SMZ 3/2012 - Schweizer Musikzeitung

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Schweizer Musikzeitung
Nr. 3 / März 2012
37
neuerscheinungen • Nouvelles publications
Bücher / livres
Les itinéraires de Delius
Depuis dix ans, les Editions Papillon
publient une exceptionnelle série de
biographies consacrée à des compositeurs pour la plupart négligés par les
éditeurs francophones. A preuve, le récent livre de Jérôme Rossi, première
biographie en français du plus cosmopolite des compositeurs anglais, Frederick Delius (1862–1934). D’origine allemande, il a composé ses premières
œuvres aux Etats-Unis, étudié principalement à Leipzig, passé une grande
partie de sa vie en France et la plupart
de ses vacances en Norvège. Tragiquement, ses 15 dernières années sont
marquées par la maladie. Ce passionné
de peinture et de marche finit aveugle
et paralysé.
L’auteur montre avec précision les
diverses influences qui ont marqué Delius, en particulier les mélodies des
Noirs américains ou la musique de son
ami Grieg, mais également son immense amour pour la « nature préservée, loin de toute présence humaine »,
en particulier celle des paysages nordiques ou de la Floride. Cette contemplation de la nature, source d’inspiration, de réconfort, et sa vision nietz­
schéenne du monde l’amènent à un
panthéisme proche de l’extase, à une
célébration de la vie. Sensualiste
comme celle de Debussy, sa musique
évoque en toute liberté ses sensations
et émotions, teintée d’une nostalgie
sans pessimisme.
Agréable à la lecture et excellemment documenté, ce livre signé par un
véritable spécialiste de Delius comprend également de nombreuses illustrations et des analyses musicales succinctes et précises, exemples musicaux
à l’appui.
Jérôme Rossi, Frederick Delius, 256 pages,
Fr. 39.00, Editions Papillon, Genève 2010,
ISBN 2-940310-38-6
Laurent Mettraux
Ein Heft macht Lust auf mehr
Am 19. November 2011 hätte Géza Anda
seinen 90. Geburtstag feiern können.
Aus diesem Anlass erschien kürzlich in
der Reihe der Du-Magazine ein Sonderheft zu Ehren des viel zu früh verstorbenen Pianisten.
Nebst Beiträgen zu Andas Biografie
finden sich darin zahlreiche Interviews,
darunter natürlich eines mit seiner
Witwe, Hortense Anda-Bührle, und
– auch besonders lesenswert – mit András Schiff. Einen gebührenden Platz
nimmt der Concours Géza Anda ein.
Spannend zu lesen, was ehemalige
Preisträger über ihren Karriereverlauf
zu berichten haben! Eine beiliegende
DVD widmet sich ebenfalls dem Werdegang ehemaliger Finalisten. Wäre es
aber nicht naheliegender und sinnvoller gewesen, eine CD mit Andas grossartigem Spiel beizufügen?
Insgesamt aber ein schön gestaltetes
Heft, das Lust auf mehr macht. Wer
Ausführliches und Tiefergehendes über
Anda erfahren möchte, dem sei das
Buch Géza Anda – Auch Sechzehntel
sind Musik empfohlen. Es erschien
1991 zum 70. Geburtstag bei Artemis
& Winkler.
Géza Anda, Du-Sonderedition, 66 S., mit DVD,
Fr. 10.00, Du Kulturmedien, Zürich 2011,
ISBN 3-905931-17-4
Karl-Andreas Kolly
Fremde Räume
Besonders spannend und aktuell wird
es in der Edition Neue Zeitschrift für
Musik immer dann, wenn Hans-Klaus
Jungheinrich in die Alte Oper Frankfurt
lädt, um in einem prominent besetzten
Kreis von Musikwissenschaftlern, Journalisten und Künstlern das Werk eines
zeitgenössischen Komponisten zu beleuchten. Im September 2010 war es
Beat Furrer, der im Blickpunkt des traditionsreichen Frankfurter Symposiums stand. Furrer, 1975 nach Österreich übersiedelt und als dirigierender
Komponist eng mit dem Klangforum
Wien verbunden, hat in jüngster Zeit
vor allem durch bemerkenswerte Musiktheater-Projekte von sich reden gemacht.
Stimmen im Raum – der Titel der
Publikation kündigt sogleich die zwei
wesentlichen Achsen im ästhetischen
Koordinatensystem Furrers an: Raum
als ein mehrdimensional vernetzter
Erfahrungsraum (was der Komponist
«Erzählung in die Tiefe» nennt); Stimme
als unmittelbare Trägerin existenzieller
Empfindungen, Texte und Subtexte.
Insofern wundert es nicht, dass die
meisten Autoren (nicht ohne zwangsläufige Redundanzen) sich des für Furrer zentralen Verhältnisses von Sprache
und Klang annehmen.
So widmet sich Julia Cloot in einem
grundlegenden Überblick über Furrers
Bühnenwerke der «Vielfalt der Stimmen» zwischen Singen und Sprechen
und ihrer Funktion im komplexen Verfahren der Textmontage, das Furrers
Arbeiten jenseits linearer Darstellungskonventionen kennzeichnet, ja auszeichnet. Den semantischen Implikationen eines ganz nach innen gerichteten «Klang- und Erlebnisraumes» ist
auch Max Nyffeler auf der Spur und
sieht dessen transitorische Qualität
vor allem in den Zwischenräumen beheimatet, im Prinzip der Nichterfüllung und Gleichzeitigkeit des Widersprüchlichen.
Seine bisher vielschichtigste Ausformung fand Furrers ganz spezielle Verwendung literarischer Sujets im Wüstenbuch, das in der wunderbar lakonischen Inszenierung Christoph Marthalers in Basel 2010 aus der Taufe gehoben
wurde. Seine «Sprachfindung» untersucht Jörn Peter Hiekel in der vielleicht
substanziellsten Erörterung des Bandes
im Spannungsverhältnis zum Textma-
terial. Hierbei beschreibt er die «Poly­
fonien» und «Sinnformationen» Furrers
als dichte Assoziationsräume der
Fremdheit und Einsamkeit, wo Sprache
in Klang transformiert wird und das
Fragmentarische und Unausgesprochene zu zentraler Bedeutung gelangt.
Die Schlussdiskussion mit allen Beteiligten hätte man sich ergiebiger vorstellen können. Auch dass Furrers Tätigkeit als Dirigent vollständig ausgeblendet bleibt, ist zwar kein Beinbruch, es
hätte aber zusätzliche Perspektiven eröffnet. Dessen ungeachtet liefert dieser
Band einen ersten umfassenden Einblick
in die Klangsprache eines der momentan eloquentesten Komponisten.
Stimmen im Raum – Der Komponist Beat Furrer,
hg. von Hans-Klaus Jungheinrich, 97 S.,
€ 16.95, Edition Neue Zeitschrift für Musik,
Schott, Mainz 2011, ISBN 3-7957-0773-6
Dirk Wieschollek
«Das Paradoxe zeigen!»
Die Welt ist komplex, auch die Welt der
Kultur und des Musikmanagements.
Mit letzterem beschäftigt sich der Herausgeber Felix Bamert mitsamt 20 Autoren. Vereint geben sie Antworten auf
die Frage, wie Schneisen zu schlagen
sind durchs Dickicht des heutigen Musikbetriebs. Die Mittel heissen Projektmanagement, Pressearbeit, Stiftungs-
akquise, Fragen des Urheberrechts, aber
auch Leitungsstrategien eines Teams
als Führungskraft etwa einer Musikschule. Der Schwerpunkt liegt auf den
Schweizer Bedingungen. Über spezifisch eidgenössische Institutionen wie
Pro Helvetia, Suisa oder Swissperform
wird ausführlich berichtet. Neben der
lokalen Beschränkung ist die Aufbereitung der heterogenen Themenkomplexe in Form des «Zwiebelprinzips» der
Orientierung hilfreich: Ausgehend vom
Individuum geht es sukzessive in dessen Umfeld, hin zu institutionellen und
organisatorischen Rahmenbedingungen, die das Handeln fokussieren, aber
natürlich auch einschränken.
Ähnliches gilt für einen Ratgeber, der
ein «Leitfaden für die Praxis» ist. Sicher
stellt der mehr als 300-seitige Wälzer für
Orientierung suchende Studenten oder
Berufsanfänger sinnvolle Informationen
zur Verfügung. Komprimiert sind sie in
je eigenen Kapiteln gehalten; Literaturangaben geben Hinweise zur Vertiefung.
Als Nachschlagewerk erfüllt der Leit­
faden seinen Zweck. Doch er suggeriert
auch ein mulmiges Gefühl. Die Professionalisierung des Musikbetriebs hat
einen fast beängstigenden Grad erreicht.
Schlimm muss das nicht sein. Aber sobald die Spielräume des Einzelnen geringer geschätzt sind als dessen korrekter Umgang mit Medien, mit Kollegen
oder Stiftern, entsteht in dem Buch just
jenes Bild, das dem heutigen Musikbetrieb seinen Charme nimmt. Was heute
fehlt, ist nicht eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit inklusive Callcenter, nicht
Kreativitätstechniken wie Brainwriting
oder Reizwortanalyse, die Chris Brügger
sorgfältig differenziert. Was heute fehlt
sind fantasievolle, selbstbewusste Persönlichkeiten, die durch Abwegiges
­Impulse geben, die sich nicht beeindrucken lassen von Stiftungsanforderungen, von den sieben W einer Pressemitteilung oder von – wenn auch progressiven – Strategien einer Persönlichkeitsführung.
Wohl kann kein Leitfaden der Welt
solche Charaktere fördern. Aber ist es
nicht einer Erwähnung wert, dass gerade in Zeiten, in denen der Begriff
«Innovation» bis zum Überdruss fällt,
ungewöhnliche Strategien der Kulturarbeit wichtiger werden? Einzig dem
erfahrenen Roman Brotbeck gelingt
durch seinen Rekurs auf Johann Peter
Hebels Kalendergeschichte Unverhofftes Wiedersehen (1811) eine wunderbare Kritik des Betriebs, die zugleich für
einen Kunstanspruch jenseits von Populismus und Vermittlung plädiert.
Brotbecks Resümee hätte man sich
auch an manch anderer Stelle des Buches gewünscht: «Es ist paradox, kulturelle Orientierungen für ein modernes
Kulturmanagement anhand einer
200-jährigen Geschichte geben zu wollen. Und auch das daraus Abgeleitete
ist paradox und widersprüchlich, und
meine imperativen Empfehlungen erst
recht. Es geht nicht auf! Das tut aber
grosse Kunst nie! Und so bleibt nur zu
empfehlen, dieses Paradoxe auf möglichst hohem Niveau zu fördern und zu
zeigen.»
Musikmanagement, Der Leitfaden für die Praxis,
hg. von Felix Bamert, 346 S., geb., Fr. 49.90,
Haupt, Bern 2011, ISBN 3-258-07661-4
Torsten Möller
Orgel / orgue
Spielfreudiges Konzertstück
Zum hundertsten Geburtstag des Komponisten im Jahr 2006 wurde dieses
Werk, erstmals 1961 in Budapest gedruckt, mit einigen Korrekturen und
Ergänzungen neu herausgegeben. Erst
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Revue Musicale Suisse
N°3 / Mars 2012
neuerscheinungen • Nouvelles publications
vor Kurzem gelangte es allerdings, zusammen mit anderen Werken des Komponisten, zu uns.
Zoltán Gárdonyi, Kompositionsschüler von Kodály und Hindemith, wirkte
bis 1967 als Professor an der Budapester
Musikhochschule und lebte ab 1972 in
Deutschland. Seine Partita über den
gregorianischen Pfingsthymnus bearbeitet das Thema nach einer majestätischen Introduktion in vier Variationen
und einem fugierten Finale mit Reminiszenzen an das Vorangegangene.
Neoklassizistisch anmutende und in
ihrer Spielfreudigkeit an Hindemith
erinnernde Figurationen (Variation 1
und 3) wechseln sich mit schillernder
Harmonik und improvisatorischen Gesten (Variation 4) ab.
Der spieltechnische Anspruch des
etwa viertelstündigen Werks ist durchwegs hoch anzusetzen; einkomponierte Überleitungen zwischen den Variationen verunmöglichen es, einzelne
Teile separat zu spielen, wodurch das
Stück trotz seiner thematischen Vor­
gabe eindeutig dem Konzertgebrauch
vorbehalten ist. Registrieranweisungen
fehlen; der Komponist beschränkt sich
auf Manualangaben und Fusstonlagen,
wobei ein farbig disponiertes dreimanualiges Instrument für eine überzeugende Wiedergabe Voraussetzung sein
dürfte. Durch ein sorgfältig realisiertes
Gleichgewicht zwischen eher konstruktiven und freieren Satztechniken gelangt Gárdonyi zu einer Ausdrucksform, die sich wohltuend von in der
Orgelmusik oft spürbarer «komponierter Improvisation» abhebt, ohne deswegen an Frische und Spontaneität zu
verlieren.
Zoltán Gárdonyi, Partita sopra Veni creator
­spiritus per organo, os 12.009, € 15.50,­­
­Ostinato-Musikverlag, Salzgitter 2007
Sammlung für den Gottesdienst
Welcher Kirchenmusiker kennt sie
nicht, die nervenaufreibende Situation,
oft in kürzester Zeit passende Choralvorspiele für einen Gottesdienst vorbereiten zu müssen? Wer sich nicht improvisatorisch behelfen kann, ist dankbar um Sammlungen, die hier Abhilfe
schaffen. Gunther Martin Göttsche und
Martin Weyer, geschult durch jahrelange Lehrtätigkeit in Kirchenmusik, haben sich zum Ziel gesetzt, in Kleine
Choralvorspiele und Begleitsätze auch
Laien zugängliche Stücke anzubieten,
die trotz einfacher Satzweisen «einen
gewissen Charme» (Vorwort) besitzen
sollen und in kurzer Zeit zu erlernen
sind. In ihrer Dauer lassen sie sich irgendwo zwischen Intonation und
­eigentlichem Choralvorspiel einordnen, sind also eher etwas kurz, um als
eigenständige Stücke in der Liturgie
eingesetzt zu werden.
Zu einem Grossteil der Lieder des
Evangelischen Gesangbuchs (und dank
grosser Übereinstimmung auch des
Reformierten Gesangbuchs in der
Schweiz) findet sich in den bisher erschienenen vier Bänden je ein kurzes
Vorspiel sowie ein (oft auch nur dreistimmiger) Begleitsatz. Letztere überzeugen zwar nicht durchgehend, da der
Satz doch oft dünn und etwas blutleer
erscheint – im Zweifelsfall sind hier die
Manualiter-Begleitsätze zum Reformierten Gesangbuch bei gleicher Schwierigkeit doch einiges reichhaltiger und
entsprechen harmonisch auch dem Satz
im Gesangbuch –, aber angesichts einiger hoch erfreulicher bis fast hitverdächtig zu nennender Vorspiele legt Bärenreiter hier doch eine Fundgrube an
einfachster, aber meist klangvoller Musik vor, die wohl manchen Orgelspieler
auf neue Ideen bringen könnte, allenfalls auch zur eigenen improvisatorischen Weiterentwicklung.
Gunther Martin Göttsche u. Martin Weyer, Kleine
Choralvorspiele und Begleitsätze zu den Liedern
des Evangelischen Gesangbuches, Gottesdienst/
Eingang u. Ausgang bis Taufe u. Konfirmation,
BA 9274, € 29.95, Bärenreiter, Kassel 2011
Heikles, aber faszinierendes Duo
Mit Répliques für grosse Orgel und Orgelpositiv legt der Pariser Organist und
Komponist Jean Guillou (*1930) ein DuoWerk vor, welches das Repertoire für
diese Besetzung auf willkommene Weise erweitert. Während der Part der
grossen Orgel mit einigen Registrier­
anweisungen versehen ist, die Guillous
Vorliebe für Aliquot-Mischungen, Solozungen und Spaltklänge sowie den
unvermeidlichen Tremulanten zeigen,
verzichtet der Komponist beim Orgelpositiv auf konkrete Angaben und erleichtert so die Ausführbarkeit je nach
vorhandenem Instrument, wobei dann
allerdings ein bei Positiven eher seltener Tonumfang bis f3 (bei der grossen
Orgel sogar a3) vorausgesetzt wird. In
einer rhapsodisch-assoziativ anmutenden Form treten die beiden Instrumente in einen Dialog, der beiden Interpreten grosse Virtuosität und Präzision
abverlangt, gerade bei einem Orgel­
positiv mit oft heikler Traktur! Glitzernde Passagen, aggressive Akkordik und
stark kontrastierende Kantilenen wechseln sich blitzschnell ab und lassen an
eine theatralisch inspirierte Führung
musikalischer «Personen» denken. Auch
die Synchronisation ist schwer zu realisieren, da Guillou (im Unterschied zu
gewissen Momenten in seinen DuoColloques für diverse Besetzungen, wo
man vor allem aufeinander reagieren
muss) auf weiten Strecken präzis ausformulierte Rhythmen oder parallel
geführte Passagen in kleinsten Notenwerten schreibt. Bei grosser räumlicher
Distanz der beiden Instrumente – wie
man sie sich für den Dialog-Effekt
selbstverständlich wünschte – dürfte
das Werk daher kaum ohne zusätzliche
technische Hilfsmittel (Bild- und Ton­
übertragung) realisierbar sein. Wer
diesen Aufwand nicht scheut, findet in
Répliques ein Werk, das unmittelbar
faszinieren kann und ein sehr wirkungsvolles Konzertstück darstellt.
Jean Guillou, Répliques op.75 pour Grand Orgue
et Positif, Spielpartitur (2 Exemplare),
ED 20948, € 27.99, Schott, Mainz 2011
Tobias Willi
Flöte / flûte
Bunte einfache Vortragsstücke
Mit Flute Debut hat James Rae (*1957),
der bereits durch seine Blue Duets und
Jazzy Duets erfrischende Beiträge zur
Schülerliteratur geleistet hat, wiederum einen stilistisch vielseitigen und
auch originellen Sammelband komponiert. Diesmal handelt es sich um Vortragsstücke für junge Querflötenschüler im erstem Unterrichtsjahr. Die
Stücke sind technisch sehr einfach gehalten, beispielsweise bewegt sich das
erste Stück, High Street Trot, ein musikalischer Einkaufsbummel, im Tonumfang von g' bis d''. In der Sammlung
sind sehr viele Stile mit einbezogen,
vom Diva Waltz im Walzertempo mit
Akkordeonbegleitung über einen orientalisch anmutenden Sonnenuntergang in der Wüste mit dem Titel Sahara Sunset bis zu Texas Boogie oder
Funky Street.
Die verschiedenen Kompositionen
können solistisch, unisono oder auch
als dreistimmiges Ensemble interpretiert werden und sind für Einzel-, Gruppen- oder Klassenunterricht gedacht.
So sind die ersten vier Nummern Solostücke mit Klavier- oder CD-Begleitung,
es folgen mehrere Stücke für zwei Flöten und Begleitung. Die Kompositionen
im dritten Teil sind für Ensembles mit
Begleitung komponiert und lassen sich
mit den Heften für andere Instrumente
wie Klarinette und Saxofon aus der
Debut-Reihe kombinieren. Die Stücke
können mit der beiliegenden Playalong-CD oder Klavierbegleitung (UE
21529) aufgeführt werden. Die optionale Klavierbegleitung sowie Illustrationen zum Ausmalen sind auch als GratisDownload erhältlich.
James Rae, Flute Debut, 12 leichte Stücke für
Anfänger, UE 21528, mit CD, € 12.95, Universal
Edition, Wien 2011
Schule in Duettform
Die 60 methodischen Übungen wurden
von François René Gebauer (1773–1845)
komponiert. Er entstammt einer Musikerfamilie, die als Lehrer für Oboe,
Fagott, Flöte und Horn in der Pariser
Musikgeschichte bekannt war. Zeitgleich entstanden auch verschiedene
andere Flötenschulen, beispielsweise
von Devienne, Hugot oder Vanderhagen. So ist auch zu verstehen, dass Gebauer, der vor allem als Fagottist bekannt war, eine Flötenschule schreibt.
Möglicherweise war sie für seinen jüngeren Bruder gedacht. Interessant sind
vor allem die Überschriften, die für jede Übung ein methodisches Ziel formulieren. Für seine «Leçons» wählte der
Autor die Duettform, wie es in den damaligen französischen Methoden üblich war. Der Aufbau seiner Flötenschule lässt sich leicht ersehen: Im ersten
Teil werden vor allem elementare Spielfertigkeiten aufgebaut und im zweiten
Teil ein «fortschreitendes Musikverständnis» entwickelt, wie es Nikolaus
Delius in seinem Vorwort schreibt.
In den ersten Kapiteln werden Tonübungen mit elementarer Musiklehre
verbunden, Notenwerte, Pausen oder
Legatobögen eingeführt. Gebauer beginnt seine Flötenschule in D-Dur, was
auf dem Hintergrund der Traversflöte
zu verstehen ist, mit der diese Tonart
fingertechnisch sehr einfach zu handhaben ist, weshalb sie oft am Beginn
einer Flötenschule steht. In den folgenden Lektionen wird der Rhythmus
durch das Einführen von punktierten
Noten und Synkopen differenzierter
entwickelt. Später kommen einige Gattungen und Formen, meist aus der
französischen Tanzmusik, dazu. Es folgen Dur und Moll, Verzierungen sowie
Gattung und Form. Die Duette der letzten Lektionen sind teilweise sehr konzertant komponiert und eignen sich
auch als Vortragsstücke. Sie enden mit
der Tonhöhe d''' und drei Kreuzen als
Vorzeichen. Es wäre aus pädagogischen
und flötistischen Gesichtsgründen sicherlich interessant gewesen, wenn
Gebauer noch eine Fortsetzung der
Übungen komponiert hätte.
François René Gebauer, 60 methodische
­Übungen op. 31, für 2 Flöten, hg. von Nikolaus
Delius, ED 20803, € 13.99, Schott, Mainz 2011
Claudia Weissbarth
Klarinette / clarinette
Blasmusik-Blickwinkel
Band 9 aus der Reihe clarino.extra widmet sich ganz und gar der Klarinette.
Die Spezialausgabe versammelt 16 Artikel zum Thema, welche in den letzten
Jahren in der Zeitschrift Clarino erschienen sind. Vier Interviews mit den
in Europa zurzeit bekanntesten Klarinettisten Sabine Meyer, Giora Feidman,
Jörg Widmann und Martin Fröst geben
interessante Einblicke in ihr musikali-
Schweizer Musikzeitung
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neuerscheinungen • Nouvelles publications
sches Denken und Fühlen und bei Sabine Meyer auch in die Organisation
ihres reich gefüllten Alltags. Die weiteren Artikel widmen sich den unterschiedlichsten Themen und Aspekten
der Klarinette, von der Pflege des Instruments, dem Überblasen, der Entwicklung der Klarinette im 18. Jahrhundert
bis zu Tipps zur Auswahl von Etüden.
Die Texte sind attraktiv und decken ein
breites Feld ab, wirken in ihrer Zusammenstellung aber auch etwas zusammengewürfelt.
Clarino ist eine Zeitschrift, die sich
an ein Blasmusikpublikum richtet, was
auch die Schwerpunkte in den Texten
bestimmt. So werden im Artikel
«Schwierige Orchesterstellen für Bassklarinette» ausschliesslich Stellen aus
Blasorchesterwerken behandelt. Darüber hinaus widmen sich mehrere Artikel interessanten spezifischen Aspekten
der Klarinette im Blasorchester: Die EsKlarinette bzw. die tiefe Klarinette in
der Blasmusik, das Klarinettenregister,
Intonationsprobleme etc.
Für interessierte Laien verspricht
dieses Heft eine informative und abwechslungsreiche Lektüre.
Clarino.extra, Band 9, Thema Klarinette,
­Fachliches, Praktisches und Unterhaltsames,
96 S., € 12.90, DVO Druck und Verlag Ober­
mayer, Buchloe 2011, ISBN 3-943037-04-3
Aus der Frühzeit des Instruments
Johann Melchior Molter (1696–1765) ist
für Klarinettisten ein wichtiger Komponist, da von ihm die ältesten für das
Instrument geschriebenen Konzerte
stammen. Im übrigen Konzertleben
geniesst der Komponist, der sich in seinem Schaffen an den Werken verschiedener Meister orientiert hat, keine
grosse Aufmerksamkeit. Die vorliegende Sinfonia a tre wurde von Bernhard
Kösling für drei Klarinetten eingerichtet und basiert auf einer Sinfonia in C
für Trompeten und Hörner. Dies entspricht einer durchaus üblichen Praxis
der Zeit, wurde doch die Klarinette in
ihrer Frühzeit häufig als Ersatz für die
Trompeten eingesetzt.
Die Sinfonia besteht aus fünf kurzen
Sätzen. Die erste Stimme ist praktisch
durchgehend melodieführend und bewegt sich vorwiegend im hohen Klarinettenregister. Die zweite Stimme verläuft mehrheitlich parallel dazu in
­einer tieferen Lage während die dritte
meist als Gegenstimme auftritt.
Das Werk eignet sich bestens für den
Unterricht, um die stilistische Bandbreite hin zur Frühzeit der Klarinette
zu erweitern.
Johann Melchior Molter, Sinfonia a tre, für drei
Klarinetten bearb. von Bernhard Kösling,
­Partitur und Stimmen, E.D. 29972, € 12.80,
­Edition Dohr, Köln 2010
Kompakte Einführung in den Jazz
Exploring Jazz Clarinet des jungen
Engländers Ollie Weston ist ein 200
Seiten starkes Lehrmittel zur Einfüh-
rung in die Jazzimprovisation. Weston
unterrichtet an der renommierten
Guildhall School of Music in London
und verfügt über grosse Erfahrung als
Saxofonist in zahlreichen Jazzbands
und Orchestern sowie als Studiomusiker für bekannte Namen und bei verschiedenen Produktionen.
Weston hat Exploring Jazz ... bereits
für Flöte, Saxofon und Trompete herausgegeben. In elf Kapiteln bietet er
eine Einführung in die wesentlichen
Techniken, Jazzharmonie-Kenntnisse
und Stilmerkmale, die für einen Einstieg in die Jazzimprovisation nötig
sind. Das Lehrmittel ist in Englisch und
enthält sehr viel Text. Dies ist im Hinblick auf den Einsatz im Unterricht
möglicherweise ein Nachteil. Die Erklärungen und Übungsanweisungen sind
jedoch durchgehend sehr gut verständlich, einfach und klar nachvollziehbar
gehalten.
Die ersten vier Kapitel dienen der
grundsätzlichen Einführung ins Thema
und behandeln den Blues als Basis des
Jazz sowie die drei wichtigsten Harmonien, Major Seven (Dur mit grosser
Septime), Mollseptakkord sowie Dominantseptakkord. Dazu sind wie im ganzen Buch zahlreiche und ausführliche
Übungen, Theorie- und Stilhinweise
vorhanden; man bekommt jedoch nicht
das Gefühl, gleich alles aufs Mal können zu müssen. Die Übungsstücke lehnen sich immer an bekannte Jazzstandards an, und der Autor gibt Hinweise
zu stilbildenden Musikern, Titeln und
Aufnahmen.
In der Fortsetzung widmet sich der
Autor verschiedenen Stilrichtungen wie
Funk, Bebop, Latin und vermittelt die
wichtigen Grundkonzepte des Jazz mit
der II-V-I-Progression, Phrasierung, modale Improvisation etc. Gegen Schluss
bietet Weston dem Schüler Hilfe, wie
und mit welchen Lehrmitteln er seine
Studien weiterführen kann. Ganz am
Ende des Buches ist ausserdem eine
sehr kompakte Übersicht über die Geschichte des Jazz mit wertvollen Hörhinweisen zu finden.
Exploring Jazz Clarinet ist eine sehr
gelungene, äusserst umfassende und
doch kompakte, gut verständliche Einführung in die Grundlagen des Jazz
und der Jazzimprovisation.
Ollie Weston, Exploring Jazz Clarinet, An
­Introduction to Jazz Harmony, Technique and
Improvisation, ED 13350, mit CD, € 27.95,
Schott, Mainz 2011
Martin Sonderegger
Akkordeon / accordéon
Jazzige Chansons
Der neuste «Wurf» in der Reihe Akkordeon pur aus dem Holzschuh-Verlag ist
ein Heft mit Piaf-Liedern, wiederum
arrangiert von Hans-Günther Kölz. Einmal mehr hat er mit diesem Werk sein
sehr kompetentes Wirken als Bearbeiter
bewiesen. Hans-Günther Kölz ist Dozent
am Hohner-Konservatorium in Trossingen (D) und ansonsten freiberuflich
tätig als Komponist, Musiklehrer und
Arrangeur. Seit 1991 ist er Dirigent des
Orchesters Hohnerklang Trossingen
und hat mit diesem Ensemble schon
etliche Konzertreisen gemacht. Er wirkt
auch als Begleitmusiker von Frank Marocco in Europa.
Die Chansons u. a. von Charles Dumont, Marguerite Monnot, Norbert
Glanzberg und Hubert Giraud erscheinen in einem jazzigen Gewand. Spannende, manchmal recht dichte Harmonien (oft gleichzeitig links und rechts
Akkorde), interessante rhythmische
Feelings (z. B. Padam… padam als JazzWalzer), überzeugende Basslinien, aber
auch immer wieder spezielle ChorusTeile lassen diese Chansons zu anspruchsvollen Solo-Stücken werden. Die
Interpretin oder der Interpret ist technisch in der linken wie auch der rechten Hand sehr gefordert. Die Registrierungsvorschläge für die rechte Hand
sind klanglich sehr ansprechend und
erreichen oftmals eine wohltuende Bescheidenheit und Durchsichtigkeit –
dies ist aber eine persönliche Vorliebe
von mir. Vor allem Jazzbegeisterte werden ihre helle Freude an diesem toll
gelungenen Werk haben.
Edith Piaf, Chansons für Akkordeon, hg. von
Hans-Günther Kölz, VHR 1819, € 12.00, Holzschuh-Verlag, Manching 2011
Lehrgang mit Fragezeichen
Karen Tweed begann im Alter von elf
Jahren mit dem Akkordeonspiel. In den
späten Achtzigerjahren hat sie sich für
eine musikalische Karriere entschieden
und ist seither als Solistin, aber auch
in diversen Formationen und als Leiterin von Workshops unterwegs. Sie lebt
heute in Norfolk/England und hat eine
besondere Leidenschaft für traditionelle irische Musik.
Ihr Heft Nur für Anfänger – Akkordeon ist ein Lehrgang für Pianoakkordeon mit Standardbass. Im Vorwort
erwähnt sie, dass das Heft vor allem
Technik vermitteln soll, um dann ein
umfangreiches Repertoire gefühlvoll
und präzise spielen zu können. Die anschliessenden Tipps für den Kauf eines
Akkordeons beziehen sich leider überhaupt nicht auf die körperlichen Gegebenheiten der Spieler; Angaben, wie
hoch, breit und tief ein Instrument sein
sollte, fehlen gänzlich. Interessante
Übetipps am Anfang des Heftes und ein
kleiner Abschnitt zur Geschichte des
Akkordeons sind dagegen wertvolle
Ergänzungen. Fotos und Illustrationen
kommen grosszügig und klar zur Geltung. Über die Erklärungen zur Körperhaltung beim Spielen (stehen oder sitzen), aber auch zur Arm- und Handhaltung kann man geteilter Meinung sein.
Auf vier Seiten werden musiktheoretische Grundlagen vermittelt: Notenschlüssel, Liniensystem, Notennamen,
Notenwerte, Tonarten usw. Es folgen
verschiedene Dur-Tonleitern als Material für die rechte Hand. Mich befremdet sehr, dass die gesamte linke Hand
lediglich als Bezifferung erscheint.
Nach einem Marsch im Fünfton-Raum,
einem Walzer in G-Dur, einem Traditional in D-Dur und einem kleinen Tango
ist das Heft auch bereits zu Ende. Die
beiliegende CD enthält sämtliche Tonleitern, Übungen und auch die Stücke
jeweils in zwei verschiedenen Tempi.
Die musikalische Interpretation wirkt
äusserst mechanisch und nicht ansprechend. Als «Dessert» sind die Stücke
noch mit einer sogenannten Songbegleitung (rein elektronisch) aufgenommen. Meine Begeisterung für dieses
Werk hält sich sehr in Grenzen.
Karen Tweed, Nur für Anfänger – Akkordeon,
BOE7561, mit CD, € 14.95, Bosworth, Berlin 2011
Yolanda Schibli Zimmermann
Weitere Titel / autres titres
Micaëla Grohé, Der Musiklehrer-Coach,
­Professionelles Handeln in konflikthaften
­Unterrichtssituationen, 216 S., ill., Fr. 33.50,
Helbling, Esslingen 2011, ISBN 3-86227-082-8
Musik – Bürger – Stadt, Konzertleben und
musikalisches Hören im historischen Wandel,
hg. von Christian Thorau, Andreas Oden­
kirchen, Peter Ackermann, 354 S., ill., € 19.00,
ConBrio, Regensburg 2011,
ISBN 3-940768-07-0
Bernd und Daniela Willimek, Musik und
Emotionen, Studien zur Strebetendenz-­
Theorie, 85 S., Bretten 2011, Online-­
Publikation, Link der Deutschen National­
bibliothek http://d-nb-info/1017112118
Andrea Holzer-Rhomberg, Fiedel Max 5,
Schule für Violine, VHR 3850, mit 3 CDs,
€ 22.80, Holzschuh-Verlag, Manching 2011
Mendelssohn für Gitarre, bearb. von Frank
Riedel, D 35 916, € 11.50, Doblinger, Wien
Jean Sibelius, Klavierwerke III, Klavierstücke
zwischen op. 94 und 114, hg. von Anna
­Pulkkis, (= Jean Sibelius Werke, Serie V,
Band 3), SON 616, € 157.00, Breitkopf &
­Härtel, Wiesbaden 2011
Gerhard Mantel, Etüden üben, Grundlagen
der Cellotechnik in ausgewählten Etüden;
Band 1–3, ED 20701–20703, € 18.99/16.99;
Kommentarband, ED 20704, 156 S., € 19.99;
Schott, Mainz 2011
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