Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Technischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Interferometrisches Tracking und Manipulation von Nanorods mit optischen Pinzetten Markus Grießhammer Februar 2013 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Technische Fakultät Institut für Mikrosystemtechnik Dekan Prof. Dr. Yiannos Manoli Gutachter Prof. Dr. Alexander Rohrbach Prof. Dr. Margit Zacharias Datum der Disputation 13. Juni 2013 Zusammenfassung Nanorods sind stäbchenförmige Nanopartikel und weisen bedingt durch deren Größe und Form außergewöhnliche physikalische Eigenschaften auf, die für viele Anwendungen vorteilhaft sind. Die Verwendung einzelner Nanorods als Bausteine, um aus denselben eine funktionelle Struktur aufzubauen, stellt eine große Herausforderung dar. Bausteine dieser Größenordnung sind zum einen schwer lichtmikroskopisch zu sehen und andererseits schwer zu handhaben. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Manipulation und dem Tracking von Nanorods. Dazu wurde ein experimenteller Aufbau mit integrierter optischer Falle konstruiert. Eine optische Falle ist ein prädestiniertes Werkzeug, um (sub-)mikrometergroße Partikel zu fangen. ZnO Nanorods mit einem Durchmesser von etwa 0.1µm und wenigen Mikrometern Länge konnten in einem wässrigen Medium gefangen, translatiert und orientiert und auf einem Substrat abgesetzt werden. Das reversible Umschalten eines gefangenen Nanorods von vertikaler in eine horizontale Lage und das Ausrichten in der Horizontalen wurde demonstriert. Im Hauptteil der Arbeit wurde das Tracking von Nanorods untersucht. Diese unterliegen der Brownschen Bewegung, welche sich durch Fluktuationen in der Position und der Orientierung auszeichnet und auch innerhalb einer optischen Falle vorliegt. Mithilfe des Trackings kann ein Nanorod bzw. dessen genaue momentane Raumlage beobachtet werden. Das interferometrische Tracking von (sub-)mikrometergroßen Kügelchen in optischen Fallen ist etabliert und funktioniert mit nanometergenauer Präzision und hoher zeitlicher Auflösung. Hingegen gibt es kein entsprechendes Verfahren, das für asphärische Partikel geeignet ist und zugleich unabhängig von der Position des Partikels in der optischen Falle Information über dessen Orientierung gibt. Auf der Basis von Berechnungen zur Lichtstreuung eines Nanorods in einer optischen Falle und der kohärenten Überlagerung von gestreutem und ungestreutem Licht wurde ein Trackingverfahren zur Raumlagebestimmung eines Nanorods entwickelt und analysiert. Darüber hinaus wird in dieser Arbeit ein zweites, neues Trackingverfahren beschrieben, welches sich für ein Nanorod in einer scannenden optischen Falle eignet, einer sogenannten Linienfalle. Das Verfahren wurde experimentell an einem ZnO Nanorod demonstriert und analysiert. Im Rahmen eines Kooperations-Projekts konnte des Weiteren eine Dunkelfeldeinheit mit hoher numerischer Apertur konzipiert werden, welche in einen Aufbau mit optischer Falle und Trackingeinheit integriert werden kann. Es wurden Prototypen realisiert und getestet. Das Konzept ermöglicht die Vorteile der Dunkelfeldmikroskopie zur Sichtbarmachung sehr kleiner Strukturen mit einer optischen Falle zu vereinen ohne auf eine interferometrische Detektionseinheit zum Tracken zu verzichten. Abstract Nanorods are cylindrical nanoscale objects and show extraordinary physical properties due to their size and shape, which make them useful for various applications. However, it is a great challenge to use nanorods as building blocks to assemble functional structures. Building blocks of this order of magnitude are hard to see with light microscopy and difficult to handle. This work deals with the manipulation and the tracking of nanorods. To this end an optical tweezers setup was build. Optical tweezers are a predestined tool to operate (sub-)micron sized particles. ZnO nanorods with a diameter of 0.1µm and lengths of a few microns could be trapped, translated and oriented in an aqueous medium and deposited on a substrate. Reversible switching of a trapped nanorod from a vertical to a horizontal orientation and the alignment in a horizontal plane was demonstrated. The main part of this work investigates the tracking of nanorods. Their movement ist dominated by Brownian motion, characterized by translational and rotational fluctuations that also emerge in an optical trap. With the help of the tracking the instantaneous spatial state of a nanorod can be monitored. Whereas the interferometric tracking of microspheres in an optical trap is well established and enables nanometer precision and high temporal resolution, no comparable technique exists for aspherical particles. The goal was to find a method that provides the position and the orientation of a nanorod. Therefore the light scattering of a nanorod in an optical trap and the coherent superposition of scattered and unscattered light was calculated and a tracking method for nanorods was developed and analysed. In addition, a second new tracking method is described that is useful for a nanorod in a scanning optical trap. A tracking experiment with a ZnO nanorod in a so called line trap is presented. In the framework of a cooperative project an illumination lens with a high numerical aperture was designed to be integrated in an optical tweezers setup with tracking unit. Different prototypes were realised and tested. The new concept combines dark field microscopy to visualize very small structures and optical tweezers with interferometric particle tracking. Inhaltsverzeichnis 1 Einführung ................................................................................................................. 9 2 Grundlagen zu optischen Fallen ............................................................................. 13 2.1 Optische Kräfte ................................................................................................. 13 2.2 Fourier transformierende Eigenschaft einer Linse ............................................ 16 2.3 Tracking mit BFP Interferometrie ..................................................................... 16 2.4 Brownsche Bewegung im externem Potential .................................................. 19 2.4.1 Langevin-Gleichung ................................................................................ 20 2.4.2 PSD – AC – MSD ................................................................................... 20 2.5 Kalibrationsmethoden ....................................................................................... 21 2.5.1 Detektorkalibration.................................................................................. 22 2.5.2 Fallenkalibration...................................................................................... 22 3 Streutheorie .............................................................................................................. 25 3.1 Streufeldberechnung ......................................................................................... 25 3.1.1 Beschreibung im Ortsraum...................................................................... 25 3.1.2 Rayleigh-Gans Näherung ........................................................................ 26 3.1.3 Beschreibung im Fourier-Raum .............................................................. 26 3.1.4 Spezialfall Rayleighstreuer...................................................................... 29 3.1.5 Modell: ausgedehnter Streuer aus Punkten ............................................. 31 3.2 Beschreibung des Laserfokus ............................................................................ 31 4 Manipulation mit optischen Fallen......................................................................... 33 4.1 Optische Manipulation von Nanorods............................................................... 33 4.1.1 Anisotrope Hydrodynamik eines Zylinders............................................. 35 4.1.2 Verhalten von zylindrischen Partikeln in einer optischen Falle .............. 37 4.2 Experimenteller Aufbau .................................................................................... 38 4.2.1 Lasereinheit und Optische Pinzette ......................................................... 39 4.2.2 Scanspiegel .............................................................................................. 42 4.2.3 Feedback.................................................................................................. 43 4.2.4 Mikroskop und Spektrometer .................................................................. 44 4.2.5 Detektionseinheit ..................................................................................... 44 4.2.6 QPD-Signalwege ..................................................................................... 45 4.2.7 MicPy ...................................................................................................... 46 4.3 Experimente zur Manipulation von Nanorods .................................................. 46 4.3.1 Manipulation von ZnO Nanorods mit Punkt- und Linienfalle ................ 46 4.3.2 Frequenzverdopplung durch Nanorods ................................................... 50 4.4 Aufbauen funktioneller Bausteine..................................................................... 52 5 Tracking von Nanorods ........................................................................................... 55 5.1 Nanorod in einer Punktfalle .............................................................................. 59 5.1.1 Analytisches Modell zur Streuung an einem Zylinder ............................ 60 5.1.2 BFP Intensitätsverteilungen von Nanorod in Laserfokus ........................ 66 5.1.3 Algorithmus zur Signalbestimmung ........................................................ 73 5.1.4 Ergebnisse ............................................................................................... 76 5.1.5 Diskussion und Ausblick ......................................................................... 81 5.2 Kalibration ........................................................................................................ 83 5.3 Bestimmung einer statischen Orientierung ....................................................... 85 5.4 Nanorod in einer Linienfalle ............................................................................. 88 5.4.1 Modell: 1D Nanorod aufgebaut aus Rayleighstreuern ............................ 89 5.4.2 Experimentelle QPD Signale eines fixierten Nanorods .......................... 93 5.4.3 Bestimmung der Schwerpunkt- und Orientierungssignale ...................... 95 5.4.4 Experimentelle Durchführung ................................................................. 97 5.4.5 Auswertung der Messdaten ..................................................................... 98 5.4.6 Ergebnisse ............................................................................................. 101 5.4.7 Diskussion und Ausblick ....................................................................... 103 6 Entwicklung einer Dunkelfeld-Linse.................................................................... 105 6.1 Prinzip der Dunkelfeld-Mikroskopie .............................................................. 105 6.2 Konzeption einer Dunkelfeldeinheit ............................................................... 106 6.2.1 Raytracing ............................................................................................. 107 6.2.2 Beleuchtung mit LED als Weißlichtquelle ............................................ 108 6.3 Fertigung der Dunkelfeldlinse......................................................................... 110 6.4 Tests an Prototypen von Dunkelfeldlinsen...................................................... 111 6.5 Diskussion und Ausblick................................................................................. 112 7 Fazit und Ausblick ................................................................................................. 115 8 Appendix ................................................................................................................. 119 8.1 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................... 119 8.2 Setup: Bauteile und Spezifikationen ............................................................... 120 8.3 Viskosität von Wasser ..................................................................................... 122 8.4 Konturfunktionen und Formfaktoren .............................................................. 123 8.5 Kicking Effekt ................................................................................................. 124 8.6 Interferenz mehrerer Felder............................................................................. 125 8.7 Schwerpunktbestimmung einer BFP-Intensitätsverteilung ............................. 126 9 Literaturverzeichnis .............................................................................................. 129 1 Einführung Greifen mit Licht - Optische Fallen sind ein faszinierendes Werkzeug mit Anwendungen in der Biologie, Chemie und Physik. Licht ist nicht nur essentiell in den Lebenswissenschaften, um sich mikroskopische Strukturen sichtbar zu machen, sondern kann sogar zur aktiven Manipulation etwa von Viren oder Bakterien genutzt werden. Die anwendbaren Kräfte im Piconewton-Bereich (1pN=10-12N) sind ideal geeignet, um Zellen zu bewegen, Elemente des Zytoskeletts, wie Mikrotubuli zu krümmen, Zellmembranen zu verformen, Organellen oder schwimmende Bakterien einzufangen oder die Kräfte von biomolekularen Motoren auszutesten [1]. Mikrokügelchen, welche sich besonders gut fangen lassen, können als Griffstücke verwendet werden, um Einzelmoleküle, wie etwa DNA auseinander zu ziehen, um deren mechanische Eigenschaften zu erforschen. Arthur Ashkin, der heute als der Urvater der sogenannten optischen Pinzette gilt, gab kürzlich ein Interview [2] und erzählte, wie er als Student aus Spaß erstmals den Strahlungsdruck einer Mikrowelle vermaß, wie sein erstes „PRL paper“ [3] im internen Review Prozess abgelehnt wurde, er es dennoch erfolgreich einreichte und es später anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der American Physical Society als eines der wichtigsten Studien zitiert wurde. Seit ihrer Einführung im Jahre 1986 hat sich die klassische optische Falle [4] und deren Anwendungen, auf Grundlage derer zwei Physik Nobelpreise (1997 und 2001) hervorgegangen sind, stark weiterentwickelt. Eine wesentliche Erweiterung war die Kombination mit einer interferometrischen Detektionseinheit, welche das (sub-) nanometergenaue Tracking der Brownschen Bewegung eines optisch gefangenen Kügelchens und das Messen von Kräften und Potentialen erlaubt, das photonische Kraftmikroskop [5-10]. Es konnten die 3.4 Angstrom Schritte von einzelnen RNA polymerase Molekülen aufgelöst werden, wenn diese sich von einem zum nächsten DNA Basenpaar fortbewegen [11]. Somit kann das hochfokussierte Laserlicht einer optischen Falle sowohl zum Messen, als auch zum aktiven Manipulieren, Halten, Bewegen und Ausüben von kalibrierten Kräften verwendet werden [12]. Dabei liegt die Reichweite einer optischen Falle in der Größenordnung einer Lichtwellenlänge. Seit der Einführung von beweglichen und ansteuerbaren Spiegeln oder akusto-optischen Modulatoren können statt einer statischen optischen Falle auch dynamische Fallen verwendet werden. Schnelles Versetzen einer optischen Falle ermöglicht es effektiv mehrere oder ausgedehnte Fallen, wie etwa eine Linienfalle, zu erzeugen. Mit Hilfe von spatialen Lichtmodulatoren können selbst dreidimensionale, optische Fallenlandschaften kreiert werden. So ist die optische Pinzette ein vielseitiges Instrument zur Mikromanipulation und Nanofabrikation. Dabei zeichnet sich die optische Falle gegenüber anderen Techniken durch eine Reihe von Vorteilen aus. Objekte mit Größen von wenigen Nanometern bis einigen 10µm können gefangen werden. Die optischen Kräfte können ultrapräzise eingestellt werden und lassen sich mit sofortiger Wirkung ein und ausstellen, was auch ein Loslassen eines gefangenen Objekts zulässt. Die optische Pinzette ist ein Instrument, welches sich zum Erzeugen mikrofluidischer Flüsse, zum Sortieren, Organisieren, zum Zusammenbauen und Anordnen mikroskopischer Strukturen eignet [13]. Weiterhin können mit optischen Fallen Mikromaschinen angetrieben werden, wie etwa eine Mikropumpe oder ein Mikropropeller. Darüber hinaus wurde von der in vitro Fertilisation 9 1 Einführung oder intrazellulärer Operationen, wie dem Modifizieren von Chromosomen in lebenden Zellen, berichtet [13]. Inzwischen ist die optische Falle gar ein Kaufprodukt geworden und wird von verschiedenen Anbietern angeboten. Indessen sind noch viele Fragen offen und sicher nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. So sind zwar etwa die optischen Kräfte auf ein Kügelchen in einer optischen Falle weitgehend erforscht. Hingegen sind aber die optischen Kräfte auf ein zylindrisches Partikel Gegenstand aktueller Forschung. Dabei sind etwa Stäbchen (Nanorods) oder Nanodrähte mit einem Durchmesser auf der Nanometerskala und Längen bis zu einigen Mikrometern durch deren quasi 1D Struktur besonders interessante Objekte. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Tracking und der Manipulation von Nanorods mit optischen Pinzetten. Dabei ist die Arbeit von der Vision geleitet sich Nano-Partikel als Bausteine verfügbar zu machen, aus welchen funktionelle, drei-dimensionale Strukturen aufgebaut werden können. Das zu realisieren ist eine Herausforderung. Um stäbchenförmige Bausteine gezielt zusammenfügen zu können, muss neben deren Position zudem deren Orientierung bekannt sein. Weiterhin sind sehr kleine Strukturen lichtmikroskopisch schwer zu beobachten, was spezielle phasen- oder Streulicht-selektive Techniken erforderlich macht. Erstmals werden Methoden zum 5D-Tracking eines Nanorods in einer optischen Falle präsentiert. In verschiedenen Manipulations-Experimenten wird demonstriert, wie Nanorods mit Hilfe von optischen Fallen gefangen, orientiert und abgesetzt werden können. Daneben wird eine neuartige Linse vorgestellt, welche die schwierig vereinbare Kombination von Dunkelfeldmikroskopie zur direkten Sichtbarmachung nanoskaliger Objekte und einer optischen Pinzette mit Detektionseinheit ermöglicht. Leitfaden der Arbeit In Kapitel 2 Grundlagen zu optischen Fallen werden zunächst die optischen Kräfte eingeführt, um zu erklären, weshalb Partikel in einem homogenen Medium mit einer optischen Pinzette gefangen werden können. Weiterhin werden die Grundlagen zum interferometrischen Tracking eines gefangenen sphärischen Partikels in einer optischen Falle vermittelt. In Kapitel 3 Streutheorie geht es darum, wie die Lichtstreuung an kleinen Partikeln berechnet werden kann. Dabei wird eine explizite Schreibweise eingeführt, welche die Raumlage eines asphärischen Streuers berücksichtigt. Es wird auf die Eigenschaften eines hochfokussierten Laserstrahls eingegangen. Die theoretischen Überlegungen sind wichtig für ein Verständnis der neu entwickelten Trackingmethoden. Das Kapitel 4 Manipulation mit optischen Fallen fokussiert auf die optische Manipulation von Nanorods und geht auf die anisotrope Hydrodynamik solcher stäbchenförmiger Partikel ein. Weiterhin wird der experimentelle Aufbau geschildert, der im Rahmen dieser Arbeit aufgebaut wurde. Die Manipulations-Experimente mit Nanorods und mit in situ zusammengesetzten Bausteinen werden beschrieben und diskutiert. Das Kapitel 5 Tracking von Nanorods beschreibt zum einen eine neu entwickelte Methode, wie die Raumlage eines Nanorods in einer Punktfalle getrackt werden kann. Die theoretischen Trackingsignale eines Nanorods werden analysiert und die Methode diskutiert. Weiterhin wird auf die Kalibration von Trackingsignalen eines Nanorods eingegangen. Zum anderen wird eine zweite neue Methode beschrieben und 10 experimentell demonstriert, die zum Tracken der Raumlage eines Nanorods in einer Linienfalle dient. Die Ergebnisse werden gezeigt und die Methode diskutiert. In Kapitel 6 Entwicklung einer Dunkelfeld-Linse wird das Prinzip der DunkelfeldMikroskopie aufgegriffen. Darauf aufbauend wird die Konzeption und Realisierung einer Dunkelfeld-Linse mit Beleuchtungseinheit für den Einbau in ein optische Fallen Setup geschildert. Die Testergebnisse eines Prototyps werden präsentiert. Das Kapitel endet mit einer Diskussion und einem Ausblick. In Kapitel 7 Fazit und Ausblick werden die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst und kommentiert. 11 2 Grundlagen zu optischen Fallen Der US Amerikaner Arthur Ashkin gilt als der Urvater der optischen Falle [2], welche 1986 vorgestellt wurde [4]. Hochfokussiertes Laserlicht kann zum Fangen oder bildlicher gesprochen zum Greifen von Partikeln verwendet werden. So hat sich ebenfalls der Begriff der optischen Pinzette (engl. optical tweezers) etabliert. Optische Pinzetten haben sich längst als ein wichtiges Instrument in der Forschung bestätigt [14] und liefern die Basis für diese Arbeit. In diesem Kapitel wird zunächst auf optische Kräfte eingegangen, welche die Funktionsweise einer optischen Falle erklären. Im Anschluss werden die Grundlagen zum Partikeltracking mittels BFP Interferometrie geschildert, und es wird die Bewegung eines Partikels in einer optischen Falle betrachtet. Zuletzt wird auf die Kalibration von Positionssignalen eingegangen, welche bei der BFP Interferometrie gewonnen werden. 2.1 Optische Kräfte Mit einer optischen Falle macht man sich zu Nutze, dass Licht Kräfte auf ein Partikel ausüben kann [4]. Die Kräfte, die mit der Wechselwirkung von Licht und Materie einhergehen, können auf zwei verschiedene Weisen physikalisch erklärt werden, strahlengeometrisch und elektromagnetisch. Fällt Licht auf eine Fläche , wirkt ein Strahlungsdruck bzw. eine optische Kraft auf diese. (2.1) mit einfallender Lichtleistung mit Intensität , Brechungsindex des Mediums , Vakuumlichtgeschwindigkeit und Druckeffizienz . Für eine vollständige Lichtabsorption bzw. Reflexion der Fläche geht die Druckeffizienz als ein Faktor 1 bzw. 2 ein, gemäß einfacher bzw. doppelter Impulsübertragung. Beispielsweise kann ein Strahl mit einer Leistung von 3mW eine Kraft von F=P/c=10 pN ausüben. Für einen großen Streuer, dessen Ausdehnung ≫ der Wellenlänge ist, kann man sich die Impulsübertragung strahlengeometrisch überlegen [15]. Dazu betrachte man das auf einen Streuer einfallende Licht als Strahlen. Aufgrund von Strahlablenkung durch einen Streuer ergeben sich Impulsänderungen proportional zu , mit Wellenvektoren und , welche in Ausbreitungsrichtung des einfallenden und austretenden Strahls zeigen. Die Impulsänderungen können zu einer Gesamtkraft aufsummiert werden. Die Gesamtkraft kann in zwei Komponenten aufgeteilt werden. Die Gradientenkraft , die senkrecht auf einen einfallenden Strahl steht und die Streukraft , die in Richtung eines einfallenden Strahls zeigt. 13 2 Grundlagen zu optischen Fallen z Fallenzentrum x Fokuszentrum Laser Abb. 2.1 Partikel in Laserfokus. Auf ein Partikel mit Schwerpunktposition in einem Laserfokus wirkt eine optische Kraft . Die optische Kraft setzt sich aus einer Gradienten- und einer Streukraft zusammen, und . Das Partikel wird zum Fallenzentrum gezogen, welches aufgrund der Streukraft um Δ in Propagationsrichtung des Lasers gegenüber des Fokuszentrums (Ursprung des Koordinatensystems) verschoben ist. In dieser Arbeit wurde hingegen mit Partikeln experimentiert, deren Ausdehnung im Bereich der Wellenlänge des Lasers mit = 1064nm lag oder kleiner war. Hier gilt keine Strahlenoptik mehr. Das Licht wird in Form von elektrischen und magnetischen Feldern beschrieben. Daraus lassen sich elektromagnetische Kräfte ableiten. Der typische Ansatz [16-18] die optische Kraft zu berechnen ist durch Integration des Maxwell‘schen Spannungstensors [19], S. 261 über eine den Streuer umschließende Fläche. Eine andere Möglichkeit bietet die diskrete Dipole Näherung (engl. discrete dipole approximation, DDA). Dabei wird das Partikel, an welchem das einfallende Licht streut, als ein Dipolgitter diskretisiert. Die auf das Partikel wirkenden Kräfte und Drehmomente werden durch Summation der Beiträge der einzelnen Dipole erhalten [20-22]. Eine weitere alternative Beschreibung zur Berechnung der optischen Kräfte, welche hier aufgegriffen wird, lieferten Rohrbach et al. [23, 24]. Die Materie wird durch das einfallende elektrische Feld polarisiert. Im Rahmen der linearen Optik sei hier nur der lineare Zusammenhang zwischen dem elektrischen Feld und der elektrischen Polarisation berücksichtigt. Die Ladungen der Atome werden zu Schwingungen angeregt und induzieren wiederum elektromagnetische Felder. Die Gesamtfelder wechselwirken mit den Dipolen. Dabei treten Coulomb- und Lorentzkräfte auf. Das lokale elektrische Feld !, bestehend aus einfallendem und Polarisationsfeld, wirkt auf ein Volumenelement des Streuers und erzeugt ein Dipolmoment % ' " # $ &! (2.2) mit elektrischer Feldkonstante # , Brechungsindex $ des Mediums und Polarisierbarkeit ' , welche i. A. ein Tensor ist. Für einen isotropen, dielektrischen Streuer ist die & Polarisierbarkeit skalar und reell und lautet gemäß der Clausius-Mosotti Gleichung ( 3* 14 +% 1 +% 2 (2.3) mit Volumen V, Verhältnis der Brechungsindizes + /$ , wobei und $ die Brechungsindizes des Streuers und des Mediums sind. Auf einen Dipol mit Dipolmoment " in einem elektrischen und einem magnetischen Feld, ! und /, wirkt eine elektromagnetische Kraft 0$ , die sich aus Coulomb und Lorentzkraft zusammensetzt. 5" 0$ 1"23! 4 7 /8 56 (2.4) Setzt man Gl. (2.2) in Gl. (2.4), verwendet die Identität 1!23! 9:2!% ! 7 1; 7 !3 < und die Maxwell-Faraday Gleichung ; 7 ! < /, so folgt % 0$ # $ Re ?( @%2!% A 5 1! 7 /3BC 56 2.5 ) Integriert man die Kraftdichte D /* über das Volumen * des Streuers, erhält man die gesamte optische Kraft , die auf den Streuer wirkt. % %# $ ReE( F G %2|!|% IJ K A L A 2.6 ) wobei der zweite Term aus Gl. (2.5) durch zeitliche Mittelung verschwindet und sich mit dem Ansatz M M1N, 63 PQRM1N3Q S T der Faktor 9: ergibt. Ferner ist ( (/*. Das lokale Feld ! ! ! setzt sich aus dem einfallenden und dem gestreuten Feld, ! und ! , zusammen. Daher kann die optische Kraft wieder in zwei Komponenten separiert werden. % U# $ ReE( F VG 2|! |% IJ K G 21|! |% ! !∗ !∗ ! 3IJ KX A L (2.7) L Der erste Summand wird gewöhnlich als Gradientenkraft , der zweite als Streukraft (engl. scatter) bezeichnet. Die Gradientenkraft kann als Gradient des Betragsquadrates des elektrischen Feldes dargestellt werden und ist daher definitionsgemäß konservativ. Des Weiteren gilt der Zusammenhang 9: # $ |!|%, das Betragsquadrat des Feldes ist also proportional zur Lichtintensität. Somit kann festgehalten werden, die Gradientenkraft wirkt entlang des Intensitäsgradienten, zeigt also immer zum hellsten Punkt. definiert die Intensitätsverteilung des Laserfokus als Potentiallandschaft. Ein Intensitätsmaximum bedeutet ein Potentialminimum für den Streuer. Die Streukraft zeigt in Propagationsrichtung des Lasers und bewirkt, dass das Fallenzentrum gegenüber dem Fokuszentrum um eine Distanz Δ verschoben ist, siehe Abb. 2.1. Es ist bekannt, dass die optische Kraft nichtkonservativ ist [4], siehe auch [20]. 15 2 Grundlagen zu optischen Fallen Für ein sehr kleines Partikel innerhalb dessen der Intensitätsgradient 2 näherungsweise konstant ist, folgt % Y U# $ ReE(F2 |NZ A (2.8) Die Gradientenkraft ist direkt proportional zum Intensitätsgradienten am Ort des Streuers. Zudem kann Licht auch ein Drehmoment auf ein Partikel ausüben. Voraussetzung dafür ist eine Form- oder Brechungsindex Anisotropie des Partikels. Bereits 1936 konnte Beth [25] zeigen, dass Licht ein Drehmoment auf ein doppelbrechendes Plättchen ausübte. 2.2 Fourier transformierende Eigenschaft einer Linse Im Allgemeinen wirkt eine Linse als Fourier Transformator. Der Zusammenhang von der Feldverteilung in der Fokusebene einer Linse und der Feldverteilung in dessen hinterer Brennebene kann mit einer Fourier Transformation beschrieben werden [26]. Die 1D Fourier und inverse Fourier Transformation [ und [ \A vom Ortsraum in den k-Raum und umgekehrt seien definiert als g []^1_3` ^a1bc 3 d ^1_3Q_e1fbc _3I_ [ \A h^a1bc 3i ^1_3 \g g 1 d ^1_3Q_e1fbc _3Ibc 2j \g (2.9) (2.10) Anschaulich gesprochen ist die Fourier Transformation einer Funktion ^1_3 im Ortsraum die Zerlegung dessen in ebene Wellen mit komplexer Amplitude. Abhängig von der Raumfrequenz bc enthält die Fourier Transformierte ^a1bc 3 die Information von Amplitude und Phase der entsprechenden ebenen Welle. Wendet man eine Fourier Transformation auf eine elektrische Feldverteilung an, ergibt dies eine Funktion im k-Raum. Die tatsächliche Feldverteilung in der hinteren Brennebene einer Linse hängt von Ortsvariablen x‘,y‘,z‘ eines gestrichenen Koordinatensystems ab. Die folgende Gleichung beschreibt die Umrechnung. %z . | y3 wobei xy 1{ M1_ k , l′3 1 Mn obc , bp q|rs Ztucv ,rw Ztupv f ^ (2.11) Die endliche Apertur einer Linse ist nicht berücksichtigt. 2.3 Tracking mit BFP Interferometrie Die BFP Interferometrie in Kombination mit einer optischen Falle ist eine etablierte Technik [9], um die Fluktuationen eines Beads (Mikrokügelchen) in einer optischen Falle zu tracken, also den momentanen Ort des Partikels aufzuzeichnen. 16 Hierzu wird, wie in Abb. 2.2 gezeigt, das Laserlicht aus der optischen Falle eingefangen und damit ein Sensor beleuchtet. Dieses besteht aus dem ungestreuten Licht der optischen Falle und dem am Partikel vorwärts gestreuten Licht. Beide Komponenten können interferieren. Auf dem Sensor entsteht ein Interferenzmuster, welche von der Lage des gefangenen Partikels im Fokus abhängt. Aus diesem Muster kann die momentane Partikelposition bestimmt werden. Weil der Laserfokus aus Teilstrahlen besteht, die aus verschiedenen Richtungen kommen, kann auch die axiale Position bestimmt werden. Abb. 2.2 Schema zur BFP Interferometrie für die Positionsbestimmung eines Beads in einem Laserfokus. Das einfallende Licht wird am Partikel gestreut. Ungestreutes und vorwärts gestreutes Licht werden von einer Detektionslinse (DL) eingefangen und } und ! } sind eingezeichnet. Die interferieren. Die Phasenfronten der Fernfelder ! Detektion mittels einer Quadrantenphotodiode (QPD) findet in der hinteren Brennebene (engl. back focal plane, BFP) der Detektionslinse statt. Man erhält die drei Positionssignale Sx, Sy, Sz. Die Objektivlinse (OL) und die Detektionslinse bilden ein 4-f System, deren Brennweiten fOL und fDL sind eingezeichnet. Das Inset zeigt ein Bead mit Positionsvektor b bzgl. des Koordinatensystems mit Ursprung im Fokuszentrum. Die BFP Interferometrie zum Partikeltracking ist sehr elegant, weil als Sensor ein Detektor mit vier Quadranten genügt. Das Interferenzmuster muss nicht fein aufgelöst werden. Eine Integration der positions-empfindlichen Intensitätsverteilung über die vier einzelnen Quadranten reicht aus. Man erhält drei Signale ~c , ~p , ~ für die entsprechenden Auslenkungen c , p , eines Beads im Fokus. Da die Detektorsignale mit hoher Frequenz ausgelesen werden können (~einige MHz), ist eine sehr hohe zeitliche Auflösung möglich. Orthogonalität und Linearität der Signale Für kleine Beads und kleine Auslenkungen sind die drei Detektionssignale für die Auslenkungen in x-, y- und z-Richtung in guter Näherung orthogonal, also voneinander unabhängig und linear. Hier gilt 17 2 Grundlagen zu optischen Fallen c ~c 0 V~p X Y 0 V ~ ~ c X Vp X p (2.12) ' . Diese muss bestimmt werden, siehe hierzu Abschnitt 2.5 mit Kalibrationsmatrix Kalibrationsmethoden. Ein analytisches Model für die laterale bzw. 3D Positionsbestimmung mittels BFP Interferometrie findet sich in Ref. [27, 28], sowie eine neuere Studie bzgl. der axialen Richtung in Ref. [29]. Typische Signalkurven für ein Bead, das lateral bzw. axial ausgelenkt wird sind in Abb. 2.3 dargestellt. a) b) HL 0.0330 0.06 0.0325 0.04 0.0320 0.02 0.0315 - 1.0 - 0.5 0.5 - 0.02 1.0 λ Sz0 0.0310 - 0.04 0.0305 - 0.06 -2 -1 1 2λ Abb. 2.3 Signalkurven (in a. u.) eines Beads für laterale und axiale Auslenkungen (in Einheiten einer Wellenlänge λ) bzgl. des Fokuszentrums. Die linearen Signalbereiche sind hervorgehoben. a) ~c 1c 3 Signal mit Verlauf durch (0,0). b) Das ~ 1 3 Signal zeichnet sich durch einen Offset ~ aus. Detektion Die Detektion der BFP-Interferometrie findet, wie der Name bereits verrät, in der hinteren Brennebene (engl. back focal plane, BFP) einer Detektionslinse statt. Der Sensor ist eine bzw. sind zwei Quadranten Photodioden (QPD), alternativ werden auch optische Positionssensoren (engl. position sensitive device, PSD) [30] verwendet. Sie stehen in einer zur Fokusebene reziproken Ebene (BFP), welche in Propagationsrichtung liegt. Die QPD Signale ergeben sich als Summen- und Differenzsignale, wie aus Abb. 2.4 hervorgeht. S1 A1 A2 A3 A4 ky kx S3 S2 S4 Abb. 2.4 Quadrantenphotodiode (QPD) in kxky-Ebene. Durch Integration der einfallenden Intensität über die Quadrantenflächen A1 bis A4 ergeben sich die Quadrantensignale S1 bis S4. Eine elektronische Verschaltung kombiniert diese zu den drei Signalen ~c , ~p und ~ , wie sie für das Tracking mittels BFP Interferometrie verwendet werden. 18 Idealerweise werden zwei QPDs verwendet, da für die lateralen Signale ~c , ~p eine höhere numerische Apertur NAdet, hingegen für das axiale Sigal ~ eine niedrigere NAdet von Vorteil ist [29, 31]. Typischerweise wird die QPD2 zur axialen Positionsbestimmung entsprechend überstrahlt, siehe Abschnitt 4.2. Das Signal ~ 13 eines Quadranten ergibt sich aus der Integration der einfallenden Intensität aobc , bp , q über die jeweilige Fläche mit Index 1, … ,4. ~ 13 aobc , bp , qIbc Ibp (2.13) Die positions-empfindliche Intensitätsverteilung aobc , bp , q in der BFP ergibt sich aus der kohärenten Überlagerung des ungestreuten und des gestreuten Feldes, Mn obc , bp q und Mn obc , bp , q, mit Partikelposition b. Sie berechnet sich aus dem Betragsquadrat beider Fernfelder. Die Detektion findet in der BPF statt. Insofern bietet sich eine Beschreibung im Fourier-Raum (auch mit k-Raum bezeichnet) an. BFP-Intensitätsverteilung Die Intensitätsverteilung in der Detektorebene lässt sich ganz allgemein mit der Zweistrahl-Interferenz-Formel ansetzten Es folgt % aobc , bp , q Mn obc , bp q Mn obc , bp , q % % aobc , bp , q Mn obc , bp q Mn obc , bp , q 2Mn obc , bp qMn obc , bp , q hΔΦobc , bp , qi ΔΦobc , bp , q Φ obc , bp q Φ obc , bp , q (2.14) (2.15) (2.16) Die Modulationsfrequenz im Interferenzterm ist gegeben durch die Phasendifferenz ΔΦobc , bp , q von gestreutem und ungestreutem Feld. 2.4 Brownsche Bewegung im externem Potential In dieser Arbeit wird ein Schwerpunkt auf das Tracking von zylindrischen Partikeln gelegt. Dieser Grundlagenabschnitt ist der Theorie gewidmet, welche die Bewegung eines isotropen Partikels in einem homogenen, viskosen Medium und in einem externen Potential beschreibt, was in guter Näherung der Situation eines Beads entspricht, welches in Wasser in einer optischen Falle gefangen ist. Die Beschreibung wird sehr viel komplexer für asphärische Partikel, siehe hierzu 4.1.1 und 4.1.2. 19 2 Grundlagen zu optischen Fallen 2.4.1 Langevin-Gleichung Die Brownsche Bewegung kann mit der Langevin-Gleichung formuliert werden. Im skalaren Fall lautet die Differentialgleichung für die zeitabhängige Ortskoordinate x(t) eines Teilchens mit Masse m, Reibungskraft _ 163, mit Reibungskoeffizient und der statistischen, thermischen Kraft Fth(t) +_ 163 _ 163 163 (2.17) +_ 163 _ 163 _163 163 (2.18) % +_13 f_13 _13 n 13 (2.19) Diffundiert ein gefangenes Partikel im Potential W(x) einer optischen Falle, wirkt eine zusätzliche optische Kraft Fopt = - W(x)/dx. Für kleine Auslenkungen x(t) kann man ein harmonisches Potential W(x) = 1/2 κ x2, mit Fallensteifigkeit κ und demzufolge die lineare Kraft Fopt = - κ x annehmen. Die Langevin-Gleichung wird zu Mit Exponentialansatz x(t) ~ exp(iωt) und Fourier Transformation folgt Die Lösung der Gleichung im Frequenzraum lässt sich sofort hinschreiben _13 n 13 + % f (2.20) Eine rein rotatorische Diffusion kann analog zu Gl. (2.19) als Gleichung von Drehmomenten, beschrieben werden. 163 163 163 163 (2.21) mit Trägheitsmoment , zeitabhängiger Winkelauslenkung 163, Fallensteifigkeit für Rotation (in Nm) und statistischem, thermischen Drehmoment 163. 2.4.2 PSD – AC – MSD Wird ein Partikel getrackt, erhält man dessen zeitlich aufgelöste Trajektorie typischerweise in Form großer Datensätze. Um daraus physikalische Information zu gewinnen, bieten sich eine Frequenzanalyse, Korrelationen und die Bestimmung von Erwartungswerten an. Dazu werden im Folgenden die spektrale Leistungsdichte (engl. power spectral density, PSD), die Autokorrelierte (engl. autocorrelation, AC) und die mittlere quadratische Verschiebung (engl. mean square displacement, MSD) vorgestellt. Aus obiger Bewegungsgleichung (2.20) eines Partikels in einem viskosen Medium und in einem harmonischen Potential erhält man die spektrale Leistungsdichte (engl. power spectral density, PSD) % n 13 ~]_163` |_13| 1 % +3% % % % 20 (2.22) Für die statistische thermische Kraft ist die spektrale Kraftdichte n 13 2b [. Wie im vorliegenden Fall von mikro- und nanoskopischen Objekten im viskosen Medium gilt der stark überdämpfte Fall, das heißt die Masse kann vernachlässigt werden. Man erhält % ~13 Y 2b [ 2 % % % % % (2.23) mit Einstein-Relation für die Diffusionskonstante b [/ und Grenzfrequenz / bei der die PSD auf die halbe Amplitude abgefallen ist. Die PSD mit Dimension ]+% /` hat die Form einer Lorentz Kurve und beschreibt welche Partikelauslenkungen mit welcher Frequenz vorkommen. Eine weitere wichtige Größe, um Informationen aus einer statistischen Trajektorie zu gewinnen, ist die Autokorrelierte (engl. autocorrelation, AC). Nach Wiener-KhintchineTheorem ist die AC die invers Fourier Transformierte der PSD. ]_163` [ \A ]~13` 1 g 2 b [ \ / | d Q \S I Q % % 2j \g (2.24) mit Autokorrelationszeit ¡ /, für die die AC auf 1/e abgefallen ist. Physikalisch betrachtet ist ¡ die charakteristische Zeit, die ein Teilchen benötigt, um sein Potential auszutasten. % Der Zusammenhang von Autokorrelierter 〈_163_16′3〉und MSD 〈o_163 _16′3q 〉ist % linear, wobei 6 k 6 ¡. Aus 〈o_163 _16′3q 〉 〈_163% 〉 2〈_163_16 k 3〉 〈_16′3% 〉 2〈_163% 〉 2〈_163_16′3〉, wobei 〈_163% 〉 〈_16′3% 〉 folgt ~]_163` 2b [ o1 Q \ ¤/¥ q (2.25) Die mittlere quadratische Auslenkung gibt ein Maß für die Strecke, die ein Partikel im Mittel in einer Zeit t zurücklegt. Im harmonischen Potential ist das MSD begrenzt. Es nähert sich für große Zeitspannen ¡ ¦ ¡ einem Sättigungswert 2b [/. 2.5 Kalibrationsmethoden Die Trackingsignale der BFP Interferometrie werden typischer als Spannungen aufgezeichnet und müssen daher kalibriert werden, so dass die gesuchten Auslenkungen und in einer Längeneinheit vorliegen. Das bezweckt die Detektorkalibration. Die Fallenkalibration hingegen bestimmt die Fallensteifigkeit, der linearen Rückstellkraft _ eines harmonischen Potentials. Die Kalibrationsmethoden für ein Bead in einer optischen Falle sind etabliert [32-35]. 21 2 Grundlagen zu optischen Fallen 2.5.1 Detektorkalibration Die naheliegendste Methode ist ein Kalibrationsscan. Hier wird das Testobjekt oder ein ihm identisches fixiert und präzise mit bekanntem Verfahrweg durch den Fokus gescannt. Die parallel aufgezeichneten Signale sind direkt und (in ihrem monotonen Bereich) eindeutig der Raumlage zuordenbar. Dies ist für kommerziell erhältliche und spezifizierte Beads gut umsetzbar. Der alternative Standardansatz ist, dass man von linearen und voneinander unabhängigen (=orthogonalen) Signalen ~ ausgeht, was für kleine Auslenkungen meist berechtigt ist. Damit gilt für alle zu bestimmenden Koordinaten mit Index i=x, y, z die Gleichung ~ (2.26) Für ein harmonisches Potential §1_3 _ % /2 in einer Dimension gilt des Weiteren mit Boltzmann Verteilung, dass eine Auslenkung _ normalverteilt ist e1_3 e Q \¨1c3/1r© ª3 e Q \¤c : /1%r ª3 © e Q \c : /o%«: q (2.27) mit Standardabweichung ¬ 1b [/3A/% . Die Varianz ¬ % 〈_ % 〉 ist gleich dem mittleren Auslenkungsquadrat. Im thermischen Gleichgewicht, was bedeutet, dass die Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte p(x) sich im zeitlichen Mittel nicht ändert, ist die Energie für jeden Freiheitsgrad gleichverteilt. Es gilt der Gleichverteilungssatz A 〈_ % 〉 % %b [ A (2.28) Durch den linearen Zusammenhang gemäß Gl. (2.26) müssen entsprechend auch die Signale ~ gleichverteilt sein. Mit 〈~% 〉 ¬ ′% folgt für die gesuchte Kalibrationskonstante ¬ ′ ¬ (2.29) Die Standardabweichung ¬ ′ des Signals ~ erhält man aus einem Gauß-Fit an das Histogramm des Signals. Um die Standardabweichung ¬ der Koordinate zu berechnen, muss die Temperatur [ und die Fallensteifigkeit bekannt sein. Bei dieser Methode wird der eindeutige Detektionsbereich auf den linearen Detektionsbereich eingeschränkt, siehe Abb. 2.3. 2.5.2 Fallenkalibration 1. Langevin-Methode Die Fallensteifigkeit kann man aus der Grenzfrequenz /der ~13 2% /1% % 3des Signals erhalten, s. Abschnitt 2.4.1. Denn die Grenzfrequenz ist unabhängig von der Skalierung des Signals. Dazu muss das Signal Fourier-tranformiert und Betrags-quadriert werden. Ein Lorentz-Fit an die so erhaltene Kurve gibt . 22 Alternativ kann die Fallensteifigkeit aus der Autokorrelationszeit ¡ 1/ der 1¡3 % b [/Q \/ | gewonnen werden. Dazu muss das Signal autokorreliert werden. An die erhaltene Kurve legt man einen Exponential-Fit an und erhält ¡ . 2. Reibungskraftmethode Hierbei lenkt man ein in einer optischen Falle gefangenes Partikel relativ zur Falle um eine bekannte Distanz aus und misst die Relaxationszeit ¡ des Partikels auf dem Weg zurück in die Gleichgewichtslage. Setzt man die Reibungskraft und die Rückstellkraft gleich, so folgt für die gesuchte Fallensteifigkeit /¡. Der Reibungskoeffizient muss bekannt sein. 23 3 Streutheorie Das Thema der Lichtstreuung ist besonders wichtig in Zusammenhang mit optischen Fallen. Zum einen lassen sich die optischen Kräfte (siehe Abschnitt 2.1), die auf ein Partikel in einer optischen Falle wirken, auf die Streuung zurückführen. Zum anderen wird beim Tracking mittels BPF Interferometrie genau die Interferenz von gestreutem und ungestreutem Licht ausgenutzt (siehe Abschnitt 2.3). Das Streuproblem eines Zylinders in einem hochfokussierten Feld ist zentraler Bestandteil dieser Arbeit. In der Streutheorie werden Streuer typischerweise anhand ihrer Größe in drei Regime eingeteilt. Partikel mit einer Ausdehnung ≪ , die viel kleiner der Wellenlänge sind, werden als Rayleighstreuer bezeichnet. Solche für die ® gilt, nennt man RayleighGans Streuer. Partikel mit ¦ sind sogenannte Mie Streuer. Die jeweiligen Streuverhalten sind charakteristisch und können entsprechend einem der drei Regime zugehörig mathematisch unterschiedlich beschrieben werden. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Lichtstreuung von kleinen Partikeln im Rayleigh-Gans-Regime. Zum Lösen eines Streuproblems muss das einfallende Feld beschrieben werden, was im Fall eines engen Laserfokus sehr anspruchsvoll ist. Ferner ist die Streuung innerhalb eines hochfokussierten Feldes komplexer, als die Streuung an einer ebenen Welle. Weiterhin ist die Streuung an einem asphärischen Partikel schwieriger zu berechnen, als die an einem kugelförmigen Streuer. 3.1 Streufeldberechnung Dieser erste Abschnitt des Kapitels beschreibt in einer Dipolnäherung, wie das lineare Streufeld eines Partikels, das von einem einfallenden Feld erzeugt wird, berechnet werden kann. Insbesondere wird nur der Fall elastischer Streuung betrachtet, was bedeutet, dass die Wellenlänge des einfallenden und des gestreuten Feldes identisch ist. 3.1.1 Beschreibung im Ortsraum Als allgemeinen Startpunkt sei die rein ortsabhängige inhomogene Helmholtz-Gleichung des elektrischen Feldes !1N3 gewählt [36]. Diese ergibt sich aus der Wellengleichung nach Variablenseparation von Ort und Zeit und lautet 1∆ b % 3!1N3 & ' 1N3b % !1N3 (3.1) Gl. (3.1) beschreibt elektrische Felder im inhomogenen Raum. Die Inhomogenität kann etwa ein Partikel bzw. ein Streuer sein. Die Form, Größe und Lage des Streuers geht mit der Konturfunktion 1N3 ein. Im einfachsten Fall, für ein homogenes Medium und einen Streuer aus einem homogenen Material, ist die Konturfunktion 1N3 1/* innerhalb des ' ist die Streuervolumens V und null sonst, siehe Anhang 8.4. Die Polarisierbarkeit & 25 3 Streutheorie lineare Antwortamplitude der Materie auf das elektrische Feld und ist im Allgemeinen richtungsabhängig und daher ein Tensor. Einen skalaren Ausdruck für die Polarisierbarkeit (mit Dimension ](`= m3) liefert die Clausius-Mosotti Gleichung, siehe Gl. (2.3). Mit der Wellenzahl b 2j/ wird die Wellenlänge des Feldes im Medium berücksichtigt, wobei /$ mit Brechungsindex des Mediums $ und Vakuumwellenlänge . Absorption kann durch den Imaginärteil eines komplexwertigen Brechungsindex berücksichtigt werden. Das Gesamtfeld !1N3 ist eine Funktion, die Gl. (3.1) löst und kann in ein einfallendes Feld ! 1N3 und ein gestreutes Feld ! 1N3 separiert werden [36]. ' b % G 1N′3!1N′3°1N N′3IJ K′ !1N3 ! 1N3 ! 1N3 ! 1N3 & (3.2) Im Wesentlichen ist das gestreute Feld ! 1N3 eine Superposition von Kugelwellen, die von jedem Punkt des Streuervolumens ausgehen, was sich mathematisch als eine Faltung des elektrischen Feldes mit der Green’schen Funktion beschreiben lässt. Die skalare Green’sche Funktion °1N3, welche eine Kugelwelle beschreibt, ist eine Lösung der skalaren Helmholtz Gleichung mit einer delta-Distribution als Inhomogenität oder in anderen Worten, die Systemantwort auf eine delta-Punkt-artige Störung. Die skalare Funktion °1N3 in (3.2) kann als Fernfeldnäherung der dyadischen Green’schen Funktion verwendet werden. 3.1.2 Rayleigh-Gans Näherung Falls die Phasenänderung ΔΦ Lk 1 $ 3 ≪ 2j des einfallenden Feldes durch den Streuer klein ist bzw. die Differenz der Brechungsindizes von Medium und Streuer und dessen größte Ausdehnung L klein sind, so findet die Rayleigh-Gans Näherung oder auch Bornsche Näherung Anwendung [37]. Das Gesamtfeld!1N′3 im Faltungsintegral von Gl. (3.2) kann durch das einfallende Feld ersetzt werden. Man geht davon aus, dass jeder Punkt bzw. jeder Dipol innerhalb des Streuers lokal das gleiche Feld sieht, unbeeinflusst von dem induzierten Streufeld der benachbarten Dipole. Das genäherte Streufeld lautet ' b % o! 1N31N3q ∗ °1N3 ! 1N3 & (3.3) mit ∗ als Notation für die Faltung. 3.1.3 Beschreibung im Fourier-Raum Vor dem Hintergrund, dass ein Verfahren gesucht wird, mit welchem unabhängig voneinander die Position und die Orientierung eines zylindrischen Partikels mittels BFP Interferometrie getrackt werden kann, wird nach einer Separierbarkeit von positions- und orientierungsabhängigen Termen im Ausdruck des Streufeldes gesucht. Im Folgenden sei eine Formulierung für das Streufeld eingeführt, die explizit die Raumlage des Streuers beinhaltet. } 1, 3 im k-Raum (s. Abschnitt 2.2) ergibt sich aus Gl. (3.3) gemäß Das gestreute Feld ! Rayleigh-Gans Näherung über das Faltungstheorem. Es folgt 26 } 1, 3 ! ' b % & } 13 ∗ ̃ 1, 3µ °n 13 ³! 12j3J (3.4) } 13 mit reellem die Ewaldkugelschale mit Radius k. Sie enthält Dabei repräsentiert ¶ alle ebenen Wellen des Fernfeldes. Evaneszente Wellen mit komplexen klingen exponentiell ab und werden hier nicht betrachtet, da sie mit einer Linsenoptik nicht übertragen werden. Der generalisierte Raumlage-Vektor 1 , 3 des Streuers, setzt sich aus dem Translationsvektor oc , p , q und dem Rotationsvektor o· , ¸ , ¹ q zusammen. Für einen rotationssymmetrischen Streuer, dessen Position sich nicht im Koordinatenursprung befindet, kann man folgende Notation für die Konturfunktion ansetzten 1N, 3 1N3 ∗ º1N 3 1N 3 (3.5) ̃ 1, 3 [E1N, 3F ̃ 13Q » (3.6) Die Streuerposition wird mit dem Translationsvektor oc , p , q berücksichtigt. Die Konturfunktion 1N, 3 ergibt sich aus der Konturfunktion 1N3 des Streuers in Position = 0 durch Faltung mit der delta-Distribution gemäß Verschiebungssatz. Die Fourier Transformierte der Konturfunktion heißt Formfaktor ̃ 1, 3 und lautet Der Formfaktor ist eine Art Filterfunktion, die bestimmt, wie Impulse übertragen werden. Wie in Gl. (3.6) am komplexen Exponentialterm zu sehen ist, bewirkt eine Auslenkung des Streuers um eine Modulation des Formfaktors. Eine Rotation des Streuers um die im Allgemeinen drei Freiheitsgrade der Rotation kann mit Hilfe der Eulerwinkel ¼, und ½ formuliert werden. Hier sei die „y-Konvention“ gewählt. Dabei wird zunächst um den Winkel ¼ um die z-Achse gedreht, dann um den Winkel um die neue y‘-Achse und schließlich um den Winkel ½ um die neue z‘‘Achse. Die Orientierung eines asphärischen Steuers mit den Winkeln · , ¸ und ¹ , wird beschrieben, indem in der Konturfunktion 1N3 der Ortsvektor N mit Nk ≡ Nk 1N, 3 ersetzt wird. Analog kann beim Formfaktor ̃ 13 (für Streuer in Position 0) der k-Vektor mit k ≡ k 1, 3 ersetzt werden. Es gilt Nk 1N, 3 P 1¼3 ∙ Ppk 13 ∙ Pkk 1½3 ∙ N k 1, 3 P 1¼3 ∙ Ppk 13 ∙ Pkk 1½3 ∙ (3.7) (3.8) 13 f13 0 P 1¼3 f13 13 0, 0 0 1 13 0 f13 Ppv 13 0 1 0 , f13 0 13 (3.9) mit den Euler Rotationsmatrizen 27 3 Streutheorie 1½3 f1½3 0 Pkk 1½3 f1½3 1½3 0 0 0 1 Unter Berücksichtigung von Rotation und Translation folgt für die Konturfunktion 1N, 3 bzw. für den Formfaktor ̃ 1, 3 1N, 3 ]Nk 1N, 3` ∗ º1N 3 ]Nk 1N, 3 ` ̃ 1, 3 [E1N, 3F ̃ ]k 1, 3`Q » (3.10) (3.11) Wie aus der Gl. (3.11) hervorgeht, gehen eine Rotation des Streuers um und eine Translation um in die Funktion des Formfaktors ̃ 1, 3 als zwei separate Terme ein. Die Rotation um wird ausgedrückt, indem der Formfaktor (mit Streuer im Ursprung) ̃ 13 mit ̃ 1′3, dem gedrehten Formfaktor, ersetzt wird, wobei k ≡ k 1, 3. Die Translation um ist, wie in Gl. (3.6) in dem komplexen Exponentialterm enthalten. Für einen homogenen Zylinder ist eine Rotation um dessen Zylinderachse nicht unterscheidbar. Eine Drehung um ¹ , also um die eigene Achse, wird daher nicht weiter verfolgt. Betrachtet man die Streuung einer ebenen Welle mit Feldverteilung M 1N3 M Q \À N , g ergibt sich mit Á\g Q \rÀ c Q rs c I_ 2jº1bc b 3 und skalarer Polarisierbarkeit α Mn 13 12j3J M º1 3 Mn 13 ∗ ̃ 1, 3 M ̃ ]k 1, 3 `Q 1\À 3» Mn 1, 3 αb % \À » n 13̃ ]k 1, M 3 `Q » ÃÄQ ÄÅÄ ÄÆ ° 12j3J ÇÀ 1» 3 (3.12) (3.13) (3.14) Aus Gl. (3.14) geht hervor, dass die Abhängigkeit der Position und der Orientierung des Streuers separierbar sind. Für mehrere einfallende ebene Wellen Mn 13 12j3J ∑ M , ºo , q folgt hingegen Mn 13 ∗ ̃ 1, 3 É M , ̃ hk 1, 3 , iQ o\À,qÊ (3.15) Mn 1, 3 É Mn, 1, 3 (3.16) Das gestreute Feld Mn 1, 3 setzt sich aus der Summe der Streufelder Mn, 1, 3 der einzelnen einfallenden ebenen Wellen mit Index j, Amplitude M , und Wellenvektor , zusammen. 28 Mn 1, 3 αb % °n 13Q Ê É M , Q \À, » ̃ hk 1, 3 , i 12j3J (3.17) Die Terme im Ausdruck des Streufeldes, die rein von der Position und die Terme, die rein von der Orientierung des Streuers abhängen können nicht mehr einfach separiert werden. Für ein einfallendes Feld, welches sich aus einer kontinuierlichen Verteilung von Vektoren zusammen setzt, geht die Summe in ein Integral über, ein Faltungsintegral. Mn 13 ∗ ̃ 1, 3 G Mn 1 3̃ ]k 1, 3 `Q 1\À 3Ê IJ b Q Ê G Mn 1 3̃ ]k 1, 3 `Q \À Ê IJ b (3.18) } 1, 3 ergibt sich wieder gemäß Gl. (3.4). Das Streufeld ! Im Anhang (siehe Abschnitt 8.4) sind Konturfunktionen 1N3 und Formfaktoren ̃ 13 für verschiedene Streuerformen (Streuer in Koordinatenursprung) aufgeführt. Im Weiteren wird auf den Spezialfall des Rayleighstreuers eingegangen, für den sich der Ausdruck des Streufeldes deutlich vereinfacht. Im Anschluss daran wird ein Modell eingeführt, wie die Streuung eines ausgedehnten Streuers näherungsweise durch die Streuung einzelner Punktstreuer beschrieben werden kann. 3.1.4 Spezialfall Rayleighstreuer In diesem Abschnitt wird entwickelt, wie sich das gestreute (Fern-)Feld eines Rayleighstreuers am Ort in einem beliebigen Feld aus einer Amplitude und einer Phase zusammensetzt. Der Formfaktor für einen Rayleighstreuer im Koordinatenursprung lautet einfach ̃ 13 1 (3.19) ̃ 1, 3 Q » (3.20) Der Formfaktor für einen Rayleighstreuer am Ort ergibt sich nach Gl. (3.6) zu wobei der generalisierte Raumlagevektor ≡ ist, da für einen Punktstreuer keine Orientierung definiert ist. Somit vereinfacht sich für einen Rayleighstreuer in einem beliebigen Feld Mn 13 der Ausdruck für die Faltung gemäß Gl. (3.18) erheblich. 29 3 Streutheorie Mn 13 ∗ ̃ 1, 3 G Mn 1 3̃ ] `Q 1\À 3Ê IJ b Q Ê G Mn 1 3Q \À Ê IJ b (3.21) Q Ê [ \A ]Mn 1 3`|NZ» Q Ê M 1 3 Das Faltungsintegral zerfällt und es resultiert die komplexe Feldamplitude M 1 3 mit Phase und Feldamplitude am Ort des Streuers. Denn die Faltung reduziert sich auf ein Integral über das einfallende Feld Mn 1 3, welches genau die Form der inversen Fourier Transformation hat. Die Abhängigkeiten von Form, Größe und einer Orientierung gibt es für einen Punktstreuer nicht. Das Streufeld Mn 1, 3 für den Spezialfall eines Rayleighstreuers lautet Mn 1, 3 αb % °n 13M 1 3Q » 12j3J (3.22) Separiert man den Ausdruck des komplexwertigen Feldes Mn 1, 3 Mn 1, 3Q ËÌ ors ,rw ,» q gemäß Euler’scher Formel in einen Betrags- und einen Phasenterm, so lauten diese Mn 1, 3 |α|b % °n 13|M 1 3| 12j3J Φ 1, 3 arg]M 1 3` arg1( 3 (3.23) (3.24) Der Betrag des Streufeldes eines Rayleighstreuers trägt nur mit einem konstanten Offset bei. Eine Auslenkung des Streuers bewirkt keine Modulation des Betrags. Es bleibt jedoch eine k-Abhängigkeit durch die Green‘sche Funktion. In den Betrag Mn 1, 3 des Fern-Streufeldes eines Punktstreuers geht ein 1) der Betrag |M 1 3| der komplexen AnregungsamplitudeM 1 3 am Ort des Punktstreuers. 2) der Betrag |α| der i.A. komplexen Antwortamplitude des Streuers, der skalaren Polarisierbarkeit (. 3) die Ewaldkugelschale °n 13. Sie erlaubt nur propagierende ebene Wellen. Für einen Rayleighstreuer setzt sich die Phase Φ obc , bp , q des Fern-Streufeldes zusammen aus 1) der Phase arg]M 1 3` des einfallenden Feldes mit der der Punktstreuer angeregt wurde. Dieser Wert hängt von der Position des Punktstreuers ab. 2) einer Phasenmodulation , die auch von der Position des Punktstreuers abhängt. 3) evtl. einer Phasenverzögerung arg]( `, sofern der Streuer eine komplexwertige Polarisierbarkeit hat. 30 3.1.5 Modell: ausgedehnter Streuer aus Punkten Einen ausgedehnten Streuer kann man näherungsweise durch eine Anzahl von N homogen, diskret verteilten Punktstreuern beschreiben. In erster Näherung kann man deren Wechselwirkung vernachlässigen. Damit profitiert man zum einen von den Vereinfachungen, die sich bei der Streufeldberechnung für einen Punktstreuer ergeben. Zum anderen können durch entsprechende räumliche Anordnung wesentliche Eigenschaften des modellierten Streuers berücksichtigt werden, wie dessen Ausdehnung und dessen Raumlage , welche sich aus der Position und der Orientierung zusammensetzt. Für das Streufeld Mn, o, q eines einzelnen solchen Punktstreuers mit Position kann Gl. (3.22) entsprechend verwendet werden. Das gesamte Streufeld Mn 1, 3 des ausgedehnten Streuers wird aus der Summe der Streufelder Mn, o, q der einzelnen Punkte gebildet. Es ergibt sich Ð Mn 1, 3 É Mn, o, q Ð (b % °n 13É Q M o q J 12j3 (3.25) Beispiel Nanorod Ein Nanorod kann als eine lineare Kette von Punkten beschrieben werden. Es bietet sich dabei an, die Position eines jeden Punktes als die Summe aus der Schwerpunktposition des Streuers und der relativen Lage des jeweiligen Punktes in sphärischen Koordinaten anzugeben. So hat die Raumlage des j-ten Punktes die Form ≡ oc , p , , · , ¸ q mit den Komponenten c, oc , · , ¸ q c If1· 3 o¸ q p, op , · , ¸ q p If1· 3fo¸ q , op , · q I 1· 3 (3.26) (3.27) (3.28) wobei d die Distanz zwischen zwei benachbarten Punkten ist. · , ¸ bestimmen den Polar- und Azimutwinkel. 3.2 Beschreibung des Laserfokus Um Streuprobleme zu lösen, um etwa optische Kräfte auf einen Streuer in einer optischen Falle zu berechnen oder Intensitätsverteilungen in der BFP, wie in dieser Arbeit, muss das hoch fokussierte Feld mathematisch ausgedrückt werden. In der Literatur sind zahlreiche unterschiedliche Formeln zu finden [38]. Ein fokussierter Gaußstrahl wird häufig etwa aus einer Basis von vektoriellen Kugelflächenfunktionen (vector spherical wave functions) formuliert [39]. Eine alternative Beschreibung [36, 40] liefert die Fourier Optik. Eine in vielerlei Hinsicht für qualitative Aussagen geeignete skalare Beschreibung ist die paraxiale Gaußformel [40, 41], mit Feldverteilung M1_, l, 3 und Phase Φ1_, l, 3. 31 3 Streutheorie M1_, l, 3 A W \oc : Óp: q⁄¨13: Ë1c,p,3 Q Q §13 k1_ % l % 3 Φ1_, l, 3 k tan\A 1⁄z 3 2P13 (3.29) (3.30) mit Feldamplitude A , Radius W der Strahltaille in z = 0 (engl. beam waist), Strahlradius §13 W ]1 1⁄z 3% `A/% , Wellenzahl k n2π/λ , mit Vakuum-Wellenlänge λ , Brechungsindex n des Mediums, Krümmungsradius der Phasenfronten P13 ]1 1 ⁄3% ` und charakteristischer Länge z k§ % /2 nach welcher der Strahlradius auf W1z3 √2§ angewachsen ist. Nach Ref. [42] lässt sich der Radius der Strahltaille gemäß § √2/1jÛ3 in Abhängigkeit der numerischen Apertur Û eines Objektivs ausdrücken. Mit dieser Formel wird ein axialer und lateraler Intensitätsgradient, sowie eine axiale Phasenanomalie und zudem eine Phasenfrontkrümmung berücksichtigt, s. Abb. 3.1. Abb. 3.1 Gaußstrahl mit Propagation in z-Richtung. Es sind die farbkodierte Intensitätsverteilung 1, _3 |M1, _3|% und Isolinien der Phasenfronten Φ1, _3 eines paraxialen Gaußstrahls mit Radius der Strahltaille W /2 1/2 dargestellt, sowie Isolinien der Phasenfronten mit Φ1, _3 b einer ebenen Welle. Weiterhin sind normierte Intensitätsprofile 1_3 und 13 des Gaußstrahls eingezeichnet. Längeneinheiten in . Insbesondere geht aus Gl. (3.30) hervor, dass die Phase des Gaußstrahls auf der optischen Achse für große Abstände zum Fokus (z>>λ) gegenüber der Phase einer ebenen Welle in z-Richtung um π/2 verschoben ist, was als Gouy-Phasenverschiebung [43, 44] bekannt ist. Des Weiteren ist der Betrag der axialen Phasensteigung in der Nähe des Fokus <¸1 , ,3 Y b kleiner, als der einer ebenen Welle in z-Richtung. Mit der Näherung < <¸1 , ,3 1/ folgt Ü < Ü Ý b. Eine ausführliche Diskussion der axialen Phasensteigung eines Fokus im Hinblick auf axiales Tracking mittels BFP Interferometrie findet sich in Ref. [42]. 32 4 Manipulation mit optischen Fallen In diesem Kapitel zur optischen Manipulation [12, 13, 45-47] wird speziell ein Schwerpunkt auf die Manipulation von Nanorods in optischen Fallen gesetzt, sowie ein Überblick des wissenschaftlichen Status Quo gegeben. Weiterhin wird die anisotrope Hydrodynamik eines Zylinders näher beleuchtet, welche relevant für dessen Verhalten in einem viskosen Medium in einer optischen Falle ist. Nachdem der experimentelle Aufbau geschildert wurde, welcher im Rahmen dieser Arbeit entstanden ist, wird auf eigens durchgeführte Experimente eingegangen. Es werden neue Möglichkeiten der optischen Manipulation aufzeigen, welche zum Aufbauen einer funktionellen Nanostruktur dienen können. 4.1 Optische Manipulation von Nanorods Nanorods (NR) sind stäbchenförmige Partikel mit Durchmessern kleiner gleich 100nm (die Definition wird nicht immer streng verwendet). Solche mit hohen Aspektverhältnissen werden typischerweise als Nanodrähte (nanowires, NW) bezeichnet. Nanorods, Nanodrähte, sowie auch Nanoröhrchen (nanotubes, NT) stellen gegenüber Beads eine neue Klasse von Objekten dar, welche mit optischen Fallen manipuliert werden können. Deren Nutzen liegt in Anwendungen unterschiedlicher Art und in diversen Feldern, wie biologischen Studien [48], Mikroelektronik [49] oder Photonik [5052]. Beispielsweise hat die Rotation von Nickel Nanorods, welche an biomolekulare Motoren befestigt wurden zum Verständnis dieser wichtigen biomechanischen Systeme beigetragen [53]. Die Nickel-Nanorods, die zum Beobachten der Drehbewegung der Molekularmotoren verwendet wurden, waren 0.75-1.4µm lang und 150nm im Durchmesser. Ein optischer Drehmoment könnte, wie Bonin [54] vorschlug, dazu verwendet werden die molekularen Motoren unter verschiedenen Bedingungen (ATP Konzentrationen und externe Drehmomente) zu studieren. Manipulationstechniken Neben der Manipulation mit optischen Pinzetten gibt es verschiedene andere Techniken Nanopartikel für unterschiedliche Anwendungen zu integrieren oder anzuordnen, wie etwa die Langmuir-Blodgett Technik [55] oder die Dielektrophorese. Insbesondere eignen sich optoelektrische Pinzetten (OET), welche auf dynamischen, durch Licht aktivierte, virtuellen Elektroden basieren. Jamshidi et al. [56, 57] konnten mit OET eine auf 2D beschränkte Gitteranordnung von halbleitenden (Si) und metallischen (Ag) Nanodrähten aufbauen. Manipulation von zylindrischen Partikeln mit optischen Fallen Das Thema der Manipulation von NR, NW und NT mit optischen Fallen ist aktuell, was sich durch die Anzahl neuerlicher Studien und beteiligter Gruppen zeigt. Dabei sind die Materialien und Strukturen der gefangenen Objekte vielfältig. So wurden optische Fallen Experimente mit dielektrischen oder doppelbrechenden Nanorods [58-62], Carbon-NT [63-67], halbleitenden NR und NW [68-73], plasmonischen NR [74-77] oder stäbchenförmigen biologischen Proben, wie Bakterien [78], durchgeführt. 33 4 Manipulation mit optischen Fallen Photonische/biologische Anwendung Pauzauskie et al. [70] konnten unterschiedliche halbleitende Nanodrähte mit hohen Aspektverhältnissen und Durchmessern in Subwellenlänge mit einer optischen Falle (λ0=1064nm) in Wasser fangen. In einem Kammersystem konnten NW, die auf das untere Deckgläschen abgesunken waren zu einer Anordnung an einem oberen mit Lysin beschichteten Deckgläschen zusammengesetzt und verschweißt werden. Die mechanischen Kontakte wurden mit SEM bestätigt. Es wurde eine 3D Struktur aus waagrecht liegenden GaN und SnO2 NWs aufgebaut. Erstere haben prinzipiell die Eigenschaft, dass sie als UV Nanolaser und letztere als Lichtleiter fungieren können. Die Präzision bei der Positionierung (10-60nm) war durch Brownsche Bewegung bestimmt. Im Hinblick darauf, dass ein NW als Laserquelle zur lokalen Fluoreszenzanregung und damit für hochauflösende Bildgebung in den Lebenswissenschaften genutzt werden könne (siehe auch Ref. [71]), wurde ein GaN NW über eine HeLa Zelle gescannt. Weiterhin konnte ein Ende des NW auf der Zellmembran abgesetzt und stabil in der Position gehalten werden. Elektronische Anwendungen Eine einfache elektronische Anwendung kann sein, dass man etwa Nanodrähte dazu benutzt eine Verbindung zweier Elektroden herzustellen. Wilson et al. [79] zeigten für stark absorbierende Nanodrähte, wie mit einer schwachen optischen Falle mit NA=0.22 und in Kombination mit Konvektionskräften stabile Kontakte hergestellt werden können. Lee et al. [49] konnten einen In2O3 NW stabil auf zwei Elektroden platzieren und durch eine hohe Laserleistung fixieren. In2O3 NW können als halbleitende, transparente und flexible Bauteile in elektronischen Schaltungen verwendet werden. Die NWs wurden vertikal in einer Punktfalle und horizontal in einer Linienfalle gefangen. Jedoch konnten die NWs nur in einer Linienfalle gefangen werden, wenn eine begrenzende Wand den Strahlungsdruck kompensierte, welche ein oberes Deckgläschen in einer Probenkammer war. Die Länge der Linienfalle wurde der Länge des gefangenen NW angepasst. Es wurden Scanfrequenzen von 14-34Hz verwendet. Weitere Anwendungen Neves et al. [80] bestimmten Rotationsfrequenzen von PMMA Nanofasern (11.4 x 0.57µm, L/D=20). Solche könnten als aktives Element in der Mikrofluidik oder als lokale Sonde in der Mikrorheologie oder für ein photonisches Kraftmikroskop (PFM) verwendet werden. Das Abbilden einer Oberfläche durch Abrastern mit einer holographisch gefangenen zigarrenförmigen Sonde zeigten Phillips et al. [81]. Di Leonardo et al. [62] untersuchten die hydrodynamische Kopplung zweier paralleler frei diffundierender Glas Mikrorods (10±0.08µm x 0.3µm), welche mit holographischen optischen Fallen angeordnet wurden. Die optischen Fallen wurden mit Chopper unterbrochen. Die Brownsche Bewegung wurde mit Videotracking (300f/s) aufgezeichnet. Die Abstände der Nanorods wurden variiert. Eine Kopplung von Rotation und Translation wurde vernachlässigt, da die mittlere quadratische Winkelauslenkung für die kurzen betrachteten Zeitskalen vernachlässigbar war. Hydrodynamische Kopplung hängt vom Abstand, der Orientierung und der Form der beteiligten Objekte ab und ist daher ein sehr kompliziertes Problem. Nanoröhrchen, Nanodrähte oder in der Biologie Flagella und Mikrotubuli haben eine quasi 1d Struktur und sind daher sehr ähnlich in deren hydrodynamischen Verhalten. Es wurde ein Übergang von einem 3d- zu einem 2d-artigen logarithmischen Verhalten gefunden, wenn 34 der Abstand kleiner als die Länge des Nanorods war. Experimentelle Daten stimmten sehr gut mit Finite Elemente Analyse (FEA) überein, eine analytische Beschreibung wurde angegeben. Durch eine 5D Trackingmethode könnte zusätzlich die Kopplung von Rotation und Translation betrachtet werden. Spezielles Medium Stabiles optisches Fangen und Manipulieren von Partikeln mit hohem Brechungsindex in Medien mit kleinem Brechungsindex wird oft durch die Streukraft vereitelt, welche über die Gradientenkraft dominiert. Ein geeignetes Medium kann die optische Manipulation dennoch ermöglichen. Dies konnten Engström et al. [82] für GaN Nanodrähte zeigen, indem sie ein Medium aus Flüssigkristallen verwendeten. 4.1.1 Anisotrope Hydrodynamik eines Zylinders Die Symmetrie eines Zylinders ist gegenüber der einer Kugel reduziert. Infolgedessen ist ' die Hydrodynamik richtungsabhängig. Für einen Zylinder ist der Reibungskoeffizient Þ der Translation ein Tensor. In Ref [83] von Tirado et al. finden sich Formeln für die Reibungskoeffizienten ß und ∥ der Translation für die Richtungen senkrecht und parallel zur Zylinderachse, sowie der Reibungskoeffizient für eine Rotation senkrecht zur Zylinderachse um den Schwerpunkt des Zylinders. Diese lauten 4jáâ ]Û/+` â ã ³ µ ºß 2jáâ ∥ ]Û/+` ã1â/3 º∥ jáâJ ]Û+` 31ã1â/3 º 3 ß (4.1) (4.2) (4.3) für einen Zylinder mit Länge â und Durchmesser , Viskosität á des Mediums und Korrekturtermen gemäß [84, 85] für Zylinder mit Aspektverhältnis â/ > 4.6 ºß 0.866 0.15è 8.1è % 18è J 9è U º∥ 0.114 0.15è 13.5è % 37è J 22è U º 0.446 0.2è 16è % 63è J 62è U (4.4) wobei è 1/ã12â/3. Eine Rotation um die Zylinderachse wird in dieser Arbeit nicht betrachtet. Liegt eine Rotation nicht um den Schwerpunkt, aber um einen versetzten Drehpunkt mit Versatz ë vor, so muss in Gl. (4.3) die Länge des Zylinders L mit â 2ë ersetzt werden, vgl. [80]. Translatorische Reibungskoeffizienten in Richtungen, die nicht senkrecht oder parallel zur Zylinderachse sind, bleiben unbekannt. In solchen Fällen bietet sich eine ' Beschreibung im Bezugssystem des Zylinders an [86]. So hat der Reibungstensor Þ Diagonalform, mit den Einträgen AA %% ß und JJ ∥ . In Abb. 4.1 sind die Reibungskoeffizienten als Funktion der Länge für unterschiedliche Durchmesser im Größenbereich der in dieser Arbeit verwendeten Nanorods dargestellt. 35 4 Manipulation mit optischen Fallen Bezüglich der Translationen verhalten sich die Reibungskoeffizienten in guter Näherung linear mit der Länge des Zylinders. Interessanterweise geht in den Reibungskoeffizient ∥ für eine Translation parallel zur Zylinderachse maßgeblich dessen Länge ein. Es kommt nicht nur auf dessen Angriffsfläche, sondern auch auf die Strömung entlang des Zylinders an. Des Weiteren haben die Reibungskoeffizienten ß und ∥ etwa gleich große Werte, trotz des großen Aspektverhältnisses â/ > 4.6, z. B. ist ß /∥ = 1.4 für einen Zylinder mit L = 2 µm und a = 20. Für die Rotation ist der Zusammenhang von Zylinderlänge und Reibungskoeffizient deutlich nicht-linear. Abb. 4.1 Reibungskoeffizienten ß und ∥ senkrecht und parallel zur Zylinderachse vs. Zylinderlänge L, Parameter Zylinderdurchmesser D, in Wasser bei Raumtemperatur T=25°. Neben den Gleichungen (4.1)-(4.4) aus Ref. [83] sind weitere Ansätze zur Bestimmung von Reibungskoeffizienten aus der Literatur bekannt. Zum Vergleich seien die etwas abweichenden Werte für einen Zylinder mit L=5µm und D=0.2 µm angegeben, die Simpson et al. [20] mit der „rough shell“ Methode nach Carrasco und Garcia de la Torre [87] bestimmten. ß =1.83⋅10-8 Ns/m, ∥ =1.28⋅10-8 Ns/m, =6.29⋅10-20 Nsm. Der Zylinder wurde durch ein Agglomerat von in der Größenordnung 104 kleinen Kugeln modelliert. Pauzauskie et al. [70] berechneten einen translatorischen Reibungskoeffizient 6ájPí , wobei á die Viskosität des Mediums Wasser und Pí ein effektiver hydrodynamischer Radius des Nanorods war. Zum einen wurde eine analytische Formel von Perrin [88], zum anderen eine Monte Carlo Simulationsmethode nach Hansen [89] verwand. Für einen Zylinder mit L=20µm und D=0.1µm wurde ein Pí von 2.1µm bzw. 1.9µm erhalten. Um eine quantitative Vorstellung für die Dynamik von Translation und Rotation eines Nanorods zu bekommen, kann man die mittlere quadratische Auslenkung (engl. mean square displacement, MSD) in m² bzw. die mittlere quadratische Winkelauslenkung (engl. rotational mean square displacement, RMSD) in rad² berechnen. Die Formeln lauten für freie Diffusion b [ 6 b [ P~ 2 6 ~ 2 (4.5) (4.6) mit Index f î, ∥ für Translation senkrecht und parallel zur Zylinderachse und Index K6 für Rotation senkrecht zur Zylinderachse um den Schwerpunkt. Beim Tracking stellt sich die Frage, wie hoch zeitlich abgetastet werden muss, um eine hohe spatiale Auflösung zu erhalten oder wie lange es dauert bis ein Objekt um eine 36 bestimmte Strecke ausgelenkt ist. In Abb. 4.2 finden sich hierzu Erwartungswerte. Der zeitliche Erwartungswert für eine Auslenkung senkrecht zur Zylinderachse um c =10nm für ein frei diffundierendes Nanorod mit L=3µm und D=0.1µm in Wasser bei Raumtemperatur ist <t> = 100µs. Im Vergleich ist <t> = 37µs für ein Bead mit gleichem Volumen. Eine Winkelauslenkung senkrecht zur Zylinderachse um · =1° um den Schwerpunkt dauert <t> = 0.35ms. Abb. 4.2 Erwartungswerte der mittleren Auslenkung bzw. Winkelauslenkung für einen frei diffundierenden Zylinder in Wasser bei Raumtemperatur T=25° vs. Zeit. a) Auslenkung senkrecht und parallel zur Zylinderachse. b) Winkelauslenkung für Rotation senkrecht zur Zylinderachse um den Schwerpunkt, Parameter Länge L. 4.1.2 Verhalten von zylindrischen Partikeln in einer optischen Falle Bereits 1987 untersuchten Ashkin et al. einen zylindrischen Tabakmosaikvirus (L=0.32µm, D=20nm) in einer optischen Falle. Es wurde von einer Ausrichtung entlang der Polarisationsrichtung berichtet. Gauthier et al. [90, 91] betrachteten optische Kräfte und Drehmomente auf zylindrische Partikel in optischen Fallen mit Ausdehnungen Größer als der Wellenlänge. Erst in den letzten Jahren wurden diesbezügliche Studien veröffentlicht, welche Nanorods mit Durchmessern kleiner der Wellenlänge betrachteten. Die Frage, ob ein zylindrisches Partikel mit einer optischen Falle gefangen werden kann ist ungleich viel schwieriger zu beantworten, als die für ein Bead. Daneben stellt sich die Frage in welcher Orientierung ein asphärisches Nanopartikel gefangen wird. Die Formanisotropie macht das Problem komplexer. Es kommt ein entscheidender Parameter, das Aspektverhältnis a=L/D hinzu. Eine Kategorisierung in Nanodrähte (a>>1), Nanorods mit (a>1) und Scheiben (a≤1) ist aufgrund deren unterschiedlicher Verhalten in optischen Fallen sinnvoll. Daneben nehmen noch eine Anzahl weiterer Parameter bzw. Versuchsbedingungen Einfluss, wie etwa Größe, Brechungsindex, Absorption, Resonanzen, NA, Wellenlänge oder Art der Polarisation (linear, zirkular, radial) des Lasers. Im Übrigen ist die Querschnittsfläche eines Nanorods oder Nanodrahtes nicht immer rund, sondern kann auch eine andere Form haben [70]. In den neuerlich veröffentlichten Studien von Rockstuhl et al. [92], Pauzauskie et al. [70], Reece et al. [30], Borghese et al. [93], Bonin et al. [54], Ling et al. [94], Simpson et al. [20], Li et al. [95], Bareil et al. [39] und Cao et al. [96] wurde das Verhalten, optische Kräfte und Drehmomente von im weiteren Sinne zylindrischen Partikeln in einer optischen Falle adressiert und insbesondere deren Fangpositionen relativ zum Fokuszentrum und deren Orientierungen zur optischen Achse untersucht. 37 4 Manipulation mit optischen Fallen Das Verhalten von Nanorods oder formverwandter Partikel speziell in holographischen Fallen wurde von Simpson et al. [97-99] und Phillips et al. [100] untersucht. 4.2 Experimenteller Aufbau Im Rahmen dieser und einer verwandten Doktorarbeit von B. Landenberger wurde ein neues Setup zur optischen Manipulation aufgebaut. Es zeichnet sich insbesondere darin aus, dass verschiedene Strahlengänge für unterschiedliche Anwendungen benutzt werden können. Ein „kurzer“ ohne und ein Strahlengang mit spatialem Lichtmodulator (SLM). Neuerlich kam noch ein weiterer dritter Strahlengang mit einem akusto-optischem Modulator (AOD) hinzu. Der Aufbau basiert auf einem invertiertem Lichtmikroskop in das via Scanspiegel ein NIR Laser mit Wellenlänge =1064nm eingekoppelt wird, siehe Abb. 4.3. Der Laserstrahl wird durch eine Objektivlinse des Mikroskops fokussiert. Der Laserfokus bildet die optische Falle, mit der Partikel gefangen werden können. Durch Bewegen der Scanspiegel kann die optische Falle lateral in der Fokusebene versetzt werden. Zum Tracking mittels BFP Interferometrie (siehe Abschnitt 2.3) kann auf das Mikroskopgehäuse eine Detektionseinheit aufgesetzt werden. a) b) Abb. 4.3 Fotos des experimentellen Aufbaus. a) Gesamtübersicht des Aufbaus auf einem optischen Tisch. Die wesentlichen Bestandteile sind ein Laser, dessen Strahl via Scanspiegel (SM) in ein invertiertes Lichtmikroskop (Zeiss Axiovert 200 Mat) eingekoppelt wird und eine selbst-konstruierte Detektionseinheit (DetUnit) zum Tracken, welche auf das Mikroskop aufgesetzt werden kann. b) Seitenansicht der Detektionseinheit. Von unten nach oben sieht man den Objektivrevolver OR mit einer Objektivlinse (OL) und die Nanostage (ns) zum Verfahren einer Probe, welche innerhalb der ns gehaltert ist. Die Detektionseinheit liegt auf einer kinematischen Halterung (kH) auf dem Mikroskopgehäuse auf. Es sind die folgende Komponenten der Detektionseinheit zu erkennen: die Detektionslinse (DL), die von unten das Laserlicht einfängt und die Beleuchtung von oben durchlässt, ein dichroitischer Spiegel (DC), Linsen (L1-L4) von 4f-Systemen und die Quadrantenphotodioden (QPD1 und QPD2), sowie eine Kamera (µeyeCam). Abb. 4.4 zeigt schematisch den detaillierten experimentellen Aufbau. Eine Liste der verwendeten Bauteile findet sich im Anhang, siehe 8.2. Der optische Aufbau befindet sich auf einem schwingungsgedämpften optischen Tisch. Im Folgenden wird auf die einzelnen Komponenten und zuletzt kurz auf die verwendete Software eingegangen. 38 4.2.1 Lasereinheit und Optische Pinzette Der Laser (diodengepumpter Nd:YAG Laser, cw, λ=1064nm, 8 W, mit Feedback via Leistungsverstärker) wird luftgekühlt und steht unterhalb des optischen Tisches, so dass keine mechanischen Schwingungen des Ventilators auf das Setup übertragen werden. Der Laserstrahl wird in einer optischen Faser zum Laserkopf auf den optischen Tisch geführt. Innerhalb des Laserkopfes befindet sich eine optische Diode, die eine Rückstrahlung, etwa durch Reflexion an einem späteren Bauteil, in den Laser verhindert. Eine Kombination aus λ/2-Plättchen (λ/21) und polarisierendem Strahlteilerwürfel (PBS1) dient dazu ungewünschte Strahlanteile auszufiltern. Diese werden in eine Strahlfalle (engl. beam trap, BT1) abgelenkt. Der transmittierte Strahl ist parallel zur Tischplatte polarisiert. Ein dielektrisch beschichteter Spiegel (dM1) transmittiert einerseits einen kleinen Anteil (<0.2%), dieser wird von einem Absorber Filter (engl. attenuator, Att) abgeschwächt und auf eine Referenzdiode geführt, die zur Leistungsmessung dient und Teil des Feedbacks (siehe Abschnitt 4.2.3) ist. Andererseits lenkt der dielektrische Spiegel (dM1) den Strahl um 90° um und dient zur Strahljustage. Eine weitere Kombination von λ/2-Plättchen (λ/22) und polarisierendem Strahlteilerwürfel (PBS2) kann zur Leistungsregulation verwendet werden. Der transmittierte Strahl geht in den AOD Strahlengang bzw. wird von einer Strahlfalle (BT2) vernichtet. Der reflektierte Strahl passiert einen variablen Strahlaufweiter (BE 2..8x). Mit diesem kann zum einen die gewünschte Strahlaufweitung mit einem Vergrößerungsverhältnis von 2 bis 8 und zum anderen die Kollimation des Strahls eingestellt werden. Ein weiteres λ/2-Plättchen (λ/23) kann für eine Drehung der Polarisationsrichtung verwendet werden. Die dielektrisch beschichteten Klappspiegel (dM2) und (dM3) können präzise in 0° und 45° Stellung geklappt werden. In offener Stellung geht der Strahl in den SLM Strahlengang, welcher hier nicht weiter beschrieben wird, da er in dieser Arbeit nicht verwendet wurde. In geschlossener Stellung wird der Strahl zwei Mal reflektiert und geht den „kurzen“ Strahlengang. Ein rechtwinkliges, goldbeschichtetes Prisma (AuM) lenkt den Strahl vertikal nach oben in den Rearport Anbau des hinteren Mikroskopeingangs (engl. rearport). Der Strahl passiert zunächst eine Lochblende (engl. pinhole), die etwa in einer konjugierten Ebene zur hinteren Brennebene der Objektivlinse steht. Die Lochblende schneidet je nach Strahldurchmesser einen Teil des Strahls ab und dient zum Schutz des Objektivs. Die Leistung des Strahlanteils, der die BFP überausleuchtet, wird somit nicht in das Objektiv eingetragen. Die motorisierten Scanspiegel bestehen aus einem X- und einem Y-Scanspiegel, s. Abb. 4.5 und können per Software (siehe Abschnitt 4.2.7) vom PC aus angesteuert werden. Die Scanspiegel liegen etwa in einer konjugierten Ebene zur hinteren Brennebene der Objektivlinse (OL). Durch Verkippen der Scanspiegel kann der Laserfokus lateral in der Fokusebene versetzt werden. Eine spezielle Scanlinse (SL), welche für schrägen Lichteinfall ausgelegt ist und eine Tubuslinse (TLrear) bilden ein 4-f System, siehe Abb. 4.5. Der Laserstrahl wird zwischen der Scanlinse (SL) und der Tubuslinse (TLrear) von einem dichroitischen Spiegel (DC1) um 90° umgelenkt. Ein dichroitischer Spiegel (DC2) in dem motorisierten Reflektorrevolver des Mikroskops reflektiert den Laserstrahl vertikal nach oben direkt in die Objektivlinse (OL). Zwei Objektive mit unterschiedlicher Vergrößerung standen zur Verfügung. Diese wurden in einen motorisierten Objektivrevolver geschraubt. Beide Objektive sind UV, VIS und NIR korrigierte Wasserimmersions-Objektive mit einer numerischen Apertur von NA=1.2 und einem Vergrößerungsverhältnis von M=40 bzw. M=63 (bzgl. der Tubuslinse (TLcam) vor der Kamera). Meist und wenn nicht explizit anders erwähnt wurde das OL63x Objektiv verwendet. Ein Wasserimmersions-Objektiv verursacht a priori keine sphärischen Aberrationen, im Gegensatz zu einem Ölimmersionsobjektiv wegen 39 4 Manipulation mit optischen Fallen Brechungsindexdiskrepanz zum Probenmedium. Sphärische Aberrationen führen zu einem aufgeweiteten Fokus und schwächen daher die Fallenstärke [23]. Hingegen können mit einem Ölimmersionsobjektiv höhere Maximalwinkel im Wasser erhalten werden, etwa 77.8° für NA=1.3 mit nÖl=1.52, statt 64.5° für NA=1.2 und Wasserimmersion. Die Fallensteifigkeit kann deutlich gesteigert werden für NA>1.2, vgl. [39]. Die maximal sinnvolle NA ist wegen Totalreflexion auf 1.33 limitiert. Die Optik des verwendeten Objektivs ist korrigiert für die Verwendung eines Deckgläschens. Ein Einstellring am Objektiv für die Dicke des Deckgläschens ist vorgesehen. Der Laserstrahl wird von dem Objektiv (OL63x) in die Probenkammer fokussiert und kann als optische Pinzette dienen. 40 Hellfeld Beleuchtung M7 L5 Diff Detektionseinheit M6 QPD2 L4 Att4 AC40 L3 BT3 L2 BS1 AC25 DC3 λ/24 Probe HXP120 PBS3 AC80 Att3 CCD2 AC20 Att2 QPD1 DL Fluoreszenz Beleuchtung BS2 Nanostage Filter Rad DC1 TLrear OL63x Mikroskop DC2 Filterschieber1 SLM TLcam SL M5 BE2 2..8x SM CCD1 AuM Filterschieber2 pinhole Rearport-Anbau dM3 dM2 L7 λ/23 M7 BE1 2..8x RD s - polarisiert Att λ/22 dM1 (… AOD) PBS2 PBS1 BT2 BT1 horizontaler Strahl λ/21 Laser Kopf p - polarisiert Laser vertikaler Strahl Abb. 4.4 Experimenteller optischer Aufbau mit NIR-Strahlengang des Laser mit Wellenlänge λ0=1064 nm. Eine Liste der verwendeten Bauteile findet sich im Anhang, siehe 8.2. 41 4 Manipulation mit optischen Fallen 4.2.2 Scanspiegel Die Scanspiegel (SM, siehe Abb. 4.4) sind eine wesentliche Setupkomponente zur optischen Manipulation. Mit den Scanspiegeln können manuell oder automatisiert beliebige Trajektorien des Fokus in der Fokalebene erzeugt werden. Zum einen kann der Fokus per Mausklick im Fenster des übertragenen Mikroskopkamerabildes geführt werden, zum anderen können per Skript parametrisierte Trajektorien vorgegeben werden. Insbesondere wurden die Scanspiegel zum Erzeugen einer Linienfalle verwendet. Die Länge, die Position und der Winkel, sowie die Frequenz der Linienfalle, die Laserleistung und ein Intensitätsprofil können eingestellt werden. Dafür wird ein Datensatz mit Positionen, welche angefahren werden und dazugehörige Laserleistungen, übergeben. Die Fokustrajektorie entlang einer Linie ist dabei in eine gewisse Anzahl Punkte diskretisiert. Die Eigenschaften einer typischen Linienfalle sind in Tabelle 5.2, Seite 97 aufgeführt. Im Übrigen können die Positionssignale der Scanspiegel ausgelesen werden. Hier gilt zu beachten, dass die Signale aufgrund unterschiedlicher Signalwege i.A. nicht exakt mit den QPD Signalen synchronisiert sind. Als Scanspiegel (siehe Abb. 4.5a) wurden zwecks geringer Trägheit solche mit besonders kleiner Apertur (für 4mm Strahldurchmesser) gewählt, so dass die optische Falle möglichst schnell verfahren werden kann. Die motorisierten Scanspiegel werden über eine digitale Ansteuerung (servo driver) betrieben, welche von einem externen Netzteil versorgt wird. Abb. 4.5 X- und Y-Scanspiegel zum Auslenken der optischen Falle in der Fokalebene. a) Der Abstand d der Auftreffpunkte des Laserstrahls auf die Spiegel ist eingezeichnet. b) Schemazeichnung von 6f-System mit Fokusversatz dx in der Fokalebene FP. Eine Strahlverkippung durch die Scanspiegel SM in der konjugierten hinteren Brennebene BFP* um den Winkel α führt zu einem Fokusversatz dx* in der konjugierten Fokalebene FP*. Dieser Versatz wird mit der Vergrößerung 1/Mrear=1/53 des 4f-Systems aus Tubuslinse TLrear und Objektivlinse OL63x in die Fokalebene übertragen. Im Rearport wurde nicht die Standardtubuslinse von Zeiss verwendet. Ein Fokusversatz I_ in der Fokalebene durch einen Auslenkwinkel ( der Scanspiegel, (siehe Abb. 4.5b), berechnet sich mit Sinusbedingung aus der Brennweite ^ïð der Scanlinse SL und der Vergrößerung 0 des 4f-Systems aus Tubuslinse TLrear im Rearport und Objektivlinse OL63x gemäß 42 I_ ^ïð f1(3/0 (4.7) Mit der verwendeten Optik wurde ein starker Hebel erreicht. Das Verkippen eines Spiegels um 1µrad entspricht bereits einem Fokusversatz von etwa 1µm. Beim Tracking mittels BFP-Interferometrie gilt zu berücksichtigen, dass eine konjugierte hintere Brennebene der Objektivlinse zwischen den Scanspiegeln (siehe Abb. 4.5a) liegt. Demzufolge wirkt sich ein Verkippen der Spiegel in einer Kombination aus Strahlverkippung und Versatz in der detektionsseitigen BFP aus. Somit kann ein lateraler Versatz des Fokus zu einem lateralen Positionssignal führen. Dieses muss gegebenenfalls als Blindsignal abgezogen werden. Abb. 4.6 Spektrale Leistungsdichte (PSD) von QPD Signalen für ein Bead in optischer Falle. a) Die PSD des QPD1y Signals weist eine Störung auf. b) PSDs des QPD1y Signals bei aus- und angeschalteter Ansteuerung der Scanspiegel (SM). Frequenzanalysen von QPD Signalen eines gefangenen Beads (Polystyrol, Durchmesser 0.5µm) in einer optischen Falle ergaben, dass die Kurven der spektralen Leistungsdichte für das QPD1x und vor allem für das QPD1y Signal von der zu erwartenden Form einer Lorentz Kurve abwichen, siehe Abschnitt 2.4.2. Insbesondere zeigt die spektrale Leistungsdichte des QPD1y Signals eine ausgeprägte Störung bei 6-8kHz, siehe Abb. 4.6a. Die Ursache ist wahrscheinlich ein Vibrieren der Scanspiegel mit deren mechanischen Resonanzfrequenzen. Diese störenden Vibrationen (engl. dither) liegen nicht vor, wenn die Ansteuerung der Spiegel ausgeschalten ist, siehe Abb. 4.6b. 4.2.3 Feedback Beim Tracking mittels BFP Interferometrie und insbesondere zum Aufzeichnen des Sz Signals ist eine stabile Laserleistung wichtig. Die Laserleistung wurde über eine Feedback Schleife stabilisiert, siehe Abb. 4.7. Dabei detektiert die Referenzdiode (RD) den Laserstrahl und gibt ein Signal aus, das proportional zur Leistung ist. Das Ist-Signal wird in einen PID Regler (NoiseEater) mit dem Soll-Signal verglichen. Bei einer Abweichung von Ist- und Sollsignal wird eine proportionale Spannung ausgegeben. Diese 43 4 Manipulation mit optischen Fallen wird über einen Spannungsteiler in den Laser Treiber weitergegeben. Das Feedback Signal bewirkt eine Reduzierung des Laserdiodenstroms und damit eine geringere Laserleistung. Die Regelung ist negativ, d. h. es muss eine maximale Laserleistung eingestellt werden und erst die Regelung reduziert die Leistung auf den gewünschten geringeren Wert. Dieser Wert muss jedoch überhalb eines gewissen Schwellwerts liegen, so dass die Regelung, welche über einen Leistungsverstärker funktioniert, überhaupt arbeitet. Die minimale Ausgabeleistung des Lasers aus dem Laserkopf ist etwa 500mW. Laser Laserkopf RD NoiseEater Laser Treiber Rückseite P I D in (0..1 V) in set out (0..5 V) Feedback Spannungsteiler Abb. 4.7 Feedback Schleife zur Laserstabilisierung. 4.2.4 Mikroskop und Spektrometer Das Mikroskop mit Hellfeld- oder Fluoreszenz-Beleuchtung (siehe Abb. 4.4) kann sowohl mit als auch ohne Detektionseinheit betrieben werden. Ein Mikroskopbild wird mit einer Kamera am Seitenausgang (engl. side port) des Mikroskops aufgenommen. Die Fokusebene wird über ein 4f-System aus Objektivlinse (OL) und Tubuslinse (TLcam) auf den Kamerasensor (CCD1) abgebildet. Alternativ kann das Mikroskopbild mit bloßem Auge durch ein Okular betrachtet werden. Als Hellfeld-Lichtquelle wurde entweder eine Halogenlampe mit Optik (HAL100) oder eine grüne LED verwendet. Zusätzlich kann über den Rearport eine Fluoreszenzbeleuchtung eingekoppelt werden. Hierzu steht eine fasergekoppelte Quecksilberdampflampe (HXP120) und ein motorisiertes Filterrad mit unterschiedlichen Filtern zur Verfügung. Der Beleuchtungsstrahl kann den dichroitischen Spiegel (DC1) im Rearport in Transmission passieren. Unterhalb des Reflektorrevolvers und nochmals direkt vor der Kamera gibt es je einen Filterschieber mit unterschiedlichen optischen Filtern. Optional und alternativ kann in den Vorder-Ein-/Ausgang (engl. front port) eine Optik für ein fasergekoppeltes Spektrometer eingesetzt und betrieben werden. Ein motorisierter Klappspiegel im Mikroskopgehäuse wird entsprechend orientiert. 4.2.5 Detektionseinheit Für das BFP Interferometrie Tracking wird eine spezielle Detektionseinheit benötigt. Diese ist kompakt auf einem kleinen Breadboard montiert (siehe Abb. 4.3) und kann in 44 eine kinematische Halterung (siehe Abb. 4.8) auf das Mikroskopgehäuse aufgesetzt werden. Die Detektionslinse muss sehr präzise zentral, axial und ohne Verkippung gegenüber der Objektivlinse justiert sein. Die Justagemöglichkeit ist in Abb. 4.8 veranschaulicht. 3 1 2 K DetUnit Abb. 4.8 Kinematische Halterung und Justiereinheit der Detektionseinheit. Drei nach unten herausstehende Kugelkopffeingewindeschrauben (K) werden in die drei Stationen (1, 2, 3) der kinematischen Halterung aufgesetzt. 2 und 3 können jeweils in eine Richtung verfahren werden, somit lässt sich die Detektionseinheit lateral positionieren. Die Schrauben K dienen zur Justage von Höhe und Winkel der Detektionseinheit. Wie in Abb. 4.4 gezeigt, passiert das Licht aus dem Probenvolumen die Detektionslinse (DL). Ein dichroitischer Spiegel (DC3) reflektiert den Laserstrahl in die horizontale Ebene der Detektionseinheit. Eine Kombination aus λ/2-Plättchen (λ/24) und polarisierendem Strahlteilerwürfel (PBS3) kann zur Leistungsregulation verwendet werden und dient zur Filterung der Polarisation. Der reflektierte s-polarisierte Strahl wird in eine Strahlfalle abgelenkt. Der transmittierte p-polarisierte Strahl passiert einen Achromaten (AC80) und wird von zwei Strahlteilerwürfeln (BS1 u. BS2) in insgesamt drei Teilstrahlen aufgeteilt. Am Ende der Strahlengänge stehen die Detektoren QPD1, QPD2 und eine Kamera (CCD2). Die Detektoren befinden sich jeweils in einer zur hinteren Brennebene (BFPDL) der Detektionslinse konjugierten Ebene eines 4f-Systems mit den Achromaten (AC20, AC25, AC40). Die hohe Strahlintensität wird mit Absorbern vor jedem Detektor auf entsprechendes Niveau abgeschwächt. Die BFPDL wird passgenau mit entsprechender Vergrößerung auf die QPD1 abgebildet. Die QPD1 wird vornehmlich für die Detektion der lateralen Positionssignale verwendet. Für das axiale Positionssignal wird die QPD2 doppelt überstrahlt, siehe Abschnitt 2.3. 4.2.6 QPD-Signalwege Die vier QPD Signale einer QPD werden vorverstärkt und anschließend in die drei Positionssignale ~_, ~l und ~ umgewandelt. Die Stromversorgung einer Einheit aus QPD und Vorverstärker, sowie die Umwandlung der Signale übernimmt ein dafür konzipiertes Gerät (miniSupplyQuad, Fa. TEM). Auf ein Summensignal (~) kann ein Offset gegeben werden, um das Signal zu Nullen. Dies ist vorteilhaft für optimale Diskretisierung beim Digitalisieren, wenn der analoge Spannungsbereich auf eine Bittiefe gemappt wird. Die Signale können über BNC Buchsen abgegriffen werden. Über eine BNC Box werden die Signale an einen A/D-Wandler (NIDAQ) und schließlich digital zu einem PC weitergeleitet. Das Offset Signal, sowie das Summensignal können Tiefpass gefiltert werden. Der eingebaute Tiefpass 1. Ordnung ist jedoch wenig effektiv. Ein Tiefpass höherer Ordnung mit steil abfallendem Frequenzgang wäre notwendig, um effektiv Aliasing-Effekte hoher Störfrequenzen zu unterdrücken. Insbesondere ist dabei darauf zu achten, dass die QPD Signale synchronisiert sind. Es darf keine zeitliche Differenz der Signalwege geben. Hier 45 4 Manipulation mit optischen Fallen wird angenommen, die gemessenen QPD Signale aller Kanäle sind gleichzeitig entstanden. 4.2.7 MicPy MicPy ist eine Software Umgebung mit der das Setup im Wesentlichen über einen PC bedient werden kann. Sie wurde von Lars Friedrich, einem ehemaligen Doktoranden des Lehrstuhls programmiert und wird fortwährend weiterentwickelt und aktualisiert. Der Name „MicPy“ setzt sich aus den Wörtern Mikroskop und Python zusammen. Letzteres ist der Name der Programmiersprache auf der die Software basiert. Somit konnten die Scanspiegel, die Nanostage, die Kameras, die Quadrantenphotodioden, die Referenzdiode, der Laser, sowie die Beleuchtung koordiniert angesteuert bzw. Signale ausgelesen werden. 4.3 Experimente zur Manipulation von Nanorods Eine wichtige Motivation der nachfolgend beschriebenen Experimente mit ZnO Nanorods war die Vision eine funktionelle Struktur aufzubauen und insofern die Nanorods als Bausteine zu verwenden, um ein größeres drei-dimensionales Gebilde zu erstellen. Die dazu notwendigen Einzelschritte Fangen, Translatieren, Orientieren und Absetzten von Nanorods konnten durchgeführt werden. Abb. 4.9 Vision: Funktionelle Struktur aus Nanodrähten oder -Nanorods. Nanorods können mit einer optischen Falle als Bausteine verwendet und zu einer funktionellen 3D Struktur aufgebaut werden. 4.3.1 Manipulation von ZnO Nanorods mit Punkt- und Linienfalle Es wurden ZnO Nanorods verwendet, welche uns freundlicherweise vom Lehrstuhl Nanotechnologie von Prof. Zacharias am IMTEK zur Verfügung gestellt wurden. Der Herstellungsprozess wird in Referenz [101] geschildert. Im Wesentlichen wurden die Nanorods auf ein Substrat aufgewachsen. Die Länge der Nanorods kann durch Prozessparameter eingestellt werden. ZnO Nanorods auf kleinen Waferstückchen mit wenigen Millimetern Kantenlänge wurden mit einem Tropfen deionisiertem Wasser in ein Eppendorfröhrchen gegeben, siehe Abb. 4.10. Vermutlich ist eine Aufbewahrung in Aceton langfristiger, denn ZnO Nanorods könnten in Wasser oxidieren. Nach wenigen Sekunden in einem Ultraschallbad erhält man eine kolloidale Lösung. Die Stäbchen brechen durch die Ultraschallwellen vom Substrat ab. 46 Abb. 4.10 ZnO Nanorods. Links: SEM Bild von ZnO Nanorods. Die Nanorods sind ungerichtet auf einem Siliziumsubstrat aufgewachsen. Deren Durchmesser variieren, D≈60-110nm. Rechts: Wenige Millimeter große Waferstückchen mit aufgewachsenen Nanorods und Eppendorfröhrchen mit Probe in Wasser. Die Nanorods sind in Durchmesser und Länge größenverteilt. In dem Rasterelektronenmikroskop (SEM) Bild in Abb. 4.10 lassen sich unterschiedliche Durchmesser D der Nanorods erkennen. Es war D≈60-110nm. Zudem zerbrechen die Nanorods im Ultraschallbad in unterschiedliche Längen. Die Probenlösung wurde in ein Kammersystem gegeben, bestehend aus zwei Deckgläschen (22x22mm x 170±5µm und 18mm rund, Stärke 1), welche durch einen Silikonring (~0.5mm hoch) voneinander getrennt waren. Dadurch wurde die Kammer gut abgedichtet, was eine Evaporation und störende Strömungen unterdrückte. Typischerweise richteten sich die ZnO Nanorods (L≈1.8µm) in den durchgeführten Experimenten in der optischen Falle entlang der optischen Achse aus. Darin waren diese stabil in 3D gefangen und konnten durch Verfahren des Fokus oder der Nanostage translatiert werden. Als Beispiel ist in Abb. 4.11a dargestellt, wie ein Nanorod in einer Punktfalle entlang einer definierten Trajektorie (Kreisbahn mit Radius r=5µm) mit einer Translationsgeschwindigkeit von v=31µm/s geführt werden konnte. Des Weiteren konnte ein ZnO Nanorod in der Fokusebene orientiert werden, wie in Abb. 4.11b gezeigt. Zum Ausrichten eines Nanorods senkrecht zur optischen Achse kann eine Linienfalle verwendet werden. Die Orientierung des Nanorods in der Fokalebene kann durch die Scanrichtung der Linienfalle vorgegeben werden. Auch in der Linienfalle konnten die Nanorods stabil in 3D gefangen werden. Abb. 4.11 Manipulation eines ZnO Nanorods in Wasser mit einer optischen Falle. a) Minimumsprojektion 13 aufeinander folgender Bilder eines Nanorods in einer Punktfalle, welche eine Kreisbahn beschreibt. Bildrate 13f/s, Belichtungszeit 0.8ms. Scalebar 5µm. b) Nanorod in Linienfalle. Die Scanrichtung der Linienfalle wurde von 0° (waagrecht im Bild) auf 45° und 90° gedreht. Scalebar 2.5µm. 47 4 Manipulation mit optischen Fallen Darüber hinaus war ein reversibles Umschalten der Orientierung des Nanorods parallel und senkrecht zur optischen Achse möglich. Dies konnte durch Wechseln des Modus der optischen Falle von Punktfalle zu Linienfalle bewirkt werden. Das Nanorod benötigte eine Reaktionszeit von 6 Y 0.6s um jeweils die neue Gleichgewichtslage einzunehmen. Die Periodendauer der Linienfalle bei einer Frequenz von f=100Hz war hingegen 10ms. Abb. 4.12 zeigt Bilder eines Mikroskopvideos von einem Nanorod, welches von paralleler zu senkrechter und zurück zu paralleler Ausrichtung (bzgl. optischer Achse in z-Richtung) geschalten wurde. Der Vorgang der Umorientierung ist in einer Schemaskizze verdeutlicht. Abb. 4.12 Reversibles Umschalten eines Nanorods in die Ausrichtungen parallel und senkrecht zur optischen Achse (entlang z-Richtung), Bilder eines Mikroskopvideos und Schemaskizze. Vlnr: ZnO Nanorod in Punktfalle (Markierung) in Wasser ist entlang der optischen Achse ausgerichtet. In einer scannenden Punktfalle (Linienfalle) richtet sich das Nanorod innerhalb einer Dauer 6 Y 4∆6 horizontal und entlang der Scanrichtung der Falle in der Fokalebene aus. Durch Anhalten der Punktfalle richtet sich das Nanorod wieder entlang der optischen Achse aus. Zeitauflösung etwa ∆6 Y155ms, Belichtungszeit 0.8ms. Scalebar 2.5µm. Des Weiteren konnte ein ZnO Nanorod in wässriger NaCl Lösung auf einem Deckgläschen abgesetzt werden, s. Abb. 4.13. Dazu wurde das Deckgläschen von unten an das in der Fokusebene orientierte Nanorod in einer Linienfalle heran gefahren. Das Nanorod blieb auf dem Deckgläschen kleben und konnte mit der Nanostage aus der Linienfalle herausgefahren werden. Abb. 4.13 Absetzen eines ZnO Nanorods in Linienfalle auf Deckgläschen (DG). Bildabfolge eines Mikroskopvideos und Schemaskizze. a) Nanorod in Linienfalle (Markierung) in wässriger NaCl Lösung überhalb von DG. b) DG mit fixem Nanorod (oben rechts) wird hochgefahren. c) Nanorod in Linienfalle kontaktiert DG. d) Das abgesetzte Nanorod klebt auf DG und kann mit der Nanostage aus der Linienfalle herausgefahren werden. Scalebar 2.5µm. 48 Diskussion Die Manipulation eines Nanorods mit einer Linienfalle im homogenen Medium und das Umschalten der Orientierung des Nanorods parallel und senkrecht zur optischen Achse sind neu. Dies gelang Lee et al. [49] nur mit beschränkender Wand in Vorwärtsrichtung des Strahls. Jedoch kann die Länge des Nanorods darüber entscheiden, ob ein stabiles Fangen möglich ist. Van der Horst et al. [72] berichteten davon, dass längere ZnO Nanorods (L~6µm) nicht in einer Linienfalle gefangen werden konnten, wobei allerdings Ethanol als Probenmedium verwendet wurde, was weniger Viskos als Wasser ist. Sie konnten jedoch mit zwei Linienfallen aus entgegengesetzten Propagationsrichtungen stabiles Fangen in 3D erzielen. Die erfolgreiche Manipulation von CdS Nanodrähten mit holographischen optischen Fallen und insbesondere das Schneiden, Zusammenfügen und Verschweißen wurden von Agarwal et al. [69] demonstriert. Hier wurde gezeigt, dass ZnO Nanorods geeigneter Länge im homogenen Medium mit einer einfachen Linienfalle in 3D positioniert werden können. Alternativ könnte die Multiplex Technik (auch time sharing Methode) besonders zur Manipulation von Nanorods geeignet sein. Diese sieht vor, dass der Fokus zwei oder mehrere ausgewählte Positionen anfährt, in diesen jeweils kurzzeitig verweilt und dann zur nächsten Position springt. So könnten etwa zwei Fangpunkte an den Enden eines Nanorods gewählt werden, um die Verweildauer der optischen Falle dort, wo die Kraftausübung am größten ist, zu fokussieren. Bei der Linienfalle hingegen oszilliert der Fokus kontinuierlich. Weiterhin denkbar wäre der Einsatz eines spatialen Lichtmodulators (SLM), mit welchem zwei Fallen parallel in 3D gesetzt werden können. Dies könnte eine Möglichkeit bieten Nanorods in beliebigen Winkeln zur optischen Achse zu halten. In bisherigen Studien [49, 70] wurden optisch manipulierte Nanorods nicht abgesetzt, sondern durch den Strahlungsdruck gegen eine in Propagationsrichtung begrenzende Oberfläche gedrückt. Hier wurde ein tatsächliches Absetzen eines ZnO Nanorods auf einem Substrat gezeigt. Nanorod in optischer Falle nahe begrenzender Wand Ein interessantes Phänomen war zu beobachten, wenn ein Deckgläschen an ein ZnO Nanorod in Wasser in einer Punktfalle heran gefahren wurde. Dabei richtete sich das Nanorod gegen die optische Achse und entlang der Polarisationsrichtung aus. Durch Drehen der Polarisationsrichtung konnte das Nanorod in der Polarisationsebene orientiert werden. Das Nanorod richtete sich wieder entlang der optischen Achse aus, nachdem das Deckgläschen weggefahren wurde. Abb. 4.14 ZnO Nanorod in Punktfalle in der Nähe eines Deckgläschens. Bildabfolge eines Mikroskopvideos und Schemaskizze. Vlnr: Nanorod ist wenige µm überhalb des Deckgläschens (DG) vertikal in einer Punktfalle (Markierung) gefangen. Das DG wird sukzessive nach oben gefahren. Das Nanorod neigt sich in die laterale Ebene. Die Polarisationsrichtung des E-Feldes wurde gedreht. Das Nanorod dreht sich mit. Beim Wegfahren des DG richtet sich das Nanorod wieder entlang der optischen Achse aus. Scalebar 2.5µm. 49 4 Manipulation mit optischen Fallen Wird das Nanorod durch das Deckgläschen hinreichend weit nach oben aus dem Fokusvolumen herausgefahren, favorisiert es eine Orientierung in der lateralen Ebene. Das Drehmoment ñ ò 7 ó [54, 61] auf das Nanorod verschwindet, wenn das Dipolmoment ò des Nanorods (entlang dessen langer Achse) parallel zur Polarisationsrichtung des E-Feldes ó ist und gibt damit die Ausrichtung des Nanorods vor. Eine eigenständige Rotation des Nanorods ohne Drehen der Polarisationsrichtung konnte im Gegensatz zu Neves et al. [80] nicht festgestellt werden. 4.3.2 Frequenzverdopplung durch Nanorods Im Rahmen der Manipulationsexperimente mit ZnO Nanorods wurde entdeckt, dass ein ZnO Nanorod, welches durch einen Laserfokus (λ0=1064nm) gefahren wird dabei lokal an der Stelle höchster Anregungsintensität leuchtet. Abb. 4.15a zeigt dazu eine Bildabfolge eines in Agarosegel fixierten ZnO Nanorods. Eine Messung des Emissionsspektrums zeigte einen einzigen Peak bei einer Wellenlänge von 532nm (siehe Abb. 4.15b), was einen Beweis dafür liefert, dass Frequenzverdopplung (die Erzeugung einer zweiten Harmonischen, SHG) vorlag. In Abschnitt 5.3 wird eine Methode vorgestellt, wie diese zur Bestimmung einer statischen Orientierung eines Nanorods ausgenutzt werden kann. Abb. 4.15 ZnO Nanorod zeigt Frequenzverdopplung. a) Bildabfolge eines in Agarosegel fixierten ZnO Nanorods. Bild1: das Nanorod befindet sich neben dem (unsichtbaren) Laserfokus (Markierung). Weitere Bilder: Das Nanorod wurde durch den Laserfokus (λ0=1064nm) gefahren und leuchtet lokal unter Aussendung von Photonen halber Wellenlänge. Scalebar 3 µm. b) Emissions-Spektrum eines ZnO Nanorods in einem Laserfokus. Ein einziger prominenter Peak liegt bei 532nm, der halben Anregungswellenlänge (λ0=1064nm). Ein NIR Blockfilter vor dem Spektrometer blockte die Anregungswellenlänge. Die Belichtungszeit war 500 ms. Aus der Literatur geht hervor, dass die Frequenzverdopplung durch ZnO Nanorods bekannt ist. Johnsen et al. [102] bestimmten mikroskopische nicht-lineare Koeffizienten 50 2. u. 3. Ordnung einzelner ZnO Nanorods mittels optischer Rasternahfeldmikroskopie und des Weiteren Wellenleitereigenschaften von einzelnen ZnO Nanodrähten [103]. Chan et al. untersuchten Frequenzverdopplung durch ZnO Nanorods bei gepulster Anregung (λ0=800nm). ZnO ist ein Wurtzitkristall mit hexagonaler Struktur und Punktgruppensymmetrie 6mm. Nach einer Näherung (nicht-resonante Wechselwirkung) nach Kleinmann sind nur die zwei nicht-lineare Optik Koeffizienten zweiter Ordnung d333 und d311 relevant. |d333| liegt im Bereich von 7pm/V bis 18pm/V und |d311| im Bereich von 0.1pm/V bis 2.9pm/V abhängig vom Aspektverhältnis a=L/D des Nanorods. Je größer a, desto größer d333 und d311. Eine SHG Verstärkung hängt eng zusammen mit lokalen Feldeffekten und ist verbunden mit der länglichen Form der Nanorods. Eine Formel nach Herman und Haydn wurde angegeben, mit der die SH Signalstärke unter Berücksichtigung von Absorption berechnet wurde. [104] Das et al. untersuchten die Frequenzverdopplung durch ZnO Nanorods unter breitbandiger Anregung und insbesondere in Hinblick auf eine Polarisationsabhängigkeit. Das SH Signal war abhängig von der Orientierung des Nanorods bzgl. der Polarisationsrichtung, sowie von der Geometrie des Nanorods. Das maximale SH Signal wurde für eine Orientierung des Nanorods senkrecht zur Polarisationsrichtung gefunden. [105] Die Frequenzverdopplung von Nanorods kann sehr interessant für photonische Anwendungen sein. Um das große Potential aufzuzeigen, wird kurz auf die Studie von Nakayama et al. [71] eingegangen. Im Sinne eines optischen Rasternahfeldmikroskops (near-field scanning optical microscopy, NSOM) mit einem in Wasser in einer optischen Falle gefangenen und gleichzeitig angeregten KNbO3 NW konnte eine künstliche, subwellenlängen große Struktur abgebildet werden. NWs mit einer typischen Länge von L=5.4µm und einer rechteckigen Querschnittsfläche von 0.17 x 0.19µm wurden mit einem Fanglaser (λ0=1064nm) gefangen, richteten sich entlang der optischen Achse aus und sendeten durch Frequenzverdopplung (engl. second harmonic generation, SHG) Photonen doppelter Frequenz aus. Die Teststruktur wurde abgebildet, indem das ortsabhängige SH Signal in Transmission aufgezeichnet wurde. Eine theoretische maximale Quanteneffizienz von á%S ~10-5 wurde abgeschätzt, welche etwa doppelt so hoch war, wie die experimentell erreichte. Mittels BFP Interferometrie wurde eine typische laterale Auslenkung durch Fluktuationen von etwa 10nm bestimmt. Weiterhin wurde festgestellt, dass der NW als Wellenleiter fungierte und das Licht an die Enden leitete. Die Auflösung der Technik, als Nanodraht Rastermikroskopie (nanowire scanning microscopy) bezeichnet, hing wesentlich von der Apertur der NWs ab. NWs mit der kleinsten Querschnittsfläche lieferten die höchste Auflösung. Indem mit zwei unterschiedlichen Wellenlängen angeregt wurde, konnten nach dem Prinzip von VierWellen-Mischung vier weitere Frequenzen erhalten werden. Das Abrastern einer Probe mit NWs könnte stark parallelisiert werden mit mehreren NWs gleichzeitig in holographischen optischen Fallen. SHG durch ZnO und Si NWs in Wasser in einer optischen Falle konnte nicht festgestellt werden. Die zweite Ordnung Suszeptibilität ô 1%3 , welche zur Frequenzverdopplung notwendig ist, ist wesentlich abhängig von der Kristallstruktur. [71] In einer Studie von Dutto et al. [106], die nicht-lineare Antworten unterschiedlicher Niobat NWs (NaNbO3, KNbO3, LiNbO3) in Wasser in einer optischen Falle untersuchte, wurde gezeigt, dass LiNbO3 NWs die größte nicht lineare Antwort aufweist. Darüber hinaus berichteten Wang et al. [107] davon, dass InP NWs in Wasser in einer optischen Falle (λ=800nm, 30mW) nicht-linear angeregt werden konnten. Die Brownsche 51 4 Manipulation mit optischen Fallen Bewegung der InP NWs (L=5-15µm) in der Falle wurde dabei mit BFP Interferometrie getrackt. 4.4 Aufbauen funktioneller Bausteine Mit optischen Fallen können Mikromaschinen betrieben werden [108, 109]. Einzelne Komponenten einer Mikromaschine oder eines funktionalisierten Bauteils können auf unterschiedliche Weise erschaffen werden. Kawata et al. [110] berichteten über 3D Mikroformen mit subwellenlängen Strukturen, welche mittels laser-induzierter 2Photonen Polymerisation aus Volumenmaterial aus einem Stück gefertigt werden konnten. Der beispielhafte wenige Mikrometer große Stier ist durch die Presse gegangen [13]. Besonders interessant kann andererseits die in situ Komposition einzelner Nanobausteine sein, welche mit optischen Fallen durchgeführt werden kann. MacDonald et al. [111] berichteten von einer 3D Anordnung von 1µm Polystyrol Beads. Die Beads wurden in einem Interferenzmuster von zwei überlagerten Gauß-Laguerre Strahlen mit mehreren Fangpositionen gefangen. Die Anordnungen wurden allerdings nicht stabilisiert und zerfielen, sobald die Strahlen unterbrochen wurden. Hier wird beschrieben, wie sich funktionelle Mikroobjekte in einem „bottom-up“-Ansatz aus einzelnen Komponenten aufbauen und kontrollieren lassen. Dazu wurden verschiedene Beads als Bausteine verwendet, um eine größere Einheit aufzubauen. Mit nur einer optischen Falle konnte aus einzelnen Beads eine stabile steife Kette definierter Länge zusammengefügt werden. Die Beads wurden in eine wässrige NaCl Lösung gegeben. Durch sukzessives Fangen einzelner Beads bildete sich in der optischen Falle eine lineare Kette aus, welche sich entlang der optischen Achse ausrichtete. Das Besondere ist, dass die neu gewonnene Struktur ohne optische Falle stabil war und nicht zerfiel. Abb. 4.16 Steife Kugelkette aus PS Beads. Sequenz von Mikroskopbildern einer steifen Kugelkette in wässriger NaCl Lösung, die aus fünf einzelnen Polystyrol Beads mit Durchmesser D=0.535 µm mit Hilfe einer optischen Falle aufgebaut wurde. Im ersten Bild links ist die Kugelkette in einer Punktfalle gefangen und entlang der optischen Achse ausgerichtet. Auf den weiteren Bildern sieht man die frei diffundierende Kugelkette ohne optische Falle in unterschiedlichen Orientierungen. Im mittleren Bild liegt die Kugelkette mit deren langer Achse etwa in der Fokusebene. Die einzelnen Beads lassen sich erkennen. 52 Abb. 4.17 Zusammengebaute steife Kugelkette aus vier PS0.535 Beads mit Linienprofil. Das Linienprofil der Intensitätsverteilung des Mikroskopbildes zeigt vier Maxima, eines für jedes Bead in der Kette. Für PS Beads mit D=0.535µm (Fa. Polysciences) ließen sich gerade Ketten bis zu einem Aspektverhältnis von etwa L/D=7 formen. Längere Ketten neigten dazu eine Krümmung oder Knicke aufzuweisen. Des Weiteren wurden Ketten aus noch kleineren Beads gebaut, D~0.2µm. Außerdem konnten die Enden der Ketten fluoreszenz-markiert werden. Hierzu wurde eine Mischung aus nicht-fluoreszenten Beads (PS 0.202µm, Fa. Polysciences) und einer geringen Anzahl fluoreszenter Beads (PS 0.19µm, 480/520, Bangs Laboratories) hergestellt. Zunächst wurde unter Hellfeldbeleuchtung eine Kette von nicht-fluoreszenten Beads aufgebaut. Mit Fluoreszenzbeleuchtung konnten fluoreszente Beads sichtbar gemacht werden. Durch Verfahren der Nanostage konnte ein fluoreszentes Bead in die statische Punktfalle mit der bereits gefangenen Beadkette gezogen werden. Das fluoreszente Bead ordnete sich an ein Ende der Kette an und somit war eine lineare Struktur mit markiertem Ende aufgebaut. Eine solche Struktur könnte etwa als Hebel zum Ausüben eines Drehmoments verwendet werden und die Fluoreszenzmarkierung könnte zum Tracken der Orientierung dienen. -ebnAbb. 4.18 Skizze und Mikroskopbilder einer Kette von Beads mit leuchtendem Ende (fluoreszierendes Bead). Die Beads mit Durchmesser D=0.2µm in einer wässrigen NaCl Lösung wurden nacheinander mit einer optischen Falle zusammengesetzt. Diskussion und Ausblick Das typische Fangobjekt bei optischen Fallenexperimenten ist ein Bead. Das Gros der Versuche mit optischen Fallen wurde mit Beads durchgeführt. Ein Trend geht in die Richtung sich kompliziertere Strukturen nützlich zu machen. Zum einen ist es möglich mittels 2-Photonen Polymerisation dreidimensionale Mikrostrukturen herzustellen [112]. Zum anderen können funktionelle Strukturen Stück für Stück aufgebaut werden. Hong et al. [113] berichteten von der Zusammensetzung 53 4 Manipulation mit optischen Fallen eines MOON (modulated optical nanoparticle) aus vier 1µm fluoreszenten Beads, welche halbseitig mit Gold beschichtet waren. Damit konnte die Rotation entlang der langen Achse eines zylindrischen Partikels gemessen werden. Misawa et al. [114, 115] nutzten schon bereits Anfang der 90er Jahre optische Fallen in Kombination mit einem UV-Anregungslaser, um in einer speziellen, wässrigen Lösung mit Vinylmonomeren und weiterer photoreaktiver Chemie stabile, lineare Ketten aus 3µm Polystyrol (PS) Beads zusammen zu bauen und zu manipulieren. Zwei Beads in der Fokalebene wurden mit je einer Punktfalle zusammengeführt, mit einem UV Laser (λ0=355nm) wurde auf die Kontaktstelle gepulst und eine stabile Verbindung entstand. Längere Ketten konnten zusammengesetzt werden, indem eine bestehende Kette mit einer scannenden Falle in der Ebene gehalten wurde und mit der anderen optischen Falle ein neues Bead angehängt wurde. Terray et al. [116] konnten durch Photopolymerisation mit Hilfe einer optischen Falle (λ0=532nm) Strukturen aus Beads innerhalb eines mikrofluidischen Kanals aufbauen. Als Anwendung wurde eine funktionierende Schleusenklappe gezeigt. Es wurde eine spezielle Lösung verwendet, bestehend aus einem wässrigen Monomer und einer Lösung zum Vernetzen (cross-linker solution). Es wurden lineare Ketten aus 0.64µm Glas Beads und weitere komplexere Formen aus Beads unterschiedlicher Größe aufgebaut, welche in der optischen Falle entlang der optischen Achse ausgerichtet waren. Durch die Polymerisation ergibt sich jedoch ein Materialzuwachs an die Beads. Die minimale Breite der Strukturen war etwa 1.5µm. Hier wurde ein alternativer Ansatz aufgezeigt, mit welchem sich funktionelle Mikrostrukturen in wässriger NaCl Lösung mit Hilfe einer optischen Pinzette aufbauen lassen. Eine stabile Verbindung der Beads kommt vermutlich durch van der Waals Kräfte zustande. Mit der ionischen Lösung können gleichartige Oberflächenladungen der Beads abgeschirmt werden. Im Gegensatz zu anderen Studien [114-116] ist keine spezielle Lösung für Polymerisation notwendig. Interessant wäre weiterhin zu versuchen präparierte Beads direkt durch UV Anregung und Polymerisation zu verbinden. Somit könnten stabile längere Ketten oder auch beliebige Formen aufgebaut werden. Hierzu könnten etwa mehrdimensionalen holographische Fallen verwendet werden. Zudem könnten Komponenten unterschiedlicher Form kombiniert werden, wie etwa Beads und Nanorods [73, 117]. Eine fixe Verbindung zwischen stark absorbierenden Nanodrähten konnten Agarwal et al. oder auch Pauzauskie et al. [69, 70] durch lokales Erhitzen mit einer optischen Falle herstellen. Zudem zeigten Agarwal et al. wie mehrere µm-lange CdS NWs in holographischen optischen Fallen auf eine gewünschte Länge zurechtgeschnitten werden konnten. Weiterhin interessant bleibt die Möglichkeit mit optischen Fallen Komponenten sowohl zusammen zu fügen, als auch wieder voneinander entfernen zu können. Hernandez-Pozos et al. [118] beschrieben eine Methode VOx Nanoröhrchen (NT) mit optischen Fallen zu manipulieren, indem ein funktionalisiertes Glas Bead (D=2.7µm) als „Griffstück“ angehängt wurde. Dies bot eine Möglichkeit dafür die NTs zu manipulieren, welche aufgrund hoher optischer Absorption nicht mit einer optischen Falle gefangen werden konnten. Insbesondere konnte das Bead auch wieder entfernt werden. Die Rotation eines VOx Bündels zwischen zwei Beads wurde gezeigt, sowie eine Anordnung von VOx Bündeln in T- und Dreiecksform auf einem Deckgläschen. Die Anwendbarkeit von Nanostrukturen kann insbesondere gesteigert werden in Verbindung mit chemischer Manipulation, wenn Oberflächen funktionalisiert werden [48, 119, 120]. 54 5 Tracking von Nanorods Weshalb ist das Tracken von Nanorods ein wichtiges Thema in der heutigen Wissenschaft und mit welchen unterschiedlichen Techniken wird gearbeitet? Der folgende Einblick in aktuelle Studien soll Antworten auf diese zentralen Fragen geben. Bevor der Fokus auf Studien mit Nanorods in optischen Fallen mit und ohne BFP Interferometrie gerichtet wird, werden erst noch alternative Verfahren angesprochen. Die naheliegendste Methode die Bewegung von Nanorods zu tracken ist mittels konventioneller Videomikroskopie. Diese erlaubt insbesondere das simultane Tracking mehrerer Partikel. Die zeitliche Auflösung, welche durch die Bildrate und die Belichtungszeit texp des Detektors limitiert ist, wird mit HochgeschwindigkeitsVideotracking [121] durch immer schnellere und empfindlichere Kameras zusehends höher. Otto et al. [122] berichteten von 6000 Bildern pro Sekunde (engl. frames per s, f/s). Carberry et al. [117] erreichten sogar eine Bildrate von 50kHz. Mit der Motivation Einsicht in fundamentale Diffusionsprozesse zu bekommen, um den Transport in Membranen oder die Bewegung von anisotropen Makromolekülen zu verstehen, bestimmten Han [123] et al. die Brownsche Bewegung von einzelnen ellipsoidalen Partikeln in Wasser. Es wurde mittels Videomikroskopie (30f/s) die Kopplung von Translation und Rotation, jedoch auf die xy-Ebene beschränkt, untersucht. Colin et al. [124] konnten die Bewegung von Nanodrähten (NW) mit Längen L=1-100 µm, und einem Durchmesser von D=0.4µm für einen weiten Bereich von Aspektverhältnissen mit einem ImageJ Plug-In auswerten, was hilfreich zur Bestimmung von rheologischen Eigenschaften ist. Die Partikel diffundierten in einer Wasser-Glycerin Lösung. Es wurde mit einer Bildrate von 10f/s aufgenommen. Insbesondere konnte die Winkelauslenkung für Ѳ<50° aus der xy-Ebene bestimmt werden, mit Fehlern von ∆Ѳ<1° bei Längen L>20 µm, ∆Ѳ<4° für L=10µm und ∆Ѳ<4° für L=2-3 µm. Die Bestimmung der Translationen in der xy-Ebene wurde mit einer Genauigkeit von besser als 40nm angegeben. Die Translation in z-Richtung konnte nicht bestimmt werden. Zudem wurden Diffusionskonstanten ermittelt. Mukhija et al. [125] untersuchten die 3D translatorische und rotatorische Bewegung von fluoreszenten PMMA Nanorods (0.7 x 2.15 µm, L/D = 3.1, 0.5 x 3.65 µm, L/D = 7.0.) mittels konfokaler Mikroskopie. Durch die Wahl eines viskosen Mediums mit Viskosität von 2 Pa s konnte die Dynamik gedämpft und damit verzögert werden. Simultanes Tracking von etwa 10 Nanorods in einem Volumen von 42 x 11 x 11 µm3, bei einer Voxelgröße von 80nm wurde durchgeführt. Die bestimmten Diffusionskoeffizenten wurden mit theoretischen von Doi [126] verglichen. Mit Dunkelfeldmikroskopie konnten Xiao et al. [127] die Orientierung von Polar- und Azimutwinkeln von plasmonischen Gold Nanorods (60 x 25nm) bestimmen, welche in Wasser diffundierten. Mittels Entfaltung der experimentellen Bilder und Korrelation von simulierten Bildern konnten die Winkel bestimmt werden. Dabei wurde ein Nanorod als drei Dipole mit unterschiedlichen Polarisierbarkeiten entlang longitudinaler und 55 5 Tracking von Nanorods transversaler Richtung betrachtet. Das Streufeld wurde aus einer Überlagerung der Streufelder der drei Dipole erhalten. Nanopartikel können dazu verwendet werden biologische Proben abzubilden. Speziell sind solche aus Gold geeignet, da sie nicht blinken oder bleichen. Insbesondere können Nanorods durch deren Form Orientierungsinformation geben und können daher als Orientierungssensoren [128, 129] dienen. Chang et al. [130] zeigten eine statische Bestimmung der Orientierung in der xy-Ebene von einzelnen Gold Nanorods (73 x 25nm) mit einer polarisations-empfindlichen photothermischen Bildgebungsmethode. Grier et al. [131, 132] verwendeten holographische Videomikroskopie (30f/s, texp=0.5ms), um die 3D translatorische und rotatorische Diffusion von CuO Nanorods (5 x 0.2µm, L/D=25) in Wasser zu tracken. Durch Rayleigh-Sommerfeld Rückpropagation wurde eine 3D Streuverteilung eines Nanorods erhalten, aus welcher sowohl dessen Dimensionen, als auch dessen Raumlage bestimmt werden konnte. Es wurden Fehler von ∆θ = 1 °, ∆x = 10nm, ∆z = 50nm angegeben. Ohmachi et al. [133] konnten die 2D Bewegung von Myosin V entlang eines Aktinfilaments und zusätzlich die Rotation um dessen Achse bei jedem Schritt messen. Dabei wurde die Polarisation eines stark fluoreszierenden Kern-Mantel Nanorods (CdSe und CdS, 50 x 4nm) verwendet. Bei einer zeitlichen Auflösung von 33ms konnte eine Winkelgenauigkeit von 10° erreicht werden. Mit einer neuartigen Kombination von Interferometrie und Fluoreszenzmikroskopie einzelner Moleküle konnten Kukura et al. [134] zum Verständnis der Bewegung von Viren auf einer Plasmamembran beitragen. Bei einer zeitlichen Auflösung von 8ms konnte die Position und Orientierung eines mit einem Quantenpunkt markierten Simianvirus 40 verfolgt und somit Neues über dessen Dynamik auf einer Doppellipidschicht gelernt werden. Im Allgemeinen hat ein Partikel sechs Freiheitsgrade. Hong et al. [113] konnten zum ersten Mal die Rotation entlang der langen Achse eines zylindrischen Partikels messen. Dieses sogenannte MOON (modulated optical nanoparticle) war aus vier 1µm fluoreszenten Beads, welche halbseitig mit Gold beschichtet waren, zusammengesetzt. Der Rotationswinkel wurde anhand der Helligkeit jedes einzelnen Beads des Tetramers mit einem Fehler von ∆Ψ<5° bestimmt. Eine Gaußsche Winkelverteilung wurde festgestellt. Eine Simulation mit der Freeware HYDRO zeigte jedoch, die Goldbeschichtung (~10% des Radius) nehme wahrnehmbaren Einfluss auf die Hydrodynamik der Probe. Tracking von zylindrischen Partikeln in einer optischen Falle Wang et al. [58-60] nützten die Kopplung von Lichtpolarisation und einem doppelbrechenden Quartzzylinder (1 x 0.5µm) zum Bestimmen der Orientierung (1D) und Messen des übertragenen Drehmoments. Ein Quartzzylinder wurde mit einem DNA Molekül verbunden und dessen Drehmoment bei einem Phasenübergang konnte bestimmt werden. Pelton et al. [74] gewannen quantitative Information über die Dynamik von frei diffundieren und optisch gefangenen Goldnanorods (Au-NR) durch Autokorrelation (AC) 56 von 2-Photonensignalen (2PS). Dazu wurden ein in der Frequenz durchstimmbarer Laser zum Fangen und ein zweiter Laser zum Anregen von 2-Photonenfluoreszenz verwendet. Es wurde davon ausgegangen, dass sich die Au-NR in der Falle mit deren langer Achse (48±9nm) entlang der Polarisation des elektrischen Feldes ausrichteten. Die AC des 2PS von freien Nanorods zeigte zwei charakteristische Abfälle bei 5µs und 20µs, die auf Rotation und Translation zurückgeführt wurden. Der 5µs Abfall fehlte bei gefangenen Nanorods, was einen Beweis dafür lieferte, dass die optische Falle die rotatorische Diffusion um die kurze Achse des Nanorods unterdrückte. Neves et al. [80] gewannen Information über die Rotation in der xy-Ebene einer optisch gefangenen PMMA Nanofaser (11.4 x 0.57µm, L/D=20) durch Detektion des rückgestreuten Lichts mit einer Silizium QPD in der BFP. Die Nanofaser wurde in der Nähe des Deckgläschens gefangen und war senkrecht zur optischen Achse orientiert. Mit Fourier Analyse konnte eine Rotationsfrequenz bestimmt werden. Die verwendete Detektion sei in Hinblick auf Genauigkeit und oberes Limit von detektierbaren Rotationen und Frequenzen besser als Videomikroskopie. Yogesha et al. [135] konnten die Rotation optisch gefangener asphärischer Mikropartikel (6 x 4µm, Polystyrol Ellipsoid) bei Detektion des rückgestreutes Lichts im Leistungsspektrum eines QPD Signals als charakteristische Frequenzen bestimmen. Nanorod-Tracking mit optischer Falle und konventioneller BFP Interferometrie Tatsächlich wurde das Tracking von zylindrischen Partikeln in einer optischen Falle mittels konventioneller BFP Interferometrie theoretisch bereits 2004 von Kress et al. [136] untersucht. Insbesondere wurde ein Vergleich mit einem Bead gleichen Volumens vorgenommen mit Hinblick darauf, ob ein Nanorod eine geeignete Sonde zum Abtasten von Oberflächen und zum Messen von Kräften und Drehmomenten sein könne, im Sinne eines photonischen Kraftmikroskops (PFM) [5-7]. Es wurde ein Polystyrolrod (ns=1.57, 500x200nm, L/D=2.5) in einem hochfokussierten Laserfokus NA=1.2 mit einer Wellenlänge von λ=800nm in Wasser betrachtet. Die QPD-Positionssignale wurden für verschiedene Translationen im Fokusvolumen und verschiedene Orientierungen bѲ=0°,5°,15°,30° und bФ=0°,45°, 90° analysiert. Während die Positionssignale des Nanorods bei Ausrichtung entlang der optischen Achse sogar bessere Orthogonalität und Linearität aufwiesen, als die des Beads, bei allerdings geringerer Sensitivität, wurde eine starke Kopplung der Positionssignale verbunden mit einer Winkelauslenkung des Nanorods gegen die optische Achse festgestellt. Durch Korrelieren der Positionssignale könnte Information über die Orientierung gewonnen werden. Korrelationsanalysen von Trackingsignalen sind eine Möglichkeit Rotation festzustellen und ein Drehmoment zu messen. Das konnten Volpe et al. [137] theoretisch zeigen und experimentell an einem optisch gefangenen 1µm Polystyrol Kügelchen bestätigen, mit Hilfe von interferometrischem Tracking und einer geschickten Überlagerung eines Gaußschen Fanglasers und einem zusätzlichen schaltbaren Laguerre Gaußstrahl mit optischen Drehmoment. Obwohl Kress et al. [136] eine Kopplung der Positionssignale bei der BFP Interferometrie zeigte und Simpson et al. die nicht triviale anisotrope Bewegung von asphärischen Objekten in einer optischen Falle [20] beschrieben, wurden Nanorods und Nanodrähte unterschiedlicher Materialien und Ausdehnungen in Experimenten mit 57 5 Tracking von Nanorods optischen Fallen mit konventioneller BFP Interferometrie getrackt. Insbesondere sei an dieser Stelle noch darauf hingewiesen, dass sich das Problem der Orientierung eines ausgedehnten Objekts in einer optischen Falle nicht ganz einfach beantworten lässt. Prinzipiell sind Orientierungen parallel oder senkrecht zur optischen Achse möglich. Der interessierte Leser sei auf Abschnitt 4.1.2 verwiesen. Marago et al. [84] trackten die 3D Schwerpunktposition quasi eindimensionaler Bündel (3µm x 11nm) einwändiger Carbon-Nanoröhrchen (CNTs) mit hohem Aspektverhältnis a=L/D=273. (50kHz Abtastrate, über 2s, bei 20mW Fokusleistung). Unter Annahme kleiner Winkelauslenkungen gegen die optische Achse wurden neue Funktionen der Positionssignale aufgestellt. ~c ∝ ö sin1¼3, ~c ∝ ö sin1¼3 und ~ ∝ ù, wobei X, Y, Z die Schwerpunktkoordinaten sind. a, b, c sind Kalibrationskontanten. sin1¼3 und cos1¼3 sind die Projektionen auf die x- und y-Achse. Mit Hilfe von Korrelationsanalysen konnten Fallensteifigkeiten für Translation und Rotation berechnet werden. In einer weiteren Studie berichteten Marago et al. [138] von BFP Interferometrie und Korrelationsanalyse der QPD-Trackingsignale asphärischer Partikel zur Bestimmung einer Rotationsfrequenz mit der Motivation von optischer Kontrolle über die Rotation von Nanomaschinen. Mit der Trackingmethode könnten höhere Rotationsfrequenzen als mit Videomikroskopie detektiert werden. Als Proben wurden zum einen ein längliches mit einem Knick versehenes Bündel CNTs und zum anderen ein T-förmiges Aggregat aus Gold-Nanorods mit einer optischen Falle gefangen. Für das CNT Bündel wurde eine Orientierung entlang der optischen Achse festgestellt. Interessanterweise wurde für die optische Falle eine schwache NIR Laserdiode verwendet, deren Strahlprofil erst mit einem speziellen Prisma in runde Form gebracht wurde. Es konnte also nicht unbedingt von einem TEM00 Gaußstrahl mit definierter Phasenfront ausgegangen werden. Dennoch wurden für die QPD Signale folgende Funktionen aufgestellt: ~c 163 _163 1Ω63, ~p 163 l163 f1Ω63. Dabei wurde eine kontinuierliche Rotation um die optische Achse angenommen. Eine Fluktuation von Polar- und Azimutwinkel wurde vernachlässigt. Sowohl in der Autokorrelation, als auch in der Kreuzkorrelation der Trackingsignale war eine Oszillation zu sehen. Daraus konnte eine Rotationsfrequenz des CNT Bündels von wenigen Hz bestimmt werden. Für die T-förmige Goldprobe wurden Trackingsignal-Funktionen mit einfacher und doppelter Frequenz aufgestellt, die auf einen symmetrischen und einen nicht-symmetrischen Teil der Probe zurückgeführt wurden und damit zwei Frequenzkomponenten erklären sollten. In einer dritten Studie zeigten Marago et al. [139] wie optische Kräfte und Drehmomente, sowie die Brownsche Dynamik von Nanodrähten (NW), welche mit einer optischen Falle in Wasser gefangen wurden, von deren Länge abhing. Die Abhängigkeiten wurden mit theoretischen Ergebnissen von Borghese et al. [140] verglichen. Dabei wurden Silizium NWs (nSi=3.7, L=1, 2, 3, 4, 5µm x 10nm) mit Aspektverhältnissen L/D von 100 bis 500 verwendet und mit einer Laserleistung von 20mW @λ0=830nm gefangen. Die anisotrope Hydrodynamik wurde mit einer Langevin-Gleichung beschrieben, jedoch wurde eine Kopplung von Rotation und Translation vernachlässigt. Exponential- und Doppelexponential-Fits an die Korrelationskurven ergaben laterale (max~11nm) und axiale (max~70nm) mittlere Auslenkungen, sowie eine mittlere Winkelauslenkung von 7°. Die lateralen Fallensteifigkeiten κx,κy fielen mit zunehmender Länge ab und sättigten, die axiale Fallensteifigkeit κz hingegen stieg zunächst mit der Länge an und sank wieder 58 ab, was auf eine dominierende Streukraft zurückgeführt wurde. Die Drehmoment Konstante κθ stieg mit zunehmender Länge an. Länge, Breite und Brechungsindex sowie Extiktionsquerschnitte beeinflussen die optischen Kräfte, was wiederum die Bewegung in der optischen Falle beeinflusst. Insofern könne man mit der Analyse der thermischen Bewegung mittels BFP Interferometrie Eigenschaften von nanoskaligen Objekten charakterisieren [30]. Reece et al. [30, 107, 141] untersuchten InP NWs (2-15µm x 30nm) unterschiedlicher Länge mit hohen Aspektverhältnissen L/D=66.7-500 bzw. Bündel von NWs. NWs mit hohem Brechungsindex und Längen, welche deutlich größer als die Fokusausdehnung waren, richteten sich entlang der optischen Achse aus. Es wurden laterale Positionssignale aufgezeichnet, welche mit Hilfe einer neuen „fast switching“ Methode kalibriert wurden, vgl. Abschnitt 5.2. Die Detektorsignale zeigten eine charakteristische Form mit linearem Bereich für kleine Auslenkungen (hier etwa ±200nm), wie sie von einem gefangenen Bead bekannt ist [31]. Die lateralen Auslenkungen der NWs in der optischen Falle waren Gaußsch verteilt, aber eine deutliche Polarisationsasymmetrie war erkennbar. Zur Bestimmung der Fallensteifigkeiten wurden lineare Kräfte für kleine Auslenkungen angenommen und Rotationen ausdrücklich vernachlässigt. Auf zwei unterschiedliche Weisen wurden Fallensteifigkeiten bestimmt. Zum einen durch einen Lorentzfit an das Leistungsspektrum (PSD), welche die Grenzfrequenz / gibt. Hier muss jedoch der Reibungskoeffizient bekannt sein und daher die Geometrie des Objekts. Die zweite Methode verwendete den Gleichverteilungssatz 1/2〈_ % 〉 1/2b [. Die Auslenkungen müssen in einer Längeneinheit vorliegen. Die Geometrie des Objekts muss indessen nicht bekannt sein. Selhuber-Unkel et al. [76] fingen und trackten Goldnanorods (Au-NR) in 3D. Es wurde angenommen, dass die Au-NR (L=41…85nm, D = 8…44nm, L/D=1.7…5.6) sich mit deren langer Achse entlang der Polarisationsrichtung des elektrischen Feldes ausrichteten und Winkelfluktuationen wurden vernachlässigt. Die Fallensteifigkeiten für alle drei Raumrichtungen wurden bestimmt. Au-NR könnten daher als Kraftsensoren und biofunktionalisierte Au-NR könnten als Hebel zum Übertragen von Kräften im Bereich von mehreren 10pN in Experimenten mit einzelnen Molekülen verwendet werden. Die Fallensteifigkeiten hingen mit der Polarisierbarkeit der Au-NR zusammen. DDA Simulationen mit der Freeware ADDA zeigten die Polarisierbarkeit hänge sowohl vom Volumen, als auch vom Aspektverhältnis der Nanorods ab. 5.1 Nanorod in einer Punktfalle Bisher gibt es kein Verfahren, sowohl die Position, als auch die Orientierung von nichtsphärischen Objekten mit BFP Interferometrie zu bestimmen. In vielen Anwendungen kommen jedoch zylindrische Partikel vor, wie Nanorods, als elementare Bausteine von Nanostrukturen, aber auch formverwandte Objekte, wie Ellipsoide oder stäbchenförmige Bakterien. Deren Raumlage kann mit dem Raumlagevektor o , · , ¸ q mit oc , p , q, wie in Abb. 5.1 veranschaulicht, beschrieben werden. 59 5 Tracking von Nanorods Abb. 5.1 Tracking eines Zylinders in einer optischen Falle mittels BFP-Interferometrie. Eine Objektivlinse (OL) fokussiert einen Laserstrahl. Im Fokus ist ein Zylinder gefangen mit Raumlagevektor o , · , ¸ q, bestehend aus dem Positionsvektor bzgl. des Fokuszentrums und den Winkelkoordinaten · und ¸ , die den Polar- und Azimutwinkel des Zylinders festlegen. Mit einer Detektionslinse (DL) wird gestreutes und ungestreutes Licht aufgefangen und auf einen Sensor in der hinteren Brennebene BFPDL projiziert. Eine Intensitätsverteilung aobc , bp , q wird detektiert. Daraus werden die Positions- und Orientierungssignale ~c , ~p , ~ , ~· , ~¸ gewonnen. In diesem Kapitel wird eine neue Methode zum Tracken der Raumlage eines Nanorods in einer Punktfalle beschrieben und diskutiert. Darauf hinführend werden zunächst ein analytisches Modell zur Streuung an einem Zylinder und eine Computersimulation zur Berechnung von Intensitätsverteilungen in der BFP für einen Zylinder in einem Laserfokus beschrieben. Wie in Abschnitt 2.3 erläutert, können mit den vier Signalen einer Quadrantenphotodiode die Auslenkungen eines Beads in die drei Raumrichtungen bestimmt werden. Jedoch reichen vier Signale nicht zur Bestimmung von fünf voneinander unabhängigen Unbekannten aus. Es stellen sich die beiden Fragen, a) wie wenigstens fünf Signale generiert werden können und b) mit welcher Art von Detektor sich die Signalaufnahme realisieren lässt. Beim Tracken eines Beads mittels BFP Interferometrie wird die Positionsinformation aus der Intensitätsverteilung in der hinteren Brennebene des Fokus gewonnen. Um die Methode auf ein asphärisches Objekt anzuwenden, muss ein Zusammenhang zwischen einer Änderung der Intensitätsverteilung und der Raumlage des streuenden Objekts im Fokus gefunden werden. 5.1.1 Analytisches Modell zur Streuung an einem Zylinder Die Berechnung der Streuung an einem Zylinder wird insbesondere komplex, wenn der Zylinder in einem hoch fokussierten Feld ist. Ein solches setzt sich gemäß Fourier Optik aus einer Überlagerung von ebenen Wellen zusammen, siehe Abschnitt 2.2. Um einen Zugang zu diesem Streuproblem zu bekommen, lohnt es sich die Zylinderstreuung an nur einer ebenen Welle zu betrachten. 60 Als anregendes Feld sei eine ebene Welle mit Wellenvektor ki angenommen, was eine konstante Anregungsamplitude M impliziert. Damit gilt für das Streufeld im k-Raum, gemäß Gl. (3.14) Mn 1, 3 ' b % & M °n 13̃ ]k 1, 3 `Q 1\À 3» 12j3J (5.1) und somit ist das Streufeld proportional zum Formfaktor mal einem Phasenterm Mn 1, 3~̃ ]k 1, 3 `Q 1\À 3» (5.2) Für einen symmetrischen Streuer im Koordinatenursprung ist der Formfaktor reell. Das Streufeld ist also bereits in einen Betrag und einen Phasenterm Q 1\À 3» Q ËÌ 1,» 3 zerlegt. Aus Gl. (5.2) lässt sich ersehen, dass durch die Form des Zylinders, welche mit dem Formfaktor ̃ ]k 1, 3 ` eingeht, eine Amplitudenmodulation des Streufeldes vorliegt, die insbesondere rein von der Orientierung o· , ¸ q abhängt. Für einen Rayleighstreuer ist der Formfaktor ̃ 1þ3 1 hingegen konstant, vgl. Tabelle 8.1 im Anhang. Die Phasenfunktion Φ 1, 3 im Exponentialterm von Gl. (5.2) ist rein positionsabhängig und setzt sich aus einer Phasenmodulation durch die Auslenkung des Streuers und einer Phasenverschiebung mit der Phase, die der Streuer am Ort bt sieht, zusammen. Φ 1, 3 (5.3) Für den Fall, dass der Streuer sich im Koordinatenursprung befindet ( =0), fällt der komplexe Phasenterm in Gl. (5.2) weg und es folgt Mn 1, 3~̃ ]k 1, 3 ` (5.4) Geht man weiterhin von einer festen Phase von j/2 des ungestreuten Feldes in der BFP aus, so verschwindet der Interferenzterm der Intensitätsverteilung, welcher allgemein aus Gl. (2.15) resultiert. Die gesuchte Differenzintensitätsverteilung wird somit durch das Betragsquadrat des Streufeldes und insbesondere durch dessen rein orientierungsabhängige Amplitudenmodulation bestimmt. % ayy obc , bp , N q Mn obc , bp , N q (5.5) Die Modulation ist durch die typischerweise kleine Amplitude des Streufelds schwach. Dies erklärt, weshalb eine reine Winkelauslenkung nur eine betragsmäßig kleine Modulation der Intensitätsverteilung bewirkt, siehe Abb. 5.7e weiter unten, Seite 69. Der Formfaktor ̃ 13 eines Zylinders (im Koordinatenursprung) mit Länge L und Durchmesser D lautet 61 5 Tracking von Nanorods ̃ 13 1/23% A 1b /23 âf 1b â/23 b /2 (5.6) mit Besselfunktion A 1b /23 erster Ordnung und erster Gattung, wobei b bc% bp% . Zur Vereinfachung eignet es sich einen dünnen Zylinder (D<λ) als delta-Linie anzunähern mit Formfaktor ̃ 13 âf 1b â/23 (5.7) Somit reduziert sich die Abhängigkeit im k-Raum auf die kz-Komponente. Eine Rotation des Zylinders wird ausgedrückt, indem b mit bk 1, ¼3 Pp 13 ∙ Pk 1¼3 ∙ ∙ ersetzt wird, mit den Rotationsmatrizen gemäß Gl. (3.9) und Einheitsvektor 10,0,13 . Unter Berücksichtigung, dass · und ¸ für eine Rotation im Uhrzeigersinn definiert sind folgt bk o· , ¸ q f1· 3 o¸ qbc f1· 3fo¸ qbp 1· 3b (5.8) Mit einer Ewaldkonstruktion [36] lässt sich für den Fall einer reinen Winkelauslenkung des Zylinders (mit Schwerpunkt im Koordinatenursprung) der Einfluss von dessen Orientierung auf das Streufeld Mn obc , bp , N q und damit auf die Intensitätsverteilung ayy obc , bp , N q in der BFP anschaulich verständlich machen. Hierzu sei beispielhaft ein Zylinder betrachtet (mit =0), der um =20° in die xz-Ebene (¸ =0) geneigt ist und auf den eine ebene Welle mit Wellenvektor 10,0, b3 einfällt, siehe Abb. 5.2a. Der Zylinder sei als delta-Linie genähert. In Abb. 5.2b ist der Formfaktor ̃ ]k 1, 3 ` gemäß Gl. (5.4) für die kxkz-Ebene bei ky=0 gezeigt. Entsprechend dem Streuer im Ortsraum ist der Formfaktor als Funktion im k-Raum rotiert. Bei der Ewaldkonstruktion zeichnet man einen Kreis mit Zentrum im Ursprung des kxkzKoordinatensystems und die um verschobene Verteilung des Formfaktors. Der Kreis in der kxkz-Ebene repräsentiert die Ewaldkugelschale mit Radius k. Jeder Punkt auf dem Kreis entspricht einer ebenen Welle des gestreuten Fernfeldes, welches durch genau die ebene Welle mit Wellenvektor angeregt wurde. Die Amplitude einer ebenen Welle des Streufeldes mit Wellenvektor ist proportional zum Wert des Formfaktors, der an entsprechender Stelle farbkodiert hinterlegt ist. Typischerweise kann von einer Detektionslinse mit Û $ f1(3 nur ein Teil der ebenen Wellen eingefangen werden. Die detektierbaren Raumfrequenzen sind somit auf ein Kreissegment im Winkelbereich ±α beschränkt. Projiziert man nun die Werte des Kreissegments auf die kx-Achse, so erhält man ein kx-Linienprofil des Streufeldes. Abb. 5.2c zeigt das % Betragsquadrat des Streufeldes Mn 1bc 3 der delta-Linie. Der Schwerpunkt der Kurve ist in kx-Richtung versetzt. 62 Abb. 5.2 Streuung von ebener Welle an Zylinder und Ewaldkonstruktion zur Berechnung des Streufeldes. a) Einfallende ebene Welle mit Wellenvektor und Zylinder (Länge L) mit Schwerpunkt im Koordinatenursprung, der um bѲ=20° in die xz-Ebene verkippt ist. b) Formfaktor ̃ 1bc , b b, · 3 einer delta-Linie mit Raumlage des Zylinders und Ewaldkonstruktion (siehe Text oben). c) kx-Projektion (betragsquadriert) des Streufeldes Mn 1bc 3. In die Kurve ist zusätzlich ein Schwellwert valthresh eingezeichnet. Für die Werte der Funktion, die größer als der Schwellwert sind, wurde ein Schwerpunkt kxc berechnet und ebenfalls eingezeichnet. Die Kurve entspricht der Differenzintensitätsverteilung in der BFP entlang kx (@ky=0) für einen dünnen verkippten Zylinder mit Länge L. In der Formel des Formfaktors der delta-Linie, Gl. (5.7), lässt sich des Weiteren der Einfluss der Zylinderlänge erkennen. Je länger der Zylinder ist, desto höher ist die Frequenz der sinc-Funktion und desto schmäler ist in Folge die Breite der Intensitätsmodulation (o. Abb.). Eine quadrierte Projektion der Verteilung der Ewaldkonstruktion auf die kx-Achse kann die erwartete Abhängigkeit für unterschiedliche Auslenkwinkel eines Zylinders in die xzEbene liefern. Je weiter der Zylinder in die xz-Ebene verkippt ist, desto weiter ist der Schwerpunkt der Differenzintensitätsverteilung in der BFP in kx-Richtung ausgelenkt, s. Abb. 5.3. Dazu wurden Intensitätsverteilungen ayy obc , bp , · q gemäß den Gl. (5.4) und (5.5) für einen Zylinder, der als delta-Linie genähert wurde, berechnet. 63 5 Tracking von Nanorods Abb. 5.3 a,b,c) Differenzintensitätsverteilungen ayy obc , bp , · q in der BFP für einen dünnen Zylinder. Der Zylinder befindet sich im Koordinatenursprung und ist in die xzEbene mit unterschiedlichen Winkelauslenkungen bѲ verkippt. Der Zylinder wurde als delta-Linie beschrieben. d) dazugehörige Linienprofile ayy obc , bp 0, · q in a.u.. Des Weiteren zeigt sich, dass der Schwerpunkt der Differenzintensitätsverteilung in der BFP entsprechend des Azimutwinkels ¸ des Zylinders mit dreht. In Abb. 5.4 sind Differenzintensitätsverteilungen für eine delta-Linie, welche gegen die z-Achse ausgelenkt und um unterschiedliche Azimutwinkel rotiert ist, dargestellt. Abb. 5.4 Differenzintensitätsverteilungen ayy obc , bp , · , ¸ q in der BFP für einen dünnen Zylinder. Der Zylinder befindet sich im Koordinatenursprung und ist bei unterschiedlichen Azimutwinkeln ¸ um · =20° gegen die z-Achse ausgelenkt. Der Zylinder wurde als deltaLinie beschrieben. Zudem sind jeweils ein Schwerpunkt der Intensitätsverteilung, sowie dessen Abstand vom Ursprung und dessen Winkelauslenkung von der kx-Achse eingezeichnet. Des Weiteren sollen die Auswirkungen auf die Intensitätsverteilungen in der BFP für eine reine Translation des Zylinders und für eine Kombination von einer Translation und einer Rotation betrachtet werden. Abb. 5.5 zeigt Differenzintensitätsverteilungen ayy obc , bp , q für eine delta-Linie mit Länge L, welche um bx=0.1µm ausgelenkt ist. Es werden drei Auslenkwinkel in die xz-Ebene · = -11.5°; 0; +11.5° betrachtet. Die Differenzintensitätsverteilungen berechnen sich als Summe zweier Terme gemäß % ayy obc , bp , q Mn obc , bp , q Mn obc , bp , qfhΦ obc , bp , qi (5.9) Die Linienprofile in Abb. 5.5 zeigen die Differenzintensitätsverteilung ayy 1bc , 3, % sowie deren Summanden, das Betragsquadrat des Streufeldes Mn obc , bp , q und den Interferenzterm Mn 1bc , N 3f]Φ 1bc , 3` jeweils für die drei Raumlagen der delta- 64 Linie und an der Stelle bp =0. Der Betrag des ungestreuten Feldes in der BFP wurde angenommen als Mn 1 und erscheint daher nicht im Interferenzterm. Das Streufeld lautet Mn obc , bp , q ∝ M M âf hobk obc , bp , q b$ qâ/2iQ ËÌ ors ,rw ,»q (5.10) mit Phase Φ obc , bp , q bc c bc c ob obc , bp q b$ q , wobei b obc , bp q A/% ob % bc% bp% q . Für die Notation in Gl. (5.9) wurde berücksichtigt, dass der Betrag des Streufeldes in der vorgenommenen Näherung rein von der Rotation, die Phase des Streufeldes hingegen rein von der Translation abhängt. Die Parameter wurden folgendermaßen gesetzt: Anregungsamplitude M 1, Antwortamplitude M 0.05, b 2j/ mit 1, Länge â 3 und Wellenzahl der einfallenden ebenen Welle b$ b. Abb. 5.5 Differenzintensitätsverteilungen ayy obc , bp , q in der BFP für einen dünnen Zylinder, der bei drei unterschiedlichen Orientierungen in die xz-Ebene mit · um c (in Einheiten von 0.1) ausgelenkt ist. Der Zylinder wurde als delta-Linie (mit Länge L) beschrieben. In jeder Reihe sind jeweils die Lage der delta-Linie im Koordinatensystemsystem, ayy obc , bp , q und Linienprofile dargestellt. Aus den Differenzintensitätsverteilungen in Abb. 5.5 geht hervor, dass eine Auslenkung der delta-Linie in x-Richtung eine Modulation in kx-Richtung bewirkt, wie aus Gl. (5.9) aufgrund des Interferenzterms zu erwarten ist. Zusätzlich kann man feststellen, dass bei einer Winkelauslenkung · der delta-Linie die Modulation in kx-Richtung versetzt. Es gilt jedoch herauszustellen, dass der Interferenzterm sich aus zwei Komponenten zusammensetzt. Da sind zum einen der Sinusterm, welcher die phasenbedingte Modulation bewirkt, und zum anderen der Betrag des Streufeldes, welcher den Sinusterm gewichtet. In dem vorliegenden Fall, bei dem die delta-Linie in die xz-Ebene orientiert und um c ausgelenkt ist, wird der Sinusterm asymmetrisch gewichtet. Insofern liegt eine 65 5 Tracking von Nanorods Kopplung zwischen Rotaion und Translation vor. Es liegt hingegen keine Kopplung vor, falls bei einer Orientierung in die xz-Ebene die Auslenkung in y-Richtung ist (Abb. 5.6). Abb. 5.6 Differenzintensitätsverteilung ayy obc , bp , q in der BFP für einen dünnen Zylinder, der bei einer Orientierung in die xz-Ebene mit · um p (in Einheiten von 0.1) ausgelenkt ist. Der Zylinder wurde als delta-Linie (mit Länge L) beschrieben. Es sind die Lage der delta-Linie im Koordinatensystemsystem, ayy obc , bp , q und Linienprofile dargestellt. Für eine allgemeinere Aussage lassen sich ein Orientierungsvektor definieren, der vom Schwerpunkt der delta-Linie zu deren Spitze zeigt, und ein weiterer 2D Vektor ,cp , der sich aus der Projektion von in die xy-Ebene ergibt. So kann man zusammenfassen, dass eine Kopplung von Orientierung und Auslenkung vorliegt, falls der Vektor oc , p q für eine Auslenkung der delta-Linie in der xy-Ebene nicht senkrecht auf den projizierten Richtungsvektor steht, also falls ,cp ∙ oc , p q 0 gilt. Eine solche Kopplung bewirkt, dass die phasenbedingte Modulation der Intensitätsverteilung nicht sinusförmig ist. Mit der starken Vereinfachung des vorliegenden Problems eines Nanorods in einem hochfokussierten Feld durch Annahme einer delta-Linie, die an einer entlang der optischen Achse propagierenden ebenen Welle streut, konnte ein Versatz der Modulation der Intensitätsverteilung in der BFP, welcher von der Orientierung des Streuers im Koordinatenursprung abhängt, erklärt werden. 5.1.2 BFP Intensitätsverteilungen von Nanorod in Laserfokus In diesem Abschnitt werden die numerischen Berechnungen mit einer Computersimulation vorgestellt. Es wurde die Vorwärtsstreuung eines hochfokussierten Laserstrahls an dielektrischen Zylindern im Rayleigh Gans-Regime (siehe Abschnitt 3.1.2) berechnet und daraus mit kohärenter Überlagerung von gestreutem und ungestreutem Feld die Intensitätsverteilung in der BFP der Detektionslinse. Die zur Berechnung angewendete Kombination aus Rayleigh-Gans Streutheorie und Fourier Optik wird ausführlich in Ref. [36, 136] beschrieben. Folgende Gegebenheiten wurden angenommen: ein vektorieller, hochfokussierter Gaußstrahl mit einer Vakuumwellenlänge von λ0=1064nm und eine numerische Apertur der Objektivlinse von NA=1.2 bei Wasserimmersion. Die hintere Brennebene der Objektivlinse wurde zweifach überstrahlt. Das einfallende Licht war linear x-polarisiert. Das Probenmedium war Wasser mit einem Brechungsindex von $ =1.33 (Wellenlänge in Wasser /$ =800nm). Die numerische Apertur der Detektionslinse war Ûð $ f1(3 1.2. Der Detektionsradius in der BFP der Detektionslinse war 66 somit etwa 0.9b, mit Wellenzahl b 2j/. Das entspricht einem maximalen Auffangwinkel von (=64.5°. Die berechnete BFP war als ein Array mit 33x33 Pixel diskretisiert, wobei nur diejenigen Pixel innerhalb einer Kreisfläche (wegen der kreisförmigen Apertur eines Objektivs) mit Pixelradius ≤ 16 Information enthielten. Des Weiteren wurde eine Wahrscheinlichkeitsdichteverteilung e13 der Raumlagen des Zylinders im Fokus angenommen. Mit dieser kann ein Maß dafür angegeben werden, wie relevant welcher Bereich im 5D Aufenthaltsvolumen des Nanorods ist. Somit ließ sich insbesondere der Parameterraum der Simulationen, welcher den Bereich der fünf Variablen definiert, sinnvoll eingrenzen. Die Wahrscheinlichkeitsdichteverteilung ist über alle Raumlagen integriert auf 1 normiert. Vernachlässigt man eine Kopplung von Translation und Rotation des Zylinders, ergibt sich die gesamte Wahrscheinlichkeitsdichteverteilung aus dem Produkt derjenigen von Positionen und Orientierungen. e13 e1 3eo¸ qe1· 3 (5.11) Unter Annahme linearer, optischer Rückstellkräfte für kleine Auslenkungen des Zylinders sind die Ortsauslenkungen gemäß Gl. (2.26) normalverteilt. Ebenso sei ein lineares Rückstellmoment für kleine Winkelauslenkung gegen die optische Achse angenommen. Damit ist die Koordinate · normalverteilt. Der Azimutwinkel des Zylinders sei hingegen (unter Näherung eines radialsymmetrischen Fokus) gleichverteilt. e1 3 ∏ e1· 3 A √%z« Q \9: 9 : \ 4 8 A Q : √/:« 13 (5.12) : (5.13) eo¸ q 1/12j3 (5.14) wobei ö = x, y, (z-z0) mit axialer Auslenkung z0 des Fallenzentrums vom Fokuszentrum, : s: sowie ¬ = ¬c , ¬p , ¬ und QK^1ë3 √ c mit ë . Á| 0 √: Unter Annahme kleiner Ortsauslenkungen und kleiner axialer Winkelauslenkung, sowie unter Berücksichtigung der Symmetrie wurde ein Parameterraum gewählt, wie in Tabelle 5.1 aufgelistet. Dies ergibt 6300 Zustände bzw. Raumlagen eines Zylinders mit Länge L, Durchmesser D und Brechungsindex ns im Fokusvolumen. 67 5 Tracking von Nanorods Koordinate Bereich Inkrement bx by bz bθ bФ -0.2 … 0.2µm -0.2 … 0.2µm -0.2 … 0.6µm 0 … 30° 0 … 90° dx = 0.1µm dy = 0.1µm dz = 0.1µm dθ = 10° dФ = 15° Anzahl Zustände 5 5 9 4 7 Tabelle 5.1 Parameterraum der Simulation mit Definitionsbereich der fünf Variablen, welche die Raumlage des Zylinders im Fokus bestimmen. Darüber hinaus wurden unterschiedliche Brechungsindizes, Zylinderlängen und Durchmesser variiert. Sofern nicht explizit erwähnt, wird stets auf einen Zylinder mit Länge L=0.8µm und Durchmesser D=0.1µm Bezug genommen. Die Intensitätsverteilung in der BFPDL lässt sich prinzipiell mit der Zweistrahlinterferenzformel gemäß Gl. (2.15) formulieren. Für typische Proben ist das gestreute Feld betraglich zwei bis drei Größenordnungen kleiner, als das ungestreute. Hieraus geht hervor, dass Änderungen bezüglich unterschiedlicher Raumlagen eines Streuers im Fokus nur eine schwache Modulation auf einem hohen Offset ausmachen. % Daher bietet es sich an, die Intensität a obc , bp q Mn obc , bp q des ungestreuten Feldes zu subtrahieren und somit eine Differenzintensitätsverteilung ayy obc , bp , q zu betrachten. % ayy obc , bp , q Mn obc , bp q Mn obc , bp , q a obc , bp q (5.15) Simulationsergebnisse In Abb. 5.7 sind berechnete Differenzintensitäten für einen Zylinder mit Länge L=0.8µm und Durchmesser D=0.1µm für unterschiedliche Raumlagen im Fokus dargestellt. Hieraus lassen sich einige wichtige Eigenschaften herauslesen. Im Gegensatz zum Fall eines Rayleighstreuers sind die Intensitätsmodulationen nicht über den ganzen Detektionsbereich ausgedehnt, sondern konzentrieren sich auf einen kleineren kreisförmigen Bereich. Ist der Zylinder nur ausgelenkt und nicht verkippt (Abb. 5.7a-d), ist also die lange Zylinderachse mit der optischen Achse parallel (· 0), so gleichen die Intensitätsmuster prinzipiell denen, wie sie für ein entsprechend ausgelenktes Bead bekannt sind. Für eine reine axiale Auslenkung (Abb. 5.7b) ist die Intensitätsverteilung radialsymmetrisch. Bei einer Auslenkung in eine laterale Richtung ergibt sich eine Modulation entlang der Auslenkrichtung. Der Schwerpunkt der Intensitätsmodulation ist zentral. Für den Fall hingegen, dass der Zylinder gegen die optische Achse verkippt ist (· ¦ 0), versetzt der Schwerpunkt der Intensitätsverteilung. Eine Definition des Schwerpunkts findet sich im Anhang 8.7. Der Schwerpunktversatz ist in kx-Richtung, falls ¸ =0 (siehe Abb. 5.8). Ist der Zylinder um einen Polarwinkel · und um einen Azimutwinkel ¸ ausgelenkt (Abb. 5.7e,f), so ist auch der Schwerpunkt der Intensitätsverteilung zusätzlich um den Winkel ¸ ausgelenkt. Weiter lässt sich feststellen, je größer die Winkelauslenkung · ist, desto weiter ist der Schwerpunktversatz. 68 Abb. 5.7 Berechnete Differenzintensitätsverteilungen aobc , bp , q in BFPDL für einen Zylinder mit Länge L=0.8µm und Durchmesser D=0.1µm bei unterschiedlichen Raumlagen oc , p , , · , ¸ q im Fokus. Die Farbkodierung (in a. u.) ist jeweils autoskaliert. Translationen sind in Einheiten von 0.1µm angegeben. a-d) Der Zylinder ist bei unterschiedlichen Auslenkungen parallel zur optischen Achse (entlang der z-Richtung) ausgerichtet. e) Der Zylinder ist um einen Polarwinkel · und um einen Azimutwinkel ¸ ausgelenkt. f) Der Zylinder ist sowohl translatorisch um c , als auch rotatorisch um · und ¸ ausgelenkt. In die Differenzintensitätsverteilungen e,f sind ein Schwerpunkt (SP), dessen Abstand vom Ursprung und dessen Winkelauslenkung von der kx-Achse eingezeichnet. In Abb. 5.8 sind weitere Differenzintensitäten für den simulierten Zylinder mit einer festen Orientierung in die xz-Ebene mit · =20° abgebildet. Der Schwerpunkt der Intensitätsmodulation ist in kx-Richtung versetzt. Für eine reine laterale Auslenkung des Zylinders liegt eine Modulation entlang der Achse vor, in die der Zylinder ausgelenkt wurde. Dies ist nicht mehr erfüllt für eine zusätzliche axiale Auslenkung des Zylinders außer für den Fall b=(1,0,2). Auf diesen Spezialfall wird weiter unten noch genauer eingegangen. In Abb. 5.9 sind weitere Differenzintensitäten für den simulierten Zylinder mit einer festen Orientierung mit · =20° und ¸ =45° abgebildet. Der Schwerpunkt der Intensitätsmodulation ist versetzt und um 45° gegen die kx-Richtung rotiert. Für eine reine laterale Auslenkung des Zylinders liegt eine Modulation entlang der Achse vor, in die der Zylinder ausgelenkt wurde. Dies ist nicht mehr erfüllt für eine zusätzliche axiale Auslenkung des Zylinders. 69 5 Tracking von Nanorods =0 bt=(0, 1, 0) ky 0.0 ky 0.0 0 0 0.5k -10 -0.5k Idiff(kx,ky) 0 ky 0.0 0.5 Idiff(kx,ky) 5 0 -5 bt=(1, 1, 2) bt=(0, 1, 2) bt=(1, 0, 2) -5 0.5k 0.5k 0.5k 0.5k bt=(0, 0, 2) 5 bt=(1, 1, 0) 5 -2 -5 10 kx 0.0 2 0.5 -0.5 -0.5 0 -0.5k Idiff(kx,ky) kx 0.0 5 0.5 kx 0.0 -0.5k Idiff(kx,ky) -0.5 0.5 kx 0.0 -0.5k Idiff(kx,ky) -0.5 bt=(1, 0, 0) 0.5 -5 -5 ky 0.0 ky 0.0 -0.5 0 bt=(0, 0, 0) -0.5k Idiff(kx,ky) kx 0.0 0.5 5 -5 0.5k 0.5k ky 0.0 -0.5 0 -0.1 -0.5k Idiff(kx,ky) kx 0.0 0.5 0.5k 0.0 ky 0.0 5 0.1 kx 0.0 -0.5k Idiff(kx,ky) -0.5 0.5 -0.5 -0.5k ky 0.0 kx 0.0 =20°, Abb. 5.8 Berechnete Differenzintensitätsverteilungen aobc , bp , q in BFPDL für einen Zylinder (L=0.8µm, D=0.1µm) mit fester Orientierung · =20°, ¸ =0 bei unterschiedlichen Auslenkungen oc , p , q relativ zum Fokuszentrum. Die Farbkodierung (in a. u.) ist jeweils autoskaliert. Translationen sind in Einheiten von 0.1µm angegeben. Die Verteilungen in der oberen Reihe sind ohne ( =0), die in der unteren Reihe mit axialer Auslenkung ( =0.2µm). =45 -0.5 0 kx 0.0 bt=(1, 0, 0) bt=(0, 1, 0) ky 0.0 ky 0.0 -5 bt=(1, 0, 2) -0.5 0 Idiff(kx,ky) 10 5 0 -5 -10 -0.5k Idiff(kx,ky) 0 -10 bt=(0, 1, 2) 0.5 b1.0_1.0_0.0_45_20 t=(1, 1, 0) 10 kx 0.0 -0.5 5 0.5 0.5k 0.5k -5 -0.5k Idiff(kx,ky) kx 0.0 kx 0.0 0 0.5 0.5k -0.5 5 bt=(0, 0, 2) -0.5k Idiff(kx,ky) ky 0.0 0.5k -5 ky 0.0 0.5 -0.5k 5 bt=(0, 0, 0) -0.5k Idiff(kx,ky) ky 0.0 0.5 Idiff(kx,ky) 10 -0.5 0.5k 0.5k -5 0.5 0 kx 0.0 0 ky 0.0 -10 0.5k 5 -0.1 -0.5k Idiff(kx,ky) -0.5 0.5 kx 0.0 0.0 ky 0.0 0.5k 0.1 kx 0.0 -0.5k Idiff(kx,ky) -0.5 0.5 -0.5 -0.5k ky 0.0 kx 0.0 =20°, bt=(1, 1, 2) Abb. 5.9 Berechnete Differenzintensitätsverteilungen aobc , bp , q in BFPDL für einen Zylinder (L=0.8µm, D=0.1µm) mit fester Orientierung · =20°, ¸ =45° bei unterschiedlichen Auslenkungen oc , p , q relativ zum Fokuszentrum. Die Farbkodierung (in a. u.) ist jeweils autoskaliert. Translationen sind in Einheiten von 0.1µm angegeben. Die Verteilungen in der oberen Reihe sind ohne ( =0), die in der unteren Reihe mit axialer Auslenkung ( =0.2µm). Es stellte sich heraus, dass insbesondere eine Kombination von axialer Ortsauslenkung in Kombination mit einer Winkelauslenkung zu einer Kopplung der Signale führt. Abb. 5.10 zeigt Differenzintensitäten in der BFP für einen Zylinder, der sowohl axial ausgelenkt, als 70 auch um bѲ = 20° gegen die optische Achse in die xz-Ebene verkippt ist. Der Zylinder ist nicht in y-Richtung ausgelenkt. Die betrachteten Auslenkungen in x-Richtung sind bx = -0.1 µm, 0 und 0.1 µm. In allen drei Fällen liegt eine Modulation in kx-Richtung vor. Die Projektionen der Intensitätsverteilungen auf die kx-Achse sind dargestellt. a) e) Parameter bx - 0.1µm 0.1µm 0 0.05 z 0.00 x -0.05 -0.5 kx 0.0 0 0.5k -10 d) 0.5 5 0 -5 0.0_0.0_2.0_0_20 bx =0 -0.5k Idiff(kx,ky) ky 0.0 0.5 -0.5 ky 0.0 Idiff(kx,ky) 2 0 kx 0.0 -0.5 10 bx = - 0.1µm -0.5k Idiff(kx,ky) 0.5 -2 0.5k c) 0.5 -0.5 ky 0.0 kx 0.0 -0.5k 0.0 0.5k b) kxc by =Ikx_1_2_4_0_20 0, bz = 0.2µm, Ikx_2_2_4_0_20 bθ =Ikx_3_2_4_0_20 20°, bφ = 0 -0.10 bx1.0_0.0_2.0_0_20 = 0.1µm Abb. 5.10 Kopplung des Sx Signals mit einer Winkelauslenkung des Zylinder in die xzEbene bei zusätzlicher axialer Auslenkung. a) Skizze des Zylinders im Fokus mit angedeuteter Intensitätsverteilung des Fokus. b,c,d) Differenzintensitätsverteilungen aobc , bp , q mit Raumlage des Zylinders 1c , 0,0.2μ+, 20°, 03 für drei unterschiedliche Auslenkungen c . e) dazugehörige Projektionen a1bc 3. Der mit Schwellwertverfahren berechnete Schwerpunkt bc und die Grenzen der lokalen QPD sind eingezeichnet. Die Differenzintensitätsverteilung für einen Zylinder, der ausschließlich axial ausgelenkt und in die xz-Ebene verkippt ist (Abb. 5.10c) zeigt eine Modulation in kx-Richtung, wie sie sonst typisch für eine Auslenkung des Zylinders in -x-Richtung ist (Abb. 5.10b). Das Sx Signal gibt eine vermeintliche Auslenkung in -x-Richtung an. Dies lässt sich geometrisch erklären. Gewichtet man den Zylinder mit der Intensitätsverteilung im Fokus, wie in Abb. 5.10a, bleibt im Wesentlichen ein Streuer übrig, dessen Schwerpunkt in -x-Richtung ausgelenkt ist. Ist der Zylinder zusätzlich in -x-Richtung ausgelenkt, so überlagert die daraus resultierende kx-Intensitätsmodulation in der BFP mit der kxIntensitätsmodulation durch die axiale Auslenkung des Zylinders und dessen Winkelauslenkung in die xy-Ebene. Die gesamte daraus resultierende kxIntensitätsmodulation ist verstärkt. Die Überlagerung ist entsprechend einer Auslenkung in –x- bzw. +x-Richtung konstruktiv bzw. destruktiv, wie es in Abb. 5.10e anhand von Projektionen ayy 1bc , 3 zu erkennen ist. Es kann festgestellt werden, dass die Differenzintensitätsverteilungen unterschiedlicher Raumlagen, wie etwa die in Abb. 5.10c und d, sehr ähnlich sein können, was eine Signalauswertung, die orthogonale Signale 71 5 Tracking von Nanorods liefern soll, sehr schwierig macht. Insbesondere, ist zu bedenken, dass unter experimentellen Bedingungen noch Abweichungen vorhanden sein können. Abb. 5.11 zeigt Differenzintensitätsverteilungen ayy obc , bp , q dreier Zylinder mit unterschiedlichen Aspektverhältnissen a = L/D = 1; 4; 8 bei gleicher Raumlage b = (0.1µm, 0, 0, 30°, 165°) und einem festen Zylinderdurchmesser D = 0.1µm. Aus einem Vergleich der Bilder lassen sich zwei Zusammenhänge erkennen. Erstens, der kreisförmige Bereich innerhalb des Detektionsbereichs auf den sich die Intensitätsmodulation (im Folgenden Modulationsfläche MF genannt) konzentriert, ist am kleinsten für den Zylinder mit dem größtem Aspektverhältnis a = 8. Die Größe der MF nimmt mit kleinerem Aspektverhältnis zu. Für ein Aspektverhältnis von a = 1 erstreckt sich die Intensitätsmodulation über den gesamten Detektionsbereich. Zweitens, der Bereich der Intensitätsmodulation ist am stärksten vom Zentrum der kx-ky Ebene ausgelenkt für den Zylinder mit a = 8. Die Auslenkung nimmt ab mit kleinerem Aspektverhältnis. Abb. 5.11 Einfluss des Zylinder Aspektverhältnisses auf die Differenzintensitätsverteilung in der BFPDL. a=L/D=1, 4, 8 Beides kann damit erklärt werden, dass je kleiner das Aspektverhältnis eines Zylinders ist, desto ähnlicher wird dessen Geometrie derjenigen einer Kugel und desto weniger stark ist in Folge der Einfluss einer Orientierung. Wie weiter oben festgestellt, ist die Auslenkung der MF durch den Polarwinkel des Zylinders beeinflusst. Weiterhin wurde festgestellt (ohne Abb.), dass der Radius der MF deutlich wächst mit kleinerem Zylinderdurchmesser. Beispielsweise ist der Radius der MF eines Zylinders mit D=0.1µm und Aspektverhältnis a = 4, wie in Abb. 5.11b, etwa so groß wie der eines Zylinders mit D = 0.02 µm und a = 20. Die festgestellten Auswirkungen unterschiedlicher Raumlagen eines Nanorods im Fokus auf die Intensitätsverteilung in der BFPDL können dazu verwendet werden Orientierungsund Positionsignale zu bestimmen, die das 5D Tracking eines Nanorods ermöglichen. Im nächsten Abschnitt wird eine Methode zum Tracking eines Nanorods vorgestellt, die auf der Annahme beruht, dass 1. die Auslenkung des Nanorods relativ zum Fokuszentrum 72 gegeben ist durch eine sinusförmige Modulation der Intensitätsverteilung und 2. die Orientierung eines Nanorods gegeben ist durch einen Schwerpunkt der Intensitätsmodulation, welcher proportional zu · versetzt und um ¸ gegen die kxRichtung rotiert ist. 5.1.3 Algorithmus zur Signalbestimmung Mit dem Ziel die Auslenkungen und Winkelauslenkungen eines Nanorods aus linearen und orthogonalen Signalen gemäß ∝ ~ berechnen zu können, wird in diesem Abschnitt ein Algorithmus zur Signalbestimmung vorgeschlagen. Im Wesentlichen beruht die neue Methode zur Bestimmung der fünf Signale Sx, Sy, Sz und SѲ und SФ auf der Auswertung einer „lokalen QPD“, die im Folgenden eingeführt wird, siehe Abb. 5.12. Die lokale QPD ist eine Kreisfläche mit Radius r innerhalb des Detektionsbereichs in der BFPDL mit Radius R = k0 NADL und besteht aus vier Quadranten, die entsprechend der Achsen des kxky-Koordinatensystems ausgerichtet sind. Die Fläche der lokalen QPD deckt sich mit der, auf die sich die Modulation der Intensitätverteilung konzentriert. Das Zentrum der lokalen QPD liegt im Schwerpunkt der betrachteten Intensitätsverteilung in der BFPDL. Der Algorithmus zur Signalbestimmung beinhaltet die folgenden sechs Schritte - Bilden der Differenzintensität durch Subtraktion der Intensität des leeren Fokus Betrag nehmen Schwellwertverfahren Berechnen des Schwerpunkts kc = (kxc, kyc) der Intensitätsverteilung. Daraus können die Orientierungssignale bestimmt werden. Festlegen der lokalen QPD, durch Multiplikation mit einer Kreisblende, deren Zentrum gleich der Schwerpunktposition kc ist. Bestimmen der Positionssignale, aus der Intensitätsverteilung auf der lokalen QPD. Abb. 5.12 Signalbestimmung mit lokaler QPD. a) berechnete Differenzintensität in BFPDL vs. kx und ky für einen Zylinder mit Länge L = 0.8 µm, Durchmesser D = 0.1 µm und Raumlagevektor b = (0.1 µm, 0, 0, 165 °, 30 °). b) Schema zur Auswertung der BFPIntensitätsverteilung mit lokaler QPD am Ort des Schwerpunkts (kxc,kyc) der Intensitätsverteilung, Aperturradien r und rz. 73 5 Tracking von Nanorods Um die Position der lokalen QPD zu bestimmen, wird der Schwerpunktvektor obc , bp q der BFP-Intensitätsverteilung berechnet. Eine genaue Beschreibung findet sich im Anhang, s. 8.7. Aus dem berechneten Schwerpunktvektor in der kxky-Ebene können die Orientierungssignale extrahiert werden. ~· obc , bp q (5.16) ~¸ ∢1 , rc 3 K ] ∙ rc /| |` (5.17) Das ~· Signal bezüglich des Polarwinkels · des Nanorods im Fokus ist gleich dem Betrag des Schwerpunktvektors . Das ~¸ Signal bezüglich des Azimutwinkels ¸ ist direkt der Winkel zwischen dem Schwerpunktvektor und dem Einheitsvektor rc 11,03 in kx-Richtung. Die Positionssignale ~$ 13, mit m = x, y, z werden berechnet durch Integration der BFPIntensitätsverteilung über Flächen, welche durch Filterfunktionen [n$ obc , bp q festgelegt sind. ~$ 13 aobc , bp , q [n$ obc , bp qIbc Ibp (5.18) Diese Filterfunktionen [n$ obc , bp q lauten } obc , bp , K, bc , bp q]1 2Θ1bc , bc 3` [nc obc , bp q (5.19) } obc , bp , K, bc , bp qh1 2Θobp , bp qi [np obc , bp q (5.20) } obc , bp , K , bc , bp q [n obc , bp q (5.21) } obc , bp , K, bc , bp q eine spatiale Filterfunktion definiert, die physikalisch eine wobei Kreisblende mit Radius r und Mittelpunkt obc , bp q in der BFP beschreibt, gewissermaßen eine circ-Funktion. } obc , bp , K, bc , bp q 1, 1bc bc 3% obp bp q ® K 0, 6 % (5.22) Mit Hilfe der 1D Stufenfunktion 1, bc bc Θ1bc , bc 3 ? 0, 6 (5.23) kann letztlich eine linke und rechte bzw. obere und unter Hälfte der lokalen QPD selektiert werden für das ~c bzw. ~p Signal. 74 Die Aperturradien für die laterale und axiale Positionsbestimmung sind unterschiedlich. Typischerweise ist K Ý K. Somit werden die Positionssignale eines Nanorods aus Differenzsignalen für die lateralen Richtungen und einem Summensignal für die axiale Richtung extrahiert, wie solche eines Beads. Jedoch wird hier eine lokale QPD verwendet, deren Position die Information der Zylinderorientierung enthält. Darüber hinaus ist der Radius K ≡ K1, 3 der Apertur der lokalen QPD abhängig von erstens dem Aspektverhältnis a = L/D des Zylinders und zweitens von dem Durchmesser D des Zylinders. Um aus den Signalen schließlich (Winkel-)Auslenkungen ~ / mit f _, l, , , ¼ berechnen zu können, müssen Kalibrationskonstanten bestimmt werden. Fazit Dieses verallgemeinerte Verfahren kann prinzipiell sowohl zum Tracking für Beads, als auch für Partikel mit zylindrischer Geometrie, wie etwa Nanorods, Ellipsoide oder stäbchenförmige Bakterien, angewendet werden. 75 5 Tracking von Nanorods 5.1.4 Ergebnisse In diesem Abschnitt werden die berechneten Positions- und Orientierungssignale überblicksweise dargestellt und beschrieben. Es sei daran erinnert, dass jedes der fünf Signale eine Funktion von fünf Variablen ist und aus einer 2D Intensitätsverteilung extrahiert wird. Nachdem sich fünf dimensionale Abhängigkeiten schwer darstellen lassen und für den betrachteten Parameterraum eine große Anzahl an Kombinationen vorliegt, mussten einzelne Exempel ausgewählt werden, um wichtige Zusammenhänge aufzuzeigen. Insbesondere sind orthogonale Signalfunktionen erwünscht, also solche die nur von einer Koordinate abhängen und unabhängig von allen anderen sind. Durch die systematische Selektion lassen sich folgende Fragen beantworten: Wie verhält sich die Orthogonalität und Linearität bzw. welche Zusammenhänge bestehen bei - lateralen und axialen Positionssignalen bei reiner Translation (keine Winkelauslenkung des Zylinders)? Orientierungssignalen bei reiner Winkelauslenkung (keine Translation des Zylinders)? lateralen Positionssignalen und Polarwinkelsignalen für laterale Translationen und Winkelauslenkungen gegen die optische Achse für einen Zylinder, mit und ohne axialer Auslenkung vom Fokuszentrum? axialen Positionssignalen und Polarwinkelsignalen für axiale Translationen und Winkelauslenkungen gegen die optische Achse für einen Zylinder, mit und ohne lateraler Auslenkung vom Fokuszentrum? lateralen Positionssignalen und Azimutwinkelsignalen für laterale Translationen vom azimutalen Winkelauslenkungen des Zylinders, mit und ohne axialer Auslenkung vom Fokuszentrum? axialen Positionssignalen und Azimutwinkelsignalen für axiale Translationen von azimutalen Winkelauslenkungen des Zylinders, mit und ohne lateraler Auslenkung vom Fokuszentrum? lateralen und axialen Positionssignalen für laterale und axiale Translationen bei unterschiedlichen Polarwinkeln? lateralen Positionssignalen für laterale und axiale Translationen bei unterschiedlichen Azimutwinkeln und festem Polarwinkel? In Abb. 5.13a sind die Positionssignale ~_ und ~ in Form von Isolinien als Funktion der Zylinderposition in der xy-Ebene mit by=0 dargestellt. Der Zylinder ist entlang der optischen Achse ausgerichtet. Die graue Einfärbung markiert die Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte im Fangvolumen. Die Positionssignale ~_ und ~ sind innerhalb des Fangvolumens in guter Näherung linear und orthogonal. In Abb. 5.13b sind die Orientierungssignale SѲ und SФ als Funktion der Winkelauslenkungen gezeigt. Der Zylinderschwerpunkt befindet sich im Fokuszentrum. Die Orientierungssignale sind innerhalb des Fangvolumens in guter Näherung linear und orthogonal. 76 a) b) bxX 0.4 15 SФ(bФ,bѲ) SѲ(bФ,bѲ) 80 80 ° 70 60 60 50 40 40 30 20 20 0 10 1 theta 20 10 15 20 25 30 ° 0.0 z 0.2 bθ 10 0.6µm bphiФ Sx(bx,bz) Sz(bx,bz) @ by = bФ = bθ = 0 5 bZ 0 0.2 0.5 0.0 -1 -0.5 -0.2µm 6 5 4 3 @ bt = 0 Abb. 5.13 Positions- und Orientierungssignale von Zylinder in Fokus. Eine Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichteverteilung ist farbkodiert in Grauwerten. a) Isolinien (in a.u.) des ~c 1c , 3 und ~ 1c , 3 Signals eines Zylinder, der nicht in y-Richtung ausgelenkt ist und dessen lange Achse parallel zur optischen Achse steht. b) Isolinien des ~· o· , ¸ q und ~¸ o· , ¸ q Signals eines Zylinders, mit Schwerpunkt im Fokuszentrum. Die Darstellung beginnt mit dem kleinsten berechneten Auslenkwinkel · = 10°, da für · =0 kein Azimutwinkel ¸ definiert. In Abb. 5.14a,b sind die lateralen Positionssignale ~_ o, _ q und Polarwinkelsignale ~ o , _ q gezeigt. Der Zylinder ist nicht in y-Richtung ausgelenkt. Der Azimutwinkel ist null. Ohne axiale Zylinderauslenkung fächern die für kleine Polarwinkel horizontalen ~_ Isolinien mit größer werdenden Polarwinkeln auseinander. Mit axialer Auslenkung ( =0.2µm) sind die ~_ Isolinien zudem geneigt. Die SѲ Isolinien sind ohne und mit axialer Zylinderauslenkung im Wesentlichen vertikal, aber durch die x-Position des Zylinders beeinflusst. In Abb. 5.14c,d sind die axialen Positionssignale ~o, q und Polarwinkelsignale ~ o , q gezeigt. Der Zylinder ist nicht in y-Richtung ausgelenkt. Der Azimutwinkel ist null. Die ~ und ~ Isolinien bilden ohne und mit lateraler Zylinderauslenkung ein annähernd rechtwinkliges Gitter, welches aber unregelmäßig gestört ist. 77 5 Tracking von Nanorods a) b) bbθθ -1 bx bx @ by = bФ = 0 1 0 @ bz = 0.2µm d) 20 30 ° bbθθ 6 10 0 4 10 15 6 bz bz 0.2 0.2 0.4 0.6 µm 6 4 2 Sθ(b θ, bz) Sz(b θ, bz) @ by = bФ = 0 0.6 µm 0.4 bz 10 @ bx = 0 30 ° 5 5 bz 20 0 0.0 0.0 0 2 10 -0.2 -0.2 bbθθ 0 -1 30 ° 0.5 @ bz = 0 c) 20 -0.5 0.2 µm 0.1 bx 0.0 0 0.5 0.2 µm 0.1 bx 10 2 6 2 Sx(bθ, bx) Sθ(bθ, bx) 0 6 30 ° 4 20 -0.1 -0.2 10 0.0 0 4 -0.1 -0.2 bbθθ 20 @ bx = 0.1µm Abb. 5.14 Kopplung des ~c bzw. ~ und des ~· Signals mit Ortsauslenkung und axialer Winkelauslenkung. a, b) Isolinien (in a.u.) der Positions- und Orientierungssignale ~_ 1 , _ 3 und ~ 1 , _ 3 ohne und mit axialer Auslenkung. c, d) Isolinien (in a.u.) der Positions- und Orientierungssignale ~ 1· , 3 und ~· 1· , 3 ohne und mit lateraler Auslenkung. In Abb. 5.15a,b sind die lateralen Positionssignale ~c o¸ , c q und Azimutwinkelsignale ~¸ o¸ , c q gezeigt. Der Zylinder ist nicht in y-Richtung ausgelenkt. Der Polarwinkel ist · =20°. Ohne axiale Zylinderauslenkung sind die ~c Signale in guter Näherung orthogonal und linear. Mit axialer Auslenkung ( =0.2µm) neigen sich die ~c Isolinien gegen die Horizontale. Die ~¸ Isolinien sind ohne und mit axialer Zylinderauslenkung im Wesentlichen vertikal, aber durch die x-Position des Zylinders beeinflusst. In Abb. 5.15c,d sind die axialen Positionssignale ~ o¸ , q und Azimutwinkelsignale ~¸ o¸ , q gezeigt. Der Zylinder ist nicht in y-Richtung ausgelenkt. Der Polarwinkel ist · =20°. Ohne laterale und bei kleiner axialer Zylinderauslenkung ist ~ in guter Näherung konstant unter Änderung des Azimutwinkels. Dies gilt nicht mehr für größere axiale Auslenkungen und in Kombination mit einer lateralen Auslenkung. Die SФ Signale sind in guter Näherung linear und orthogonal ohne laterale Zylinderauslenkung. Mit lateraler Auslenkung (c =0.1µm) sind die ~¸ Isolinien im Wesentlichen noch vertikal, aber durch die z-Position des Zylinders deutlich beeinflusst. 78 1 SФ(bФ, bz) Sz(bФ, bz) 60 80 ° d) 0 20 40 20 10 0.6 µm 60 15 0.4 60 50 0.6 µm @ bx = 0 70 60 10 20 40 bz 0.2 bz 40 80 70 30 20 10 0.4 15 20 50 50 0.0 0.0 bz 0.2 10 80 ° 5 5 bz 60 0 30 0 bφ bФ 80 40 70 20 30 0 @ by = 0, bѲ = 20° -0.2 -0.2 0 -1 -0.5 80 ° @ bz = 0.2µm bφ c) 60 0.5 @ bz = 0 bФ 40 80 bx 20 80 30 20 70 60 0.2 µm 0.1 bx 20 0.2 µm 0.1 50 0 0.5 0 40 0.0 10 -1 -0.5 bbφФ b) 80 ° 10 60 -0.1 -0.2 40 90 -0.1 -0.2 20 40 bx 0 @ by = 0, bѲ = 20° 0.0 bφbФ a) bx Sx(bФ, bx) SФ(bФ, bx) @ bx = 0.1µm Abb. 5.15 Kopplung des ~c bzw. ~ und des ~¸ Signals mit Ortsauslenkung und lateraler Winkelauslenkung. a, b) Isolinien (in a.u.) der Positions- und Orientierungssignale ~c o¸ , c q und ~¸ o¸ , c q ohne und mit axialer Auslenkung. c, d) Isolinien (in a.u.) der Positions- und Orientierungssignale ~ o¸ , q und ~¸ o¸ , q ohne und mit lateraler Auslenkung. Abb. 5.16 zeigt ~_ o_ , q und ~o_, q Signale in Abhängigkeit der Zylinderposition in der xz-Ebene für verschiedene Polarwinkel · . Der Zylinder ist nicht in y-Richtung ausgelenkt. Der Azimutwinkel ist null. Die ~_ Isolinien sind jeweils in allen drei Fällen geneigt. Der Neigungswinkel nimmt mit steigendem Polarwinkel zu. Näherungsweise lässt sich dieser Zusammenhang der Kopplung des ~ Signals beschreiben mit ~c ~ f1 · · 3, wobei 1 Ý · Ý 2. Die ~ Isolinien für einen Polarwinkel von · =10° sind gekrümmt, für größere Polarwinkel sind sie deutlich gegen die Horizontale geneigt. 79 5 Tracking von Nanorods a) b) c) bx 0.2 -0.2µm 0.0 0.2 0 0 5 -0. 0.0 -0.2µm 0.2 0.5 0 -1 0.0 bxx 0.0 -5 1 0.5 -1 0 0.0 0.0 -0.2µm bx Sx(bx,bz) Sz(bx,bz) @ b y = bФ = 0 0 15 0.6µm 0.6µm 5 -0. @ bθ = 10° 0.4 0.4 0.4 10 20 5 5 -1. 15 bz 5 10 15 0.6µm bz z 0.2 z 0.2 10 z 0.2 -1 bz @ bθ = 20° @ bθ = 30° Abb. 5.16 Kopplung des ~c und des ~ Signals mit Ortsauslenkung bei axialer Winkelauslenkung. Isolinien (in a.u.) des ~c 1c , 3 und ~ 1c , 3 Signals für unterschiedliche Auslenkwinkel · . Eine Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichteverteilung eoc , p qe1· 3 ist farbkodiert in Grauwerten. In Abb. 5.17 sind Isolinien ~c 1c , 3=0 für unterschiedliche Azimutwinkel ¸ dargestellt. Der Zylinder ist nicht in y-Richtung ausgelenkt. Der Polarwinkel ist · =20°. Für den Azimutwinkel ¸ =90°, der Zylinder ist in die yz-Ebene verkippt, ist die ~c Isolinie vertikal. Für kleinere Azimutwinkel sind die Isolinien gegen die Vertikale geneigt, wobei der Neigungswinkel für kleinere Azimutwinkel größer wird. Für ¸ =0°, der Zylinder ist in die xz-Ebene verkippt, ist die ~_ Isolinie maximal geneigt. Alle ~_ Isolinien schneiden sich in c = =0. Diese Abhängigkeit des ~c Signals lässt sich näherungsweise beschreiben, als ~c ~ f1 3 mit Neigungswinkel ¸ o90° ¸ q, wobei 0.23 Ý ¸ Ý 0.3. -0.2µm bx x 0.0 0.2 @ by = 0, bѲ = 20° z 0.2 0.0 Sx(bx,bz) = 0 0.6µm 0.4 bz Parameter bФ 90° 60° 45° 30° 0° Abb. 5.17 Kopplung des ~c Signals mit Ortsauslenkung und azimutaler Winkelauslenkung. Isolinien der Positionssignale ~c 1c , 3 eines Zylinder, der um =20° gegen die optische Achse verkippt ist, mit Parameter ¼ . Die Ergebnisse der Signalauswertung zeigen, dass sich die Orientierung eines Zylinders tracken lässt. Die Orientierungssignale sind für einen Zylinder mit Schwerpunkt im Fokuszentrum in guter Näherung linear und orthogonal. Ein Mindestfehler Δ· der axialen Winkelauslenkung lässt sich abschätzen aus der projizierten Breite den eine ~· 80 Isolinie einnimmt, wenn über · aufgetragen ist. So erhält man aus Abb. 5.13b etwa ein Δ· = ±0.5° für ¸ = 0…90° und =0. Ebenso ergibt sich ein Fehler Δ¸ = ±1° für · = 10…30°. Für einen ausgelenkten Zylinder hingegen sind die Orientierungssignale von der Position beeinflusst. Es ergibt sich ein positionsabhängiger Fehler. Größenordnungsmäßig lässt sich ein Fehler von etwa Δ· = ±3° ablesen, betrachtet man etwa exemplarisch die Isolinie ~· 1· , 3=2 in Abb. 5.14c. Bei der Bestimmung des Azimutwinkels ist der Fehler davon abhängig, ob neben einer axialen eine laterale Ortsauslenkung vorliegt. Gegenüber axialer Auslenkung ohne laterale Auslenkung ist der Fehler Δ¸ = ±1° für · =20°. Hingegen ist Δ¸ = ±4°, falls c =0.1µm, vgl. Abb. 5.15c,d. Die Positionssignale sind für einen Zylinder, der parallel zur optischen Achse ausgerichtet ist und bis zu einer axialen Auslenkung von etwa 0.4µm in guter Näherung linear und orthogonal. Hier liegt die Fehlerbreite lateral und axial etwa bei Δc =±5nm und Δ =±10nm. Für noch größere axiale Auslenkungen in Strahlausbreitungsrichtung steigt die Fehlerbreite stark auf Δc =±12nm und Δ =±50nm an. Ohne axiale Auslenkung ist die Kopplung der lateralen Positionssignale bzgl. einer kleinen Winkelauslenkung · <15° gegen die optische Achse gering. Kommt eine axiale Auslenkung des Zylinders hinzu, so liegt eine starke Kopplung bzgl. · vor. Ebenso ist die Kopplung der lateralen Positionssignale mit dem Azimutwinkel klein ohne axiale Auslenkung und stark in Kombination mit axialer Auslenkung. Des Weiteren sind die lateralen Positionssignale gegenüber einer axialen Auslenkung in Kombination mit einer Winkelauslenkung gegen die optische Achse gekoppelt. Die Kopplungstärke wächst mit zunehmenden · . Das axiale Positionssignal für einen Zylinder, der gegen die optische Achse verkippt ist, ist gekoppelt bzgl. der Winkelauslenkungen. Die Kopplung bzgl. der lateralen Auslenkung wächst mit zunehmendem Winkel gegen die optische Achse. 5.1.5 Diskussion und Ausblick Die bisherige BFP Interferometrie mit drei Positionssignalen einer bzw. zweier Quadrantenphotodioden oder eines positionsempfindlichen Sensors zur Bestimmung einer Ortsauslenkung wurde sowohl zum Tracken von Beads, als auch in ganz neuerlichen Studien von Nanorods, verwendet. Wie bereits Kress et al. [136] zeigen konnten werden die Positionssignale jedoch durch eine Winkelauslenkung eines zylindrischen Partikels beeinflusst und es ergeben sich Fehler bei der Bestimmung von Translationen. Die von der Orientierung abhängigen Kopplungen der Positionssignale wurden entweder vernachlässigt [30, 76, 107, 141] oder in einer Weise berücksichtigt, um durch Korrelationsanalysen quantitativ Rotationen und Drehmomente zu bestimmen [84, 138, 139]. In keiner der Studien hingegen konnten Polar- und Azimutwinkel als vierte und fünfte Koordinaten zeitlich aufgelöst bestimmt werden. Nur außerhalb von Experimenten mit optischen Pinzetten ist eine Bestimmung der 5D Raumlage bekannt, welche aber auf holographischer Videomikroskopie basiert und damit in ihrer zeitlichen Auflösung beschränkt ist [131, 132]. Die vorgestellte, neue, verallgemeinerte Methode der BFP Interferometrie kann zur Positionsbestimmung sphärischer Partikel verwendet werden und liefert zudem die erweiterte Möglichkeit beides die Position und die Orientierung von zylindrischen Partikeln zu tracken. Jedoch sind weiterhin eine Kombination von Orts- und Winkelauslenkung problematisch und wirken sich in einer Kopplung der Raumlagesignale aus, was zu Fehlern bei der Bestimmung der Raumlage führt. Prinzipiell wächst der Fehler mit der Winkelauslenkung · der langen Zylinderachse zur optischen Achse, und in Kombination mit einer Auslenkung in zRichtung. Vorteilhafterweise wirkt gegenüber einer solchen Winkelauslenkung ein 81 5 Tracking von Nanorods Rückstellmoment [39] durch die optischen Kräfte in der Falle, was große Winkelauslenkungen weniger wahrscheinlich macht. Jedoch gibt es hier ein stark von den Dimensionen des Zylinders abhängiges Verhalten [93, 96]. Weiterhin können Fehler in Abhängigkeit der Orientierung angegeben werden. Die typischerweise aufgrund des Strahlungsdrucks vorliegende Fangposition in z0>0 könnte im Experiment etwa mit einem zur optischen Falle gegenläufigen zweiten Laserstrahl kompensiert werden. Das Verfahren ist insbesondere geeignet für zylindrische Partikel mit hohem Aspektverhältnis, bei denen der Einfluss einer Orientierung auf das Streuverhalten groß ist. In Anlehnung an die Auswertung der berechneten Intensitätsverteilungen in Arrays von nur 33 Pixeln Kantenlänge, kann für eine experimentelle Umsetzung mit dem Bestreben hoher zeitlicher Auflösung beim Tracking ein Detektor in Form eines 32x32 Pixel Arrays vorgeschlagen werden. Im Unterschied zur Videomikroskopie ist keine große Pixelzahl notwendig. Beispielsweise könnte ein eingeschränkter Pixelbereich (region of interest) einer gewöhnlichen Kamera verwendet werden und/oder zusammenhängende Pixel im Verbund ausgelesen werden (binning). Alternativ und insbesondere interessant bei NIR Laseranwendung sind InGaAs Sensoren, welche eine höhere Sensitivität in diesem Wellenlängenbereich als Siliziumsensoren haben. 64x64 Pixel InGaAs Sensoren der Firma Hamamatsu sind am Markt erhältlich. Die Kombination von optischen Fallen und einer 5D-Trackingmethode ist insbesondere sehr interessant für die Nanotechnologie. Prinzipiell ist es möglich eine drei dimensionale funktionelle Nanostruktur Baustein für Baustein („bottom-up approach“) mit optischen Fallen aufzubauen, wie in Kapitel 4 gezeigt wurde. Jedoch werden die einzelnen Bausteine aufgrund des Größenregimes von Brownscher Dynamik beherrscht und fluktuieren in allen Freiheitsgraden. Dabei ist es unabdingbar die Position und die Orientierung eines nanoskaligen Bauteils in dem Moment zu kennen, in dem es mit hoher Präzision mit anderen zusammen geführt und zu einem funktionellen System aufgebaut werden soll. Ganz ebenso, wie es in unserer makroskopischen Welt nötig ist einen Faden zu sehen, der mit zittriger Hand in ein Nadelöhr geführt werden soll. Im Übrigen müssen die Signale, welche a priori nicht in Grad und Nanometern vorliegen noch kalibriert werden. Dieser Problematik wird sich im nächsten Abschnitt zugewendet. 82 5.2 Kalibration Die Fallen- und Detektorkalibration für ein asphärisches Partikel in einer optischen Falle, wie etwa eines Nanorods, ist deutlich komplexer gegenüber der eines Beads und bedarf einiger zusätzlicher Überlegungen. Bei dem standard Kalibrationsverfahren [32] für ein Objekt in einer optischen Falle (siehe Abschnitt 2.5) mit Gleichverteilungssatz und Langevin-Methode werden Annahmen getroffen. 1. Die Bewegung des Teilchens in der optischen Falle sei in all ihren Freiheitsgraden voneinander unabhängig. Das schließt insbesondere auch eine Kopplung von Translation und Rotation aus. 2. Auf das Teilchen in der optischen Falle wirke für jede Auslenkung bzw. Winkelauslenkung von der Gleichgewichtslage eine lineare Rückstellkraft bzw. ein lineares Drehmoment. Dies entspricht einer Diffusion im harmonischen Potential §1_3 _ % /2 für jede Koordinate _ . Diese Annahmen können für asphärische Objekte durchaus unzutreffend sein. Im Allgemeinen koppeln Translationen und Rotationen. Die generalisierte 6D LangevinBewegungsgleichung lässt sich nach Simpson et al. [20] für einen Zylinder in der optischen Falle in vier unabhängige Gleichungssysteme zerlegen. Die ersten zwei beschreiben die gekoppelte Bewegung x-Translation und y-Rotation, sowie y-Translation und x-Rotation. Die dritte beschreibt die ungekoppelte Bewegung in z-Richtung. Die vierte die Rotation um die Zylinderachse. Des Weiteren werden standardmäßig lineare und orthogonale Signale angenommen. Für asphärische Partikel werden mit Annahme der Signalorthogonalität sämtliche Kopplungen der Signale ignoriert, bzw. für den Fall eines zylindrischen Partikels die ' vernachlässigt. Nebendiagonalelemente der 5x5 Kalibrationsmatrix ~c ~c cc ~p ~p # & # & # " ~ % " ~ % " ~· ~· !~¸ $ !~ ¸ $ ! pp ·· c p &# & % " % · ¸¸ $ ! ¸$ (5.24) Die Detektorkalibration kann alternativ durch einen Kalibrationsscan (siehe Abschnitt 2.5.1) durchgeführt werden. Das ist jedoch für Nanorods aus mehreren Gründen schwierig a) oft sind keine identischen Nanorods vorhanden oder b) ein Fixieren würde die eigentliche Messung vereiteln, weil ein anschließendes Lösen nicht möglich ist. c) ein Kalibrationsscan nach der Messung ist riskant, da das Teilchen verloren gehen kann. 83 5 Tracking von Nanorods d) Für einen Kalibrationsscan der alle Orientierungen mit einschließt, muss das fixierte Testobjekt gedreht werden, was mit dem vorhandenen Probenhalter nicht gezielt möglich war. e) Eine Vielzahl von Kalibrationsscans von etwa in Gel fixierten Nanorods müsste durchgeführt werden, um unterschiedlichen Raumorientierungen Rechnung zu tragen (z. B. 10x10, wenn der Polar- und Azimutwinkel je in Abständen von 10° für einen Bereich von jeweils 0 bis 90 ° abgetastet werden soll). Zudem ist die tatsächlich vorliegende Orientierung im Allgemeinen unbekannt. In Abschnitt 5.3 wird die Bestimmung der Orientierung eines statischen Nanorods geschildert. Für den Fall, dass Winkelauslenkungen vernachlässigbar sind kann eine Kalibration nach Greanleaf et al. [142] mit zwei Lasern unterschiedlicher Wellenlänge eine Lösung sein. Mit einem ersten Laser kann die Probe gefangen und bei bekannter Auslenkung durch einen zweiten statischen Laser gescannt werden. Reece et al. [30] berichteten von einer neuen „fast switching“ Methode zur Detektor Kalibration, welche nur einen Laser benötigt. Diese Methode wurde nur für die xy-Ebene angewandt, könnte aber prinzipiell auf 3D erweitert werden. Dabei wurde ein gefangenes Nanorod mit einem AOD um eine bekannte Auslenkung versetzt. Der Laser sprang schnell und für kurze Zeit in die Ausgangslage zurück. Alsbald wurde das Positionssignal eines positions-empfindlichen Sensors (PSD) detektiert. Die Synchronisation des PSD und der AODs wurde über eine FPGA (field programmable gate array) Karte sichergestellt. Aus einem statistischen Mittel von 2000 Wiederholungen konnte das Signal kalibriert werden. Das Verfahren wurde für verschiedene Auslenkungen in die xund y-Richtung durchgeführt. Es wurde eine konstante Orientierung angenommen. Der Einfluss der Orientierung eines Nanorods müsste jedoch für solche mit größeren Aspektverhältnissen stärker sein. Die Rate, mit welcher der Laser versetzt wird, muss deutlich höher sein, als die Diffusionsrate des Objekts, wenn der Laser zurückgesetzt wird. Die Verfahrzeit wurde mit 25µs angegeben. Eine mittlere Auslenkung (2Dt)1/2 von 3.2nm für einen Nanodraht mit L=10µm und D=30nm wurde abgeschätzt. Durch die Statistik ist der Fehler geringer, jedoch aber durch die festgelegte Richtung beim Zurücksetzen ungleich Null. 84 5.3 Bestimmung einer statischen Orientierung Es wurden zwei Methoden herausgefunden, mit welchen die Orientierung eines fixierten Nanorods bestimmt werden kann. Dies kann nützlich sein, um etwa Kalibrationsscans eines fixierten Nanorods bei bekannter Raumorientierung durchzuführen. Beide Methoden werden im Folgenden anhand von experimentellen Daten erläutert. Bei der ersten Methode wird unter Hellfeldbeleuchtung ein Bilderstapel eines Nanorods aufgenommen. Dazu wird das Nanorod für jedes Bild um eine feste Distanz dz in axialer Richtung verfahren. Es bietet sich an dz entsprechend der abgebildeten Pixelgröße des Kamerasensors zu wählen, um kubische Voxel zu erhalten. Abb. 5.18 zeigt eine Bildabfolge eines fixierten Nanorods in unterschiedlichen axialen Ebenen. Wie der Bildabfolge zu entnehmen ist, war das Nanorod etwa in x-Richtung orientiert und gegen die Bildebene geneigt. Das Ende, welches in Beleuchtungsrichtung unterhalb der Fokusebene lag erschien hell, das andere Ende hingegen dunkel. Abb. 5.18 Mikroskopbilder eines Nanorods, welches gegen die Bildebene geneigt ist. Die Bilder wurden in unterschiedlichen axialen Ebenen mit einem Abstand von dz=0.6µm aufgenommen. Scalebar 2µm. Aus einem solchen Bilderstapel kann eine 3D Intensitätsverteilung gewonnen werden. Abb. 5.19 zeigt sowohl einen xz-, als auch einen yz-Schnitt der Intensitätsverteilung. Diese entsprechen Schnittebenen, welche zum einen etwa parallel und zum anderen etwa senkrecht durch das Nanorod verlaufen. Die Raumorientierung des Nanorods kann in der Verteilung der maximalen Intensität wieder gefunden werden. Passt man den Schwellwert der darzustellenden Intensitätswerte an, kann eine plastische Darstellung der Raumorientierung des Nanorods erhalten werden (Abb. 5.19c). Aus dieser können der Polar- und Azimutwinkel des Nanorods ausgemessen werden, wie in Abb. 5.19d,e gezeigt. 85 5 Tracking von Nanorods Abb. 5.19 3D Intensitätsverteilung von Bilderstapel eines Nanorods unter Hellfeldbeleuchtung. a) xz-Schnitt. b) yz-Schnitt. c-e) Pseudo3D Darstellung der Intensitätsverteilung. Der Polarwinkel · und der Azimutwinkel ¸ des Nanorods sind eingezeichnet. Abb. 5.20 3D Intensitätsverteilung von Bilderstapel eines Nanorods bei Beleuchtung mit einem scannenden Laserfokus. a) xy-Schnittebenen mit lateraler Mäandertrajektorie des Laserfokus. b) Mikroskopbilder des leuchtenden Nanorods, welches gegen die Bildebene geneigt ist. Die Bilder wurden in unterschiedlichen axialen Ebenen mit einem Abstand von dz=0.3µm aufgenommen. Der Azimutwinkel ¸ des Nanorods ist eingezeichnet Scalebar 2µm. c) Pseudo3D Darstellung der Intensitätsverteilung. Der Polarwinkel · des Nanorods ist eingezeichnet. Bei der zweiten Methode wird gegebenenfalls das Leuchten eines Nanorods ausgenutzt. Speziell wurde hier ein ZnO Nanorod mit einem Laserfokus bei einer Wellenlänge von 86 λ0=1064nm angeregt. Aufgrund von Frequenzverdopplung emittierte das Nanorod Photonen mit halber Wellenlänge, siehe Abschnitt 4.3.2. Es wurde ein Bilderstapel aufgenommen, wobei der Laserfokus innerhalb der Belichtungszeit eines Kamerabildes mäanderförmig eine Bildebene abrasterte, wie in Abb. 5.20 skizziert. Die Bilder wurden in unterschiedlichen axialen Ebenen mit einer Distanz von dz=0.1µm aufgenommen. Abb. 5.20b zeigt Bilder des leuchtenden ZnO Nanorods in unterschiedlichen axialen Ebenen. Aus der 3D Intensitätverteilung lässt sich die Raumlage bestimmen, wie es in Abb. 5.20c für den Polarwinkel des Nanorods gezeigt ist. Ergebnis Die Orientierung mit Polarwinkel · =42° und Azimutwinkel ¸ =2° eines etwa 4.5µm langen ZnO Nanorods, welches gegen die Bildebene geneigt und in Agarosegel fixiert war konnte mit Aufnahme eines Bilderstapels unter Hellfeldbeleuchtung bestimmt werden. Die Orientierung eines weiteren etwa 2.2µm langen leuchtenden Nanorods konnte bestimmt werden. Das Nanorod wurde mit einem Laserfokus abgescannt und leuchtete aufgrund von Frequenzverdopplung. Es wurde ein Polarwinkel von · =42° und ein Azimutwinkel von ¸ =2 ermittelt. Diskussion Es wurden zwei Methoden zur Bestimmung einer statischen Orientierung eines Nanorods gezeigt. Die Orientierung eines Nanorods aus einzelnen Mikroskopbildern ist schwierig oder nur stark fehlerbehaftet zu bestimmen. Dies gilt insbesondere, wenn die Länge des Nanorods nicht bekannt ist und für kleine Winkel des Nanorods zur optischen Achse. Bei beiden Methoden wurden daher 3D Intensitätsverteilungen verwendet, die aus Bilderstapeln generiert wurden. Die Methode 1 beruht auf Lichtstreuung. Eine inhomogene oder schräge Beleuchtung kann daher problematisch sein. Im Gegensatz zur Methode 2 muss die Probe nicht leuchten. Beide Methoden lassen eine Bestimmung der Orientierung mit einer Genauigkeit von kleiner gleich einem Grad zu. Die zweite Methode nutzt das Leuchten der Probe durch Frequenzverdoppelung, welche bei ZnO Nanorods gegeben und auch für andere Materialien bekannt ist, siehe Abschnitt 4.3.2. Insofern ist keine Fluoreszenzmarkierung nötig. Die Frequenzverdopplung verlangt jedoch hohe Intensitäten. Alternativ könnten Nanorods auch unter geeigneter Anregung durch Photolumineszenz zum Leuchten gebracht werden. ZnO Nanorods lumineszieren unter UV Anregung [143]. Weiterhin ist etwa die Photolumineszenz von InP Nanodrähten bekannt [141]. 87 5 Tracking von Nanorods 5.4 Nanorod in einer Linienfalle In Kapitel 4 wurde beschrieben, dass ein zylindrisches Partikel, wie etwa ein stäbchenförmiges Bakterium oder ein Nanorod mit einer Linienfalle gefangen und manipuliert werden kann. Ein solches richtet sich mit dessen langer Achse entlang der Linienfalle aus und fluktuiert um die Gleichgewichtslage in allen Freiheitsgraden, siehe Abb. 5.21. Abb. 5.21 Fluktuierendes ZnO Nanorod in weicher Linienfalle. Das Nanorod nimmt sichtbar unterschiedliche Orientierungen und Positionen ein. Bildrate 12f/s, Belichtungszeit 5ms. Scalebar 2.5µm. In diesem Kapitel wird eine neu entwickelte Methode vorgestellt, mit der sich die Raumlage, siehe Abb. 5.22, also die Orientierung und die Position eines Nanorods in einer Linienfalle, aus den üblichen QPD Signalen (siehe Abschnitt 2.3) extrahieren lässt. BFP Interferometrie Tracking von Beads in einer Linienfalle wurde bereits verwendet, um den Abstand zweier Beads zu bestimmen [144] und von Speidel et al. [145] und Tränkle et al. [146] zur Untersuchung hydrodynamischer Wechselwirkungen. Koch et al. [147] konnten Konfigurationsänderungen eines Spiroplasma Bakteriums in einer Linienfalle untersuchen. Mit Hilfe dieses zeitlich hoch aufgelösten Trackings können unter gewissen Annahmen zudem die Fallensteifigkeiten (engl. force and torque constants) für die fünf Dimensionen des Nanorods bestimmt werden. Nanorods könnten somit als Sonde dienen, um Kräfte zu messen, wie in einem photonischen Kraft-Mikroskop (engl. photonic force microscope, PFM) [10]. Darüber hinaus können auch Drehmomente bestimmt werden, was insofern eine Erweiterung darstellt. Abb. 5.22 Schematische Darstellung eines Nanorods in einer Linienfalle. a) Nanorod diffundiert im Potential einer Linienfalle der Länge len. Die X-Linienfalle entsteht durch schnelles Oszillieren des Laserfokus entlang der x-Richtung. b) Raumlagekoordinaten des Zylinders im Koordinatensystem mit Ursprung im Zentrum der Linienfalle, mit Translationsvektor , Polarwinkel · und Azimutwinkel ¸ des Nanorods. 88 Die Position eines Nanorods sei durch dessen Schwerpunktlage 163 bzgl. des Fallenzentrums definiert. Die Orientierung des Nanorods sei festgelegt durch den Auslenkwinkel · 163 zwischen langer Zylinderachse und der z-Achse und durch den Auslenkwinkel ¸ 163 zwischen langer Zylinderachse und der x-Achse. Für eine Linienfalle entlang der x-Richtung ergibt sich eine Gleichgewichtsorientierung von · =90°, ¸ =0°. In diesem Kapitel folgt zunächst ein Modell zur Erklärung der QPD Signale eines Nanorods in einer Linienfalle. Anschließend werden Messdaten eines durch einen Laserfokus gescannten, fixierten Nanorods gezeigt und diskutiert. Im Haupteil des Kapitels wird der entwickelte Algorithmus zur Bestimmung der Raumlagekoordinaten beschrieben. Außerdem werden experimentelle Ergebnisse präsentiert und besprochen, in denen ein in einer Linienfalle diffundierendes Nanorod getrackt wurde. 5.4.1 Modell: 1D Nanorod aufgebaut aus Rayleighstreuern Die Intensitätsverteilungen in der BFP bzw. die QPD Signale für einen Halbscan einer Linienfalle mit gefangenem Nanorod können berechnet werden, wie diejenigen für ein Nanorod, welches (entgegen der Scanrichtung der Linienfalle) durch einen statischen Fokus fährt, siehe Abb. 5.23. a) b) Sx(x) CM Xpos_max 1 bx Xpos_min 0 -1 z x x -3 -2 -1 0 1 2 3 Abb. 5.23. Fokus mit Modellrod und ~c Signal. a) Ein Nanorod mit Länge L=4, aufgebaut aus einer linearen Kette von Punktstreuern, ist in x-Richtung orientiert und wird in –xRichtung durch den Fokus gefahren. Der Schwerpunkt (engl. centre of mass, CM) des Nanorods ist eingezeichnet. b) dazugehöriges ~c Signal, Einheiten in a.u.. Zur Berechnung von BFP Intensitätsverteilungen und QPD Signalen wurde ein Nanorod mit Länge â 4 als eine lineare Kette von 41 Punktstreuern mit Abstand I 0.1 dargestellt, wie in 3.1.5 beschrieben. Die BFP-Intensitätsverteilung für einen Punktstreuers im Fokus wurde dabei folgendermaßen berechnet. BFP-Intensitätsverteilung für einen Punktstreuers im Fokus Unter Verwendung der Zweistrahl-Interferenz-Formel gemäß Gl. (2.14) und der Phase Φ j/2 des ungestreuten Feldes [42] aufgrund der Gouy Phasenverschiebung [43, 44] und 1j/2 Φ 3 f1Φ 3 kann die Intensitätsverteilung a ≡ aobc , bp , q in der BFP beschrieben werden durch 89 5 Tracking von Nanorods % % a Mn Mn 2Mn Mn f1Φ 3 (5.25) mit ungestreutem und gestreutem Feld Mn ≡ Mn obc , bp q, Mn ≡ Mn obc , bp , q und der Phase des gestreuten Feldes Φ ≡ Φ obc , bp , q. Φ obc , bp , q Φ 13 Φ obc , bp , q (5.26) ergibt sich aus zwei Termen, der Phase Φ 13 mit der der Streuer angeregt wird und der A/% Phase Φ obc , bp , q bc c bp p ob % bc% bp% q aus der Modulation des Formfaktors gemäß Gl. (3.6) durch eine Auslenkung des Streuers vom Ursprung des Koordinatensystems. Zum Zweck einer rein analytischen Berechnung eines Streufeldes gemäß Gl. (3.22) und damit einer Intensitätsverteilung in der BFP wurde die E-Feld Verteilung M 1'3 des Fokus als paraxialer Gaußstrahl, siehe Abschnitt 3.2, beschrieben. Diese Fokusbeschreibung ist weniger geeignet für exakte quantitative Aussagen. Dennoch, werden mit Gl. (3.29) folgende wesentliche Eigenschaften eines hochfokussierten Feldes qualitativ berücksichtigt: 1) 2) 3) 4) Gouy-Phasenverschiebung axiale Phasensteigung Phasenfrontkrümmung Intensitätsgradienten in axiale und laterale Richtung. Die Parameter zur Beschreibung des Fokus waren 1, =1.33, A =1, W = . Der Betrag des Streufeldes eines Punktstreuers wurde auf Mn, =0.1 M o q gesetzt, wobei sich M o q nach Gl. (3.29) mit der Phase des anregenden Feldes Φ 13 gemäß Gl. (3.30) berechnet. Die Fernfeldverteilung des ungestreuten Feldes kann als konstant gleich eins angesetzt werden, Mn obc , bp q 1 und ergibt somit lediglich einen Offset in der Intensität. Es wird zwar die BFPOL der Objektivlinse typischerweise mit einem Gaußprofil bestrahlt und entsprechendes gilt aufgrund des 4-f-Systems und ohne Streuer auch für die BFP der Detektionslinse. Die Vernachlässigung des Gaußprofils ist jedoch für eine starke Überausleuchtung der BFPOL (Verhältnis der Durchmesser von Gaußstrahl mit Intensität auf 1/e2 abgefallen und der der BFP) eine gute Näherung. Dies gilt insbesondere, wenn die numerische Apertur der Detektionslinse kleiner als die der Objektivlinse ist, NADL<NAOL. Daher kann eine homogene Ausleuchtung der BFP durch das ungestreute Feld angenommen werden. BFP-Intensitätsverteilung mehrerer Punktstreuer im Fokus Vernachlässigt man die Interferenz der Punktstreuer untereinander und subtrahiert das Amplitudenquadrat des ungestreuten Feldes, so lässt sich die Intensität in der BFP als Summe der Beiträge der einzelnen Punktstreuer schreiben, als 90 % ayy ∑ 4Mn, 2Mn Mn, foΦ, q8 (5.27) Die BFP Intensitätsverteilung ayy obc , bp , q eines Nanorods mit Länge â 1Û 13I, beschrieben durch Û 2 +1 Punktstreuer, berechnet sich aus einer Summe über j=-j0 … j 0. Die QPD Signale wurden durch numerische Integration erhalten, wobei z/% ~c d \z/% r( z ~p d d r( d ayy 1b , ¼, 3b Ib I¼ J/%z d z/% r( d ayy 1b , ¼, 3b Ib I¼ ayy 1b , ¼, 3b Ib I¼ d %z %z ~ d r( d z r( d ayy 1b , ¼, 3b Ib I¼ ayy 1b , ¼, 3b Ib I¼ (5.28) (5.29) (5.30) mit bc b 1¼3 und bp = b f1¼3. Es wurde b$ =0.9b verwendet. Es wurde b$ f1(3b 0.9b verwendet, was für Wasserimmersion und n=1.33 einer numerischen Apertur Û0 = f1(3 1.2 entspricht. 2 2 Sx(x,y) 1 0 2 1 0 Sx(x,z) 1 2 SxNxy 1 0 2 0 2 0 Sx(y,z) 1 2 SxNxz 0 2 0 1 2 SyNxy Sy(x,z) 1 2 0 0 2 0 1 2 Sz(x,z)SzNxy Sx,Sy,Sz (a.u.) 1 0 1 2 SyNxz Sy(y,z) 1 0 Sz(x,y) 1 1 1 0 2 Sy(x,y) 0 2 0 1 2 Sz(y,z) SzNxz 1 0 1 2 0 0 1 2 Abb. 5.24. Berechnete 2D Signalverteilungen der QPD Signale ~c , ~p und ~ für drei orthogonale Schnittebenen zentral durch einen Punktstreuer. Es ist jeweils das erste Argument horizontal, das zweite Argument vertikal aufgetragen, Einheiten in a.u.. 91 5 Tracking von Nanorods Abb. 5.24 zeigt die berechneten 2D Signalverteilungen der QPD Signale ~_, ~l und ~ für drei orthogonale Schnittebenen zentral durch einen einzigen Punktstreuer. Diese stimmen gut mit den erwarteten Signalverteilungen [9] überein. Abb. 5.25. Orthogonale Schnittebenen durch Nanorod. a) Nanorod mit Raumlage b=(0,0,0,90°,0), b) Nanorod mit Raumlage b=(0,0,0,80°,0). Sx(x) Sy(x) 0 2 4 4 2 0 2 0 20 6 SyNxy00 1 Sy(x,z) 4 Sx(y,z) 2 2 4 0 SxNxz00 Sy(y,z) 0 0.0 1.0 2 2 6 4 6 4 6 2 SzNxy00 1 Sz(x,z) 4 0 6 2 SyNxz00 1 Sz(y,z) 0 0.0 2.0 Sx(x) 4 0 6 1 2 1 0 0 1.0 2 SzNxz00 Sx,Sy,Sz (a.u.) 1 0 0.0 2.0 Sy(x) 1.0 2.0 Sz(x) 1 1 0 105 0 -1 -1 2 104 2 2 0 Sy(x,y) 1 0 20 Sx(x,z) 6 Sz(x,y) 0 20 0 Sx(x,y) 4 1 6 SxNxy00 1 2 0 Sy(x,y) 2 104.4 2 6 1 0 20 Sx(x,z) 104.6 0 -1 2 Sx(x,y) Sz(x) 1 1 0 -1 2 4 1 Sy(x,z) 0 4 6 Sz(x,y) 1 0 20 6 SxNxyt80 2 2 4 6 SyNxyt80 1 Sz(x,z) Sx(y,z) 2 2 4 0 SxNxzt80 Sy(y,z) 1 0 0.0 6 1.0 2.0 2 0 20 2 4 6 4 6 4 6 SzNxyt80 1 0 0 0 0 1 2 2 4 1 0 0.0 6 0 2 SyNxzt80 Sz(y,z) 1.0 2.0 2 SzNxzt80 1 0 0.0 1.0 2.0 Abb. 5.26 Berechnete 2D Signalverteilungen der QPD Signale Sx, Sy und Sz für drei orthogonale Schnittebenen und zwei unterschiedliche Raumlagen des Nanorods (vgl. Abb. 5.25). Es ist jeweils das erste Argument horizontal, das zweite Argument vertikal aufgetragen, Einheiten in a.u.. Des Weiteren sind Linienprofile entlang der x-Richtung und zentral durch das Nanorod abgebildet. Betrachtet man das ~_ 1_3 Detektionssignal eines Nanorods, wie in Abb. 5.23, nicht nur für eine Auslenkung entlang der x-Richtung, sondern etwa ~_ 1_, l3 für eine xy-Ebene, so 92 sind ebenso die Fälle abgedeckt, dass das Nanorod gegenüber der Linienfalle parallel mit unterschiedlichen Auslenkungen in y-Richtung verschoben ist. In Abb. 5.26 sind die 2D Signalverteilungen der ~_, ~l und ~ Signale für drei orthogonale Schnittebenen zentral durch das Nanorod für zwei unterschiedliche Raumlagen, siehe Abb. 5.25, gezeigt. Die Signalverteilungen des modellierten Nanorods aus Punktstreuern ergeben sich offensichtlich aus der Überlagerung der Signale der einzelnen Punktstreuer. Nun sei der Fall betrachtet, bei dem das Nanorod genau entlang der x-Richtung orientiert ist. Zunächst soll das ~_ 1_, l3 Signal verstanden werden. Überlagert man die Detektionssignale für jeden Rayleighstreuer aus dem das beschriebene Nanorod besteht, so löschen sich positive und negative Signalbeiträge zum Teil aus. Es verbleibt ein Signalmaximum am Anfang und ein Minimum am Ende des Nanorods. Die Schwerpunktposition bx des Nanorods mit Länge L muss aus Symmetriegründen mittig liegen. Analog ergibt sich das Sy(x,y) Signal. Hier gibt es jedoch keine Auslöschungen. Es überlappen sich die positiven, sowie auch die negativen Signalbeiträge der Punktstreuer zu breiten Bändern ober- und unterhalb des Nanorods. Das ~1_, l3 Signal des Nanorods in der XY-Ebene ist entsprechend ausgedehnt entlang der langen Achse des Nanorods und das Linienprofil ist flach. Weiterhin ergeben sich ganz analog auch die Signale für ein Nanorod, welches in der XZEbene um einen Winkel · gegen die x-Achse ausgelenkt ist. Insbesondere sei hier auf die Steigung im Linienprofil ~1_3 hingewiesen. Hieraus kann der axiale Auslenkwinkel bestimmt werden, wie weiter unten beschrieben wird. 5.4.2 Experimentelle QPD Signale eines fixierten Nanorods In diesem Abschnitt werden experimentelle Signale besprochen, die sich für ein fixiertes Nanorod ergaben, das durch einen Fokus gescannt wurde. Dies ist nützlich um später die Messsignale von einem Nanorod in einer Linienfalle zu verstehen. Des Weiteren werden die Daten mit berechneten Signalverteilungen verglichen. Vorab sei noch auf die experimentelle Umsetzung des Mäanderscans eingegangen. Bei einem Mäanderscan wird ein fixes Objekt (z. B. auf einem Deckgläschen fixiert oder in ein Gel eingebettet) mit der Nanostage, siehe Abschnitt 4.2, durch den Fokus gescannt. Dieses Verfahren ist als Kalibrationsscan für Beads üblich, vgl. Abschnitt 2.5 und liefert Signalverteilungen, wie in Abb. 5.24 gezeigt. Die Nanostage fährt dabei festgelegte Punkte auf einer mäanderförmigen Trajektorie ab. In jeder Position werden QPD Signale aufgezeichnet. Aus den Daten können Signal-Scan-Plots generiert werden. Einstellparameter – Dauer eines 2D-Signal-Scans Für jede Position (x,y,z) der Nanostage und parallel für alle Kanäle ch_i zum Einlesen der QPD Signale ~ 163 mit i=x, y,z wurden bei einer Abtastrate von 2 kHz eine Anzahl von 200 Signalen ~ 163 aufgezeichnet, was 0.1 s = 100 ms dauerte. Anschließend wurde die Messung für eine Ruhezeit von 50 ms eingestellt, damit die Nanostage erneut verfahren konnte. Für einen quadratischen Scanbereich mit Kantenlänge 2 µm und einer 93 5 Tracking von Nanorods Diskretisierung von dx = 0.1 µm dauert ein Scan somit 66.15 s. Für die Signal-Scan-Plots wurden Mittelwerte der QPD Signale verwendet. Abb. 5.27 Mäanderscan eines fixierten Nanorods. a) Mikroskopbild von Nanorods auf einem Deckgläschen. Eingerahmtes Nanorod (L=5.2µm, D=0.1µm) wird durch statischen Fokus (weißer Punkt) gescannt. b) Mäander-Trajektorie der Nanostage in einer Ebene mit Schrittweite dx=0.1µm. c) Nanorod mit xy-, xz und yz-Schnittebenen. Das Nanorod liegt in einer xy-Ebene und ist um einen Azimutwinkel ¸ ausgelenkt. Die xy-Schnittebene liegt genau unterhalb des Nanorods. Sy(x) 6 0 2 Sy(x,z) 6 Sz(x,z) 6 0 2 3 4 6 0 0.0 1 0 0 -1 4 6 Sx(x,y) 1 2 4 6 2 0 104.8 104.6 104.4 2 0 2 4 0 2 0 2 4 6 SyNxyZ104 Sy(x,z) 1 0 2 4 6 0 20 2 2 Sy(y,z) 1.0 2.0 4 6 4 6 4 6 SzNxyZ104 4 6 0 2 2 1 0 0.0 2 0 0 2 Sx(y,z) 0 Sz(x,z) 1 0 0 2 6 Sz(x,y) 1 SxNxyZ104 Sx(x,z) 1 1.5 Sz(x) Sy(x,y) 1 0 2 0 6 Sx,Sy,Sz (a.u.) 0.0 1.5 -1 2 4 1 Sz(y,z) 0.0 1 6 Sz2xz µm 1 1.5 Sy(x) 0 2 Sy1xz µm 0 0 1 Sy(y,z) Sx(x) 4 Sz2xy µm 2 2 Sx1xz µm Sx(y,z) 2 3 4 3 2 0 0 0 0 0 2 4 Sy1xy µm 2 2 0 3 4 Sx1xy µm 2 2 1 0 3 0 Sz(x,y) 1 3 0.7 1 1 Sy(x,y) 1 Sx(x,z) 0.8 -0.2 0 Sx(x,y) Sz(x) 0.9 0.0 1 Sx(x) 0.1 0.0 -0.1 2 Sz(y,z) 1 0 0.0 1.0 2.0 1 0 0.0 1.0 2.0 Abb. 5.28 Signal-Scan-Plots eines fixierten Nanorods für drei orthogonale Schnittebenen durch das Nanorod (vgl. Abb. 5.27), experimentelle (oben) und theoretische Daten (unten). Es ist jeweils das erste Argument horizontal, das zweite Argument vertikal aufgetragen, mit Skalierung in µm. Des Weiteren sind Linienprofile entlang x und zentral durch das Nanorod abgebildet. Die Länge des Nanorods war L=5.2µm (im Experiment) und L=4µm (in Berechnung). 94 Vor dem Aufzeichnen der QPD Signale wurden die QPDs derart justiert, dass die lateralen Positionssignale des leeren Fokus verschwanden, so dass ~_ = ~l = 0. Die axiale Position der XY-Scanebene lag für die gezeigten Messdaten etwas unterhalb des Nanorods, siehe Abb. 5.27, was insofern interessant ist, als ein Objekt in einer optischen Falle typischerweise aufgrund des Strahlungsdrucks in axiale Richtung ausgelenkt ist. Die experimentell bestimmten Signalverteilungen stimmen sehr gut mit den berechneten überein. Insbesondere sei hier auf die Steigung im Linienprofil ~l1_3 hingewiesen. Hieraus kann der Auslenkwinkel ¸ bestimmt werden, wie weiter unten beschrieben. Die Steigung im Linienprofil ~1_3 ist erwartungsgemäß flach, da das Nanorod in der XY Ebene lag. 5.4.3 Bestimmung der Schwerpunkt- und Orientierungssignale In diesem Abschnitt wird eine neue Methode vorgestellt, mit der man für ein stäbchenförmiges Objekt in einer Linienfalle die Raumlage tracken kann. Vorteilhafterweise können hierzu die standard QPD-Signale aus der BFP-Interferometrie verwendet werden, vgl. Abschnitt 2.3. Für die Detektion muss die Richtung der Linienfalle parallel zur x- bzw. y-Richtung sein, da die QPD Signale auf diese Richtungen ausgelegt sind. Die Signale einer QPD werden typischerweise mit ~c , ~p und ~ bezeichnet und wurden auch als solche eingeführt. Solche (Roh)Signale einer QPD1 und einer QPD2 können entsprechend als 1c , 1p und 2 Signal bezeichnet werden. Dies ist nützlich, da für das gefangene Nanorod in der Linienfalle aus den gemessenen QPD Signalen aus einem Messintervall eines Halbscans erst fünf Signale ~ mit f _, l, , , ¼ berechnet werden müssen, welche proportional zu einer Koordinate des Nanorods sind. Die Bestimmung der Schwerpunktkoordinate in Richtung parallel zur Linienfalle wird als erstes beschrieben und unterscheidet sich wesentlich gegenüber der von Schwerpunktkoordinaten in Richtungen senkrecht zur Linienfalle. Bestimmung der Auslenkungen parallel zur Linienfalle Das ~_ 1_3 Signal, wie in Abb. 5.23, für einen Halbscan der Linienfalle zeichnet sich durch ein Minimum und ein Maximum aus, welche den Anfang und das Ende des Nanorods indizieren. Die Schwerpunktposition c wird aus der Mitte der Extremapositionen Xpos_min und Xpos_max bestimmt. c 1öe_+_ öe_+f3/2 (5.31) Über die drei bekannten Größen Fallenfrequenz f, Länge len der Falle und Abtastrate Sr kann das ~_ 163 Signal in Volt als Funktion der Zeit von seiner Zeitabhängigkeit direkt in die gewünschte Positionsabhängigkeit mit Abtastweite ∆x = 2f len/Sr umskaliert werden. Damit erhält man c bereits in einer Längeneinheit. Bestimmung der Auslenkungen senkrecht zur Linienfalle Die Schwerpunktauslenkung p 163 eines Nanorods kann aus dem Wert des Signals 1p 1_3 eines Halbscans an der Stelle _ c der ermittelten Schwerpunktposition c des Nanorods in der Linienfalle bestimmt werden. Wegen des zugrundeliegenden Rauschens auf den experimentellen Signalen ist es zur Fehlerreduzierung jedoch sinnvoll 95 5 Tracking von Nanorods die Statistik mehrerer Messpunkte in der Umgebung von _ c zu nutzen. Daher wird p 163 aus einem mittleren 1p 1_3 Signal bestimmt. Theoretisch ist der Bereich entlang der X-Linienfalle von 1p 1_3 Signalen mit Werten ungleich Null kürzer, als der Abstand der Extrema des 1c 1_3 Signals. Das mittlere 1p 1_3 Signal wird daher aus einem geeigneten, möglichst weiten Bereich von n+1 Punkten um _ c bestimmt. Die axiale Schwerpunktposition eines Nanorods wird analog aus dem mittleren Wert des 2 1_3 Signals ermittelt. p /% 1 1 1 É 1p 1c f3 ~p p 1 Z\/% p (5.32) /% 1 1 1 É 2 1c f3 ~ 1 Z\/% (5.33) mit den Kalibrationskontanten p , . Diese können etwa mittels Langevin-Kalibration bestimmt werden, siehe Abschnitt 5.4.5. Bestimmung der Orientierung Die Orientierung erhält man direkt als die gesuchten Auslenkwinkel, wenn die Kalibrationskontanten p und bereits ermittelt wurden. Zur Bestimmung des Azimutwinkels ¸ werden dieselben 1p 1_3 Signale eines Halbscans, wie bei der Bestimmung von p verwendet. Ein Linearfit gemäß einer Funktion ^1_3 +_ liefert die mittlere Steigung + ∆1p /1∆_3 des 1p 1_3 Signals im gewählten Bereich um _ c . Der Steigungswinkel ist gleich dem gesuchten Azimutwinkel ¸ des Nanorods. Analog kann der Polarwinkel ¸ eines Nanorods aus dem 2 1_3 eines Halbscans gewonnen werden. ¸ 6\A hp ∆1p /1∆_3i (5.34) · 6\A ] ∆2 /1∆_3` (5.35) Die geschilderte Raumlagebestimmung eines Nanorods basiert auf der Bestimmung der Schwerpunktlage des Nanorods in Richtung der Linienfalle. Hierzu werden die Extremapositionen im 1c 1_, 63 Signal verwendet, welche von den Enden des Nanorods herrühren. Diese Extremapositionen verschwinden, für große Abstände der Enden des Nanorods zur Achse der Linienfalle. Der Abstand I eines Endes mit Position " für ein dünnes Nanorod (1D Näherung), zu einer Achse des Koordinatensystems mit Einheitsvektoren mit f _, l, lautet I |" 7 | wobei " â/2 mit Schwerpunktsposition = oc , p , q Richtungsvektor = hf1· 3 o¸ q, f1· 3fo¸ q, 1· 3i. Ic 1, â3 = *hp â/2f1· 3fo¸ qi ] â/2 1· 3`% + % 96 A/% (5.36) und (5.37) Insofern ist der Detektionsbereich begrenzt und hängt von einem maximalen Abstand I 1, â3 eines Endes des Nanorods zur Achse der Linienfalle ab. Dieser wiederum ist sowohl von den Auslenkungen senkrecht zur Achse der Linienfalle, den Winkelauslenkungen, als auch von der Länge des Nanorods abhängig. 5.4.4 Experimentelle Durchführung Das Ziel war, experimentell zu zeigen, dass die Auslenkungen und Winkelauslenkungen eines Nanorods in einer Linienfalle zeitlich aufgelöst bestimmt werden können. In den durchgeführten Experimenten wurde ein einzelnes Nanorod (ZnO, L=3.46µm, DY0.1µm) in Wasser in einer Linienfalle gefangen. Der experimentelle Aufbau ist in Abschnitt 4.2, die Probenpräparation in Abschnitt 4.3 beschrieben. Die Linienfalle war in x-Richtung (parallel zur Polarisationsrichtung des Lasers) ausgerichtet. Das Nanorod orientierte sich mit seiner langen Achse entlang der X-Linienfalle, die länger als das Nanorod dimensioniert war. Die Scangeschwindigkeit der Falle war groß, so dass das Nanorod im Wesentlichen eine statische Potentiallandschaft sah, innerhalb dessen es diffundieren konnte. Die Diffusion wird allgemein beherrscht durch die Brownsche Bewegung, das externe Potential der optischen Falle und der Reibungskraft durch das Medium, s. Abschnitt 2.4. Die Raumlage (Position und Orientierung) des Nanorods konnte getrackt werden. Dazu wurden mit fester Abtastrate QPD Signale aufgezeichnet. Jedes QPD Signal ist damit einer Fallenposition zuordenbar. Für einen Halbscan, währenddessen die Falle von einem Ende der Linienfalle zur anderen verfährt, wurden entsprechend der Abtastrate, der Länge und der Frequenz der Linienfalle eine gewisse Anzahl von QPD Signalen aufgezeichnet. Ein solcher Linienscan wurde zur Bestimmung der Raumlage des Nanorods verwendet. Im Anschluss an eine Messung wurde noch ein Leerscan durchgeführt, zum Aufzeichnen Setup-spezifischer Offset-Signale, welche von der Fallenposition abhingen. Diese wurden von der tatsächlichen Messung abgezogen. Für eine Echtzeit Raumlagebestimmung kann ein solcher Leerscan bereits vorab durchgeführt werden. Die Zusammenhänge und die verwendeten Werte wichtiger Einstellparameter sind in Tabelle 5.2 aufgeführt. Größe Länge der Linienfalle Winkel in XY-Ebene zur x-Achse Frequenz (hin u. zurück) Ausgaberate Anzahl der Punkte pro Halbscan Intensitätsprofil entlang Linienfalle Laserleistung (im Fokus) Dauer eines Halbscans Scangeschwindigkeit Abtastrate Anzahl Messpunkte pro Halbscan Abtastweite Messdauer Anzahl Messpunkte Anzahl Scans Symbol len phi f Or No = Or/f Int(x) Imax T/2 = 1/(2f) v = 2 len/T = 2f len Sr nb = Sr T/2 = Sr/(2f) ∆x = len/nb = 2f len/Sr tges N = tges*Sr nb_scans = f tges Wert 5 µm 0° 100 Hz 104 Hz 100 konstant 63 mW 5 ms 1 µm/ms 104 Hz 50 100 nm 1s 104 100 Tabelle 5.2 Einstellparameter für Linienfalle und Datenaufzeichnung. 97 5 Tracking von Nanorods 5.4.5 Auswertung der Messdaten In diesem Abschnitt wird die Auswertung der Messdaten zur Bestimmung der Schwerpunkt- und Orientierungssignale eines Nanorods in einer X-Linienfalle erklärt und exemplarisch für das beschriebene Experiment vorgeführt. Die 1c , 1p , 2 Signale und das Positionssignal ö$ des X-Scanspiegels liegen aus dem Experiment vor. Die Signale sind des Weiteren vorhanden für eine Messung mit Objekt und für eine Leermessung. Die Leermessung dient als Referenz. Die Signale beider Messungen müssen aus verschiedenen Gründen miteinander verrechnet werden. Diese werden an entsprechender Stelle diskutiert. Das Vorgehen gliedert sich folgendermaßen auf 1. Phasenabgleich von Messung mit Objekt und Leermessung 2. Festlegung des ersten Umkehrpunktes t=0 und Zerlegung der Messdaten in Halbscans 3. Synchronisation (einmalig) der einzelnen Signale einer Messung 4. Subtraktion des Leersignals 5. Raumlagebestimmung gemäß Anleitung aus Abschnitt 5.4.3 Da eine Messung bei unbestimmter Fokusposition gestartet wurde, mussten die Signale aus der Messung mit Objekt und der Leermessung zeitlich abgestimmt werden, so dass die Umkehrpunkte der Linienfalle zeitlich zusammenfielen. Der Phasenabgleich beider Messungen kann mit einer Kreuzkorrelation KK der Xmirror Signale durchgeführt werden. Der zeitliche Versatz ergibt sich aus der Maximumsposition der KK. Praktischerweise startet man eine Messung besser genau an einem Umkehrpunkt der Linienfalle. Signal (mV) -10 Xmirror Xmirror_0 -15 x10 -20 -25 -30 -35 -40 t (ms) -10 0 10 ms 20 30 40 Abb. 5.29 Positionssignale von X-Scanspiegel vs. Zeit für X-Linienfalle aus einer Messung mit Nanorod und einer Leermessung. Die Phasen der Signale wurden abgeglichen, dass deren erste Minima bei t = 0 liegen. Damit ist für den Zeitpunkt t = 0 die Linienfalle gerade in einem Umkehrpunkt. Als nächsten Schritt erweist es sich als praktisch für die weitere Auswertung die Signale in Zeitabschnitte einzelner Halbscans zu zerlegen. Dazu muss ein Nullpunkt t=0 an einem Umkehrpunkt der Linienfalle gefunden werden. Ist der Nullpunkt korrekt gewählt, liegen die mittleren Xmirror Signale aller geraden und ungeraden Halbscans idealerweise übereinander. Ein Versatz von höchstens 1/Sr kann vorkommen und kann durch eine hohe Abtastrate Sr (sampling rate) oder durch Interpolation minimiert werden. Durch einen Versatz werden die Raumlagekoordinaten mit einem systematischen Fehler nicht exakt der Fallenposition zugeordnet. So können infolgedessen etwa das letzte QPD Signal eines Halbscans in die Hinrichtung fälschlicherweise dem ersten des Halbscans in die 98 Rückrichtung der Linienfalle zugeordnet werden. Das wirkte sich in einer daraus bestimmten Schwerpunktposition in Richtung der Linienfalle derart aus, als würde vermeintlich ein verstärktes Kicking, siehe 8.5, vorliegen. Weiterhin müssen die Signale der einzelnen Kanäle einer Messung synchronisiert werden. Insbesondere kann sich die Dauer der Signalwege der Scanspiegel Signale von denen der QPD Signale unterscheiden. Folgerichtig müssen die Scanspiegel Signale mit den QPD Signalen einer Messung synchronisiert werden. Gegebenenfalls muss eine relative zeitliche Verzögerung bestimmt werden. Dies war nicht der Fall. Ferner wurde angenommen, dass die Signale einer QPD, sowie auch die Signale von QPD1 gegenüber denen von QPD2 synchronisiert sind. Begründet werden kann dies damit, dass baugleiche QPDs und Signalverarbeitungselektronik verwendet wurden. Sofern Bandpassfilter verwendet werden, können allerdings Verzögerungen in der Signalverarbeitung auftreten. Als nächsten Schritt erweist es sich als praktisch die aufgezeichneten 1D Signale in 2D Arrays umzuordnen, so dass die Signale eines Halbscans in einer Zeile stehen, siehe Kymographen in Abb. 5.30. Um die Scanrichtung zu berücksichtigen wurde jede zweite Zeile umgedreht. Die Halbscans liegen zeitlich T/2 auseinander. Gegebenenfalls ist es sinnvoll die Halbscans in Hin- und Rückrichtung getrennt voneinander auszuwerten, etwa wenn Kicking vorliegt. a) Xpos_max(t) 4 0.0 2 0 2 0.4 0.6 x (µm) 4 Xpos_min(t) bx(t) 0 Signal (x,t) in a.u. Zeit (s) 0.4 0.6 0.8 x (µm) e) 0.8 0.8 0.4 0.2 0 0.6 0.8 Zeit (s) 4 d) 0.2 2 0.2 0 0.0 c) 0.0 b) x (µm) 0 x (µm) Abb. 5.30 Schwerpunkttrajektorie c 163 von Nanorod in X-Linienfalle in x-Richtung. a) Mittleres Signal 〈1c 1_3〉 aller Halbscans der Leermessung. b-d) Kymographen des Leersignals, des Signals mit Nanorod und des Differenzsignals (vlnr). Nach rechts ist die Fokusposition innerhalb eines Halbscans und nach unten ist die Zeit aufgetragen. e) Extrahierte Maxima- und Minimapositionen des Differenzsignals und daraus berechnete Schwerpunktpositionen c 163 des Nanorods. Subtraktion des Leersignals Aus den Signalen der Leermessung werden jeweils mittlere Signale berechnet. Damit wird ein Referenzsignal erzeugt, das weitgehend vom Rauschen befreit ist und im Folgenden als Offset von den entsprechenden Messsignalen mit Objekt subtrahiert wird. Subtrahierte man stattdessen direkt das Leersignal von dem Messsignal mit Objekt in der Falle, so addierten sich die Rauschamplituden. 99 5 Tracking von Nanorods Eine Subtraktion des Leersignals ist notwendig, sofern ein Fokusversatz eine Änderung der QPD Signale mit sich bringt. Ein geringfügiger Einfluss kann daher rühren, dass ein Versatz des Fokus eine Verkippung des einfallenden Lichtes in der BFP bedeutet. Damit fällt der Laserstrahl unter verschiedenen Winkeln auf die QPD und aufgrund winkelabhängiger Reflektivität werden unterschiedliche Intensitäten detektiert. Bei dem verwendeten Aufbau liegt die BFP zwischen den Scanspiegeln, siehe Abschnitt 4.2.2. Daher führt ein Verkippen der Spiegel sowohl zu einer Verkippung, als auch zu einem Versatz des Strahls in der detektionsseitigen BFP. Auslenkungen entlang der Richtung der Linienfalle In Abb. 5.30 sind die Schritte der Auswertung und die Extraktion der Bewegung des Nanorods in der X-Linienfalle in x-Richtung veranschaulicht. Die 1c 1_3 Signale der Leermessung, der Messung mit Objekt und das Differenzsignal sind in Form von Kymographen dargestellt. Aus dem Differenzsignal wird für jeden Halbscan, wie in Abschnitt 5.4.3 beschrieben, die Schwerpunktposition c des Nanorods gefunden. b) 0 2 4 0.4 0.6 Zeit (s) bz (nm) 500 0.10 0.2 0.0 a) Zpos_even_calib 400 0.00 300 -0.10 V 200 0.8 100 0 x (µm) 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 t (s) s c) d) Hist (#) (a.u.) Zpos_even_calib_Hist fit_Zpos_even_calib_Hist Zpos_even_corr_resca fit_Zpos_even_corr_resca Coefficient values ± one standard deviation A =17.527 ± 0.864 x0 =2.1335e-007 ± 6.87e-009 sigma =1.2098e-007 ± 7.22e-009 Coefficient values ± one standard deviation y0 =0 ± 0 A =0.00019721 ± 1.83e-005 invTau =30.221 ± 4.58 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 t(s) bz(nm) 0 100 200 300 400 500 Abb. 5.31 Schwerpunkttrajektorie 163 von Nanorod in X-Linienfalle. a) Kymograph des 2 1_, 63 Signals mit Nanorod (das mittlere Leersignal 〈2 1_3〉 wurde subtrahiert). b) Extrahierte Schwerpunktauslenkungen 163, mit Langevin-Kalibration kalibriert. c) Autokorrelierte ]~ 163` und Exponential-Fit. d) Histogramm der Schwerpunktauslenkungen 163 und Gauß-Fit. Auslenkungen senkrecht zur Richtung der Linienfalle und Winkelauslenkungen Die zwei weiteren zu bestimmenden Bewegungen senkrecht zur Richtung der Linienfalle l163 und 163, sowie die zwei Winkelauslenkungen ¼ 163 und 163, werden zunächst aus den entsprechenden Differenzsignalen aller Halbscans als unkalibrierte Signale in Volt aus den 1p 1_, 63 und 2 1_, 63 Signalen ermittelt (wie in Abschnitt 5.4.3 beschrieben). Diese können schließlich unter Annahme eines harmonischen Potentials 100 und kleiner (Winkel-)Auslenkungen durch Langevin-Kalibration (siehe Abschnitt 2.5) in die gesuchten (Winkel-)Auslenkungen in einer Winkel- bzw. Längeneinheit umgerechnet werden. Zudem können Fallensteifigkeiten bzgl. Translation und Rotation bestimmt werden. Abb. 5.31 zeigt exemplarisch das Differenzsignal des 2 1_, 63 Signals als Kymograph, sowie die daraus extrahierte Trajektorie 163 des Nanorods in der Linienfalle und ein Histogramm der Auslenkungen in z-Richtung. Zudem ist die Autokorrelierte des ~ 163 Signals mit einem Exponentialfit abgebildet. Abschätzung der Reibungskoeffizienten Zur Berechnung der Reibungskoeffizienten (siehe Abschnitt 4.1.1) müssen Angaben zur Temperatur-abhängigen Viskosität des Mediums, welche linear einfließt, zur Länge L und zum Durchmesser D des Zylinders gemacht werden. Für eine Temperatur von 25 °C, einer Länge von L = 3.46 µm und einem Durchmesser von D = 0.1 µm ergibt sich ∥ = 6.3 10-9 Ns/m. Für den Reibungskoeffizient ß bzgl. einer Translation senkrecht zur Zylinderachse ergibt sich ß = 9.4 10-9 Ns/m. Für den Reibungskoeffizienten bzgl. einer Rotation um den Schwerpunkt ergibt sich = 1.4 10-20 Nms. 5.4.6 Ergebnisse Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass ein ZnO Nanorod (L=3.46µm, DY0.1µm) in einer Linienfalle gefangen wurde und dessen 5D Raumlage mit einer neuen Methode zeitlich aufgelöst werden konnte, siehe Abb. 5.32. Abb. 5.32 5D-Raumlage vs. Zeit von Nanorod in X-Linienfalle. Die zeitlich farbkodierte Überlagerung zeigt das gefangene Nanorod mit Aspektverhältnis 3.46/0.1 für jeden zweiten Messpunkt mit momentaner Orientierung und am Ort von dessen momentaner Schwerpunktposition 163 zum Zeitpunkt t. Das Experiment wurde als Machbarkeitsbeweis durchgeführt. Die Frequenz f=100Hz der Linienfalle war gering und damit infolge auch die zeitliche Auflösung ∆t=1/(2f)=5ms und die Statistik (200 Messpunkte) der bestimmten Dynamik des Nanorods in der Linienfalle. Idealerweise ist die zeitliche Auflösung kleiner der Relaxationszeit ¡ , um diese bei der Langevin-Kalibration möglichst exakt aus einem Exponential-Fit an die Autokorrelierte 101 5 Tracking von Nanorods des entsprechenden Signals zu bestimmen. Die erhaltenen Relaxationszeiten mit relativem Fehlern (entspricht einer Standardabweichung) waren ¡ p =4.9ms±26%, ¡ =30.4ms ±15%, ¡ ¸ =9.7ms ±15%, ¡ · =15.4±14%. Abb. 5.33a zeigt, die Schwerpunktpositionen des Nanorods liegen in einem kleinen Bereich mittig im Volumen der Linienfalle verteilt. Die Verteilung ist ellipsoidal. Die Projektionen lassen unterschiedliche Standardabweichungen der Auslenkungen in die drei Raumrichtungen erkennen. Am breitesten ist die Verteilung entlang der Linienfalle, hier die x-Richtung. In z-Richtung ist die Verteilung breiter als in y-Richtung. Bezieht man die Länge des Nanorods und die der Linienfalle mit ein, stellt man fest, dass das Nanorod sich mit dessen ganzer Länge ausschließlich innerhalb der Linienfalle aufhielt. Dies wird deutlich, geht man zurück zur Abb. 5.30. Die Figur d) zeigt einen Kymograph des 1c 1_, 63 Signals mit Maxima und Minima, welche die Enden des Nanorods in der Linienfalle markieren. Daraus lässt sich bereits visuell qualitativ die Bewegung des Nanorods in x-Richtung erfassen. Zu Beginn von t=0 bis etwa 0.3 s war das Nanorod am linken Ende der Linienfalle gefangen. Dann löste es sich los, driftete zur anderen Seite der Linienfalle (t = 0.5 s) und zurück (t = 0.6s) und hielt sich im letzten Viertel der Messzeit im mittleren Bereich in der Linienfalle auf. Abb. 5.33 Experimentell bestimmte Positionen und Orientierungen eines Nanorods in einer X-Linienfalle. a) Pseudo-3D Darstellung der Schwerpunktpositionen oc , p , q in einem Koordinatensystem bzgl. des Zentrums der Linienfalle mit Länge len=5µm und deren Projektionen in die XY-, XZ- und YZ-Ebene. b) Scatterplot der Orientierungen o· , ¸ q des Nanorods, welche über den Azimutwinkel ¸ und den Winkel 90° · gegen die xy-Ebene aufgetragen sind. Die Winkelverteilung, siehe Abb. 5.33b, zeigt eine Asymmetrie bzgl. Azimut- und Polarwinkelauslenkung des Nanorods. Die Standardabweichung der Winkelauslenkungen · ist größer, als die der Winkelauslenkungen ¸ . Unter Annahme eines harmonischen Potentials und einer Temperatur von T=25° wurden gemäß Gl. (2.28) aus den Standardabweichungen (¬p =49nm, ¬ =111nm) der kalibrierten 102 Auslenkungen Fallensteifigkeiten (p =1.7pN/µm, =0.3pN/µm) bzgl. der Translationen senkrecht zur Richtung der Linienfalle bestimmt. Weiterhin wurden aus den Standardabweichungen (¬¸ =2.6°, ¬· =7°) der kalibrierten Winkelauslenkungen Fallensteifigkeiten (¸ =2.0pN/µm, · =0.3pNµm) bzgl. lateraler und axialer Rotationen berechnet. 5.4.7 Diskussion und Ausblick Bei der Langevin-Kalibration ist zu beachten, dass durch die verwendeten Reibungskoeffizienten ein Fehler eingeht. Bzgl. des verwendeten Wertes von ß werden in untenstehender Tabelle 5.3 relative Änderungen Δß in Prozent aufgeführt für einen Durchmesser von D ± 40 nm (∆D = ± 40%) eine Länge von L ± 100 nm (∆L = ± 2.9%) und eine Temperatur von T +1 °C, + 10 °C, +20 °C. Der Durchmesser kann nicht mit dem Lichtmikroskop aufgelöst werden. Daher blieb nur die Angabe der breiten Verteilung der Durchmesser aus einer SEM Messung. Die Länge kann auflösungsbegrenzt aus einem Mikroskopbild bestimmt werden. Die Temperaturangabe ist am schwierigsten. Die lokale Temperatur kann durch Aufheizen des Nanorods im Laserfokus (Wellenlänge λ0 = 1064nm) durch Absorption gegenüber der Raumtemperatur erhöht sein. Hier kann ein großer Fehler gemacht werden. Eine Angabe zum komplexen Brechungsindex von Bulk ZnO bzw. von ZnO Nanorods wurde nicht gefunden. Δß D + 40 nm D - 40 nm L +100 nm L – 100 nm +8.8 % -13.3 % +2.1 % -2.2 % T + 1 °C T + 10 °C T + 20 °C -2.3 % -23.9 % -49.9 % Tabelle 5.3 Änderung Δß des Reibungskoeffizienten senkrecht zur Zylinderachse bei Änderung des Durchmessers D, der Länge L und der Temperatur T, für einen Zylinder mit L = 3.46µm, D = 0.1µm in Wasser bei T = 25 °C. Eine Temperaturerhöhung durch Absorption könnte festgestellt werden, indem aufeinanderfolgende Messungen evaluiert werden. Je länger ein Nanorod der Strahlung ausgesetzt ist, desto größer müsste die Temperatur werden bis ein Gleichgewicht erreicht ist und desto kleiner müsste die Viskosität werden, weil das Nanorod Wärme an die Umgebung abgibt. Das Tracking der Raumlage eines Nanorods in einer Linienfalle mittels BFP Interferometrie ist neu. Es kann nützlich sein beim Aufbauen von funktionellen Strukturen aus Nanorods, welche in horizontaler Lage (senkrecht zur optischen Achse) mit optischen Pinzetten manipuliert werden, siehe Abschnitt 4.3.1. Ein wichtiger Vorteil der vorgestellten Methode gegenüber dem Videotracking (siehe Einführung von Kapitel 5) ist, dass man die Raumlage eines Nanorods in einer Linienfalle inklusive der zPosition und dem Auslenkwinkel · zur z-Achse erhält. Die zeitliche Auflösung ist durch die Scanfrequenz der Linienfalle beschränkt. Mit den verwendeten Scanspiegeln und der optischen Übersetzung kann eine maximale Scanfrequenz von wenigen kHz bei einer Linienfalle von wenigen µm Länge erreicht werden. Zur Steigerung der Scanfrequenz kann eine Linienfalle alternativ auch sehr elegant ohne bewegliche 103 5 Tracking von Nanorods Mechanik mit einem akusto-optischer Deflektor (AOD) erzeugt werden. Hier wird im Wesentlichen der Effekt von Beugung am Gitter ausgenützt. Dazu wird eine akustische Welle durch ein Trägermedium, typischerweise ein Kristall, geschickt. Die einhergehende Modulation der optischen Dichte wirkt für den dazu senkrecht einfallenden Strahl als Beugungsgitter. Während die nullte Beugungsordnung unbeeinflusst bleibt, wird die erste Beugungsordnung entsprechend der Gitterfrequenz abgelenkt. Lässt man die Frequenz der akustischen Welle oszillieren, wird der verwendete Strahl der ersten Beugungsordnung abgelenkt, wie mit einem oszillierendem Kippspiegel. In Ref [144] wird von Frequenzen von 10-40kHz berichtet. Zudem kann eine Linienfalle etwa einseitig betrieben werden. Einseitig heißt dabei, die Linie in der Fokusebene wird Punkt für Punkt von Anfang bis Ende abgefahren und ein Zyklus endet damit, dass der Fokus direkt zum Anfang zurück springt. Problematisch allerdings vor allem für die BFP Interferometrie kann sein, dass die Wellenfront des Gaußstrahls hinter dem AOD mit Artefakten versehen ist, die das Tracking negativ beeinträchtigen können. Das neue Verfahren könnte prinzipiell auch auf mehrere in Scanrichtung benachbarte Partikel in einer Linienfalle angewendet werden. Das Trackingverfahren ist nicht limitiert auf ein einziges Partikel in der Falle. In Kombination mit dem Trackingverfahren von Speidel et al. [145] könnte etwa die hydrodynamische Wechselwirkung eines Nanorods und eines Beads in einer Linienfalle untersucht werden. Die gezeigte Methode zur Berechnung von Detektionssignalen eines Nanorods in einer Linienfalle sollte auch anwendbar auf nicht geradlinige 1D Strukturen sein, wie sie von Koch et al. [147] untersucht wurden. So ließen sich etwa Formabweichungen von Nanostrukturen oder dynamische Konformationsänderungen von lebender Materie feststellen. 104 6 Entwicklung einer Dunkelfeld-Linse In diesem Kapitel wird das Prinzip der Dunkelfeld Mikroskopie vorgestellt, welche sich als Streulicht-selektive Technik besonders zum Beobachten kleiner Strukturen eignet. So konnten etwa Sönnichsen et al. [128] die Orientierung einzelner Nanorods bestimmen, indem die polarisierte Lichtstreuung mit einem Dunkelfeld Mikroskop beobachtet wurde. Die Kombination von optischen Fallen und Dunkelfeld Mikroskopie ist bekannt [148, 149]. Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Dunkelfeldeinheit konzipiert, welche in einen optischen Fallenaufbau integriert und welche zudem parallel mit BFP Interferometrie genutzt werden kann. Der Hauptteil des Kapitels beschreibt erstens die Konzeption der Dunkelfeldeinheit, welche sich aus einer ringförmigen LED Beleuchtung und einer speziellen Dunkelfeldlinse zusammensetzt. Zweitens wird auf die Fertigung der Dunkelfeldlinse eingegangen, sowie auf verschiedene Tests eines Prototyps, deren Ergebnisse besprochen und diskutiert werden. Abschließend wird ein Ausblick gegeben. 6.1 Prinzip der Dunkelfeld-Mikroskopie Die Dunkelfeld-Mikroskopie ist eine Mikroskopietechnik zur Visualisierung von kleinen und kontrastarmen Proben. Das Prinzip der Dunkelfeld-Mikroskopie nützt die Lichtstreuung einer Probe. Die Beleuchtung ist dabei so eingestellt, dass nur das gestreute Licht beobachtet wird [150]. Eine Probe erscheint hell vor dunklem Hintergrund. Abb. 6.1 zeigt schematisch den Beleuchtungsstrahlengang. ∆ OL = NAstop − NAOL ∆ Kond = NAKond − NAstop Ei ∆ Kond , NA=0.07 2 Blende, NA=0.8 Kond, NA=0.95 Probe Es OL, NA=0.75 Ei ∆ OL , NA=0.025 2 Abb. 6.1 Prinzip der Dunkelfeldmikroskopie. Ein Kondensor (Kond) wird ringförmig beleuchtet, indem der zentrale Teil eines kollimierten Beleuchtungsstrahls (Ei) mit einer Blende geblockt wird. Den Aperturradien der Blende und des Kondensors entsprechen numerische Aperturen (NA), welche größer sind (mit Redundanz), als die NA der Objektivlinse. Dadurch werden die Strahlen, die unter hohen Winkeln in die Fokalebene einfallen nicht von der Objektivlinse eingefangen, sondern ausschließlich das gestreute Licht (Es) einer Probe. Die Ringbreite der Beleuchtung, sowie die Redundanzbreite ∆OL sind in numerischen Aperturen anhand eines Zahlenbeispiels ausgedrückt und eingezeichnet. Der zentrale Teil der Beleuchtung wird mit einer Blende in der anregungsseitigen BFP geblockt und eine ringförmige Beleuchtung verbleibt. Der Aperturradius der Blende 105 6 Entwicklung einer Dunkelfeld-Linse entspricht dabei einer numerischen Apertur (NA), die größer ist als diejenige der Objektivlinse. Die Beleuchtungsstrahlen, die unter hohen Winkeln in die Fokalebene einfallen werden nicht von der Objektivlinse eingefangen. Das Bildfeld ohne Streuer erscheint daher dunkel. Typischerweise wird ein spezieller Dunkelfeldkondensor verwendet. Dieser muss eine höhere NA haben, als die Objektivlinse. 6.2 Konzeption einer Dunkelfeldeinheit Die erste Herausforderung war ein Konzept für eine Dunkelfeldbeleuchtung zu finden, die sich mit den vorliegenden Wasserimmersions-Objektiven umsetzten lässt. Diese waren eine Detektionslinse (entspricht Kondensor in Abb. 6.1) mit NADL=1.0 und eine Objektivlinse mit einer höheren numerischen Apertur von NAOL = 1.2, was einem maximalen Auffangwinkel von ($c =64.5° entspricht. Mit dem Ziel, dass die hohe numerische Apertur der Objektivlinse für eine hochauflösende Bildgebung ausgenützt wird, folgt aufgrund von NADL<NAOL, dass eine Dunkelfeldbeleuchtung nicht durch die Detektionslinse bereitgestellt werden kann. Eine Beleuchtungsoptik außerhalb der Detektionslinse musste konzipiert werden, die sich zudem in den knappen Raum integrieren lässt, welcher begrenzt ist durch das Breadboard der Detektionseinheit und das Fenster der Nanostage, in dem sich zwischen den zwei gegenüberstehenden Objektiven die Probe befindet, siehe Abb. 4.4 auf Seite 41. Daher musste eine kompakte Lösung gefunden werden. Des Weiteren müssen die Beleuchtungsstrahlen unter definierten Winkeln ( ¦ ($c in das Immersionswasser eingekoppelt werden, siehe Abb. 6.2. Zudem wurde eine Beleuchtung mit weißem Licht für plasmonische Partikelanregung anvisiert. H2O DL DFL 2.5 2.4 AH OL Abb. 6.2 Detailausschnitt des optischen Aufbaus in Seitenansicht. Zentral im Bild zwischen den zwei gegenüberstehenden Objektiven, Detektionslinse (DL) und Objektivlinse (OL), ist die Probenkammer (grau) dargestellt, welche aus zwei Deckgläschen besteht, die durch einen Abstandhalter (AH) voneinander getrennt sind. Die vertikale Linie markiert die optische Achse. Der besseren Übersichtlichkeit wegen sind weitere Details nur in den rechten Teil eingezeichnet. Es ist eine Klammer, welche die Probenkammer fixiert und der Bereich, der mit Immersionswasser gefüllt ist, skizziert. Zudem ist ein unterer Teil der Dunkelfeldlinse (DFL) mit einem Strahl der Dunkelfeldbeleuchtung eingezeichnet. Der Arbeitsabstand der DL, sowie der Abstand der DFL zur Fokusebene sind in mm angegeben. Zur Umsetzung der Dunkelfeldeinheit wurde zum einen eine Dunkelfeldlinse (DFL) konzipiert, welche die Detektionslinse umgibt und in welcher ein Beleuchtungsstrahlengang geführt werden kann, der die gegebenen Randbedingungen erfüllt. Als Linsenmaterial wurde Polymethylmethacrylat (PMMA, besser bekannt als Plexiglas) festgelegt. Zum anderen wurden für die Beleuchtung LEDs ausgesucht, die in Form eines konzentrischen Ringes um die DFL angeordnet werden können. 106 In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Herbert Gross (ehemals Zeiss Oberkochen, mittlerweile Uni Jena), wurde eine Geometrie der Dunkelfeldlinse festgelegt. Zur Definition der optischen Flächen führte Gross mit der Software Zemax ein Raytracing durch. 6.2.1 Raytracing Es wurde eine Konfiguration gefunden, bei der der Beleuchtungsstrahl ausgehend von einer LED waagrecht in die DFL eingekoppelt und innerhalb dieser dreifach umgelenkt wird, um schließlich unter einem hohen Winkel zur optischen Achse in die Probenkammer eintreten zu können, siehe Abb. 6.3. Der Chip der LED befindet sich in einer Epoxidharzlinse. Die Leuchtfläche wurde als quadratisch mit einer Kantenlänge von 100µm angenommen mit einer Distanz von 5mm zum Scheitelpunkt der Epoxidharzlinse, der wiederum 2mm von der Eintrittsfläche der DFL entfernt war. Weiterhin wurde vorgesehen, das Eintrittsfenster durch eine direkt davor befindlichen Rechteckblende (0.5mm hoch, 0.9mm breit) zu limitieren. Mit Eintritts- und Austrittsfläche hat die Dunkelfeldlinse fünf optische Grenzflächen. Die Strahlausbreitung in Aufsicht (Abb. 6.3a) ist unproblematisch, das Licht wird in die Fokalebene fokussiert. Die kritische Strahlausbreitung zeigt sich in Seitenansicht (Abb. 6.3b). Der größte und der kleinste Winkel zur optischen Achse sind eingezeichnet. Abb. 6.3 Strahlausbreitung der Dunkelfeldbeleuchtung. a) In Aufsicht: Die Beleuchtungsstrahlen gehen von einem LED-Chip in einer Linse aus. Die fünf optischen Grenzflächen der Dunkelfeldlinse sind beschriftet. b) Schnitt in Seitenansicht: Der größte und der kleinste Winkel zur optischen Achse sind eingezeichnet. Überarbeitete Graphik, Quelle: H. Gross. 107 6 Entwicklung einer Dunkelfeld-Linse Konturen der Grenzflächen in Seitenansicht Der Chip (die Leuchtfläche) ist plan. Als Radius für die Epoxidharzlinse wurde R=5mm angenommen. Die Grenzflächen 1 bis 3 sind plan. Die Grenzfläche 4 ist asphärisch, deren Kontur lässt sich mit einer Asphärengleichung definieren. y1_3 _ % /P 1 -1 11 b31_/P3% U _ U . _ . (6.1) mit Scheitelradius P=40.04, konischer Konstane b=12.35 und asphärischer Parameter U =2.47⋅10-5, . =-2.06⋅10-7. Die Austrittsfläche ist sphärisch mit Radius R=8. Die beim Raytracing definierten Raumlagen der optischen Grenzflächen können der Abb. 6.7 auf Seite 110 entnommen werden und wurden bei der Fertigung exakt übernommen. Verspiegelung Die optischen Grenzflächen 2-4 werden in Reflexion genutzt. Die Grenzflächen 2 und 3 reflektieren theoretisch aufgrund von Totalreflexion, siehe Abb. 6.4. Der kritische Winkel der Totalreflexion beim Übergang von PMMA auf Luft ist f\A oðy / /00 q Y42°, wobei nach Quelle: www.refractiveindex.info der Brechungsindex von PMMA für unterschiedliche Wellenlängen im sichtbaren Spektralbereich folgende Werte annimmt: nPMMA(λ=435.8nm) = 1.5025, nPMMA(λ=500nm) = 1.49651, nPMMA(λ=780nm) = 1.4846. Es wurde unpolarisiertes Licht angenommen. RH q L 1.0 Totalreflexion PMMA - Luft 0.8 0.6 0.4 0.2 0 10 20 30 40 50° Abb. 6.4 Reflektivitat P13 als Funktion des Einfallswinkels bei Übergang von PMMA auf Luft. Der kritische Winkel der Totalreflexion ist eingezeichnet. Durch den kleinen Einfallswinkel von 21.7° auf die Asphäre (siehe Abb. 6.3) ist die Reflektivität an der Grenzfläche PMMA – Luft gering (<5%, siehe Abb. 6.7), was eine Verspiegelung notwendig macht. 6.2.2 Beleuchtung mit LED als Weißlichtquelle Als Weißlichtquelle wurde eine Nichia NSPW500GS-K1 ausgewählt mit 5mm Standardgehäuse, wie in Abb. 6.5 dargestellt. Diese zeichnete sich aufgrund der hohen Lichtstärke (30cd) und des kleinen Abstrahlwinkels (bei =15° ist die Intensität 13 auf 1/10 der Intensität in Vorwärtsrichtung abgefallen, siehe Abb. 6.5b) im Vergleich zu sonstigen zu dem Zeitpunkt am Markt verfügbaren LEDs aus. 108 Abb. 6.5 LED-Weißlichtquelle. a) Schnittzeichnung mit Abmessungen in mm. b) Abstrahlcharakteristik: Leuchtintensität 13 als Funktion des Winkels, auf Vorwärtsrichtung normiert. c) Foto der LED mit Typ-Bezeichnung. Die vertikale Linie deutet die Lage des Chips an. d) Abbildung der Leuchtfläche, die einen kreisrunden Leuchtfleck mit einem darin zentral, schräg liegendem, hellen, blauen Rechteck (Leuchtfläche des Chips) mit zwei dunklen Punkten (Bonddrähte) und einem gelblichen äußeren Teil (Fluoreszenzschicht) aufweist. a,b Überarbeitete Graphiken, Quelle: Datenblatt NSPW500GS-K1 - WHITE LED - NICHIA CORPORATION. Zur Beleuchtung der Dunkelfeldlinse werden mehrere LEDs in regelmäßigen Abständen in einem Ring gefasst, welcher die Dunkelfeldlinse konzentrisch umgibt, siehe Abb. 6.6. In die ringförmige Halterung können mindestens 32 LEDs mitsamt Blenden integriert werden. Somit wird eine radialsymmetrische Beleuchtung erzielt und die Beleuchtungsstärke vervielfacht sich mit der Anzahl der LEDs. Abb. 6.6 Ringförmige LED-Beleuchtung. Die Dunkelfeldlinse wird von mehreren LEDs beleuchtet. Die LEDs sind radialsymmetrisch angeordnet und in einem Ring gefasst, welcher die Dunkelfeldlinse konzentrisch umgibt. 109 6 Entwicklung einer Dunkelfeld-Linse 6.3 Fertigung der Dunkelfeldlinse Die Herstellung von Prototypen der Dunkelfeldlinse aus „Plexiglas GS“ Stabmaterial der Firma Evonik konnte mit einer Ultrapräzisions-Mikrofräse (UPM) am IMTEK in Kooperation mit Prof. Dr. Claas Müller und Herrn Wölfle durchgeführt werden. Dabei wurde ein Rohkörper (mit Geometrie der DFL und Aufmaß an den vorgesehenen optischen Flächen) auf eine Spindel aufgespannt und rotiert. Ein Diamantfräser nahm unter hoher Präzision das Aufmaß ab. Abb. 6.7 zeigt einen maßstabsgetreuen Schnitt in Seitenansicht der Dunkelfeldlinse mit Längenangaben. Abb. 6.7 Schnittzeichnung der Dunkelfeldlinse in Seitenansicht mit Beleuchtungsstrahlengang. Längenangaben in mm. Die Koordinaten der Auftreffpunkte des Zentralstrahls auf die optischen Grenzflächen 1-5 sind gelb markiert. Zusätzlich sind eine LED und zwei Blenden eingezeichnet. Überarbeitete Graphik, Quelle: M. Wölfle. Abb. 6.8 Dunkelfeldlinse (DFL) mit Detektionslinse und Probenkammer. Die DFL (halbtransparent dargestellt) ist ein rotationssymmetrischer Hohlkörper, der eine Detektionslinse (mittig) umgibt, um Licht unter hohen Winkeln zur optischen Achse in die Probenkammer (unten) einzukoppeln. Des Weiteren ist die Halterung (oben) der Detektionslinse eingezeichnet und eine mögliche Halterung (oben rechts) der DFL. 110 Abb. 6.8 zeigt eine Pseudo3D Visualisierung der Dunkelfeldlinse mit gehaltertem Detektionsobjektiv und Probenkammer. Die Verspiegelung der Asphäre wurde am Imtek von Herrn Aatz (Lehrstuhl Mikrooptik) vorgenommen, indem eine dünne Schicht (~30nm) Aluminium aufgedampft wurde. Abb. 6.9 zeigt zwei Fotos des ersten Prototyps der Dunkelfeldlinse. Abb. 6.9 Dunkelfeldlinse Prototyp I mit verspiegelter Asphäre. 6.4 Tests an Prototypen von Dunkelfeldlinsen In diesem Abschnitt werden zunächst verschiedene Testexperimente beschrieben, die zur Charakterisierung eines Prototyps durchgeführt wurden. Im Anschluss sind die daraus resultierenden Ergebnisse zusammen gefasst. Die Funktion der Dunkelfeldlinse (DFL) ist nur dann erfüllt, wenn alle Strahlen unter höheren Winkeln zur optischen Achse herauskommen, als die Objektivlinse auffangen kann. Insofern musste der emittierte Winkelbereich der DFL getestet werden. In Abb. 6.10 ist ein Testaufbau gezeigt. Zur Beleuchtung wurde ein kollimierter Laserstrahl verwendet. Dieser passierte eine Rechteckblende (mit einem Laser aus Tonpapier ausgeschnitten) und wurde so justiert, dass er senkrecht auf den Scheitelpunkt der Eintrittsfläche der DFL auftraf. Auf einem Schirm wurde das Licht aus der DFL aufgefangen. Abb. 6.10 Testaufbau zur Bestimmung der Austrittswinkel der Strahlen aus der Dunkelfeldlinse. a) Fotos von Testaufbau und Rechteckblende mit Abmessungen in mm. b) Schirm mit Intensitätsverteilung von aus der Dunkelfeldlinse austretenden Strahlen. c) Linienprofil der gemessenen Intensitätsverteilung. Die Position des minimal erlaubten Winkels von 64.5° und ein zweiter Winkel sind eingezeichnet. 111 6 Entwicklung einer Dunkelfeld-Linse Des Weiteren wurde die Lichteffizienz betrachtet, die sich aus dem Verhältnis ergibt von in die DFL eingekoppelter Lichtintensität und der Lichtintensität, die nach der DFL zur Beleuchtung der Probe bereit steht. Dazu wurde eine Kamera zum einen kurz hinter die Rechteckblende gestellt, zum anderen kurz hinter die Austrittsfläche der DFL. Drittens wurde die Rauigkeit der optischen Grenzflächen der Dunkelfeldlinse mittels Weißlichtinterferometrie (kommerzielles Gerät, Firma Zygo) untersucht. Abb. 6.11 zeigt ein Höhenprofil von einem Ausschnitt der Eintrittsfläche. Der Krümmungsradius der Eintrittsfläche, welche auf der Mantelfläche der zylindrischen Dunkelfeldlinse liegt wurde für die Darstellung in Abb. 6.11a herausgerechnet. Abb. 6.11 Oberflächenrauigkeit von optischer Grenzfläche der Dunkelfeldlinse. a) Höhenprofil eines Ausschnitts der Eintrittsfläche. Die Höhe ist farbkodiert. b) Zentrales Linienprofil des Profils in a) von links nach rechts (entlang Scheitellinie). Der Krümmungsradius wurde herausgerechnet. Ergebnisse 1. Die gemessene Intensitätsverteilung auf dem Schirm zeigte, dass ein großer Teil der Gesamtintensität auf Winkel verteilt war, welche kleiner als der minimal erlaubte Winkel von 64.5° waren. 2. Die integrierten Pixelwerte der Bilder beider Kamerapositionen zum Bestimmen der Lichteffizienz ergaben ein Verhältnis von etwa 1/500. 3. Aus der Messung der Oberflächenrauigkeit geht hervor, dass die optischen Grenzflächen eine Rillenstruktur aufweisen. Aus dem Linienprofil (entlang der Scheitellinie) kann eine maximale Höhendifferenz PV=0.149µm abgelesen werden. 6.5 Diskussion und Ausblick Der getestete Prototyp I kann nicht als Dunkelfeldlinse verwendet werden, da Lichtstrahlen aus verbotenen Winkeln kommen, welche von der Objektivlinse aufgefangen würden. Das Hauptproblem war, dass die eingekoppelten Strahlen nicht den gemäß Raytracing vorgesehenen Verlauf annahmen. Stattdessen wurde das eingekoppelte Licht bereits an der rauen Eintrittsfläche gestreut. Dadurch entstand zum Teil „vagabundierendes“ Licht, welches unvorhergesehene Wege ging. Der Streueffekt trat an jeder der optischen Grenzflächen auf. Durch die starke Abweichung zum idealen Strahlverlauf verfehlten Strahlen innerhalb der DFL zum Teil sogar die optischen Grenzflächen. In Abb. 6.10b kann man gestreutes Licht sehen, welches etwa von den 112 Kanten der DFL ausgeht, die die Asphäre begrenzen oder den Kanten der Austrittsfläche der DFL. Somit trat das gewünschte Licht zur Beleuchtung einer Probe nicht unter den definierten Winkeln aus der DFL aus. Dies erklärt größtenteils die geringe Lichteffizienz von 1/500. Die Ursache der rauen optischen Grenzflächen war fertigungsbedingt, da ein technisches Problem mit der UPM vorlag. Es wurde förmlich eine Rillenstruktur in die optischen Flächen gefräst, siehe Abb. 6.11a. Zudem ging Licht aufgrund schlechter Reflektivität der verspiegelten Flächen verloren. Die Verspiegelung war nicht beständig und löste sich zum Teil mechanisch oder oxidierte. Es wurde angedacht die Verspiegelung extern von Spezialisten durchführen zu lassen. Dazu wurde unter anderem das Fraunhofer IOF in Jena und S1Optics in Nürtingen konsultiert. Es stellte sich heraus, dass die Verspiegelung sehr aufwendig ist. Zum einen muss geometrisch bedingt eine dynamische Beschichtung vorgenommen werden, bei der die DFL rotiert wird, so dass eine homogene Beschichtung entsteht. Zum anderen weist PMMA sehr schlechte Hafteigenschaften auf. Dies hat zur Folge, dass eine dreifache Beschichtung notwendig ist. Diese sieht erstens einen Haftvermittler (IOF hält Patent), zweitens eine Metallisierung und drittens eine Passivierung vor. Des Weiteren ist eine chemische Oberflächenvorbehandlung notwendig. Zur Metallisierung eignet sich etwa Aluminium oder Silber. Zur Passivierung, um einer Oxidation vorzubeugen und einen mechanischen Schutz zu bieten, könnte etwa Al2O3 oder SiO2 verwendet werden. Alternativ könnte statt PMMA als Linsenmaterial Zeonex oder Topas verwenden werden, welche vergleichbare optische Eigenschaften aufweisen und leichter zu beschichten sind. Es stellte sich jedoch heraus, dass es schwierig werden kann Halbzeuge im gewünschten Format zu bekommen, da das Material typischerweise als Granulat verkauft wird. Die Herstellung von Halbzeugen mit homogenen optischen Eigenschaften (ohne Schlieren oder Lufteinschlüsse) aus Granulat ist aufwendig. Eine weitere Schwierigkeit birgt die Lichteinkopplung in die DFL. Da die Leuchtfläche der zu Verfügung stehenden LEDs tatsächlich eine komplexere ist (siehe Abb. 6.5b), als die theoretisch angenommene, quadratische Leuchtfläche mit 100µm Kantenlänge, muss dafür gesorgt werden, dass ausschließlich die von Prof. Gross beim Raytracing angenommenen definierten Strahlen in die DFL eingekoppelt werden. Als Lösung für eine geeignete Lichteinkopplung bietet sich eine Anordnung aus zwei Blenden an, wie in Abb. 6.7 gezeigt. Die zweite zusätzliche Blende direkt vor der LED limitiert in Kombination mit der Rechteckblende den maximalen Divergenzwinkel der Beleuchtungsstrahlen. Darüber hinaus gilt zu beachten, dass das Raytracing kaum eine Winkelredundanz der Strahlen aus der DFL in die Fokusebene vorsieht. Der kleinste Winkel zur optischen Achse mit theoretisch 64.6°, siehe Abb. 6.3, ist nur geringfügig größer, als der größte Winkel (64.5°), den die Objektivlinse noch einfangen kann. Der kommerzielle Ultrakondensor (NA1.2-1.4, Öl-Immersion) der Firma Carl Zeiss wird hingegen in Kombination mit einem Objektiv mit maximaler numerischer Apertur von NA=1.0 vom Hersteller empfohlen. Das entspricht für Öl-Immersion einem Redundanzwinkel von >10°. Es muss also in Verbindung mit der konzipierten DFL damit gerechnet werden, dass möglicherweise nicht die volle numerische Apertur des vorliegenden Objektivs mit NA=1.2 ausgeschöpft werden kann. Gegebenenfalls muss in einer detektionsseitigen BFP der Objektlinse entsprechend mit einer Irisblende abgeblendet werden. 113 6 Entwicklung einer Dunkelfeld-Linse Zuletzt wurden unter Variation von Einstellparametern bei der Fertigung mit der UPM neue Prototypen angefertigt. Deren Charakterisierung kann in einer Fortführung an diese Arbeit durchgeführt werden. Ein Vorbild für ein funktionelles und kompaktes Design der Halterung und der elektronischen Verschaltung von LEDs zur Beleuchtung einer funktionierenden Dunkelfeldlinse kann sich an kommerziell erhältlichen Ringbeleuchtungen (z. B. Qioptiq, Edmund Optics) genommen werden. Des Weiteren ist eine Reihe von Alternativen denkbar, um Dunkelfeld-Mikroskopie mit dem optischen Pinzetten-Setup (Abschnitt 4.2) in Kombination mit einer Detektionseinheit für BFP Interferometrie zu vereinen. Einerseits ist eine Dunkelfeldeinheit zu erwägen, bei der die Beleuchtung mittels optischer Fasern (speziell sogenannter lensed fibers) eingekoppelt wird, wie in Abb. 6.12 dargestellt. 1a 2 3 1b 4 5 7 1a Faser mit 1b Linse 2 Faserhalterung 3 Wasser 4 Beleuchtungstrahl 5 Streulicht von Probe 6 Objektiv 7 Deckgläschen 6 Abb. 6.12 Alternative Dunkelfeldbeleuchtung mittels optischer Fasern. Schnitt in Seitenansicht von Dunkelfeldbeleuchtung und Objektivlinse. Andererseits könnte die Fluoreszenzbeleuchtung genutzt werden, siehe Abb. 4.4. Hierzu seien ein i) Durchlicht und ein ii) Auflichtmodus beschrieben. Eine beleuchtungsseitige, konjugierte BFP der Objektivlinse müsste ringförmig ausgeleuchtet werden. i) Die Objektivlinse würde mit NA=1.2 als Kondensor, die Detektionslinse mit NA=1.0 als Objektivlinse fungieren und mit einer Kamera in der Detektionseinheit in einer konjugierten Fokusebene würde detektiert werden. ii) Um die vorliegende Mikroskopkamera zu nützen, könnte man stattdessen in einer detektionsseitigen BFP der Objektivlinse mit einer Irisblende unter Reduzierung der numerischen Apertur die Ringbeleuchtung abblenden. 114 7 Fazit und Ausblick In dieser Arbeit wurden zwei sich ergänzende Methoden zum Tracking von Nanorods entwickelt. Damit kann die Raumlage, bestehend aus der Position und der Orientierung stäbchenförmiger Partikel bestimmt und zeitlich aufgelöst werden. Mit der Vision eine drei dimensionale funktionelle Nanostruktur aufzubauen, konnten Nanorods bei kontaktloser, optischer Manipulation erfolgreich positioniert, orientiert und abgesetzt werden. Zur optischen Manipulation und zum Tracken von Nanorods wurden ein komplexer optischer Aufbau geplant und konstruiert. Die Kombination aus einer optischen Pinzette und einer interferometrischen Detektionseinheit zum Auslesen der Brownschen Bewegung eines gefangenen Partikels macht den Aufbau zu einem photonischen Kraftmikroskop. ZnO Nanorods in Wasser mit Durchmessern von D≈0.1µm und Längen von wenigen Mikrometern konnten sowohl mit einer Punktfalle, wie auch mit einer Linienfalle gefangen werden. Ein Nanorod in einer Punktfalle orientierte sich dabei entlang der optischen Achse, ein Nanorod in einer Linienfalle hingegen entlang der Achse der Linienfalle. So kann ein Nanorod in vertikaler Richtung und in einer horizontalen Ebene ausgerichtet und etwa als Baustein für eine gewünschte Struktur verwendet werden. Zudem konnte das reversible Umschalten beider orthogonaler Ausrichtungen eines optisch gefangenen Nanorods durch Wechseln der Fallenmodi gezeigt werden. In einer optischen Falle gefangen könnte ein Nanorod als Hebel zum Ausüben eines Drehmoments verwendet werden. In einer theoretischen Untersuchung wurde ein Konzept entwickelt, wie die Position und die Orientierung eines Nanorods in einer Punktfalle getrackt werden kann. Das Prinzip nutzt die Interferenz von gestreutem und ungestreutem Licht in Vorwärtsrichtung, wie sie gewöhnlich zum Tracken eines Kügelchens in einer optischen Falle genutzt wird. Erstens wurde eine Verknüpfung zwischen beliebigen Raumlagen des asphärischen Streuers im hoch fokussierten Feld und einem dazugehörigen Interferenzmuster in einer FourierEbene (hintere Brennebene, BFP) der Fokalebene erkannt. Die Streuung wurde mit Fourier Optik und im Rahmen Bornscher Näherung berechnet. Zweitens wurde ein Algorithmus definiert, mit dem sich aus den Intensitätsverteilungen der Interferenzmuster fünf Signale extrahieren lassen, welche die Auslenkungen in 3D, sowie die axiale und laterale Winkelauslenkung relativ zum Fokuszentrum abbilden. Die Positionssignale werden dabei im Wesentlichen erhalten, wie beim Tracking eines Beads, jedoch werden lokale Quadranten einer beschränkten Kreisfläche innerhalb der BFP ausgewertet. Aus dem Schwerpunkt der Kreisfläche in der BFP kann die Orientierung gewonnen werden. Eine Auswertung der Signale eines Glas Nanorods (0.1µm x 0.8µm) zeigte, dass eine Kombination aus Translation und Winkelauslenkung des Nanorods zu einer Kopplung der Signale führt. Der dadurch bedingte Fehler bei der Raumlagebestimmung ist im Wesentlichen gering für kleine und wächst mit größeren Winkelauslenkungen des Nanorods zur optischen Achse. Der Vorteil zur bisherigen Trackingmethode mittels BFPInterferometrie ist, dass zusätzlich zur Position die Orientierung eines Nanorods bestimmt werden kann. Die neue Methode deckt das Tracking eines Beads mit ab und kann daher als Erweiterung verstanden werden. 115 7 Fazit und Ausblick Als Detektor wurde ein Sensor mit etwa 32x32 Pixeln vorgeschlagen, was eine hohe zeitliche Auflösung ermöglichen soll, die über der von HochgeschwindigkeitsVideotracking liegt. Eine Verbesserung des Trackingverfahrens könnte erzielt werden, indem die polarisationsabhängige Streuung bei der BFP-Interferometrie mit ausgenutzt wird. Weiterhin wurde ein zweites Trackingverfahren zur Raumlagebestimmung eines Nanorods in einer Linienfalle erarbeitet und anhand eines Nachweisexperiments präsentiert. Dabei scannt ein Laserfokus oszillierend über ein Nanorod in der Fokalebene. Die Trackingsignale werden gemäß konventioneller BFP Interferometrie gemessen und sind einer Fokusposition zuordenbar. Aus der Signalantwort eines Scans über den näherungsweise 1D Streuer kann dessen Auslenkung relativ zum Zentrum der Linienfalle, sowie dessen Auslenkwinkel aus der Fokalebene und dessen Auslenkwinkel zur Achse der Linienfalle bestimmt werden. Die zeitliche Auflösung ist durch die Scanrate der optischen Falle gegeben. Mit einem akusto-optischen Modulator können einige 10kHz erreicht werden. Das kontinuierliche Auslesen der Trackingsignale an lokalen Stellen des gefangenen Objekts ermöglicht potentiell das Beobachten dynamischer Strukturveränderungen, vorausgesetzt die laterale Ausdehnung des Fokus ist viel kleiner, als die Länge des gefangenen Objekts. Dies kann neben dem Feld der Nanotechnik auch besonders interessant in den Lebenswissenschaften sein. Die zwei neuen Trackingmethoden sind insofern komplementär, als die Ruhelagen der untersuchten Nanorods in einer Punkt- und einer Linienfalle senkrecht aufeinander stehen. In beiden Fällen können unter Annahme eines harmonischen Potentials bezüglich einer Auslenkung bzw. einer Winkelauslenkung translatorische und rotatorische Fallensteifigkeiten bestimmt werden. Verwendet man ein Nanorod als Sonde können im Sinne eines photonischen Kraftmikroskops somit Kräfte und in Ergänzung dazu Drehmomente gemessen werden. Darüber hinaus wurde eine Linse für Dunkelfeld-Mikroskopie entwickelt. Im Rahmen eines Kooperations-Projekts konnten zwei Generationen von Prototypen realisiert werden. Die kompakte Linse ist mitsamt einer ringförmigen LED Beleuchtung dafür ausgelegt in einen optischen Aufbau mit einer optischen Falle und einer interferometrischen Detektionseinheit eingebaut zu werden, um ein photonisches Kraftmikroskop mit einem Dunkelfeldmikroskop zu vereinen und deren Vorzüge zu kombinieren. Die zwei Prototypen der ersten Generation konnten den optischen Anforderungen nicht entsprechen. Mit Hilfe optischer Messverfahren wurden dafür verantwortliche fertigungsbedingte Probleme erkannt. Diese lagen einerseits bei der Fertigung des Linsenkörpers mit einer Ultrapräzisions-Mikrofräse (UPM) und andererseits bei der notwendigen Verspiegelung der Dunkelfeldlinse. Der Fertigungsprozess der UPM wurde optimiert und ein zweiter Satz Prototypen steht zur Verfügung, der in einer Nachfolgearbeit getestet werden kann. Die erfolgreiche Manipulation von Nanorods, sowie die ausgearbeiteten Methoden, um die Raumlage eines stäbchenförmigen Partikels zu tracken und die Kombination mit Dunkelfeld Mikroskopie können helfen gezielt mit einzelnen Nanopartikeln zu arbeiten. So können diese lichtmikroskopisch beobachtet und wie Bausteine zusammengesetzt werden. 116 117 8 Appendix 8.1 Abkürzungsverzeichnis 1D ein dimensional a. u. willkürliche Einheiten (engl.: arbitrary units) Abb. Abbildung AC Autokorrelation (engl.: autocorrelation) ATP Adenosintriphosphat BFP hintere Brennebene (engl.: back focal plane) DDA diskrete Dipole Näherung (engl.: discrete dipole approximation) DFL Dunkelfeldlinse DNA Desoxyribonukleinsäure (engl.: deoxyribonucleic acid) Gl. Gleichung LED Leuchtdiode (engl.: light-emitting diode) MSD mittlere quadratische Verschiebung (engl.: mean square displacement) NA Numerische Apertur NIR Nahinfrarot NR Nanorod, stäbchenförmiges Nanopartikel (engl.: nanorod) NT Nanoröhrchen (engl.: nanotube) NW Nanodraht (engl.: nanowire) PFM photonisches Kraftmikroskop PMMA Polymethylmethacrylat PS Polystyrol PSD spektrale Leistungsdichte (engl.: power spectral density) QPD Quadranten Photodiode RNA Ribonukleinsäuren (engl.: ribonucleic acid) SEM Rasterelektronenmikroskop (engl.: scanning electron microscope) UPM Ultrapräzisions-Mikrofräse UV Ultraviolett vs. versus 119 8 Appendix 8.2 Setup: Bauteile und Spezifikationen Name Bauteil Mikroskop Firma Zeiss Art.Nr Axiovert 200 Mat Laser Alphalas MonopowerTM1064-10W-SM Laserkopf opt. Faser λ/2 Plättchen polarisierender Strahlteilerwürfel Strahlfalle Spiegel Alphalas, Thorlabs Corning Thorlabs Edmund Optics Eigenbau LINOS Hamamatsu TEM Thorlabs LINOS G8370 PDA-S InGaAs Pin Photodiode Att BE 2..8x Referenzdiode, Vorverstärker Absorber Filter Strahlaufweiter 4401-359-000-20 AuM Prisma Thorlabs MRA25-M01 ph SM Lochblende Scanspiegel Eigenbau GSI Beam-Expander 2-8x, Laser-line λ=1064nm rechtwinkliges Prisma, goldbeschichtet, R>97% (0.8-2µm) Rundloch, Ø 2,5 mm VM500+, 4 mm, Silber beschichtet SL DC1 Scanlinse Dichroitischer Spiegel Zeiss Laser Components TLrear DC2 Zeiss Zeiss OL63x Tubuslinse Dichroitischer Spiegel Objektivlinse OL40x Objektivlinse Zeiss TLcam CCD1 Tubuslinse Kamera Zeiss Zeiss AxioCam MRm CCD1 Kamera Andor Clara λ/2 PBS BT1 dM RD IO-K-1064-CO HI1060 WPH05M-1064 NT48-577 (10 mm) NT48-578 (15 mm) G340761000 710-755701, 710-755711 15AZ106818, ChargenNr 2070231 FT 495 (HE) Zeiss Spezifikation invertiertes, motorisiertes Lichtmikroskop dreistufig verstärkter (seed laser, Vorverstärker, Leistungsverstärker) diodengepumpter Nd:YAG Laser, cw, λ=1064nm, 8W mit Feedback über Leistungs-verstärker, linear polarisiert nachgerüstet, mit optischem Isolator Single-Mode Faser Verzögerungsplättchen, 0. Ordnung TECHSPEC® Laser-line polarisierender Strahlteilerwürfel Rasierklingenstapel Planspiegel mit dielektrischer Beschichtung DLHS IR 1064nm fSL = 52.5mm Vis Transmission, NIR Reflektion fTL rear = 138.4mm Strahlteiler aus Filtersatz 38HE „C-Apochromat“ 63x/1,20 W Korr M27 „C-Apochromat“ 40x/1,20 W Korr M27 fTLcam = 164.5mm CCD Sensor Sony ICX285, 1388x1040 Pixel, Pixelgröße 6.45 µm, 12 bit. CCD Sensor Sony ICX285, 1392x1040 Pixel, Pixelgröße 6.45 µm, 16 bit. Probenpositionierer Name 120 Bauteil Microstage und Nanostage Firma MCL Art.Nr Nano-View/M 300-3 Spezifikation mit Feinverstellerschrauben piezo-elektrische Nanostage mit 300µm max. Verfahrweg Ansteuerung Nanostage MCL Nano-DriveTM 3USB 20 3 - ISS 3 Achsen Ansteuerung, 20 bit Detektionseinheit Name DL Bauteil Detektionslinse Firma Zeiss Art.Nr DC3 Dichroitischer Spiegel 725dcspxr λ/2 PBS3 λ/2 Plättchen polarisierender Strahlteilerwürfel Strahlfalle Achromat Strahlteilerwürfel Strahlteilerwürfel Achromat Achromat Achromat Absorber Filter AHF Analysetech nik Thorlabs Spezifikation W „Plan-Apochromat“ 40x/1,0 DIC M27 Vis Transmission, NIR Reflektion WPH05M-1064 Verzögerungsplättchen, 0. Ordnung BT3 AC80 BS1 BS2 AC20 AC40 AC25 Att QPD CCD2 Quadrantenphotodio de, Vorverstärker Kamera Eigenbau Thorlabs Rasierklingenstapel antireflexbeschichtete Achromaten Thorlabs Thorlabs Thorlabs Thorlabs Achromat, antireflexbeschichtet Achromat, antireflexbeschichtet Achromat, antireflexbeschichtet absorbierende Neutraldichte Filter, 650-1050nm InGaAs Pin Photodiode Hamamatsu, TEM NE03B,NE010B, NE020B G6849 Prosilica GC1380H CCD Sensor Sony ICX285, 1360x1040 Pixel, Pixelgröße 6.45 µm, 12 bit. Bauteil miniSupplyQuad Firma TEM Art.Nr NoiseEater 2.1 TEM NIDAQ1 Datenwandlerkarte NIDAQ2 Datenwandlerkarte National Instruments National Instruments National Instruments Vicor Spezifikation Netzgerät mit Signal Ein- und Ausgang für QuadrantenPhotodioden StrahlleistungsstabilisierungsElektronik Datenwandlerkarte (data aquiring device) Datenwandlerkarte (data aquiring device) Steckplatzleiste Elektronik Name BNC Box Netzteil für servo driver servo driver GSI NI-PCI-6133 NI-PCIe-6259 BNC-2110 FlatPACTM VIPU22-EXX LightningTM Digital Servo Driver 2x75W Elektronik zur digitalen Ansteuerung der Scanspiegel, 16bit Sonstiges Name Bauteil Spektrometer Firma AVANTES Leistungsmessgerät Coherent Art.Nr AVASPEC-2048USB2 FieldMax II-TO Spezifikation CCD Sensor, Sony ILX554A, 2048 Pixel thermische Leistungsmessung 121 8 Appendix Sensor PM10 8.3 Viskosität von Wasser Für die temperaturabhängige Viskosität á1[3 von Wasser stehen zwei unterschiedliche empirische Formeln zur Verfügung. Für Raumtemperatur gilt á1[ 25°3 0.89 ∙ 10\J Û/+% [151]. á 2.414 ∙ 10\% ∙ 10o%U1.2/1ªÓ%1J.%\AU á 1.006Q \J.UU1ª\% 3/1AA3Óª3 3q (8.1) (8.2) h H10-3 N sêm2L h_Formel1 1.0 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 h_Formel2 40 60 80 100 T H°CL Abb. 8.1 Temperaturabhängige Viskosität von Wasser. Viskosität η vs. Temperatur für zwei unterschiedliche empirische Formeln. 122 8.4 Konturfunktionen und Formfaktoren Nachfolgend sind die Konturfunktionen 1N3 und Formfaktoren ̃ 13 für verschiedene Streuerformen (Streuer in Koordinatenursprung) aufgeführt. Form des Streuers Dimension des Streuers Punktstreuer d=0 1N3 º1N3 ̃ 13 1 Delta-Linie entlang z d=1 1N3 º1_3º1l3KQ 61/â3 ̃ 13 âf 1b â/23 Zylinder d =3 1N3 fK 1K/3KQ 61/â3 Konturfunktion Formfaktor ̃ 13 1/23% A 1b /23 âf 1b â/23 b /2 Tabelle 8.1 Konturfunktionen 1N3 und Formfaktoren ̃ 13 für drei ausgewählte Streuerformen (Streuer in Koordinatenursprung), mit Länge L, Durchmesser D. Es ist K -_ % l % und b = bc% bp% , mit Besselfunktion A 1b /23 erster Ordnung, erster Gattung. Die circ-Funktion ist definiert als fK 1K/3 = ? 1 , ^ããK Ý /2 0 6 (8.3) wobei K -_ % l % . Sie definiert eine Kreisfläche mit Durchmesser D. Die rect-Funktion ist definiert als KQ 61/3 ? 1 , ^ãã|| Ý /2 0 6 (8.4) Sie definiert eine 1D-Rechteckfunktion mit Breite b. 123 8 Appendix 8.5 Kicking Effekt Speziell bei dynamischen Fallen, wie etwa der Linienfalle, kommt der Effekt des Kickings hinzu. Fährt die Falle über das Objekt, so wird dieses in Bewegungsrichtung der Falle ein Stück mitgezogen. Grundsätzlich kann die Art der Bewegung eines Partikels in einer oszillierenden Falle abhängig von dessen Geschwindigkeit v in drei Regime aufgeteilt werden [152]. Für kleine v wird das Partikel in der Falle mitgeführt. Für mittlere v entkommt das Partikel der Falle und wird von der wiederkehrenden Falle aufgegriffen. Für große v sieht das Partikel ein effektives Potential innerhalb dessen es diffundieren kann. Hierzu kurz eine anschauliche Erklärung mit Beispiel einer Punktfalle, die von links nach rechts gescannt wird. Zunächst wird ein Partikel, das den Fokus von links sieht nach links gezogen. Im klassischen Modell hat das Partikel eine Massenträgheit. Scannt der Fokus weiter über das Partikel hinweg bewegt sich das Partikel entgegen der Scanrichtung. Effektiv hat das Partikel die attraktive Kraft zum Fallenzentrum länger von links als von rechts gesehen und bewegt sich damit im Gesamten ein Stück gegen die Scanrichtung. Im tatsächlich vorliegenden stark überdämpften Fall kann die Partikelmasse vernachlässigt werden. Das Partikel wird ab dem Zeitpunkt in dem es sich im Fallenzentrum befindet ein Stück in Scanrichtung mitgeführt. Effektiv sieht das Partikel die attraktive Kraft zum Fallenzentrum länger von rechts und wird ein Stück in Scanrichtung ausgelenkt. Das wird als Kicking bezeichnet. a) Feff m>0 b) Feff m→0 Abb. 8.2 Schematische Darstellung zum Kicking von Partikel in Linienfalle. a) Klassisches Model, Partikel hat Masse m und wird effektiv gegen die Scanrichtung der Linienfalle gezogen. b) Stark überdämpfter Fall, Masse von Partikel in viskosem Medium kann vernachlässigt werden. Effektiv wird das Partikel in Scanrichtung gekickt. 124 8.6 Interferenz mehrerer Felder Die Intensitätsverteilung, die bei der Interferenz zweier Felder entsteht, kann mit der Zweistrahlinterferenzformel Gl. (2.14) berechnet werden. Sie besteht aus der Summe der Betragsquadrate der Felder und einem Mischterm, dem Interferenzterm. Bei Interferenz % von N+1 Feldern ergibt sich eine Anzahl ∑Ð ZA an Mischtermen, z. B. ∑ZA 1 2 3 Interferenzterme für drei Felder. Die Intensitätverteilung für drei interferierende Felder lautet |M MA M% |% (8.5) o|M |Q ¸| |MA |Q ¸9 |M% |Q ¸: qo|M |Q \¸| |MA |Q \¸9 |M% |Q \¸: q (8.6) |M |% |MA |% |M% |% 2|M ||MA | 1Δ¼ A 3 2|M ||M% | 1Δ¼ % 3 2|MA ||M% | 1Δ¼A% 3 (8.7) mit Phasendifferenz Δ¼ ¼ ¼ . Für den Fall, dass die Beträge der N Streufelder M viel kleiner sind, als der des einfallenden Feldes |M | ≫ M , mit j>0 gilt Y 2|M ||MA | 1Δ¼ A 3 2|M ||M% | 1Δ¼ % 3 (8.8) Es bleiben nur eine Anzahl Û 2 Mischterme übrig, die wesentlich zur Intensitätsverteilung beitragen. Für eine beliebige Anzahl N von Streuern, deren Interferenz untereinander vernachlässigbar ist, folgt somit % Ð M ∑Ð ZA M Y 2|M | ∑ZAM oΔ¼ q (8.9) Die Intensitätsverteilung kann also für kleine Streufeldbeträge dargestellt werden als Summe der Mischterme aus Interferenzen des einfallenden Feldes mit einem Streufeld und einem Offset, der Intensität des einfallenden Feldes. 125 8 Appendix 8.7 Schwerpunktbestimmung einer BFP-Intensitätsverteilung 0 Hier ist die Schwerpunktbestimmung einer Intensitätsverteilung ayy obc , bp , q in der BFPDL beschrieben, wie sie beim Tracking eines Zylinders in einem hoch fokussierten Feld verwendet werden kann. Der Schwerpunkt sei 0 = obc , bp q = Rayy obc , bp , qT Es wird zum einen die Differenzintensitätsverteilung verwendet, Schwerpunktberechnung (center of mass, CM) Offset-abhängig ist. Es sei ayy obc , bp , q = aobc , bp , q Ia obc , bp q (8.10) da die (8.11) mit Gesamtintensitätsverteilung aobc , bp , q, die von der Raumlage des Zylinders }6 obc , bp q% des leeren Fokus. abhängt und konstanter Intensitätsverteilung aI obc , bp q E Zum anderen wird ein Schwellwertverfahren (thresholding) angewendet, um störende Nebenmaxima des Interferenzmusters zu unterdrücken. Beides zusammen liefert 0 ayy obc , bp , q, den Betrag der Differenzintensitätsverteilung mit Threshold 7ã0 . Das Schwellwertverfahren wird nach folgender Vorschrift durchgeführt. a ob , b , q, ayy obc , bp , q 7ã0 0 ayy obc , bp , q = ? yy c p 0, 6 7ã0 = Q \A ayy obc , bp , q wobeiayy obc , bp , q $c $c (8.12) (8.13) der Maximalwert von ayy obc , bp , q ist. Die Bestimmung der bc Schwerpunktkomponente lässt sich folgendermaßen formulieren 0 1bc , 3T = bc Rayy 0 1bc , 3bc Ibc Á ayy 0 Á ayy 1bc , 3Ibc 0 0 1bc , 3 = d ayy ayy obc , bp , qIbp 0 0 1bc , 3 die Projektion von ayy wobei ayy obc , bp , q auf die kx-Achse ist. Die Berechnung der bp Schwerpunktkomponente funktioniert analog. 126 (8.14) (8.15) 127 9 Literaturverzeichnis 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. Block, S.M., Making light work with optical tweezers. Nature, 1992. 360(6403): p. 493495. Won, R. and A. Ashkin, How it all began. Nature Photonics, 2011. 5(6): p. 316-317. Ashkin, A., Accerleration and Trapping of Particles by Radiation Pressure. Physical Review Letters, 1970. 24(4): p. 156-&. Ashkin, A., J.M. Dziedzic, J.E. Bjorkholm, and S. Chu, Observation of a single-beam gradient force optical trap for dielectric particles. Optics Letters, 1986. 11(5): p. 288290. Florin, E.L., J.K.H. Horber, and E.H.K. 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Physical Review E, 1995. 51(6): p. 5239-5250. Danksagung An erster Stelle möchte ich mich bei Prof. Dr. Alexander Rohrbach für die ausgezeichnete Betreuung während meiner Doktorarbeit bedanken. Alex sei Dank, dass ich mich mit dem faszinierenden Thema der optischen Pinzetten auseinander gesetzt und sehr viel gelernt habe, auf internationale Konferenzen fahren und in einem tollen Team arbeiten durfte. Ich danke Prof. Dr. Margit Zacharias dafür die Zweitkorrektur zu übernehmen. Vielen Dank vor allem auch für die ZnO Nanorods, die ich von ihrem Lehrstuhl Nanotechnologie bekommen durfte. Besonderen Dank geht an Andreas Menzel vom Lehrstuhl Nanotechnologie für das selbstlose Engagement mir ZnO Nanorods herzustellen. Wie hätte ich ohne Proben sonst Experimente machen sollen? Großen Dank möchte ich Dr. Lars Friedrich aussprechen, der von seinen enormen Kenntnissen in Optik und Programmierung und vielem mehr gerne abgibt und von dem ich in unserer gemeinsamen Zeit am BNP Lehrstuhl viel lernen konnte. Danke für die großartige und relaxte Stimmung in unserem Vier-Mann-Büro. Ich danke Philipp von Olshausen, als Kollegen und verdammt guten Freund für Tipps und Tricks zur Arbeit und fürs Leben. Ich danke Benjamin Landenberger, meinem Setup Partner, der mir immer bei MicPy Problemen aushalf. Ich danke Felix Kohler für erkenntnisreiche Diskussionen zur Optik, Streuung, Mathe, Konstruktion und übers Wetter oder die Schneelage. Vielen Dank für die gute Zeit am Lehrstuhl möchte ich auch noch Anne Rottler und allen weiteren BNPlern aussprechen. In Zusammenhang mit dem Projekt Dunkelfeldlinse danke ich Prof. Dr. Herbert Gross für die gute Zusammenarbeit und das Raytracing. Prof. Dr. Claas Müller, für die Kollaboration und die Bereitstellung der UPM zur Fertigung von Prototypen. Michael Wölfle für sein Engagement die trickreichen Linsenkörper tatsächlich zu fräsen. Bernd Aatz für die Verspiegelung der ersten Prototypen und für die äußerst freundliche und große Hilfe bei der Charakterisierung. Khaled Aljasem für einen Kurs in Zemax Raytracing. 137