Ein See mit seltenen Fischarten Königssee und Umgebung Eingebettet in eine weitgehend unerschlossene Hochgebirgslandschaft, gehört der Königssee zu den saubersten Seen Deutschlands. Um die gute Wasserqualität zu sichern, werden die Abwässer der Gaststätten St. Bartholomä und Salet über eine Rohrleitung durch den Königssee in die öffentliche Kanalisation eingespeist. Die Passagierschiffe der Bayerischen Seenschifffahrt verkehren bereits seit 1909 mit Elektromotoren. Aufgrund der Nährstoffarmut ist die Pflanzen- und Tierwelt des Königssees begrenzt. Doch sind hier seltene Fischarten wie der Seesaibling oder die Seeforelle anzutreffen. Auch Bachsaibling, Bachforelle, Barsch und Hecht kommen vor. Die grüne Farbe des Sees stammt von im Wasser gelösten Kalkteilchen, die das einfallende Sonnenlicht brechen. Freistaat Bayern Pflanzen Aufgrund der Höhendifferenz von über 2000 m zwischen den Tallagen und den Gipfelregionen ist der Nationalpark Berchtesgaden ausgesprochen artenreich. Aus der Fülle an Pflanzen- und Tierarten, die miteinander in vielfältiger Wechselbeziehung stehen, seien einige herausgegriffen, die im Königsseegebiet leicht zu finden sind. Der Bergahorn gehört zu unseren majestätischsten Bäumen. Gut kenntlich ist er an den fünflappigen Blättern und der schuppigen Rinde, die oft von Farnen, Moosen und Flechten bedeckt ist. In Astwinkeln, in denen sich Humus ansammelt, können sogar Sträucher oder kleine Bäume Fuß fassen. Besonders gut ist dies an den schönen alten Bergahorn- exemplaren am Obersee zu sehen. Bergahorne können ein Alter von bis zu 600 Jahren erreichen. Namensgebend für die in lichten Wäldern und auf offenen Flächen vorkommende Behaarte Alpenrose sind die bewimperten Blätter und die rote Blütenfarbe. Eigentlich handelt es sich jedoch um keine Rose. Vielmehr gehört sie zu den Rhododendrongewächsen. Interessant ist, dass die Alpenrose – obwohl eine typische Hochgebirgspflanze – keine extremen Fröste ertragen kann. Sie kommt deshalb nur an Standorten vor, an denen sie im Winter von einer mehr oder weniger mächtigen Schneedecke geschützt wird. Während der Blütezeit der Alpenrose im Juni/Juli erscheint die gesamte Jenner-Südseite wie mit roten Polstern überzogen. Der Stengellose Enzian mit seinen blauen, glockenförmigen Blüten ist von den Tälern des National- dern die des hochwüchsigen gelben Punktierten und des purpurroten Ungarischen Enzians verwendet. Die Enzian-Brennhütten an der Priesbergalm, in der Röth und am Funtensee künden von dieser Nutzung. Das Edelweiß stammt ursprünglich aus dem Himalaja und ist während der letzten zwei Millionen Jahre in die Alpen eingewandert. Was die Pflanze so attraktiv macht, sind die aus Hochblättern gebildeten weißfilzigen „Sterne“. Die eigentlichen Blüten sind die parks bis hinauf in die alpine Mattenregion zu finden. Zur Herstellung des Enzianschnapses werden jedoch nicht dessen Wurzeln, son- kleinen gelben Punkte in deren Mitte. Die weiße Behaarung hilft der Pflanze, bei hoher Sonneneinstrahlung und Wind die Verdunstung herabzusetzen und sich so vor dem Vertrocknen zu schützen. Ehemals war das Edelweiß ein gar nicht so seltener Bestandteil der Rasen oberhalb der alpinen Waldgrenze. Durch die Unvernunft der Menschen wurde es an vielen Stellen ausgerottet. Heute besiedelt es fast ausschließlich nur noch die Ritzen schwer zugänglicher Felswände. Die Almen rund um den Königssee Unmittelbar am Königs- bzw. Obersee liegen die Almen Salet und Fischunkel. Während des Sommers weiden hier Rinder. Da aufgrund der steilen Königsseeufer auf dem Landweg kein Zugang möglich ist, wird das Vieh im Frühjahr und Herbst mit Booten über den See übergesetzt. Eine weitere Besonderheit ist, dass beide Almen tiefer als der zugehörige Bergbauernhof liegen. Schönfeldspitze Staatsgrenze Nationalparkgrenze 3 Wanderwege und alpine Steige Bergbahn Steinernes Meer NationalparkInformationsstellen 16 4 Funtenseetauern Hundstod 1 Funtensee 16 Sehenswertes S E H E N S E R T E S Informationsstelle Kühroint Diese Informationsstelle ist während der Sommersaison täglich geöffnet, abhängig von den Öffnungszeiten der Kührointhütte. 2 Malerwinkel Aufgrund seiner Schönheit wurde das Berchtesgadener Land bereits im 19. Jh. zu einem begehrten Reiseziel der Landschaftsmaler. Bevorzugt fanden sie sich am Malerwinkel ein. 3 Naturnahe Bergmischwälder Frühere Holznutzung veränderte die Wälder in den unteren Lagen des heutigen Nationalparks stark. An die Stelle natürlicher Bergmischwälder aus Buche, Bergahorn, Tanne und Fichte traten vielfach reine Fichtenforste. Die Wälder an den Steilhängen zum Königssee sind noch vergleichsweise naturnah. Zwar wurde auch hier bis 1960 Holz geschlagen. Steilheit des Geländes und Flachgründigkeit der Böden verhinderten jedoch eine Aufforstung. Die natürlichen Baumarten konnten sich von selbst wieder ansiedeln. 4 Halbinsel St. Bartholomä Kirche und Gasthaus St. Bartholomä liegen auf einem Delta, das sich in den Königssee hineinschiebt. Im Laufe der letzten 10.000 Jahre wurde es vom Eisbach aus dem Verwitterungsschutt der Watzmannwände aufgeschüttet. Berghütten und -gaststätten 2 15 W 1 Nationalpark- 11 Watzmann Die höchste Erhebung im Nationalpark Berchtesgaden bildet der Watzmann (2713 m üNN), dessen Ostwand mit 1800 m reiner Wandhöhe die höchste Wand der Ostalpen darstellt. Der Sage nach wurde im Watzmannmassiv ein grausamer König mit seiner Frau und seinen sieben Kindern versteinert. 12 Jenner Der Jenner, auf den eine Seilbahn führt, bietet einen prächtigen Blick in den Nationalpark. Ursprünglich war der Jenner fast bis zum Gipfel bewaldet. Einzelne Fichten im Gipfelbereich deuten darauf hin. Holznutzung und Almwirtschaft schufen die heutige, größtenteils offene Landschaft mit ausgedehnten Magerrasen, Latschenfeldern und eingestreuten Waldinseln. 13 Gotzenalm, Feuerpalfen Hoch über dem Königssee liegt die Gotzenalm, die bereits im 8. Jh. erstmals urkundlich erwähnt wird. Auf den offenen Almflächen sind im Spätsommer Arnika und Punktierter Enzian zu finden. Die umliegenden Lärchenwälder sind mit ihrem lockeren Baumbewuchs typisch für Wälder, die beweidet werden. Der Aussichtspunkt am Feuerpalfen unweit der Gotzenalm bietet einen schönen Blick auf den Königssee. 1 Gotzenalm 2 Kärlingerhaus 3 Riemannhaus 4 Ingolstädter Haus 5 Watzmannhaus 6 Kühroint-Hütte 7 Dr.-Hugo-Beck-Haus Watzmann Der Königssee im Herzen des Nationalparks Berchtesgaden Der Königssee und seine unmittelbare Umgebung liegen in der Pflegezone des 1978 gegründeten Nationalparks Berchtesgaden. Schifffahrt, Fischerei und Almwirtschaft sind traditionelle Nutzungen, die hier stattfinden. In der benachbarten Kernzone wird dagegen entsprechend der Zielsetzung des Nationalparks auf jede menschliche Nutzung verzichtet. Berchtesgaden Ramsau Kön igs see Schönau am Königssee Nationalpark 8 Schneibsteinhaus Jahrhundertealte Weiderechte In der Pflegezone des Nationalparks liegen insgesamt 25 Almen. Das ausgedehnteste Almgebiet befindet sich in den Hochlagen östlich des Königssees zwischen Jenner und Obersee. Verfallene Almhütten, ausgedehnte Hochstaudenfluren und lichte Wälder künden in der heutigen nutzungsfreien Kernzone davon, dass die Almwirtschaft ehemals wesentlich weiter verbreitet war. Grund und Boden der Almen befinden sich im Eigentum des Freistaates Bayern. Der Bauer besitzt ein Weiderecht, das die Weidefläche, die Tierart und -zahl sowie die Weidezeit festschreibt. Oft besteht auch ein Schwandrecht, das dem Bauern erlaubt, Sträucher und junge Bäume auf der offenen Weidefläche zu entfernen. Meist wird heute auf die Almen Jungvieh aufgetrieben, vereinzelt werden noch Käse und Butter hergestellt. Ein besonderes Ereignis alljährlich im Herbst ist der Almabtrieb. Ist der Almsommer gut 11 Obersee Ein fjordartiger See in Mitteleuropa Das Königsseetal entstand entlang einer Bruchzone im Fels. Ein Fluss grub sich ein und schuf zunächst ein V-förmiges Kerbtal. 10 Saletalm 11 Grünsteinhütte 1 10 Gotzenalm verlaufen, ziehen die Rinder prächtig geschmückt zu Tal. Der traditionelle Kopfschmuck, die Fuikl, besteht aus einer Nadelbaumkrone, die mit bunten Bändern und Rosetten verziert wird. 12 Mitterkaser-Alm/Jenner Info 9 4 16 Mitterkaseralm/Watzmann Info 6 16 1 Königssee Impressum: 13 Waldweide als urtümliche Nutzung 8 12 14 9 Zu jeder Alm gehört neben der baumfreien Lichtweide traditionell auch ein mehr oder weniger großer Waldweideanteil. Da das Weidevieh junge Bäume verbeißt und Trittschäden verursacht, ist die Nationalparkverwaltung bestrebt, die Waldweiderechte auf freiwilliger Basis zu bereinigen. Jenner 11 Grünstein 12 7 P Murmeltiere sind natürlicherweise in der Mattenregion oberhalb der alpinen Waldgrenze zuhause. Durch die Schaffung offener Almflächen im Waldbereich konnten sie auch tiefere Lagen besiedeln. Sie leben in Kolonien oder Familienverbänden. Ihre Nahrung besteht aus Gräsern und Kräutern. Unterirdische Baue dienen den Tieren als Wohn-, Schlaf- und Überwinterungsräume. Während der kalten Jahreszeit verschließen Murmeltiere ihre Baue und halten Winterschlaf. Sie zehren dann von den über das Jahr angesammelten Fettreserven. Beobachten lassen sich Murmeltiere beispielsweise auf der Königsbach-, Königsberg- und Gotzenalm. Weithin hörbar ist ihr pfeifender Warnruf. Steinböcke wurden 1937 im Gebiet der Röth hoch über dem Obersee angesiedelt. Sie waren vermutlich ursprünglich nicht heimisch. Heute halten sie sich im Jennerbahn 13 Königsbachalm 15 St. Bartholomä Kühroint 14 3 5 14 Jenner Berggaststätte 15 5 6 7 8 Tiere Während der Eiszeiten erhielt es dann seine heutige Gestalt: Ein bis zu 1000 m mächtiger Gletscher, der sich bis weit ins Alpenvorland erstreckte, hobelte ein U-förmiges Tal mit einem 200 m tiefen Becken aus. Dieses füllte sich nach dem Abschmelzen des Gletschers mit Wasser. Ein großer zusammenhängender See entstand. Erst ein nochmaliger kleiner Gletschervorstoß gegen Ende der letzten Eiszeit schuf die Moräne, die noch heute den Obersee vom Königssee trennt. Die großen Felsblöcke am Weg zwischen den beiden Seen stammen von einem Felssturz des Jahres 1172. 10 13 Pflegezone Kernzone Natürliche Entwicklungen dürfen sich dort ungehindert vollziehen. Damit wird beispielsweise auch akzeptiert, dass Wälder natürlicherweise altern, zusammenbrechen und sich von selbst wieder verjüngen: Ein einzigartiges Schauspiel der Natur, wie wir es ungestört in unseren Wirtschaftswäldern nicht mehr erleben können. 9 Carl v. Stahl-Haus 2 P Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit – Herausgeber: Nationalparkverwaltung Berchtesgaden, Doktorberg 6, D-83471 Berchtesgaden, Telefon: +49 (0) 86 52 / 96 86-0, Fax: +49 (0) 86 52 / 96 86 40 – E-Mail: poststelle@ npv-bgd.bayern.de – Internet: www.nationalparkberchtesgaden.de – Text: J. Seidenschwarz, Nationalparkverwaltung – Bilder: W. Eisenkopf, A. Hafner und K. Wagner, Nationalparkverwaltung – Panoramakarte: W. Krabichler – Gestaltung: N. Hasenknopf und GL-Werbestudio – Druck: Druckerei Plenk KG, Berchtesgaden – 8. Auflage 2011. Gedruckt auf umweltfreundlichem Papier. P Schönau a. Königssee „Grog“, „Kark“ oder „Krokro“. Sein Nest baut er mit Vorliebe in Felswänden. Ebenfalls ein sehr guter Flieger ist seine kleine Verwandte, die Alpendohle. An Berggipfeln und im Umfeld von Berghütten läßt sie sich aus nächster Nähe beobachten. Unverwechselbares Kennzeichen ist ihr gelber Schnabel. Gebiet des Kahlersbergs und der Teufelshörner im Grenzbereich zwischen Bayern und Österreich auf. Da sich der Bestand von 60 bis 80 Tieren aufgrund des beschränkten Lebensraums und Nahrungsangebots von selbst reguliert, brauchen die Steinböcke nicht bejagt zu werden. Sie sind deshalb gegenüber dem Menschen wenig scheu und lassen sich aus nächster Nähe beobachten. Allerdings ist dazu ein vielstündiger Anmarsch in die Hochlagen des Nationalparks erforderlich. Der im Königssee vorkommende Seesaibling ernährt sich von Kleinsttieren. Während der Laich- zeit sind Bauch und Flossen leuchtend rot gefärbt. Die Hungerform des Saiblings ist als geräucherter „Schwarzreiter“ eine besondere Delikatesse. Unser größter heimischer Rabenvogel, der Kolkrabe, ist mit seinen Flugkünsten nicht selten in den höheren Lagen des Nationalparks zu beobachten. Sein Ruf besteht je nach Situation aus einem tiefen 5 Wallfahrtskirche St. Bartholomä Die erste „Basilica in Künigsee“ wurde 1134 geweiht. Im Kern romanisch, erfolgten 1698 bis 1710 Umbau und Barockisierung. Die Kirche ist Endpunkt der traditionellen Wallfahrt von Maria Alm im Salzburger Land über das Steinerne Meer. 6 Nationalpark-Informationsstelle St. Bartholomä Die Informationsstelle wurde in einer historischen Waldarbeiterhütte eingerichtet. Thema der Ausstellung sind die ständigen Veränderungen in der Natur – Vorgänge, die sich in der Kernzone des Nationalparks besonders gut beobachten lassen. Von Mitte Mai bis Mitte Oktober täglich geöffnet. 7 Rotwildfütterung Die Natur sich selbst zu überlassen, ist die Grundidee eines Nationalparks. Dabei stößt man an Grenzen, die durch die relativ geringe Flächengröße des Nationalparks bedingt sind. Siedlungs- und Verkehrswegebau sowie intensive Land- und Forstwirtschaft brachten die natürlichen Überwinterungsräume des Rotwilds im Voralpenland zum Verschwinden. Die winterliche Fütterung auf St. Bartholomä und bei Reitl am anderen Ufer des Königssees soll dafür einen Ersatz bieten. 8 Lawinen – natürliche Dynamik Im Februar 1999 löste sich vom Kleinen Watzmann eine gewaltige Lawine. Sie riss rund acht Hektar Wald zu Boden. Ein Großteil der Bäume wurde nicht durch den Schnee, sondern durch den Luftdruck geworfen. Entsprechend dem Nationalparkziel greift der Mensch nicht ein, die Bäume bleiben liegen. Ohne menschliches Zutun entsteht von selbst wieder ein neuer Wald. Die ersten jungen Bäume entwickeln sich bereits aus vorhandener Verjüngung und natürlichem Samenanflug. 9 Kapelle St. Johann und Paul Sie wurde 1617 bis 1620 im spätgotischen Stil errichtet, zu einer Zeit, wo andernorts bereits der Barock Einzug gehalten hatte. Vermutlich befindet sich die Kapelle über einem heidnischen Quellheiligtum. 10 Eiskapelle Die sogenannte Eiskapelle besteht aus Lawinenschnee der WatzmannOstwand. Schmelzwässer bilden im Lauf des Sommers eine große Öffnung. Da das Gewölbe aus Schnee und Eis jederzeit und ohne Vorwarnung in sich zusammenstürzen kann, ist das Betreten oder Besteigen der Eiskapelle lebensgefährlich. Infos unter www.eiskapelle.de 14 Kühroint, Archenkanzel Wie die Gotzenalm so liegen auch die Almhütten der Kührointalm auf einem Plateau hoch über dem Königssee. Von der südlich der Alm gelegenen Archenkanzel haben Sie einen herrlichen Blick auf den Königssee. 15 Funtensee Der Funtensee liegt in einer Doline, einer trichterförmigen Vertiefung, die durch Einbruch einer Höhle entstanden ist. Bis 1962 wurden Rinder auf die Funtensee-Almen aufgetrieben. Heute liegt das Gebiet in der nutzungsfreien Kernzone des Nationalparks. Eine botanische Besonderheit bilden die umliegenden Zirbenwälder. 16 Steinernes Meer Das Steinerne Meer ist eine karge und gerade deshalb sehr eindrucksvolle Hochgebirgslandschaft. Namensgebend ist die gewellte Oberfläche des Hochplateaus, dessen Gestein vor 200 Mio Jahren in einem Meer abgelagert wurde. Versteinerte Muscheln künden noch davon. Häufig zu finden sind neben Höhlen und Dolinen sogenannte Karren, rinnenförmige Vertiefungen im Fels, die Regen- und Schmelzwasser im Lauf von Jahrtausenden schufen. 18.04.2011 14:48 Uhr St. Bartholomä mit Watzmann-Ostwand. Foto K. Wagner, NPV Flyer Königssee_d_04/2011 Seite 2