Bürstadt Gestaltungsleitbild Fassaden im Auftrag der Stadt Bürstadt Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung Bürstadt: Gestaltungsleitbild Fassaden Herr Frank Lindemann Telefon: 06206 / 701-260 E-Mail: [email protected] Ansprechpartner des Kernbereichsmanagements: Herr Christian Schwarzer Telefon: 069 /6069-1179 E-Mail: [email protected] Verfasser: Magistrat der Stadt Bürstadt Rathausstraße 2 68 642 Bürstadt Text- und Bildmaterial: ammon + sturm Architektur und Stadtplanung Kaiserstraße 79 60 329 Frankfurt Layout: Atelier für Gestaltung Sabine Neumann Hauptstraße 50 65 462 Ginsheim-Gustavsburg Bürstadt – ein gestalterisches Leitbild für die Fassaden der Innenstadt Gestaltleitbild Gestaltungsleitbild Die Innenstadt hat einiges zu bieten Das Gestaltungsleitbild für die Fassaden der Innenstadt Auch wenn manches besser sein könnte, unsere Innenstadt bietet schon heute für viele unterschiedliche Bedürfnisse sehr attraktive Angebote. In der Innenstadt kann man nicht nur in einer Vielzahl inhabergeführter Geschäfte einkaufen, man kann auch in einem lebendigen und ab­wechs­ lungsreichen Umfeld wohnen und arbeiten. Wer in der Innenstadt wohnt, kann vieles zu Fuß erledigen, wofür andere auf das Auto angewiesen sind. Man kann hier gepflegt essen gehen oder zum Arzt oder Rechts­ anwalt. Die Innenstadt ist eben nicht nur ein Einkaufszentrum, sie hat eigentlich viel mehr zu bieten: Sie ist ein Ort zum Leben. Auch wenn noch manches Angebot fehlt, die Mischung ist gar nicht so schlecht. Geltungsbereich und Aufbau des Leitbildes Leitbild Erdgeschoss und Obergeschosse Anbauten und Vordächer Leitbildtex Vordächer Beispielhafte Überarbeitungen 16 – 23 24 – 29 Leitbildtext Balkone Beispielhafte Überarbeitungen Fenstereinfassungen Die Stadt Bürstadt hat diese Situation erkannt und möchte die Einzelhändler und Gebäudeeigentümer bei der Aufwertung ihrer Fassaden unterstützen. Damit die für eine Verschönerung notwendigen Maßnahmen an den Gebäuden sich nach und nach zu einem ansehnlichen Ganzen ergänzen können, wurde dieses Leitbild erarbeitet. Es zeigt anschaulich und hoffentlich auch anregend anhand Bürstädter Gebäude die Prioritäten bei der Neugestaltung der innerstädtischen Fassaden. 08 – 15 Leitbildtext Erdgeschoss und Obergeschosse Beispielhafte Überarbeitungen Balkone Aber gute innere Werte nützen nur wenig, wenn die Innenstadt von vielen Bürgern als unschön und gesichtslos empfunden wird. Richtig wohl fühlt man sich nur an einem Ort, an dem auch das Auge auf seine Kosten kommt. 04 – 07 30 – 39 Leitbildtext Fenstereinfassungen Beispielhafte Überarbeitungen Leitbild Fassadenmaterial 40 – 43 Leitbildtext Fassadenmaterial Erläuterungen und Bildbeispiele Leitbild Fassadenfarbe Bei konkreten Umbauplanungen können Sie gerne das ergänzende Beratungsangebot der Stadt in Anspruch nehmen. Leitbildtext Fassadenfarbe Erläuterungen und Bildbeispiele Viel Spaß beim Lesen und Betrachten Werbeanlagen 44 – 49 50 – 55 Leitbildtext Werbeanlagen Beispielhafte Überarbeitungen 02 – 03 Gestaltleitbild Das Gestaltungsleitbild für die Fassaden der Innenstadt Bürstadt Gemeinsam kann man mehr erreichen Die Bürstädter Innenstadt ist nicht von heute auf morgen entstanden. Generationen von Bürgern haben die Stadt und ihre Gebäude immer wieder verändert, erweitert oder neu gebaut. Die Gebäude, die so im Laufe der Zeit entstanden, sind sehr unterschiedlich. Kleine alte Häuser stehen unmittelbar neben großen neuen Häusern. Moderne Fassaden grenzen an historische Fassaden. Es gibt unterschiedlichste Farben, Formen und Materialien. Trotz dieser großen Vielfalt und Unterschiedlichkeit der einzelnen Gebäude erscheint die Innenstadt aber nicht bunt und lebendig. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Viele Bürger sind mit der Bebauung in der Innenstadt nicht zufrieden. Das heutige Erscheinungsbild der Innenstadt wird häufig negativ beurteilt. Und diese Beurteilung hat Konsequenzen Aufgrund einer langen Tradition sind es immer noch die Innenstädte, die das Ansehen eines Ortes entscheidend prägen. Die Innenstadt ist nicht irgendein Stadtviertel, sondern steht stellvertretend für die ganze Stadt. Eine Innenstadt, die von vielen Bürgern als unschön empfunden wird, mindert daher nicht nur die Attraktivität des Einzel­ handels und Wohnstandortes, sondern das Ansehen der gesamten Stadt. Angesichts der zunehmenden Konkurrenz im Einzelhandel und auf dem Wohnungsmarkt wird ein langfristiger Erhalt der Attraktivität der Bürstädter Innenstadt nur möglich sein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die Stadt Bürstadt hat diese Situation erkannt und beabsichtigt die Innenstadt durch eine Reihe von Maßnahmen zu stärken. Dabei sollen auch Gebäudeeigentümer unterstützt werden, wenn sie Aufwertungsmaßnahmen an ihrer Fassade planen oder durchführen wollen. Denn die Gestaltung der Fassaden in der Innenstadt ist wesentlich für das empfundene Erscheinungsbild verantwortlich. 04 – 05 Gestaltungsleitbild Geltungsbereich des Leitbildes 19 17a 12 14 2 1 48 16 8 9 2 1 4 1 41 23 30 36 28a Peterstraße 26 19 17 22 3 5 28 21 28 1 30 2a 9 Schustergasse n 9 11 ht Morge In den Ac 26 7 7 5 24 19 3 2 2 21 25 20 23 7 aße Peterstraße 5 10 18 21 4 13 10-14 1 15 16 3 8 19 17 Mainstr 10 8 12 2 a 40 49 40 8 11 9 4 7 2 2 3 2 3 4 5 e 6 raß 29 r St 7 8 9 me 10 9a hei per t 11 13 12 12a 15 14 28 Lam 48 51 50 53 53a 9 6 52 1a 55 11 8 45 57 46 10 13 47 48 15 12 49 23 50 51 35 33 31 21 13 11 5 7 1 e Gartenstraß 25 27 29 2 4 e Gartenstraß 20 6 38 22b 22c 24 37 26 51 traße 49 83a 69a 46 87 Vincenzs 47 79 ße Klarastra 69 77 75 73 90 85 83 81 4 16 44 45 5 67 71 traße 88 86 84 82 Bonifatiuss 44 18 42 43 3 17 40 41 2b 65 63 80 78 76 42 21 1b 39 2a 43 19 38 37 29a 36 35 aße Bürgelstraße 40 28 33 2 34 31 6 34a 4 32 29 6 30 27 Die Riedwiese 28 25 1 23 3a 26 21 ße Klarastra 19 1 3 24 traße 17 2 se 22 Vincenzs 15 10 wie 20 13 13a 8 13 Ried 11 6 11 Die 18a 18 9 9 5 16 7 ße Karlstra 39 37 47 2b 71 69 67 65 61 38 35 49 14 5a 4a 37 33 39 41 13 12 25 10 12 4 36 aße Marktstr 36 21 34 19 35 32 17 41 39 31a 15 37 27 17 16 11 33 35 14 14 9 31 29 25 35a 45 59 57 55 53 51 31 15 12 23 5 2a 34 30 29 13 30 3 e iusstraß Bonifat 30 28 26 24 22 20 18 16 32 28 raße Schulst 27 12 14a 10 30 25 10 2 8 28 26 11 e iusstraß Bonifat 36 34 43 49 47 61 59a 52 50 48 46 44 8 40 32 62a 62 60 58 56 42 56 72 70 68 64 66 19a 19 17 11a 43 41 39 23 11 9 26 ße nerstra Augusti 13 5 29 27 25 23 37 35 33 24 4 7 3 7 25 21 straß e 1 14 7 2 stiner 1 2 22 22 12 10 8a 8 6 51 49 47 16 sstraße Pankratiu 9 Augu 3a 1 21 19 18 21 5/010 eg e nw Weid ße 20 3 20 17 26 5 er 18 18 24 27 tstra 15 raaßße 25 3 hn 6 ichst 32 Augusti 31 36 34 ße nerstra 30 28 26 24 22 20 1 64 62 aße rstraß Augustine 60 58 59 57 55 53 54 52 50 48 46 44 42 45 1 Läc 3 7a 22 Friedr Städtischer Kindergarten 38 4 Die 13 11 2a e eid 5 4 5 sstraße Magnu 9 7 5 59 57 55 63 61 2 37 40 2 chw Bru 7 6 4 2 3 29 35 33 31 16 23a 9 Die 5a 2a 1 21 19 17 15 27 25 23 sstraße 2 49 47 45 43 14 20 23 36 34 32 30 28 Magnu 2b 66 66a 64 62 60 58 Magnusstraße 53 51 41 39 39a 12 10 8 13a 18 36a 36b 13 21 12 e raß hst 17 16 19a 12a 11 10 dric 14 2 5 16 9 10 Frie 12 14 7 15 19 3 Mark 8 13 7 20 18 16 14 26 24 22 42 40 38 39 37 56 54 52 50 48 44 5 8 12 41a 13 11 9 44a 1 5 31a 7 5 19 17 15 6 N 27a 41 3 13 11 3 35 7 ng lu e ib 24a 33 W 9 4 31 43a 43 in ilhelm 5 3 1 1a 16 14 12 ße Beinestra 10 7 2a e 24b 27 e 32 24c 25 1 r t ns 22 aße enstr 12 2 1 ngenst raße 21 19 45 16 14 lstraß 20 1 10 38 e aß 34 Nibelu 15 13 9a 18 2 8 6 4 7 kt Martz pla TGa 22a 16 17 ner 1a 51 5 3 8 18 6 4 2 1 1 63a TGa 25 23 3 Hein 5 14 11 16 Läch 13 11 9 7 17 15 21 19 5 raße richst 4 3 59 57 55 Schu 5 10 6 6 n elu Nib 65 63 61 aße rastr 46 69 67 aße tra 48 s gen 44 56 14 20 18 16 12 4 ße WC 12 15 10 54 52 71 26 24 53 4 2a Kla 73 str 1 8 62 60 50 Rathaus 42 22 77 2 2 3 Luisenstraß e 6 Ev.vv.. Kirche 89a 79 66 rkt 4 85 3 1 52a 11 9 7 5 3 Ma ng enstr aße 97a 87 83 2 Kirchgäßchen 2 5 1 91 89 meister Bürger 6 4 12 10 8 95 8 3 1 4 7 8 6 Ni 70 99 97 6 2a 1b 3 10 4 5 KKath. ath. Gemeinde entrum Gemeindezentrum ge 76 un bel 74 72 6a 101 93 81 3 105 2 4 11 10 8 1a 107 4a 6 Rathauss traße 8 12 14 2 4 9 KKath. ath. Kirche "St.Michael" St.-M ichael -Straß 12 e 16 7 e 6 14 r St raß e 11 16 ime 2 raße 11a 14 13 belg Brie 1 3 5 Köpfelgass 2a 4 6 ße ra nst 78 23 e ass 94 92 90 82 22 5 11 109 86 80 9 115 113 111 90a 84 7 125 123 117 100 98 e nstraß unge Nibel 116 112 110 108 106 104 102 88 29 1 7 fhe 11 9 7 5 3 1 21 19 17 15 13 15 31 22a 9 Ho El 8 6 4 13 15 12 4a 18 16 14 ße enstra isabeth 12 10 Andreasst 10 13 6 8 15a 10 13 17 4 Martinstraßee Martinstraß 27 5a 7 12 25 9 14 20 116a 114 22 15 16 17 11 13 Ma r tin s tr a ße 18 2a 28 26 24 2 38 4 3 5 aße Dammstr 19 11 7 21 23 40 24 1 13 14 44 46 42 5 21 21a 25 6 3 1 22 19 5 orngasse KKorngasse 2 3 3 10 12 9 7 5 2 4 6 8 17 15 13 11 27 39 17 19 Hepp 4 2 19 er Straße enheim 17 rstraße straße Goethe 23 4 6 5 9 11 20 17 16a 6 29 32 8 1 3 15 15 2 4 6 34 urgunde 13 7 18 ldstraße Wingertsfe 25 31 36 43 21 20 raße Vincenzst 11 14 18 38 5 10 16 14 12 10 8 16 13 33 6a 23 35 Stadt- und Bürgerhaus Das Leit­bild ist eine Emp­feh­lung an Haus­ei­gen­tü­mer und de­ren Ar­chi­tek­ten und Hand­wer­ker. Es macht an­re­gen­de und nach­voll­ zieh­ba­re Vor­schlä­ge zur bes­se­ren Ge­stal­tung der Ein­zel­ge­bäu­de und ih­rer Ein­bin­dung in die bau­li­che Um­ge­bung. Die Vor­schlä­ge des Leit­bil­des ha­ben kei­ne recht­lich bin­den­de Wir­kung. Die Stadt Bürstadt bie­tet je­doch ihre Un­ter­ stüt­zung bei der Um­set­zung des Fas­sa­den­leit­bil­des an. Ne­ben ei­ner für die Ei­gen­tü­mer kos­ten­frei­en Be­ra­tung durch ein Ar­chi­tek­tur­ bü­ro wer­den durch das För­der­pro­ gramm Fas­sa­den und Ge­schäfts­flä­ chen so­wie das För­der­pro­gramm Lo­ka­le Öko­no­mie auch fi­nan­ziel­le Hil­fen für Mo­der­ni­sie­rungs­maß­ nah­men ge­währt. Die 12 33 3 10 9 11 27 20 7 14 13 11 9 6 1 7 9 Kanalstraße 18 20 24 15 Die recht­li­che Be­deu­tung des Leit­bil­des 12 9 22 35 40 6 27 22 13 ¬¬ Erd­ge­schoss und Ober­ge­schos­se ¬¬ An­bau­ten und Vor­dä­cher ¬¬ Bal­ko­ne ¬¬ Fens­ter­ein­fas­sun­gen ¬¬ Fas­sa­den­ma­te­ri­al ¬¬ Fas­sa­den­far­be ¬¬ Wer­be­an­la­gen 8 13 21 23 25 15 Das Leit­bild ist in sie­ben The­menbe­rei­che ge­glie­dert, die alle we­sent­li­chen As­pek­te ei­ner Fas­sa­de be­rück­sich­ti­gen: 9 Alten- und Pflegeheim 8 Der Auf­bau des Leit­bil­des 11 Am Alten Friedhof 12 10 11 Zur Definition der Ziele des Gestaltungsleitbildes fand ein ganztägiger Workshop unter Beteiligung von interessierten Hauseigentümern, Vertretern der „Lokalen Partnerschaft“, der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister statt. Grundlage für den Workshop waren Fotos von Bürstädter Gebäuden, die nach unterschiedlichen schriftlich formulierten Leitbildzielen überarbeitet wurden. Die Workshopteilnehmer konnten anhand der Bilder konkret sehen, was mit den Gebäuden in der Innenstadt passiert, wenn unterschiedliche Leitbildziele realisiert werden. 13 15 14 Dieburge 7 5 3 1 29 24 5 17 5 17 Beteiligung der Gebäude­ eigentümer Die ein­zel­nen The­men­be­rei­che sind je­weils in Tex­ten und Bil­dern dar­ge­stellt. In den Leitbildtexten sind die ge­mein­sam mit in­teres­ sier­ten Haus­ei­gen­tü­mern im Rah­men des Work­shops er­ar­bei­ te­ten Kern­aus­sa­gen des Leit­bil­des zu­sam­men­ge­fasst. 4 Das gesamte Bildmaterial zur Darstellung der Leitbildinhalte wurde anhand von Bürstädter Gebäuden im Geltungsbereich des Leitbildes erarbeitet. Die bildliche Überarbeitung des Bestandes zeigt anschaulich die Umsetzbarkeit und die Wirksamkeit der im Leitbild vorgeschlagenen Maßnahmen. Die wichtigste Erkenntnis: Häufig genügen schon geringe Veränderungen, um eine Verbesserung zu erreichen! 9 Umgang mit dem Gebäudebestand 11 Am Jahnplatz 17 Es ist wie beim Singen. So wie unterschiedliche Einzelstimmen im Chor eine Qualität erreichen können, die über die Fähigkeiten der einzelnen Sänger hinausgeht, so können auch unterschiedliche Einzelgebäude eine Stadtgestalt bilden, die mehr ist als irgendwie nebeneinander stehende Häuser. Dass Gestaltleitbild liefert die Noten. Welche Rolle die einzelnen Stimmen spielen, hängt von den individuellen Fähigkeiten ab. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Weil der Umbau der Innenstadt nicht von heute auf morgen zu realisieren sein wird, braucht es ein Ziel, auf das gemeinsam hingearbeitet werden kann. Nur so lässt sich im Laufe der Zeit Baustein für Baustein zu einem sinnvollen Ganzen ergänzen. 2 37 42 4 Warum ein Gestaltleitbild? 6 4 2 4 6 8 2 31 39 44 3 6 stra ße 10 7 2 Schwimmbad Schiller 7 16 26a Jahnstraße 20 22 24 46 2 21 26 1 2 1a 10 23 1b aße ße m straße Das Gestaltungsleitbild gilt innerhalb des im Lageplan dargestellten Bereiches der Bürstädter Innenstadt 22a 28 06 – 07 Leitbild Erdgeschoss und Obergeschosse Erdgeschoss betont 1. Wenn die Proportionen der Gesamtfassade es zulassen, sollte das Erdgeschoss eines Geschäftshauses durch Farbe und/oder hochwertiges Material betont werden. 2. Das Erdgeschoss sollte als tragende Basis des Gebäudes dienen und den unteren Abschluss einer zusammenhängenden Gesamtfassade bilden. 3. Die Gestaltung der Eingänge und Schaufenster der Erdgeschosse bestimmt wesentlich den Gesamteindruck des Straßenraumes. Die Bereiche sollten mit besonderer Sorgfalt gestaltet werden. 08 – 09 Erdgeschoss und Obergeschosse vorher nachher Die Fassade eines Bestandsgebäudes mit einem Laden und einer Durchfahrt im Erdgeschoss und Wohnungen in den Obergeschossen. Die Einfahrt im Erdgeschoss ist die größte Öffnung der Fassade und wird durch einen weißen Rahmen zusätzlich betont. Sie fällt dadurch mehr auf als die eigentlich wichtigeren Schaufenster. Das Erdgeschoss des Gebäudes wird durch eine dunklere Farbe betont, wirkt aber niedriger als die darüber liegenden Wohngeschosse. Die Fenster im Erdgeschoss liegen nicht unter den Fensteröffnungen der Obergeschosse, sondern sind seitlich verschoben. Das Erdgeschoss ist nicht der großzügige und einladende Bereich des Gebäudes, sondern wirkt eher klein und nebensächlich. Leitbildvorgabe: „Wenn die Propor­tionen der Gesamtfassade es zulassen, sollte das Erdgeschoss eines Geschäftshauses durch Farbe und/ oder hochwertiges Material betont werden.“ Die Betonung ist im Prinzip schon bei der bestehenden Fassade vorhanden, wird aber in der Überarbeitung bis zur Unterkante der Fenster des 1. Ober­ge­schosses erhöht. Das Erdgeschoss wirkt deutlich großzügiger, die „ver­s­chobenen“ Fensteröffnungen im Erdgeschoss fallen weniger auf. Leitbildvorgabe: „Das Erdgeschoss sollte als tragende Basis des Gebäudes dienen und den unteren Abschluss einer zusammenhängenden Gesamtfassade bilden“. Durch die Erhöhung der Verkleidung des Erdgeschosses liegen alle Öffnungen in einer zusammenhängenden Fläche. Das große Tor trennt das Erdgeschoss nicht mehr in zwei Teile. Das Erdgeschoss bildet die stabile Basis des Gebäudes. Die Fenster im Erdgeschoss sind gegenüber den Fenstern der Obergeschosse seitlich versetzt. Die Tordurchfahrt erscheint durch ihre Größe und die Umrahmung wichtiger als die Schaufenster. Das Erdgeschoss wirkt niedriger als die Obergeschosse. Die Toröffnung trennt das Erdgeschoss in eine linke und eine rechte Hälfte. 10 – 11 Erdgeschoss und Obergeschosse Ein relativ neues Gebäude, das anscheinend auf dem Sockel eines älteren Vorgängerbaus steht. Der Sockel ist sehr niedrig. Die Schau­ fensteröffnungen sind in den Sockel eingeschnitten. Die Öffnungen im Erdgeschoss haben keinen Bezug zur Lage der Öffnungen in den Obergeschossen. Das Vordach verbindet zwei Schaufenster mit dem Zugang zum Treppenhaus und den Wohnungen in den Obergeschossen. Der Ladeneingang bleibt ohne Vordach. Leitbildvorgabe: „Das Erdgeschoss sollte als tragende Basis des Gebäudes dienen und den unteren Ab­schluss einer zusammenhängenden Gesamt­fassade bilden“. Durch eine einheitliche Ver­kleidung des gesamten Erd­ge­schosses erhält das Gebäude eine stabile Basis. Ein schmales Vordach verbindet alle Eingänge und Schaufenster. Die unterschiedliche Lage der Öffnun­gen im Erdgeschoss und den Ober­geschossen wirkt nicht mehr störend. vorher Das Erdgeschoss wirkt niedriger als die Obergeschosse. Die Toröffnung trennt das Erdgeschoss in eine linke und eine rechte Hälfte. Das Vordach verbindet den Zugang zu den Wohnungen und zwei Schaufenster. Der Ladeneingang ist ohne Vordach. nachher 12 – 13 Erdgeschoss und Obergeschosse Leitbildvorgabe: „Das Erdgeschoss sollte als tragende Basis des Gebäudes dienen und den unteren Abschluss einer zusammenhängenden Gesamtfassade bilden“. Ein älteres Bestandsgebäude mit einer großen Durchfahrt, einem in der Höhe verspringenden Natursteinsockel und Fensterumrahmungen (Faschen) in der Farbe des Sockels. Die Durchfahrt ist der auffälligste Teil der Fassade und gewährt Einblicke in den Hinterhof. Die Fensterumrahmungen der mittleren beiden Fenster im Obergeschoss sind jeweils auf einer Seite gerade und springen auf der anderen Seite vor und zurück. vorher In der Höhe verspringender Sockel. Ungleich­ mäßige Fensterum­rah­ mungen. Die sehr große Durchfahrt wird durch einen breiten weißen Rahmen betont. Anders als im vorherigen Beispiel passt der niedrige Sockel gut zu den Proportionen der Fassade. Durch die Schließung der Durchfahrt mit einem großen Tor ist der Hinterhof nicht mehr sichtbar. Die Durchfahrt ist kein Loch mehr, sondern wird ein Teil der Fassade. Die einheitliche Gestaltung der Fensterum­­rahmun­gen sorgt für eine ruhige und selbstverständliche Ansicht. nachher 14 – 15 Gestaltleitbild Anbauten und Vordächer 1. Die Wahl zwischen Vordach oder Markise sollte von der Gesamtgestalt des Gebäudes abhängig gemacht werden. Bei älteren Bestands­ gebäuden sind in der Regel nur Markisen angemessen in die Gesamtgestaltung zu integrieren. 2. Markisenfarben sollten aus einer vorgegebenen Farbpalette, die auf das Farbleitbild abgestimmt ist, ausgewählt werden. 3. Fest am Gebäude angebrachte Vordächer sollen nur ausgeführt werden, wenn sie in die Gesamtgestalt des Gebäudes integriert sind. Vordächer sollten mit möglichst geringer Aufbauhöhe ausgeführt werden. Vordächer aus Glas sollten mit weitestmöglich minimierter sichtbarer Konstruktion ausgeführt werden. 4. Sonstige Anbauten, wie z.B. Erker und Balkone, sollten innerhalb einer Fassade in einer aufeinander abgestimmten Gestaltung ausgeführt werden. 5. Auf die Anbringung von Automaten und Satellitenschüsseln an zum öffentlichen Raum orientierten Fassaden soll verzichtet werden. 16 – 17 Anbauten und Vordächer Leitbildvorgabe: „Fest am Gebäude angebrachte Vordächer sollen nur ausgeführt werden, wenn sie in die Gesamtgestalt des Gebäudes integriert sind.“ Zwei einfache Häuser stehen nebeneinander und werden durch einen niedrigen Zwischenbau verbunden. Beide Gebäude haben dieselbe Farbe. An beiden Fassaden sind auffällige und ungewöhnliche rote Metallkonstruktionen angebracht. Obwohl die Konstruktion aussieht, als könne sie als Halterung für Blumenkästen oder als Führung für einen Sonnenschutz dienen, hat sie keinen technischen Nutzen und ist reine Dekoration. Sie teilt die Fassade in unterschiedlich große Rechtecke auf. Ein großes Vordach verbindet beide Gebäude. Unterhalb des Vordaches befinden sich keine großen Schaufenster mit entsprechenden Auslagen, sondern einfache Fenster, die durch Werbeplakate vor Einblicken geschützt werden. Man fragt sich, warum man unter dem Vordach verweilen sollte. Insgesamt entsteht der Eindruck, die beiden Gebäude sollten eigentlich ein Gebäude sein, sind es aber offensichtlich nicht. Durch Entfernung der einheitlichen roten Metall­ konstruktion und eine unterschiedliche Farbgebung wird die Eigenständigkeit der beiden Gebäude betont. Die Gebäude fügen sich so selbstverständlich in die kleinteilige Bebauung der Innenstadt ein. nachher vorher Zwei einfache Gebäude ... Durch eine Entfernung des durchgehenden Vordaches werden die Gebäude als eigenständige Baukörper sichtbar. Der Haupteingangsbereich zwischen den Gebäuden erhält ein eigenes Vordach und wird so betont und aufgewertet. ... werden auch durch viele gemeinsame Anbauten nicht zu einem Gebäude. 18 – 19 Anbauten und Vordächer Leitbildvorgabe: „Die Wahl zwischen Vordach oder Markise sollte von der Gesamtgestalt des Gebäudes abhängig gemacht werden. Bei älteren Bestandsgebäuden sind in der Regel nur Markisen angemessen in die Gesamtgestaltung zu inte­grieren.“ Das Beispiel zeigt ein älteres Bürstädter Geschäftshaus, bei dem das Erdgeschoß im Laufe der Zeit umfassend modernisiert wurde. Das große Vordach trennt das Oberteil des Gebäudes vom unteren Gebäudeteil ab und verdunkelt den Bereich vor den großen Schaufenstern. Durch eine Entfernung des Vordaches und ein anderes Fassadenmaterial im Erdgeschoss werden Oberteil und Unterteil des Gebäudes wieder zusammengefügt. Die Obergeschosse stehen jetzt auf einem soliden Sockel. Der sinnvolle Schutz der Passanten vor Regen und Sonne kann durch Markisen erfolgen, die farblich auf die Fassadengestaltung abgestimmt sind. Die beiden Läden erhalten so einen eigenen Vorbereich, der vor Regen und Sonne geschützt ist. Das Gebäude besteht aus zwei Teilen, die nur wenig miteinander zu tun haben. Der Oberteil eines Altbaus steht auf einem eingeschossigen modernen Flachbau. vorher Ein moderner Flachbau ... nachher ... unter einem alten Gebäude. 20 – 21 Anbauten und Vordächer Leitbildvorgabe: „Sonstige Anbauten, wie z.B. Erker und Balkone, sollten innerhalb einer Fassade in einer aufeinander abgestimmten Gestaltung ausgeführt werden.“ Zwei nebeneinanderstehende Gebäude mit gleichen Gestaltungselementen. Im oberen Teil ein großer Dachüberstand mit einem hölzernen Balkon darunter. Sowohl Dach als auch Balkon erinnern an Gebäude im Schwarzwald und sind für Bürstadt sehr ungewöhnlich. In der Überarbeitung bleiben alle Teile des Gebäudes erhalten, werden aber einheitlich gestaltet. Der Balkon, die Balkonüberdachung und der darunterliegende Erker werden zu einem Bauteil zusammengefasst. Der überdachte Balkon wird so zum Dach des Erkers. Insgesamt sind alle Teile in einer einheitlichen Formensprache gestaltet, die natürlich auch ganz anders sein könnte. Aber einheitlich sollte sie sein. Unter dem Balkon ein kleiner Erker, der ganz anders gestaltet ist als der darüberliegende Gebäudeteil. Das Ganze auf einem modern gestalteten Erdgeschoss mit Vordach und großen Schaufenstern. Oben ein Schwarzwaldhaus, in der Mitte eine sehr geschlossene moderne Fassade mit kleinem Erker, unten ein Vordach und eine gläserne Ladenfront. Drei sehr unterschiedliche Gebäudeteile aufeinandergestapelt. vorher Ein Schwarzwaldhaus ... nachher ... auf einem modernen Flachbau ... ... und dazwischen ein Erker. 22 – 23 Gestaltleitbild Balkone 1.Bei Umbau- oder Neubaumaßnahmen sollten Balkone mit einer geschlossenen Brüstung realisiert werden. 2.Die Brüstung sollte in der Ansicht eine möglichst ruhige und zusammenhängende Fläche bilden. Die tragende Konstruktion der Brüstung (Pfosten, Querstreben etc.) sollte in der Ansicht des Gebäudes nur so wenig wie möglich in Erscheinung treten. 3.Die Farbigkeit der Brüstung sollte den Empfehlungen des Farbleitbildes entsprechen. Brüstungen an einer zusammenhängenden Fassade sollten keine Farbwechsel aufweisen. 4.Das Fugenbild der Verkleidung sollte auf die vorhandene Fassaden­ gliederung abgestimmt sein. 24 – 25 balkone Ein einfaches Haus ... Das einfache Haus wird mit einer einfachen Kiste ergänzt. wird erweitert ... vorher nachher ... und bekommt einen Balkon. Das einfache Haus wird ein bisschen kompliziert. Leitbildvorgabe: „Bei Umbau- oder Neubaumaßnahmen sollten Balkone mit einer geschlossenen Brüstung realisiert werden.“ In der Überabeitung wird die Außenmauer des Anbaus soweit erhöht, dass sie dem dahinterliegenden Balkon als Brüstung dienen kann. Der Anbau erscheint dadurch als einfache Kiste neben einem einfachen Haus. Das kleine Gebäude in der Fußgängerzone wurde seitlich mit einem flachen Anbau versehen. Auf dem Dach des Anbaus wurde ein Balkon für die Wohnung im Obergeschoss realisiert. Die Brüstung ist gegenüber den Außenmauern versetzt auf dem Anbau montiert. Das Geländer des Balkons ist aus senkrechten Stäben, durch die man hindurchschauen kann. Passanten können so sehen, was auf dem Balkon steht. In diesem Beispiel sind es schöne Pflanzen, es könnten aber auch leere Getränkekisten sein. Um sich vor Einblicken zu schützen, haben die Bewohner die Brüstung auf der Straßenseite bereits mit einer Bastmatte verhängt. Leitbildvorgabe: „Die Brüstung sollte in der Ansicht eine möglichst ruhige und zusammenhängende Fläche bilden.“ Die tragende Konstruktion der Brüstung (Pfosten, Querstreben etc.) sollte in der Ansicht des Gebäudes nur so wenig wie möglich in Erscheinung treten. Durch die Gestaltung der Brüstung als Teil der Außenmauer des Anbaus, ist die Brüstung als solche in der Ansicht nicht mehr zu erkennen. Sie wird zum „unsichtbaren“ Bestandteil des Anbaus und schützt vor Einblicken. 26 – 27 balkone Die Stützen der Balkone kommen nicht auf der Erde an. Es sieht aus, als würde der untere Balkon die anderen Balkone tragen. vorher Das massive Gebäude steht auf sehr dünnen Stützen. nachher Die Ladenfronten und der Hauseingang im Erdgeschoss werden wie bei allen anderen Gebäuden in der Fußgängerzone bis zur Vorderkante des Gebäudes vorgezogen. Nur die Passage bleibt offen und wird dadurch betont und besser sichtbar. Das Gebäude besitzt als einziges Haus in der Fußgängerzone ein zurückgesetztes Erdgeschoss. Durch die so entstehende Arkade ist der öffentliche Durchgang zum Haagschen Gelände für Ortsfremde nicht erkennbar. Die ungewöhnlich gestalteten Balkonbrüstungen und die blauen Stützen bestimmen das Erscheinungsbild. Die Stützen der Balkone enden auf dem untersten Balkon. Wenn die Stützen wirklich tragen würden, müsste dieser Balkon alle darüberliegenden Balkone tragen. Unter dem scheinbar tragenden Balkon ist nur noch eine dünne mittige Stütze. Durch die kleinen Fensteröffnungen und die massiven Balkonbrüstungen wirkt das Gebäude im oberen Bereich schwer, unten ist es durch die schlanken Stützen eher grazil. Leitbildvorgabe: „Die Brüstung sollte in der Ansicht eine möglichst ruhige und zusammenhängende Fläche bilden. Die tragende Konstruktion der Brüstung (Pfosten, Querstreben etc.) sollte in der Ansicht des Gebäudes nur so wenig wie möglich in Erscheinung treten.“ Die nicht tragenden Stützen der Balkone werden entfernt und die Balkone erhalten eine einfache geschlossene Brüstung und einen seitlichen Sichtschutz aus gleichem Material. Zusätzlich erhalten die Fenster Schiebeläden in Material und Farbe der Balkonbrüstungen. Die Fassade wirkt so weniger geschlossen. Balkone und Fassade werden stärker verbunden. 28 – 29 Gestaltleitbild Fenstereinfassungen 1. Fensteröffnungen können mit Gewänden oder Faschen aus Putz, Naturstein oder Werkstein versehen werden oder ohne Gewände/ Faschen ausgeführt werden. 2. Die Wahl zwischen einer Ausführung mit oder ohne Gewände/Faschen sollte von der vorhandenen Fassadengliederung abhängig gemacht werden. Wenn eine Fassadengliederung durch Gewände/Faschen zu verbessern ist oder eine vorhandene Qualität erhalten werden kann, sollten Gewände/Faschen ausgeführt werden. 3. Die Dimensionen der Gewände/Faschen sollten so gewählt werden, dass die Fassadengliederung positiv beeinflusst wird. 4. Die Farbe der Gewände/Faschen sollte auf die Fassadenfarbe abgestimmt sein. Grundlage für die Farbwahl ist die im Farbleitbild definierte Farbpalette. 30 – 31 Fenstereinfassungen Fenstereinfassungen Die Fassade eines Gebäudes besteht häufig nur aus einer Mauer, in die Löcher für Türen und Fenster geschnitten sind. Lage und Größe der Maueröffnungen sind dadurch das wichtigste Mittel der Fassadengestaltung. Je nach Größe, Lage und Anzahl der Fensteröffnungen kann eine Fassade sehr unterschiedlich wirken. Durch das Verhältnis der Öffnungen zu den geschlossenen Wandflächen erhält die Fassade ein Gesicht mit einem eigenen Ausdruck. Nicht umsonst beschreibt man Gebäude häufig mit Worten, die auch zur Beschreibung menschlicher Eigenschaften benutzt werden. So kann eine Fassade elegant sein oder offen, abweisend oder steif. Es gibt Fassaden die scheinen zu schielen und es gibt Fassaden die sind einfach ausdruckslos. Innerhalb des Geltungsbereiches des Fassadenleitbildes gibt es sehr unterschiedliche Gebäude, in denen die Fensteröffnungen jeweils anders behandelt wurden. Bei älteren Bestandsgebäuden sind die Öffnungen häufig durch Gewände aus Natur- oder Werkstein oder einfache Putzfaschen gerahmt. Entfernt man an diesen alten Gebäuden die Fenstergewände z.B. im Zuge einer Außendämmung, so verändert die Fassade ihr Gesicht. In der Regel wird sie ausdrucksloser. Bei Dämmaßnahmen sollten daher überdämmte Gewände in Form von Putzfaschen wiederhergestellt werden. Durch eine geschickte Wahl der Faschenbreite können die Propoportionen der Fassade eventuell sogar gegenüber dem historischen Zustand verbessert werden. Das hochwertige Erscheinungsbild eines aus der Fassade hervortreten- den, plastisch gegliederten Natursteingewändes lässt sich allerdings mit einer Putzfasche in keinem Falle rekonstruieren. Neuere Gebäude im Geltungsbereich sind in der Regel ohne Gewände oder Faschen ausgeführt. Hier sollte im Einzelfall entschieden werden, ob durch Putzfaschen eine Verbesserung der Fassadengliederung zu erreichen ist. Es gibt Gebäude in denen die Fensteröffnungen sehr gut angeordnet sind und die Fassade mit Faschen eher verschlechtert würde, es gibt aber auch viele Beispiele, in denen die Fassade durch Faschen deutlich verbessert werden könnte. 32 – 33 Fenstereinfassungen vorher nachher Ein kleines unauffälliges Haus mit einem Laden und einem Tor im Erdgeschoss. Die bis zum Boden reichenden Fenster im Obergeschoss geben der Fassade etwas freundliches und offenes. Leitbildvorgabe: „Die Wahl zwischen einer Ausführung mit oder ohne Gewände/ Faschen sollte von der vorhandenen Fassadengliederung abhängig gemacht werden. Wenn eine Fassadengliederung durch Gewände/Faschen zu verbessern ist oder eine vorhandene Qualität erhalten werden kann, sollten Gewände/Faschen ausgeführt werden.“ Wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass die Fensteröffnungen im Obergeschoss immer leicht versetzt zu den darunterliegenden Öffnungen angeordnet sind. Die Öffnungen im Obergeschoss liegen immer leicht versetzt gegenüber den Öffnungen im Erdgeschoss. Wenn man die Öffnungen in den Geschossen etwas vereinheitlicht, ergibt sich ein zusammenhängenderes Bild. Da eine Vergrößerung der Fensteröffnungen teuer ist und eventuell negative Aus­wirkungen auf die Nutzbarkeit der Wohnräume hätte, werden in der Überarbeitung Faschen als Mittel eingesetzt, um die Öffnungen der unteren und oberen Fenster aufeinander abzustimmen. Die Fassade wirkt zusammenhängender, die Öffnungen großzügiger. 34 – 35 Fenstereinfassungen vorher nachher Ein großes modernes Haus direkt neben dem historischen Rathaus. Die durchgehenden Streifen lassen die Fassade aussehen, als wären einzelne Teile aufeinandergestapelt. Die geschlossenen Felder sind deutlich höher als die Fensterbänder. Die Fassade macht dadurch einen eher geschlossenen und abweisenden Eindruck. Leitbildvorgabe: „Die Wahl zwischen einer Ausführung mit oder ohne Gewände/ Faschen sollte von der vorhandenen Fassadengliederung abhängig gemacht werden. Wenn eine Fassadengliederung durch Gewände/Faschen zu verbessern ist oder eine vorhandene Qualität erhalten werden kann, sollten Gewände/Faschen ausgeführt werden.“ Durch seine Gliederung und die verwendeten Materialien hat die Fassade keine Gemeinsamkeiten mit der angrenzenden Fassade des historischen Rathauses. Ein Stapel Geschosse neben dem Rathaus. Nur durch einen Verputz und eine farbliche Differenzierung wird die Fassade neu gegliedert. Dabei werden die Gestaltungselemente verwendet, mit denen auch das angrenzende Rathaus gestaltet wurde. Die Fensteröffnungen werden durch eine einheitliche Farbe gerahmt und erscheinen so größer. Die Fassade wirkt offener und freundlicher. Die einzelnen Geschosse werden unterschiedlich gestaltet. Das Erdgeschoss bildet die tragende Basis des Gebäudes. Nach oben hin wirkt die Fassade immer geschlossener. Das Gebäude bleibt als moderner Neubau erkennbar, nimmt aber die traditionellen Gestaltungselemente des angrenzenden Rathauses auf. 36 – 37 Fenstereinfassungen vorher nachher Die Fassade dieses Gebäudes besteht aus einer bunten Mischung sehr unterschiedlicher Teile. Die große Öffnung mit den beiden Stützen und den Bögen hat eine sehr alte traditionelle Form, die aber für Bürstadt eher ungewöhnlich ist. Diese sehr alte Form wurde mit neuen Elementen zugebaut und mit glänzenden Materialien verkleidet. Die Bögen werden scheinbar gar nicht benötigt. Die drei Fenster über den Bögen sind moderne Fenster mit einem geraden Abschluss. Und der Balkon ist offensichtlich auch aus jüngerer Zeit. In der Überarbeitung bleiben alle vorhandenen Öffnungen in ihrer Größe erhalten, aber die Form der einzelnen Fassadenteile wird vereinheitlicht. Die große Öffnung bleibt das wichtigste Element der Fassade, ist aber in der Form und im Material an die anderen Teile angepasst. Alle Teile der Fassade sprechen so eine gemeinsame und verbindende Sprache. Eine große Öffnung in einer sehr alten Form ... wird mit modernen Elementen zugebaut ... und mit vielen anderen Öffnungen ergänzt. 38 – 39 Gestaltleitbild Leitbild Fassaden­material 1. Umbauten und Neubauten sollten Fassaden aus Putz, Klinker oder Naturstein erhalten. 2. Hochwertige Materialien wie z.B. Naturstein sollten bevorzugt in der Erdgeschosszone eingesetzt werden. 3. Bei untergeordneten Fassadenteilen wie Einrahmungen und Blenden kann das Material in Abstimmung mit der Gesamtfassade frei gewählt werden. 4. Gestalterisch hochwertige historische Fassaden aus Klinker oder Fachwerk sollten nach Möglichkeit erhalten werden. Bei einer Dämmung dieser Fassaden sollte eine Innendämmung in Erwägung gezogen werden, da eine Außendämmung die Erscheinung des Gebäudes stark verändern würde. Die Realisierung einer Innendämmung ist technisch deutlich anspruchsvoller als eine Außendämmung. 5. Bei einer Außendämmung der Gebäude sind vorhandene gestaltbestimmende Gliederungselemente (Gesimse, Lisenen, Faschen, Klappläden) zu erhalten oder mit geeigneten Mitteln wiederherzustellen. Das Fugenbild von Verkleidungsmaterialien sollte die Fassadengliederung unterstützen. 6. Bei Dächern sollen stark glänzende und auffällig farbige Deckungsmaterialien nicht eingesetzt werden. 40 – 41 Fassadenmaterial Das Fassadenmaterial Die in älteren Städten vorhandene Beschränkung auf wenige ortstypische Fassadenmaterialien verleiht diesen Orten ihre heute als angenehm empfundene Einheitlichkeit. Aber diese Beschränkung war nicht das Ergebnis eines etwa vorhandenen „besseren Geschmacks“, sondern war pure wirtschaftliche Notwendigkeit. Preiswert zu erstehen war immer nur das Baumaterial, das ohne weite Transportwege in der Region verfügbar war. Heute ist die Situation deutlich unübersichtlicher. Ein fast unüber­ schaubares, globalisiertes Angebot unterschiedlichster Materialien steht zur Verfügung. Die Wahl der Materialien, die am ehesten den Anforderungen an Haltbarkeit, Langlebigkeit, geringe Unterhalts­ anforderungen und Wirtschaftlichkeit entsprechen, ist nicht einfacher geworden. Und auch die optische Wirkung eines Materials will überlegt sein. In diese Überlegungen sollten vor allem drei Aspekte einbezogen werden: Zeitlose Materialien Es gibt Materialien mit einer sehr langen technischen Haltbarkeit, die bereits nach wenigen Jahren veraltet wirken. Langlebigkeit ist immer auch eine Frage der ästhetischen Dauerhaftigkeit. Es gibt klassische Materialien, bei denen man relativ sicher sein kann, dass sie auch in den nächsten Jahrzehnten und darüber hinaus nicht aus der Mode kommen, weil sie nie modisch waren. Dies sind traditionelle Materialien wie Putz, Klinker und Naturstein. Die Materialien sind zeitlos und sollten bevorzugt verwendet werden. Bürstadt soll nicht aus der Mode kommen. Vorhandene Materialien Materialwechsel Auch wenn es auf den ersten Blick eine große Vielfalt an Materialien in der Bürstädter Innenstadt zu geben scheint: Es gibt Regelmaterialien, die besonders häufig verwendet werden und das Gesamtbild bestimmen. Der Anteil der Putzfassaden ist so hoch, dass man von der Putzfassade als Regelfall ausgehen kann. Aus der Zeit vor dem Krieg sind relativ viele Gebäude mit Klinkerfassaden vorhanden. Sowohl die Klinkerfassaden als auch die Putzfassaden haben häufig Sockel und Gliederungselemente wie z.B. Gesimse und Fenstergewände aus Naturstein. Die vorhandene Mischung aus diesen drei Regelmaterialien sollte behutsam zu einem stärkeren Zusammenhang ergänzt werden. Eine Fassade muss nicht aus nur einem Material bestehen. Ein wertvoller Naturstein kann die Ladenfront eines verputzten Gebäudes veredeln. Fensteröffnungen können mit einem besonderen Material gerahmt werden. Fugen können eine Fassade kleinteilig gliedern. Schönheitsfehler einer Fassade lassen sich durch geschickten Materialeinsatz beheben. Bei der Neugestaltung von Fassaden sollten die Möglichkeiten zur Gliederung durch Materialwechsel und Fugenverlauf genutzt werden. 42 – 43 Gestaltleitbild Leitbild FassadenFARBE 1. Für die Farbgebung bei Umbauten und Neubauten steht eine Palette von Grundfarben in Weiß-, Ocker- und kalt- und warmtonigen Grautönen zur Verfügung. In Helligkeit und Sättigungsgrad sind die Farben aufeinander abgestimmt. 2. Für untergeordnete Anbauten (Markisen etc.) steht eine abgestimmte Palette von höher gesättigten Farben zur Verfügung. 3. Materialfarben (z.B. Natursteinverkleidungen) sollten der vor­gegebenen Farbpalette entsprechen. Ortstypischer Naturstein ist der Rotsandstein. 4. Innerhalb der Fassade können, unter Berücksichtigung der Fassadengliederung, mehrere Töne der Farbpalette eingesetzt werden. Farbwechsel sollten aber nur im Zusammenhang mit einem gleichzeitigen Materialwechsel oder besonderen architektonischen Anlässen realisiert werden. Farbwechsel können wesentlich zur positiven Gliederung einer Fassade beitragen. 44 – 45 FassadenFarbe Fassadenfarbe Es gibt Städte, in denen die Farbe aller Häuser sehr ähnlich ist. Viele kennen die weißen Orte in Griechenland oder die ockerfarbenen in Norditalien. Durch die Verwendung ähnlicher Farben für die einzelnen Häuser bekommen diese Städte einen eigenen Charakter, der sie von anderen Städten unterscheidet. Die Städte haben eine Eigenfarbe. Es gibt aber auch Städte, die scheinbar das Gegenteil sind. Bunte Städte, in denen rote neben gelben oder blauen oder weißen Gebäuden stehen. Wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass auch hier Farben sich wiederholen und es nicht egal ist, in welcher Farbe eine Fassade angelegt ist. Auch in bunten Städten kann es einen starken Zusammenhang geben. Um beurteilen zu können, welche Farben der Bürstädter Innenstadt am besten zu Gesicht stehen, wurden drei Möglichkeiten der Farbgestaltung getestet: ¬¬ Die Farbigkeit wird wie bisher nicht geregelt. Jeder kann sein Haus alleine nach seinem persönlichen Geschmack gestalten. Manches wird quietschbunt werden, manches Mausgrau, man weiß es nicht. ¬¬ Eine breite Farbpalette aus stark gesättigten und weniger gesättigten Farben, wird vorgegeben. Die Farben sind harmonisch aufeinander abgestimmt. Die Gebäude in der Innenstadt können sich durch kräftige Farben deutlich unterscheiden. ¬¬ Eine eingeschränkte Palette aus zurückhaltenden Farben wird vorgegeben. Für kleinere Bauteile wie z.B. Markisen, Werbeanlagen, Jalousien oder Balkonbrüstungen steht eine Palette mit kräftigeren Farben zur Verfügung. Es stellte sich heraus, dass eine eingeschränkte Palette von zurückhaltenden Farben besser geeignet ist, die ohnehin schon sehr unterschiedlichen Gebäude in der Innenstadt zu einem harmonischeren Zusammenhang zu vereinen. Damit trotz der gedämpften Farbigkeit ein frischer und lebendiger Eindruck entsteht, können kleinere Fassadenteile durch kräftigere Farben Akzente setzen. Die Innenstadt erhält eine zusammenhängende Farbigkeit mit vielen kleinen Farbtupfern. Sie wirkt bunt, ohne den Zusammenhang zwischen den einzelnen Gebäuden zu verlieren. Farbmusterbögen zu den Grundfarben des Leitbildes sind bei der Stadt Bürstadt einsehbar und dienen als Grundlage für die verbindliche Farbauswahl im Rahmen der Beratung. 46 – 47 FassadenFarbe Teilansicht Nibelungenstraße zur Veranschaulichung des Farbleitbildes 48 – 49 Gestaltleitbild Leitbild Werbeanlagen 1. Werbeelemente sollten nur innerhalb des Brüstungsfeldes zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss angebracht werden. Eine gemeinsame Unter- und Oberkante der Werbeanlagen an einem Gebäude sollte eingehalten werden. Eine Ausnahme bilden lediglich Schaufensterbeklebungen. 2. Je Geschäft sollte nur eine Werbeanlage aus Einzelbuchstaben oder als Kastenanlage montiert werden. Die Anlage sollte nur aus einem Schriftzug und einem Logo/Firmenzeichen bestehen. Läden an Eckgrundstücken können die Anlagen an beiden Ladenfronten anbringen. 3. Schaufensterbeklebungen sollten nur auf 10% der Fläche des jeweiligen Schaufensters angebracht werden. 4. Es sollte nur ein Werbeausleger pro Geschäft angebracht werden. Läden an Eckgrundstücken können die Ausleger an beiden Laden­ fronten anbringen. 5. Alle Werbeelemente sollten eine auf die Fassade und die Ladenfrontlänge abgestimmte Maximalgröße nicht überschreiten. 6. Die Anbringungsorte der Werbeanlagen sollten auf die Fassaden­ gliederung abgestimmt werden. 7. Werbeanlagen sollten nur an den Fassaden zum öffentlichen Raum angebracht werden. 50 – 51 Werbeanlagen Die Werbeanlagen Für die Kunden der Innenstadt sind die Werbeanlagen der einzelnen Geschäfte eine unverzichtbare Orientierungshilfe. Gerade in einem zunehmend an Marken orientierten Umfeld gewinnen die Namen der Geschäfte und Informationen über die geführten Waren an Bedeutung. Aber wie alle Botschaften müssen auch Werbebotschaften dosiert und gezielt eingesetzt werden, um Aufmerksamkeit zu erregen und verständlich zu sein. Wenn alle laut schreien, versteht keiner etwas. In diesem übertragenen Sinne ist es in der Bürstädter Innenstadt relativ laut. Viele Schilder in unterschiedlichsten Formaten und Farben konkurrieren um die Aufmerksamkeit der Kunden. Es ist unwahrscheinlich, dass die vielen Schilder von den Kunden überhaupt gelesen werden können. Niemand geht aufmerksam lesend durch die Innenstadt. Weniger wäre deshalb in vielen Fällen mehr. Ein Schild mit dem Namen des Ladens wird man gerne lesen, aber wenn daneben auf weiteren drei Schildern auch nur der Ladenname steht, dann schaut man schnell woanders hin. Aber nicht nur die Anzahl der Werbeanlagen, auch deren Größe und Anbringungsort haben Einfluss auf das Erscheinungsbild der Innenstadt. Gebäude und Werbeanlagen bilden immer eine Einheit. Ein kleines fein gegliedertes Gebäude kann von einer großen aufdringlichen Werbeanlage erschlagen werden. Die beste Fassadengliederung nützt wenig, wenn der Einzelhändler im Erdgeschoss seine Werbeschilder wahllos über die Fassade verteilt. Aber andersherum wird auch das schönste Werbeschild gering geschätzt, wenn es sich an einem heruntergekommenen Gebäude befindet. Angemessene Werbeanlagen am richtigen Ort sind ein wichtiger Baustein zur Steigerung der Attraktivität der Innenstadt. Die Leitbildziele für die Werbeanlagen in der Bürstädter Innenstadt sind, wie alle anderen Leitbildziele auch, lediglich Empfehlungen an die Gebäudeeigentümer und Einzelhändler und besitzen keine rechtliche Verbindlichkeit. Das Leitbild Werbeanlagen ist keine Werbeanlagensatzung. 52 – 53 Werbeanlagen vorher Das Bestandsbild zeigt ein Ladengeschäft an einer Straßenecke. Das Geschäft muss dadurch an zwei Seiten Werbeanlagen anbringen und hat zwangsläufig mehr Anlagen als ein nur einseitiger Laden. An der Fassade ist insgesamt 8 mal die Beschriftung „Rathaus Apotheke“ angebracht. Zusätzlich gibt es zwei große Apothekenlogos und alle Schaufenster, die Eingangtür und das Vordach sind in der Farbe des Apothekenlogos beklebt. Insgesamt wird so an 18 Stellen der Fassade lediglich die Botschaft vermittelt, dass hier eine Apotheke zu finden ist. Zusätzlich ist durch eine Beklebung im Schaufenster zu erfahren, dass von 8 Uhr bis 19 Uhr durch­ gehend geöffnet ist. Weitergehende Informationen, etwa auf ein besonderes Sortiment oder besondere Angebote, sind, zumindest auf den ersten Blick nicht erkennbar. Leitbildvorgabe: „Die Anbringungsorte der Werbeanlagen sollten auf die Fassadengliederung abgestimmt werden.“ „Schaufensterbeklebungen sollten nur auf 10 % der Fläche des jeweiligen Schaufensters angebracht werden.“ „Alle Werbeelemente sollten eine auf die Fassade und die Ladenfrontlänge abgestimmte Maximalgröße nicht überschreiten.“ Die Überarbeitung zeigt eine deutliche Reduzierung der Werbeanlagen. Lediglich drei relativ kleine Schilder sind so angebracht, dass sie aus allen Blickrichtungen sichtbar sind. Zusätzlich sind unterhalb des Vordaches zwei Ausleger montiert. Würde auf den Schildern und Auslegern „Rathaus Apotheke“ stehen, wären alle heute vermittelten Informationen auch in der Überarbeitung vorhanden. Sollten weitere Informationen ver­mittelt werden, könnten 10 % der Schaufensterscheiben beklebt werden. Auch mit weniger Werbung kann man erkennen worum es geht. nachher Viel Werbung, aber es ist nicht klar wofür. 54 – 55 Stadtverwaltung Bürstadt: Rathausstr. 2 68642 Bürstadt