Die atmosphärische Architektur des Peter Zumthor

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Architektur 5
Peter Zumthor
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Die atmosphärische Architektur des Peter Zumthor:
unverwechselbare Präsenz von Ort, Licht, Material und Gelassenheit
Claudia Schönherr-Heinrich, Berlin
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Schülerarbeit: Entwurfsskizzen für einen kleinen Versammlungsraum
Peter Zumthor ist einer der bedeutendsten
Architekten der Gegenwart. Seine Bauwerke
gehen in besonderer Weise mit den Orten um,
an denen sie stehen. Sie bieten Räume an, die
die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, die der
Baumeister auch bei ihrer Erarbeitung für sich
in Anspruch nimmt. Aussagekräftige Materialien, deren sorgfältige Bearbeitung, berührende
Lichtsituationen und bestechende Konstruktionen bringen Gebäude hervor, die in ihrer ästhetischen Qualität unverwechselbar sind.
Klassenstufe: 11/12
Dauer:
10 Doppelstunden (ohne Klausur)
Bereich:
Architektur
In der vorliegenden Unterrichtseinheit lernen
Ihre Schülerinnen und Schüler die wichtigsten
Bauwerke Zumthors sowie seine Arbeitsweise
kennen. Eine zweiteilige praktische Arbeit bildet
die Klammer: Zunächst wird die Atmosphäre
eines Ortes erfasst, um am Ende der Einheit in
einem Entwurf eines kleinen Versammlungsraumes für diesen Ort Licht, Material und Form zu
konkretisieren.
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Informationen fertigen die Schülerinnen und Schüler perspektivische Skizzen der von ihnen
bearbeiteten Gebäude an. Dies dient der Veranschaulichung sowie der Vorbereitung des praktischen Teils der Klausur. Für die vertiefende Internetrecherche sind Adressen beigefügt. Ihre
Arbeitsergebnisse präsentieren die Gruppen vor dem Plenum und stellen ihren Mitschülerinnen
und Mitschülern zugleich ein Handout zur Verfügung (M 5–M 9).
Bündelung: Die Merkmale der Architektur Peter Zumthors
In Einzelarbeit vertiefen die Lernenden nun ihre Erkenntnisse und bündeln diese in Stichpunkten.
Im Plenum werden die Ergebnisse zusammengetragen, sodass eine solide Vorbereitung auf die
Klausur gewährleistet ist (M 10).
Praktische Arbeit: Entwurf eines kleinen Versammlungsraumes für den skizzierten Ort
Auf Grundlage ihrer zu Beginn der Unterrichtseinheit erstellten Strukturskizzen einer Freifläche
entwerfen die Schülerinnen und Schüler ein kleines Gebäude für diese. Hierbei können sie auf
ihr Wissen bezüglich der Prinzipien Peter Zumthors zurückgreifen, sich diese noch einmal vor
Augen führen und anwenden. In einem Gallery Walk werden alle Ergebnisse gewürdigt und
drei ausgewählte Arbeiten ausführlicher besprochen (M 11).
Klausur: Text und Zeichnung für einen Architekturführer
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In der Klausur schreiben die Schülerinnen und Schüler einen Text über ein ausgewähltes
Gebäude Peter Zumthors für einen fiktiven Architekturführer. Hierbei müssen sie in präziser
Form ihr Wissen darlegen. Eine zweifluchtpunktperspektivische Skizze des Gebäudes bildet
den praktischen Teil (M 12).
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Verlaufsübersicht
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Arbeitsschritte
Checkliste: Materialien, Vorbereitung
1. Kontemplative Wahrnehmung eines Ortes
M 1, Skizzenpapier DIN A4, Pastellkreiden
und Kohle, Fixativ bzw. Haarspray, Pinnwandnadeln bzw. Klebestreifen
praktische Arbeit und Auswertung
Zeitbedarf: 90 Minuten
2. Werkanalyse Kunsthaus Bregenz
M 2, M 3 (im Klassensatz kopiert und Seite 2
auf Folie zum Ausfüllen), OHP, Folienstifte
Bearbeitung eines Arbeitsblattes in PartnerZeitbedarf: 90 Minuten
arbeit und Auswertung im Plenum
3. Leben und Philosophie Peter Zumthors
M 2, OHP, M 4 (im Klassensatz kopiert)
individuelle Textlektüre und Werkbetrachtung Zeitbedarf: 90 Minuten
/ Auswertung im Plenum
4. Selbstständige Auseinandersetzung mit
vier Bauwerken Peter Zumthors
M 2, M 5, OHP, M 6, M 7, M 8, M 9 (jeweils
in Gruppengröße kopiert), kopierte Handouts
der Schülerinnen und Schüler
Bearbeitung von Arbeitsblättern in vier Gruppen, individuelle Skizzen und Gruppenprä- Zeitbedarf: 270 Minuten
sentation mit Handouts
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Peter Zumthor
5. Bündelung der Architekturmerkmale
Zumthors
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M 10, ggf. M 2, M 5, OHP
individuelle Arbeit und Auswertung im Plenum Zeitbedarf: 45 Minuten
6. Entwurf eines kleinen Versammlungsraumes für den skizzierten Ort
M 11, Skizzenpapier DIN A4, Zeichenpapier
DIN A3, Bleistifte, Buntstifte, schwarze Fineliner, Pinnwandnadeln bzw. Klebestreifen
praktische Arbeit, Gallery Walk und BespreZeitbedarf: 315 Minuten
chung dreier Ergebnisse im Plenum
7. Klausur
M 5, OHP, M 12 (im Klassensatz kopiert),
Skizzenpapier DIN A4, Bleistifte, Fineliner
mit theoretischem Schwerpunkt und praktiZeitbedarf: 135 Minuten
schem Anteil
Materialübersicht
M1
(Af)
Wahrnehmung und Visualisierung eines Ortes
M2
(F)
Kunsthaus Bregenz, Kapelle Sogn Benedetg und Steilneset-Memorial
M3
(Tx/Ab) Ein Lichtkörper am Bodensee: Das Kunsthaus Bregenz
M4
(Tx/Bd)
Der Architekt Peter Zumthor – ein Poet unter den Architekten
M5
(F)
Das Kolumba-Museum, die Bruder-Klaus-Kapelle und die Therme in Vals
M6
(Ab)
Am Ende der Welt: das Steilneset-Memorial in Norwegen
M8
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M 10
M 11
M 12
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(Ab)
Grandios umbauter Raum: das Kolumba-Museum in Köln
(Ab)
Auf dem Feld: die Bruder-Klaus-Kapelle in Mechernich-Wachendorf
(Ab)
Baden im Berg: die Therme in Vals
(Af)
Gebündelt: die Merkmale der Architektur Peter Zumthors
(Af)
Ein kleiner Versammlungsraum für einen spezifischen Ort: Entwurfsarbeit
(Af)
Klausur: Text und Skizze für einen Architekturführer
Ab: Arbeitsblatt – Af: Aufgabenstellung – Bd: bildliche Darstellung – F: Folie – Tx: Text
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Wahrnehmung und Visualisierung eines Ortes
Fotos: Thinkstock/iStock
Der visuelle Eindruck der Umgebung ist nur ein Teil der
Wahrheit …
Aufgabe 1
Gehen Sie an eine beliebige Freifläche in Ihrem Schulumfeld und lassen Sie sich dort nieder. Nehmen Sie sich
Zeit, um diesen Ort möglichst genau wahrzunehmen.
Nehmen Sie den Ort wahr.
Erkunden Sie natürliche Gegebenheiten wie Boden und
Pflanzen, aber auch Formen und Strukturen der umgebenden Gebäude und Verkehrswege
(vertikale, horizontale, runde Linien und Formen) sowie die Farbigkeit des Ortes insgesamt
und im Einzelnen. Nehmen Sie auch Gerüche, Geräusche und Lichtverhältnisse des Ortes
wahr, sodass für Sie ein Gesamteindruck dieses Ortes entsteht.
Aufgabe 2
Finden Sie mithilfe von Kohle und farbigen Pastellkreiden eine skizzenhaft-abstrahierte Form,
um diesen Ort zu charakterisieren. Zeichnen Sie keine konkreten Formen wie Bäume und
Häuser, sondern reduzieren Sie alles Sichtbare und Erlebbare auf Farbflächen und Richtungen, sodass ein atmosphärisches Bild des Ortes entsteht.
Arbeiten Sie auf DIN A4. Fertigen Sie mehrere Blockstudien an und wählen Sie diejenige
aus, die Ihrer Ansicht nach am aussagekräftigsten ist. Fixieren Sie Ihre Skizze nach der Rückkehr in den Unterrichtsraum nach 45 Minuten.
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Erläuterungen (M 1)
Schreiben Sie vor der Unterrichtsstunde die wichtigsten Aspekte der Aufgabe stichpunktartig
an die Tafel. Erläutern Sie dann die Aufgabe anhand der Stichpunkte und zeigen Sie ggf. ein
Beispiel. Nach Fertigstellung und Fixierung der Skizzen werden diese im Unterrichtsraum aufgehängt. Lassen Sie nach einer Betrachtungsphase einzelne Schülerinnen und Schüler ihre Wahrnehmungen sowie die Schwierigkeiten bei der Umsetzung in eine abstrahierte Form nennen.
Ziel der Besprechung soll ein vertieftes Bewusstsein der Lernenden dafür sein, dass jeder Ort
durch Farben, Formen, Richtungen, Lichtverhältnisse und Materialien eine spezifische Atmosphäre erhält.
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Die Skizzen der Lernenden kommen im Rahmen von M 11 erneut zum Einsatz!
Erwartungshorizont (M 1)
Schülerarbeit: farbige Pastellskizze eines Ortes im Schulumfeld
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Kunsthaus Bregenz, Kapelle Sogn Benedetg und
Steilneset-Memorial
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Peter Zumthor: a) Kunsthaus Bregenz, Museumsgebäude, 1997; Außenansicht, b) Kunsthaus Bregenz, Innenraum,
c) Kapelle Sogn Benedetg, Sumvigt, 1989; Außenansicht, d) Steilneset-Memorial, Vardø, 2011; Innenansicht des Pavillons
mit dem Kunstwerk von Louise Bourgois e) Steilneset-Memorial, Außenansicht
RAAbits Kunst Februar 2016
Fotos: a) Imago, b) mauritius images/Alamy, c) Adrian Michael/CC-BY-SA30, d) picture alliance/dpa, e) picture alliance/NTB scanpix
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M 3 Ein Lichtkörper am Bodensee: Das Kunsthaus Bregenz
Ort: Bregenz liegt am östlichen Ende des Bodensees auf österreichischer Seite. Das Kunsthaus, bestehend aus einem turmartigen
Museumsbau und einem niedrigeren Verwaltungsgebäude mit
Café, liegt in unmittelbarer Nähe des Hafens.
Planung und Bau: Der Architekt Peter Zumthor wurde vom Land
Vorarlberg mit der Planung beauftragt. Das Gebäude wurde von
1990 bis 1997 errichtet.
Konstruktion: Das Museumsgebäude besteht aus sechs Geschossen. In den beiden Untergeschossen befinden sich Depots, Werkstatträume sowie WC, das Erdgeschoss beherbergt das Foyer
und die drei Obergeschosse dienen als Ausstellungsräume in
einem Raumkontinuum. Das Bauwerk besteht aus einem StahlLageplan
gerüst sowie zwei Schichten schuppenartig vorgesetzter Glastafeln, die auf Metallkonsolen ruhen. Wasserführende Rohrsysteme verlaufen unsichtbar
zwischen den Glasschichten und in den Decken. Die Fassade weist keine Auskragungen auf.
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Grundriss 1., 2., 3. OG
4. OG, Schnittebene Oberlicht
Schnitt (von Südost)
Raumklima: Eine maschinelle Klimatisierung der Räume ist nicht nötig,
da der Luftraum zwischen den Glasschichten für Luftaustausch und
Wärmeregulierung sorgt.
Materialien: Die verwendeten Glasplatten haben alle dieselbe Größe
und sind so geätzt, dass sie wie Milchglas wirken, also semitransparent sind. Sie wurden auch für die Decken in den Ausstellungsetagen
verwendet. Die Wände im Inneren sind aus Beton, Fußböden und
Treppen aus Terrazzo. Die Farbe Grau dominiert. Treppengeländer
und Türen sind aus Stahl.
Licht: Das Tageslicht wird durch die Glasplatten gefiltert und in die
Lichtdecken der Ausstellungsräume gelenkt. Dort ist zusätzlich künstliches Licht eingebaut, das bei Dunkelheit durch die Gebäudehülle fällt
und so die innere Gebäudestruktur außen sichtbar macht.
Befestigung der Glasplatten
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Nehmen Sie in Partnerarbeit anhand der gegebenen Abbildungen und des
Textes eine Werkanalyse vor. Tragen Sie beide zu den jeweiligen Aspekten in
der Tabelle Ihre Beobachtungen und Erkenntnisse ein, die Sie vorher miteinander abgestimmt haben. Sie haben 45 Minuten Zeit.
Aspekte und Fragestellungen
Foto: Imago
Aufgabe
Beobachtungen / Erkenntnisse
allgemeine Daten
(Architekt, Jahr der Fertigstellung,
Standort, Funktion)
erster Eindruck
(Form, statisch oder dynamisch?,
Einbindung in die Umgebung,
Gliederung und Materialien
der Fassade, Besonderheit des
Gebäudes)
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Materialien, Konstruktion
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Baukörper
(Gesamtform und Elemente),
Dimensionen
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Blickführung, Bewegung,
Rhythmus
Fassade
(Gestaltung, Materialien, Farbe,
Licht, Verhältnis Fassade und
Konstruktion)
Innenraum
(Gliederung, Dimensionen,
Lichtverhältnisse, Raumwirkung)
Außenraum
(Verhältnis zwischen Baukörper
und Außenraum, z. B. Entstehung
eines Platzes?)
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