Spectrum Plus an Platz

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Volksschule Absam Dorf
Dörferstraße 56
6067 Absam, Österreich
Plus an Platz
Absamer Optimierungen
SAMMLUNG
Spectrum
ARCHITEKTIN
Ein Solitär, ein Tiefbau und ein Dachausbau: Für die Erweiterung der Volksschule in
Absam, Tirol, verstanden es die Architekten Schenker Salvi Weber, Flächen- und
Raumressourcen geschickt zu nutzen.
Schenker Salvi Weber
von Franziska Leeb
STATIK
Von „solider Bauart und Einrichtung“ sei das Absamer Schulhaus, wussten die
„Innsbrucker Nachrichten“ anlässlich der Einweihung des Gebäudes im Oktober 1905 zu
berichten. Eine vorausschauende Einschätzung, denn noch immer ist im altehrwürdigen
Gebäude, das am nordwestlichen Ortsrand mit etwas Abstand zum Friedhof errichtet
wurde, die Volksschule Absam-Dorf untergebracht. In den Jahren 1978 bis 1980 wurde der
alten denkmalgeschützten Schule ein neues Gebäude, das Kindergarten sowie
Musikschule beherbergte, beigestellt. Von weitaus weniger wertbeständiger Qualität als
das alte Haus war es schon länger in einem schlechten baulichen Zustand; auch in der
alten Volksschule entsprach manches – etwa der kleine Turnsaal – nicht mehr dem Stand
der Technik. Rund 5000 Quadratmeter auf einer freien Fläche zum westlich angrenzenden
Friedhof und im Süden des Bestandes wurden daher verfügbar gemacht, um Kinderkrippe
und Kindergarten, eine Musikschule, eine Turnhalle und entsprechende Freiräume
unterzubringen. Jeder Teil des Neubauprogrammes sollte separat funktionieren, aber an
die Schule, die von den Neubauten möglichst nicht in ihrer Fernwirkung beeinträchtigt
werden sollte, angebunden sein.
BAUHERRIN
Gemeinde Absam
merz kley partner
ZSZ Ingenieure
LANDSCHAFTSPLANUNG
DnD Landschaftsplanung
FUNKTION
Bildung
WETTBEWERB
2013
PLANUNG
2014 - 2015
AUSFÜHRUNG
2015 - 2016
MITARBEIT PLANUNG
Barbara Roller, Tina Tobisch, Hans
Reumann, Bettina Doser, Rowena
Ullrich, Katalin Toth
WEITERE KONSULENTiNNEN
„Wir brauchten eine dienliche Architektur, die sich hier einordnet“, beschreibt
ÖBA: Die Bauleiter, Innsbruck
Bürgermeister Arno Guggenbichler die Herausforderungen an die Architekturbüros, die
sich 2013 am EU-weit ausgelobten Architekturwettbewerb beteiligten. Das in Wien
Aufgrund der Bildrechte kann es zu Unterschieden
zwischen der HTML- und der Printversion kommen.
ansässige Büro Schenker Salvi Weber war das einzige, das vorschlug, die Sporthalle völlig
unter die Erde zu bringen. Mit diesem Befreiungsschlag konnte auf der knappen Fläche
oberirdisch viel Freiraum gewonnen werden: einerseits um einen Platz für die Schulkinder
und die Öffentlichkeit zu schaffen, andererseits um mit dem Neubau den
denkmalgeschützten Bestand nicht in Bedrängnis zu bringen.
Mit Abstand zur Schule, an der Grundstücksgrenze zum Friedhof, wurde der Kindergarten
in einem zweigeschoßigen Solitär situiert, der durch das Gefälle des Bauplatzes nach
Norden nur eingeschoßig in Erscheinung tritt. Zwischen den beiden Bauten führt eine
Freitreppe, an deren Antritt sich der Blick auf den Turm der spätgotischen Basilika St.
Michael eröffnet, nach unten, wo sich der neue Platz nach Süden und zum Dorf hin weitet.
Von der Turnhalle im Untergrund ist außer dem von einer Sitzbankgesäumten
Oberlichtband, das den Platz nach Süden abschließt, nichts zu sehen. Die Weite und Ruhe
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Volksschule Absam Dorf
des von DnD Landschaftsplanung (Anna Detzlhofer und Sabine Dessovic) gestalteten
Platzes fördern die hellen Betonfelder auf dem Boden und die Platzwände nach Norden
und Westen bildenden Fassaden von Schule und Kindergarten.
Der Altbau wurde im Zuge der Sanierung farbig etwas aufgehellt, der Holzbau der Schule
mit einem weißen Kratzputz versehen. Geglättete Faschen um die locker verteilten
größeren und kleineren Öffnungen verleihen ihm eine unaufgeregte Lebendigkeit und
binden ihn durchaus harmonisch in das von Putzfassaden geprägte dörfliche Ambiente ein.
Um einen zentralen Luftraum mit umlaufender Galerie und Oberlicht ist das Kinderhaus
äußerst übersichtlich organisiert. Der Kreativraum kann über die raumhohen Fenstertüren
auf den Platz erweitert werden und ist – wie auch der Speisesaal – nicht starr vom
restlichen Organismus des Hauses abgeschottet, sondern kann dank Raumteilung durch
einen Vorhang mit dem angrenzenden Erschließungsbereich zusammengeschaltet oder
davon abschirmt werden.
Die vier verschiedenen Fensterformate auf drei verschiedenen Höhen – von außen könnte
man sie als Formalismus deuten – erklären sich im Inneren als wohlgesetzte Bilderrahmen
für die Schönheiten der Umgebung, die den Blick auf Kirche oder Friedhof, das
Karwendelgebirge im Norden und die Tuxer Alpen auf der anderen Talseite fokussieren.
Bei den großformatigen Fenstern mit niedrigen Parapethöhen dienen holzumrandete
Gewände zugleich als beliebte Sitznischen.
Helle Töne bilden zusammen mit viel Eichenholz und grobfaserigen Akustikplatten an der
Decke einen ruhigen Hintergrund. Akzente setzen ab und an die grünen
Raumteiler-Vorhänge und sonst nur die Nutzer, deren Spielsachen und kreative
Erzeugnisse. Es ist ein wertschätzendes Ambiente, in dem die Absamer Kinder und
Pädagoginnen arbeiten dürfen; keines, das die Institution Kindergarten verniedlicht. Das
drückt sich auch im Mobiliar aus, das von den Architekten entworfen und in sorgfältiger
Tischlerarbeit ausgeführt oder bei einer Tiroler Manufaktur geordert wurde.
Die Sporthalle dient nicht nur dem Schulsport, sondern auch den Sportvereinen der
Gemeinde. In den Zugängen dominiert Sichtbeton, der den Höhlencharakter betont. Die
Halle selbst ist mit einem Spielfeld aus Eichenparkett und Prallwänden aus Birke als
hölzerne Schatulle in die Betonwanne eingelegt. Dank verschiedener Raum-und
Blickbezüge wie dem Oberlicht über dem Gang hinter der Tribüne, Öffnungen zum
Stiegenhaus oder Fenstern im Geschoßeverbindenden Kletterschacht ist die Sportwelt im
Untergrund vom Rest des Geschehens nicht völlig abgeschlossen.
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Volksschule Absam Dorf
Ursprünglich sollte im Neubau auch die Musikschule untergebracht werden. Da sich aber
im Planungsprozess der Bedarf an Kindergartenplätzen erhöhte und sich im riesigen
Dachraum der denkmalgeschützten Schule einiges Ausbaupotenzial anbot, wurde
kurzerhand die Musikschule dorthin verlegt. Das Dach wurde von außen nach innen
bauphysikalisch ertüchtigt und zwecks Belichtung mit Dachfenstern – eine Reihe knapp am
First, eine direkt über dem Kniestock – versehen. Entlang des Mittelganges belichten die
oberen Fenster jeweils über einen in die Tiefe führenden Trichter einen Übungsraum auf
der Gegenüberliegenden Dachseite, in der gleichen Achse liegt das Ausblick bietende
Fenster im Raum. Im erschließenden Mittelgang wird durch diese verschränkte Anordnung
strickmusterartiges Geflecht erzeugt. Die sichtbar gebliebenen Dachbalken wurden weiß
gestrichen und die Deckenuntersichten mit weiß lasierten Holzlatten verkleidet. Erneut
wurde solide gearbeitet – im Bestand ebenso wie im Neubau, im Detail ebenso wie
städtebaulich –, und so ist das neue Ensemble nicht nur den Nutzern, sondern auch dem
Ortsbild dienlich.
Spectrum, 22.04.2017
WEITERE TEXTE
Volksschule Absam Dorf, aut. architektur und tirol, 09.03.2017
Erweiterung Volksschule Absam-Dorf, newroom, 12.07.2017
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