Ein Spital für den Patienten

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Datum: 09.06.2017
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Medientyp: Fachpresse
Auflage: 12'415
Erscheinungsweise: 50x jährlich
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Auftrag: 3006207
Themen-Nr.: 672.002
Referenz: 65658203
Ausschnitt Seite: 1/12
Das neue Bürgerspital wächst rasend schnell.
Der Rohbau wurde Ende Mai fertiggestellt.
Bürgerspital Solothurn
Ein Spital für den Patienten
Das neue Bürgerspital Solothurn ist mit 340 Millionen Franken das grösste Projekt, das der Kanton Solothurn
je in Auftrag gegeben hat. Der Neubau überzeugt dabei vor allem mit seiner neuartigen Typologie,
die für eine maximale Flexibilität sorgt, und dem vielen Licht, das zu einer schnellen Heilung beitragen soll.
Von Stefan Breitenmoser
Früher stand bei Spitalneubauten allein die halb erstaunt es nicht, dass das von ihnen geMedizin im Vordergrund. Man wollte Hei- führte Planungsteam den Wettbewerb für das
lungsmaschinen bauen, die der Patient krank neue Bürgerspital Solothurn gewonnen hat, auch
betritt und gesund wieder verlässt. Heute aber wenn der Architekt den Ausdruck «Spitalspebauen wir Spitäler für die Menschen», erklärt der zialist» nicht mag. «Die Gefahr beim Spezialisten
Architekt Reto Gmür. Der Basler weiss, wovon ist, dass er die Architektur vergisst», meint Gmür,
er spricht, denn Gmür kann zusammen mit sei- Deshalb stehen für ihn nicht Spitäler im Vorderner Mutter Silvia auf über 25 Jahre Erfahrung grund, sondern Gebäude, in denen sich die Menim Spitalbau zurückblicken. Ihr Architekturbüro
zeichnet unter anderem für Bauten und Projekte
schen wohlfühlen.
Diesen Grundgedanken versucht Gmür bei
von Spitälern von Basel über Zürich, St. Gallen jedem Gebäude weiter zu optimieren. «Heutige
und Chur bis nach Istanbul verantwortlich. Des-
Spitäler brauchen neue Typologien. Wir sind
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ständig auf der Suche und haben es beim neu-
baut - möglichst einfach, aber unflexibel, sagt
en Bürgerspital sehr weit gebracht. Es handelt
sich nämlich um eine Typologie, die eine maxi-
Alfredo Pergola, Abteilungsleiter Projektrealisierungen beim kantonalen Hochbauamt. Zukünftig
male Flexibilität zulässt und für gute Arbeits- würden die Prozesse aber interdisziplinär ablaubedingungen sorgt. Trotzdem kann man sagen, fen, weshalb es bei der Planung wichtig war,
dass das neue Spital in erster Linie für und um die verschiedenen Abteilungen näher zusammenden Patienten gebaut ist», so der Architekt. Dies zubringen und zu vernetzen. «Unsere Aufgabe
ist beim jetzigen Bürgerspital nicht der Fall, war es, eine grosse Fläche anzubieten, damit eine
gleicht das Ensemble von Häusern doch eher ei- Vernetzung überhaupt stattfinden kann. Deshalb
nem Stückwerk mit weit voneinander entfernten geben wir heute die Struktur, damit dies in ZuAbteilungen. Die ursprünglichen Häuser, welche kunft möglich sein wird «, meint Gmür.
auf der Nordseite des Areals stehen und gröss-
tenteils aus den 30er-Jahren stammen, bleiben
Für Erdbeben gerüstet
auch in Zukunft bestehen. Die Bauten des ei- Die grösste Herausforderung beim Bau des neuen
gentlichen Bürgerspitals, welche um 1974 reali- Bürgerspitals war für Gmür dementsprechend die
siert wurden, werden nach Inbetriebnahme des Entwicklung der Typologie, die für eine grösstneuen «Haus 1» im Jahre 2020 aber abgerissen.
mögliche Nutzungsflexibilität sorgen soll. Dies hat
An ihrer Stelle wird neben dem «Haus 2«, wel- dazu geführt, dass man sich für eine Skelettches zwischen 2021 und 2023 errichtet werden bauweise entschieden hat, bei der die verschie-
soll und quasi die seitliche Verlängerung des denen Funktionen der Erschliessung und der Aussteifung in acht Kernen konzentriert sind. Diese
darstellt, ein Park entstehen.
«Früher hatte jedes Stockwerk seine eigene sind am Rande des Gebäudes verteilt. Im Innern,
Abteilung und die Fachleute haben wenig mit- wo sich die Kernbereiche des Spitals befinden,
einander geredet. Es gab kaum Prozesse und gibt es keine Steigzonen und keine tragenden
«Haus
dementsprechend wurden auch die Spitäler ge- Wände und somit maximale Flexibilität. «Es ent-
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1,
Das alte Bürgerspital im Hintergrund schaut zu, wie sein neues Gegenüber aus dem Boden schiesst.
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Die Visualisierung zeigt, wie das neue Bürgerspital dereinst aussehen soll. Bestimmt wird die Fassade durch das Beschattungssystem «Brise-Soleil».
steht somit eine Struktur mit minimalster Ein- das ganze Gebäude durch», erklärt Ingenieur
schränkung der Nutzung, in welcher die Hälfte Massimo Laffranchi von der Fürst Laffranchi
der raumtrennenden Wände umstellbare Sys- Bauingenieure GmbH. Ab dem 2. Obergeschoss
temwände sind, wenn die Nutzung dies in Zukunft erstreckt sich auf einer Fläche von 62 mal 72
erfordern würde. Denn ein Spital muss extrem Metern das sogenannte Bettenhaus. Für dieschnell auf Nutzungsänderungen reagieren kön- ses höhere Gebäude werden zwei der vier Ernen. Darauf muss man im Bau eingehen, um schliessungskerne in diesem Bereich nach oben
zukünftig die Kosten für den Betrieb minimieren weitergeführt und steifen das Gebäude aus.
zu können», erklärt Gmür.
«Aus statischer Sicht handelt es sich bei den
Das neue Bürgerspital besteht aus einem Kernen um aussteifende Türme mit einer mehrunterirdischen Sockelbereich, der sich bis über zelligen Kastenstruktur, welche durch ihre Wändas erste Obergeschoss auf einer Fläche von de gebildet wird. Sie sind in der 1 bis 1,7 Meter
140 mal 72 Metern als Flachbau erstreckt. Bis starken Bodenplatte eingespannt, welche sich
zu dieser Höhe steifen acht Erschliessungskerne in einer Tiefe von 10 bis 12 Metern befindet. Im
mit ihren Stahlbetonwänden das Gebäude aus Untergeschoss sind einzelne tragende Stahlund garantieren so die Erdbebensicherheit (siehe betonwände auch ausserhalb der Kernbereiche
Grundriss unten). Abgesehen von den Erschlie- vorhanden. Ansonsten haben die Wände im Ge-
ssungskernen tragen 960 vorfabrizierte Stützen bäude keine statische Funktion, sondern nur dieaus hochfestem Beton die Flachdecken und so- jenige der Raumtrennung», erläutert Laffranchi.
mit das Gebäude. «Es handelt sich um einen Die nichttragenden Wände sind dennoch für
Skelettbau im strengen Stützenraster von 8,4 mal den Erdbebenfall gegen Kippen gesichert. Die
8,4 Metern. Dieses Raster zieht sich durch vorfabrizierten Stützen tragen Lasten von bis zu
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1800 Tonnen. Die Lastdurchleitung durch die
Flachdecken erfolgt mit Elementen aus Stahl, wel-
che auf die Kopf- und Fussplatten der Stützen,
auf die Durchstanzpilze und auf die in den Stützenstreifen konzentrierten Deckenvorspannung
abgestimmt sind. Da die Lasten punktuell auf
die Bodenplatte abgetragen werden, weist diese Verstärkungen unter den Stützen auf.
«Für uns war von Anfang klar, dass es Flach-
decken gibt. Unterzüge und Pilze kamen für
die Flexibilität der Haustechnik nicht in Frage», erklärt Gmür. «Deshalb haben wir eine mög-
lichst schlanke Struktur gewählt, weil diese
Früher wollte man
Heilungsmaschinen bauen,
betritt
die der Patient krank betritt
und gesund verlässt.
:11
Reto Gmür, Architekt
Der Grundriss des Erdgeschosses verdeutlicht, wie die acht Erschliessungskerne angeordnet sind.
am wenigsten Platz wegnimmt», ergänzt Laffran-
reits in der Projektphase bezahlt gemacht. Denn
chi. «Grundsätzlich ist die Skelettstruktur nichts bis heute gab es nebst zwei generellen ÜberAussergewöhnliches. Wichtig ist einzig, dass arbeitungen des Entwurfs insgesamt 26 Projekt-
man sich für eine Struktur entscheidet, mit änderungen. Eine davon betraf beispielsweise
welcher man die funktionalen und statischen einen zusätzlichen Gebärsaal. «Die Vorteile des
Anforderungen optimal gewährleisten kann. Das gewählten konstruktiven Konzeptes zeigen sich
heisst, man muss am Anfang etwas mehr inves-
tieren, um danach betrieblich optimal agieren zu
können», sagt Pergola.
auch daran, dass die verlangten Anpassungen
mit geringstem Einfluss auf das Tragwerk umgesetzt werden konnten», meint Laffranchi. Im Erd-
Versatz in den Bettenzimmern
geschoss des «Haus 1» des neuen Bürgerspitals
Die maximale Flexibilität im Innern hat sich be- werden künftig der Empfang, die Notfallstation
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und die Radiologie und im 1. Obergeschoss die
Operationssäle, die Tagesklinik, die Intensivstation und der Aufwachraum untergebracht,
während sich im Untergeschoss die Parkplätze
und Ambulanzen befinden. Das Bettenhaus bietet im 2. Obergeschoss Platz für die Gynäkologie
und im 3. Obergeschoss für ein Diagnostikzent-
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Da der Flachbau bereits erstellt ist, konzentrieren sich die Bauarbeiten im Frühling auf das Bettenhaus.
Emsiges Treiben auf der Baustelle: Alle sieben Stockwerke des Bettenhauses sind bereits erstellt.
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rum. Vom 4. bis 7. Geschoss erstreckt sich die
Bettenstation mit insgesamt 139 Bettenzimmer.
«Das Raumprogramm hat ein Spitalplaner anhand
von Benchmarks erstellet, welche er über alle
Schweizer Spitäler führt. Er hat in Zusammenar-
beit mit dem Hochbauamt die Basis für das
Raumprogramm als Grundlage für ein Bauprojekt
erarbeitet», so Pergola.
Speziell bei der Raumplanung sind allerdings
nicht nur die nichttragenden Wände in Leichtbau-
weise, die für die beschriebene Flexibilität sorgen, sondern auch der Grundriss der Bettenzimmer. Die Betten in den 139 Doppelzimmern sind
nämlich nicht hintereinander angeordnet. Durch
eine leichte Drehung der Zimmertrennwände und
einen Versatz im Grundriss gibt es zwei Zonen im
Zimmer, was dazu führt, dass beide Patienten di-
rekt durchs Fenster sehen können und viel Licht
Durch den Versatz in den Bettenzimmern können beide Patienten direkt aus dem Fenster schauen.
bekommen (siehe Bild unten links). «Der Winkel
im Zimmer ist der eigentliche Luxus des neuen
Die Entwicklung von «Brise-Soleil» war dabei al-
Spitals. Den bekommt man natürlich nicht gratis,
lerdings alles andere als einfach. «Wir haben mit
aber der Mehrwert ist hoch. Um das Spital
verschiedenen Methoden die Sonneneinstrahlung
allerdings vom neuartigen Grundriss der Betten-
simuliert, bis wir die richtige Form gefunden
zimmer zu überzeugen, mussten wir ein Muster-
hatten, um eine genügende Beschattung zu ga-
zimmer aufstellen», so Projektleiter Pergola.
rantieren. Denn auch wenn das System ein paar
Spezielles Beschattungssystem
Sonnenstrahlen ins Zimmer lässt, muss das
Gebäude energetisch noch funktionieren. Wir
Das viele Licht im neuen Bürgerspital ist sowieso
das zweite grosse Plus des Neubaus. «Verschie-
dene Studien haben bewiesen, dass Tageslicht
die Heilung der Patienten beschleunigt. Auch wir
sind überzeugt davon«, erklärt Gmür. Das Licht
gelangt einerseits durch die beiden grosszügigen
Lichthöfe ins Innere des Gebäudes und schafft
so für eine warme Atmosphäre. Andererseits sorgt
ein spezielles Beschattungssystem namens
«Brise-Soleil» dafür, dass viel Licht über die Glas-
fassade ins Innere gelangt. Dabei handelt es sich
um ein festes Beschattungssystem aus hochfestem, faserverstärktem Beton, das an die Beton-
decken des Tragwerks angehängt wird und so
die Fassade des Bettenhauses prägt (siehe Bild
rechte Seite oben). «Wir wollten kein Beschat-
tungssystem, das irgendetwas zumacht, wenn
die Sonne scheint. Genau dann will man ja rausschauen«, sagt Gmür.
mussten also den genauen Energieeinfall über
Beschattung und Glas ins Gebäude zu jeder
Stunde und Jahreszeit präzise berechnen «, so
der Architekt. Der Mehraufwand hat sich aber
gelohnt, denn «Brise-Soleil» verleiht dem neuen
Bürgerspital durch seinen verschachtelten Auf-
bau, der gegen denn oben kleiner wird, sein
spezielles Äusseres. «Dank des vielen Lichts
entsteht hochwertiger Raum. Das ist die Basis.
Das räumliche Gefühl ist gesetzt und sehr hoch.
Das wird man merken, sobald die Fassade
montiert ist, und bei vielen für ein Aha-Erlebnis
sorgen «, meint Pergola.
Dorf in der Stadt
Für ein Aha-Erlebnis wird das Spital aber nur
schon durch seine privilegierte Lage hoch über
der Stadt Solothurn sorgen. So werden die Patienten von den Bettenzimmern einen wunderba-
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ren Ausblick über die Stadt geniessen können.
Ausserdem setzt das neue Bürgerspital als eines
der letzten Gebäude der Stadt einen städtebaulichen Akzent gegenüber der Landschaft und bildet zusammen mit den älteren Gebäuden ein klei-
nes Dorf, in dessen Innern sich ein grosszügiger
Park befindet (siehe Lageplan unten). «Es gibt ein
Ensemble, das klar ist. Bei der heutigen Situation
kann man ja kaum von Städtebau reden. Das ist
einfach so gewachsen», sagt Gmür. Dabei geniesst das Spital den Vorteil, dass ausreichend
Platz vorhanden ist und man auf grüner Wiese
bauen kann. Deshalb verträgt die Umgebung
überhaupt das gewaltige Gebäudevolumen von
280 000 Kubikmetern, was rund 370 Einfamilienhäusern entspricht.
Die volle Wirkung wird das Gebäude allerdings
erst entfalten, wenn das alte Spital aus den 70erJahren abgebrochen und auch das «Haus 2», wo
sich vor allem Therapieräume befinden werden,
gebaut ist. Dieser Rückbau wird nicht unkompliziert, da sich im alten Bürgerspital noch Asbest und andere Schadstoffe befinden. Deshalb
werden Spezialfirmen mit dem Rückbau beauftragt. «Die Schadstoffe sind lokalisiert und in den
Kosten berücksichtigt. Insofern stellt uns der
Rückbau vor keine Probleme. Aufwändig wird
er trotzdem», sagt Gmür. Denn zuerst müssen
An der Aussenfassade des Musterzimmers ist bereits ein Prototyp von «Brise-Soleil» befestigt.
Wir haben
CCWir
habeneine
einemöglichst
möglichst
schlanke Struktur gewählt,
weil diese am wenigsten Platz
wegnimmt.
die schadstoffrelevanten Teile entfernt werden,
bevor das Gebäude mit grossen Beissern Stock
Massimo Laffranchi, Ingenieur
für Stock rückgebaut wird. Die grosszügigen
Verhältnisse erweisen sich hier aber mals als
Glück. Denn wenn der Rückbau ab 2020 erfolgt,
ist das «Haus 1» bereits eröffnet, so dass betrieb-
lich mit keinen Schwierigkeiten zu rechnen ist.
Erstes Minergie-Eco-Spital
Im Gegensatz zum alten muss man beim neuen
Bürgerspital keine Angst haben, dass Schadstoffe
verbaut werden, ist das Gebäude doch als erstes
Spital schweizweit nach den neuen Anforderungen von Minergie-Eco zertifiziert. «Bettenhäuser
gab es schon in Minergie-Eco, aber Behandlungs-
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räume konnten nicht zertifiziert werden, da die und natürlich ist auch die Haustechnik auf dem
flüchtigen Stoffe in gewissen Oberflächen nicht neuesten Stand. Eine Sanierung des alten Spitals
zulässig sind. Da wir aber sowohl Behandlungs- kam deshalb nie in Frage. Das verstand auch die
als auch Bettenzimmer bauen, wollten wir beides Solothurner Stimmbevölkerung, die im Juni 2012
zertifizieren», sagt Pergola. Deshalb haben die mit einem wuchtigen Ja von 65 Prozent dem Ver-
Minergie-Stelle und das Hochbauamt die Zu- pflichtungskredit von 340 Millionen Franken zusammenarbeit gesucht, um die Anforderungen stimmte und somit den Weg für das grösste und
für das gesamte Spital zu ermöglichen. «Es wäre teuerste Bauprojekt des Kantons ebnete.
auch falsch, wenn man nicht motiviert würde,
«Der Entscheid, dass man in einem grossen
in Eco zu bauen, nur weil ein paar Materialen, Volumen alles zusammenführt, hat neben den Ordie vielleicht ein Prozent der Oberflächen des ganisations- und Prozess-Aspekten weitreichGebäudes ausmachen, nicht Eco tauglich sind»,
meint Projektleiter Pergola.
Das Hauptaugenmerk des Eco-Labels liegt
aber auf der Prozessenergie. «Uns war von Anfang an klar, dass nicht das Heizen mit Wärmepumpen für die erforderlichen Leistungen mass-
gebend sein wird, sondern eher das Kühlen des
Gebäudes», erklärt Pergola. Gekühlt wird daher
künftig mit Aarewasser, obwohl diesbezüglich
noch eine Beschwerde der Regio Energie hängig
ist. «Ich bin der Meinung, dass Minergie-P für
Spitäler ungeeignet ist, da es nicht berücksichtigt, dass ein Spital sehr hohe interne Lasten
aufweist und dadurch Wärme produziert», meint
Gmür. Deshalb habe man sich bewusst für das
Eco-Label entschieden. «Beim Eco-Label werden
die Materialität und das Klima höher gewichtet.
Denn viel Licht widerspricht grundsätzlich dem
P-Label. Wenn wir das Spital also in Minergie-P
bauen würden, müsste man den Verglasungsan-
teil massiv verkleinern. Das ergibt für ein Spital
keine befriedigenden Lösungen in Bezug auf die
Qualität der Räume und wäre fürs neue Bürger-
spital mit seinen Glasfassaden besonders einschneidend», so Pergola.
Konzeptionelle Klarheit
«Es sind neuzeitliche Gedanken, die bei diesem
Gebäude einfliessen. Das, was man bis heute ge-
baut hat, sollte nicht mehr der Ansatz für zukünf-
tige Bauten sein. Der Patient wird immer im Mittelpunkt stehen», erklärt Pergola stolz. Das neue
Massimo Laffranchi, Alfredo Pergola und Reto Gmür (von links) sind ein eingespieltes Team.
Bürgerspital verfügt demnach über alle Anforde-
rungen, die ein modernes Spital erfüllen sollte.
So sind im Gegensatz zum alten Spital die Prozesse optimiert, die Räume heller und vernetzter
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ende Konsequenzen für die Versorgung und den
Energiehaushalt des Gebäudes. Der Grundgedanke, den sich der Architekt macht, fängt beim
Patienten und den Prozessen an, aber im grossen
Volumen stecken noch weitere enorme Vorteile»,
meint Ingenieur Laffranchi. Ihn fasziniere vor
allem, wie sich die konzeptionelle Klarheit auf
das Ganze niederschlägt. «Vom Architekten gibt
es eine Klarheit vom Städtebau bis zu den
Zimmern und für den Ingenieur eine Klarheit im
Tragwerk. Daraus ergibt sich eine verblüffende
Strenge bei der Ausführung, die funktioniert»,
so Laffranchi: «Es ist wie bei einem Orchester.
Der Architekt ist der Dirigent.»
Geniales Gebäude
Die Musik dieses Orchester wird noch einige Zeit
zu hören sein. Bis Ende Frühling war man näm-
lich noch mit dem Rohbau beschäftigt, ab Mai
wurde mit der Gebäudehülle und dem Innenausbau begonnen, welcher bis zur Eröffnung
2020 dauert. «Bis jetzt sind wir voll im Zeitplan
und zum Glück hatten wir auch noch keine Unfälle», erklärt Projektleiter Pergola. Für ihn sei vor
allem die Komplexität eine Herausforderung. «Ge-
mäss Qualitätsmanagement hätte ich zuerst eine
Risikoanalyse mit allen Beteiligten machen sollen. Aber wenn ich das gemacht hätte, hätte ich
das Projekt wohl nie angenommen», so Pergola.
Trotzdem ist er froh, dass er dies gemacht hat,
denn nun sei sein Rucksack wieder grösser.
«Wichtig ist, dass man nicht für einen Arzt
baut. Denn der ist vielleicht in fünf Jahren wieder weg. Der Bau muss aber länger bestehen»,
meint der Architekt Gmür. Das sieht auch Per-
gola so: «Für mich ist die Skelettstruktur mit
den Erschliessungskernen und den Stützen nichts
Besonderes, aber wichtig, damit das Spital innen
flexibel ist. Denn heute ist es ein Spital, aber in
100 Jahren vielleicht nicht mehr. Dann können
wir es ohne Probleme in ein Hotel, Wohnungen
oder was auch immer umbauen. Und das ist
das Geniale.»
Dank des vielen Lichts
entsteht hochwertiger
Raum. Das ist die Basis des
neuen Bürgerspitals.
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Die Lichthöfe (Bilder oben) und die zukünftige Glasfassade bringen viel Helligkeit ins Innere des neuen
Solothurner Bürgerspitals.
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