Grenchen 22 az | Montag, 20. Juni 2011 Komödie, Klamauk und eine Prise Tiefsinn Freilichtspiel Die Premiere von «Ich glaub, mich tritt ein Pferd» riss das Publikum zu Beifallsstürmen hin VON GUNDI KLEMM Zwei höchst vergnügliche Stunden voller kurzweiliger Spielfreude und szenischer Überraschungen am laufenden Band schenkte das Team der Freilichtspiele 2011 seinem Publikum, das sich frenetisch klatschend bedankte. Die Uraufführung von «Ich glaub, mich tritt ein Pferd», für die Iris Minder als Autorin und Regisseurin verantwortlich zeichnet, glückte in allen Bereichen. Vorab hielt das Wetter, das zwar dramatisch drohte -– aber anders als die Zuschauenden auf der gedeckten Tribüne – keine Freudentränen weinte. Zudem waren alle rund 50 Mitwirkenden, die am Bühnengeschehen im Grenchner Eichholz beteiligt sind, prächtig in Form, was dem gesamten temporeichen Ablauf mit ausgefeilter Situationskomik und pointierten Dialogen bestens zustatten kam. Wildwestromantik Der Stoff «City West» greift fast märchenhaft Klischees einer mit alten, thematisch passenden deutschsprachigen Schlagern verwobenen Wildwestromantik auf, die von einer gewollt chaotisch agierenden Schauspielertruppe zu einem Theater im Theater verarbeitet wird. Man wird Zeuge einer fast katastrophal verlaufenden Bühnenprobe, bei der Turbulenzen und Probleme ohne Ende entstehen. Der angeblich eigens aus Hollywood nach Grenchen heimgekehrte Regisseur (Roland Favre mit passend nasal angliziertem Hochdeutsch und tuntigem Getue) ist dem immer wieder aufbrandenden Durcheinander nur mit verabreichtem Baldrian und häufigem Wechsel der Optik sprich: Brillenfarbe gewachsen. Immer ereignet sich irgendetwas Unvorhergesehenes. Mal galoppiert ein Cowgirl (Irene Keller) auf realem Pferderücken zur Es ist viel los im «Wilden Westen» Grenchens: Gangsterinnen überfallen den Saloon. Unzeit über die Bühne, mal fühlen sich die Darsteller unverstanden, verabscheuen ihre Rollen und entwickeln untereinander heftige Neidgefühle. Ein anderes Mal mischt sich die Immer wieder ereignet sich irgendetwas Unvorhergesehenes. Ehefrau (Bea Corti) eines Mitspielers aus dem Publikum ein und gibt ihren Senf dazu. Oder der Bühnenbauer (Beat Jeannerat) stört die Handlung. In diesem herrlichen Wildwuchs gedeihen aber ebenso nuancenreiche Charaktere, wie etwa Barbetreiber Balduin (Benj Obrecht), der delikat den alternden Beau gibt. Kita Teddybär wurde 20 Jubiläum Die private Kindertagesstätte Teddybär feierte ihr 20-jähriges Bestehen. In Zusammenarbeit mit dem Lindenhaus Ludothek - Stadtbibliothek und dem Bücherhaus Lüthi fand am Standort «altes Spital» ein Fest der Begegnung statt. VON KASPAR HAUPT Der Teddybär ist ein Symbol der Geborgenheit. Doch dahinter steht auch ein sozialer Aspekt. Die Kinder sollen ihre Persönlichkeit im Zusammensein mit anderen Kindern in der Krippe und Erwachsenen entwickeln und entfalten, und damit die Möglichkeit erhalten, sich zu entwickeln und zu verantwortungsbewussten Menschen heranwachsen. Dieser Grundgedanke stand 1991 im Vordergrund, und das ist auch heute nach 20 Jahren noch so. Die Kita Teddybär nimmt Kinder von 3 bis 4 Monaten bis zur Schulreife auf. Kein Tag ist wie der andere. Die Kinder dürfen ihrer Fantasie und Kreativität freien Die Kinder dürfen ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf lassen und ihren Bewegungsdrang voll ausleben. Lauf lassen und ihren Bewegungsdrang voll ausleben. Das war auch am Jubiläumstag nicht anders. Ein Spielparcours mit Glücksfischen und Ballonwettbewerb liess ein buntes Treiben zu. Etwas Ruhe fand man dann in der Märchenstunde mit Bri- Naschereien für die Kleinsten. KHG gitte Stettler von der Stadtbibliothek. Für das Jubiläumsfest hatte man eine Zahl plastisch ansehnliche Kunstwerke geschaffen. Die Versteigerung der Kunstgegenstände durch den Magier Orsani bildete dann den Abschluss eines fröhlichen Festes. Hinter der privaten Kindertagesstätte steht der Krippenverein Teddybär. Er wird von der Stadt Grenchen, der Einwohnergemeinde Bettlach und der Solothurner Spitäler AG unterstützt. Im Januar 2009 erhielt die Kita Teddybär erneut die Betriebsbewilligung im Sinne des Solothurnischen Pflegekinderkonzeptes durch das Amt für soziale Sicherheit, Abteilung Familie. Neun ausgewiesene Fachfrauen und zwei Assistentinnen stehen unter der Leitung von Monica Zoss. Als private Institution ist man sehr flexibel und ist ganzjährig geöffnet. Ums Seelenheil aller und insbesondere um das von Frau Jones (Felisa del Rio) und ihrer Tochter Daisy (Stephanie Zeni) kämpft Pfarrer Seligmann (Kari Amsler) lautstark aber mit fieser, doppelbödiger Moral. Ganz wichtig fürs Geschehen ist Mildred (Maria Dobler), die als Seherin die Zusammenhänge von Himmel und Erde erkennt. Schutz von Mutter Erde Mit gleicher Weisheit hat Iris Minder den alten Häuptling Scharfes Messer (Edi Fiechter) ausgestattet, wenn er angetan mit würdigem Federschmuck handlungsführend zum Schutz von Mutter Erde wie auch zu Frieden und Versöhnung aufruft. Wesentlich ist die Rolle des «Gold-Suchers» Sam (Köbi Schnurrenberger), der mit seinem Fund Gier und Hab- OM sucht in der Gemeinschaft weckt. Davon angelockt zaubern die «Vier Gangsterinnen» (Pia Schild, Sara Nüsslein, Lilian Jeannerat, Meret Orgis) eine wunderbar grotesk auftretende Frauen-Gang auf die Bühne, die die vielen gesehenen Wildwest-Filmschinken parodiert und vor wilder Keilerei nicht zurückschreckt. Köstliches Fingerspitzengefühl hat Minder bewiesen, indem sie die komische Figur des stark und breitbeinig auftretenden Sheriffs «Little Joe» mit dem Jugendlichen Tom Muster und die Aufgabe des Regieassistenten Dominique mit dem jungen Dario Lupi besetzte. Prall und sinnlich geht es im Saloon mit echter Pendeltür zu, wo die Bordellmutter Maggie (Heidi Huggenberger) und ihre aufgedonnerten «Dirnen» (Esther Haudenschild, Christine Cslovjecsek) die Gäste mit ihren Reizen verwöhnen. Hier ersäuft Cowboy Jimmy (Tobias Neuhaus) seine stete Traurigkeit, die sich an der für ihn unerreichbaren Indianerin «Süsse Maus» (Jana Cslovjecsek) entzündet. Schliesslich bleibt es aber nicht nur beim gemeinsamen nostalgischen Ritt in den Sonnenuntergang, sondern es kommt zum «Happy End». Inmitten der genussvollen bühnenhandwerklichen Einfälle klingen auch leisere, weisere Töne an, wenn etwa die Indianerfamilie (Marc Ghezzi, Lisa Haudenschild, Sandra Huggenberger) sogar auf Indianisch die «Patscha Mama» anrufen, den Raubbau an der Erde beklagen und auf mehr Rücksicht gegenüber der Natur hoffen. Zu ganz grosser Form läuft Elsbeth als zuerst blasses «Mädchen für alles» (Rosmarie Schwab) auf, als sie in Vertretung des Regisseurs die müde gewordene Bühnentruppe nochmals zu einem kraftvollen Engagement anstachelt. Und ganz zum Schluss deckt das Stück noch ein Geheimnis auf, das hier aber nicht verraten sei. Grenchner Antwort Das gesamte Ensemble wirkte an der ersten Aufführung sehr homogen, die (verstärkte) Sprache überwiegend gut verständlich. Ausleuchtung nebst Musikeinspielungen im weiträumigen Bühnenbild von Marc Reist, Adrian Cslovjecsek und fünfköpfiger Bautruppe gelangen perfekt. Urs Wirth hatte als Präsident des Vereins Freilichtspiele Grenchen die Premierengäste begrüsst und den Titel «Ich glaub, mich tritt ein Pferd» – eigentlich ein Ausruf des Erstaunens, der aus Norddeutschland stammt – als heitere Grenchner Antwort auf den skandinavischen stehenden Satz «Ich glaub, mich knutscht ein Elch» bezeichnet. Weitere 14 Aufführungen bis 16. Juli; Vorverkauf www.freilichtspiele-grenchen.ch Happy Sommer Classics mit dem Stadtorchester Parktheater Sehr abwechslungsreich und spielfreudig, mit einem auserlesenen Programm gestaltete das Stadtorchester Grenchen unter der Leitung von Daniel Polentarutti im Foyer des Parktheaters die Serenade. Involviert waren auch Schülerinnen und Schüler der Musikschule Grenchen. Die Mitwirkung der Ballettschule Barbara Bernard verlieh dem unterhaltsamen Abend einen Hauch von Sommernachtstraum. Die vier Jahreszeiten gehören wohl zu Antonio Vivaldis bekanntesten Werken. Mit «La Primavera – der Frühling» aus dem viersätzigen Werk eröffnete das Stadtorchester den Satz, der aus zwei kurzen Abschnitten besteht, die jeweils im Piano wiederholt werden. Ein Trio Violinen stellt das Durcheinanderzwitschern verschiedener Vogelarten sehr plastisch dar. Das Murmeln der Quellen und sanfte Winde werden moduliert, bis plötzlich ein Frühlingssturm ausbricht mit Donner im ganzen Orchester und hochvirtuosen Blitzen der Solovioline (Ruwen Kronenberg). Der zweite Satz spielt auf die barocke Tradition der Schäferdichtung an und porträtiert Anmutig tanzten sich sechs junge Damen in die Herzen des Publikums. einen schlafenden Hirten. Die Geigen verursachen dabei ein Blätter- und Gräserrauschen. Der Schlusssatz endet in einem ländlichen Tanz. In Paris 1779 schrieb Wolfgang Amadeus Mozart die Ballettmusik «Les Petit Riens». Anmutig und voller Eleganz tanzten sich sechs junge Damen der Ballettschule Barbara Bernard mit den drei episodischen Szenen in die Herzen des Publikums. Der zweite Konzertteil begann mit der Surprise des Cello-Ensembles. Das Publikum bekam zwei Evergreens in Perfektion zu hören: «der kleine grüne Kaktus» und «Veronika, der Lenz ist da». Von Ference Farkas spielte das Stadtorchester die an ungarische Tänze erinnernde «Partita all’ungaresca». Das Orchester spielte lebendig und einfühlsam und war bemüht, Tradition und Moderne in Einklang zu bringen. Zum Schluss der absolute Höhepunkt: «Die Kindersinfonie». Neben dem Orchester waren die Kinderstimmen durch Kuckuck, Rätsche, Trommel, Tröte und Nachtigall von Kindern der Musikschule besetzt. (KHG) Dem Regen getrotzt FELIX GERBER Die SWG hatten nicht zu viel versprochen und machten ihr Jubiläumsfest «100 Jahre Gasversorgung Grenchen» zu einem tollen Anlass. Rund 500 Leute, Familien mit Kindern, besuchten am Samstag das Festgelände und liessen sich einerseits verwöhnen, aber auch informieren. Nebst Kletterwand für die Kids und anderen Attraktionen, gab es viel Historisches zu sehen und interessante Informationen zur modernen Anlage und deren Unterhalt. Im Bild zum Beispiel erklärt ein Mitarbeiter der SWG den Besucherinnen und Besuchern die Art und Weise, wie Gaslecks aufgespürt und behoben werden. (OM)