NEUES BAUEN! ORTSBEZUG Inhaltsverzeichnis Vorwort 06 Bestand 09 Jan Konschel 10 12 Kulturbunker INDEX-Architekten / Frankfurt Main Alvéole 14U - Boot- Bunker LIN / Saint Nazair Vincent Lange Konstruktion 16 18 Wohnungsbau Medusa Group / Bytom Museum Fuensanta Nieto Enrique Sobejane / Las Palmas 21 Einleitung Anne-Lene Mage 22 24 Umbau und Sanierung AFF Berlin / Freiberg Umbau und Sanierung Hild & K. / Landshut Alexandra Sergon 26 28 Diözesanmuseum Peter Zumthor / Köln Wohnungsbau Heinz Lutter / Wien Nikola Vujovic 30 34 Hängebrücke Jörg Conzett / Rongellen Schutzhütte Treperspurg & Partner / Ilgen Christin Kammer Formbindung 34 36 Punt da Suransuns Jörg Conzett / Viamalaschlucht Plasht Grove School Bridge Birds Portchmouth Russum architechts / GB 41 Einleitung Henrike Flak 42 44 Atelierhaus Valerio Olgiati / Scharans Wohn- und Bürogebäude Manuel Herz / Köln-Bayenthal Katja Seyfarth 46 50 Wohnhaus b & k+ / Aachen Wohnen in der Calle Carme Joseph Llinias / Barcelona Benjamin Strachotta 52 54 Apartment Turm DKV / Lelystad Kunst und Kulturzentrum Manuel und Francisco Aires Matens / Sines Öztur Tur Material 58 60 Wohnhaus b&k+Martenson / Köln The Layer House Hiroaki Ohtani / Kobe 63 Einleitung Anja Rumpel 64 66 2 Wohnhaus Brendeland & Kristoffersen Architekten / Svartlamoen Kapelle Sassenroth & Reitermann / Berlin Steffi Bretschneider 68 70 Wohnhaus seARCH / Zutphen Museum Brückner & Brückner / Hauzenberg Martina Daencke 72 Therme Peter Zumthor / Vals Ronny Krause Landschaft 76 78 Wohnhaus Eduard Bru / Castellar de N‘Hug Wohnhaus und Atelier Ai Weiwei / Peking 80 Einleitung Jenny Preuß 82 86 88 Ferienhaus Alvaro Leite Siza Vieira / Lugar das Carvalhinhas San Telmo Museum Extension Nieto & Sobejano / San SebastiánForschungslabor Renzo Piano / Genua Stefanie Pohl 92 94 Friedhof Enric Miralles & Carme Pinos / Igualada Firedhof César Portela / Cape Fisterra Claudia Noack 96 98 Albert Frey Haus II Albert Frey / Palm Springs Fondazione Querini-Stampalia Carlo Scarpa / Venedig Florian Gratias Energie 100 102 Wohnhaus Eduard Arroyo / San Lorenzo de El Escorial Ferienhaus Lacaton & Vassal / Lège Cap Ferret 105 Einleitung David Milling 106 108 Gemeindezentrum Ludesch Herrmann Kaufmann ZT GmbH / VorarlbergSchützhütte pos architekten / bei St. Ilgen Timo Sporwien 110 112 Sechs Punkthäuser Baumschlager & Eberle / Innsbruck Wohn- und Büroanlage Bill Dunster Architects / London Thomas Böhme Soziale Bezüge 114 116 Institutsgebäude Pfeifer Kuhn Architekten / Freiburg Wohn- und Büroanlage Dietrich Schwarz / London 119 Einleitung You Jin Jang 120 124 Stadtleitzentrum Frötscher Lichtenwagner /Innsbruck Gemeinschaftshaus 2b achitects + nb.arch / Corpataux-Magnedens 3 Marko Zill 128 130 Sozialer Wohnungsbau ELEMENTAL / Iquique Sozialwohnprojekt Lacaton & Vassal / Mulhouse Jakub Barczak 132 136 Idea Stores Adjaye Associates / London Radialsystem V Gerhard Spangenberg /Berlin Simon Wimmer 138 142 146 4 Wohnpark Neue Donau Harry Seidler / Wien Sargfabrik BKK2 / Wien Literaturverzeichnis Teilnehmerliste Seminarleiterin Julia Zillich Seminarteilnehmer Matthias Abend Jakub Barczak Dajana Bäßler Thomas Böhme Steffi Bretschneider Martina Daenicke Catleen Diekow Henrike Flak Florian Gratias You Jin Jang Christin Kammer Jan Konschel Romy Krause Vincent Lange Anne-Lene Mage David Milling Claudia Noack Stefanie Pohl Jenny Preuß Anja Rumpel Alexandra Sergon Katja Seyfarth Timo Sprowien Benjamin Strachotta Öztur Tur Nikola Vujovic Simon Wimmer Marko Zill Die nachfolgenden Studentenbeiträge wurden ohne Korrektur übernommen. 5 Vorwort Angesichts der sich abzeichnenden Klimaveränderung, dem Erschöpfen der fossilen Energieträger und einer ständig wachsenden Weltbevölkerung werden unter den Industrienationen Strategien gesucht, den derzeitigen Wohlstand für die kommenden Jahrzehnte zu sichern. Ein wesentlicher Beitrag hierzu wird von Seiten der Bauwirtschaft erwartet. Die Bauwirtschaft trägt in entscheidendem Maße zum Ressourcenverbrauch und zur Abfallproduktion bei. Allein die Bewirtschaftung von Gebäuden verschlingt 50% des gesamten Energieverbrauchs in unserem Land. Ein ganzheitlicher Ansatz bei der Planung von Gebäuden ist deshalb für die Zukunft unvermeidlich. Am Lehrstuhl Gebäudekunde und Entwerfen von Prof. Kühn möchten wir einzelne, für den entwerfenden Architekten wichtige Aspekte eines solchen Ansatzes näher beleuchten. Den Auftakt macht das Thema des Ortsbezuges, das die Wechselwirkung von Gebäude und seiner Umgebung sehr anschaulich thematisiert und ein ureigenes architektonisches Feld darstellt. In den sechziger Jahren hatten sich wesentliche Probleme der Moderne manifestiert. Die Unwirtlichkeit der Nachkriegsstädte, ihr Verlust an Urbanität und ihr Zwang zur Mobilität stellten die Kehrseite des autogerechten, aufgelockerten Umbaus der Städte dar. Sie leiteten ein Umdenken ein, das ein Gebäude nicht mehr ausschließlich als optimiertes architektonisches Objekt verstehen wollte. Waren vordem viele Bemühungen in die Entwicklung von Prototypen geflossen, die industriell vervielfältigbar waren und unterschiedslos an verschiedenen Orten gebaut werden konnten, so folgte nun durch Colin Rowe, Aldo Rossi und andere eine intensive Untersuchung der Bedeutungsebenen der Stadt, ihrer Lesbarkeit und ihrer Typologien. Obwohl deren Erkenntnisse von entscheidender Bedeutung für die weitere Stadtplanung und das Architekturverständnis wurden, laufen wir heute wieder Gefahr, die Komplexität der Stadt aus den Augen zu verlieren. Die digitale Verbreitung und Vermarktung architektonischer Entwürfe verleitet geradezu dazu, ein Gebäude auf eine gefällig gestaltete Hülle zu reduzieren, die bezugslos in den Weiten des virtuellen Netzes schwebt. Gleichzeitig zwingen uns jedoch die gravierenden Auswirkungen unserer Zivilisation auf unsere Umwelt dazu, Gebautes wieder stärker im Zusammenhang mit seinen lokalen Bedingungen und mit globalen Fragestellungen zu verstehen. 6 Die verschiedenen Aspekte des Ortsbezuges in der Architektur müssen wir uns deshalb heute, ergänzt um die Möglichkeiten, die uns eine globalisierte Wirtschaft bietet, neu erarbeiten. Für das Seminar war es uns wichtig, den Ortsbezug möglichst breit zu untersuchen und anhand von gebauten Beispielen zu illustrieren. Tomasz Valena folgend, kann man den Begriff Ort als eine wahrnehmbare Einheit definieren, womit sowohl eine von einem Punkt aus gegeben Übersicht gemeint sein kann, als auch eine sich von der Umgebung abhebende Einheit. Der Begriff Kontext geht per Definition darüber hinaus, da er grundsätzlich jeden Zusammenhang meint. Angewendet auf einen konkreten Bauplatz lassen sich über den sichtbaren Ort hinaus somit gesellschaftliche, geschichtliche, soziale und strukturelle Aspekte des Ortes zum Kontext rechnen. Unsere Untersuchungen gingen von diesem erweiterten Ortsbegriff aus. Das bedeutet, das sowohl der Umgang mit Bestandsgebäuden und den landschaftlichen und topographischen Besonderheiten beleuchtet wurde, als auch der Einfluss ortsüblicher Konstruktionen und Materialien. Ergänzt wurde diese Aufstellung um die energetischen Aspekte vor Ort, welche die Orientierung, die Grundrisskonfiguration und die Öffnungen des Gebäudes stark beeinflussen. Darüber hinaus sollten auch andere Faktoren, die die Form des Gebäudes entscheidend beeinflussen, wie Bestimmungen zu Höhe und Überbauung des Grundstücks oder der Grundstückszuschnitt betrachtet werden. In einem letzten Kapitel wird die Wechselwirkung des Gebäudes mit seiner Umgebung auf sozialer Ebene thematisiert, um die Auswirkungen und Möglichkeiten einer Neudefinition des Ortes, die ja immer mit einem Neubau erfolgt, stärker ins Bewusstsein zu rücken. An gebauten Beispielen lässt sich die Bezugnahme des Gebäudes auf den spezifischen Ort gut analysieren und auf ihre Wirkung überprüfen. Ziel aller Untersuchungen war es, übertragbare Aspekte der Ortbezogenheit herauszuarbeiten und für die Entwurfsarbeit verfügbar zu machen. Julia Zillich 1| Valena Tomasz: Beziehungen. über den Ortbezug in der Architektur, Ernst und Sohn 1994 7 8 BESTAND 9 Frankfurt Umgang mit dem Bestand Umgang mit dem Bestand Architekt: INDEX Architekten Ort: Frankfuhrt Main / Germa Projekt: Umgang mit dem Bestand Berlin Berlin Umgang mit dem Bestand Frankfurt Frankfurt Berlin Frankfurt Kulturbunker Projekt: Kulturbunker Thema: Umnutzung Projekt: Kulturbunker Thema: Umnutzung Thema: Umnutzung Lage Bauherr: Amt für Wissenschaft und Bauherr: Amt für und Projekt: Kulturbunker Bauherr: Amt fürWissenschaft Wissenschaft Der Bunker liegt im Gebiet des Fra Kunst Kunst Umnutzung Thema: und Kunst Architekt: INDEX Architekten Architekt: INDEX Architekten fuhrter Osthafens Bauherr: Amt fürArchitekten Wissenschaft und Architekt: INDEX Ort: Main / Germany Ort: Frankfuhrt Frankfuhrt Main / Germany Kunst Ort: Frankfuhrt Main / Germany Architekt:Historie INDEX Architekten Lage Ort: Frankfuhrt / Germany Der BunkerDer liegt im GebietMain des FrankHochbunker wurde im 2.Weltk Lage Lage fuhrter Osthafens Der Bunker liegtimimGebiet Gebiet desFrankFrankerrichtete. Er diente zum Schutz de Der Bunker liegt des Lage fuhrter Osthafens Historie Zivilsten im Gebiet des Osthafens b fuhrter Osthafens. Der Hochbunker wurde 2.Weltkrieg Der Bunker liegt im im Gebiet des FrankBombenangriffen. Zur Tarnung errichtete. Er diente zum Schutz der fuhrter Osthafens Historie wu Zivilsten im ein Gebiet des Osthafens aufgesetzt. bei Historie Walmdach Bombenangriffen. Zur Tarnung Der Hochbunker wurdewurde im 2.Weltkrieg Der Hochbunker wurde im 2.Weltkrieg Historie ein Walmdach aufgesetzt. errichtete. Er diente zum Schutz der errichtete. Er diente zum 2.Weltkrieg Schutz der Der Hochbunker wurde Aus und Aufbau Zivilsten im Gebiet desimOsthafens bei Aus und Aufbau Zivilsten im Gebiet des Osthafens errichtete. Er diente zum Schutz der bei wurde d Beim Umbau des Beim Umbau des Bunkers wurdeTarnung das Bunkers Bombenangriffen. Zur wurde Zivilsten im Gebiet des Osthafens bei Bombenangriffen. Zur Tarnung wurde Daches abgetragen statt dessen erhielt statt Daches abgetragen dessen er Frankfuhrt Main ein Walmdach aufgesetzt. Frankfuhrt Main ein Bombenangriffen. Zur Tarnung wurde er eine über den Sockel auskragende Walmdach aufgesetzt. Osthafen Osthafen Frankfuhrt Main Osthafen Frankfuhrt Main Osthafen 10 erzwei eine über den Sockel Plattform, die neuen Geschossen ein Walmdach aufgesetzt. auskragen als Grundfläche dient. Der Boxatige Aus undPlattform, Aufbau die zwei neuen Geschos Aufbau wurde in Mischbauweise Aus und Aufbau Beim Umbau des Bunkers wurde Der das Boxatige Aus und Aufbau als Grundfläche dient. realisiert. Der innere Gebäudekern ist Beim Umbau desBunkers Bunkers wurde das abgetragen stattwurde dessen erhielt Beim Umbau des das inDaches Holzrahmenbauweise ausgeführt, Aufbau wurde inmitMischbauweise Dach abgetragen. dessen erhielt während die Außenhaut durch er eine über den Statt Sockel auskragende Daches abgetragen statt eine dessen erhielt realisiert. Der innere Gebäudekern Gitterrosten ausgefachte Stahlkonstrukerer eine über den Sockel auskragende eine über die denzwei Sockel auskragende Plattform, neuen Geschossen tion definiert wird. in Plattform, die zweidient. neuenDer Geschossen Plattform, dieHolzrahmenbauweise zwei neuen Geschossen als Grundfläche Boxatigeausgeführ als Grundfläche dient. Der Boxatige während die Außenhaut durch eine Erschließung als Grundfläche dient. Der kubische Aufbau wurde in Mischbauweise Die Haupterschließung ist die ursprüngAufbau wurde in Mischbauweise Aufbau wurde in Mischbauweise reaGitterrosten ausgefachteistStahlkons realisiert. Der innere Gebäudekern liche Erschließung an der Front des realisiert. Der innereGebäudekern Gebäudekern ist lisiert. Der innere ist in in Holzrahmenbauweise ausgeführt, Bunkers Ergänzt wurde der Treppention definiert wird. in Holzrahmenbauweise ausgeführt,wähturm, der als Fluchtweg dient. Holzrahmenbauweise ausgeführt, während die Außenhaut durch eine mit während die Außenhaut durch eine rend die Außenhaut durch eine mitmit GitGitterrosten ausgefachte StahlkonstrukDie NutzungErschließung Gitterrosten ausgefachte Stahlkonstrukterrosten ausgefachte Stahlkonstruktitiondefiniert definiert wird. Heute beherbergt der „ Kulturbunker“ tion wird. Die Haupterschließung ist die ursp Künstlerateliers, das Institut für neue on definiert wird. Medien undliche Proberäume für Musiker. Erschließung Erschließung an der Front de Erschließung Bunkers wurde der Treppe DieHaupterschließung Haupterschließung ist die ursprüngVerortung der Nutzung Ergänzt Erschließung Die ist die ursprüngInliche der aufgestockten Box sind die turm, der als Fluchtweg dient. Erschließung Front liche Erschließung anan derder Front desdes Die Haupterschließung ursprüngKünstleratliers und das Institutist fürdie neue Bunkers Ergänzt wurde der TreppenBunkers Ergänzt wurde der Treppenliche Erschließung an der Front des Medien untergebracht. Die Proberäume turm, der alsals Fluchtweg dient. für die Musiker wurden im Inneren des Treppenturm, der Fluchtweg dient. Die Nutzung Bunkers. Ergänzt wurde der Bunkers im schweren Betonkern unterturm, der als Fluchtweg dient. der „ Kulturbunke Heute beherbergt gebracht. Die DieNutzung Nutzung Künstlerateliers, das Institut für neu Heute beherbergt derder „ Kulturbunker“ Heute beherbergt „ Kulturbunker“ Die Nutzung Medien und Proberäume für Musik Künstlerateliers, das Institut für neue Künstlerateliers, das Institut für neue Heute der „ für Kulturbunker“ Medienbeherbergt und Proberäume Musiker. Medien und Proberäume für Musiker. Künstlerateliers, das der Institut für neue Verortung Nutzung Verortung der Nutzung Medien und Proberäume für Musiker. In der der Nutzung aufgestockten Box sind die InVerortung der aufgestockten Box sind die Künstleratliers Institut für n In der aufgestockten Boxund sind die Künstleratliers und das Institut fürdas neue Verortung der Nutzung Künstleratliers und das für Die neueProberä Medien untergebracht. Medien untergebracht. DieInstitut Proberäume Infür der aufgestockten sinddesdie Medien untergebracht. Die Proberäume die Musiker wurden imBox Inneren für die Musiker wurden im Inneren Künstleratliers und das Institut für neue für die Musiker wurden im Inneren des Bunkers im schweren Betonkern unterBunkers im schweren Betonkern un Medien untergebracht. Die ProberäuBunkers im schweren Betonkern untergebracht. gebracht. megebracht. für die Musiker wurden im Inneren des Bunkers im schweren Betonkern untergebracht. Jan Konschel Kulturbunker Kulturbunker Kulturbunker Kontext des Aufbaus Kontext des Aufbaus Kontext des Aufbaus Bezug zum Kontext Der Bunker liegt in einem Der Bunker liegt einem Der Bunker liegt inineinem Niemandsland zwischen Recy- NieNiemandsland zwischen RecyNiemandsland zwischen RecyDer Bunker liegt in einem clinghöfen und Containerlagern. clinghöfen und Containerlagern. clinghöfen und Containerlagern. mandsland zwischen RecyclingDurch vertikale ErweiterungDurch Durch diedie vertikale Erweiterung Durch die vertikale Erweiterung höfen und Contnerlagern. gibt er weithin sichtbares gibt er gibt erdie einein weithin sichtbares gibt er ein weithin sichtbares vertikale Erweiterung Signal zur beginnenden UmnutSignal zur beginnenden UmnutSignal zur beginnenden Umnutein weithin sichtbares Signal zur zung des Frankfurter Osthafens. des zung des Frankfurter Osthafens. zung des Frankfurter Osthafens. beginnenden Umnutzung Die Metallfassade und Form Die Metallfassade und diedie Form Die Metallfassade und die Form Frankfurter Osthafens. Durch die des Aufbaus wird klarer des Aufbaus wird einein klarer des Aufbaus wird ein klarer Metallfassade und die Form des Bezug den Hafen domi-Bezug zu Bezug zu,zu, den Hafen domiBezug zu, den Hafen domiAufbaus wird ein klarer nierenden Verladekränen und Verlanierenden Verladekränen und nierenden und den Verladekränen Hafen dominierenden Containeranlagen geschaffen. Containeranlagen geschaffen. Containeranlagen geschaffen. dekränen und Containeranlagen Zudem wird durch die leichte Zudem wird durch die leichte Zudem wird durch die leichte geschaffen. Zudem wird durch Bauweise der massive BetonsoBauweise der massive BetonsoBauweise massive Betonsodie der leichte Bauweise der masckel kontrastiert ckel kontrastiert ckel kontrastiert sive Betonso kel kontrastiert. Dialog mit der Stadt Dialog mit der Stadt Dialog mit der Stadt Dialog mit der Stadt Die Holzbox ist nach außen rundum geöffnet, die Außenhaut Die Holzbox nach außen Die Holzbox istist nach außen Die Holzbox ist nach außen wirkt aus der Nähe als geschlosrundum geöffnet, die Außenhaut rundum geöffnet, die Außenhaut rundum geöffnet, die Außenhaut sene Metallfassade ; dennoch wirkt aus der Nähe geschloswirkt aus der Nähe alsals geschloswirkt aus der Nähe als geschloslässt sie von weitem den inneren sene Metallfassade dennoch sene Metallfassade dennoch sene Metallfassade dennoch Gebäudekern sichtbar werden. lässt sie von weitem den inneren lässt sie von weitem den inneren lässt sie von weitem den inneren Nachts öffnet sich das GebäuGebäudekern sichtbar werden. Gebäudekern sichtbar werden. Gebäudekern sichtbar werden. de dann aus jedem Blickwinkel Nachts öffnet sich das GebäuNachts öffnet sich das GebäuNachts öffnet sich das Gebäunach außen. Somit ist der Kuldann aus jedem Blickwindede dann aus jedem Blickwinde dann aus jedem Blickwinturbunker im Bereich des Aufnach außen. Somit der kelkel nach außen. Somit istist der kel nach außen. Somit ist der baus fähig zum Dialog, ganz im Kulturbunker im Bereich des Kulturbunker im Bereich des Kulturbunker im Bereich des Gegensatz zu seinem Sockel. Aufbaus fähig zum Dialog, ganz Aufbaus fähig zum Dialog, ganz Aufbaus fähig zum Dialog, ganz Gegensatz seinem Sockel, imim Gegensatz zuzu seinem Sockel, im Gegensatz zu seinem Sockel, Interaktion der Materialien Interaktion der Materialien Interaktion der Materialien Interaktion der Materialien Durch Feuerverzingung des Durch diedie Feuerverzingung des Durch die Feuerverzingung des Durch dieund Feuerverzinkung Treppenturms der Lauben- des Treppenturms der LaubenTreppenturms undund der LaubenTreppenturms und der Laubengänge wurde eine Verbindung gänge wurde eine Verbindung gänge wurde eine Verbindung gänge wurde eine Verbindung zwischen der Holzoberfläche zwischen der Holzoberfläche zwischen der Holzoberfläche zwischen der Holzoberfläche des des Gebäudekerns und dem des Gebäudekerns und dem des Gebäudekerns und dem Gebäudekerns und dem ruppigen ruppigen Beton des Bunkers ruppigen Beton des Bunkers ruppigen Beton des Bunkers Beton des Bunkersharmoerreicht. erreicht. Die Materialien harmo- Die erreicht. Die Materialien erreicht. Die Materialien harmoMaterialien harmo nieren nieren über ihre Strukturierung über nieren über ihre Strukturierung nieren über ihre Strukturierung ihre Strukturierung undmit kontrasund kontrastierende Farben und kontrastierende Farben und kontrastierende Farben mitmit tierende Farben mit einander. einander. einander. einander. 11 Umgang mit dem Bestand Projekt: Alvéole 14U - Boot - Bunker Thema: Umnutzung Bauherr: Stadt Saint - Nazair Architekt: LIN, Finn Gweibel und Giualia Andi, Berlin / Paris Ort: Saint Nazair / Frankreich Lage Der Bunker liegt direkt an der Loiremündung vor der Stadt und versperrt dieser den direkten Bezug zum Hafen und Somit zum Atlantik. Dimensionen Der Bunker hat eine Länge von 301 m, eine Breite von 124 m und ist 18 m hoch. Insgesamt wurden 480.000 Kubikmeter Beton verbaut. Saint Nazair an der Loiremündung 11 08 06 03 12 Historie Werend der Deutschen Besatzung wurde der Hafen zu einem U-Boot Stützpunkt ausgebaut. Die Bunkerwände wurden immer wieder im Laufe des Krieges verstärkt bis zu einer Stärke des Stahlbetons von 5 m. Seit 1996 wurden Konzepte entwickel zur Umnutzung des Bunkers. Eine daraus entstande Nutzung ist die Escal Atlantik Ausstellung in Becken 6-7 von Franscois Seign. Nutzung Geschaffen wurde ein Ort für neue Kunst und zeitgenössische Musik. Das Projekt nennt sich „Alvéole 14“ und ist in 4 Bereiche untergliedert: „LiFE“ (Lieu International des Formes Emergentes), ein Zentrum für neue Kunstformen mit 1450 Quadratmetern Fläche, Bühnensaal „VIP“ (Scène des musique ac- tuelles) für zeitgenössische Musik mit 300 Quadratmetern Fläche und einer Bar, an die Studios, Verwaltungs-, Lager- und Technikräumeanschließen. Organisation 01 Haupteingang 02 LIFE (Kammer14) 03 VIP 04 Bar 05 Falltor 06 „Straße“ 07 Aufgang zum Dach 08 Aufnahmestudio 09 Kammer 10 Anlieferung 11 Übergang Museum Jan Konschel Veränderung der Außenansicht Der Bunker bleibt ein dunkler Block vor der Stadt die Transformation ist von Außen kaum wahrnehmbar, bis auf die leichte Radarkuppel auf dem Dach des Bunkers ist der ursprüngliche Zustand erhalten. Dem Bunker wurde durch die Transformation eine tiefere Bedeutung ergänzt. Somit wird die Historie des Bunkers nicht negiert sondern weiterentwickelt. Einbindung der ursprünglicher Erschliessungen Die ehemalige innenliegende Straße verbindet die Kammern untereinander und, diente zur Zulieferung von Maschienteilen durch einen Zug. Diese Straße wird jetzt wieder zur Erschließung der einzelnen Teile des Bunkers verwendet, zur Inszenierung dieser wurden eng strahlende LEDs im Raster 1* 1m abgehängt, die zudem ein zweites Raster auf den Boden werfen. Umgang mit den Materialien Die Betonflächen erhielten eine schonende Behandlung, sie wurden lediglich mit Wasserhochdruck gereinigt, so dass ihr Charakter und die alten Aufschriften erkennbar bleiben. Die Materialien wurden nur An einigen prominenten Stellen durch farbiges Licht inszeniert. 13 $&&4566777,!"#$%&'(&')*+,-'68"%)&8"'1%'7,!349:)'73;<+<=>#!&'?,,, !"#$%&'(&')*+,-'./"0#(12"3#$!0 $&&4566777,!"#$%&'(&')*+,-'68"%)&8"'1%'7,!349:)'73;<+==>#!&'?,,, Umgang mit dem Bestand Artikel drucken Artikel drucken nt Nazaire Die Straße Nutzungs bedingte Auswirkungen Das mit Diamantenkabeln aufgebrochene Dach des Bunkers wird mittels einer einfachen Stahltreppe und einem Aufzug erschlossen. Die ehemalige Radarschutzkuppel auf dem Bunkerdach ist eine freitragende geodätische Konstruktion und steht im starken Gegensatz zum schweren Aufbau des Bunkers. Jetzt ist dort eine Bühne von 320 Quadratmetern für experimentelle Musik untergebracht. Foto: © LIN, Finn Geipel + Giulia Andi, Berlin / ParisDer Bühnensaal VIP ist der einzigste Bereich wo die ursprüngDie öffentlich zugängliche Straße entlang des ehemaligen Schienenstrangs wird durch lichen Materialien verdeckt Nazaire wurden drei Kammern eines bestehenden einen Lichtteppich und einen neuen Bodenbelag definiert. wurden, die Wände mit Akustikm 2. Weltkrieg in zwei Veranstaltungssäle umfunktioniert: in Sie verbindet die öffentlichen Räume des Projekts „Ville-Port plattenI“ und der Boden mit Epom und in einen Ort für neue Kunst und Musik. Das Programm (Passagierschiff-Museum „Escal’ Atlantic“, Kammern 8-11) mit dem neuen Projekt in xidharz. Die in der benachbarten htungen, dem LIFE und dem VIP. Eine innen liegende Straße der Kammer 14 und ermöglichst somit die Aufnahme neuer Nutzungen in den Kammer befindlichen Aufnahzwischen den Bunkerkammern dar. Kammern, durch die sie hindurchführt. mestudios sind in einem in Masfür neue Kunstformen (LiFE) ist ein „Monospace“ mit minimaler © 2008 ABV Architekten und Bauherren Verlag GmbH sivbauweise errichteten Cube Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung nur mit Genehmigung der ABV Architekten und Bauherren Verlag GmbH t sich auf dem ehemaligen U-Boot-Becken und kann sich über untergebracht, der aber verputzt zum Hafen hin öffnen. ist. Diese Eingriffe sind der note Musik (VIP) besetzt eines der inneren Volumen im Bunker. wendigen Akustik geschuldet. Giulia Andi, Berlin / Paris nen, mit kubischem und einfachem Volumen wird von einem Das U-Boot Becken 14 wurde mit einem Betondeckel geschlossen und der gesamte dadurch anstandene Saal ( Life ) wurde mit einem einheitlichen Grad an Technik ausgestattet. In Längsrichtung auf 5m Höhe 2 Technikgalerien für technische Aufbauten In Querrichtung sind @A,B+,*BBC.@[email protected]$" in 8m Höhe 2 Rollbrücken gespannt die auf Längsschienen laufen. Geschlossen werden kann das Life durch ein Rolltor zur Innerenstraße hin und zum Hafen mit einem hundert Quadratmeter großen Falltor. en. Dieses beherbergt die Bar, die Logen und das Archiv. Développement (SONADEV) a Andi @.12).@ 0587 Berlin • Fax +49 30 39 800 909 • Web: www.lin-a.com 75003 Paris 14 @A,B+,*BBC.@+5+<.D$" 15 Umgang mit dem Bestand as found Bolko Loft, Bytom Warschau Frankfurt Bytom 16 Projekt: Wohnungsbau Titel: Bolko Loft Architekt: Medusa Group Bauzeit: 2003 Ort: Bytom, Polen „<as found> ist das scharfsinnige Anerkennen der Wirklichkeit“, Peter und Alison Smithson. Der as found Gedanke wurde in den 60‘ er Jahren von dem Architektenehepaar Peter und Alison Smithson gegründet. Die grundsätzliche Idee ist Offenheit zur Konstruktion und zu den Funktionen eines Gebäudes. So fehlen bei den Gebäuden dekorative Elemente, die Konstruktion ist offen sichtbar. Ein erstes Beispiel ist die Secondary School in Huanstanton oder das Wochenendhaus der Smithsons. EIn Beispiel von 2003 ist das Bolko Loft der Medusa Group in Bytom im südlichen Polen. Ähnlich wie das Ruhrgebiet ist die Gegend um Bytom eine zentrale Industrieregion Polens, nicht minder sind die regionalen Probleme durch die Stillegung der Zechen. Gerade hier will die Medusa Group ein Zeichen setzen. „Aufgefunden“ haben sie einen alten Verwaltungsbau, der als Umkleide für die Kumpel diente. Diesen haben sie zum Loft umgebaut, unter Benutzung der alten Strukturen. Der alte Aufgang dient wieder als Zugang, auf dem Dach wurde zusätzlich eine Terasse erichtet. Der Innenraum konnte auf Grund der Skelettstruktur von den eingestellten Wänden befreit werden. Die neuen raumgebenden Elemente orientieren sich am Raster, sind allerdings nicht raumhoch ausgeführt, so dass der Raum stets fließend wirkt. Im Innenraum wird der Industriecharkakter des Aussenraumes wieder aufgenommen. Leuchten, Einbauten und Details erinnern stets an die Umgebung des Lofts. Vincent Lange Inmitten eines alten Bergbaugebietes liegt das Bolko Loft, auf einerm alten Hallendach. das in früheren Zeiten als Umkleideraum und Verwaltungsgebäude diente. Der ursprüngliche Zustand wurde beim Umbau im wesentlichen nicht verändert. Der Erschließungsturm auf der Nordseite des Gebäudes wird wieder als Eingang benutzt. Der neue Entwurf bleibt zunächst zurückhaltend. Fenster wurden geschlossen und neu hinzugefügt. Erst im Innenbereich sind deutliche Veränderungen sichtbar. Die Einbauten haben industriellen Charakter, von der Schiebetür, den offenliegenden Rohren bis hin zur Beleuchtung über dem Stahlgerüst der Küchenzeile. Das Raster des Gebäudes wurde im Grundriss aufgenommen. Neben zwei Zimmern, dem Bad und dem WC sind alle Räume offen gestaltet. Die Decke wurde im alten Zustand belassen. 17 as found Projekt: Museum Architekten: Fuensanta Nieto Enrique Sobejano Bauzeit: 2004 Ort: Las Palmas Meeresmuseum, Las Palmas Las Palmas 5 5 4 5 2.OG 18 Leicht erhöht liegt das einstige Castillo im heutigen Industriehafen von Las Palmas. Einst diente es der Verteidigung, bis es im 19. Jh. verfiel und erst 1969 teilweise Rekonstruiert wurde. In diesem Zustand wurde es für Ausstellungen genutzt, ohne dass die Funktionalität der neuen Nutzung angepasst wurde. So entschied man das Castillo in ein Meeresmuseum umzugestalten. Nieto und Sobejano gingen bei dem Wettbewerb 2001 als Sieger hervor, da sie es in den Augen der Juri geschafft haben alles wesentliche der Vergangenheit sichtbar zumachen, zu enthüllen und gleichzeitig mit einigen wenigen Eingriffen das Gebäude der Nutzung entsprechend funktional zu gestalten. Die alte Burg dient dabei eher als Hülle, die Einbauten und Ausstellungen sind der Inhalt. „Wir haben das Castillo nicht rekonstruiert oder renoviert, wir haben es geleert und uns darauf beschränkt seine Vergangenheit sichtbar zu machen“ Alles überflüssige wurde entfernt, so ist die Konstruktion enthüllt. Die Neuerungen beschränken sich auf die Erschließung, Durchgänge und ein neues Stahlbetondach mit seitlichen Öffnungen um Tageslicht ins innere der Burg zu leiten. Der alte Burgeingang bestand aus einer Pforte. Die Architekten betonten den Eingang mit einer ausladenden Rampe die an eine Zugbrücke errinnert. Treppen und Türen bestehen aus Cortenstahl und heben sich markant von den alten Burgmauern ab. Neue Wände oder Ergänzungen schließen bündig mit der alten Wand ab und sind schlicht in weiß gehalten. Im Innenhof wurden neue Fenster eingefügt, ein Aufzugsturm überragt die alte Konstruktion. cc Vincent Lange Eine große Rampe führt den Besucher des Meeresmuseums zum Eingang. „Das Castell des Lichts“ liegt im nördlichen Stadtteil La Isleta im heutigen Industriehafen von Las Palmas. Um die Dimensionen der alten Burganlage sichtbar zu machen wurde ringsum Erdreich abgetragen. Sämtliche Öffnungen und die Rampe wurden aus Cortenstahl hergestellt. Auch im Inneren findet man die Einbauten aus Cortenstahl, die sich von der alten Bebauung klar absetzen, alt und neu werden sichtbar getrennt. Hinzugefügte oder ergänzte Wände sind in neutralem Weiß ausgeführt, so dass immer der Altbestand ersichtlich bleibt. Auf den Grundmauern des Castillos befinden sich Ausstellungsflächen. Weitere Funktionsräume konnten ergänzt oder neu gewonnen werden ohne die alte Struktur wesentlich zu verändern. Im Innenhof befindet sich ein Aufzugsschacht der, wie alle Einbauten aus Cortenstahl besteht, zudem wurden Öffnungen zur besseren Belichtung der Innenräume hinzugefügt. Im obersten Stockwerk blickt man auf das neue Stahlbetondach, teilweise sind die Decken mit trittfestem Glas ausgeführt, so dass der Blick bis hinunter offen bleibt. 19 20 KONSTRUKTION 21 Konstruktiver Ortsbezug Projekt: Umbau und Sanierung Thema: Schloss Freudenstein Architekt: AFF Berlin Bauzeit: 2005 - 2008 Ort: Freiberg, Sachsen Objekt im Objekt AFF Berlin: „Das Schloss als städtische Dominante ist für die Stadt Freiberg prägend. Wir gehen von einer Erhaltung und Unantastbarkeit der äußeren Erscheinung aus.“ 22 Bei Schloss Freudenstein handelt es sich um ein denkmalgeschütztes Renaissance-Schloss, welches sich in der Silberbergbau-Stadt Freiberg befindet. Die vierflügelige Anlage ging aus einer Burg des 12. Jahrhunderts hervor. Da sie nie dauerhafte Residenz war, wurde sie auch nur unzureichend gepflegt. Im Jahr 1784 wurden Nord- und Ostflügel zu einem Kornmagazin umgebaut. Hierzu wurden Innenwände und Zwischendecken entfernt. Dort wurde eine Speicherbodenkonstruktion aus Holz eingesetzt. Dies wirkte sich auch auf die äußere Gestalt des Schlosses aus, was an den schmalen speichertypischen Fenstern abzulesen ist. Die Architekten setzen an Stelle des Holzkörpers einen Betonkörper und übernahmen somit die Konstruktionsidee aus dem 18. Jarhundert. In besagtem Körper befindet sich heute das Sächsische Bergarchiv und eine Mineraliensammlung. Beides ist seperat über einen schlauchähnlichen Eingang aus Stahlbeton im Innenhof zu erreichen. Anne-Lene Mage Ein eigenständiger Objektkörper Der neue Objektkörper besteht aus scharriertem, dunkel pigmentiertem Stahlbeton. Dadurch war es möglich, den Körper statisch eigenständig und aus einem Stück zu erstellen. Desweiteren eignet sich dieses Material aus raumklimatischen Gründen gut zur Unterbringung des Archivs. Konstruktionsanpassung an die Außenschale Vom Altbestand bleiben nur die Außenwände erhalten. Mit diesen ist das vor Ort gegossene Betonobjekt über „Hutzen“(Fensteröffnungen) verzahnt. Somit sind die Außenwände gegenüber horizontal wirkenden Windkräften gesichert. Inszenierter Kontrast zwischen Alt und Neu Das Schloss präsentiert sich mit zwei Gesichtern. Von Außen sind Eingriffe in den Renaissancebau kaum wahrnehmbar. Der Innenraum jedoch überrascht durch den markanten, eigenständigen Neueinbau. 23 Konstruktiver Ortsbezug Projekt: Umbau und Sanierung Thema: Theaterscheune Landshut Architekt: Hild & K. Bauzeit: 1996 - 1998 Ort: Landshut, Bayern Konstruktive Weiterentwicklung Hild & K: „Es geht hier nicht um einen inszenierten Bruch, sondern um eine Einheit aus Alt und Neu, die nicht aus der Nachahmung entsteht.“ 24 Einst standen vor der Neustadt von Landshut mehrere Scheunen dieser Art. Erhalten ist allerdings nur eine, welche später als Zoll- und Bräustadl genutzt und schließlich unter Denkmalschutz gestellt wurde. Lange Zeit stand die Scheune leer, worunter die Bausubstanz stark litt. Um dieses einzige erhaltende Relikt zu retten, wurden von der Stadt Voruntersuchungen zu einer möglichen Nutzung betrieben. Problematisch erwies sich hierbei die geringe Deckenhöhe. Eine geschossunterteilende Nutzung, wie ein Museum, wurde hierdurch unmöglich. Die Architekten bauten die Scheune zu einem Theater um, wobei sich oben genanntes Problem umgehen ließ, indem der Dachstuhl als Theatersaal umgebaut wurde. In die vorhandene Konstruktion musste dabei trotzdem eingegriffen werden: Die Zerrbalken wurden entfernt und durch Stahlbetonringanker ersetzt, um die nötige Raumhöhe zu erhalten. Somit konnte der größte Teil der Dachstuhlkonstruktion gerettet werden. Im Erdgeschoss wurden zwei Treppenhäuser und Werkstätten untergebracht untergebracht Anne-Lene Mage Sanierung der Außenwandkonstrution Die Außenwände der Scheune waren bis unter die Traufe feucht, da das Wasser zwischen historischer Vorsatzschale und Wand ungehindert nach oben kriechen konnte. Dementsprechend musste die Vorsatzschale abgeschlagen und innen eine Sockelheizung installiert werden, um die Wände zu trocknen. Weiterentwicklung der Dachkonstruktion Bei der Dachkonstruktion handelt es sich um ein Sparrendach mit zweifach liegendem Stuhl. Um die nötige Raumhöhe zu erhalten wurde der unterste Zerrbalken abgesägt und durch einen Spannbetonringanker ersetzt. Dieser führt die umgelagerten Kräfte in die Außenwände. An anderer Stelle liegen die Deckenbalken auf eingezogenen Stahlträgern auf. Konstruktive Ertüchtigung des EGs Die neu eingesetzten Stahlbetonwände dienen zur Unterbringung der nötigen Fluchttreppen und Zusatzräume welche für die öffentliche Nutzung unablässlich sind. Zudem steifen sie das Gebäude aus. Sie sind rot gestrichen, was Alt und Neu miteinander harmonisch verbindet. 25 Konstruktiver Ortsbezug Projekt: Diozösanmuseum Thema: Kolumba Köln Architekt: Peter Zumthor Bauzeit: 2003 - 2007 Ort: Köln Verschmelzen von Alt und Neu Peter Zumthor: „Schöpft ein Entwurf allein aus dem Bestand und der Tradition, [...] fehlt mir die Auseinandersetzung mit der Welt, die Ausstrahlung des Zeitgenössischen. Erzählt ein Stück Architektur nur Weltläufiges und Visionäres, ohne ihren konkreten Ort zum Mitschwingen zu bringen, vermisse ich die sinnliche Verankerung des Bauwerks an seinem Ort, das spezifische Gewicht des Lokalen.“ 26 Die Emporenbasilika St. Kolumba war bis zu ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg eine der wichtigsten Kirchen Kölns. Inmitten der Trümmer hatte sich damals in einem Pfeiler eine spätgotische Madonna mit Kind erhalten, die für die Kölner zum Symbol des Neubeginns nach dem Krieg wurde. Ihr erbaute Gottfried Böhm die 1950 geweihte Kapelle »Madonna in den Trümmern«. In den 1970er Jahren wurden die Überreste der Emporenbasilika sowie ihrer Vorgängerbauten freigelegt. Auf dem Ruinenfeld sollte für die zu groß gewordene Sammlung des erzbischöflichen Kunstmuseums ein neues Haus errichtet werden. Die Kapelle Gottfried Böhms sollte dabei in den Neubau integriert werden und das Grabungsfeld sollte einen Witterungsschutz erhalten. Peter Zumthors Konzept war das „Prinzip des Weiterbauens“ – im Bestreben Altes und Neues zu einer Einheit zu verschmelzen baute er konsequent auf den Mauerfundamenten der alten Pfarrkirche. Die Konstruktion des gesamten Gebäudes beruht auf einem Stahltragwerk in Verbindung mit massivem Mauerwerk von 60 cm Dicke. Das blockhafte Volumen des Gebäudes ist entsprechend der Raumstruktur kubisch gegliedert. Im Erdgeschoss können Besucher die Grabungsfunde besichtigen. Im 1. Obergeschoss befindet sich der Großteil der 16 Ausstellungsräume sowie das Armarium, in dem der Kirchenschatz aufbewahrt wird. Einige wandgroße Fenster mit stählernen Rahmen lassen Tageslicht aus allen Himmelrichungen einfallen und bieten Ausblicke auf die Stadt Köln. Im unterkellerten Nordflügel des Gebäudes brachte Zumthor die Depots unter. Alexandra Sergon Filtermauerwerk Das perforierte Mauerwerk dient der Belüftung der Kirche und der Grabunwgsfunde, welche aus konservatorischen Gründen eines Außenklimas bedürfen. Das zweischalige Filtermauerwerk wird durch eingelassene Stützen abgetragen. Minimaler Eingriff in die Grabungsfläche Ein Steg aus rotem Padoukholz führt den Besucher des Museums über das Grabungsgelände. 14 schlanke Stützen, die das eigentlich Ausstellungsgeschoss tragen, wurden ohne die Funde zu berühren in das Grabungsfeld gestellt. Sie zeichnen den Verlauf der Basilika St. Kolumba nach. Optimierte farbliche Anpassung Der eigens für den Bau des Museums entwickelte graue Kolumba-Stein wurde verwendet um die Öffnungen der Ruinen zu füllen und darüber die Mauern zu errichten. Er changiert zwischen Tönen von Gelb, Rot, Blau und Grün und harmoniert mit den im Bestand vorhandenen Materialien Ziegel, Basalt, Tuff und Onyx. 27 Konstruktiver Ortsbezug Projekt: Wohnungsbau Thema: Wohnen am Dach Architekt: Heinz Lutter Bauzeit: 2003 Ort: Wien, Österreich Kontrast zwischen Alt und Neu 28 Ein um 1865 errichtetes Gründerzeithaus bildet die Basis für das „Haus auf dem Haus“ des österreichischen Architekten Heinz Lutter. Es handelt sich um einen ganz und gar unabhängigen Baukörper, der von gestalterischen Zwängen durch den Bestand unabhängig entwickelt wurde. Nur die horizontalen Abmessungen des Sockelbauwerkes und die Vorgaben durch die Wiener Bauordnung galt es einzuhalten bzw. auszuschöpfen. So war es möglich, das bestehende, dreigeschossige Gebäude im Bereich Spitalgasse um drei weitere Vollgeschosse und im Bereich Gießergasse, aufgrund der schmäleren Straßenbreite und der Einhaltung des Lichteinfallswinkels, um zwei Vollgeschosse zu erhöhen. Die beiden Baukörper beherbergen insgesamt zwölf Wohnungen von zwischen 46 und 98 m² Größe, wobei fast alle Wohneinheiten als Maisonetten ausgebildet sind. Der alte hölzerne Dachstuhl wurde abgerissen, vorher wurde jedoch noch das Naturmaß genommen, nach welchem die Fertigteile für den Dachaufbau produziert wurden. Alle tragenden Wände und Decken sind, genau wie einst der Dachstuhl des Gründerzeithauses, aus Holz gefertigt. Die Außenwände sind Sandwich-Konstruktionen aus 15 Millimeter dicken, unbehandelten Fichtenholz-Platten in doppelter Ausführung, die an den Innenseiten mit zwei Lagen Gipskartonplatten verkleidet wurden. Als äußerste, wetterfeste Schutzschicht für die Holzkonstruktion dient ein Flüssigkunststoff der Marke Kemperol. Er wird flüssig aufgetragen, ist dauerelastisch und passt sich wie eine zweite Haut an. Alexandra Sergon Minimierte Leichtbaukonstruktion Hauptsächlich aufgrund des geringen Gewichts und der kurzen Montagezeiten entschieden sich Bauherr und Architekt für diese Fertigteilkonstruktion in HolzLeichtbauweise. Kontrast zum Bestand Um sich vom Gründerzeitbau vollkommen abzuheben, wurde der Kunststoff leuchtend hellblau gestrichen. Wie ein Signal markiert eine rote Linie, wo das alte Gründerzeithaus endet und der neue Dachaufbau beginnt. 29 Konstruktiver Ortsbezug Projekt: Hängebrücke Thema: Neuer Traversina Steg Architekt: Jörg Conzett Bauzeit: 2005 Ort: Rongellen, Schweiz Topographisch begründete Konstruktionsweise Der Neue Traversina Steg ist eine Hängebrücke, genauer gesagt eine Hängetreppe für Wanderer. Sie befindet sich in der Schweiz im Kanton Graubünden. Entworfen wurde sie von dem Büro Conzett, Bronzini, Gartmann AG unter der Leitung von Jörg Conzett. Die Brücke ist geprägt durch ihre expornierte Lage im schwierigen Terrain, einer tiefen Schlucht am Traversina Tobel, ein kurzes und steiles Seitental der Viamala-Schlucht. Der Neue Traversina-Steg ist Teil der Rekonstruktion eines historischen Wanderwegs auf den Spuren eines römischen Saumwegs, welcher die Schlucht an dieser Stelle querte und nun durch die Initiative des Vereins Kulturraum Viamala, der als Bauherr für die Brückenkonstruktion auftrat, für touristische Zwecke wieder erlebbar werden sollte. Die Brückenkonstruktion ersetzt den ersten Traversina Steg aus dem Jahre 1996, welcher drei Jahre später durch einen Felssturz zerstört worden ist. Auf Grund der Steinschlaggefahr entschied man sich die neue Brücke an einer anderen, sicheren Stelle etwa 70 m talauswärts zu errichten. Eine zusätzliche Herausforderung stellten die Baubedingungen vor Ort da. Die Baustelle konnte nur durch den Wanderweg erschlossen werden. Konstruktion und Bauteile mussten diesem Umstand entsprechen. Eine temporäre Materialseilbahn schuf gute Bauvoraussetzungen. So konnten sämmtliche Bauteile vor Ort montiert werden. 30 Nikola Vujovic Konstruktive Nutzung der Topographie Die Konstruktion wurde als Hängebrücke mit natürlichen Pylonen und einer hängenden Treppe mit 176 Stufen ausgeführt. Südseitig des Tobels besteht das Terrain aus einer etwa 40° steilen Flanke einer Moräne. Nordseitig besteht es aus einer kleineren Moräwne, die auf einer senkrecht abfallenden Felswand gelagert ist. Wirtschaftlichkeit durch reduzierte Spannweite Zur Überwindung der Höhendifferenz von 22 m wurde aus Kostengründen die an Seilen abgehängte Treppe mit einem möglichst kurzem Gehweg und einer Spannweite von 56 Metern realisiert, wodurch Material und Kosten gespart wurden. erhöhter Benutzerkomfort Das Raumfachwerk der Stahlseile trägt den hölzernen Brückenkörper. Die längs ausgerichteten Brettschichtträger wirken als Untergurt der Seilfachwerke, was die Steifigkeit erhöht und Schwingungen minimiert. Brettschichtträger und Geländerbretter verhindern den direkten Blick in die Tiefe. 1. Hauptseile 2. Diagonalstäbe 3. Querträger 4. Verbund Brettschichtholzträger 5. Brettschichtholzträger 6. Treppentriite 7. Geländerstützenmit Geländerbrettern 31 Konstruktiver Ortsbezug Beständigkeit Der weitgehende Verzicht auf horizontale Flächen und Vertiefungen in den Holzbauteilen sowie die Minimierung der Kontaktstellen zwischen den Bauteilen ermöglicht deren bessere Austrocknung. Der Einsatz von witterungsbeständigen Materialien wie Lärche, Föhre, Feuerverzinkter Stahl und Stahlbeton sowie die massive Bauweise erhöhen zusätzlich die Robustheit der Konstruktion. 32 Nikola Vujovic 33 Konstruktiver Ortsbezug Projekt: Schutzhütte Titel: Schiestelhaus Architekt: Treperspurg & Partner Bauzeit: 2005 Ort: Ilgen, Österreich Bauen in Extremlagen (Grundriss) Das Schiestlhaus ist eine alpine Schutzhütte und befindet sich in Österreich in der Steiermark nahe der Stadt Ilgen auf einer Höhe von 2154 m über NN unterhalb des Hauptgipfels des Hochschwab. Entworfen wurde es von der ARGE pos architekten und Treberspurg & Partner Architekten, wobei der ÖKT (Österrei-chischer Touristenklub) als Bauherr auftrat. Feierlich eröffnet wurde das Schiestlhaus im Jahre 2005. Das bereits bestehende alte Schiestlhaus war 120 Jahre alt und in einem äußerst schlechten Zustand, weshalb der Verein ÖKT sich gegen eine Sanierung entschieden hatte und somit den Weg freimachte, für ein modernes ökologisches und weitgehend autarkes Gebäude.(sihe hierzu das Kapitel: Energetischer Ortsbezug) Die Herausforderung bestand darin, in dieser extremen unwirtlichen alpinen „Insellage“, ein Gebäude zu errichten, was dennoch allen Komfort und Annehmlichkeiten bieten kann. Durch die topographische Abgeschiedenheit ergaben sich hohe Anforderungen hinsichtlich der Konstruktion und der Errichtung des Gebäudes. 34 Nikola Vujovic „Insellage“ Transport von Bauteilen und Baugerät war nur mittels Helikopter möglich. Diese mussten an die Transportkapazität von max. 850 - 900 KG des Helikopters angepasst werden. Ein über 800 m tiefer gelegendes Basislager diente als zentraler Anfahrtsort für die LKWs und Abflugosort für den Helikopter. Die Fertigstellung des Rohbaus erfolgte nach 1500 Hubschrauberflügen. Optimierung durch Vorfertigung der Bauteile Maximal 40m³ Beton konnten an einem Tag betoniert werden. Wegen der sehr kurzen zur Verfügung stehenden Montagezeit wurden alle über 70 Wand-, Decken- und Dachfertigteile in den Betrieben der Region als Fertigbauteile vorgefertigt. Durch den Ort bedingte Bauweise Die Kellerdecke bildet die Schnittstelle zwischen Massivbau und Holzbau. Die Elemente des Gebäudes, welche aus Stahl gefertigt wurden, wie der Unterbau der außen liegenden Terrasse, bestehen aus starken Profilen, da enorme Wind- und Schneelasten, auf das Gebäude einwirken. 35 Konstruktiver Ortsbezug Projekt: Punt da Suransuns Thema: Konstruktion und Ort Architekt: Jürg Conzett Bauzeit: 1997 - 1999 Ort: Viamalaschlucht, Schweiz Landschaftliches Verbindungselement 36 Viamala (rätoromanisch, «schlechter Weg») bezeichnet einen früher berüchtigten Wegabschnitt in der Schweiz. Laut Forschungen führte bereits zur Römerzeit ein Weg durch die Viamalaschlucht. Das aus einem für einheimische Ingenieurfirmen offenen Wettbewerb hervorgegangenen Projekt sollte die beiden Teile des alten römischen Weges wieder miteinander verbinden. Die Konstruktion des Schweizer Architekten Jürg Conzett besticht durch ihre Einfachheit. Der augenscheinlich unkomplizierte konstruktive Mechanismus ist bei genauerer Betrachtung einfallsreich. Die Details spiegeln deutlich ihren Zweck wider (Damit sowohl Umwelt- als auch Sichtbeschränkungen möglichst gering bleiben) besteht das Geländer ausschließlich aus schmalen Senkrechtgliedern aus Metall mit einer Abdeckplatte. Durch das minimale Einsetzen von Materialien und die schnörkellose, schlichte Form der Brücke integriert sie sich ausgesprochen gut in die Landschaft. Oft erst auf den zweiten Blick nimmt man den Fremdkörper in der ansonsten natürlich entstandenen Umgebung war. Um den Eingriff in die reizvolle Umgebung möglichst gering zu halten. Christin Kammer Minimalistischer Entwurf Die zwischen zwei Ankerblöcken aufgehängte Konstruktion umfasst einen Gehweg aus Gesteinplatten, der von je einem Doppelband von Stahlseilen pro Seite getragen wird. Die auftretende Punktlast wird aufgenommen und quer zum Hängegurt verteilt. Dadurch verhindert man das Auftreten von „scharfen Ecken“, an denen hohe Biegespannung und Ausknickungen auftreten können. Wartungsfreundliche Konstruktion Die einzelnen Kostruktionsbestandteile wurden gut sichtbar und zugänglich ausgeführt. Damit ist eine einfache Wartung gewährleistet und sowohl die einzelnen Geländerpfosten als auch das Doppelstahlband können so bei Bedarf befestigt oder nachgespannt werden. Ortsgebundene Materialwahl Die für die Brücke verwendeten Granitplatten bilden optisch die Weiterführung der alten römischen Plasterstraße.Um Rutschgefahr zu vermeiden sind die Gesteinsplatten geflammt. 37 Konstruktiver Ortsbezug Projekt: Plasht Grove School Bridge Thema: Konstruktion und Ort Architekt: Birds Portchmouth Russum Architects/Techniker Bauzeit: 2000 Ort: London, Großbritannien Städtisches Verbindungselement 38 Seit den 80er Jahren nutzt die Plashet School neben der eigentlichen Schule ein weiteres Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die unter anderem von Bussen stark befahrene Straße macht das Überqueren gefährlich. Nach über 20 Jahren in diesem Zustand sollen nun beide Gebäude durch eine 67m überspannende Fußgängerbrücke sicher miteinander verbunden werden. Die Birds, Portchmouth, Russum Architects wurden vom Planungsamt direkt beauftragt. Durch wiederholte Kosteneinschränkungen kam es zu einer ständigen Vereinfachung des Entwurfes. Letztendlich wurden Stahlträger der größten verfügbaren Standartgröße unter einem Dach aus Stoff, welches den Eindruck eines geschlossenen Raumes vermittelt, nebeneinander angeordnet. Die wetterschützende Membranüberdachung spannt über identische asymmetrische Bogenträger, die teils in gleicher, teils in wechselnder Richtung montiert wurden, wodurch die Hülle ihre lebhafte, spielerische Form erlangt Sowohl Brücke als auch Membran schließen direkt an die Baukörper der Schule an. Über der Straße wurde eine durch Stahlblech verschweißte Aussichtskanzel eingefügt. Christin Kammer Form als Ergebnis der örtlichen Bedingungen Der S-förmige Grundriss der Brücke ergibt sich durch den behutsamen Umgang mit dem Baumbestand, der erhalten werden sollte. Durch einen Niveauunterschied der zu verbindenen Stockwerke ergibt sich die Krümmung der Ansicht. Kostengünstige Konstruktion Vier unterschiedliche Stützen aus dicken Stahlblechen tragen die zwei gebogenen Stahlträger. Ein austeifender Kasten aus Stahlblech wurde unter die Träge geschweißt und dient als Lauffläche. Die Höhe der Stahlträger reicht aus, um auch als Geländer zu funktionieren. Membranüberdachung als Wetterschutz & Aussteifung Die Membran aus Glasfasergewebe spannt sich über asymmetrische Bogenträger. Sie steift diese aus und kann nachgespannt werden. Membran und Brücke schließen direkt an beide Gebäudeteile an. Einer der Anschlüsse ist gelenkig ausgeführt. 39 40 FORMBINDUNG HARTE FAKTOREN WEICHE FAKTOREN Bauordnung Parzellierung Infrastruktur Soziale Aspekte Regionale Bezüge FORM Henrike Flak Katja Seyfarth Ben Strachotta Öztur Tur Die Form eines Gebäudes wird durch harte und weiche Faktoren bestimmt. In den Bereich der harten Faktoren fallen die Festsetzungen durch die Bauordnung, Parzellierung und die Infrastruktur. Dies sind unumgängliche Vorschriften an die sich der Bauherr halten muss. Weiche Faktoren hingegen sind wählbar, wie die Topografie, soziale Aspekte und regionale Bezüge, die zur Formbindung beitragen können, aber nicht müssen. Je nach örtlichen Bauvorschriften können weiche Faktoren einbezogen werden und somit zu harten Faktoren werden. 41 Formbindung Projekt: Ateliertheater Bardill Architekt: Valerio Olgiati Baujahr: 2007 Ort: Scharans (Domleschg), Schweiz Bauordnung Grundriss UG Schnitt Westansicht 42 Grundriss EG Das Ateliertheater Bardill befindet sich in Scharans, einem kleinen Ort im schweizerischen Domleschg. Bauherr ist der Autor und Liedermacher Linard Bardill, der eine alte Scheune gegenüber seinem Wohnhaus kaufte, um sein Arbeitszimmer zu erweitern.Da der Architekt Valerio Olgiati sich weigerte, die Scheune umzubauen, einigten sie sich auf einen Neubau. Die örtlichen Bauvorschriften schreiben allerdings vor, dass bei Abriss eines alten Gebäudes, dessen Kubatur in den Originalmaßen wiederhergestellt werden muss. Das entstehende Gebäude ist einfach und sehr komplex zugleich. Wie vorgeschrieben, wurde die Kubatur in den Originalmaßen wiederhergestellt, jedoch aus rot durchgefärbtem Beton und fast komplett ohne Öffnungen. Ein Teil der Fassade, sowie der Giebel wurden nur gebaut, um die Bedingung der Wiederherstellung der früheren Kubatur zu erfüllen, denn dahinter befindet sich ein Atrium, das einen sehr privaten Charakter hat. Man Betritt das Gebäude also über den Hof und gelangt erst danach in das Atelier, welches sich daran anschließt. Das betont den privaten Charakter. Gleichzeitig jedoch kann das Atrium bei Bedarf zur öffentlichen Bühne werden, denn Atelier und Atrium können zu einem großen Raum werden, in dem kleine Konzerte möglich sind. Auch kann die einzige Öffnung außer dem Eingang, die sich zum Dorfplatz hin orientiert als Bühne umfunktioniert werden. Sie erlaubt Einblicke und weckt Interesse, hineinzugehen, um dieses ungewöhnliche Gebäude zu erfahren, das soviel vielfältiger ist, als es auf den ersten Blick erscheint. Henrike Flak Eingliederung in das Dorf Kubatur und Farbigkeit Die Kubatur des früheren Stalls musste in den Originalmaßen wiederhergestellt werden, um die alte Dorfstruktur nicht zu verändern. Durch das Einfärben des betons in einem dunklen Rot, soll ein Bezug zu den wettergegerbten Stein- und Holzhäusern des Dorfes hergestellt werden Atelier und Atrium Eingangssituation Was von außen höchstens zu erahnen ist, ist die Gleiderung im Innern des Gebäudes. Denn betritt man das Gebäude über die unauffällige Treppe, steht man zunächst in einem Atrium, mit ellipsenförmiger Öffnung zum Himmel. Das Atelier, das sich daran anschließt, lässt sich vollständig zum Hof hin öffnen und bietet so viele Möglichkeiten für kulturelle Veranstanstaltungen, ebenso wie für zurückgezogenes Arbeiten in privater Atmosphäre. 43 Formbindung Projekt: Wohn- und Bürogebäude Titel: Legal/Illegal Architekt:Manuel Herz Baujahr: 2003 Ort: Köln-Bayenthal Bauordnung - Kontrast zwischen Vorschrift und gebauter Umgebung Grundriss 2. OG B Terrasse Innenhof A Grundriss EG Schnitt 44 B A Das Wohn- und Bürogebäude „legal/Illegal“ von manuel Herz befindet sich im Kölner Stadtteil Bayenthal. Das Grundstück ist eine 5,5m auf 25m große Baulücke an dessen Straßenfront ein denkmalgeschützter Torbogen steht. Eine wirtschaftliche Schließung der Baulücke wäre nicht möglich gewesen, da ein B-Plan von 1970 sehr enge Vorschriften für das Grundstück vorsah. So wurde beschlossen, dass die GFZ auf 1,1 und die maximale Gebäudehöhe auf 1,5 Geschosse zu beschränken sei. Auch durfte das Grundstück nicht komplett überbaut werden und der Baukörper sollte einen Abstand von 1m zum Torbogen einhalten um dessen Sichtbarkeit und Erreichbarkeit zu gewährleisten. Dieser B-Plan wurden nach seiner Festsetzung nicht ein einziges Mal umgesetzt, da die umgebenden Gebäude durchweg erhaltenswerte Bestandsbauten waren. Eine Anwendung des B-Plans hätte also einen unwirtschaftlichen Bau zur Folge, der außerdem die Baulücke optisch nicht schließen würde, da die erlaubte Gebäudehöhe gerademal die Hälfte der benachbarten Gebäude betrüge und das Gebäude hinter dem Torbogen nicht sichtbar wäre. Manuel Herz hat mit seinem Entwurf eine Lösung gefunden, die aus zwei Teilen besteht. Einem Baukörper, der sich an alle Vorschriften hält und einem, der diese überschreitet. Eine Genehmigung erhielt der Entwurf nach langem Kampf dennoch - mit dem Argument der städtebaulichen Qualität, denn trotz seiner andersartigen Formensprache fügt er sich in den Bestand ein. Firstund Traufhöhen sowie Gebäudekanten werden aufgegriffen und auch in der Fassade gibt es mit der Lochfassade durchaus Parallelen zur Nachbarschaft. Henrike Flak Legale Architektur Der untere, „legale“ Baukörper ist ein transparenter Riegel, der alle Vorschriften einhält. Mit ihm ist das erlaubte Bauvolumen bereits ausgeschöpft. In diesem Teil des Gebäudes befinden sich Büroräume Illegale Architektur Der „illegale“ Baukörper widersetzt sich sämtlichen Vorschriften. Der Baukörper macht das Gebäude zur Skulptur, er hat keine einzige senkrecht stehende Wand und durchstößt den unteren Baukörper.Zustimmung erhielt er mit dem Argument der städtebaulichen Qualität Dieser Teil des Gebäudes ist mit Wohnnutzung belegt. Die Fassade Durch seine Lochfassade wirkt das Gebäude von Manuel Herz trotz einer ganz anderen Formensprache als die umgebenden bestandsbauten nicht fremd oder unpassend. Die Lochfassade bildet ein verbindendes Element 45 Formbindung Projekt: Wohnhaus in Aachen Architekt: b & k+ Bauzeit: 1998 - 2000 Ort: Aachen, Deutschland Optimale Flächenausnutzung Lageplan Schnitt 46 Das Wohnhaus liegt im Aachener Stadtteil Vaalser Quartier. Das Büro brandlhuber & kniess hatte die Aufgabe ein Wohnhaus für eine 5-köpfige Familie zu errichten. Das eng zugeschnittene Grundstück liegt in einem neu erschlossenen Wohngebiet, in dem nur eine 0,3-fache Bebauung des Grundstücks durch Einfamilienhäuser mit einem Vollgeschoss erlaubt war. Eine Grenzbebauung ist nur mit einer Garage erlaubt und die maximale Höhe des Garagendaches beträgt 2,50 m. Außerdem ist keine vollständige Pflasterung der Einfahrt zulässig. Diese Vorschriften wurden folgendermaßen in den Neubau umgesetzt. Das Garagendach schleppt sich als Pultdach an das Haus an, wo es die Höhe von 3 m erreicht, dadurch wird eine flexible Nutzung möglich. In der Einfahrt gibt es nur zwei gepflasterte Spurrinnen. Damit wurde eine maximale Ausnutzung der zulässigen Grundfläche (GFZ 0,3) erreicht und die zulässigen Überschreitungen durch die Garage und Zufahrt, sowie die zulässige Gebäudehöhe ausgenutzt. Das Gebäude fügt sich aufgrund seiner Form und des Satteldachs in das Wohngebiet ein. Katja Seyfarth zulässige Grundfläche Optimale Flächenutzungen bei folgenden Festsetzungen: GFZ 0,3, Abstandsfläche zum Nachbargrundstück 3 m, Grenzbebauung nur mit Garage und keine vollständige Pflasterung der Einfahrt. . Regellösung Für ein Einfamilienhaus mit einem Vollgeschoss, gibt es eine Regellösung. Diese erlaubt einen Kniestock mit bis zu 1 m, daraus folgt ein Obergeschoss mit 75% Grundfläche der Erdgeschossgrundfläche. Die Dachneigung muss zwischen 30 - 45 Grad betragen. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine mittlere Erschließung. BauNVO § 19 (4) ... Bei der Ermittlung der Grundfläche sind die Grundflächen von 1. Garagen und Stellplätzen mit ihren Zufahrten 2. ..., 3. ..., mitzurechnen. Die zulässige Grundfläche darf durch die Grundflächen in Satz 1 bezeichneten Anlagen bis zu 50 m überschritten werden. BauO NW § 2 (5) ... Ein Geschoss mit geneigten Deckenflächen ist ein Vollgeschoss, wenn es die Höhe über mehr als drei Viertel seiner Grundfläche hat. ... Alternativ Lösung Die alternative Lösung machte sich die Bauvorschrift für Staffelgeschosse nutzbar. Diese haben keinen Kniestock und dürfen nur 2/3 der Grundfläche der Erdgeschossgrundfläche haben. Das ist in der Gesamtfläche weniger als in der Regellösung, dafür darf aber die maximale Firstund Traufhöhe erreicht werden, was eine bessere Nutzung des obersten Geschosses möglich macht. Die Umsetzung der Dachneigungsvorschrift führt zu einer asymetrischen Anordnung des Firstes, nach Westen 30 Grad und nach Osten 45 Grad.w BauO NW § 2 (5) ... Ein gegenüber den Aussenwänden des Gebäudes zurückgesetztes oberstes Geschoss (Staffelgeschoss) ist nur dann ein Vollgeschoss, wenn es diese Höhe über mehr als zwei Drittel der Grundfläche des darunter liegenden Geschosses ha.. 47 Formbindung Erdgeschoss Das Konzept baut auf 2 Bändern auf, welche den Innen- und Außenraum gliedern. Im Innenraum, das steinernde Band der Mauer, durch das ein fließender, offener Raum ohne Zwischenwände entsteht. Zum zweiten das grüne Band, die Hecke im Außenraum. Es entstehen Bereiche, wo Innen- und Außenraum verschmelzen. Im EG sind die Nutzungen Küche, Essbereich und Wohnbereich als zusammenhängender Bereich konzipiert. Außerdem gibt es einen abgeschlossenen Arbeitsbereich, WC und die Garage. Obergeschoss Im Obergeschoss ist das Konzept ein völlig anderes. Die Architekten haben sich hier für eine Reihung der Räume entschieden. Dort befinden sich die Schlafzimmer der Kinder und der Eltern, sowie die dazugehörigen Bäder. Von jedem Zimmer gibt es einen Zugang auf eine der Dachterrassen. Die Konstruktion ist eine leichte Holzrahmenbauweise. Der Dachaufbau besteht aus Trapezblech, welches mit Faserzementplatten verkleidet ist. Selbst die Dachrinnen sind hinter der Traufkante versenkt angeordnet. 48 Katja Seyfarth 49 Formbindung Projekt: Wohnen in der Calle Carme Architekt: Joseph Llinás Bauzeit: 1992 - 1995 Ort: Barcelona, Spanien differenzierte Blockbebauung Lageplan Erdgeschoss Ansichten 50 Das Grundstück liegt im historischen Altstadt-Quartier von Barcelona, Spanien. Typisch für diese Gegend sind die engen Gassen und die dichte Bebauung. Außerdem wohnen dort vorallem Bevölkerungsschichten mit niedrigem Einkommen. Die Häuser sind oft in katastrophalem Zustand. Die Stadterneuerungspolitik entschied sich gegen eine Kahlschlagsanierung und für punktuelle Eingriffe. Es gab auch sozialpolitische Zielsetzungen, die vorsahen den Charakter des Bezirkes zu erhalten, aber die Lebensqualität für die Bewohner zu verbessern. Das Grundstück für die Wohnbebauung liegt an der Calle Carme / Carrer Roig. Die Carrer Roig ist eine sehr schmale Gasse, was zu einer schlechten Belichtung der angrenzenden Bebauung und des Straßenraums führt. Der Entwurf sah einen Neubau von 28 Sozialwohnungen vor. Das Ziel war es, bessere Licht- und Wohnverhältnisse zu schaffen. Deshalb entschied man sich, dass Grundstück nicht voll zu überbauen. Das Gebäude weicht von der vorgeschriebenen Baufluchtlinie zurück und bricht in den oberen Geschossen in drei Baukörper auf. Katja Seyfarth öffentlicher und privater Freiraum Besonders markant ist die Gebäudeecke, da die unteren zwei Geschosse frei gelassen wurden. Somit wurde der öffentliche Freiraum erweitert. Im 1.Obergeschoss steht jeder Wohneinheit direkt angrenzend ein kleiner privater Garten zur Verfügung. Diese Gärten sind durch eine Holzpergola zur Straße hin geschützt, die gleichzeitig eine differenzierte Beziehung zum Straßenraum herstellt. 1. Obergeschoss Auflösung des Baukörpers In den Obergeschossen kommt es zur Auflösung des Komplexes in drei Einzelkörper, wodurch eine bessere Belichtung der Wohnungen erreicht wird. Verbesserung der Lebensqualität Die kantige Bebauung ist typisch für Barcelona, die vielen Vor- und Rücksprünge allerdings sind eine Besonderheit. Es wird eine Spannung zwischen Öffnung und Rückzug ins Private erzeugt. Der Entwurf bedient nicht nur das Interesse des Investors, sondern auch die sozialpoiltischen Erwartungen der Öffentlichkeit. Diese forderte die Verbesserung der Lebensqualität im heruntergekommenen Quartier. 2. - 4. Obergeschoss 51 Formbindung Infrastruktur Projekt: Apartment Turm Thema: Abacus Architekt: DKV Bauzeit: 2003 Ort: Lelystad, Niederlande Infrastruktur, Tiefgarage 52 Der Appartment Turm Abacus von DKV steht im Amsterdamer Stadtviertel Sloterplas. Der Wohnkomplex befindet sich neben einer Bahntrasse, am Ende eines Kanals, dem Havendiep, der das Gebiet an das drei Kilometer entfernte Ijsselmeer anbindet. Zwischen Tiefgarage und Wohngeschossen befindet sich eine aufgeständerte Eingangsebene, auf welcher auch Parkplätze vorgesehen sind. DKV schaffte es, allen Wohnräumen einen weiten Blick über den Kanal in Richtung Westen zu ermöglichen. Der Wohnungsgrundriss ist frei einteilbar. Auf der östlichen Seite neben der Bahntrasse wurden zur Reduzierung der Lärmemissionen die Wohnungen weitgehend geschlossen gehalten, lediglich die festverglasten Eckfenster und der Erschließungsturm zusammen mit Bad und Naßzellen befinden sich auf dieser Seite. Die Tragstruktur des Wohnkomplexes besteht aus einem Skelettbau. Zwölf Hauptstützen umgeben den Erschließungskern und erstrecken sich vertikal durch den Baukörper. Dieser Erschließungskern durchdringt alle Ebenen, vom Keller bis zum Dachgeschoss. Benjamin Strachotta Kellergeschoss Raster aus der Tiefgarage 6.30 m 5.60 5.60 Die Maße des Rasters ergeben sich aus den Stellplatzgrößen der Tiefgarage. Die Gliederung der Wohnungen erfolgt über die querverlaufende Tragstruktur. Die Fassade und eine innere Wand in der Mitte des Raumes sind tragend. Die innere Wand bestimmt die Zonierung der nach Ost und West ausgerichteten Wohnungen. Die Wohnräume der Westseite lassen sich variabel bespielen. Auf der gegenüberliegenden Seite bestimmen Wohnküche und Bäder die Nutzung. Regelgeschoss Wohnungsgestaltung aus dem Raster Das Tiefgaragenraster gibt die Zonierung der einzelnen Wohngeschosse vor. Die Parkplätze der Anwohner vom Wohnkomplex befinden sich in der Tiefgarage und auf der Eingangsebene. 53 Formbindung Infrastruktur Projekt: Kunst und Kulturzentrum Architekt: Manuel und Francisco Aires Mateus Bauzeit: 2000 Ort: Sines, Portugal Infrastruktur, Straße UG EG 54 Sines ist eine alte Hafenstadt an der Küste Portugals. Im 15 Jahrhundert wurde an dieser Stelle eine Festung erbaut. Zusammen mit der hoch gelegenen Altstadt wird sie von einer Reihe imposanter Mauern flankiert. Auf dem östlichen Baugrundstück der Altstadt befand sich ein altes Kino und westlich davon ein alter Parkplatz. Diese werden durch eine historische Straße getrennt, die die im Süden gelegene Festung mit der Neustadt im Norden verbindet und erhalten werden musste. 1999 wurden die Architekten mit dem Entwurf eines kulturellen Zentrums von der Verwaltung Sines beauftragt. Es musste ein großes und heterogenes Raumprogramm auf den relativ kleinen, von der Straße getrennten Grundstücken untergebracht werden. Das Raumprogramm beinhaltet Stadtarchiv, Stadtbücherei, Kino, Theatersaal und Ausstellungsflächen. Da in der Höhe der Bebauung Grenzen gesetzt waren, blieb den Architekten nur die Tiefe. Sie ordneten das Raumprogramm in vier paralellen Bändern an, bestehend aus Bibliothek, Archiv, Auditorium und Kunsthalle, die sich über die Höhe von jeweils vier Geschossen erstrecken und voneinander durch Lichthöfe und die durchlaufende Straße getrennt werden. Benjamin Strachotta Integration der öffentlichen Straße Rua Cândido dos Verbindung über das Untergeschoss Das Untergeschoss bildet einen einzigen Raum, der die einzelnen Raumprogramme miteinander verbindet. Dieser führt unter den Lichthöfen und der Straße hindurch. Dadurch erfüllt er zwei Funktionen, die Verlängerung der Ausstellungsfläche und die Erschließung für Archiv und Auditorium. Die drei Träger des Gebäudes bilden ein eigenes Geschoss zwischen Untergeschoss und Straßenenbene. Auf dem mittleren Träger verläuft heute die Rua Cândido dos Reis über den beiden anderen Trägern sind die zwei Lichthöfe angeordnet. 55 Formbindung Infrastruktur Belichtung Durch die vier, mit einem Abstand versehenen parallel liegenden oberen Geschosse und die in Straßenrichtung gespannten Träger, kann das Kellergeschoß gut mit Tageslicht versorgt werden. Bezug zur alten Festung Die Anspielung auf die Festungsarchitektur der alten Stadt wurde soweit abstrahiert, dass die auftretenden Elemente in der Fassade nicht eindeutig als Zinnen zu erkennen sind. Lokales Fassadenmaterial Das Kunst und Kulturzentrum ist wie die Festung aus sandfarbenen Kalkstein Lioz, jedoch zusammengesetzt aus 30 Millimeter dicken Platten in sieben verschiedenen Größen. Da die Öffnungen in der Hauptfassaden minimiert wurden, erhält die Fassade, wie die Festungsmauern einen monolithischen Charakter. 56 Benjamin Strachotta 57 Formbindung Projekt: Wohnhaus Architekt: b&k+Martenson, Bernhardt Projekt: Wohnhaus Bauzeit:1998 Architekt: b&k+Martenson, Bernhardt Ort: Köln Bauzeit: 1998 Formbindung Ort: Köln Maximale Flächenausnutzung Th eb äe rst ra ße Ge iss els tra ße Maximale Flächenausnutzung Die einzuhaltenden Vorschriften Maximale BebauungVorschriften innerstädtischer Grundstücke; Die AbDie einzuhaltenden standsflächenverordnung; Die Firsthöhenverordnung; AnbauMaximale Bebauung innerstädtischer Grundstücke; Die berechtigung an bestehende Nachbarbebauung; GenehmiAbstandsflächenverordnung; Die Firsthöhenverordnung; gungsfreie Grenzbebauung durch Garage. Anbauberechtigung an bestehende Nachbarbebauung; Genehmigungsfreie Grenzbebauung durch Garage. 58 Bei dem nachfolgendem Projekt handelt es sich um ein Grundstück in Köln Ehrenfeld, das lediglich 6,60 Bei dem nachfolgendem Projekt hanx 42 m misst. Formbindend für das delt es sich um ein Grundstück in Köln Wohnhaus sind der extrem schmale Ehrenfeld, das lediglich 6,60 x 42 m Grundstück sowie seine baurechtmisst. Formbindend für das Wohnhaus lichen Anforderungen. sind der extrem schmale Grundstück sowie seine baurechtlichen AnfordeErarbeitet wurde das Haus von Björn rungen. Erarbeitet wurde das Haus von Martenson und Anne-Julchen BernBjörn Martenson und Anne-Julchen hardt in Zusammenarbeit mit dem Bernhardt in Zusammenarbeit mit dem Büro b&k+. Büro b&k+. Auf dem Grundstück sollten hinterenanAuf dem Grundstück sollten hintereider ein lichtdurchflutetes Wohnhaus, nander ein lichtdurchflutetes Wohnein Garten sowie ein Ateliergebäude haus, ein Garten sowie ein AteliergePlatz finden. Weiterhin sollte eine Gabäude Platz finden. Weiterhin sollte rage sowie eine Dachterrasse untergeeine Garage sowie eine Dachterrasbracht werden. se untergebracht werden. Aufgrund der vielen einzuhaltenden Vorschriften, reichte der Platz im VorAufgrund der vielen einzuhaltenden derhaus nicht mehr aus. So wurde im Vorschriften, reichte der Platz im Vorhinteren Bereich ein Gartenhaus erderhaus nicht mehr aus. So wurde richtet und das Vorder- und Hinterhaus im hinteren Bereich ein Gartenhaus (Gartenhaus) über ein Verbindungserrichtet und das Vorder- und Hintertrack miteinander verbunden. haus (Gartenhaus) über ein VerbinDas Atelier wurde schließlich ins Vordungstrack miteinander verbunden. derhaus verlegt. Das Atelier wurde schließlich ins Vorderhaus verlegt. Historie Nach Kriegszerstörung wurde das östHistory liche Grundstück (1) mit einer AusnahNach Kriegszerstörung wurdeMan das megenehmigung wieder errichtet. östliche Grundstück (1) mit einer nahm damals an, dass die Bebauung wieder erdesAusnahmegenehmigung westlich daran angrenzenden richtet. Man nahm damals dass Grundstücks (2) nicht erfolgenan, würde. die Bebauung des westlich daran anJahrzehnte später aber entschied das grenzenden Grundstücks (2) nicht er„Amt für Baulücken“, auch dieses “minfolgen würde. Jahrzehnte später aber dergenutze” Grundstück überbauen zu entschied das „Amt für Baulücken“, lassen. auch dieses “mindergenutze” Grundstück überbauen zu lassen. Öztur Tur Öztur Tur Vorderhaus Für das Vorderhaus (2) sah man eine Bautiefe von 12 Metern vor. Bedingt durch die Abstandsflächenverordnung, bekam dieser bereits nach 8 Metern einen Rücksprung, da sonst eine Verschattung des NachVorderhaus bargebäudes (1) drohte. Obwohl die Für das Vorderhaus (2) voll sahausgeman zulässige Gebäudehöhe eine Bautiefe von 12 Metern vor. schöpft wurde, reichte das BauvoluBedingt durch die Abstandsflächenmen für die bekam vorgesehene verordnung, dieser Nutzung bereits als Wohnhaus nicht mehr aus. nach 8 Metern einen Rücksprung, da sonst eine Verschattung des Nachbargebäudes (1) drohte. ObUmwidmung des Gebäudehöhe Gartenwohl die zulässige voll ausgeschöpft wurde, reichte hauses zu Wohnzwecken das Bauvolumen für die vorgesehene Nutzung nicht So wurde auf als demWohnhaus hinteren Grundmehr aus. stück, wo zunächst nur ein Atelierhaus geplant war, ein Gartenhaus Umwidmung des Gartenhauses (3) angelegt. Darin befanden sich zuder Wohnzwecken die Schlafzimmer 4 Kinder der Familie. Das Atelier selbst wurde So wurde auf dem hinteren Grundins Vorderhaus (2) verlegt. Die hier stück, wo zunächst nur ein Atelierzulässige Firsthöhe ermöglichte ein haus geplant war, ein Gartenhaus Gartenhaus mit 2 Geschossen. Die (3) angelegt. Darin befanden sich Gebäudetiefe vonder 4,80m war durch die Schlafzimmer 4 Kinder der Familie. Das lokale Atelier Baustruktur selbst wurde die typische soins (2) verlegt.auf DieNachhier wieVorderhaus den Gartenhäusern zulässige Firsthöhe ermöglichte ein bargrundstücken vorgegeben. Gartenhaus mit 2 Geschossen. Die Gebäudetiefe von 4,80m war durch die lokale Baustruktur soDertypische Verbindungstrakt wie den Gartenhäusern auf NachNutzung als Familientreffpunkt bargrundstücken vorgegeben. Die Anbauberechtigung des eingeVerbindungstrakt(4) schossigenDer Verbindungstraktes Nutzung Familientreffpunkt ergab sich als durch einen, auf dem westlichen Nachbargrundstück vorDie Anbauberechtigung des eingehandenen Schuppen. Zum östlichen schossigen Verbindungstraktes (4) Grundstück musste dagegen ein ergab sich durch einen, auf dem Abstand von 3 Metern eingehalten westlichen Nachbargrundstück vorwerden. An die Grenze konnte man handenen Schuppen. Zum östlichen aber ein Wintergarten bzw. eine ein GaGrundstück musste dagegen Abstand 3 Metern rage (5) von anbauen. Da eingehalten dieser durch werden. An die Grenze konnte man Tore vollständig zu öffnen war, bot aber ein Wintergarten bzw. eine Gasie gleichzitig auch eine Nutzung rage (5) anbauen. Da durch zu Wohnzwecken an.dieser Einzige BeTore vollständig zu öffnen war, dingung: Sie durfte nicht längerbot als sie gleichzitig auch eine Nutzung 9 Meter sein. Die Zufahrt erfolgte zu Wohnzwecken an. Einzige Bedurch dasSie Vorderhaus. dingung: durfte nicht länger als 9 Meter sein. Die Zufahrt erfolgte durch das Vorderhaus. 3 m Abstandsfläche zum angrenzenden Grundstück (BauO NRW A1 §6) 1 3 2 Firsthöhe unterhalb der erforderlichen Bezugspunkte (BauO NRW B2 §18) Firsthöhe unterhalb der erforderlichen Bezugspunkte (BauO NRW B2 §18) Genehmigungsfreie Garage (BauO NRW A1 §67) 3 m Abstandsfläche zum angrenzenden Grundstück (BauO NRW A1 §6) 5 4 Anbauberechtigung für eingeschossige Gebäude (BauO NRW B1 §6) 59 Formbindung Formbindung Projekt: The Layer House Architekt: Hiroaki Ohtani The Layer House Ort:Projekt: Kobe / Japan Architekt: Hiroaki Ohtani Ort: Kobe / Japan Minimalhaus Minimalhaus Bei diesem Beispiel, ist die ParzelBei diesem Beispiel, ist die Parzellengröße bestimmend für die Formlengröße bestimmend für die Formbindung. Größe desGrundstücks Grundstücks bindung. DieDie Größe des beläuft sich lediglich auf 3,5m x 9,5m. beläuft sich lediglich auf 3,5m x 9,5m. Über die geltenden baurechtlichen Über die geltenden baurechtlichen VorVorschriften esAngaben. keine Angaben. schriften gibt esgibt keine Formbindung Hiroaki Ohtani, Architekt und Bauherr Hiroaki Ohtani, Architekt und Bauherr des folgenden Objektes, errichtete des folgenden Objektes, errichtete dadarauf für und sichseine und Familie, seine Familie, rauf für sich trotz trotz des nur 33 qm großen Grunddes nur 33 qm großen Grundstückes, Minimalhaus ein Wohnhaus. einstückes, Wohnhaus. 1 Eingang 2 Stauraum 3 Schlafzimmer 4 Vorgarten 5 Bad 6 Arbeitszimmer (künftiges Kinderzimmer) 8 Küche 9 Essplatz b a a b 1 Eingang 2 Stauraum 3 Schlafzimmer 4 Vorgarten 5 Bad 6 Arbeitszimmer (künftiges Kinderzimmer) 8 Küche 9 Essplatz 60 Wunsch der größtmögDerDer Wunsch nachnach der größtmöglichen Nutzfläche ist hierbei ein lichen Nutzfläche istbestimmendes hierbei ein beKriterium für dieKriterium Grundrissgestaltung. stimmendes für die GrundUmrissgestaltung. der Konstruktion Raum abUmmehr der Konstruktion zugewinnen, wurde diese auf möglichst mehr Raum abzugewinnen, wurde wenige reduziert. dieseMaterialien auf möglichst wenige Materialien reduziert. Hierfür hat der Architekt ein von Hand zu montierendes System entwickelt, Hierfür hat der Architekt ein vonähnHand lichzuwie die traditionellen japanischen montierendes System entwickelt, Holzkonstruktionen: Die horizontalen ähnlich wie die traditionellen japaBetonfertigteil-Elemente werdenDieauf nischen Holzkonstruktionen: hovertikalen Stahlstäben aufgefädelt rizontalen Betonfertigteil-Elemente und Geschossweise verspannt. Dabei werden auf vertikalen Stahlstäben wirken sie als tragende Stützen bzw. aufgefädelt und Geschossweise verWandscheiben. In die nichttragenden spannt. Dabei wirken sie als tragende Abschnitten werden Sitz-, Tritt und AbStützen bzw. Wandscheiben. In die lagebretter eingespannt. nichttragenden Abschnitten werden Sitz-, Tritt und Ablagebretter eingespannt. b a a b Proje Archi Ort: K Bei d lengr bindu beläu Über Vorsc Hiroa des darau trotz stück Der liche stimm rissg mehr diese alien Hierf zu m ähnli nisch rizon werd aufge span Stütz nicht Sitz-, span Öztur Tur Öztur Tur Über einen Vorgarten und eine Geschickte Treppenanlage gelangt man ins Grundrissgestaltung Haus. Im Inneren durchdringen Räume, vom Über sich einendieVorgarten und Untergeeine schoss bisgelangt ins Obergeschoss. Treppenanlage man ins Eine konventionelle Trennung Haus. Im Inneren durchdringen sich findet vom nichtUntergeschoss statt: Türen fehlen. die Räume, bis ins Obergeschoss. Eine ist konventiIm Untergeschoss das Bad onelle und Trennung findet untergebracht. nicht statt: die Toilette Türen Auch fehlen.das Arbeitszimmer ist dort Im Untergeschoss ist das Bad und angesiedelt. Im EG (Eingangsedie Toilette untergebracht. Auch das bene) befindet sich das SchlafArbeitszimmer ist dort angesiedelt. zimmer der Eltern sowie ein Im EGStauraum. (Eingangsebene) befindet ist Im Obergeschoss sich das Schlafzimmer der Eltern das Wohnzimmer sowie die Küsowie ein Stauraum. Im Obergeschossche ist angeordnet. das Wohnzimmer sowie die Küche angeordnet. Lichtblicke o Geschickte Grundrissgestaltung aa bb Lichtblicke Um in dem Gebäude eine maximale Um in dem Gebäude eineistmaTageslichausbeute zu erreichen, ximale Tageslichausbeute die Frontfassade komplett verglast. zu erreichen, ist die Frontfassade Die erhöhte Eingangsebene, sowie komplett verglast. Die sollen erhöhte der Vorgarten mit dem Baum Eingangsebene, sowie der Vorfremden Blicken den Zutritt verwehgarten mit dem Baum sollen ren. fremden Blicken den Zutritt verwehren. Maximale Ausbeutung durch Minimalprinzip Maximale Ausbeutung durch Minimalprinzip Die konstruktive Lösung ermöglichte Hiroaki, die Treppenanlage, Die konstruktive Lösung ermöglichsowie Einrichtungsgegenstände te Hiroaki, die Treppenanlage, sowie z.B. Tische, Sitzgelegenwie Einrichtungsgegenstände wie heitem oder Abstellflächen z.B. Tische, Sitzgelegenheitem oder in diese einzubinden. Dadurch ginAbstellflächen in diese einzubinden. gen für die Konstruktionen dieser Dadurch gingen für die KonstruktiElemente kein unnötiger Raum onen dieser Elemente kein unnötiverloren. Die Die mehrläufige Trepger Raum verloren. mehrläufige penanlagebietet bietetdem demBewohBewohner Treppenanlage gröstmöglicheFlexibilität Flexibilitätundund ner gröstmögliche mitSitzmöglichkeiten ihren Sitzmöglichkeiten lädt mitlädt ihren zum Verweilen zumein. Verweilen ein. 61 62 Steffi Bretschneider, Martina Daenicke, Romy Krause, Anja Rumpel MATERIAL Ortsbezug: Zwischen Anpassung und Neuordnung | Recherche Material Im Rahmen des Seminars wurde die Thematik des Ortsbezugs auf unterschiedlichste Sichtweise untersucht. Dieser Teil beschäftigt sich mit der Materialität, die in differenzierter Form den Bezug zum jeweiligen Ort herstellt. Unter dieser Thematik wurden folgende sieben Projekte ausgewählt, welche auf ihre örtlichen Gegebenheiten sowie deren spezielle materielle Anpassung analysiert wurden. Wohnhaus Trondheim Kapelle der Versöhnung Therme Vals Wohnhaus Wolzak Granitzentrum Hauzenberg Cabani House Studio Fake Diese materielle Anpassung erfolgt über ein jeweils der Umgebung entsprechendes Konzept, wobei die Themen und die Herangehensweisen variieren. Um diese Vielfalt fassen zu können, wurden Kategorien induziert, denen die bereits erwähnten Projekte zugeordnet werden können. Eine Einordnung in mehrere Rubriken lässt sich allerdings nicht vermeiden. Eine dieser Kategorien ist beispielsweise der ‚geschichtliche Materialbezug’. Hier wurde die historische, politische und wirtschaftliche Entwicklung des Ortes zur zentralen Frage. Die Kategorie der ‚regionalen Handwerkstraditionen’ kann sicherlich auch dem ‚geschichtlichen Materialbezug’ zugeordnet werden. Da sich letzteres aber auf das verwendete Material bezieht, während sich die ‚regionalen Handwerkstraditionen’ eher mit der Bauweise beschäftigen, war die Induzierung einer zusätzlichen Rubrik sinnvoll. Wichtig ist auch die Frage nach dem Baumaterial. Dabei konnte festgestellt werden, dass nicht nur örtliche Materialien von Bedeutung sind, sondern auch solche‚ die durch Handelswege etabliert sind (‚Baumaterial durch Handelswege etabliert’). Ein weiterer interessanter Aspekt ist der facettenreiche Umgang mit ‚Oberflächen und Farben der Umgebung’ und welchen Wert der neue Bau dadurch gewinnt. Auch die topographische Situation des Standortes und der Bezug zu anderen Orten der Welt können für ein Konzept relevant sein. Diese Faktoren sind in der Kategorie ‚geographischer Materialbezug’ vereint. 63 Ortsbezug Material Projekt: Wohnhaus Titel: Wohnhaus Svartlamoen Architekten: Brendeland & Kristoffersen Arkitekter Bauzeit: 2005 Ort: Svartlamoen, Norwegen Geographischer Materialbezug 64 Das Objekt aus Massivholz befindet sich in Svartlamoen, einem Stadtteil im norwegischen Trondheim. Svartlamoen ist ein ehemaliges Arbeiterviertel und hat gegen die von der Stadt festgelegte Nutzung als Industriegebiet gekämpft. Durch Abbruch und hinzugekommene industrielle Nutzungen ist das Viertel zunehmend verwahrlost. Um gegen dieses Problem anzugehen, wurde ein Wettbewerb ausgerufen, der die Anforderungen der Stadt und der Bewohner des Viertels erfüllt. Das Wohnhaus ist nach den Entwürfen von den Architekten Geir Brendeland und Olav Kristoffersen errichtet worden. Es ist das höchste Gebäude in Massivholzbauweise weltweit und besteht aus zwei Gebäudeteilen, einem fünfgeschossigen Hauptgebäude und einem zweigeschossigem Nebengebäude. Im Hauptgebäude leben fünf bis sechs Bewohner pro Etage und jeder hat ein eigenes Privatzimmer (Schlafzimmer). Die Küche und die Wohnräume werden als Gemeinschaftsräume genutzt und sind gleichzeitig Treffpunkt der Leute. Die Erschließung des Hauses erfolgt durch eine außerhalb vorgelagerte Stahltreppe. Im Nebengebäude befinden sich sechs Einzelwohnungen. Anja Rumpel Regionale Materialtradition Neben Nachhaltigkeit und den geringen Baukosten sowie preiswerten Wohnungen und deren flexiblen Nutzung ist die innovative Anwendung mit dem Baumaterial Holz ein wichtiger Punkt der Wettbewerbsanforderungen gewesen. europaweite Fertigung Das Wohnhaus besteht aus vorgefertigten Bauelementen. Für die Innenseite (Boden/ Decke und Innenwände) hat man bei der Herstellung der Bauelemente die robuste Lärche benutzt und für die Fassade und das Dach wurde unbehandeltes Kieferkernholz verwendet. Die vorgefertigten Elemente stammen von einem österreichischen Hersteller und wurden nach dessen Angaben rationell und rohstoff- schonend produziert. Außerdem stammt das Schnittholz aus österreichischen und deutschen Sägewerken. Der Vertriebspartner in Trondheim hat den Transport organisiert und die Bauelemente wurden innerhalb von zehn Tagen montiert. 65 Ortsbezug Material Projekt: Kapelle Titel: Kapelle der Versöhnung Architekten: Sassenroth & Reitermann Bauzeit: 2000 Ort: Bernauer Straße, Berlin Geschichtlicher Materialbezug 66 Die Kapelle der Versöhnung befindet sich im Bereich der Gedenkstätte Bernauer Straße auf dem ehemaligen „Todesstreifen“ der Berliner Mauer. Sie steht auf den Resten ihrer Vorgängerin, der Versöhnungskirche, welche 1985 gesprengt wurde, da sie sich auf dem Territorium der DDR befand. Die Versöhnungsgemeinde bekam das Grundstück mit der Auflage einer sakralen Nutzung nach der Wiedervereinigung zurück. Der ovalförmige Kirchenbau mit seinem massiven Kern aus Lehm und der filigranen Hülle aus Holzlamellen wurde von den Architekten Sassenroth und Reitermann entworfen. Anja Rumpel Regionales Baumaterial Der massive Kern besteht aus Lehm. Dieser kommt aus dem Umland Berlins. Für die selbsttragende Wand wurde die Stampflehmbauweise angewandt, wobei das Material Schicht für Schicht in die Schalung eingestampft wurde und somit eine homogene horizontale Schichtstruktur entsteht. Geschichtlicher Materialbezug In dem Entwurf der Architekten wurde der Kirchenbau ursprünglich mit Beton als Baumaterial geplant. Dieser wurde von der Gemeinde als Material abgelehnt, da er ihrer Meinung nach zu sehr an die Berliner Mauer und damit den zwischenzeitlichen Verlust der Versöhnungskirche erinnere. Für die Gemeinde symbolisiert der Lehm einerseits Ruhe und Geborgenheit. Andererseits steht er für die Stärke der Gemeinde. Während die hölzerne Außenhülle für Fragilität und Verletzbarkeit von Frieden und Versöhnung steht. 67 Ortsbezug Material Projekt: Wohnhaus Titel: Haus Wolzak Architekten: SeARCH, Amsterdam Bauzeit: 2004 Ort: Zutphen, Niederlande Ortsbezug Material 2 9 3 3 1 5 4 6 8 7 11 10 12 1 Erdgeschoss 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Wohnen Schlafen Bad Eingangshalle Speisekammer Küche Wintergarten Arbeiten Kochnische Lager Gästezimmer Terracotta Hohlraum Spielzimmer Schlafempore 2 3 15 13 14 2 2 13 13 3 Obergeschoss 68 Bei diesem Projekt handelt es sich um einer Erweiterung und Erneuerung eines alten niederländischen Bauernhauses zu einem Familienwohnsitz. Der Gebäudekomplex stammt aus dem Jahr 1835 und hatte einen regionaltypischen T-förmigen Grundriss: ein Wohnhaus, an das sich orthogonal der Stall anschließt. Das Wohnhaus befand sich in einem relativ guten Zustand, der Stall aber war baufällig. Er wurde durch einen hölzernen Anbau ersetzt, der sich wie sein Vorgängerbau an das Wohnhaus anschließt, nun aber nicht mehr orthogonal zum Altbau steht, sondern im spitzen Winkel. Das räumliche Konzept eines T-förmigen Ensembles blieb damit trotzdem erhalten. Das Reizvolle des Anbaus ist die perspektivisch verzogene Kubatur, die zusätzlich noch zum Ende hin leicht konisch zuläuft. Bauernhaus und Anbau sind funktional getrennt. Während sich im Altbau Wohn- Schlaf- und Baderäume befinden, wurden im neuen Anbau eine große Eingangshalle, ein Spielzimmer, die Küche, ein Wintergarten, ein Arbeitszimmer sowie ein Gästebereich mit eigener Kochnische und Abstellkammer so arrangiert, dass eine Abfolge von hohen und niedrigen Räumen entsand, die gleichzeitig den Hallencharakter des einstigen Stalles wieder aufgreifen. Steffi Bretschneider Wiederverwendung des Baumaterials des Vorgängerbaus Aus dem alten Stallgebäude wurde so viel Baumaterial wie möglich wiederverwendet und ganz bewußt in Szene gesetzt. So wurden der Boden der ins Spielzimmer führenden Brücke, die Querträger im Glasdach des Wintergartens und die Treppenstufen im Arbeitszimmer aus dem alten Baumaterial hergestellt. Auch ein alter Binder des abgerissenen Stalls erfüllt nun wieder seine Bestimmung und trägt die erwähnte Brücke. Bezug zu Oberflächen und Farben der Umgebung Der Kubus des Anbaus besteht aus Lenotec-Platten, dessen Außenwand mit Cumaru-Holz verkleidet ist. Die Lattung wurde längs angebracht, um erstens die schräge Geometrie zu unterstreichen und zweitens soll entfernt an das Reetdach des Wohnbaus erinnert werden. 69 Ortsbezug Material Projekt: Museum Titel: Granitzentrum Hauzenberg Architekten: Brückner & Brückner Bauzeit: 2005 Ort: Hauzenberg, Deutschland Inszenierung des örtlichen Materials 70 Das Granitzentrum ist einerseits ein Museum, das die Geschichte des Steinbruchs wiedergibt, in das es gebaut ist. Andererseits soll es aber ein lebendiges Haus kultureller Begegnung sein, in dem Tagungen, Lesungen und Konzerte möglich sind. Neben den Ausstellungsflächen gibt es deshalb auch einen Medien- und einen Seminarraum. Der Bau besteht aus einheimischen Granit und sitzt zur Hälfte im Fels, der auch im Inneren allgegenwärtig und in Szene gesetzt ist. Es ist ein polygonales, fächerförmiges Gebäude, das sich schon allein durch seine Form harmonisch in die Landschaft einfügt. Zusätzlich passt es sich durch seine völlig unterschiedlichen Ansichten optimal an die Umgebung an. Die Ausstellungsflächen wurden in Form von größeren und kleineren Höhlen inszeniert. Die unterste Ebene öffnet sich zum östlich gelegenen, sich unmittelbar vor dem Gebäude befindlichen Abbruchsee. Genauer betrachtet ist diese Ebene eine Holzbrücke, die über den Abbruchsee führt. Steffi Bretschneider Geschichtlicher Materialbezug Es wurden sehr viele Materialien wieder verwendet, die einst im Steinbruch genutzt wurden: Eisenplatten, die zur Abgrenzung des Freigeländes dienten; Bohrstangen, die nun als Geländer dienen und Stahlträger, die heute als Treppenstufen ihren Dienst verrichten. Inszenierung des Materials Der Granit wurde in seinen unterschiedlichsten Formen und Eigenschaften der Bearbeitung verwendet: bruchrau, gespalten, gesägt, geschliffen, poliert, mit den Spuren der Bohrstangen, mit den Spuren der zum Spalten verwendeten Federkeile oder sogar feinst poliert. Er wurde teilweise horizontal abgesägt, um eine Ebene im Gebäude zu erhalten. 71 Ortsbezug Material Projekt: Therme Titel: Therme Vals Architekt: Peter Zumthor Bauzeit: Fertigstellung 1996 Ort: Vals, Schweiz Regionaler Materialbezug 72 Die Therme Vals befindet sich in der schweizer Gemeinde Vals. 1986 erhielt der Architekt Peter Zumthor den Auftrag für die Therme, welche 1996 fertig gestellt und eröffnet wurde. 1998 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Der gesamte Baukörper, welcher von Außen wie ein großer durchlöcherter Stein wirkt, misst eine Länge von 34m und eine Breite von 58m. Die Therme ist in den Hang hinein gebaut und gehört zu einem Hotelkomplex aus den 70er Jahren. Der Aufbau des Gebäudes verläuft vom Dunklen ins Helle, vom Berg zum Tal und öffnet sich mit großartigen Ausblicken auf der Talseite des Gebäudes. Der Zutritt zu der Therme erfolgt über eine unterirdische Verbindung vom Haupthaus des Hotelkomplexes. Von da aus führt ein schmaler Gang, ein so genannter Hohlraum im Berg in den weitläufigen Badebereich. Vom Eingang gelangt man in die Zone der Einstimmung, in die Trinkhalle. In den Innenraum des Bades führt die Steingalerie, von der man einen ersten Überblick über das Gesamtbad erhält. Anschließend folgt die Zone des Freien Schlenderns im Badebreich. Der Innenraum wird durch die Blöcke aus Stein bestimmt und dem Raum der sich um diese herum fließt. Die Therme zeigt ein Konzept der Bewegungsabläufe und jedes Badebecken bzw. jeder Funktionsbereich ist durch eine gezielt eingesetzte Materialiät an die speziell zu erzeugenden Stimmungen angepasst. Martina Daenicke Regionales Material Der besondere geographische Materialbezug wird durch den talwärts gelegenen Steinbruch bestimmt. In diesem wurden die Valser Gneisplatten abgebaut, welche das bestimmende Element in der Therme sind. Der Valser Gneis bzw. Valser Quarzit wird wegen seiner besonderen Struktur Augengneis genannt. Dieses örtlich gewonnene Material eignet sich wegen seiner Eigenschaften hervorragend für anspruchsvolle Konstruktionen. Regionale Handwerkstradition Die Therme ist zu großen Teilen aus diesem Quarzit gebaut, indem durchgehende Schichtenfolgen des Naturstein in mehreren Lagen übereinander geschichtet wurden, welche die Mauern bilden. Dazu wurde eigens für die Therme ein Verbundsystem aus Beton und Valser Steinplatten entwickelt, dass so genannte „Valser Verbundsystem“. Nach einem exakten Schichtplan wurden die Steinplatten geschichtet und mit Beton hintergossen. Insgesamt sind 60000 Tonnen Steinplatten für die Therme verwendet worden. Da in der Therme Valser Quellwasser fließt, stellt dies auch einen besonderen Bezug zum materiellen Ortsbezug dar. 73 Ortsbezug Material Bezug zu Oberflächen und Farben der Umgebung Die Dachlandschaften in Vals stellen den zweiten Bezug zur Materialität her. Über Jahrhunderte lang setzten die Valser den Quarzit als Dachbelag, Mauerstein, Bodenbelag und für Fensterbänke ein. Zu dieser Steinplattendeckung der Dächer im Dorf stellt die Therme einen Bezug her. Da die Therme aus dem gleichen örtlich gewonnen Material besteht, entstehen auch ähnliche Oberflächenreflexion und Färbungen, wie sie auf den Dächern zu sehen sind. Durch die Reflexion des Wassers in der Therme wird dieser Effekt der in der Sonne glänzenden Steindächer verstärkt und thematisiert. Er wird somit ein Stück Tradition fortgeführt, von den Valser Steindächern und Mauersteinen im Dorf hin zur Therme. 74 75 Ortsbezug Material Projekt: Wohnhaus Titel: Cabani House Architekt: Eduard Bru Bauzeit: 1994 Ort: Castellar de N´Hug, Spanien Ortsbezug Material Castellar de N´Hug Barcelona 76 Das Cabani House befindet sich in Castellar de N´Hug in der Provinz Barcelona zwischen Mittelmeerküste und den Pyrenäen. Im Stadtkern findet man noch sehr gut erhaltene Beispiele katalanisch-romanischer Architektur, traditionelle Steinhäuser sowie sehr alte Kopfsteinpflasterstraßen. Das unregelmäßige Gefüge des Ortes und der steile Abhang vor einer großartigen Berglandschaft regte die Architekten an dieses Einfamilienhaus zu entwerfen. Der Blick über die Ausläufer und Gipfel der Pyrenäen wird durch den Anstieg des Grundstückes unterstützt. Das aus regionalen Bruchsteinen gebaute Einfamilienhaus ist in zwei Etagen untergliedert. Es gibt eine Reihe von absteigenden Terrassen, welche vom Haus ausgehen, von da begehbar sind und das Gebäude mit der Landschaft verbinden. Das sich gegen diese Bewegung setzende mit steinernen Ziegeln bedeckte Dach öffnet das Haus zum Tal hin und fügt sich somit in die imposante Dachlandschaft des Ortes ein. Man betritt das Gebäude über den Eingang in der oberen Ebene, in welcher sich der großräumige Wohnbereich befindet. Der gebogene Grundriss geht gegen die Härte des Materials an und erzeugt ein flexibles Volumen, aus dessen Kurve sich diverse Wände blättern und die Wohnbereiche ergeben. Das Untergeschoss dient als Garage und beherbergt eine Bibliothek. Romy Krause Regionale Handwerkstradition Die für die Region typischen Steinhäuser, bedingt durch die klimatischen und topografischen Bedingungen, waren ein Anreiz für die Verwendung von Bruchsteinen und steinernen Dachziegeln. Geographischer Materialbezug Zur Integration in das bestehende und regional typische Ortsbild und die steile Hanglage war es den Architekten wichtig ein hier vorkommendes Material zu verwenden. Das Gebäude wurde außerdem an eine schon bestehende alte Steinmauer gebaut, wodurch das neugebaute Haus in den Ortsverband rückt. Kontrast zwischen Innen und Außen Die im Obergeschoss verwendeten Materialien sind in natürlichen Farben gehalten und stehen in keinem Kontrast zur Landschaft. Im Gegensatz dazu bilden die im Untergeschoss gebrauchten Materialien trotz ihres unmittelbaren Kontaktes zum Außenraum einen Gegensatz hierzu. 77 Ortsbezug Material Projekt: Wohnhaus und Atelier Titel: Studio Fake Architekt: Ai Weiwei Bauzeit: Juli bis August 1999 Ort: Peking, China Regionale Handwerkstradition Caochangdi Peking 78 Das Gebäude liegt in einem Dorf nordöstlich von Peking. 1999 begann der chinesische Künstler und Architekt Ai Weiwei mit der Idee für sein eigenes eingeschossiges Studio und es wurde dann in nur 60 Tagen von ansässigen Handwerkern fertig gestellt. Ai Weiwei gilt als Pionier der modernen chinesischen Kunst. Hierzulande kennt man ihn von der 2007 in Kassel stattfindenden documenta 12. Dort stellte er sein Kunstprojekt mit dem Namen „Template“ aus. Es stellt ein großes Tor dar, das aus alten Türen und Fenstern besteht, welche früher in den HutongStraßen von Peking vorkamen, jedoch aber abgerissen worden. Für den Bau seines Studios hat Ai Weiwei die lokale Pekinger Bautradition mit ihren silbergrauen Ziegeln und den kleinmaßstäblichen Häusern mit Hofsituationen aufgenommen und neuinterpretiert. Das zweigeschossige Gebäude beinhaltet einen Wohn- und Atelierbereich, welcher nur von zwei streifenförmigen Dachfenstern mit Tageslicht versorgt wird. Romy Krause Geschichtlicher Materialbezug Der in Nordchina vorkommende Siheyuan, ein ummauerter viereckiger Wohnhof ist eine dominierende Typologie. Vorherrschend waren auch die Hutongs, enge Gassen, die in Peking bis in die 1990er Jahre hinein eine die traditionellen Wohnhöfe gliedernde Struktur bildeten. Viele HutongViertel wurden zugunsten beliebiger Hochhausprojekte zerstört. Mit dem Bau seines Studios will Ai Weiwei zeigen, wie man nachhaltig modern, und doch unter Einbeziehung regionaler Identität zeitgenössisch bauen kann. Regionale Handwerkstradition Der typische graue Ziegel wird glatt oder bossiert verwendet, wodurch er eine gebrochene Ansichtsfläche hat. Im ortsüblichen Verband kann er in traditionellen Lochmustern oder reliefartig verarbeitet sein. Die einheimischen Arbeiter werden an der Gestaltung der Mauerwände beteiligt. Sie bekommen eine Zeichnung und eine bestimmte Anzahl an Steinen, mit denen sie gestalterisch frei arbeiten können. Die ungleichmäßige Aufnahmefähigkeit der Steine für Feuchtigkeit hinterlässt bei Regen Muster auf dem Stein und führt teils zu ästhetisch erwünschten Ausblühungen. 79 80 LANDSCHAFT Bauen verändert die Landschaft in jeder Hinsicht. So wird das Gelände nur geringfügig oder radikal umgedeutet. Doch immer wird das Natürliche mit dem Künstlichen überformt. So versuchen die nachfolgenden Bauten, unterschiedliche Möglichkeiten aufzuzeigen, wie ein Umgang mit der Landschaft aussehen kann. Sie spielen mit dem Reiz des Angleichens und des Kontrastierens, führen Aspekte der topografischen Situation weiter, unterstreichen sie, ordnen sich unter oder widersetzen sich ihr. Ferner wirken sie wie ein Kommentar, der die topografischen Eigenschaften des Grundstücks erst bewusst macht: Eingriffe in und Anlehnen an den Untergrund sowie Abheben vom Untergrund, Veränderung der Situation, Erhalt der bestehenden Pflanzen und Aufnehmen ihrer Struktur, Einbeziehen der Elemente als Bau-Material und anderes mehr. Jenny Preuß Stefanie Pohl Florian Gratias Claudia Noack Landschaftliche Elemente 81 Landschaftliche Elemente Projekt: Ferienhaus Titel: Casa Tóló Architekt: Ãlvaro Leite Siza Vieira Bauzeit: 2000-2005 Ort: Lugar das Carvalhinhas, POR Topographie 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. Büro Küche Wohnbereich Essbereich Schlafraum Ankleide Waschküche Wirtschaftsraum Schwimmbecken Parkplatz Eingang Zitat Sizas: „Das Haus selbst ist ein Pfad. Seine Form organisiert einen grundsätzlichen Außenweg. Es ist weder horizontale noch vertikale Architektur. Seine Anordnung auf der Seite läuft auf eine schräge Architektur hinaus.“ 82 Das 1000 m² große Grundstück befindet sich im Norden Portugals am Rande der Kleinstadt Ribeira da Pena, an der Grenze zum Landkreis von Vita Real. Die Bauherren wünschten sich ein Ferienhaus mit drei Schlafzimmern, einem Wohn- und einem Essraum, einer kleinen Küche, den nötigen Waschgelegenheiten und ein Schwimmbecken im Freien. Das scharf geneigte und äußerst schmale Gelände wies einen reichen Baumbestand auf, der erhalten bleiben sollte, und war im Grunde ungeeignet für einen Baukörper. Ãlvaro Siza erwog folglich die kontinuierliche Bebauung des Hanges im Sinne eines Weges. Seine Überlegungen, welche Bauformen für einen solch abschüssigen Weg in Betracht kämen, führten ihn zu einer Fragmentierung des Terrains in einzelne Raumelemente, die über ein zweifaches Treppensystem miteinander verbunden werden, ohne dabei die Topographie zu verändern. Als Haupterschließung bot sich der obere Rand des Grundstücks an, der über eine kleine Straße erschlossen wird. Auf der Südseite ist das unwegsame Gelände über einen Pfad lediglich fußläufig erreichbar. Da das Grundstück auf seiner Westseite etwas breiter wurde, die Grenzabstände jedoch eingehalten werden mussten, bot sich für die Bebauung ein leichter Schwenk aus der senkrechten Achse an. Jenny Preuß Landschaftstreppe Das Gebäude setzt sich als eine Landschaftstreppe auf die gegebene Topographie und belässt diese in ihrer ursprünglichen Form. Die äußere Treppe führt über das Haus hinweg und verbindet die Patios der untereinander gestaffelten Schlafzimmer, deren Versatz der Treppe im Inneren folgt. Fels - Assoziation Der rohe, aber sorgfältig geschalte Sichtbeton lässt das Haus aus der Ferne wieein Stück Fels erscheinen. Inszenierte Aussicht Man betritt das Haus mit seinen insgesamt 120 m² Wohnfläche im Norden über eine Stahlbetonplattform. Zur Linken lässt sich ein Auto abstellen, zur Rechten führt ein Schlitz ins Innere des Gebäudes. 83 Landschaftliche Elemente Staffelung der Wohnräume Der Besucher taucht über eine seitlich aufgehängte Treppe in den Wohnbereich ein, dessen ins Erdreich gegrabene Rückwand den Kochbereich aufnimmt. Die drei Schlafzimmer, die sich jeweils ein Treppenpodest weiter unten anschließen, sind zur Hangachse um 45° gedreht und etwas nach Westen gerückt innere Treppe Die innere Treppe folgt dem Verschwenken der Schlafzimmer, so dass sich optisch keine endlose Treppenkaskade ergibt. Material & Lichtführung Um dem Eindruck eines in die Erde gegrabenen Stollensystems entgegenzuwirken, wird neben ganz in Weiß gehaltenen Wänden eine teils seitliche, teils von oben kommende Lichtführung, die an Wendepunkten der Erschließung Orientierung bietet, eingesetzt. 84 85 Landschaftliche Elemente Projekt: San Telmo Museum Extension Architekten: Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano Bauzeit: seit 2006 Ort: San Sebastián, ESP Topographie 86 Das Museum von San Telmo befindet sich in San Sebastián, das im äußersten Norden der iberischen Halbinsel an der Bucht La Concha liegt. Die Mündung der Bucht wird durch die Felsmassive des Monte Igueldo und des Monte Urgull begrenzt, wobei sich das Museum von San Telmo am Fuße des Monte Urgull befindet. Das Museum ist insgesamt an einer schwierigen Position gelegen, an der die städtische Struktur auf die Topografie vom Monte Urgull trifft. Im Jahr 2005 gewannen die Architekten Nieto & Sobejano die Wettbewerbsausschreibung für einen Erweiterungsbau des Museums, mit dem 2006 begonnen wurde und der im Jahr 2008 fertiggestellt werden soll. Das Konzept der Architekten war es, einen Übergang von der Stadt in die Landschaft zu schaffen. Dabei haben sie der Topographie, d.h. dem Monte Urgull, eine Form entnommen und diese durch eine bauliche Struktur ersetzt. Mit dieser sehr direkten und radikalen Geste sollte die Verschmelzung des Gebäudes mit der Landschaft thematisiert werden. Jenny Preuß Baukörperliche Verklammerung Der Erweiterungsbau tritt nach außen lediglich durch eine bepflanzte Mauer mit einer Treppenanlage in Erscheinung, die den Übergang von der Stadt in die Landschaft herstellt. Verbindung von Alt und Neu Im Inneren verbergen sich 2 Pavillons, die die Räume für das neue Museumsprogramm beherbergen. Über einen neuen Eingang, der gleichzeitig den Zugang zum alten Gebäude gewährleistet, werden die permanenten Ausstellungen im historischen Komplex mit den temporären Ausstellungen in den neuen Pavillons miteinander verbunden. Veränderliche Fassade Die Fassade besteht aus einer perforierten Metallhaut umwoben von Moos, Flechten und anderen Pflanzenarten, die sich mit dem Vorübergehen der Jahreszeiten verändert und so zwischen der Natur und dem Gebäude vermittelt. Zudem dient die Inszenierung als Metapher der schwierige Beziehung zwischen der Architektur und dem Vergehen der Zeit. 87 Landschaftliche Elemente Projekt: Forschungslabor Titel: UNESCO-Laboratorium-Workshop Architekt: Renzo Piano Bauzeit: 1989-1991 Ort: Genua, ITA Topographie 88 Der UNESCO-Laboratorium-Workshop wurde neben einem alten Bauernhof auf einem steilen grünen Berghang errichtet, der zum Golf von Genua abfällt. Die bestehenden Steilhänge wurden im Laufe der Zeit zur Kultivierung von Pflanzen abgesprengt und terrassenförmig angelegt. Das Gebäude beherbergt Laboratorien und Werkstätten, die der Building Workshop und die UNESCO miteinander teilen. Bei diesem Bau handelt es sich um eine raffiniert modernisierte, mit umfassender Haustechnik versorgte Version der ortsüblichen landwirtschaftlichen Gewächshäuser. Der gesamte Baukörper wird von einem großen Glasdach überspannt, um allseitige Ausblicke zu schaffen. Der Fußboden bzw. die einzelnen Arbeitsbereiche passen sich stufenweise, wie als Fortsetzung der Hangterrassierung, dem Geländeprofil an. Von der unten liegenden Küstenstraße ist nur eine Erschließung über eine Drahtseilbahn möglich. Der obere Zugang befindet sich an einer Ecke, von der zwei Achsen im rechten Winkel ausgehen. Dabei führt eine Achse an der Rückwand entlang auf die Terrasse, die andere die gerade Innentreppe hinab, die parallel zur Seilbahnstrecke verläuft. Von diesem Treppenlauf aus lässt sich die Abfolge der einzelnen Niveaus überblicken, er prägt die Gebäudeform an dieser Kante. Auf der gegenüberliegenden Seite verbreitert sich der Baukörper Hang aufwärts und bietet zusätzlichen Arbeitsräumen Platz. Dort sind Ausblicke in zwei Richtungen möglich. Jenny Preuß Ausrichtung der Gebäudeachsen an der Terrassierung Der Komplex schmiegt sich zwischen der tiefen, dicht bewachsenen Schlucht und der Seilbahn an den Abhang und entwickelt sich quer zu den bestehenden Terrassen. Terrassierung der Arbeitsebenen Die einzelnen Arbeitsbereiche gleichen sich der stufenförmigen Umgebung an und von jeder Terrasse aus ist der Blick auf die Natur und das Meer möglich. Bezug zu örtlichen Baumaterialien Bei der Gestaltung der wenigen Wände, die nicht aus Glas bestehen, verweist Renzo Piano auf die örtliche Bautradition, indem er Feldstein und rosa gestrichenem Stuck übernimmt. Somit ist das Gebäude sowohl im Ort selbst als auch in der lokalen Bautradition verwurzelt. 89 Landschaftliche Elemente Bezug zur Natur Unter dem Glasdach, das die Arbeitsebenen überspannt, sind die wechselnden Naturstimmungen des Himmels und des Meeres im gesamten Gebäude spürbar. Der Übergang von außen nach innen wird durch die Seilbahnfahrt inszeniert. Um von der Straße aus ins Gebäude zu gelangen, fährt man mit der gläsernen Seilbahnkabine mitten durch die Vegetation. 90 91 Landschaftliche Elemente Projekt: Friedhof Igualada Architekten: Enric Miralles, Carme Pinós Bauzeit: 1985-91 Ort: Stadt Igualada Topographie 92 In der Stadt Igualada wurde am Rand eines Industriegebietes in einem hügeligen Gelände zwischen aufgelassenen Steinbrüchen eine Friedhofsanlage gebaut. Mit einem aufsehenerregenden Entwurf gewannen Enric Miralles und Carme Pinós 1986 den Wettbewerb für den neuen Friedhof. Leitgedanke des Entwurfes war, die Anlage als einen Zickzack- Weg in den Berghang zu graben. Der geknickte Weg steht dabei symbolisch für den Fluß des Lebens. Im Abschreiten des gewundenen Weges eine religiöse Anspielung auf die Situation des Leidenswegs Christi zu sehen, liegt nahe. Der Friedhof hat ein ausgeprägtes Gefälle. Am westlichen Teil des Friedhofs gelangt man über einen kreisrunden Empfangsplatz zur Leichenhalle und Autopsie, ein wellenförmiges, in den Hang gegrabenes Gebäude, das ausschließlich von oben belichtet wird. Neben der Autopsie und Leichenhalle liegt die Friedhofskapelle. Durch eine Tür in der Kapelle gelangt man zu den Grabkammern. Die höher gelegenen Gräberfelder werden durch Treppen, die sich zwischen den Grabnischen befinden, erschlossen. Dort liegen die Familiengrüfte. Von dort hat man einen guten Überblick über die gesamte Anlage. Stefanie Pohl Eingegrabener Friedhofsweg mit Grabkammern Der Weg wird flankiert von starken Betonmauern die sich in bewegter Form an den Hang lehnen In den Stützmauern liegen die eingegrabenen Grabkammern. Inszenierter Weg Die gedankliche Sammlung und Läuterung, die dieses eingegrabene, mäandernde Wegnetz provoziert, die abstrahlende, eben nicht realistisch erzählende Sprache der Architektur macht diesen Friedhof auch transkonfessionell. Plätze und Aussichtspunkte Die Anlage, ein in eine hügelige Landschaft eingegrabener Zickzackweg, weitet sich an manchen Stellen zu introvertierten Plätzen und extrovertierten Aussichtspunkten. 93 Landschaftliche Elemente Projekt: Friedhof Finisterre Architekt: César Portela Bauzeit: 1999 Ort: Cape Fisterra, Westküste Spaniens Topographie 94 Kap Finisterre verlangt ein architektonisches Objekt, das eine Erweiterung der Landschaft ist, ein Objekt, das sich ruhig in der Natur auflöst, so als ob es fast nicht existiert. Der Vorschlag sieht einen Friedhof vor, der aus kleinen Strukturen besteht, die entlang eines vorhandenen Weges gruppiert sind, der dem Hang des Hügels folgt, ohne Umfriedungen - der Hintergrund ist die Weite des Meeres.Der Verzicht auf umfriedete Räume und die Beseitigung der Grenzlinien und Mauern bedeutet, dass es nicht die herkömmlichen Bezugnahmen auf einen besonderen Raum gibt. Das Bild des Friedhofs ist das eines Weges, der eine Ansammlung von Häusern durchquert. Zum Meer hin geöffnet enthält jeder der 16 Blöcke zwölf zurückgesetzte Sargfächer. Stefanie Pohl Inszenierter Weg Der Weg schlingelt sich den Berg herunter bis zum Meer und wird den plötzlichen Veränderungen des Bodens angepasst. Anordnung in der Topographie In dem davorliegenden logenähnlichen Bereich mit einer Bank finden Trauernde Schutz vor den Naturgewalten. Dabei ist jeder Würfel so ausgerichtet, dass er nicht von anderen Besuchern eingesehen werden kann. . Tarnung der Grabstätten Die Kuben, die die eingelassenen Gräber aufnehmen, erinnern ehr an Schachteln oder Behälter, die nach einem Schiffbruch an den Strand gespült werden. 95 Landschaftliche Elemente Projekt: Albert Frey Haus II Architekt: Albert Frey Bauzeit: 1963- 1964 Ort: Carlifornien, Palm Springs Inszenieren der Elemente 96 Albert Frey zog 1934 nach Palm Springs, Carlifornien um am Samson Gebäude für Dr. J. J. Kocher zu arbeiten. Seitdem hat er viele Projekte in Palm Springs entworfen, während er in zwei von den von ihm dort gebauten Häusern wohnte. Er brachte gemeinsam mit Schindler und Neutra Modernes und den Wechsel zu neuen Materialien in die Vereinigten Staaten, zum Beispiel Wellblech, Fiberglas und Leinentuch. Das Frey Haus II wurde 1963 gebaut und steht auf einem natürlich herausragenden Felsen, von dem man die Stadt Palm Springs überschauen kann. Das rechteckige Gebäude ist nach Süden ausgerichtet und folgt den Konturen des Hügels der von Norden her schräg abfällt. Auf der Südseite ist eine Außenplattform mit einem Pool angeordnet, unter dem sich ein Carport befindet. Eine Treppe führt von der Straße zum Eingang. Nach Westen hin wurde in den 70er Jahren ein Gästezimmer hinzugefügt. Claudia Noack Anpassung an die Landschaft Die Plattform entspricht dem Terrainverlauf, und die Tropfform des Pools ist Ausdruck der Wechselwirkung zwischen Terraint und orthogonalem Grundriss.Das Frey Haus II ist das einzig realisierte Beispiel für eine Anpassung eines modernistischen Idioms an eine Gebirgslandschaft. Integration des Felsens Auf den ersten Blick ohne Beziehung zur Landschaft ist das Haus dennoch fest in seinem gebirgigen Kontext verankert und interagiert buchstäblich mit der Landschaft. Die Fußbodenhöhe folgt dem Wechsel des natürlichen Terrains, und ein großer Felsblock ragt durch die Glaswand ins Hausinnere. Auch der Neigungswinkel des Daches ist diesem Stein angepasst, der als Fokus des Interieurs fungiert. Adaption durch Material Auch das Material, Ortbeton und farbige Zementsteine, lässt die Plattform in der Landschaft aufgehen. Die Farbe des Wellblechdaches nimmt außerdem das Grau der Felsen auf. 97 Landschaftliche Elemente Projekt: Fondazione QueriniStampalia Architekt: Carlo Scarpa Bauzeit: 1961 - 1963 Ort: Italien, Venedig Inszenieren der Elemente Eingangsbereich Nebenraum Ausstellung Aufgang Bibliothek neue Brücke Garten Ausstellungssaal Wassereingang Vorbereich kleiner Ausstelungssaal 98 Guiseppe Mazzariol war Anfang der sechziger Jahre Direktor der Stiftung Querini - Stampalia. Als man sich zu Restaurierungsarbeiten entschied, beauftragte er Scarpa mit der Modifikation sowohl des Erdgeschosses, das durch häufig eingedrungenes Hochwasser unbenutzbar geworden war, des Hofes des Palastes aus dem 16. Jahrhundert, welcher die Bibliothek und die Galerie beherbergt und dem Garten,‑ der an den Ausstellungssaal anschließt. Das Erdgeschoss enthält neben dem Eingangsbereich und der Treppe zur Bibliothek und zum Museum einen Saal für Wechselausstellungen. An diesen Saal gruppieren sich zwei Räume geringerer Dimension, einer im Südwesten und einer im Nordosten. Während eines Restaurierungseingriffs im 19. Jahrhundert war der ursprüngliche Raumeindruck völlig entstellt worden. Dieser sollte nun durch einen historisch bewussten Entwurf wiederhergestellt werden. Wie in anderen Fällen zeigt Scarpa auch hier, dass für ihn das Wasser kein Problem, sondern Ausgangspunkt für sein Entwurfskonzept war. Claudia Noack Brücke und Stege als Gestaltungsmotive Der Eingang ist über eine neue, von Scarpa entworfene Brücke zugänglich. Der Entwurf dieser Brücke kommt den ersten und einfachsten Brücken Venedigs sehr nahe. Auch die Stege im Inneren, die sich durch die erhöhten Bordsteine ergeben, sind eine tägliche Erinnerung an die wiederholten Überschwemmungen und auch ein Symbol für Venedigs „Dominanz“ von Wasser. Wasser als Entwurfskonzept Das Wasser fließt durch ein Gitter in einen kleinen Kanal, der entlang der Wände angelegt wurde, um das Umhergehen in den Räumen zu gewährleisten. Die Konstruktion des Kanals hat also eine sehr praktische Rolle als Schutz vor Überschwemmung. Es ist aber auch die Einfügung eines neuen architektonischen Mittels . venezianische Elemente Scarpa verwendete generell im ganzen Gebäude ortstypische Materialien. Auch bei dem Garten wird der Einfluss der venezianischen Tradition deutlich. Jedoch hebt er dabei besonders den örtlichen Charakter der Architektur hervor. Das Wasser hat auch hier seinen Anteil an der Gestaltung der Wege. 99 Landschaftliche Elemente Projekt: Wohnhaus Titel: Casa Levene Architekt: Eduard Arroyo Bauzeit: 2002-2005 Ort: San Lorenzo de El Escorial, ESP Einbindung in die Vegetation (Lage) (Grundriss) (Schnitt) Zitat Arroyo: „Bei der Konzeption dieses Hauses fragten wir uns, ob wir in der Lage sein würden, etwas zu bauen und dabei den größtmöglichen Respekt für die umgebene Natur zu bewahren.“ 100 Das Wohnhaus für Familie Levene liegt in San Lorenzo de El Escorial, fünfzig Kilometer nordwestlich von Madrid. Das Grundstück ist an einem bewaldeten Berghang gelegen. Mit Hilfe einer peinlich genauen Analyse der vorherrschenden Topographie sowie des Baumbestandes, entstand eine Geometrie für das Gebäude, welche auf die örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten ist. Die von außen erkennbare Dynamik des Gebäudes wird im Inneren durch Lichtspiele, verschiebbare Wände, die fließende Dachform und viele unterschiedliche Materialien noch erhöht. Das auf die Bedürfnisse des Bauherrn angepasste Raumprogramm verfügt aufgrund der Anlehnung an die örtliche Topographie über mehrere Split-Level, die nach unten hin an Privatheit gewinnen. Betritt man das Wohnhaus von der überdachten Parkebene aus, gelangt man zunächst in eine Gästewohnung mit 2 Schlafräumen und Terrasse, die auch als Wohnebene für Kinder dienen kann. Bewegt man sich weiter abwärts erreicht man das Wohnzimmer, ausgestattet mit Bar und Terrasse, gefolgt vom Arbeits- und Essbereich, der ebenso über eine große Terrasse und einen innen liegenden Pool verfügt. Auf der untersten Ebene schließen sich die Elternschlafzimmer mit Fitnessraum und Sauna an. Florian Gratias Überlagerung verschiedener Einflussfaktoren Bei der Konzeption wurde zunächst der Baumbestand genau analysiert und in Baumcluster und Freiflächen gegliedert. In Beziehung zueinander stehende Flächen ergeben die so genante „Anti-Forest“ - Geometrie, die den Baukörper weiter ausformuliert. Auch die Fassade reagiert mit offenen beziehungsweise geschlossenen Fensterflächen auf den Standort der umgebenen Bäume. Anpassung an die Vegetation Mit seinen emporsteigenden Ecken, der dunklen Natursteinfassade und den massivhölzernen Terrassen fügt sich die Casa Levene unauffällig in die Landschaft ein. Die weitläufige Durchfensterung akzentuiert die Verbindung des Wohnhauses zu seiner Umgebung. Bezüge zwischen Innenund Außenraum Im Innenraum wurde durch die Material- und Formvielfalt die äußere Komplexität ins Innere des Hauses übertragen. Die zunehmende Privatheit im unteren Teil wird durch einen Farbwechsel betont. Großzügige Fensterflächen mit Austrittsmöglichkeit zu den zahlreichen Terrassen bewirken eine Verbindung von Innen- und Außenraum. 101 Landschaftliche Elemente Projekt: Ferienhaus Architekt: Lacaton & Vassal Bauzeit: 1999 Ort: Lège Cap-Ferret, FRA Einbindung in die Vegetation (Lage) (Grundriss) (Schnitt) 102 Das Ferienhaus befindet sich rund sechzig Kilometer westlich von Bordeaux in Lège Cap-Ferret auf einer von Pinien bewachsenen Düne mit Blick aufs Wasser. Das Grundstück gliedert sich in einen von der Erschließungsstraße über 40m leicht ansteigenden Bereich sowie den dahinter auf 20m steil zum Wasser hin abfallenden Südhang. Um die Winderosion des feinsandigen Bodens zu vermeiden, war der Schutz der vorhandenen Vegetation von höchster Priorität. Folglich mussten insgesamt vierzig hoch gewachsene Pinien sowie dichtes Buschwerk am Steilhang von den Architekten berücksichtigt werden. So entstand ein aufgeständerter Neubau, der zwischen den Bäumen zu schweben scheint. Der Kubische Baukörper hat eine Grundfläche von 180m² und eine vorgelagerte 30m² große Terrasse, die in Kombination mit einer filigranen Spindeltreppe die einzige Erschließung darstellt. Das Haus wird von sechs Bäumen durchstoßen, die in die Architektur integriert werden und gleichzeitig als natürlicher Schattenspender dienen. Der Plattformgrundriss ist sehr einfach organisiert. Über die Terrasse kommend, betritt man den 100m² großen, sehr offen gestalteten Aufenthaltsraum, der auf Wunsch über die gläserne Schiebetürkonstruktion mit der Terrasse zusammengelegt werden kann. Im rückwärtigen Bereich des Hauses befinden sich insgesamt vier kleine Schlafräume, sowie zwei Toiletten und Bäder. Florian Gratias Einbettung in den Baumbestand Der Neubau integriert sich durch die aufgeständerte Stahlkonstruktion und die Einbindung der Bäume unauffällig in den Pinienwald. Im Gegensatz zu den angrenzenden Ferienhäusern, ist dieser kaum zu erkennen. Übergang von Innen und Außen Werden die Schiebetüren des Aufenthaltsraumes komplett geöffnet, ergibt sich ein schwellenloser Übergang zur Terrasse. Die minimalistische Inneneinrichtung tut ihr Übriges, um den Blick des Bewohners in die Natur auf gar keinen Fall abzulenken. Es macht den Anschein, als fließe die Landschaft in das Gebäude hinein und würde mit ihm verschmelzen. Integration der Bäume Dach- und Bodenanschlüsse kompensieren das Schwanken der Bäume. Bewegliche Plexiglashauben, die mit Gummimanschetten am Stamm besfestigt sind, bilden den oberen Abschluss und dienen zudem als Oberlichter. Diese sind per Gummimanchette am Stamm befestigt. Die Bodenabdichtung besteht aus einer Gummiabsperrung und einer einfachen Holztafelabdeckung. Die Umbauung der Pinien machte eine künstliche Bewässerung notwendig. 103 104 ENERGIE Aus der laufenden Debatte zur Nachhaltigkeit und dem globalen Klimawandel gingen bisher drei wesentliche Forderungen für die Zukunft hervor: Ökologie, Ökonomie und Soziales bilden ein Dreieck aus Schlagworten zur Untermauerung des Nachhaltigkeitsbegriffs, der auch in der Architektur eine zunehmende Bedeutung erfährt. Wie diese Anforderungen an die Architektur des 21. Jahrhunderts miteinander vereinbar sind, ist Gegenstand der folgenden Beispiele zum energetischen Ortsbezug. Region und Grundstück beeinflussen mit ihren besonderen Charakteristika die Gebäudekonfiguration wesentlich und müssen als handlungsprägende Rahmenbedingungen verstanden werden. Besondere klimatische Gegebenheiten sowie Setzung und Ausrichtung von Gebäuden oder Gebäudegruppen haben langfristige Effekte auf die Amortisation von Immobilien aller Art. In Zukunft wird es immer wichtiger zentrale Energiesysteme durch dezentrale Energieerzeugung am Verbrauchsort zu ergänzen. Technische Lebensdauer und wirtschaftliche Nutzungsdauer müssen mit ökologisch verträglichen Materialien und einem Ressourcen schonenden Umgang auf ein Maximum gebracht werden. Energetischer Ortsbezug 105 Energetischer Ortsbezug Projekt:Gemeindezentrum Ludesch Architekt:Herrmann Kaufmann ZT GmbH Bauzeit:2005 Ort:Ludesch, Vorarlberg, Österreich Passivhaus mit Erdwärmenutzung ökologisch, nachhaltiges bauen (Lage) (Grundriss) (Schnitt) 106 In Ludesch, einer kleinen Vorarlberger Gemeinde nahe Bludenz, bestand Mitte der 90´er Jahre der Bedarf nach einem neuen Gemeinde- und Kommunikationszentrum. Die Region Vorarlberg hat durchschnittlich 1750 Sonnenstunden im Jahr und eine Jahresdurchschnittstemperatur von 9 °C. Mit circa 2000mm Niederschlag pro Jahr gehört sie zu den niederschlagsreichsten Regionen Österreichs. „Grundgedanke des neuen Hauses ist die Schaffung einer echten Mitte für Ludesch. So bildet der Neubau durch seine Geometrie eine räumlich dreiseitig geschlossene Klammer um den neuen Dorfplatz. Dieser wird belebt durch die angelagerten Funktionen wie Geschäfte, Post, Café, Gemeindeamt, einem Gemeindesaal, Vereinsräumlichkeiten, Spielgruppe, Wohnungen sowie Büros.“ (Text: Architekten) Der Gebäudekomplex und der überdachte Dorfplatz sind straßenseitig nach Nordwesten. David Milling Solarenergienutzung Die transluzente Überdachung verschattet die Büro- und Verkaufsflächen und schützt den Platz vor Witterungseinflüssen Gleichzeitig erzeugen die durchsichtigen PhotovoltaikElementen jährlich 16.000 kW/h Solarstrom, der in das Netz der Vorarlberger Kraftwerke eingespeist wird. Damit können fünf Haushalte mit Strom versorgt werden. Thermische Nutzung des Grundwassers Sommer Winter Das Grundwasser unter dem Gebäude in einer Tiefe von 35 Metern beträgt Sommer wie Winter 7°C. Dies macht man sich zu Nutze, um über eine Wärmepumpe im Sommer die Räume zu kühlen und im Winter zu erwärmen. Im Winter wird das System bei Bedarf durch das örtliche Fernwärme-Netz ergänzt. Regionales Material, Sonnenschutz Es wurde Wolle von Schafen aus der Region als Dämmstoff verwendet. Vordächer in der Deckenebene schützen maßhaltige Bauteilen wie Fenster und Türen vor direkter Sonneneinstruhlung. 107 Energetischer Ortsbezug Projekt: Schutzhütte Titel:pos architekten, Wien Bauzeit: Sommer 2005 Ort: bei St. Ilgen Extremfall: Energieautark (Lage) 108 Die Schutzhütte bei St. Ilgen befindet sich in der österreichischen Alpenregion Hochschwab auf 2154m Höhe. 12 Kilometer von der nächsten Bushaltestelle, entfernt, welche nur fußläufig erreichbar ist, ist es erforderlich, sich über eine möglichst autarke Energieversorgung des Gebäudes Gedanken zu machen. Neben den fehlenden Anschlüssen für Strom- und Wasserversorgung sind auch die extremen Klimabedingungen mit Temperaturschwankungen von -25°C im Winter und bis 23°C im Sommer sowie starke Windböen, Schnee und Kälte charakteristisch für den Standort. Die Lage des Gebäudes, seine Form und innere Organisation sind auf diese extremen klimatischen Bedingungen abgestimmt, indem es energie autark betrieben werden kann. Der aufgeständerte Baukörper beherrbergt im massiven Untergeschoss die technsichen Anlagen, im EG die Aufenthaltsräume, im OG die Gästezimmer. Die nach Norden geneigte Dachform verhindert mit Hilfe des Nordwestwindes, der Windgeschwindigkeiten bis 200 km/h erreicht, das Einschneien des Daches. Die Nordfassade ist besonders gut gedämmt, um thermische Verluste möglichst gering zu halten. David Milling Kubatur und Konstruktion Die kompakte, würfelförmige Kubatur des Gebäudes minimiert die Oberfläche des Gebäudes und somit den Wärmeverlust. Die Schutzhütte wurde in traditioneller Holzbauweise errichtet, mit der Besonderheit, dass die vorgefertigte Holz- LeichtbauStruktur mit dem Helicopter transportierbar sein mußte Aktive & passive Solarenergienutzung Regenwassernutzungl Die Südfassade dient der passive und aktiven Solarenergienutzung durch größzügige Fensterflächen, als auch durch Photovoltaikelemente und durch Sonnenkollektoren. Licht und wärmebedürftige Aufenthaltsund Schlafräume sind nach Süden orientiert, Neben und Verkehrsräume nach Norden (Lineare thermische Zonierung). Regenwassernutzung Regen- und Tauwasser, welches über die Dachfläche gesammelt wird, kann als Brauchwasser und aufbereitet als Trinkwasser verwendet werden. Abwasser wird mittels Filteranlagen gereinigt und größtenteils vor Ort versickert. 109 Energetischer Ortsbezug Projekt: Sechs Punkthäuser Titel: Wohnen am Lohbach Architekten: Baumschlager & Eberle Bauzeit: Fertigstellung 2000 Ort: Innsbruck, Österreich Energieeffiziente Punkthaussiedlung Zitat: „Das war fast eine Art Spiel, zu untersuchen, wie sich das mit den Distanzen, dem notwendigen Abstand zwischen den Gebäuden, den Durchsichten, der Orientierung, der Besonnung und Beschattung, den Aussichtsmöglichkeiten optimieren lässt“ Carlo Baumschlager 110 Am westlichen Stadtrand Innsbrucks, in einem städtebaulichen Patchwork, liegt die Siedlung am Lohbach. Sechs Punkthäuser sind schachbrettartig versetzt und in ihrer Höhe, zum nördlich gelegenen Gebirge hin, gestaffelt. Mit umlaufenden Balkonen werden Austritte nach allen Seiten ermöglicht und ein Bezug zur umgebenden Landschaft hergestellt. Ein zentraler Erschließungskern wirkt als Pufferzone zwischen Innen- und Außenbereich. Auf den Erschließungskern folgen Nebenräume und schließlich die Aufenthaltsräume bzw. Wohnräume. Die Gebäude sind untereinander über ein autoverkehrsfreies Wegenetz miteinander verbunden. Erschlossen werden die Siedlungen über eine vorgelagerte Platzfläche und einen großzügigen, überdeckten Vorplatz. Bei einer hohen Dichte von 1,2 konnten 298 komfortable Wohnungen realisiert werden. Die kompakte Bauform der sechs Punkthäuser und die Ausbildung von Pufferzonen stellen den Rahmen für ein innovatives Energiekonzept dar. Die sechs Gebäude sind als Niedrigenergiehäuser ausgeführt und liegen mit 20 KWh/m²a noch weit unter der Anforderung an diese Gebäudeklasse (6080 KWh/m²a). Timo Sporwien minimierte Verschattung und Nord-Süd-Ausrichtung Die Setzung der Baukörper verhindert eine Verschattung benachbarter Gebäude und verbessert damit die Energiebilanz der gesamten Siedlung. Die klare Nord-Süd-Ausrichtung der Häuser reduziert die Angriffsfläche des vom Gebirge abfallenden Windes und bewirkt gleichzitig eine stetige Frischluftzufuhr. optimierter Jahreszyklus Eine konzentrische thermische Zonierung ermöglicht es die Wohnräume im Winter über die raumhohen Fenster zu erwärmen. Im Sommer dienen die Klappschiebeläden mit Kupferblechoberfläche vor der Balkonzone dem effektiven Sonnenschutz. effiziente Haustechnik Die Beheizung der Wohnungen geschieht über eine Warmluftheizung in Verbindung mit einer kontrollierten Gebäudelüftung mit Wärmerückgewinnung und Außenluftvorwärmung über Sonnenkollektoren auf dem Dach und einem Pufferspeicher. Die Restenergie stellt ein kleiner zentraler Gasbrennwertkessel zur Verfügung, der bei extremen Außentemperaturen einspringt. In für Stellplätze ungeeigneten Ecken der Tiefgarage dienen Solarspeicher im Sommer der Warmwasserversorgung. 111 energetischer Ortsbezug Projekt: Wohn- und Büroanlage Titel: BedZed Architekt: Bill Dunster architects Bauzeit: Fertigstellung 2002 Ort: London, GB Nullenergiesiedlung mit Mischnutzung (Schnitt) Zitat: „Reasonably maximise development density without loss of amenity in urban and suburban areas. Land is possibly the most precious resource of all.“ Bill Dunster architects 112 Das Projekt BedZED, Beddington Zero Development, gilt mit 82 Wohnungen und Büros als erste Nullenergiesiedlung Großbritanniens. Aufgrund der angespannten Wohnungsmarktsituation Londons spielt der Anspruch einer möglichst hohen Nutzungsmischung auf möglichst kleiner Fläche hier eine herausragende Rolle. Das dreigeschossige Grundmodul ist in drei Zonen gegliedert. Die erste Zone im Südosten bildet ein vorgelagerter Wintergarten, es folgen die Wohnräume und schließlich Büro- bzw. Sondernutzungen im Norden. Der in Massivbauweise konstruierte Reihenhaustypus nutzt im Bereich des Wintergartens das einfallende Sonnenlicht zur Belichtung und Beheizung. Über 50% der Baumaterialien, darunter natürlich nachwachsende Rohstoffe wie Holz und Naturstein stammen aus der näheren Umgebung. Gute Dämmeigenschaften werden durch eine Dreifachverglasung und Außenwände mit einem U-Wert von nur 0,1 W/m²K gewährleistet. Die charakteristischen Windfänger auf dem Dach erzeugen einen Überdruck, der eine natürliche Konvektion initiert und elektrische Ventilationssysteme überflüssig macht. Der Energiebedarf der technischen Anlagen konnte gegenüber herkömmlichen Anlagen um etwa 60% gesenkt werden. Timo Sporwien Mischung und Dichte Die kompakte Bauform von BedZed vereint Wohnungen mit Sondernutzungen wie zum Beispiel einem Kindergarten, diversen Clubräumen, einem Sportzentrum und Cafés. An die Wohnungen werden private Gärten angeschlossen. Die Anordnung dieser Nutzungen folgt dabei dem Prinzip der linearen thermischen Zonierung. lineare thermische Zonierung Die Wintergärten im Südosten sind vollständig verglast und wirken als thermischer Puffer, der die Wärme aus der Sonnenenergie an die weiter innen liegenden Räume abgibt. Natürliche Konvektion in den Treppenräumen führt zu einer stetigen Frischluftzufuhr. effiziente Gebäudetechnik 700m² Photovoltaikelemente auf der Südseite erzeugen 11% des benötigten Stroms und ermöglichen den Betrieb eines Elektro-Carsharing-Fuhrparkes. Der restliche Energiebedarf wird über ein Blockheizkraftwerk, das Holzabfälle aus der Umgebung verbrennt, gedeckt, und das der Warmwasserversorgung dient. Das anfallende Regenwasser wird von einer eigenen Pflanzenkläranlage aufbereitet und für die WCSpülung und die Bewässerung der Außenanlagen verwendet. 113 Energetische Bezüge Projekt: Institutsgebäude Freiburg Titel: Institutsgebäude Freiburg Architekt: Pfeifer Kuhn Architekten Bauzeit: 2003-2006 Ort: Freiburg (Energie) Institutsgebäude Freiburg Zitat: „Unser architektonischer Anspruch zielt darauf ab, Gebäude zu entwickeln, in denen das Verhältnis zwischen dem Teil und dem Ganzen kybernetischer Natur ist, also darauf hin angelegt, die strukturellen Eigenarten aller beteiligten Systeme - physikalischer, biologischer und technischer Art - so zueinander in Beziehung zu setzen, dass sie sich in ihren Wirkungen ergänzen.“ Prof. Günter Pfeifer 114 Das Land Baden Württemberg hat 2001 einen Wettbewerb für einen Neubau des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene in Freiburg ausgelobt. Das Projekt sollte ein Vorzeigebau im Umgang mit erneuerbaren Energien werden. Das Institutsgebäude befindet sich auf dem Gelände der Albert-Ludwigs-Universität im Norden der Stadt Freiburg und ist Teil eines Erweiterungsbereichs der medizinische Fakultät. Auf dem Areal südlich der bestehenden Fakultät sind sechs neue Gebäude geplant welche über unterund oberirdische Gänge miteinander verbunden werden sollen. Das neue Institutsgebäude schließt die westliche Ecke dieses neuen Komplexes. Das Gebäude ist in Nordwest- SüdostRichtung ausgerichtet und orientiert sich mit der Hauptfassade nach Norden an der sich ebenfalls der Haupteingang befindet. Die Labore werden mit einer von 8 auf 4 gedrückten Luftwechselrate künstlich belüftet. Die Belichtung ist überwiegend künstlich, dennoch kann Licht aus den südlichen Büroflächen durch den Flur in die Labore Dringen. Der Flur wirkt als Puffer. Die offenen Büros werden durch die eingestellten über 3 Geschosse durchlaufenden Energiegärten und die doppelfassade belichtet und belüftet. Die 24 cm starken Brettstapelwände sind dämmend und speicherfähig ausgeführt und bilden das bestimmende Erscheinungsbild der Südseite. Thomas Böhme thermische Zonierung Der Grundriss ist von Norden nach Süden gestaffelt, die Labore befinden sich auf der Nordseite. Durch die technische Versorgung von außen wird eine freiere Gestaltung der Grundrisse möglich. Die vertikale Erschließung befindet sich in der Mitte. Im Süden schließen die durch Energiegärten gegliederten offen gestalteten Büroflächen an. Energieschema Sommer Im Sommer wird die warme Luft am Boden angesaugt und über ein Erdregister (2) gekühlt. Danach wird die Luft über die Lüftungsanlage in die Labore eingebracht. Ein weiterer Teil der Luft wird einem Wärmetauscher zugeführt welcher die warme Außenluft kühlt, diese wird über des Zuluftsystem in Flur und die Büros verteilt. Die Brauchluft wird durch erwärmte aufsteigende Luftmassen in der Kollektorfassade (3) eingesogen und über Öffnungsklappen nach außen abgeleitet. 1 3 2 Energieschema Winter Im Winter wird kalte Luft über die Erdregister (2) erwärmt und in die Labore geblasen. Für die Büros wird über die Zuluftschächte aufsteigende Brauchluft in den Wärmetauscher abgeleitet. Dort wird frisch eingebrachte kalte Luft mit der warmen Brauchluft erwärmt. Diese erwärmte Luft wird unten in die Kollektorfassade geleitet und kann gezielt in die Büros eingelassen werden. 1 3 2 115 Energetische Bezüge Projekt: Alterswohnungen Domat Titel: Alterswohnungen Domat Architekt: Dietrich Schwarz Bauzeit: 09/2003-11/2004 Ort: Domat/Ems (Schweiz) (Energie) Alterswohnen Domat Zitat: „Die perfekte Solarfassade ist transparent, und sorgt für eine konstante innere Oberflächentemperatur. Sie ist Sonnenkollektor, Heizkörper, Kühlfläche und Verschattung in einem.“ Dietrich Schwarz 116 Im Südosten der Schweiz befindet sich das Örtchen Dormat, in dessen Süden direkt neben dem Altersheim der Stadt, 2004 ein neues Gebäude für altersgerechtes Wohnen errichtet wurde. Dabei hat der Architekt, Dietrich Schwarz, besonderes Augenmerk auf die Einhaltung des Schweizer MinergieStandards sowie die barrierefreie Umsetzung Wert gelegt. Das Gebäude ist in der Ausrichtung den für Dormat typischen Scheunen im Norden des Baugebiets entlehnt, und nimmt deren Ost- West- Orientierung auf. Auf der Nordseite befindet sich der Haupteingang, welcher in einer angebauten Technikzentrale eine Vordach findet. Die Südfassade ist über die gesamte Fläche verglast und öffnet sich zum angeschlossenen Park des Altenheims. Im Inneren befindet sich auf der Nordseite die Hauperschließung über 2 kaskadisch angeordnete Treppen je Geschoss, ein Fahrstuhl am Eingang ermöglicht die barrierefreie Erschließung. In den Flur sind Abstellkammern eingesetzt die den Wechsel in den Geschossen nachahmen. Die Wohnungen sind jeweils in Bad, Küche, Schlafbereich und Wohnraum gegliedert. Die Küche öffnet sich mit einem großen Fenster zum Flur. Im Boden des Wohnraums befindet sich eine Heizung die auch zum Kühlen genutzt werden kann. Die Wände sind aus Stahlbeton und können aktiv als träger Temperaturspeicher dienen. Thomas Böhme thermische Zonierung Die Haupterschließung, welche den geringsten Wärmeanspruch hat befindet sich auf der Nordseite, die Räume mit zeitweisem Wärmebedarf undgeringem Belichtungsanspruch befinden sich in der Mitte, Die Wohnräume mit der höchsten Aufenthaltsqualität orientieren sich zur Südseite hin. Die eingestellten Balkone stellen die Verbindung nach außen dar. Energieschema Latentwärmespeicher Sommer und Winter DerLatentwärmespeicher ist vor dem Schlafbereich an der Südseite in ein Dreischeibenisolierglaspaneel eingearbeitet. Bei hohen Einstrahlungswinkeln im Sommer wird das Sonnenlicht durch eingearbeitete Prismen reflektiert, bei kleinen Winkeln im Winter, kann es durchströmen. Dabei erwärmt das Licht die Salzkristallkammern in der inneren Schicht. Die aufgenommene Wärme wird Nachts wieder abgegeben. Som- > 40° Winter < 35° Verschattung Durch die Subtraktion der ebenfalls versetzt angeordneten Balkone aus dem Gesamtbaukörper, werden sie von der darüber befindlichen Bodenplatte verschattet. Durch verschiebbare Glaselemente kann der Balkon zum Wintergarten umfunktioniert werden und zur thermischen Regulierung geöffnet oder geschlossen werden. 117 118 SOZIALE BEZÜGE Das Thema „Soziale Bezüge“ beschäftigt sich mit der Wechselwirkung zwischen Architektur und dem sozialen Umfeld des Ortes, in dem sie entsteht. Es werden verschiedene soziale Faktoren untersucht, die als direkte Maßgaben auf die Umsetzung der Beispielprojekte wirken. Des Weiteren wird der Blick darauf gerichtet, wie die Architektur auf diese Einflüsse reagiert und welche positiven Rückwirkungen dabei für den Ort entstehen. Im Besonderen wird die soziale Infrastruktur der Gebäude und Orte erörtert. Hierfür werden Projekte des städtischen, sozialen Wohnungsbaus als Maßnahme zur Verbesserung von Wohnraum und eigeninitiative Projekte im sozialen wie auch kulturellen Bereich aufgeführt, ebenso die großmaßstäbliche Einflussnahme und Auswirkung von Architektur zur Aufwertung von Siedlungen oder Quartieren. Energetischer Ortsbezug 119 Soziale Bezüge Projekt: Stadtteilzentrum Titel: centrum.odorf Architekt: Frötscher Lichtenwagner Bauzeit: 2003-2006 Ort: Innsbruck, Östereich Implantation eines Zentrums Geschichte des Ortes Der Stadtteil wurde in den 60er und erneut in den 70er Jahre im Zuge der olympischen Spiele errichtet. Es dominierten eine monotone Zeilenbaustruktur, große Freiflächen zwischen den Gebäuden, die keine Aufenthaltsqualität haben. Ein Zusammenhalt der baulichen Struktur war nicht zu erkennen. Das olympische Dorf wies auch die typischen sozialen Probleme des Sozialen Wohnungsbaus der damaligen Zeit auf. Es gibt ein Mangel an kulturellem Angebot und eine Tendenz zur räumliche Segregation von ethnischen Minderheiten und Gewalt. Die städtebauliche Situation des Viertels sollte aufgewertet werden. Die öffentlichen Freiräume sollten saniert werden. Das Viertel sollte ein lebhaftes Zentrum bekommen, um den Ladenansiedlungen am Rand des Viertels entgegen zu wirken. (Schnitt) 120 Für eine Fläche in zentraler Lage des olympischen Dorfes, wo ein Gemeindesaal und Kindergarten parvillonartig auf einer Grünfläche standen, wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben und durchgeführt im Rahmen der Europan 4. Dabei wurde der Entwurf von den Architekten Frötscher Lichtenwagner ausgewählt und in der Zeit von 2003 bis 2006 realisiert. You Jin Jang Angebot qualitätsvoller, öffentlicher Räume Situation vor und nach der Realisierung Der Neubau umfasst einen Quartiersplatz. Ein Spalt im Turm zieht sich weiter und markiert den Rand des Platzes. Hinter dem Flachbau befinden sich die Spielplätze. Kinderspielplatz Ballspielplatz Quartiersplatz Mischung von allen Altersgruppen Der Turm-bau bietet verschiedene Wohnformen an, darunter solche für betreutes Wohnen. In dem Flachbau befinden sich die öffentlichen Nutzungen wie ein Kindergarten, ein Schülerhort, ein Supermarkt mit Cafe, ein Jugendzentrum, ein Tageszentrum für ältere Bewohner und Vereinsräume. Mischung von Nutzungen Die Mischung von Kindergarten und Geschäfte für den alltäglichen Bedarf macht es möglich, dass der Platz belebt ist und als Zentrum für die Bewohner dienen kann. Alle Nutzungen werden von dem Platz aus erschlossen, so dass der Platz frequentiert und genutzt wird. 121 Soziale Bezüge Verbesserung der stadträumlichen Qualität Das Ensemble setzt einen Akzent in der Umgebung durch den Höhensprung von einem Flachbau zu einem Turm. Gleichzeitig strukturiert er den Freiraum. 122 123 Soziale Bezüge Projekt: Gemeinschaftshaus Titel: La Tuffière Architekt: 2b architects und nb.arch Bauzeit: 2007 Ort: Corpataux-Magnedens, Schweiz Fördern des Gemeindelebens Geschichte des Ortes Die Gemeinde CorpatauxMagnedens liegt etwa 8 km von der Kantonshauptstadt Freiburg entfernt, in der Schweiz. Sie liegt in einer attraktiven, leicht hügeligen Landschaft, und ist östlich von der mäandrierenden Flusslandschaft der Saane begrenzt. Die Gemeinde erlebte in den letzten 30 Jahren eine rasante Bevölkerungszunahme, die charakteristisch für die Landflucht in den dörflichen Gemeinden ist, die in der Nähe von Großstädten liegen. Meist pendeln die Neueingezogenen zur Arbeit in die Stadt. Es entwickelte sich dadurch eine neue bauliche Situation im Dorf. Die Bauernhäuser und die neugebauten Einfamilienhäuser mischten sich, mit hinzugekommenen Schulen, Kindergärten und Supermärkten. Und somit veränderte sich auch die Identität des Ortes, die traditionell stark an Ort und Gemeinschaft verbunden war, die hinzugezogene Bevölkerung jedoch nicht einschloss. Die Gemeindeverwaltung benötigte durch die Zunahme der Einwohner mehr Platz für Verwaltung und Veranstaltung. Vor der Planung eines neuen Gemeindehauses waren die Büros in einem Schulhaus untergebracht, die öffentliche Veranstaltungen fanden in einem Restaurant statt. Vor diesem Hintergrund lobte die Gemeinde Corpataux-Magnedens einen Wettbewerb im Jahre 2003 aus für ein neues Gemeindehaus. Realisiert wird der Entwurf von den Architektengemeinschaft 2b architects und nb.arch. 124 You Jin Jang Identitätsstiftende Formensprache Die Architekten haben das Tuffstein als Identitätsstiftendes Material benutzt, welches in vielen Orten im Dorf zu entdecken ist. Das beige schimmernde Material zieht sich über das Dach und umhüllt das scharfkantige Gebäude. Das Bauwerk besitzt eine einfache Formsprache. Verbessertes kulturelles Angebot Im Erdgeschoss befinden sich sowohl die Gemeinde-verwaltungsräume als auch der grosse Saal, in dem Veranstaltungen statt finden. Im Untergeschoß befinden sich Luftschutzräume, welche in normalen Zuständen für weitere Veranstaltungen Platz bieten. Bezug zu anderen öffentlichen Einrichtungen Das Gemeindehaus ist an der Dorfs-Hauptstraße positioniert, wo die sonstigen öffentlichen Gebäude sich befinden wie eine Kirche, eine Dorfschule und ein Restaurant 125 Soziale Bezüge Bildung eines öffentlichen Platzes Das Gemeindehaus wurde abgerückt von der Staße, so daß vor dem Haus ein Dorfplatz mit einem Baum vorgesehen werden konnte. 126 127 soziale SozialeBezüge Bezüge Projekt: Sozialer Wohnungsbau Architekt: ELEMENTAL Projekt: Sozialer Wohnungsbau Bauzeit: ELEMENTAL Architekt: Umfang: 70 qm je We ( 36qm Initial+ Bauzeit: Umfang: 70 qm je We ( 36qm Initial+ 34 qm Erweiterung 34 qmIquique Erweiterung Ort: Ort: Iquique Expandierende ExpandierendeHäuser Häuser Elemental ist eine Initiative der UniElemental ist eine Initiative der Universiversidad Católica de Chile, der Hardad Católica de Chile, der Harvard Devard School, Design des School, desRockefeller Harvard sign Harvard Center und des chilenischen BauminisRockefeller Center und des chileterium mit dem Ziel der Entwicklung von nischen Bauministerium mit dem Ziel Wohnprojekten für sozial benachteiligte der Entwicklung von Wohnprojekten Menschen in Entwicklungsländern. Die chilenische betreibt seit Jahfür sozial Regierung benachteiligte Menschen rzehnten eine Wohnunggsbaupolitik, in Entwicklungsländern. Die chiledie eine Systematische Reduzierung nische Regierung betreibt seit Jahrdes Wohnungsbaudefizit bewirkt hat, zehnten eine Umsetzung Wohnunggsbaupolitik, aber an deren Kritik geübt wird. Die Initiative ELEMENTAL erarbedie eine Systematische Reduzierung itete eine Reihe von Rahmenbedingundes Wohnungsbaudefizit bewirkt hat, gen, die notwendig sind, um staatlich aber an deren Umsetzung Kritik gegeförderte Wohnbauten zu entwerfen, die Verlauf Zeit einELEMENTAL Mehrwert erübtimwird. Die der Initiative zeugen sollen undReihe somitvon zu einer guten erarbeitete eine RahmenInvestition für Familien und Regierunbedingungen, die notwendig um gen werden können. In Iquiquesind, standen staatlich Wohnbauten zu sie vor dergeförderte Herausforderung 100 Familien der Quinta Monroy derZeit selben entwerfen, die im Verlaufander ein Stelle anzusiedeln, welche sie seit mehr Mehrwert erzeugen sollen und somit als 30 Jahren sehr nah dem Stadtzenzu einer guten Investition Familien trum illegal besetzt hatten.für und von der und Regierungen werden können. In Nähe dessen Sozialen/Bildungseinrichtungen profitiert DerHerausgeringe Iquiquesie standen siehatten. vor der Betrag von US $7,500, welchen sie für forderung 100 Familien der Quinta das Grundstück, die Infrastruktur und Monroy an der gleichsam selben Stelle anzudie Architektur verwenden sollten, diesiehohen Grundstücksiedeln,sowie welche seit mehr als 30 skosten machten es notwendig nach Jahren sehr nah dem Stadtzentrum einer speziellen Lösung zu suchen. illegal besetzt hatten. und von der Nähe dessen Sozialen/Bildungseinrichtungen sie profitiert hatten. Der „We think that social housing should be seen as an in„We thinkand thatnot social housing should behad seentoas an investvestment as an expense. So we make that ment and not as an expense. So we had to make that the inithe initial subsidy can add value over time. All of us, when tial subsidy canexpect add value time. All us, when buying buying a house it toover increase its of value. But social a house expect it to increase its value. But social housing, housing, in an unacceptable proportion, is more similar to in an unacceptable proportion, is more similar to buy a car buy a car than to buy a house; every day, its value decrethan to buy a house; every day, its value decreases“ ases“ ELEMENTAL. ELEMENTAL. 128 geringe Betrag von US $7,500, welchen sie für das Grundstück, die Infrastruktur und die Architektur gleichsam verwenden sollten, sowie die hohen Grundstückskosten machten es notwendig nach einer speziellen Lösung zu suchen. MarkoZill Zill Marko Rohbau/Zeitfaktor Rohbau/Zeitfaktor Um mit dem geringen StartkapiUm dem geringen baute Startkatal mit zurechzukommen man pital zurechzukommen bauteder Anfangs nur einen Initialbau, man Anfangs nur einen Initialin seiner Ausstattung aber schon bau, der in seiner Ausstattung einen späteren Ausbau mit beaber schon einen späteren rücksichtigte. So waren Küche, Bad, Treppen und tragende Ausbau mit berücksichtigte. Wändedementsprechend dimenSo waren Küche, Bad, Treppen sioniert. und tragende Wändedementsprechend dimensioniert. kollektiver Raum Raum kollektiver Das Angebot von öffentlichen/ kollektiven ist eine weiDas AngebotRaum von öffentlichen/ ter starkes Anliegen einko kollektiven Raum ist eineum weiter mensschwache in ihstarkes Anliegen Familien um einkomre EntwicklungFamilien zu unterstützen mensschwache in ihre und sozialeszu Zusammenleben Entwicklung unterstützen zu fördern. bildete man kleiund soziales So Zusammenleben ne fördern. Nachbarschaften ihren zu So bildetemitman eigenen kleinen Bereichen kleine Nachbarschaften mit ih-und Zugängen, einen positiven ren eigenen was kleinen Bereichen Effekt auf die Sicherheit und Zugängen, was einenund po-die Sauberkeit sitiven Effekthat.. auf. die Sicher- heit und die Sauberkeit hat.. . expandierendes Haus expandierendes Haus Über die Jahre sollten die Bewohner ihre gestiegenen Über die durch Jahre sollten die Befinanzielle Mittel und Eigeninitiwohner durch ihre gestiegenen ative, ihrenMittel gefestigten Lebensfinanzielle und Eigenstandart auch Ausbau der initiative, ihren im gefestigten Erweiterungsflächen Lebensstandart auch ausdrücken im Auskönnen. nic vehem eribau der morture Erweiterungsflächen caus inam können. dingultum iactum ausdrücken morture quam ipse aericaus inam dinnic vehem gultum iactum quam ipse a 129 Soziale Soziale Bezüge Bezüge Projekt: Sozialwohnprojekt Projekt: Titel: Sozialwohnprojekt “cite Manifeste“ Titel: “cite Manifeste“ Architekt: Lacaton & Vassal Architekt: Lacaton & Vassal Bauzeit: 2005 Bauzeit: 2005 Umfang: 14 Wohnungen Umfang: 14 Wohnungen Ort: Mulhouse/ Frankreich Ort: Mulhouse/ Frankreich kostengünstiges Bauen „Our aim aimisistoto produce quality houses are,the forsame the „Our produce quality houses that that are, for price, larger than thethan standardized housing same considerably price, considerably larger the standardized usually with.To begin with,begin the creating of creating a structure housingmet usually met with.To with, the of and a cheap and effective simple enveloppe enables us to a structure and a cheap and effective simple enveloppe defi ne, on a maximum surface area and enables usthe to loft defiprinciple, ne, on the loft principle, a maximum volume with contrasting, complementary and surprising surface area and volume with contrasting, complemenspatial qualities.“ Lacaton& Vassal 130 tary and surprising spatial qualities.“ Lacaton& Vassal 1853 entstand im Mulhouse auf 1853 entstand im Mulhouse auf InitiativeInitiative der vom Industriellen der vom gegründeten“ Industriellen Societè moulhoussienne des Citès ougegründeten“ vrièrs“ (SOMCO)Societè die erste Arbeitersiedlungmoulhoussienne in Frankreich. des ZumCitès 150 ouvrièrs“ jährigen Jubiläum der SOMCO sollte ein Projekt (SOMCO) erste Arbeitersiedlung initiert werde,diewelches der Siedlung wieder etwas Lebensqualität zurückin Frankreich. Zum 150 jährigen gibt und gleichzeitig Fragen des sozJubiläum der SOMCO sollte ein ialen Wohnungsbaus innovativ behandelt. Um als Beispiel zu gelten sollten Projekt initiert werde, welches der die Fünf Architektenteams anhand von Siedlung wieder etwas Lebensqualität fünf Wohnblocks den Beweis antreten, dass dies auch innerhalb des engen zurückgibt und gleichzeitig Fragen des Rahmen des Geförderten Wohnungssozialen Wohnungsbaus innovativ baus möglich ist. Für den Rest hatte behandelt. Um als Beispiel zu gelten man freie Hand. Nouvel Entwirft den Plan der „Cite“. Auf einer Seite ordnet sollten die Fünf Architektenteams er vier parallele Wohnblöcke an, die die anhand Siedlung von fünf verlängern Wohnblocks historische und den auf derBeweis anderenantreten, Seite Schützt ein Bau die „ dass dies auch Cité“. .Flexibilität, Komfort, Bezug nach innerhalb des Erhaltungskosten, engen Rahmen Außen, günstige sind einige Werte, welche die Projekte des Geförderten Wohnungsbaus von Lacaton&Vassal Auszeichnen. Ein möglich eingeschränktes ist. Für den Rest Vokabular hatte man bewusst anfreie Techniken und Materialien, Hand. Nouvel Entwirft denderen Plan Qualität, Leistung und Kosten kontrollider sind, „Cite“. Auf eineresSeite er erbar ermöglicht ihnenordnet Häuser in vier einem beeindruckenden parallele Wohnblöcke Kostenan, die Quadratmeter-Verhältnis zu errichten. historische verlängern In die Moulhouse war Siedlung es ihre Aufgabe ein Wohnblock mit anderen 14 Wohneinheiten auf und auf der Seite Schützt einer Parzelle von nur 65 x 25 Metern ein Bau die „ Cité“. .Flexibilität, zu errichten. Sie bedienten sich im Erdgeschoss an Fertigbauteilen, um Komfort, Bezug nach Außen, darauf, leicht verstärkte Wintergärten günstige Erhaltungskosten, sind mit eigener Klimaregeltechnik zu seteinige dieOberflächenProjekte von zen. StetsWerte, solltenwelche bessere materialien verwendet werden. Mit relaLacaton&Vassal Auszeichnen. Ein tiv geringem Aufwand schaffen sie eine bewusst eingeschränktes Vokabular Verdopplung der Wohnfläche, sowie unterschiedliche räumliche Qualitäten. an Techniken und Materialien, Die Freiheit ein Möbel frei im Grunderen Qualität, Leistunggilt und Kosten driss bewegen zu können, ihnen als größter Luxus. sind, ermöglicht es ihnen kontrollierbar Häuser in einem beeindruckenden Marko Zill Fertigbauteile Fertigbauteile Vor ErdVor Ort Ort errichteten errichtetensie siedas das Erdgeschoss aus vorgefertigten geschoss aus vorgefertigten SteSteher undBalken Balken auf siesie her und aufwelche welche die Bodenplatte aus Stahlbeton die Bodenplatte aus Stahlbeton legten. legten. Die Dievorgefertigten vorgefertigtenDe-Deckenplattenelemente ckenplattenelemente mit mitKernKerndämmung werden von vier Stütdämmung werden von vier Stützenreihen zenreihen mit mitlängs längslaufenden laufenden Unterzügen diese Unterzügengetragen. getragen.Auf Auf diese Dachkonstruktion setzten Dachkonstruktion setzten siesiedrei drei gewächshäuser gewächshäuser mit mit einereiner Höhe Höhe von 4.20 m, umlaufend vervon 4.20 m, umlaufend verkleikleidet Polykarbonatplatten. det mitmit Polykarbonatplatten. Raumtiefe/Raumteilung Raumtiefe/Raumteilung Jenach nachAnforderungen Anforderungen werden Je werden im Rohbau die Wohnungen im Rohbau die Wohnungen in in Grundrissevon vonZweiZwei-bisbisFünf Fünf Grundrisse Zimmer eingeteilt. Dicke GipZimmer eingeteilt. Dicke Gipswände und Steinwolle dienen wände und Steinwolle dienen alsals Trennwände. Die DieWohnungen Wohnungen Trennwände. werden ineinander verschachwerden ineinander verschachtelt. Zimmer im Erdgeschoss telt. Zimmer im Erdgeschoss undund Wohnzimmer im im ersten erstenStock Stock Wohnzimmer oder umgekehrt. Eine Wendeloder umgekehrt. Eine Wendeltreppe verbindet verbindetbeide beideEtagen. Etagen. treppe Fast alle Wohnungen reichen Fast alle Wohnungen reichen über die gesamte Tiefe von über die gesamte Tiefe von 20 m. 20 Meter. Raumqualitäten Raumqualitäten Es sehr tiefe tiefeLofts Loftsmit Es entstehen entstehen sehr mit wenigen Innenwänden und wenigen Innenwänden und eine eine weitgehend freie Raumaweitgehend freie Raumanordnordnung. Die Garage im Nor- ist nung. Die Garage im Norden den ist so dimensioniert, so dimensioniert, dass siedass auch sie auchweiteres als ein Zimmer weiteresfungiere Zimals ein mer kann. Der im Win-Sükann.fungiere Der Wintergarten tergarten im Süden erweitert den erweitert die Wohnfläche in die in Das den Ausden Wohnfläche Aussenraum. Erdgesenraum. Das Erdgeschoss bilschoss bil 131 Soziale Bezüge Projekt: Idea Stores Titel: Öffentliche Bildungseinrichtung Architekt: Adjaye Associates Bauzeit: 2004 ~ 2012 Ort: London, GB Bildungskonsum 132 Das zentral im Osten Londons gelegene Stadtgebiet Tower Hamlets zählt zu einem der ärmsten Stadtviertel der Hauptstadt. Es bestehen extreme Klüfte zwischen den nebeneinander liegenden Stadtteilen bezüglich Wohlstand, Arbeitsmarkt-situation und Lebensbedingungen. Ausgehend von der Annahme, dass lebenslanges Lernen unabdingbar für eine erfolgreiche Beteiligung am sozialen und beruflichen Leben ist, wurden Lösungsstrategien hinsichtlich der Frage diskutiert, wie die Attraktivität und Nutzung der vorhandenen Bildungseinrichtungen gesteigert werden können. Zu den primären Zielen zählen die Schaffung attraktiver Erwachsenenbildung, die Verbesserung der Jobchancen durch Weiterbildung und die Gewährleistung von Informationszugängen für alle Bevölkerungsschichten. Aus diesen Grundüberlegungen entstand das Konzept Idea Store: eine Kombination aus public library, lifelong learning und Internetcafé, in dem Bildung niedrig schwellig zur Verfügung gestellt wird. Die Angebotmischung soll die notwendigen Synergieeffekte schaffen, um einer Chancengleichheit näher zu kommen. Erste Trends zeigen den Erfolg des Konzepts der Idea Stores: Täglich nutzen etwa 1800 „Bildungs-Kunden“ die Angebote einer Filiale - Tendenz steigend. Bis Ende 2008 werden alle zwölf öffentliche Bibliotheken sowie sieben Erwachsenenbildungseinrichtungen des Bezirks geschlossen und durch sieben Idea Stores ersetzt. Aufgrund dieses Erfolges stößt das Projekt auch international auf Interesse; erste Ansätze der Adaption des Konzepts wurden unternommen. Jakub Barczak Umfeldanalyse 2001 initiierte die Bezirksverwaltung eine große Meinungsumfrage:” Unter welchen Umständen würden Sie die Bibliothek (mehr) nutzen?” Für die Zielgruppe spielt die Kombinierbarkeit eines Biblio-theksbesuches mit anderen Tätigkeiten wie Einkaufen eine große Rolle. Ferner wurde eine Verbesserung der Angebote und des Services gewünscht. Die Feldforschungen werden regelmäßig weiter betrieben. Zielgruppengerechte Animierung Die Idea Stores bieten neben diversen Kursen freien Internetzugang, Cafés vor allem auch Angebote für Kinder und Jungendliche zwecks früher „Kundenbindung“. Durch die architektonische Umsetzung des Konzepts wird der Besucher auch auf die verschieden anderen Angebote aufmerksam gemacht, um somit sein Interesse zu wecken und zur Nutzung anzuregen. Strategische Standortwahl Durch die Platzierung aller Idea Stores in unmittelbarer Nähe zu Einkaufszentren, Wochenmärkten oder großen Supermärkten profitieren sie von der zahlreichen Laufkundschaft. Die Filiale Whitechapel hat z.B. einen direkten Zugang zum SainsburyParkplatz. 133 Soziale Ortsbezüge Win-Win-Situation Waren die Idea Stores zunächst auf den Einzelhandel als Attraktion angewiesen, haben sie sich nach kurzer Zeit selbst als „Publikumsmagnet“ etabliert. Durch Kundschaft- und Imagegewinn profitieren nun in Wechselwirkung auch die Geschäfte der Nachbarschaft. Große Handelsketten haben daher bereitwillig einen Hauptteil der Finanzierung in Form von privatem Sponsoring übernommen. Niedrige Schwelle Das Motto „free & easy“ impliziert die barrierefreie Zugänglichkeit, lange Öffnungszeiten sowie leichte Nutzungsmodalitäten, die vor allem der Zielgruppe den unkomplizierten Einstieg ermöglichen. Im Eingangsbereich befindet sich als erste Anlaufstelle ein helpdesk. Durch Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen findet eine stadtweite Vernetzung statt. Idea Store als Marke Die Idea Stores werden als Marke und der Besucher als Bildungskonsument präsentiert. Spezielle architektonische, formale und ästhetische Gestaltungsprinzipien werden auf alle Filialen übertragen und sorgen so für eine Corporate Identity mit Wiedererkennungswert. 134 135 Soziale Ortsbezüge Projekt: Radialsystem V Titel: Privatwirtschaftl. Kulturstätte Architekt: Gerhard Spangenberg Bauzeit: 2004 - 2006 Ort: Berlin, D Unabhängiges Kunstforum 136 Das ehemalige Pumpwerk aus dem 19. Jahrhundert an der Berliner Holzmarktstraße wurde nach Plänen von Gerhard Spangenberg umgebaut und am 9. September 2006 passen-derweise unter dem historischen Namen „Radialsystem V“ als Zentrum für experiementelle Künste eröffnet. Die privatwirtschaftliche Initiative für das Projekt ging von Folkert Uhde und Jochen Sandig aus. Beide sind in der Kunst- und Kulturszene be-kannt und haben schon durch frühere Kulturprojekten auf sich aufmerksam gemacht. Sie hatten das Bedürfnis nach einem flexiblen, unkomplizierten, freien Ort für den Kunstbetrieb: zum einen sollte er den Anforderungen der frei produzierenden, perfekt vernetzten und international agierenden Künstler entsprechen und gleichzeitig ein aufgeschlossenes Publikum anziehen. Als Forum für Tanz, Oper, Konzert, Modeschauen, Clubszene, Kongresse sowie private Veranstaltungen soll das „Radialsystem V“ zu der neuen Adresse abseits des etablierten Kulturbetriebs in Berlin werden. Der Multifunktionsbau bietet neben zwei großen Hauptveranstaltungsälen, vier Studios, eine große Loggia, Lounge, Restaurant sowie zahlreiche Nebenflächen und Produktionsbüros. Die Besonderheit des Radialsystems als “new space for the arts in berlin” liegt nicht nur in der multifunktionalen und interdisziplinär ausgelegten Gebäudenutzung, sondern vor allem in der architektonischen Umsetzung der zugrundeliegenden Konzeptidee im Gebäude: “Das Haus ist der Star.” (Zitat: Jochen Uhde) Jakub Barczak Innerer und äußerer Dialog Dahinter verbirgt sich die Idee verschiedene Genres der Kunst aufeinander treffen zu lassen und zu vereinen, damit dadurch etwas Neuartiges, Kreatives entsteht. Gleichermaßen steht das Objekt als wiederbelebte Industrieruine als Landmark in besonderem Dialog mit seiner Umgebung. Begegnungsstätte Die Räumlichkeiten bleiben leer, mobil und flexibel. Die genaue Kenntnis der lokalen Kunstund Kulturszene und deren Bedürfnisse ist Grundvoraussetzung für das Etablieren einer einmaligen Begegnungs- und Kunststätte. Als kreatives Zentrum stellt es ein attraktives Forum im “toten Winkel” dreier Bezirke dar. Aufwertung des Quartiers Das Radialsystem V hat eine Katalysatorfunktion für das neue innerstädtische „Media Spree“-Areal, wo sich neben großen Kulturindustrien (MTV, Universal) auch kleinere Produktionsfirmen, Architekturbüros etc. ansiedeln. Im 1. Jahr wurden 55000 Besucher von den insgesamt 300 Veranstaltungen angezogen. Somit profitiert das Areal von der kulturellen Nutzung und erlebt eine ablesbare Aufwertung. 137 Soziale Bezüge Projekt: Wohnpark Neue Donau Architekt: Harry Seidler Bauzeit: 1996-1999 Ort: Wien Lebensqualität Wien ist seit 90 Jahren Vorreiter und Entwickler des sozialen Wohnungsbaus. In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstand ein international beachtetes Reformwerk, dem geschichtliche und soziale Gründe vorausgingen. In Kleinstwohnungen ohne WC und Wasser wohnten nicht selten bis zu 10 Personen. Daher begann der Stadtrat von Wien, Land anzukaufen, Baumaterial bereitzustellen und professionelle Hilfe bei Baumaßnahmen anzubieten. Die GESIBA wurde gegründet, ein stadteigenes Siedlungsamt. Genossenschaften bildeten sich und im weiteren Verlauf eigene Werkstätten. Die Wohnungsanlagen der Genossenschaften sollten „Herz und Hirn“ einer Siedlung werden, soziale und kulturelle Einrichtungen waren ein wichtiger Bestandteil. Wohnpark neue Donau Die Anlage Wohnpark neue Donau besteht aus ca. 500 Wohneinheiten. Ein Kindergarten mit vier Gruppen ist direkt in die Wohnanlage integriert. Das untere Geschoß wurde abgesenkt, um den Bau nicht zur Sichtbarriere zwischen Wohnblock und Donau zu machen. An der Reichsbrücke wurde ein Kino-und Eventcenter für 3000 Personen angesiedelt. 138 Simon Wimmer Städtische Planung Nach einer städtischen Planungsstudie sollte das Bauland 6000qm Büro, 850 Wohnungen, eine Mehrzweckhalle und 1500 Stellplätze bereitstellen. Die Bebauungsstudie sah eine blockartige Struktur mit mehren Innenhöfen vor. Den meisten Wohnungen blieb der Blick zur Donau damit verwehrt. Blickbezüge Harry Seidler wandelt diesen Bebauungsplan radikal ab. Durch die Schrägstellung der Blöcke ermöglichte er den Bewohnern den Blick auf die Donau oder den Wiener Wald im Rücken. Balkone in jeder Wohnung gesatteten die direkte Anteilnahme an der Wohnanlage und dem Blick auf die Stadt Wien. Die zur Donau abfallenden Wohnblöcke wurden am Dach mit terassierten Dachgeschoßwohnungen versehen. Soziale Mischung Hochwertige Ausstattung soll nicht nur den ökonomischen Gedanken der Instandhaltung berücksichtigen, sondern auch soziale Differenzen verhindern. Um die Bildung von Sozialgehettos zu vermeiden werden unterstützte und nicht-geförderte Wohnungen in gleichem Maß vergeben. 139 Soziale Bezüge Maximale Überbauung der Autobahn Der Winkel, den die Gebäude zur Straße einnehmen, gestattete dem Architekten die Überbauung der Autobahn, die somit komplett aus dem Gesichtsfeld der Bewohner gerückt wurde, als auch eine höhere Geschoßzahl, da das Gewicht über die Träger besser verteilt werden konnte. Die achtspurige Donauufer-Autobahn wurde von drei Meter hohen Ortsbetonträgern mit einer maximalen Spannweite von 27 Metern im Abstand von drei Metern überbrückt. Das gesamte Areal ist verkehrsfrei, die Erschließung erfolgt über die dreigeschoßige Tiefgarage mit direkter Anbindung an die Autobahn, sowie eine U-Bahnlinie in direkter Nähe zu den Häusern. 140 Simon Wimmer 141 Soziale Bezüge Projekt: Sargfabrik Architekt: BKK2 Bauzeit: 1994-1996 Ort: Wien Partizipation Zitat: „...große Städte vermögen schon in der kapitalistischen Gesellschaft ein tüchtiges Stück sozialistischer Arbeit leisten. Eine sozialdemokratische Gemeinderatsmehrheit kann auch im kapitalistischen Staat zeigen, welch schöpferische Kraft dem Sozialismus inne wohnt..“ 142 Um einen Wohnungsverband aus verschiedenen Lebensmodellen, kulturellen Elementen und unterschiedlichen Alters ins Leben zu rufen, beschloßen eine Gruppe von Leuten, den „Verein für integrative Lebensgestaltung“ zu gründen. Der Verein realisierte Im 14. Wiener Gemeindebezirk ein Wohnprojekt wie ein „Dorf in der Stadt“. Bewohner Zur Zeit leben in den insgesamt 112 Wohneinheiten etwa 150 Erwachsene, sowie 60 Kinder und Jugendliche. Platz finden zur Zeit u.a. eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft des Amtes für Jugend und Familie der Stadt Wien, 7 Heimplätze in Einzelwohneinheiten bzw. einer Wohngemeinschaft für Behinderte und 6 Wohneinheiten für kurzfristigen Wohnbedarf als befristete Mietverhältnisse Die Liegenschaft wurde vom Verein für 13 Millionen Schilling erworben und mit dem Wohnheim bebaut. Die Front des Wohnhauses an der Matznergasse blieb dabei zwar erhalten, aber dahinter entstand eine äußerst dichte, städtische und sehr signifikante Bebauung, die durch Laubengänge erschlossen ist und mehrere unterschiedlich aufgefasste Freibereiche umfasst. Simon Wimmer Organisation Der VIL ist Grundeigentümer, Bauherr, Betreiber der Wohnanlage und Vermieter. Durch die Wahl der Rechtsform „Wohnheim“ konnten spezielle Förderungen der Stadt Wien in Anspruch genommen werden. Die Vereinsmitglieder sind die NutzerInnen der Wohnungen, ihre Rechte und Pflichten sind in einem internen Vertrag geregelt, ähnlich einer Genossenschaft. Teilnahme Die Mitglieder übernehmen einen Grund- und Eigenmittelanteil, die laufende Rückzahlung des Wohnbaudarlehens und die anteiligen Betriebskosten. Bei Auszug fällt die Wohnung an den Verein zurück. Wichtige Entscheidungen , über Statuten, Geschäftsordnung, Leitbild, Jahresarbeitsprogramm, Budget, werden 2x jährlich in den Generalversammlungen des Vereins getroffen. Intelligente Nutzung Um die Zuschüße der Stadt Wien und des Landes Österreich für den Neubau nutzen zu können, wurde das Projekt „Sargfabrik“ als Wohnheim deklariert. 143 Soziale Bezüge Integration Ein wichtiger Punkt in der Funktionsweise der Sargfabrik ist dieIntegration von beeinträchtigten Menschen und anderen sozial benachteiligten Gruppen. Auch auf die Mischung hinsichtlich Alter und Herkunft wird aus sozialen Gründen sehr viel Wert gelegt. Das Gemeinschaftsleben wird durch das Betreiben eines kulturellen Zentrums, Badehaus, Kindergarten und Restaurant unterstützt. 144 Bauweise In der Kombination von Stahlbeton, Leichtbauweise und öffenbaren Zwischenmauern bietet der Wohnungsverband sehr flexibel gestaltbare Räume, auf einer zweigeschoßigen Grundeinheit von rund 45 m2, der sog. Box, die nur durch den Versorgungsschacht und die Treppe determiniert und beliebig addierbar ist. Jeder Box ist außerdem ein bestimmtes Maß an individuellem Freiraum in Form eines Balkons zugeordnet. Große Glasfronten mit Südorientierung machen die z.T. 4,5 m hohen Wohnräume hell und transparent. Die Sargfabrik setzt auch architektonisch neue Maßstäbe unter ökologischen Gesichtspunkten durch optimierten Energieverbrauch, Ökostrom, Kompostierung und solare Warmwasserbereitung 145 literaturverzeichnis Kulturbunker Frankfurt Main / Deutschland: keine Angaben Alvéole U14 - Boot-Bunker Saint Nazair / Frankreich: keine Angaben Wohnungsbau Bytom / Polen: keine Angaben Museum Las Palmas: keine Angaben Umbau und Sanierung 1 http://www.aff-architekten.com/channel/home.html; DETAIL – Zeitschrift für Architektur und Baudetail, Serie 2008 -2 (Grundrisse, Schnitt, Bild vom Einbaus des Körpers) Umbau und Sanierung 1 http:// hildundk.de; Zeitschrift „Bausubstanz ARCHITEKTUR“; September 2000; S. 81 - 21 Dozosanmuseum 1 Doris Kleinlein: Eine Kirche für die Kunst, Bauwelt, 39, 2007, S.18-27 2 Elisabeth Plessen: Vom Fügen und Feilen. Deutsche Bauzeitung, 02.03.2008, S. 49-51 3 www.arwelo.info/zitate.htm, 21.06.2008 4 www.erzbistum-koeln.de, 22.04.2008 5 www.kolumba.de, 22.04.2008 Wohnungsbau 1 Isabella Marboe: Ein Statement in der Dachzone. Der Standard, 29.11.2003 2 www.lutter.at/buero/index.htm, 23.04.2008 3 www.nextroom.at, 23.04.2008 Hängebrücke 1 Arioli, Mathias: Fast eine Himmelsleiter In: werk, bauen und wohnen 03/06, S. 4-7 2 http://www.nextroom.at/, Zugriff am 20.04.2008 3 http://www.traversinersteg.ch/, Zugriff am 22.04.2008 4 http://www.kulturraum-viamala.ch/Ecomuseum/KultIngbautenBrueckenTraversina_II_Einstieg.htm, Zugriff am 22.04.2008 bearbeitet) Schutzhütte 1 http://de.wikipedia.org/wiki/Schiestlhaus, Zugriff am 24.04.08 2 http://www.schiestlhaus.at/, Zugriff am 24.04.08 3 http://www.nextroom.at/, Zugriff am 24.04.08 4 http://www.nachhaltigwirtschaften.at/nw_pdf/0655_schiestlhaus.pdf Punt da Suransus 1 30 Bridges, Matthew Wells; London, Laurence King Publishing Ltd.; 2002; ISBN 1 85669 217 5 Plashet Grove School Bridge 1 30 Bridges, Matthew Wells; London, Laurence King Publishing Ltd.; 2002; ISBN 1 85669 217 5 Detail Zeitschrift für Architektur und Baudetail; B 2772; ISSN 0011-9571; Juli- August Serie 2001/5; Seite 864-867 Wohnhaus Aachen / Deutschland: keine Angaben Wohnen in der Calle Carme Barcelona / Spanien: keine Angaben 146 Atelierhaus 1 http://www.beton.org/sixcms_4/sixcms/detail.php?object_id=12&area_ id=2771&id=339205 2 deutsche bauzeitung, 3|2008 Mono ohne –tonie 3 www.bardill.ch 4 http://www.e-architect.co.uk 5 http://materialicio.us/2008/03/11/atelier-bardill-valerio-olgiati/ architektur, Nr. 2 März 2008 / www.architektur-online.com Wohn- und Bürogebäude 1 http://www.koelnarchitektur.de/pages/de/architekturfuehrer/76.legal_illegal.htm 2 http://www.manuelherz.com 3 http://picasaweb.google.com/MarijeKamphuijs/Exursie2008Wenen bauhandwerk 6/2004, S. 26-32 „Baulücke in Köln“ 147 Impressum Brandenburgisch Technische Universität Cottbus Fakultät II Architektur, Bauingenieurwesen, Stadtplanung Konzept: Lehrstuhl für Entwerfen, Gebäudekunde und Raumgestaltung Prof. Dr. h.c. Jörg Kühn Norbert Kling Richard Knoll Henri Praeger Julia Zillich Gestaltung: Tino Müller Design_Lab Kontakt: www.tu-cottbus.de [email protected] [email protected] 148 149 NEUES BAUEN! ist eine Schriftenreihe des Lehrstuhls für Entwerfen, Gebäudekunde & Raumgestaltung Prof. Dr. h.c. Jörg Kühn Fakultät II - Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung 150