OBJEKT Bauen mit Holz Exklusives Atelier aus Massivholz Nachhaltige Lebens- und Arbeitsräume auf Basis moderner Holz­ konstruktionen zu schaffen, ist für immer mehr private Bauherren ein großes Thema. Ein anschauliches Beispiel dafür bietet ein Neubauprojekt, das derzeit im nördlichen Weinviertel errichtet wird: Entstehen soll ein edles Maleratelier in Holzmassivbau­ weise. Das baumagazin besuchte das Bauherren-Ehepaar Rubik auf der Baustelle und informierte sich vor Ort über die Besonder­ heiten des kreativen Bauwerks. Inmitten der kleinen Markt­ gemeinde Großharras im nördlichen Weinviertel verwirklichen sich Wer­ begrafiker Klaus Rubik und seine Frau Irmgard derzeit einen kleinen Lebens­ traum: Um ihrem passionierten Hob­ by, der Malerei, im wahrsten Sinn des Wortes mehr Raum zu verschaffen, wird auf ihrem Grundstück, das ein ca. 160 m 2 großes Einfamilienhaus (ehemaliger Bauernhof) und einen großzügigen Garten samt Biotop be­ herbergt, an der Errichtung eines Ate­ liers gearbeitet. Das Besondere an dem Gebäude: Es wird nahezu ausschließ­ lich aus Massivholz bestehen. Noch vor Weihnachten soll die Malerwerk­ stätte mit einer Nutzfläche von 75 m2 fertiggestellt werden. Die Bauzeit be­ trägt nur knapp drei Monate. Das Atelier teilt sich in einen großen loftartigen Arbeitsbereich mit 4 m Raumhöhe sowie eine 2,25 m hohe Teeküche mit einem interessanten Materialmix aus brünierten Stahl- und türkisblauen Corianplatten samt Sani­ tärräumen. Oberhalb der Nassgruppe entsteht durch eine eingezogene Zwi­ schendecke eine 20 m2 große Galerie, die mit einer Leiter erreicht und als Depot für die Kunstwerke der Bau­ herren benutzt werden kann. Die Idee zu dem anspruchsvollen Pro­ jekt entstand bereits vor zwei Jahren, realisiert wurde sie aber erst Anfang des Jahres 2012. Klaus Rubik kontak­ tierte Architekt DI Zoran Bodrozic aus Wien, der einen auf die Wünsche des Bauherren zugeschnittenen Entwurf zeichnete und plante. „Ich wollte ei­ nerseits hohe Räume und andererseits wenig Fensterflächen, um meine groß dimensionierten Ölbilder aufhängen zu können. Außerdem ging es mir um eine nachhaltige Bauweise“, so der Bauherr. Der erste Gedanke des Architekten, das Atelier als Ziegelbauwerk zu er­ r ic hten, w u rde ver wor fen, a l s „easyLiving“-Geschäftsführer BM Ing. Christian Steiner MSc in das Pro­ jekt einbezogen und als Generalun­ ternehmer beauftragt wurde. Der für seine zukunftsorientierte Bauart be­ kannte „Solararchitekt“ – das Unter­ nehmen realisiert „soulbox-Projekte“ in Niedrigst- und Passivhausbauwei­ se – nahm den Plan unter seine Lupe und schlug die Umsetzung in Holz­ massivbauweise vor. „Für mich ist das Objekt prädestiniert dafür, aus Holz gebaut zu werden“, ist Steiner überzeugt. „Der komplette Mix, der für den Holzbau steht, also beispiels­ 4 | bm 5 2012 www.bauweb.co.at bau magazin z Fotos: Klaus Rubik AutorIN: Carolin Rosmann Bauen mit Holz OBJEKT Auf dem 1.960 m2 großen Grundstück des Ehepaares Rubik, das neben dem Einfamilienhaus auch einen Biogarten samt Biotop beherbergt, entsteht nun auch ein großzügiges Licht durchflutetes Maleratelier aus Massivholz, das von einem gigantischen Unterzugbalken getragen wird. weise die rasche Bauzeit und die Nachhaltigkeit, hat dafür gesprochen. Auch in puncto Nutzung des Gebäu­ des haben die Vorteile des Holzbaus überwogen: Schließlich ist es viel einfacher, auf einer Holzwand ein Bild zu montieren. Schienen, wie sie beim Ziegelbau nötig wären, sind so­ mit hinfällig.“ Steiners Vorschlag stieß auf reges In­ teresse seitens der Bauherren und des Architekten und so fiel Mitte Septem­ ber 2012 nach einigen Gesprächen, Preisvergleichen, der Planeinreichung und der internen Ausschreibung der Startschuss für das Projekt. Foto: Detaillierte Planung – rasche Bauzeit Auf der zu errichtenden Grundstücks­ fläche befand sich ursprünglich eine in die Jahre gekommene Scheune mit 50 cm dicken, leider aber schon mor­ schen, Lärchenbalken und nicht mehr rekonstruierbaren Fundamenten. Der gesamte Altbestand musste daher ab­ getragen, die Baugrube ausgehoben und eine neue Fundamentplatte aus insgesamt 30 cm Stahlbeton gegossen werden. Diese ist von unten mit einer 20 cm dicken Isolierplatte gedämmt. „Die Fundamentplatte wurde mit ei­ ner 18 cm-Beschüttungsschicht verse­ hen, um unter anderem die Leitungen zu verlegen. Danach wurde ein 65 mm hoher Heizestrich für die geplante Fußbodenheizung aufgebracht. „Die Bodenoberfläche wird in den nächs­ ten Wochen mit einer weißen Epoxy­ beschichtung geglättet“, erklärt Archi­ tekt Bodrozic im Gespräch mit dem baumagazin. Diese speziellen Kunst­ harzböden stellen eine gute Alternati­ ve zu herkömmlichen Parkett- oder Fliesenböden dar, da sie extrem wi­ derstandsfähig, wasserundurchlässig und leicht zu reinigen sind – ideale Eigenschaften also für die Nutzung des Gebäudes als Maleratelier. Um die erste Holzwand in der Waage auszurichten und ihr Kippen zu ver­ hindern, wurden links und rechts zwei große Steher montiert. „Danach ging alles sehr flott“, fasst Steiner zu­ sammen. „Der Holzrohbau stand an einem Tag – nicht zuletzt aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades. Ange­ liefert wurden zum Teil riesige Holz­ elemente mit Maßen von bis zu 16,5 Meter Länge, 3 Meter Breite und 20 cm Stärke, die mit dem 40-Meter- Kran über die bestehenden Akazien­ bäume transportiert wurden.“ Zum Einsatz kamen 10, 12 und 20 cm dicke Kreuzlagenholzplatten für Wän­ de und Decken. Diese bestehen aus kreuzweise übereinander gestapelten Fichtenlamellen, die unter einem ho­ hen Pressdruck zu großformativen Massivholzelementen verleimt wer­ den. Aufgrund der kreuzweisen An­ ordnung der Längs- und Querlamellen wird das Quellen und Schwinden des Holzes in der Plattenebene verhindert und die statische Belastbarkeit sowie die Formstabilität erhöht. Die einzel­ nen Wandelemente, die innen noch weiß lasiert werden, wurden mit Stahlwinkeln auf die Fundamentplat­ te bzw. auf den Sockel montiert, mit­ einander verleimt sowie an den Ecken fest verschraubt. Letztere sind von außen diffusionsof­ fen verklebt; innen konnte auf eine Dampfsperre verzichtet werden. „Der gesamte Holzbau ist von unten und von der Seite mit einer Vertikal- und einer Horizontalabdichtung ge­ schützt“, erklärt Steiner. „Das Flach­ dach ist zweilagig bituminös abge­ dichtet.“ Detail am Rande: Das Flach­ www.bauweb.co.at bm 5 2012 bau magazin z | 5 OBJEKT Bauen mit Holz BM Ing. Christian Steiner Msc (re.) ist als GU tätig und koordiniert die Professionisten auf der Baustelle. Nachdem die neue Fundamentplatte aus 30 cm Stahlbeton gegossen wurde, widmete man sich dem Holzrohbau. Dieser stand dank vorgefertigter Elemente an einem Tag. Stabile und flexible Konstruktion Eine große Herausforderung bei dem Projekt war das statische System, das akkurat ausgerechnet und optimiert wurde. Getragen wird das Bauwerk letztendlich von einem gigantischen Unterzugbalken, der ebenfalls aus Vollholz besteht und Maße von 1 x 0,20 x 8,67 m aufweist. „Er nimmt die Last der Decke auf und sorgt dafür, dass das Gebäude nicht wie ein Kar­ Atelierbox INFOTAFEL Großharras 104 130 m2 Nutzfläche 75 m2 Bauherren Klaus Rubik und Irmgard Rubik-Wiedemann Adresse Grundfläche Entwurf und Planverfasser Architekt DI Zoran Bodrozic, Wien easyLiving Gmbh, Zurndorf September 2012 Dezember 2012 200.000 Euro Generalunternehmer Baubeginn Fertigstellung Bauvolumen tenhaus zusammenbricht“, so Bodro­ zic. Stahlstützen auf der Nordseite des Ateliers tragen den Randbalken auf der Oberlichtseite. Dem Architekten, der mit Holzbauten auf eine langjährige Erfahrung zurück­ blickt, gelang es außerdem, bewusst verschiedene Lichtsituationen zu schaffen und trotzdem der Anforde­ rung, die Wände möglichst fensterfrei zu halten, gerecht zu werden. Natür­ liches Licht dringt einerseits südseitig durch den acht Meter langen und ein Meter breiten Glasdachstreifen (Son­ nenschutzglas) in den Raum hinein, der in drei Elementen angeliefert und mit Aluminiumschienen fixiert wur­ de. Andererseits sorgt das durchge­ hende schmale Lichtband auf der Nordseite, das aus Fixverglasungen und (elektrisch oder manuell) öffen­ baren Elementen besteht, für perfekte Lichtverhältnisse. Weiters beinhalten die beiden Eingangsbereiche auf der Ost- bzw. Südseite ebenfalls großzügig angelegte Glaselemente. Bei sämt­ lichen Glasteilen handelt es sich durchwegs um Drei-Scheiben-Vergla­ sung; auf Beschattungssysteme wurde aus praktischen Gründen verzichtet. Der Raum wird durch diese raffinierte Lösung somit ausreichend belichtet und die Wände bieten genügend Platz für die Bilder der Bauherren. „Je nach­ dem, womit das Ehepaar Rubik gerade beschäftigt ist und wie viel Licht bei­ de beim Arbeiten benötigen, können sie den Raum unterschiedlich nut­ zen“, ist Bodrozic zufrieden. Zusätz­ liche, künstliche, Lichtquellen bieten montierte Strahler, die je nach Bedarf in die verschiedensten Richtungen geschwenkt werden können. Holzbau in Niedrigenergiebauweise Da keine Lüftungsanlage installiert wird, ist das bauliche Ergebnis kein Passiv-, sondern ein Niedrigenergie­ haus. Das Atelier wird mit einer Fuß­ bodenheizung ausreichend beheizt. Sie bezieht die benötigte Energie von einem bestehenden Pelletskessel, der ca. 50 Meter außerhalb vom Atelier in einem Heizraum untergebracht ist und auch das bestehende Einfamili­ enhaus versorgt. „Um die Heizversor­ gung sicherzustellen, wurde unterir­ disch ein Rohr vom Heizraum des Pelletskessel zum Atelier gegraben“, erläutert Steiner. Der Bauherr und sei­ ne Frau sind mit dieser Lösung sehr zufrieden. „Da wir aber auch gern of­ fenes Feuer sehen, wird ein Edelstahl­ kamin zusätzlich für behagliche Wär­ me sorgen“, so Irmgard Rubik. Südseitig wird das Atelier mit Styro­ porplatten versehen, die anschließend verputzt werden. Auf der Nordseite, 6 | bm 5 2012 www.bauweb.co.at bau magazin z Fotos: Fotocredit dach wird noch begrünt. Dafür wer­ den ca. 8 cm Ziegelsplittsubstrat ver­ teilt, um danach besämt zu werden. Es weist eine Fläche von 130 m2 auf, da auch die Zufahrt – die im Übrigen auch Platz für ein Arbeiten im Freien bietet – überdacht wurde. Bauen mit Holz OBJEKT Beheizt wird der loftartige Arbeitsraum mittels Fußbodenheizung. Die Installationen wurden außen verlegt. Nur dort, wo Steckdosen vorgesehen waren, wurden Bohrungen von außen durchgeführt. In den Sanitärräumen laufen alle Leitungen in einer Vorsatzschale zusammen. Stahlstützen beim Fenster tragen den Randbalken auf der Oberlichtseite. also straßenseitig, dämmt man die Au­ ßenwand mit 20 cm Steinwolle und verkleidet sie mit unbehandelten Lär­ chenbrettern, wodurch ein „rauer“ Effekt entstehen soll. Das Dach erhält eine 30 cm dicke EPS-Gefälledäm­ mung. Hinsichtlich Brandschutz wurden die Erfordernisse laut OIB-Richtlinie 2 und NÖ-Baugesetz/-ordnung einge­ halten; die vorgeschriebene Brandbe­ ständigkeit konnte durch entspre­ chende Dimensionierung der Kons­ BAUTAFEL Fotos: Fotocredit BM-Arbeiten truktion eingehalten werden. Außer­ dem ist eine eventuell notwendige Evakuierung durch zwei Ausgänge in extrem kurzer Zeit realisierbar; die Feuerwehr hat wiederum durch die Straßenrandlage optimale Zufahrts­ möglichkeiten. „Die Atelierbox ist ein Brandabschnitt“, so Steiner. „Alle tra­ genden Holzbauteile sind dement­ sprechend auf REI 60 betreffend Ab­ brand berechnet.“ Die Haustechnik-Installationen wur­ den aus Zeitgründen ausschließlich Atelier Klaus Rubik, Großharras Schüller Bau, Stronsdorf Erdarbeiten/Abbruch/Rodung Langer, Großharras Estrichversiegelung (innen und auSSen) ep&pu, Zurndorf Zimmermeister/Holzbau/Fassade Holzbau Wallmüller, Waidhofen a.d. Ybbs Spengler/Schwarzdecker Wögrath & Pfeifer, Wien Fenster Katzberg, Neusiedl am See Schlosser- und Glaserarbeiten mbm (metallbau mörtl), Grafenstein Fassade Putz Stangl, Pötsching Elektroarbeiten Elektro Mörth, Kammersdorf Heizung/Lüftung/Sanitär Schweng, Bernhardsthal FuSSbodenaufbau leicht G-Tec, Lasberg FuSSbodenaufbau schwer G-Tec Kaplan, Nickelsdorf Nirokamin Ahrens, Achau außen verlegt. Über den Sockel führte man die Leitungen nach außen, um sie danach an den Sichtwänden wieder nach innen zu bringen. „Bohrungen bzw. Fräsarbeiten von außen wurden nur dort durchgeführt, wo ein Auslass bzw. eine Dose vorgesehen war“, er­ klärt Steiner. In der Teeküche und den Sanitärräumen, die vom großen Ar­ beitsraum mit einer Holzwand und von einander durch Trockenbauplatten abgetrennt sind, laufen alle Leitungen in einer Vorsatzschale zusammen. Fazit Die Zusammenarbeit zwischen Archi­ tekt, Generalunternehmer, Bauherr und den einzelnen Gewerken gestalte­ te sich sehr übereinstimmend und en­ gagiert. Jeder Detailpunkt konnte bis dato gemäß Planungsintention von den einzelnen Professionisten (siehe Bau­ tafel), deren Koordination BM Ing. Christian Steiner Msc übernimmt, rea­ lisiert werden. Mitte Dezember kann man sich von der edlen Design-Lösung, die aus über 50 Tonnen verarbeitetem Holz besteht, präzise geplant und per­ fekt auf die Nutzung der Bauherren abgestimmt wurde, überzeugen. www.bauweb.co.at bm 5 2012 bau magazin z | 7