SCHWARZES BRETT Mann oh Mann In Sachen Gleichstellung ist vor allem vom weiblichen Geschlecht die Rede: Frauenbewegung, Frauenbeauftragte, Frauenquote – doch wo bleiben bei all dem die Männer? Damit deren Bedürfnisse nicht untergehen, bietet das Freiburger Männerbüro – getragen von der katholischen Gesamtkirchengemeinde – schon seit 22 Jahren Beratung von Mann zu Mann. Warum es das „starke Geschlecht“ oft schwer hat, sich zu öffnen, warum viele Männer überlastet sind und wie man der Midlife-Crisis vorbeugen kann, erzählt der 42-jährige Psychologe Markus Strauch, der seit zwei Jahren als Berater im Männerbüro arbeitet. Foto: © tbr „Männer machen Probleme meist mit sich selber aus. Das hat weniger etwas mit dem Bild des starken Mannes zu tun, der sich keine Hilfe suchen will, sondern damit, dass männliche Ansprechpartner oft fehlen: Beratungsberufe üben vor allem Frauen aus. Die meisten Männer, die wir beraten, sind zwischen Ende 20 und Mitte 40. Bei den Jüngeren dreht sich viel um die Themen Beruf, Vater werden und Familiengründung. Das prototypische ‚Der Mann bringt das Geld heim, die Frau kümmert sich um die Kinder’ hat sich verändert, und viele Männer wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen: Kann ich Elternzeit nehmen? Will ich das? Wie werde ich dann gesehen? In der Gesellschaft gibt es da gerade einen Übergang, daher fehlt dafür das Vorbild der eigenen Väter. Und meist sind die Männer einfach überlastet: Sie arbeiten den ganzen Tag, wollen dem Kind aber auch ein guter Vater sein, die Frau unterstützen, dann am besten noch ein Haus bauen, für Urlaub sorgen ... Dabei vergessen vie- le, sich auch mal in angemessener Weise um sich selbst zu kümmern: Freundschaften außerhalb der Familie zu pflegen, Hobbys nachzugehen oder einfach mal auszuruhen. Wenn Männer immer nur als Stütze dienen und sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen, landen sie irgendwann in der Midlife-Crisis. Das Problem beginnt schon in der Schule: Hier wird uns vorgesetzt, was wir zu lernen haben – nach unseren Wünschen und Interessen werden wir dort üblicherweise wenig gefragt. Doch wenn man nicht weiß, was einem gut tut und nur macht, was von einem verlangt wird, sinkt das Wohlbefinden peu à peu. So wird zum Beispiel ein Mensch, der viel Bewegung braucht, aber einen Bürojob annimmt, irgendwann emotional oder psychisch krank. Als Erstberatungsstelle begleiten wir bei solchen Lebensfragen und schauen, ob es einfach ein offenes Ohr braucht oder konkrete Hilfe. Wenn wir merken, die Probleme lassen sich nicht in wenigen Stunden lösen – bei uns bekommt jeder Mann maximal zehn Beratungsstunden –, raten wir, in Richtung Therapie weiterzudenken. Ich berate auf Augenhöhe von Mann zu Mann, wobei mir auch meine Lebenserfahrung hilft: Ich bin verheiratet und Vater von zwei Kindern – da gibt es viel, das ich bei mir selbst wiedererkenne. Wenn etwa das Telefon klingelt und jemand dringend einen Termin braucht, fällt es mir schon schwer zu sagen: Ich habe leider keinen mehr. Aber da muss ich mich auch selbst an das halten, was ich anderen rate: Das tun, was ich kann und was geht, was auch mal bedeutet, Grenzen zu setzen und sich nicht zu verausgaben.“ Aufgezeichnet von Tanja Bruckert DUMME DIEBE Diebe, die einpennen, gesuchte Leute, die mit Drogen ins Gericht kommen – neulich war offenbar der Tag der nicht ganz so hellen Köpfe in der Kriminellenszene: In der Innenstadt meldete sich ein Mitarbeiter eines Bekleidungsgeschäftes bei der Polizei, weil ein Mann schon seit 20 Minuten nicht mehr aus der Umkleidekabine komme. Eine Streife des Reviers Nord stellte bei 6 CHILLI Juni 2016 der Überprüfung fest, dass der 41-Jährige eingeschlafen war. Einkaufen kann ja bekanntlich auch sooo langweilig sein. Allerdings hatte der Typ ein T-Shirt und Boxershorts an, bei denen er die Sicherungsetiketten entfernt hatte. Die Beamten ermittelten dann noch, dass gegen den Schläfer ein Haftbefehl vorlag. Der konnte nach dem Aufwachen dann auch vollstreckt werden. Vor dem Verwaltungsgericht in Herdern gab es an jenem Tag aus Sicherheitsgründen eine Zugangskontrolle zum Gerichtssaal. Für einen 44-jährigen Freiburger, der der Verhandlung beiwohnen wollte, hatte dies kein so berauschendes Ende: Er hatte Haschisch und Amphetamine dabei. So mündete der Ausflug ins Gericht in eine Anzeige der Staatsanwaltschaft. Autsch. bar SCHWARZES BRETT ROYALE MILCH Foto: © Matthias Reinbold Nachgewürzt! Sexistische Werbung Justizminister Heiko Maas möchte sexistische Werbung verbieten. Also Plakate, auf denen die Umrisse einer jungen nackten Frau zu sehen sind, daneben der Satz: „Große Berge, feuchte Täler und jede Menge Wald“. Das war das offizielle Plakat des Ferienlands Schwarzwald. Die Bemerkung über den Wald zeigt, dass die Intimrasur im Schwarzwald noch nicht so richtig angekommen ist. Vielleicht schließt sich ja Brasilien bald mit einer ähnlichen Kampagne an: „Rio de Janeiro, Ihr Brazilian Landing Strip“. In Brasilien kennt man sich aus mit der großzügigen Rodung von Regenwald. Beim Verbot sexistischer Werbung geht es ja vor allem um den Schutz von Frauen, die zum Objekt gemacht werden. Was wäre jetzt aber, wenn sich Alice Schwarzer, die Erika Steinbach des Feminismus, auf die Haube des neuen VW Golf legen würde? Ist das noch Sexismus oder schon sexuelle Belästigung? Die zweite Zielgruppe, die beschützt werden muss, sind die Moslems. Ihnen ist nach der Kölner Silvesternacht zu viel nackte Haut nicht mehr zuzumuten. Wenn sexistische Werbung die Ursache für die Übergriffe war, dann ist Costa Cordalis schuld an der Griechenlandkrise. Und genau die Regionen, in denen sexistische Werbung verboten ist, also in Saudi Arabien, in den Emiraten oder der Türkei, sind ja berühmt für den tief empfundenen Respekt vor dem weiblichen Geschlecht. Ist Werbung nicht immer auch Kunst, auch wenn sie schlecht und dumm ist? Wenn es Maas um ein modernes Geschlechterbild geht, muss er auch die „Wahlverwandtschaften“ von Goethe verbieten, wo Eduard mit der jungen Kindfrau Ottilie durchbrennt. Eine Frau wie aus der Schwarzwald-Werbung, wahrscheinlich auch mit Wald. Schluss mit „Lolita“, „Salz auf unserer Haut“ und dem Werk von Michel Houellebecq, Zeit für eine neue Bücherverbrennung sexistischer Literatur. Maas‘ Verschärfung des Sexualstrafrechts bleibt auf halber Strecke stehen. Noch immer müssen Frauen vor Gericht beweisen, dass und wie sie sich gegen eine Vergewaltigung gewehrt haben. Das ist so, wie wenn Ihnen Ihr Auto geklaut wird, Sie aber mit bestraft werden, weil es Ihnen gehört. Sexuelle Werbung verbieten zu wollen, beweist nur Hilflosigkeit. Wenn die Politik die Gleichberechtigung der Frau in der Bezahlung oder das Sexualstrafrecht genauso vorangetrieben hätten wie das Werbe-Verbot, wären wir weiter. Politiker wie Maas aber, die eine Wahl haben, entscheiden lieber in unwichtigen Fragen fürs Verbot, solange sie in den großen Fragen selbst das Opfer ihrer eigenen Ohnmacht sind. Wochenlang war die Landtagswahl in aller Munde, doch Baden-Württembergs wichtigste Wahl blieb weitestgehend unbeachtet. Daher an alle, die das Ereignis verpasst haben sollten, jetzt aufmerksam hergelesen: Die Monarchie Baden-Württemberg hat eine neue Hoheit gewählt. Charlotte Marks aus Buchenbach ist die erste Milchkönigin des Landes. Im Wettmelken hat sie sich bei den Stegener Milchtagen gegen alle anderen Anwärterinnen auf den Thron durchgesetzt. Während sich die Fingerfertigkeiten anderer Königinnen auf ein graziles Neigen der Hand zu Begrüßungszwecken beschränken, lässt Marks 930 Milliliter Milch pro Minute zwischen ihren Fingern hervorspritzen. Zu den ersten Amtshandlungen ihrer Hoheit soll es gehören, sich für einen fairen Milchpreis einzusetzen. Offen bleibt derweil, ob man die Königin demnächst im Supermarkt treffen wird, wo sie Käufer mit Kuhglockengebimmel von der Billig-Milch wegscheucht. tbr Foto: © tln Drachentöter Florian Schroeder, Kabarettist, studierte in Freiburg, lebt in Berlin und vergibt die chilli-Schote am goldenen Band. Foto: © Privat In Freiburg nimmt man es als Radler mit so manchem Drachen auf. „Runter vom Gehweg“, „Idiot“, „A.......h“, sind nur drei Beispiele für liebevolle Botschaften im Freiburger Stadtdschungel. Für alle kampfradelnden Drachentöter hat das chilli gute Nachrichten: In der Friedhofstraße begegnet man einem Drachen, der garantiert die Schnauze hält – egal wie rasant man vorbeiradelt. Das Ungeheuer am Hauptfriedhof spuckt weder große Töne noch Feuer. Da kann sich so manch menschlicher Drache eine Scheibe von abschneiden. tln Juni 2016 CHILLI 7