarfs. Es sind also umgerechnet
vier Tage pro Jahr, an denen die Arbeitsfähigkeit des Parlaments mit Hilfe von Sonnenstrom gewährleistet wird. Umgerechnet rund
20 Millionen Euro stellte das Bundesbauministerium für das Energiekonzept mit regenerativen Energien zur Verfügung. Ausgegangen
wurde von einer Installationsfläche von
6000 m2 für Photovoltaik und etwa 800 m2
für Solarkollektoren. 20 Photovoltaikanlagen
kamen insgesamt auf den Neubauten und
sanierten Altbauten des neu hergerichteten
Regierungsviertels zum Einsatz – auf dem
Reichstag ebenso wie auf dem Bundespräsidialamt, sogar die Dächer des vom Wiener
Architekten Gustav Peichl konzipierten
Bundestagskindergartens bestückte man mit
Solarzellen.
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Vollwertige Bauteile
Vor allem Hersteller und Anbieter von Dacheindeckungssystemen entwickelten ab Ende
der 1990er-Jahre Photovoltaikelemente, die
Südfassade des
Verwaltungsgebäudes der Stadtwerke
Aachen mit einer
Isolierglasfassade
aus konventionellem Isolierglasaufbau im Wechsel mit
Solarmodulen in
Isolierverglasung
Foto: Stadtwerke Aachen
Sonnenschutzlamellen mit Solarzellen auf dem Paul-Löbe-Haus in Berlin
Foto: Bundesbaugesellschaft Berlin mbH
Auf der Südfläche des Kirchendaches
in Burgwalde wurden Solardachziegel
mit Flachdachziegeln kombiniert
Foto: Rexroth
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ep Photovoltaik – 7/8-2009
Gebäudeintegrierte PV
FÜR DIE PRAXIS
Die amorphen Siliziummodule sind auf die Leichtmetallpaneele auflaminiert
Ihre vertikale Struktur korrespondiert mit der Oberflächenstruktur
der ortstypischen Reetdacheindeckung.
Foto: Rexroth
Evangelische Friedenskirche im denkmalgeschützten
Altstadtkern von Tübingen
Die Solardachfläche aus dem Jahr
2003 nimmt sich optisch zurück
gegenüber Farbigkeit und Oberfläche des Gebäudes.
Foto: Würth Solar ihre Produktpalette erweiterten. Ab 2000
waren beispielsweise Flachdachziegel kombiniert mit Kleinst-Photovoltaikmodulen auf dem
Markt.
Bei der Integration der Solarfläche aus
Kleinst-Photovoltaikmodulen in das Dach der
St. Georg Kirche in Burgwalde ergab sich das
Motiv aus der Kleinteiligkeit der Dachfläche
(Bild ). Turmhelm und Giebel sind mit
Schieferschindeln gedeckt, deren Anordnung
in Rechteck-Schablonen-Deckung die Flächen
kleinteilig gliedert. Diesem Bild entspricht der
für das Kirchendach gewählte Dachziegeltypus, der als moderner, eben geformter
Flachdachziegel dieses Bild übernimmt und
zeitgemäß interpretiert. Von der rund 400 m2
großen Dachfläche belegten die Dachdecker
ungefähr 300 m2 mit grau engobierten Flachdachziegeln und 83 m2 auf der Südseite mit
ebenfalls grau engobierten speziell ausgeformten Solardachziegeln. Die allein in Verbindung mit einem Baudenkmal steril wirkenden engobierten Ziegel harmonieren mit den
ähnlich wirkenden Kleinstmodulen, wodurch
sich insgesamt ein modernes, authentisches
Bauprodukt ergibt, das zwischen der alten und
neuen Dachflächentextur vermitteln kann. Zu-
ep Photovoltaik – 7/8-2009
sammen ergibt sich jedoch eine homogene
Fläche, die sich in ihrer Struktur der historischen Rechteck-Schablonen-Deckung anpasst.
Leider erwiesen sich die Dacheindeckungssysteme mit kleinen Solarflächen gegenüber
einer Anlage aus Standard-Photovoltaikmodulen als unwirtschaftlich, sodass die meisten
Produkte inzwischen vom Markt verschwunden sind. Besser durchsetzen konnten sich
Flachdach-Eindeckungssysteme aus kaltverklebten Dacheindeckungsbahnen mit aufgeklebten Photovoltaiklaminaten. Auch Metallpaneele, die häufig recht kostengünstig – beispielsweise im Industrie- und Gewerbebau –
eingesetzt werden, konnten sich inzwischen
auf dem Markt etablieren. Führende Hersteller
von Dach- und Fassadenelementen aus Metall
bieten sie mit aufgeklebten Photovoltaiklaminaten an.
Doch auch beim anspruchsvollen Bauen im
Bestand zeigen sich interessante Lösungen.
So wird beispielsweise bei einem Einfamilienhaus in Lübeck aus dem Jahre 2002 eine
Wechselbeziehung zwischen alten und neuen
Materialien und Oberflächen hergestellt. Der
Architekt nahm die Gliederungen, Proportio-
nen und Kubaturen der vorhandenen Bebauungsstruktur auf, ebenso die Farbigkeit. Der
Neubau des Einfamilienhauses unterscheidet
sich in der Materialwahl und interpretiert die
Oberflächenstrukturen. Die senkrecht angeordneten Metalldachpaneele mit auflaminierten Solarmodulen korrespondieren mit dem
Muster der vorhandenen Reetdacheindeckung (Bild ).
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Angepasste Produkte
Das Beispielprojekt der Friedenskirche in
Tübingen zeigt die Potentiale der Technologie,
wenn die Hersteller anfangen, die Photovoltaikmodule dem Gebäude anzupassen, das
heißt das Produkt bildlich unterzuordnen oder
zurückzunehmen (Bild
). Die glatte, gleichmäßig dunkle Oberfläche der Dünnschichtlaminate aus Kupfer-Indium-Diselenid (CIS)
bleibt unauffällig im Vergleich mit dem roten
Putzmauerwerk des Gebäudes. Allerdings
reflektiert die Solarfläche das Licht, sodass
das Dach hell wirkt. Mattierte Deckgläser würden in diesem Falle diesen Effekt vermeiden,
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FÜR DIE PRAXIS
Gebäudeintegrierte PV
und die Solardachfläche würde gänzlich in den
Hintergrund treten. Doch inzwischen ist längst
eine breite Palette an standardisierten Photovoltaikmodulen zur Gebäudeintegration im
Angebot, sodass häufiger auf kostenintensive
Sonderanfertigungen, wie sie noch bei den
Solaranlagen für die Bundesbauten nötig
waren, verzichtet werden kann.
Allerdings zeigt sich die gebäudeintegrierte
Photovoltaik nach wie vor als Nischenmarkt.
Es tut sich zwar derzeit Einiges in Sachen
Gebäudeintegration, doch die bislang verwirklichten Projekte spiegeln bei Weitem nicht die
Bandbreite der Möglichkeiten wieder, die Photovoltaikmodule als Fassadenelement haben
können. Dennoch: die Palette an ausdrucksstarken Photovoltaikfassaden wird größer und
vielfältiger – auch Dank der Fortschritte in der
Gebäudesimulation. Ohne sie wäre beispielsweise die aufwendige Planung und Ausführung der gebäudeintegrierten Photovoltaikmodule in die amorphe Form eines Neubaus
für den Pharmakonzern Novartis in Basel undenkbar. Die komplexe Gebäudeform macht
die Planung der Verkabelung vom PV-Generator zu den Stringboxen im Doppelboden am
3D-Modell notwendig.
Der Hauptsitz von Novartis, das Werkareal
St. Johann mit seinen zahlreichen Büros, Forschungs- und Produktionsstätten soll sich in
einen Campus des Wissens, der Innovation
und Begegnung verwandeln und durch die
Gebäude namhafter Architekten aufgewertet
werden. Ein neues Bürohaus von Frank Gehry
bildet den Mittelpunkt des neuen Campus: In
seiner durchscheinenden und mehrfach gefalteten Gestalt erscheint es wie eine Papierfigur, jedoch eine mehr als 30 m hohe. Die
kristalline Erscheinung verdankt der Solitär
seiner skulpturalen Form sowie der Totalverglasung: Selbst die Unterseiten der überhän-
12 Novartisgebäude von Frank Gehry
In die komplex geformte Gebäudehülle wurden teiltransparente Solarzellen integriert.
13 Raum- und Flächenmodell für das
Novartisgebäude von Frank Gehry
Foto: Sunways
genden Gebäudevolumen sind verglast. In die
gläserne Gebäudehülle integrierte man mit
Hilfe komplexer Rechenmodelle hergestellte
teiltransparente Solarzellen, die in einem
Laserverfahren perforiert wurden und so die
gewünschte Transparenz erhielten. Individuell
wurden für diese Gebäudehülle transparente
Zellen mit einer runden 2-mm-Lochung entworfen, um dem gewünschten Erscheinungsbild Rechnung zu tragen. Die Zellen weisen bei
einer üblichen Transparenz von 10 % noch
einen Wirkungsgrad von 13 % auf. Die
Transparenz kann auf Wunsch auf bis zu 30 %
erhöht werden. Auf diese Art wird der Photovoltaik-Generator zum integralen Bestandteil
der Architektur 12 und 13 ).
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Produktentwicklung
Gegenüber den bisher häufig kristallin-siliziumbasierten Modulen bieten neue Entwicklungen eine Reihe spezifischer Vorteile, wie
zum Beispiel weitgehend monochrome
Oberflächen, flexible Raumstrukturen, Semi-
Das Partnersystem für Solarfachhändler: Perfekte Planung – Top Konditionen
transparenz oder auch ihre größere Empfindlichkeit für diffuse Strahlung, die sie für
Anwendungen in der gebäudeintegrierten
Photovoltaik prädestinieren.
So ermöglichen neuere Entwicklungen der
Dünnschichttechnologie flexible Module: beispielsweise lässt sich das CIS auf Kupferband
zu einem Kunststofflaminat unter anderem für
Membrankonstruktionen weiterverarbeiten.
Auch herkömmliche Dünnschichtsolarzellen
aus amorphem Silizium (a Si), eingeschweißt
in zwei EFTE-Folien, eignen sich für transparente Foliendachkonstruktionen. Eine gewisse
Farbigkeit lässt sich mit den bisherigen Dünnschichtzellen erzielen, wenn farbige Deckgläser verwendet werden.
Farbige Dünnschichtzellen selbst werden – in
einem Spektrum von Grün über Gelb zu Rot –
mit der Weiterentwicklung der Grätzelzelle
möglich. Bei diesen Solarzellen absorbieren
Farbstoffe Licht und erzeugen damit Strom
(vergleichbar mit Photosynthese). Organische
Solarzellen basierend auf lichtabsorbierenden
Polymeren leuchten in einem satten Rot.
Diese Technologien sind jedoch voraussicht
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23.04.2009 15:00:33 Uhr
ep Photovoltaik – 7/8-2009
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