12_13 LW1312_12_13 LW1312 18.06.12 11:39 Seite 12 RIND Wer ein leerstehendes Altgebäude zur Verfügung hat, kann dieses sinnvoll für die Kälberaufzucht nutzen. Mit richtigem Herangehen können alle relevanten Haltungskriterien gut erfüllt werden. Anhand eines Betriebes aus der Steiermark wird ein Lösungsansatz beschrieben. Kälberhaltung im Altgebäude durch geschickten Umbau Abb. 1: Empfohlene Maße für die Haltung von Kälbern in Einzelboxen (ÖKL) Von Ing. Christoph KOWATSCH, Baureferat LK Steiermark war die von den Milchkühen erwärmte und „verbrauchte“ Luft, welche sich über den Kälbern aufgrund der geringeren Wärmeerzeugung wieder abkühlte. Das dadurch entstehende Kondensat legte sich an den Trennwänden und am Fell der Kälber ab. Es gab also nicht nur zu wenig Platz, sondern auch viel weniger frische, trockene und keimfreie Luft. Durchfall, Kälbergrippe und ständige weitere Infektion waren immer wieder Auswirkungen solcher Lebensbedingungen für die Kleinsten im Stall. einzige Lösung für eine vernünftige Kälberhaltung in der Tränkeperiode. Reichlich Frischluft und Licht sowie einfaches und rasches Säubern nach dem Ausstallen sind die großen Vorteile des Systems. Viele Betriebe lösten diese Problematik auch baulich, indem sie die Milchkühe und das Jungvieh in einem Stallneu- oder -zubau unterbrachten. Mit diesem Schritt wurden auch gleich die Kälber in Iglus außerhalb des Stalles versorgt. Einzig das Melken und die Technik blieben oft noch im Altbestand übrig. Veränderte Bedingungen Was Kälber brauchen Dass es diesbezüglich dringend VerDie Milchwirtschaft in Österreich änderungen brauchte, war eindeutig. Welche Anforderungen an den Stall veränderte sich im letzten Jahrzehnt be- So galten Kälberiglus mit zusätzlicher stellen nun eigentlich Kälber in der züglich der Leistungssteigerung auf den Überdachung im Außenbereich oft als Tränkeperiode? einzelnen Betrieben enorm. Eine bessere Außenwirtschaft, Effizienzsteigerung Abb. 2: Empfohlene Maße für die Haltung von Kälbern in Gruppenboxen (ÖKL) der Futtererzeugung und Zukauf von Kraftfutter ermöglichten eine Futtergrundlage für noch mehr Tiere. Mehr Tiere, mehr Milch, mehr Geld – so der Grundgedanke. Dieser Grundgedanke führte aber zu einer teils starken Überbelegung der vorhandenen Stallungen. Mit dem Versuch, die Milchkühe im nun viel zu eng gewordenen Stall trotzdem optimal zu betreuen, blieb für die Kälber oft nur mehr der letzte Winkel im Gebäude übrig. Dieser Platz war nicht nur zu klein und schlecht belichtet. Viel schlimmer 12 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com Heft 13 / 2012 12_13 LW1312_12_13 LW1312 18.06.12 11:39 Seite 13 RIND mindestens acht Stunden eine Licht- ben, sollten sich mit dieser Möglichkeit stärke von mindestens 40 Lux ge- der Kälberhaltung und -aufzucht auswährleistet werden. einander setzen. Altgebäude nutzbar machen Eine Heurutsche vom Bergeraum zu den Kälbern ermöglicht eine schnelle und körperschonende Heufütterung. Der durch einen Stallneubau oder Der Betrieb Sonnleitner in Kapfen-zubau frei gewordene Platz im alten berg (Stmk.) hat das Altgebäude für die Kälberhaltung umgebaut. Nachdem Milchkühe und Jungvieh im großen Stallneubau untergebracht wurden, verwirklichte Herr Sonnleitner den Umbau im Altbestand. Auf der alten Jungviehseite hat er einen großzügigen, vom Kälberstall abgetrennten, Melkstand errichtet. Der Warteplatz befindet sich ebenfalls im Altbestand und grenzt an den errichteten Kälberbereich. Die alten Anbindestände der Milchkühe hat der Landwirt komplett entfernt und Kälbereinzelbuchten sowie Gruppenlaufboxen neu errichtet. Die Gruppenbuchten sind mit einem Tieflaufbereich und einem f Vergrößerte Fenster sorgen für Fressstand mit absperrbaren Fressmehr Licht und Luft. Beides ist plätzen eingerichtet. Zusätzlich sind bei der Planung eines Umbaus Kälbereinzelboxen aufgestellt, welche unbedingt zu beachten. jederzeit entfernt werden können, um eine gründliche Reinigung vornehmen ƒ zu können. Auch Kälberiglus finden am Betrieb Sonnleitner im Altbau einen Platz. Dahinter befindet sich der Melkstand. Somit ergeben sich kurze Wege für den Transport der Kälbermilch. Einfach auf den Punkt gebracht: Sozialkontakt, gute Bewegungsmöglichkeit bei trockener Bodenbeschaffenheit, Heu und Wasser zusätzlich zur Milch nach den ersten Tagen, und das Ganze bei gutem Stallklima und genug Licht. n Nachdem Kälber einen Großteil der Zeit liegen, sollte darauf geachtet werden, dass die Liegefläche trocken und weich ist. Mit ausreichend Stroh kann hier am besten für eine gute Liegefläche gesorgt werden. n Auch Kälber brauchen eine Menge Frischluft, um ihre Lungenfunktion stark auszuprägen, damit sie auch später eine gute Milchleistung abliefern können. Eine kalte, trockene aber zugfreie Luft ist besser zu bewerten als warme Luft, da in dieser die Keimbelastung höher ist. n Dem Kalb sollte ab der zweiten Woche zusätzlich Wasser, jedoch getrennt von der Milch, zur Verfügung stehen. Auch eine Möglichkeit Heu zu geben, ist vorzusehen. Eine tägliche Heuzugabe vergrößert das Pansenvolumen und verhindert das Auffressen der Einstreu. Ein Leckstein sorgt für die nötige Mineralstoffaufnahme. n Im Bereich der Kälber muss über Heft 13 / 2012 Lösung aus der Praxis Stall kann durch eine genaue Planung aller zuvor genannten Haltungskriterien für Kälber gut genutzt werden. Die bestehende Bausubstanz muss natürlich in Ordnung sein und auch kleine statische Veränderungen zulassen können. Es kann nun also der günstigste Platz im Stall für die Kälber gewählt werden. Licht und Luft sollten bei der Planung eine entscheidende Rolle spielen. Auch wenn der Stall nicht allzu hoch ist, muss die gewünschte Luftrate für die Kälber erreicht werden. Sind die Fenster zu klein, sind sie zu vergrößern. Um Zugluft zu verhindern, können Windnetzen sehr gute Dienste leisten. Im Winter ist das Mikroklima ebenfalls einfach herzustellen, und im Sommer sollte das zumeist massive Altgebäude auch gut vor der Wärme schützen. Die Einzel- und Gruppenboxen sollten so gestaltet sein, dass das Ausmisten mit einem Hoflader oder Traktor rasch und effizient möglich ist. Der Weg für die Kälbermilch, egal ob händisch zu tragen oder mit einem Transportwagen befördert, soll ebenfalls gut im Sauberen bei kurzer Distanz möglich sein. Melken im Altbestand oder ein eigener Anrichtraum in der Nähe der Kälberboxen ist hier Voraussetzung. Vor allem Betriebe, die geringe Platzressourcen am Hof ha- Licht, Luft, Arbeitserleichterung Vergrößerte Fenster bieten den Kälbern jetzt mehr Licht und Luft. Durch die Nähe zum Melkstand ist auch der Weg mit der Kälbermilch sehr kurz. Ausgemistet wird mit dem Hoftrac in einer Achse. Für das bessere Einfahren mit dem Hoftrac hat Herr Sonnleitner die vorhandene Einfahrtstür vergrößert und verschiebbar gemacht. Auch eine eigene Heurutsche vom Bergeraum zum Kälberbereich ermöglicht es, den Kälbern das Heu schnell und einfach „vor die Nase zu legen“. Nachdem der Wartebereich der Kühe zwei Mal täglich gereinigt wird, ist es sehr wichtig, die Räumlichkeiten anschließend gut zu lüften, um die feuchte Luft aus dem Stall zu bekommen. Herr Sonnleitner macht dies, indem er die zwei vergrößerten Tore ost- und westseitig öffnet, und somit eine Querlüftung erreicht. n Fazit Altgebäude können durch einen Umbau für die Kälberhaltung genutzt werden. Das Bauwerk muss in Ordnung sein und kleine statische Veränderungen zulassen können. Mit optimaler Planung und Beachtung der Haltungskriterien der Kälber lässt sich eine gut brauchbare und günstige Lösung verwirklichen. DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com 13