BailleulModell einer flämischen Rekonstruktion

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NORDFRANKREICH
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HÖHEPUNKTE
Bailleul Modell einer
flämischen Rekonstruktion
WANDERFÜHRER
Kurz nach Kriegsende beschloss der Gemeinderat um Natalis Dumez einen Wiederaufbau der
Stadt, getreu ihrer Geschichte und ihrer räumlichen Anordnung, nach einem Plan des regionalistischen Architekten Louis-Marie Cordonnier.
Inspirieren ließ sich das Architekten- und Bauleiterteam von zahlreichen Bauwerken der belgischen Stadt Brügge und folgte den Regeln
des traditionellen flämischen Baustils: Die
meisten der öffentlichen und privaten
Gebäude wurden mit Backsteinen aufgezogen und teils mit Natursteinen
aufgefüllt. Fassaden wurden mit Giebeln versehen und rund um vertikale
Felder angeordnet. Auch sollte das
So sorgen Sie für Ihre Sicherheit und
eine angenehme Rundtour:
• Die zu besichtigenden Erinnerungsstätten
sind Orte der Besinnung. Bitte achten Sie
den Ort und respektieren Sie die örtlichen
Vorschriften.
• Achten Sie während der ganzen
Wanderung auf motorisierte
Fahrzeuge (Autos, Motorräder…)
und überqueren Sie Straßen nur auf
Fußgängerüberwegen.
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städtebauliche Konzept neuen Bedürfnissen
gerecht werden: Hauptstraßen wurden verbreitert, das Wasserversorgungssystem ausgebaut,
kleine Grünanlagen angelegt, eine öffentliche
Badeanstalt errichtet.
Obwohl finanzielle Einschränkungen die Architekten während dieser Zeit oft dazu zwangen,
ihre ursprünglichen Pläne zu ändern, bleibt der
Wiederaufbau von Bailleul jedoch ein Paradebeispiel für die Kreation einer idealen und modernen flämischen Stadt.
Belfried und
Glockenturm der
Saint-Vaast-Kirche
P. Morès
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Bailleul (Belle in Flämisch) berühmt für seine Spinnereien
und Textilfabriken, handgefertigte Spitze sowie
die Gewächshausproduktion von Obst und Blumen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde
die Stadt zum Rückzugsposten der alliierten Armeen, die am Frontbogen von Ypern kämpften.
Im April 1918, während der Schlacht an der Leie,
wurde die Stadt von deutschen Truppen eingenommen und innerhalb weniger Tage durch das
Artilleriefeuer beider Lager vollständig zerstört.
Grand’ Place
1
CHAB
Plan von Bailleul
im 16. Jahrhundert
– Auszug aus dem
De-Wit-Atlas 1698
Vor der kompletten Zerstörung von Bailleul
1918 war der rechteckige Grand’ Place das
Zentrum der Stadt. Zahlreiche Geschäfte
hatten sich dort angesiedelt: Uhrmacher,
Juwelier, Lebensmittelgeschäfte, Schuh- und
Hutmacher, Samen- und Getreidehändler,
Bäcker, Schneider, Friseur, Fotograf,
Eisenwarenhandel, Spielzeuggeschäft ... sowie
schätzungsweise zwanzig Cafés und Schenken
vor dem Krieg.
Ab März 1919 befasste sich die Gemeinde
mit einem neuen Raumordnungsplan für die
Stadt. Mehrere Projekte wurden vorgestellt,
und am 25. März 1920 das von LouisMarie Cordonnier präsentierte Projekt vom
Gemeinderat angenommen: Es beruhte auf
einem Erhalt der ursprünglichen Einteilung,
mit Wiederaufbau der bedeutendsten
Monumente und Verbreiterung der Straßen in
Richtung des Grand’Place.
Die aneinandergereihten, auf das
Stadtzentrum konzentrierten Bürgervillen
zeigten mit ihren weiß verputzten Fassaden
durchbrochen von geraden, rechteckigen
Fenstern, vornehmlich den klassischen
Architekturstil des 18. Jahrhunderts.
Die Architektur betreffend, so fiel die Wahl
auf den neoflämischen Stil, inspiriert durch
Bauwerke in Brügge. Dieser bei öffentlichen
Gebäuden, Privathäusern und sogar diversen
Fabrikfassaden angewandte Stil verlieh der
Stadt ein vollkommen neues Gesicht.
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2
coll. P. Verdru
Rathaus
und Belfried
Belfried, Rathaus und Glockenturm
der Saint-Vaast-Kirche vor 1914
Vom 10. bis 13. Jahrhundert bildete sich
eine neue Gesellschaftschicht heraus: das
Bürgertum. Diese Händler und Unternehmer
(vorwiegend Tuchmacher in Bailleul) forderten
das Recht auf Selbstverwaltung. So wurden in
den Gemeinden, denen der Graf von Flandern
die Stadtrechte zugesprochen hatte, Belfriede
errichtet. Der Belfried von Bailleul diente in
Kriegszeiten außerdem als Beobachtungsposten
zur Überwachung von Stadt und Umgebung
und war Zeuge der sich wiederholenden Brände
und Wiederaufbauten. An diese Funktion erinnert
heute die Wetterfahne Melusine, die hoch oben
auf dem Belfried thronend über die Stadt wacht.
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Kirche 1918.
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Ende März 1918 riss eine deutsche Granate ein Loch in den
Belfried und wenige Tage später zerstörten alliierte Batterien das
ganze Gebäude, um deutsche Truppen zurückzuschlagen, die
in die Stadt eingedrungen waren. Alleine die Mauern des heute
denkmalgeschützten gotischen Saals aus dem 13. Jahrhundert
blieben bestehen.
Der Belfried von unten nach oben: Im Erdgeschoss der gotische
Saal, auf der Höhe des Balkons das Büro des Bürgermeisters,
darüber der Archivsaal, in dem früher die wertvollen Urkunden
aufbewahrt wurden und schließlich, unter dem Wehrgang,
die Uhren. Weiter oben das Glockenspiel mit seinen 35
Glocken, das jede Viertelstunde flämische Melodien spielt. Das
bemerkenswerteste Element des Rathauses ist die Außentreppe
mit der Loggia. Hier verkündeten die Vertreter des Magistrats
Verordnungen oder wichtige Veranstaltungen. Etwas weiter
oben in einer Nische steht die Statue von Notre-Dame de Foy,
Beschützerin von Heim und Herd.
Gemeinde Bailleul
Über der Ehrentreppe befindet sich ein großes Glasfenster,
das zu Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden kann.
Es zeigt die wirtschaftlichen Aktivitäten, die den Wohlstand
der Stadt begründeten: Spitze, Töpferware, Leinenspinnerei,
Wolltuchweberei sowie regionale Produkte wie Leinen, Weizen,
Hopfen, Kartoffeln.
Glasfenster über der Ehrentreppe im Rathaus
OTI Cœur de Flandre
Nach dem Krieg wurde der Architekt Louis-Marie Cordonnier
mit dem Wiederaufbau von Rathaus und Belfried beauftragt.
Beide wurden 1932 eingeweiht und 2005 in die Welterbeliste der
UNESCO aufgenommen.
Melusine, Wächterin
über Bailleul
In 62 Metern Höhe wacht die
Sirene Melusine über die Stadt
und warnt sie vor Gefahren.
Einer Legende aus der Region
Poitou zufolge fiel Melusine als
junges Mädchen einer Hexerei
zum Opfer: Sie verwandelte
sich jeden Samstag in
ein Wesen halb Frau halb
Schlange. Als ihr Ehemann
eines Tages ihr Geheimnis
entdeckte, schrie sie auf und
verschwand. Seitdem kehrte
sie bei drohendem Unglück
als Geist in das Schloss ihres
Mannes zurück, wandelte
durch die Gräben und warnte
ihn mit klagendem Geschrei
vor der annähernden Gefahr.
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coll. P. Verdru
Springbrunnen
und Wassertürme
Springbrunnen und Jungenschule
aus der Sicht des Belfrieds vor 1914
Auf dem Platz der heutigen Wassertürme
stand früher eine Jungenschule, die während
des Krieges von der britischen Behörde
beschlagnahmt und als Militärapotheke
eingerichtet wurde. Eines dieser britischen
Feldlazarette, n° 53 Casualty Clearing Station,
quartierte sich im September 1915 dort ein.
Zu jener Zeit stand vor dieser Schule der
öffentliche Springbrunnen. Er wurde 1844
angelegt, um das Quellwasser des Mont
Noir (Schwarzer Berg) aufzufangen und so
dem chronischen Wassermangel der Stadt
entgegenzutreten. Acht Säulen versorgten die
Einwohner mit ausreichend Wasser.
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Der erste Wasserturm wurde 1882 gegen den
Giebel der Saint-Vaast-Kirche errichtet und
1918 bei der Bombardierung von Bailleul
zerstört.
1921 wurde auf dem höchsten Punkt der Stadt
ein neuer Wasserturm gebaut, um auch die
mehrstöckigen Häuser mit Wasser versorgen
zu können. Die Architekten sahen sich
gezwungen, die Jungenschule zu versetzen.
Der zweite Turm kam 1961 hinzu. Sein Wasser
kommt aus den Hügeln des Artois, 40 km von
Bailleul entfernt.
Museum
Benoît-De-Puydt
Das Museum wurde 1861 dank des Vermächtnisses des reichen Sammlers Benoît De Puydt
an seine Geburtsstadt ins Leben gerufen. Sein
ganzes Leben lang sammelte dieser neugierige
und passionierte Urkundsbeamter Kunstobjekte aus der flämischen Kultur vom 15. bis 19.
Jahrhundert. Nachfolgende Schenkungen von
Künstlern und Kunstliebhabern verstärkten den
besonderen Charme dieses Museums.
Während des Ersten Weltkriegs blieb das Museum für das Militär und auserwählte Gäste geöffnet, die ihm nach dem Pariser Musée de Cluny
den Beinamen „Le Petit Cluny“ gaben. Im März
1918 verlegten zwei Militärlastwagen einen
kleinen Teil der Sammlungen in die Normandie.
Museum Benoît-De-Puydt
4
Das Museumsgebäude wurde vollständig
zerstört. Nach Schätzungen sind 70 % der
Werke verloren gegangen. Jedoch konnte
die Sammlung unter Zuhilfenahme der
Kriegsentschädigung wieder hergestellt
werden.
Um die verloren gegangenen Gemälde
wieder zum Leben zu erwecken, stellt das
Museum Benoît-De-Puydt heute deren 1881
vom damaligen Konservator sorgfältig verfassten Beschreibungen auf Tafeln mit den
ursprünglichen Abmessungen der Werke
aus. So ist es der Fantasie eines jede Einzelnen überlassen, sich diese „Geistergemälde“
vorzustellen.
Place de Bailleul – Gemälde, das Jacob II. Savery dem Jüngeren zugeschrieben
wird - um 1620, 1931 mit Mitteln der Kriegsentschädigung erworben
Rue du Musée
Das Haus Nr. 30 des Historikers
Ignace de Coussemacker (18421890) wurde während der Kriegszeit
als Kultstätte genutzt. Es ist mit
einem Votiv-Giebel verziert und
trägt ein Schild mit der Aufschrift:
„Dieses Haus ist eines der wenigen
Gebäude, die der Zerstörung unserer
Stadt 1918 entkommen sind, gelobt
sei das anbetungswürdige Herz
Jesus Christi“. Seine Architektur
unterscheidet sich von den
Nachbarhäusern, die aus der Zeit des
Wiederaufbaus stammen wie die Nr.
36, dessen ockerfarbene Back- und
Natursteinfassade mit Voluten, Pinakeln,
Muscheln und Giebel verziert ist.
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Rue du Musée vor 191
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coll. P. Verdru
Der Saal Marguerite Yourcenar, Nr.
3, wurde 1923 durch den Architekten René
Dupire entworfen. Er diente der Pfarrgemeinde
Saint-Vaast zunächst als provisorische
Kirche, später als Gemeindesaal. Der Saal
wurde 1940 durch Bombardierungen
schwer beschädigt und
nur mit begrenzten
Mitteln restauriert.
Trotz dieser Verluste
blieb die Architektur von
herausragender Qualität:
Die mittelalterlichen
flämischen Merkmale
sind präzise und
durchdacht. Die Eingänge
sind mit Tudorbögen
versehen.
Detail des Giebels des Hauses
Nr. 36, Rue du Musée
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OTI Cœur de Flandre
Saint-Vaast-Kirche
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Vor dem Krieg war diese Kirche eine hallekerk: Eine Hallenkirche mit drei gleich hohen und
breiten, durch Säulen getrennte Schiffe - ein Stil, der ab dem 15. Jahrhundert in Flandern
sehr beliebt war. Zu jener Zeit befand sich der öffentliche Garten, Treffpunkt der lokalen
Bevölkerung, hinter der Kirche.
Während des Wiederaufbaus mussten die Bauarbeiten aufgrund finanzieller Schwierigkeiten
von 1926 bis 1930 unterbrochen werden: Kostenvoranschläge wurden halbiert und die
Ambitionen der Architekten Louis-Marie und Louis-Stanislas
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Cordonnier überarbeitet. Jedoch war die Qualität
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der Baumaterialen für dieses neuromanischl
byzantinische Gebäude in eklektischem Baustil
von größter Bedeutung: romanische Kunst in
den Tympana, dem Turm, dem Chorhaupt,
der Kanzel und dem Hauptaltar, Art
déco im Orgelprospekt, ägyptische
Kunst in den Kapitellen
und Beichtstühlen sowie
Mosaikkunst aus Ravenna.
Lucien Detrez erstellte das
von Camille Deberdt für
Skulpturen und von Charles
Hollart für Glasfenster ausgeführte
ikonografische Programm. Die
Fenster im Chorumgang erzählen die
Geschichte von Bailleul, das Querhaus
die der Heiligen von Flandern. Die
Apsiskapelle ist dem heiligen Antonius
dem Großen gewidmet.
Dieser Heilige wurde in Bailleul als
Schutzheiliger und Wunderheiler
verehrt.
Statue und Glasfenster des heiligen Antonius
im Chor der Saint-Vaast-Kirche
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Der flämische Wiederaufbau
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Die Hauptmerkmale dieser flämischen
Architektur sind der gotische Spitzbogenstil, eine starke Präsenz von
Treppengiebeln sowie der intensive
Gebrauch von lokalem Baumaterial, dem
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Porträt von Louis
Backstein.
Cordonnier
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Um allen Gebäuden eine flämische Note zu
verleihen, ließen sich die dem Architekten
Louis-Marie Cordonnier unterstellten Bauleiter
von Häusern benachbarter belgischer Gemeinden wie Brügge oder Ypern inspirieren.
Gemeinde Bailleul
Obgleich der Erste Weltkrieg ein industrieller
Krieg auf weltweiter Ebene war, blieb der
Wiederaufbau handwerklich und regional.
Der Bürgermeister Natalis Dumez, sein
Gemeinderat und die regionalistischen
Architekten teilten die Idee einer „flämischen
Wiedergeburt“. Und so erblickte ein neues
Bailleul das Licht der Welt, flämischer als vor
der Zerstörung.
Details der Fassade der Mediathek
Die Fassaden sind in Felder eingeteilt, entweder
geradlinig oder als Kielbogen, durchbrochen von Fenstern mit Mittelpfeilern
(feststehende Steinpfeiler, die
eine Fensteröffnung teilen).
Andere Merkmale kommen
aus der Renaissance oder
sogar dem Barock: Volutengiebel, Wechselspiel
zwischen Back- und
Natursteinen, Dachgauben, reiche Verzierung
(Ankereisen, Engelskulpturen, Füllhörner, Blumenund Fruchtguirlanden,
Fratzengesichter…). Dank
dem Wiederaufbau, der
sich auf eine Zeitperiode
konzentrierte, besitzt
Bailleul seitdem ein
Erbgut außergewöhnlichen Reichtums und
Harmonie.
Architekten
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von Rathaus
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und Belfried
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Diese beiden Häuser sind das Werk des
Architekten Jacques Barbotin. Das Haus Nr. 4
lehnt sich an ein altes Haus in Brügge an. Es ist
eines der eindruckvollsten des Wiederaufbaus.
Seine dreigeteilte Fassade erstreckt sich über
knapp 17 Meter. Der Zentralgiebel unterstreicht
die Symmetrieachse. Die Verzierung ist von
hochwertiger Qualität mit reichlich Motiven:
getäfelte Tür, Umrahmung mit vorspringenden
Schlusssteinen, barocke Aufschrift,
Balkongeländer, Votivnische, Dachfenster mit
Kuppellaternen…
Kriegerdenkmal
7
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Das Kriegerdenkmal steht auf dem Platz der ehemaligen
Kirche Saint-Amand, einer Jesuitenkapelle aus dem 17. Jahrhundert. Das Denkmal erinnert an die Vernichtung der Stadt,
an militärische und zivile Opfer sowie an die Gefallenen des
Deutsch-Französischen Krieges von 1870. Der Architekt Barbotin errichtete das Denkmal mit Materialien aus den Ruinen
der bedeutenden Bauwerke der Stadt (Belfried, Kirchen
Saint-Vaast und Saint-Amand). Eine lebenskräftige, geflügelte Siegesgöttin steigt aus dieser Szene der Verzweiflung
empor (Bildhauer Camille Debert).
OTI Cœur de Flandre
Gemeinde Bailleul
Häuser Nr. 2 und 4,
Rue du Collège
Die 1925 errichtete Schule ist dem Unterricht
des Spitzenklöppelns gewidmet.
9
coll. P. Verdru
Spitzenklöppelschule
Gelber Backstein, Treppengiebel, rautenförmige
Fenster, Ankereisen, ausladendes Dach und
Rahmenwerk verleihen dem Gebäude einen
bemerkenswerten neoflämischen Charakter.
Ein Wappenschild aus Naturstein auf der
Fassade zeigt eine junge Spitzenklöpplerin bei
der Arbeit mit einem Spulrad für Klöppel. Die
Aufschrift „Le Retour au Foyer“ bezieht sich auf
den Verein, der das Spitzenklöppeln zu neuem
Leben erweckte. Einer der Mäzene war der
amerikanische Anwalt und Philantrop William
Nelson Cromwell (Büste).
Detail der Schulfassade mit dem skulptierten
Wappen des Vereins „Le Retour au Foyer“
Spitzenklöppelkultur von
Bailleul
Spitzenklöpplerin aus
Bailleul an der Arbeit,
Ansichtskarte Anfang des
20. Jahrhunderts
Das
Spitzenklöppeln ist eine
alte Tradition in
Bailleul aus dem
Jahr 1664.
Die vornehmlich gearbeitete
Spitze war die
Valenciennes-Spitze, eine sehr beständige
Spitzenart mit runden oder ewigen Maschen. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm
der Verein „Le Retour au Foyer“ die Ausbildung zum Klöppeln der ValenciennesSpitze wieder auf und ließ eine Schule bauen. Wettbewerbe wurden organisiert und
junge Spitzenklöpplerinnen aus Bailleul
wurden zu den besten Lehrlingen
Frankreichs. Heutzutage unterrichtet man hauptsächlich das
Klöppeln von TorchonSpitze, einer schönen
Spitze mit einfachen
Mustern und geometrischen Formen.
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1713 bestätigte der Friede von Utrecht die Angliederung von Ypern und seiner Burggrafschaft an das Haus
Österreich, was die Verlegung von Vogtei und Präsidialgericht, dem Gerichtshof für das gesamte „FranzösischFlandern entlang der Küste“ nach Bailleul zur Folge hatte.
Das 1776-1777 im Stil des französischen Klassizismus
errichtete Gebäude ist das einzige öffentliche Gebäude in
Bailleul, das der totalen Zerstörung entkam. 1920 wurden
die beiden rechten während des Krieges beschädigten
Felder sowie das Dach restauriert.
Britisches
Denkmal
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Einweihungszeremonie des Denkmals
am 7. Juni 1921
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coll. P. Verdru
Präsidialgericht
Präsidialgericht um 1919. Im Vordergrund
Notwohnungen für die Einwohner von Bailleul in
Erwartung des Wiederaufbaus ihrer Häuser
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Dieses Denkmal wurde auf Ansuchen des Londoner
War Office errichtet, zum Andenken an die 25. britische
Division, die zwischen 1915 und 1918 unter großen Verlusten dazu beitrug, die Front an den Monts de Flandre
zu halten. Auf den Seiten des Denkmals stehen die
Namen der Einheiten der Division und der Feldschlachten, an denen sie teilgenommen hatte, in Gedenken an
die 13 290 dort gefallenen Männer. Ebenfalls zu sehen,
die Wappen Großbritanniens und Bailleuils, Träger des
Kriegskreuzes, das der Stadt am 7. Juni 1921 anlässlich
der Einweihung des Denkmals
verliehen wurde.
Mädchenschule und
öffentlicher Garten
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Der öffentliche Garten verdankt seinen Namen Jean Plichon,
Abgeordneter des Departements Nord ab 1888. Sein Haus
in der Rue Saint-Jacques Nr. 8 wurde während der
deutschen Offensive 1918 zerstört. Nach dem Krieg
schenkte er das Gelände der Gemeinde, um
einen öffentlichen Garten anzulegen. In seiner
Einweihungsrede erklärte er, dass die Stadt
Bailleul ihren Ruf als „Gartenstadt“ redlich
verdient hätte. Heutzutage nennt man
sie eher „eine Stadt auf dem Land“.
Die frühere Mädchenschule, heute
Kindergarten und Grundschule, wurde
1923 von dem Architekten René
Dupire gebaut. Gelbe Backsteine,
eine Fassade rund um ein reichlich
verziertes Zentralgebäude und
ein durchbrochener Giebel. Die
zahlreichen Fenster tauchen
die Klassen in direktes helles
Licht. Das Schieferdach
verfügt über 22 ebenfalls
schiefergedeckte
Dachfenster.
Tor zum öffentlichen
Garten an der Rue
Saint-Jacques,
1950er Jahre
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Das Gebäude des Architekten René Dupire wurde schon 1926 bei seiner Fertigstellung als einer
der größten Erfolge des Wiederaufbaus bezeichnet.
Es steht auf dem Platz, wo vor 1914 Mädchenschule und Internat Les Dames de Saint-Maur
standen.
Bei ihrem Bau bestand die Jungenschule aus vier unabhängigen Gebäuden rund um einen
Garten: Schulgebäude, Badehaus und zwei Wohnhäuser.
Das Schulgebäude mit der monumentalen 45 m langen Fassade liegt von der Straße
zurückversetzt. Durch ein Licht- und Schattenspiel kommt der gelbe Backstein schön zur
Geltung.
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Der vorgerückte zentrale Teil ist mit dem Badehaus verbunden, in dem sich heute die Mediathek
der Stadt befindet. Das Badehaus war sowohl den Schülern als auch den Einwohnern der Stadt
zugänglich, die selbst über kein eigenes Bad verfügten. Diese Maßnahme unterstreicht das
modernistische Bestreben der Gemeinde zu jener Zeit, den Wiederaufbau zur Verbesserung der
Volkshygiene zu nutzen.
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Militärfriedhof
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Der Bailleul Communal Cemetery wurde
im Oktober 1914 in der Nähe des
Gemeindefriedhofes angelegt, um britischen,
französischen und deutschen gefallenen
Soldaten eine letzte Ruhestätte zu geben.
Nach dem Waffenstillstand 1918 wurden die
Gräber der kleinen Soldatenfriedhöfe rund
um Bailleul auf diesen Communal Cemetery
Extension verlegt und die Holzkreuze durch
weiße Stelen ersetzt.
Aufgrund der aufeinanderfolgenden
Schlachten bei Ypern musste die
Krankenhausstadt Bailleul zahlreiche
Verwundete versorgen. Ende 1915 wurde
dieser erste Militärfriedhof erweitert und
auf dem Gelände mehr als 4 500 Kriegsopfer
beigesetzt, meist Briten oder Soldaten
aus Ländern des Britischen Weltreichs wie
Australien, Neuseeland, Kanada und Indien.
An der südöstlichen Seite des Friedhofs
umgeben zwei imposante Kapellen,
die griechischen Tempeln ähneln, den
Gedenkstein mit der Aufschrift: Ihre Namen
bleiben auf ewig (Their name liveth for ever
more).
Ein dritter britischer Friedhof Outtersteene
Communal Cemetery Extension mit 1 397
Gräbern liegt in einem Weiler von Bailleul.
Heutzutage arbeiten viele Gärtner der
Commonwealth War Graves Commission das
ganze Jahr über an der Unterhaltung dieser
von Frühling bis Herbst beblumten
Friedhöfen.
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EPSM
Die 1863 in einem 45 ha großen Park gebaute psychiatrische Anstalt nahm ursprünglich „unsinnige“ Frauen auf.
Gemeinde Bailleul
Anfang des 20. Jahrhunderts
waren dort rund 1 600 Frauen untergebracht und wurde
als eine der schönsten Einrichtungen Europas bezeichnet. Während des Krieges
wurden die Patientinnen von
70 Nonnen und weiblichem
Personal versorgt.
Zentralgebäude der EPSM
Die englischen Armeen, die sich in diesem Gebäude einquartierten, profitierten von den
Badeinstallationen: Schwimmbad, Badewannen, Duschen… im Tausch gegen Kohle und Seife.
Die Wäsche der Truppen wurde in der Anstalt gewaschen und gebügelt. Als Entschädigung
für diese Dienste erhielten die Kranken Schokolade, Apfelsinen, Plätzchen, Butter und Eier. Im
April 1918 wurde das evakuierte Krankenhaus vollständig zerstört. Der Wiederaufbau begann
1922 und sah mehrere Pavillons vor, rund um ein zentrales Gebäude angeordnet. Zwischen
1926 und 1932 kehrten die ersten Patientinnen zurück in die Anstalt. Erst ab den 1970er
Jahren wurden auch männliche Patienten aufgenommen. Die Anstalt besteht auch weiterhin
unter ihrem heutigen Namen Établissement Public de Santé Mentale des Flandres (Öffentliche
Einrichtung für psychische Gesundheit).
Gestaltung des Wanderparcours und Zusammenstellung des Bildmaterials: Hélène SION und Pascal VERDRU (Fremdenverkehrsamt OTI
Cœur de Flandre), Gérard LEMAIRE (Historischer und Archäologischer Kreis von Bailleul - CHAB), Marie-Laure PICQUE (Nord Tourisme) und
Édouard ROOSE (Nord-Pas de Calais Tourisme). Redaktion Anmerkungen: Hélène SION und Pascal VERDRU (OTI Cœur de Flandre), Gérard
LEMAIRE und Éric VANNEUFVILLE (CHAB), Édouard ROOSE (Nord-Pas de Calais Tourisme), Übersetzung: Marion HALLOUET.
Konzept und Gestaltung: les Paoïstes - Realisierung: Agence LINÉAL - Kartografie: Géoreflet - Druck: Impression directe Bildnachweise: Umschlag: P. MORÈS, Inhalt: Fremdenverkehrsamt OTI Cœur de Flandre), A. Traisnel Gemeinde Bailleul, Museum BenoîtDe-Puydt - Nachweis Archivunterlagen: ©Imperial War Museum (IWM), Archive des Departements Nord (ADN), Historischer und
Archäologischer Kreis von Bailleul (CHAB), Sammlung Pascal VERDRU (coll. P. Verdru).
©Copyright: Nord-Pas de Calais Tourisme und Nord Tourisme - 2016. Jegliche Vervielfältigung, selbst
teilweise, ist ohne schriftliche Genehmigung von Nord-Pas de Calais Tourisme und Nord Tourisme
untersagt.
Gesetzliche Hinterlegung: 1. Semester 2016.
Für mehr Information:
FREMDENVERKEHRSAMT Cœur de Flandre
Tourismusbüro von Bailleul
Tel.: +33 (0)3 28 43 81 00
www.montsdeflandre-tourisme.com
Setzen Sie Ihren Besuch der „Wege der Erinnerung“
in Nordfrankreich fort
www.wegedererinnerung-nordfrankreich.com
Laissez-nous vous surprendre !
Cœur de Flandre
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