ten nis o p Kom en . t r ö h r e n u d n e h e g t s e Weit Musik interview Foto: © Fe lix Ho lm n ön d k n n ulz be t u ch n le off ger r S u n re erh reib tia ie er F ris pon IFK d h n r C eide nn Kom n de die L o oha vom r J e v b t ü a e ch chulz ie h , di an si tian S s K. D igen i r F m h I C n ie as Johann we t, d n, w der chaf e s r n n i e e ie in ngem erd ist e resse ige ld v e r t e n h I ä G r -J ihre “ ih er 50 nisten et . D kten Kompo d r e e n t g r i ü u r eg Freib rch des g auch die ik-A t. fsstan Nun haben Mus u r „ e B e i en is s lieb n seine wie d r , b e t r e e r e t r g t e en rklär mit elf V steh view e zusammen dert n i-Inter l l u i h h c r h Im 19. Ja usik im m p o P die warum chilli: Herr Schulz, wie ist die Auftragslage? Schulz: Immerhin kann ich als Komponist leben. Das können einige meiner Kollegen leider nicht. Viele arbeiten hauptberuflich als Musiklehrer, Professoren oder Instrumentalisten. Ich selbst habe jahrelang als Tonmeister gearbeitet. chilli: Warum ist es denn so eine schwierige Branche? Schulz: Es gibt als Komponist verschiedene Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Man kann einfach Stücke schreiben und hoffen, dass sich irgendjemand dafür interessiert, oder man arbeitet eben für Auftraggeber. Das kann ein Interpret sein, der ein Stück benötigt, also Solisten oder auch ein Ensemble, oder auch eine Institution, wie etwa der Rundfunk oder Opernhäuser. Solche Aufträge bringen zwar Geld, werden aber immer seltener. Wovon wir eigentlich leben, sind die Urheberrechtsgebühren, die fällig werden, wenn Stücke von uns wieder aufgeführt werden. Leider werden viele Stücke heute aber nur noch ein- bis zweimal gespielt und verschwinden dann in der Versenkung. chilli: ... und machen so Platz für neue Stücke? Schulz: Schön wäre es. Es gibt hier zwar ein reges Musikleben, das stützt sich aber stark auf Ensembles und weniger auf die Komponisten. Die Stadt vergibt zwar Fördergelder für kulturelle Veranstaltungen, die bekommen aber meist die Aufführenden. Dabei ist es dann oft sekundär, was gespielt wird, und so kommt es, dass heimische Komponisten unterrepräsentiert sind. Schlicht, weil niemand auf sie achtet. chilli: Weswegen es jetzt die Interessengemeinschaft Freiburger Komponisten gibt. Schulz: Genau. Wir sind eigentlich nichts anderes als eine Lobbyvereinigung, die in Freiburg das Augenmerk darauf lenken will, dass es uns gibt. chilli: Klingt ein wenig wie eine Selbsthilfegruppe verkannter Genies. 68 CHILLI April 2012 Schulz: Nein, nein. Freiburg hat traditionell eine starke Komponistenriege, denken wir nur mal an Leute wie Wolfgang Fortner oder Klaus Huber. Dass Interesse an unserer Arbeit besteht, hat man ja an unserer Auftaktveranstaltung Mitte März gesehen, als 160 Leute in den Kunstverein gekommen sind und ein sehr positives Feedback gegeben haben. Unsere Gemeinschaft dient einfach dazu, Kräfte zu bündeln, uns gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. chilli: Was ist konkret geplant? Schulz: Wir wollen die Zusammenarbeit mit Vereinen wie Mehrklang und dem Kulturdezernat der Stadt Freiburg oder den Ensembles verstärken. Wenn Konzerte geplant werden, sollen auch hiesige Komponisten Aufführungen bekommen. Außerdem läuft bereits eine Reihe von Künstlerwerkstätten und Studiogesprächen, bei denen wir unsere komplexe Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen wollen. chilli: Liegt es vielleicht auch an der Art der komponierten Musik, dass heimische Komponisten weitestgehend unerhört bleiben? Schulz: Unsere Arbeit ist eine Kunstform, die meist in einem Bereich stattfindet, der wenig mit dem Unterhaltungssektor zu tun hat. Kunst hört eben da auf, wo Kommerz anfängt. Und für den gemeinen Konsumenten ist die Musikbildung leider irgendwo im 19. Jahrhundert stehen geblieben. Die Offenheit für neue Musik wurde uns wegtrainiert. Das Komponieren von Pop-Musik ist etwa so, wie wenn ein Architekt ein Haus aus Fertigbauteilen Infos: entwirft. Und das kann ja nicht www.freiburger-komponisten.de das Ziel sein. Felix Holm MUSIK open air Ein Festival erfindet sich neu J ahrelang war das Sea Of Love bekannt als kleines Musikfestival, bei dem Freunde der elektronischen Musik das Ufer des Tunisees in eine Tanzfläche verwandelten. Beim zehnjährigen Jubiläum und dem Rekordbesuch von 25.000 Besuchern lief im vergangenen Jahr bei der Organisation einiges schief. Das Rathaus und die veranstaltende Mehr Seen Festival GmbH (MSF) werden sich in dieser Sache wohl vor dem Amtsgericht treffen. Unterdessen hat mit der Koko Festival GmbH nun ein neuer Veranstalter die Leitung übernommen, sich einen Altbekannten mit ins Boot geholt, ein starkes Programm veröffentlicht und das Festivalgelände gedreht. „Organisatorisch haben wir ein neues Festival geplant“, sagt Marc Oßwald. Der Geschäftsführer des Konzertveranstalters Koko steht auch an der Spitze der Koko Festival GmbH, die eigens fürs Sea of Love gegründet worden ist (wir berichteten). „Die Verkehrslenkung und das Besuchercamping haben wir neu konzipiert“, erklärt er, „wir wollen das Vertrauen und die Sympathie der Besucher und der Bevölkerung zurückgewinnen. Bisher waren die Gespräche sehr gut.“ Im vergangenen Jahr war es sowohl an der Messe als auch am See zu heftigen Problemen gekommen. Beide Gefahrenstellen sind in diesem Jahr ausgeschlossen. Das Messegelände fällt komplett aus dem Konzept raus, die Sea Of Love 2012 wird am 14. und 15. Juli ausschließlich am Tunisee steigen. Dort wird das Gelände gleichsam gedreht, der Einlass – fernab von Unterführung und Autobahn – nach Norden verlegt, die Bühne zum See hin geschoben, zudem werden die Tore bei 20.000 Besuchern geschlossen – 5000 weniger also als im Vorjahr. Auch kostenloses Trinkwasser wird es geben. Gesundschrumpfen ist das Stichwort. „Wir redimensionieren das Festival und führen es auf eine Größe zurück, die es uns erlaubt, alle Anforderungen an moderne Festivalorganisation zu erfüllen“, sagt Oßwald. Die war im vergangenen Jahr nicht optimal gegeben. Dafür stellte das Freiburger Rathaus Bußgeldbescheide in Höhe von rund 100.000 Euro aus, wogegen MSF-Geschäftsführer Bela Gurath Einspruch einlegte. Damit ist die Sache über die Staatsanwaltschaft jetzt beim Amtsgericht angekommen. Ob es zur Verhandlung kommen wird, ist noch nicht abzusehen. Dem chilli liegt eine 32-seitige Stellungnahme der MSF aus dem vergangenen Februar vor, auf die das Ordnungsamt bis heute nicht reagiert hat. Gurath ist weiter für die Sea of Love tätig, hat beim Bauen des musikalischen Programms mitgewirkt. „Seine Kompetenzen darin sind unbestritten“, sagt Oßwald. Zugpferd wird die Hamburger Electropopgruppe Deichkind sein, die für ihre zirkushaften Live-Shows bekannt ist. Zudem wird mit dem Gorillaz Sound System ein Act performen, bei dem man noch gar nicht recht weiß, was auf das Publikum zukommt. DJ, Percussionist, Drummer und dazu ein Bildregisseur versprechen jedenfalls ein audiovisuelles Erlebnis. Hinzu kommen bekannte DJ- und Produzentennamen wie Carl Cox, Mr. Oizo, Fritz Kalkbrenner oder die Turntablerocker. Auf dass nach dem letztjährigen Sea of Love diesmal die Künstler das Gesprächsthema sein werden. Daniel Weber Fotos: © bigcitybeats - Jakob Koerdt.Photography Sea of Love auf der Drehscheibe „Halle riesig, Bühne riesig“ Blank & Jones Turntablerocker Milchbar – Seaside Seasons 4 einszwei Soundcolours Casablanca (Universal) 3 FRAGEN AN: Julian Schwizler Soundcolours Spitze auf die Spitze Aus dem Proberaum auf die große Bühne. Der jungen Freiburger Band Lingulistig ist dieser Sprung gelungen. Zumindest für ein paar Minuten. Die sechsköpfige Formation, die verschiedene Musikstile um Raptexte herumbaut, hat beim bundesweiten „SchoolJam“Wettbewerb für Schülerbands mitgemacht und schaffte es nach einem Online-Voting auf die Musikmesse nach Frankfurt ins Finale. Daniel Weber hat sich mit dem 20-jährigen Julian Schwizler unterhalten, dem Rapper und Produzenten der Gruppe. An der Strandpromenade auf der Nordseeinsel Norderney steht die Milchbar. Dort gibt es für den entspannten Urlauber, klar, Milch, dazu Kaffee und Brötchen, und abends lässt sich dort auch ein Cocktail schlürfen. Was das jetzt mit einer CDRezension zu tun hat? Nun ja, die Milchbar dürfte eine der wenigen Lokalitäten sein, die von einem weltbekannten Produzententeam regelmäßig einen eigenen Soundtrack zusammengestellt bekommt und damit oben in den Charts landet. Die Kölner Klangmacher Blank & Jones sind mit ihrem Entspannungssound aus sogenannter Ambience-Musik so etwas wie die buddhistischen Mönche der elektronischen Musik und zeichnen seit 2009 nicht nur für die Produktion, Konzeption und Zusammenstellung der Milchbar Compilation verantwortlich, sondern haben auch das komplette Sounddesign vor Ort übernommen. Anders als beim Duo Turntablerocker (siehe nebenstehende Rezension) geht es auf der vierten Ausgabe dieser Reihe nicht um körperliche Bewegung auf der lauten Tanzfläche, sondern um die geistige Entspannung mit ruhigen Klängen im Hintergrund. Diese tritt ein dank einer Mischung aus Klassikern von Chicane oder Cantoma und aktuellen Künstlern wie Blue Six und Afterlife sowie einigen exklusiven Aufnahmen und Remixen von Blank & Jones – nachdem die schnulzige Eröffnungsnummer vorbei ist, auf der Til Schweiger irgendwas vom Sonnenuntergang nölt. Daniel Weber „Die Welt ist eine Scheibe, schwarz und rund, lass sie weiter drehen im Kreis herum“, so lautet eine Textzeile aus dem Eröffnungsstück des neuen Turntablerocker-Albums „einszwei“. Die Zeile fasst treffend zusammen, um was es hier geht: Musik als weltumspannendes Verbindungselement. Michi Beck und DJ Thomilla sind ein Duo, das seit Jahren beständig Tanzflächen wahlweise in kleinen Clubs oder auf großen Bühnen zu zweit genau damit in Einklang bringt. Kennengelernt haben sich die beiden vor inzwischen 18 Jahren in einem Plattenladen in Stuttgart, da feierte Michi Beck als Hausmarke schon Erfolge als einer der Fantastischen Vier, und Thomilla war als DJ und Produzent für verschiedene HipHop-Formationen aktiv. Gemeinsam lebten sie fortan ihre Begeisterung für elektronische Musik aus. In der Disko und im Studio. Zehn Jahre nach dem Vorgänger „Smile“ bringen sie nun ihr drittes Album heraus: Ein discoid nach vorne gehendes und doch zurückgelehntes Album, auf dem erstmals durchgehend deutsche Texte zu hören sind. Die eigene Herangehensweise, der elektronischen Musik einen Schuss Funkyness zu verpassen, treiben die beiden Baldvierziger damit spitze auf die Spitze. „einszwei“ ist das geworden, was man sich erhofft, aber in dieser Form nicht erwartet hat: erwachsen und doch jugendlich. Eben Musik als weltumspannendes Verbindungselement – auch wenn aus der Scheibe meist eine MP3 geworden ist. Daniel Weber chilli: Wie war es in Frankfurt? Schwizler: Die Halle war riesig, die Bühne war riesig. Wir sind zwei Rapper, Gitarrist, Bassist, Keyboarder und Drummer, und trotzdem waren zwischen uns jeweils gefühlte zehn Meter Platz. Zum Sieg hat es leider nicht gereicht, wir haben da mit unserem lockeren Sound ein Kontrastprogramm zu den rockigen Sachen reingebracht und eigentlich gar nicht recht reingepasst. Aber es hat Spaß gemacht, das Publikum war cool. Und die ganze Geschichte mit dem OnlineVoting auf Spiegel Online und der Wunderwaffe Facebook, durch die unser Name gut rumgekommen ist, war schon echt eine feine Sache. chilli: Wie geht es weiter mit euch? Schwizler: Wir bringen jetzt unser Album „Hin und Weg“ raus, wir wollen den Schwung jetzt nutzen und schauen, dass wir im Sommer ein paar Konzerte spielen können. chilli: Und danach? Schwizler: Wir stehen alle nach dem Abitur an einem Punkt, wo sich jeder überlegt, wie es weitergeht. Studieren ja oder nein? Was und wo? Falls die Musik aber so gut weiterläuft, haben wir einen Pakt geschlossen. Dass alle zumindest in Baden-Württemberg bleiben und wir die Band am Laufen halten. MoTrip Talking To Turtles Embryo Oh, The Good Life Urban (Universal) Devilduck Records Der steinharte Sounddreck Titel: Kalksandstein Rap Urheber: Unbekannt / Flüchtig Jahr: von gestern Die Rechnung geht auf Charmantes Duo mit viel Herz Jetzt ist es offiziell: Deutschrap geht es wieder blendend. Der Patient kann aus dem Krankenhaus, in das er nach immer wiederkehrenden Geschichten über Messerstechereien und Drogenhandel eingeliefert wurde, nachdem auch das letzte protzige Auto über seinen Fuß und damit des Hörers Ohr gefahren war. Die Ära des Straßenraps beendet nach Erfolgen von Marteria, Casper & C(r)o einer, der selbst von der Straße kommt. MoTrip sein Name, er bezeichnet sich als der erste Kanacke mit Grips. Der im Libanon geborene und in Aachen lebende Mohamed El Moussaoui kommt mit seinem Erstling „Embryo“ nur scheinbar aus dem Nichts in die Musikwelt. In den vergangenen Jahren hatte er sich innerhalb der deutschen Rapszene einen Namen gemacht – allerdings ohne eigene Veröffentlichung. Dafür gab es Kooperationen mit Größen wie Kool Savas oder Samy Deluxe, wo MoTrip zeigte, was er am Mikro kann. Deswegen klopfte das Majorlabel Universal an, über das er nun sein erstaunlich reifes Debütalbum veröffentlichte. Zwischen Rap über Rap und Gefühle vermittelt durch Rap brilliert MoTrip in jeder Praxis. Die Theorie lautet: „Deine Stimme plus die Technik mal die Flows geteilt durch Skills ist gleich der Inbegriff von Freshness / Nimmst du das noch minus Whackness, minus Fake, minus Shit, minus Hate: ergibt Trip.“ Die Rechnung geht auf. Und Deutschrap verlässt das Krankenhaus. Daniel Weber Talking To Turtles haben nach dem Album „Monologue“ jetzt ihr zweites Album „Oh, The Good Life“ veröffentlicht und damit eine konstante Weiterentwicklung im Songwriting belegt. Das charmante Leipziger Duo, Florian Sievers und Claudia Göhring, schreibt und spielt seine Songs mit sehr viel Herz und ist sehr stolz darauf, ihr Album in Seattle aufgenommen zu haben. Ob man dem Album das anhört, darf hingegen jeder selbst beurteilen. Die zehn clever komponierten und arrangierten Songs muten größtenteils sehr harmonisch, teilweise aber auch etwas schräg an. Aber es sind ausgefallene Songs, die sich auch nach etlichem Hören nicht abnutzen. Vom ersten Stück „In The Future“ an begleiten die gefühlvollen Stimmen von Sievers und Göhring den Zuhörer durch ein Album voller schöner Melodien und Emotionen. Herausgestellt sei der Song „I Am In Numbers“, der zweifelsfrei ein sehr (ge)wichtiges Thema behandelt, die Organspende. Andere Anspieltipps sind „Crizzly Hugging“ und „Men In Trees“. Auf Tour sind Talking To Turtles derzeit nur in den USA, etwa auf dem renommierten South by Southwest Festival in Austin/Texas. Aber man sollte die Augen und Ohren offenhalten, denn live sind Talking To Turtles noch ein Stück berührender und unterhaltsamer. eMBe Es ist ein alter Brauch: Wo gebaut wird, singt man auch. So oder so ähnlich lautete offensichtlich der Name eines Geistesblitzes, der einen namhaften Kalksandsteinhersteller dazu brachte, bislang unbekannte Musiker zum „Kalksandstein Rap“ anzustiften. „Hei Ho, hier kommt Kalksandstein. Nimm das Original! Daraus muss die Wand sein.“ Baustoffe und Tonträger haben eine lange, wenn auch nicht zu ergründende Beziehung. Bereits in den Siebzigern postulierte Jürgen von Manger auf einer Schallplatte: „Was im Leben ist Amore, ist beim Bauen Styropore.“ Von daher könnte man beim Kalksandstein-Rap von harmlosen Trittbrettfahrern ausgehen. Aber harmlos geht anders: „Selbst den Keller baust du schneller. Nimm Kalksandstein, der ist heller. Hei Ho …“ Denn hier wird schamlos gelogen. Nicht über das Produkt, wie bei Werbung zu erwarten wäre, sondern über die Werbung selbst. Denn der Kalksandstein-Rap ist kein Rap. „Mit Kalksandstein geht nichts schief, wertbeständig und massiv.“ Massive Töne sind das nicht. Eher gereimte Werbetexte aus der Wirtschaftswunderzeit. … auf diese Schweine können sie hauen. Ihre Geschmackspolizei