Kälberhaltung im Altgebäude durch geschickten Umbau

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RIND
Wer ein leerstehendes
Altgebäude zur Verfügung hat, kann dieses
sinnvoll für die Kälberaufzucht nutzen. Mit
richtigem Herangehen
können alle relevanten
Haltungskriterien gut
erfüllt werden. Anhand
eines Betriebes aus der
Steiermark wird ein Lösungsansatz beschrieben.
Kälberhaltung im Altgebäude durch
geschickten Umbau
Abb. 1: Empfohlene Maße für die
Haltung von Kälbern in Einzelboxen
(ÖKL)
Von Ing. Christoph KOWATSCH, Baureferat LK Steiermark
war die von den Milchkühen erwärmte
und „verbrauchte“ Luft, welche sich
über den Kälbern aufgrund der geringeren Wärmeerzeugung wieder abkühlte. Das dadurch entstehende Kondensat legte sich an den Trennwänden
und am Fell der Kälber ab. Es gab also
nicht nur zu wenig Platz, sondern auch
viel weniger frische, trockene und keimfreie Luft. Durchfall, Kälbergrippe und
ständige weitere Infektion waren immer
wieder Auswirkungen solcher Lebensbedingungen für die Kleinsten im Stall.
einzige Lösung für eine vernünftige
Kälberhaltung in der Tränkeperiode.
Reichlich Frischluft und Licht sowie
einfaches und rasches Säubern nach
dem Ausstallen sind die großen Vorteile
des Systems. Viele Betriebe lösten diese
Problematik auch baulich, indem sie
die Milchkühe und das Jungvieh in einem Stallneu- oder -zubau unterbrachten. Mit diesem Schritt wurden
auch gleich die Kälber in Iglus außerhalb des Stalles versorgt. Einzig das
Melken und die Technik blieben oft
noch im Altbestand übrig.
Veränderte Bedingungen
Was Kälber brauchen
Dass es diesbezüglich dringend VerDie Milchwirtschaft in Österreich änderungen brauchte, war eindeutig.
Welche Anforderungen an den Stall
veränderte sich im letzten Jahrzehnt be- So galten Kälberiglus mit zusätzlicher stellen nun eigentlich Kälber in der
züglich der Leistungssteigerung auf den Überdachung im Außenbereich oft als Tränkeperiode?
einzelnen Betrieben enorm. Eine bessere
Außenwirtschaft, Effizienzsteigerung
Abb. 2: Empfohlene Maße für die Haltung von Kälbern in Gruppenboxen (ÖKL)
der Futtererzeugung und Zukauf von
Kraftfutter ermöglichten eine Futtergrundlage für noch mehr Tiere. Mehr
Tiere, mehr Milch, mehr Geld – so der
Grundgedanke.
Dieser Grundgedanke führte aber zu
einer teils starken Überbelegung der
vorhandenen Stallungen. Mit dem Versuch, die Milchkühe im nun viel zu eng
gewordenen Stall trotzdem optimal zu
betreuen, blieb für die Kälber oft nur
mehr der letzte Winkel im Gebäude übrig. Dieser Platz war nicht nur zu klein
und schlecht belichtet. Viel schlimmer
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DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com
Heft 13 / 2012
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mindestens acht Stunden eine Licht- ben, sollten sich mit dieser Möglichkeit
stärke von mindestens 40 Lux ge- der Kälberhaltung und -aufzucht auswährleistet werden.
einander setzen.
Altgebäude nutzbar machen
Eine Heurutsche vom Bergeraum zu
den Kälbern ermöglicht eine schnelle
und körperschonende Heufütterung.
Der durch einen Stallneubau oder
Der Betrieb Sonnleitner in Kapfen-zubau frei gewordene Platz im alten berg (Stmk.) hat das Altgebäude für die
Kälberhaltung umgebaut. Nachdem
Milchkühe und Jungvieh im großen
Stallneubau untergebracht wurden, verwirklichte Herr Sonnleitner den Umbau
im Altbestand. Auf der alten Jungviehseite hat er einen großzügigen, vom
Kälberstall abgetrennten, Melkstand errichtet. Der Warteplatz befindet sich
ebenfalls im Altbestand und grenzt an
den errichteten Kälberbereich. Die alten
Anbindestände der Milchkühe hat der
Landwirt komplett entfernt und Kälbereinzelbuchten sowie Gruppenlaufboxen
neu errichtet. Die Gruppenbuchten sind
mit einem Tieflaufbereich und einem
f
Vergrößerte Fenster sorgen für
Fressstand mit absperrbaren Fressmehr Licht und Luft. Beides ist
plätzen eingerichtet. Zusätzlich sind
bei der Planung eines Umbaus
Kälbereinzelboxen aufgestellt, welche
unbedingt zu beachten.
jederzeit entfernt werden können, um
eine gründliche Reinigung vornehmen
ƒ
zu können.
Auch Kälberiglus finden am Betrieb Sonnleitner im Altbau einen
Platz. Dahinter befindet sich der
Melkstand. Somit ergeben sich
kurze Wege für den Transport
der Kälbermilch.
Einfach auf den Punkt gebracht:
Sozialkontakt, gute Bewegungsmöglichkeit bei trockener Bodenbeschaffenheit, Heu und Wasser zusätzlich zur
Milch nach den ersten Tagen, und das
Ganze bei gutem Stallklima und genug
Licht.
n Nachdem Kälber einen Großteil
der Zeit liegen, sollte darauf geachtet
werden, dass die Liegefläche trocken
und weich ist. Mit ausreichend Stroh
kann hier am besten für eine gute
Liegefläche gesorgt werden.
n Auch Kälber brauchen eine Menge
Frischluft, um ihre Lungenfunktion
stark auszuprägen, damit sie auch
später eine gute Milchleistung abliefern können. Eine kalte, trockene
aber zugfreie Luft ist besser zu bewerten als warme Luft, da in dieser
die Keimbelastung höher ist.
n Dem Kalb sollte ab der zweiten Woche zusätzlich Wasser, jedoch getrennt von der Milch, zur Verfügung
stehen. Auch eine Möglichkeit Heu
zu geben, ist vorzusehen. Eine tägliche Heuzugabe vergrößert das Pansenvolumen und verhindert das Auffressen der Einstreu. Ein Leckstein
sorgt für die nötige Mineralstoffaufnahme.
n Im Bereich der Kälber muss über
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Lösung aus der Praxis
Stall kann durch eine genaue Planung
aller zuvor genannten Haltungskriterien
für Kälber gut genutzt werden. Die bestehende Bausubstanz muss natürlich
in Ordnung sein und auch kleine statische Veränderungen zulassen können.
Es kann nun also der günstigste Platz
im Stall für die Kälber gewählt werden.
Licht und Luft sollten bei der Planung
eine entscheidende Rolle spielen. Auch
wenn der Stall nicht allzu hoch ist, muss
die gewünschte Luftrate für die Kälber
erreicht werden. Sind die Fenster zu
klein, sind sie zu vergrößern. Um Zugluft zu verhindern, können Windnetzen
sehr gute Dienste leisten. Im Winter ist
das Mikroklima ebenfalls einfach herzustellen, und im Sommer sollte das
zumeist massive Altgebäude auch gut
vor der Wärme schützen.
Die Einzel- und Gruppenboxen sollten so gestaltet sein, dass das Ausmisten
mit einem Hoflader oder Traktor rasch
und effizient möglich ist. Der Weg für
die Kälbermilch, egal ob händisch zu
tragen oder mit einem Transportwagen
befördert, soll ebenfalls gut im Sauberen
bei kurzer Distanz möglich sein. Melken
im Altbestand oder ein eigener Anrichtraum in der Nähe der Kälberboxen ist
hier Voraussetzung. Vor allem Betriebe,
die geringe Platzressourcen am Hof ha-
Licht, Luft,
Arbeitserleichterung
Vergrößerte Fenster bieten den
Kälbern jetzt mehr Licht und Luft. Durch
die Nähe zum Melkstand ist auch der
Weg mit der Kälbermilch sehr kurz. Ausgemistet wird mit dem Hoftrac in einer
Achse. Für das bessere Einfahren mit
dem Hoftrac hat Herr Sonnleitner die
vorhandene Einfahrtstür vergrößert und
verschiebbar gemacht. Auch eine eigene
Heurutsche vom Bergeraum zum Kälberbereich ermöglicht es, den Kälbern
das Heu schnell und einfach „vor die
Nase zu legen“. Nachdem der Wartebereich der Kühe zwei Mal täglich gereinigt
wird, ist es sehr wichtig, die Räumlichkeiten anschließend gut zu lüften, um
die feuchte Luft aus dem Stall zu bekommen. Herr Sonnleitner macht dies,
indem er die zwei vergrößerten Tore
ost- und westseitig öffnet, und somit eine
Querlüftung erreicht.
n
Fazit
Altgebäude können durch einen
Umbau für die Kälberhaltung genutzt werden. Das Bauwerk muss in
Ordnung sein und kleine statische
Veränderungen zulassen können. Mit
optimaler Planung und Beachtung
der Haltungskriterien der Kälber
lässt sich eine gut brauchbare und
günstige Lösung verwirklichen.
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