Technische Universität Berlin WS 2001/02 Fakultät II – Institut f. Mathematik Seiler, Rambau, Wiehe, Gentz, Scherfner Körner, Schulz-Baldes, Schwarz Lösung zum 6. Übungsblatt Lineare Algebra für Ingenieure“ ” http://www.math.tu-berlin.de/HM/LinAlg/Aktuell/main.html Lineare Abbildungen 1. Hausaufgabe: Differentiation ist linear Die beiden Funktionen f1 (x) = sin(x) und f2 (x) = cos(x) spannen folgenden Vektorraum (mit der Addition (f +g)(x) = f (x)+g(x) und der Multiplikation (λf )(x) := λ · f (x)) auf: S := {f : R → R | f (x) = a sin(x − b), a, b ∈ R} i) Zeigen Sie, dass die Ableitung D : S → S, definiert durch (Df )(x) := f 0 (x) eine lineare Abbildung ist. ii) Bestimmen Sie den Kern und das Bild der Abbildung D. iii) Berechnen Sie D4 . Lösung: f1 (x) = sin(x) und f2 (x) = cos(x) i) Die Linearität kann man sowohl zeigen, indem man einen allgemeinen Vektor durch f (x) = a sin(x − b) als auch durch f (x) = α sin(x) + β cos(x) ausdrückt. Los geht’s! Für f (x) = a sin(x − b) und g(x) = c sin(x − d) gilt: 0 D(f + g) (x) = a sin(x − b) + c sin(x − d) = a cos(x − b) + c cos(x − d) 0 0 = a sin(x − b) + c sin(x − d) = (Df )(x) + (Dg)(x) 0 0 (Dλf )(x) = λ · a sin(x − b) = λa cos(x − b) = λ a sin(x − b) = λ(Df )(x) ⇒ D linear. ii) Den Kern berechnen wir lieber über die Basisvektoren f1 und f2 : Kern D = f (x) = a sin(x − b) ∈ S | D f (x) = 0 (Df )(x) = a cos(x − b) = a cos x cos b + a sin x sin b = a cos b cos x + a sin b sin x (1) Aus der Bedingung ! (Df )(x) = a cos b cos x + a sin b sin x = 0 · sin x + 0 · cos x folgt a cos b = 0 ⇒ ⇒ a sin b = 0 Da sin b und cos b nie gleichzeitig = 0 muss a = 0 also ist der Kern nur der Nullvektor. Allgemein gilt: S := {f (x) = a sin(x − b) | a, b ∈ R} a sin(x − b) = a(sin x cos b − cos x sin b) = a | cos {z }b sin x − a | sin {z }b cos x skalar skalar Nun das Bild! Bild D = {a cos(x − b) ∈ S} = {a cos b cos x + a sin b sin x ∈ S} π π Mit cos(x) = sin x + und cos x + = − sin x 2 2 π π Bild D = a cos b sin x + − a sin b cos x + ∈S 2 2 π = a sin x + − b ∈ S |2 {z } =b0 Damit Bild D = S. Puh! Nach Basen war nicht gefragt, ist damit ja aber klar ... Man kann auch das Bild von D über die angegebene Basis von S, nämlich {sinx, cos x} ausrechnen. Da ja für alle a, b, ∈ R D(−a cos x + b sin x) = a sin x + b cos x ist, ist das Bild von D ganz S. iii) D4 a sin(x − b) = D3 a cos(x − b) = D2 − a sin(x − b) = D − a cos(x − b) = a sin(x − b) ⇒ D4 = ids Viermal ableiten ist also auf S die Identität. Bemerkung: Gilt natürlich nicht für alle Funktionen. Vergleiche Polynome! 2. Hausaufgabe: Koordinaten Der Vektorraum S ist wie in Aufgabe 1 definiert. i) Zeigen Sie, dass die Koordinatenabbildung K : S → R2 , gegeben durch α K α sin(x) + β cos(x) = linear ist. β ii) Zeigen Sie, dass die Abbildung N : S → R2 , gegeben durch α N α sin(x − β) = nicht linear ist. (Tip: Ist N 2 · sin(x − π2 ) = β π 2 · N sin(x − 2 ) ?) Lösung: i) K : S → R2 S wie oben! α K(α sin x + β cos x) = soll linear sein. β Seien f (x) = α1 sin x + β1 cos x g(x) = α2 sin x + β2 cos x beliebig. Dann ist K(f + g) = K (α1 + α2 ) sin x + (β1 + β2 ) cos x) α1 + α2 α1 α2 = = + = K(f ) + K(g) β1 + β2 β1 β2 Und für alle λ ∈ R K(λf ) = K(λα1 sin x + λβ1 cos x) = λα1 λβ1 = λ α1 β1 = λK(f ) ⇒ K linear. ii) N α sin(x − β) = α β Wir rechnen mal aus, was der Tipp bringt! π 2 N 2 · sin(x − ) = π 2 2 π 1 2 und 2N sin(x − ) = 2 · π = π 2 2 ⇒ N 2 sin(x − 1) 6= 2N sin(x − 1) Wir hätten auch ein anderes Gegenbeispiel suchen können, z.B.: 2 N 2 sin(x − 1) = 1 1 2 und 2N sin(x − 1) = 2 · = 1 2 ⇒ N 2 sin(x − 1) 6= 2N sin(x − 1) also erfüllt N nicht die zweite Eigenschaft linearer Abbildungen (da nicht für alle Vektoren und Skalare) und ist somit nicht linear. 3. Hausaufgabe: “Bildbearbeitung” Die lineare Abbildung V : M (2 × 2, R) → M (2 × 2, R) sei gegeben durch a+b a b 0 2 V := c+d c d 0 2 i) Die lineare Abbildung H ist in der 2. Übungsaufgabe definiert. Geben Sie die Abbildungsvorschrift für die Komposition V ◦ H an. ii) Geben Sie jeweils eine Basis für den Kern und das Bild von V ◦ H an. Lösung: A = a b c d a+c 2 i) V ◦ H(A) = V H(A) = V a+c + b+d 2 2 0 2 0+0 2 = ii) Kern (V ◦H) = ! 0 ( = ab cd LGS: a+b+c+d 4 b+d 2 0 a+b+c+d 4 0 0 0 ! 0 ! ∈ M (2 × 2, R) =0 0 =0 0 =0 0 =0 ⇒ a+b+c+d 4 0 0 0 ! = ) 00 00 a+b+c+d=0 3 freie Variablen ⇒ d = −a − b − c Wir setzen einfach d in den allgemeinen Kernvektor ein und erhalten: a b ⇒ Kern (V ◦ H) = ∈ M (2 × 2, R) c −a − b − c 1 0 0 1 0 0 = a +b +c , a, b, c, ∈ R 0 −1 0 −1 1 −1 ⇒ 1 0 0 −1 0 1 0 0 Erzeugendensystem von , , 0 −1 0 −1 Kern (V ◦ H). Lin. Unabhängigkeit prüft man schnell ... Also auch Basis. a+b+c+d 0 4 Bild (V ◦ H) = ∈ M (2 × 2, R) 0 0 ⇒ 1 0 0 0 1 0 1 0 1 0 Erzeugendensystem von , , , 0 0 0 0 0 0 Bild (V ◦ H). ⇒ Basis (Bild V ◦ H) = 10 00 4. Hausaufgabe: Maple Bearbeiten Sie das Maple-Worksheet zum 6. Übungsblatt und geben Sie den Ausdruck ab! Lösung folgt auf den nächsten Seiten. restart: with(linalg): 1. Teil. Sei a eine reele Zahl und > B:=matrix([[a,0,-1,0],[0,1,a,1],[0,1,1,0],[0,2,1,0]]); > Warning, new definition for norm Warning, new definition for trace a 0 −1 0 0 1 a 1 B := 0 1 1 0 0 2 1 0 Berechnen Sie das Inverse. Fuer welchen Wert von a gibt es ein Problem? Was passiert dann? > Binv:=inverse(B); 1 1 1 0 2 − a a a Binv := 0 0 −1 1 0 0 2 −1 0 1 −2 a + 1 a − 1 Man sieht der Matrix Binv an, dass es fuer a=0 ein Problem gibt, denn dann ist 1/a nicht definiert. Ob a=0 der einzige problematische wert ist, ist so nicht festzustellen, dazu muesste man die Berechnung von Binv Schritt fuer Schritt durchgehen. Berechnen Sie den Kern von B in Abhaengigkeit von a. Um hierzu a einen speziellen Wert (z.B. 7) zu geben, geben Sie den Befehl a:=7 ein. Dann muss die Matrize B aber nochmals mit diesem Wert eingelesen werden, indem man sich auf diese Zeile begibt und “enter” tippt. Der Kern von einer Matrize B wird dann in Form einer Basis des Kerns mit dem Befehl “kernel(B)” berechnet. > kernel(B); {} Mit unbestimmtem Wert a liefert Maple {} als Basis des Kerns von B, d.h. nur der Nullvektor liegt im Kern. Dies ist fuer alle die Werte von a, fuer die auch die Inverse von B existiert, richtig. Nachfolgend wird a=0 gesetzt und es werden noch einmal Inverse und Kern berechnet. > > a:=0; B:=matrix([[a,0,-1,0],[0,1,a,1],[0,1,1,0],[0,2,1,0]]); a := 0 0 0 −1 0 0 1 0 1 B := 0 1 1 0 0 2 1 0 inverse(B); Error, (in inverse) singular matrix > kernel(B); {[1, 0, 0, 0]} Wenn a=0 ist, so hat der Kern von B die Dimension 1 und die o.a. Basis. Wenn Sie diese Aufgabe geloest haben und mit Ihren Vorkenntnissen aus der linearen Algebra vergleichen, kommentieren Sie (im Text-Modus) wieso man beim Interpretieren von Maple-Ergebnissen immer eine gewisse Vorsicht mitbringen muss. Berechnen Sie nun den Rang von B in Abhaengikeit von a (oder geben Sie ihn einfach an). Maple-Ergebnisse sind mit Vorsicht zu interpretieren, denn Maple erkennt keine eventuell notwendeigen Fallunterscheidungen bei verschiedenen werten eines variablen Parameters wie a. Falls die Inverse von B existiert, ist natuerlich Rang(B)=4. Fuer a=0 ergibt sich > rank(B); 3 Fuer den Spaltenvektor > b:=matrix([[1],[3],[2],[0]]); 1 3 b := 2 0 bestimmen Sie die Loesungen der Gleichungen Bx=b in Abhaengigkeit von a. Der Vorsicht halber, lesen Sie die obigen Befehle (insbesondere auch restart) nochmals ein, da anderenfalls immer a=0 ist. Praesentieren Sie Ihre Ergebnisse notfalls mit 2 Ausdrucken. Jetzt rechne ich erst einmal das Gleichungssystem Bx=b fuer a=0. > linsolve(B,b); Maple “tut nichts”, das Gleichungssystem hat keine Lösung. Frage: Liegt der Vektor b fuer alle Wert von a im Bild von B? Fuer a=0 liegt daher der Vektor b nicht im Bild von B. Nun nocheinmal das Gleichungssystem fuer aungleich 0. > restart: > with(linalg):B:=matrix([[a,0,-1,0],[0,1,a,1],[0,1,1,0],[0,2,1,0]]); > b:=matrix([[1],[3],[2],[0]]);loes:=linsolve(B,b); Warning, new definition for norm Warning, new definition for trace 0 −1 0 1 a 1 1 1 0 2 1 0 1 3 b := 2 0 1 5 a loes := −2 4 5 − 4a a 0 B := 0 0