Party, Pogo, Pyrotechnik Erste Reihe; Der Block ist gut aufgestellt; Schulter an Schulter fest eingehackt; Unter lautstarken Parolen Fahnen schwenken; Bengalische Feuer zünden; Rauchschwaden ziehen über die Demo; Die Stimmung ist aufgeheizt; „Gleich geht’s los“ freut sie sich Wir wollen auf diesem Festival einen Raum schaffen an dem sich Jede und Jeder wohlfühlt. Eine Voraussetzung dafür bedeutet für uns auch eine Auseinandersetzung mit Sexismus und Patriarchat zu führen. Wir wollen, dass Antifa mehr heißt, als Nazis boxen und „Antifa Hooligans“ auswendig zu singen. Deswegen wollen wir nun ein paar Sachen loswerden: Bei uns gehört es zum guten Ton sich antisexistisch zu positionieren. Sexistische Bilder auf Flyern oder in der Werbung werden kritisiert und als das wahrgenommen was sie sind: Frauenverachtend, denn sie machen Frauen zu Sex-Objekten, denen die Selbstbestimmung abgesprochen wird. Erlernte“männliche“ oder „weibliche“ Rollenverhalten, sexistische Norm- und Moralvorstellungen wirken jedoch oft viel tiefer und sind selbst nicht so leicht zu erkennen, geschweige denn abzuschalten. So kommt es auch, dass Feminismus in der Linken oft keinen besonderen Stellenwert einnimmt. Antisexistische oder feministische Forderungen stören die sonst üblichen schwarz-weiß Bilder und Grenzziehungen, wie z.B. Wir gegen den bösen Staat, die blöden Bullen, die Scheiß-Nazis, usw. Plötzlich sind wir selbst gefragt, das eigene Verhalten, den eigenen Beitrag zu den bestehenden Verhältnissen, die schwierigen und komplexen Verwicklungen und Widersprüche zu erkennen und diese zu verändern. Denn auch wir sind ein Teil dieser Gesellschaft, auch hier herrschen sexistische Verhaltensmuster. Antifa heißt...? In antifaschistischen und linken Strukturen, auf Demos oder politischen Aktionen wird zum Teil eine Militanz an den Tag gelegt, die durchaus einem politisch sinnvollen Zweck dienen kann. Allerdings scheint, „Antifa“ zu sein, sich allzu oft darauf zu beschränken ein „harter Typ“ mit einer bestimmten Gewaltbereitschaft zu sein. Oft sind es Männer, die auf Aktionen, Veranstaltungen oder Konzerten viel Raum einnehmen durch Parolen, Pyrotechnik, martialisches Auftreten. Kritisch wird es dann, wenn betont “mackeriges”, provozierendes und Raum einnehmendes Verhalten nicht nur sporadisch, sondern identitär und regelmäßig aufs Neue praktiziert wird. Daraus kann folgen, dass nur denjenigen Respekt und Anerkennung entgegen gebracht wird, die mit diesem Auftreten und Durchsetzungsvermögen mit halten können. Homosexualität findet wenig Akzeptanz oder stößt sogar auf Ablehnung. Menschen, die sich nicht eindeutig als Frau oder Mann definieren, tun sich in solchen Zusammenhängen schwer. Und so kann es zum Ausschluss von Menschen kommen, die sich nicht entsprechend Verhalten oder damit Identifizieren können, oder wollen. So kann mensch sich schon mal die Frage stellen, warum sich auf entsprechenden Antifa Konzerten oder Festivals prozentual deutlich weniger Frauen auf tummeln, gleiches gilt übrigens für Antifaaktionen. Auch wir versuchen immer wieder diese Strukturen zu durchbrechen, stoßen aber gerade z.B. in der Organisation des Fight Back Festivals immer wieder an Grenzen. Denn, wie viele Frauen stehen denn eigentlich so im Durchschnitt auf der Bühne? Wer kümmert sich um die Technik und wie viele Männer übernehmen den Schutz des Festivals? Anti-Sexismus=Anti-Sex=Anti-Spaß=Verbot=Repression? Nein! Für uns geht diese Gleichung nicht auf. Uns geht es nicht darum, Pogo, Pyro, und lautstarke Parolen zu verbieten. Es geht nicht darum alles abzuschaffen, was in der Gesellschaft als männlich gilt. Aber wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass nach wie vor Geschlechtern unterschiedliche Rollen, Werte und Machtpositionen zugeschrieben werden. Als typisch männlich gilt Stärke, Durchsetzungsvermögen, als weiblich gilt Fürsorglichkeit und Sensibilität. Diese Eigenschaften erhalten unterschiedliche Wertungen und führen u.a. zu einer Dominanz von Männern über Frauen. Geschlechterrollen sind ansozialisiert, „männliche“ und „weibliche“ Verhaltensweisen sind von klein auf erlernt. Sie können deshalb auch verändert werden. Jede und Jeder sollte sich Gedanken zum eigenen Verhalten machen und wie weit er oder sie damit „männliche“ und „weibliche“ Rollen weiter verstärkt. Es bedarf außerdem einer klaren Absage jeglicher Gewalt gegen Frauen, Grenzüberschreitung und übergriffigem Verhalten. Enge Kleidung, Kurzer Rock, Nackte Arme sind keine Einladung! Weder berechtigt das Andere zu abfälligen oder anmachenden Sprüchen und schon gar nicht zum Anfassen. Gerade auf Partys mit Alkohol und Drogen kann es zu Situationen kommen in denen Grenzen anderer Menschen nicht erkannt werden. Deshalb gilt: Nein heißt NEIN. Und dabei ist es völlig egal, in welcher Form sich dieses NEIN ausdrückt. Auch jedes Abwenden und Zögern bedeutet keine Zustimmung und auch Schweigen kann Nein bedeuten. Wir begreifen sexistische Übergriffe als Teil einer gesellschaftlichen Machtstruktur, in der Frauen nach wie vor von Männern unterdrückt werden. Niemals kann der Person, der Übergriffe passieren, ein Vorwurf gemacht werden. Derjenige, der die Grenze anderer Überschreitet ist das Problem. Anders machen! Wir erwarten uns daher ein reflektierteres Verhalten von “männlich” definierter Menschen und erhoffen uns eine zunehmende Auseinandersetzung mit sich selbst. Allerdings reicht es nicht aus, nur Männer anzupissen und auf Einsicht oder Veränderung zu hoffen. Es geht genauso darum Selbstbewusstsein und Handeln von Frauen zu stärken und sich öffentlichen Raum anzueignen. Frauen müssen lernen das Maul auf Machen und sich mehr zu zutrauen. Auch besonders im Umgang untereinander muss die Solidarität unter Frauen wieder wichtiger werden, es muss gelernt werden sich aufeinander zu beziehen und sich gegenseitig zu stärken. Bei Übergriffen oder sexistischem Verhalten auf dem Fight Back Festival wendet euch bitte an den Infopunkt!