K O L B E N H Ö F E - We i te r h i n O t te n s e n ENTWURFSIDEE Die Vielfalt des Stadtteils Ottensen prägt auch das neue Quartier Kolbenhöfe: In Maßstab, Struktur und Nutzung bestimmt nicht das Gleichmaß das Bild sondern Varianz und Differenzierung. Die vorhandenen postindustriellen Strukturen werden dort wo sinnvoll erhalten, teilweise in Ihrem Zustand belassen, teilweise hochwertig saniert und mit passenden Neubauten zu einem atmosphärischen, charakterstarken Städtebau verdichtet. Die bestehende Struktur der Gebäude, des Gebäudemaßstabes sowie der Gebäudeausrichtung werden sensibel weiterentwickelt. Ebenso wird der Aussenraum, insbesondere der zentrale Platz, aus dem Bestehenden generiert und neu qualifiziert. Altbestand und Neubauten mischen und ergänzen sich zu einer spezifischen Einheit. Trotz ausreichender Freiräume ist auch ein Dichte zu spüren, die dem Quartier einen städtischen, Ottensen adäquaten Charakter gibt. STÄDTEBAULICHE STRUKTUR Die linear Nord-Süd ausgerichtete Struktur der großen Bestandshallen wird durch die ergänzenden Stadtbausteine aufgenommen. Individuell ausgeprägte, durchlässige Hofsituationen positionieren sich an den und um die Bestandsgebäude. Der bereits vorhandene zentrale Platz wird zum öffentlichen Zentrum „Kolbenhofterrassen“ weiter entwickelt. Die linear Nord-Süd orientierten Hallen 6 und 7 prägen die Grundstruktur. Eine westliche Spange entwickelt sich in südlicher Verlängerung der Halle 7 und reicht bis zur Friedensallee. Im Osten ersetzt eine ebenfalls Nord-Süd ausgerichtete Neubauspange die Hallen 1 bis 4. Vor der Halle 6 wird der bereits vorhandene zentrale Platz erhalten, neu geordnet und gefasst und gibt somit weiterhin dem Quartier eine Mitte und Identität. Einzelne Quartiere im Quartier sind jeweils als „Höfe“ ausgebildet und positionieren sich in unterschiedlichem Maß und Öffnung zum öffentlichen Raum. Grundlage des Entwurfes ist eine strassenfassende Baustruktur (Blockrand), dies jedoch in großzügig perforierter Ausprägung mit einem Akzent auf individueller Ausprägung und Durchlässigkeit zur Förderung des nachbarschaftlichen Zusammenkommens. GEBÄUDETYPOLOGIE Gemäß der Leitidee der Vielfalt sind unterschiedlichste Gebäudetypologien vorgesehen, die sich im Stadtbild zu einer spannungsvollen Einheit ergänzen. Mehrgeschossiger Wohnungsbau wechselt sich mit Stadthäusern und einem solitärhaften Hochpunkt ab, alles jedoch in eine ordnende Blockstruktur eingebunden. Flexible Baustrukturen in Skelettbauweise im Atelier- und Gewerbebereich bieten breite Nutzungsmöglichkeiten. GEBÄUDEBESTAND Die vitalste Altbaustruktur wird erhalten und mit neuen Nutzungsideen wieder zu Leben erweckt. Hierbei werden unterschiedliche Konzepte angewandt, von einer „Sanierung light“ bis zu einer bautechnischen und energetischen Vollsanierung. Ergänzende Neubauten ertüchtigen die Altbauten („Atelierwelten plus Wohnen“ an Halle 6). Die hier als erhaltenswert definierten Altbauten sind als für das Quartier stadtbildprägende Gebäude zu erhalten. Ein Teil der Altbaustruktur wird erhalten und erhält eine „Sanierung light“. Diese Gebäude werden wieder funktionstüchtig hergerichtet, erhalten jedoch keine Sanierung nach gültigen Energieeinsparstandards und werden nicht in einen Neubauzustand versetzt. (Halle 7/ ehemalige Verwaltung). Hier können weiterhin sehr günstige Mieten angesetzt werden und die momentanen Zwischennutzer auf dem Gelände können u.a. hier ein neues Zuhause finden. Auch das störende Gewerbe soll hier untergebracht werden. Ein anderer Teil wird erhalten, erhält jedoch eine hochwertige Sanierung („Sanierung intensiv“) und kann entsprechend auch höherwertig vermietet werden. (Halle 6 / Magazin). Diese Gebäude erhalten als „Tuning“ Gebäude zur Seite gestellt, die die Bestandsgebäude in der Nutzbarkeit und Vermarktbarkeit flexibler machen. So können in der Halle 6 großmaßstäblichen „Jochen“ mit voller Geschosshöhe als Event-, oder Präsentationsräumen, Atelierflächen im Anbau („Atelierwelt plus Wohnen“) zugeordnet werden. Am Kopf der Halle 6 an der Kolbenhofterrasse ist eine Eventfläche kombiniert mit einer Gastronomie vorstellbar. Hier soll in Zukunft das Kurzfilmfestival stattfinden in prägnanten Innen- und Aussenräumen. NUTZUNGSVERTEILUNG Schematisch abstrahiert entwickelt sich die Nutzungsverteilung von einem Gewerbeschwerpunkt im Nordwesten des Gebietes (Halle 7) fließend linear zu einem Wohnungsbauschwerpunkt im Süden und Westen des Areals. Auf dem Weg werden verschiedenste Mischungen von Wohnen und Gewerbe realisiert. Das störende Gewerbe wird konsequent in Halle 7 im Schlagschatten des Hochhauses Euler Hermes angesiedelt. Hier kann ein Gewerbegebiet ausgewiesen werden. Für den Fall der Neuentwicklung des Gebietes Euler Hermes mit Wohnungsbau sind im Westen der Halle 7 ein Grünbereich als Lärmpuffer und das Konzept der Lärmabgewandten Seite zu berücksichtigen. Grundsätzlich sind die gewerblichen Nutzungen im nördlichen Bereich und die Wohnnutzungen im südlichen Bereich bis an die Friedensallee konzentriert. Konform den Vorgaben und der Idee der Mischung und Vielfalt sind die Grenzen jedoch nicht klar sondern weich und verschwimmend. FREIRAUM UND GRÜNRAUM In das Quartier sind zahlreiche Teilräume (Höfe) implantiert, die jeweils individuell auf die städtebauliche Situation und die Nutzungssituation reagieren. Sie sind untereinander verbunden und nie hermetisch, so dass ein hoher Grad an Durchlässigkeit im Quartier entsteht. Die einzelnen Höfe sind konform ihrer Nutzung unterschiedlich intensiv begrünt, im Wohnmilieu intensiver, in der gewerblichen Nutzung reduzierter. Die intensiv begrünten Wohnhöfe sind öffentlich zugänglich. Im östlichen Bereich bildet die Quartierswiese einen informellen Entspannungsbereich. Zwischen den Quartieren sind kleine Pocketparks auch als Puffer zwischen unterschiedlichen Nutzungen angeordnet. Die „Gewerbe-Piazza“ an der Langseite der Hallen 6 und 7 sind als intensiv genutzter Anlieferbereich für Gewerbebetriebe vorgesehen. Der zentrale Platz die „Kolbenhofterrasse“ ist als multifunktionale Fläche geplant. Hier sollen Quartiersevents, Märkte und Veranstaltungen stattfinden können. ERSCHLIESSUNG Prinzipiell soll das Quartier möglichst autoarm organisiert werden. Bis auf wenige oberirdische Stellplätze ist der ruhende Verkehr in mehreren baufeldzugeordneten Tiefgaragen untergebracht. Die Haupterschliessung von der Friedensallee findet bewusst IM Quartier statt und nicht NEBEN dem Quartier im Westen. Nutzung und Materialisierung der Wege soll im Sinne eines „shared space“ erfolgen. Die Haupterschliessung führt von der Friedensallee in das Quartier. Ein Nahversorgungsbereich mit Stellplätzen befindet sich gleich zu Beginn. Im Falle einer Neuentwicklung des Bereiches Euler Hermes würde die Haupterschliessung in Richtung Westen das Gebiet wieder verlassen. Die Wegeverbindung führt weiter durch den Gewerbebereich bis zum nordöstlich gelegene Atelierhof. Die hier im „Ottenser Hinterhof“ gelegenen Ateliers und Boardinghouse werden so erschlossen. Dieser zentrale Weg erschliesst auf dem Weg alle Tiefgaragen des Quartiers. Auch der aus den Tiefgaragen zurücklaufende Verkehr findet über diese Strasse statt Der Bereich Kolbenhofterrasse und Ateliergasse ist nur Müll- und Rettungsfahrzeugen zugänglich. Sowohl Carsharing- als auch Bikesharing-Systeme sollen angeboten werden und Teil des Verkehrskonzeptes werden. ERSCHEINUNGSBILD / ARCHITEKTUR In den Neubauten wird das Material roter Ziegel in vielen Varianten aufgenommen. Weiterhin erscheint eine konstruktive Architektur in Anlehnung an die in den Fassaden der Altbauten sichtbaren Betonkonstruktionen. Eine klare einfache Anmutung korrespondiert mit der repetitiven, pragmatischen Industriearchitektur der Bestandshallen. ENERGETISCHES KONZEPT / NACHHALTIGKEIT Lokale Energieversorgung. Individuelle Nachhaltige Gebäudekonzepte. Nutzung der Dachflächen für Photovoltaik und Solarthermie. REALISIERUNGSETAPPEN Als erster Schritt erfährt die Halle 7 eine „Sanierung light“, nach der die verbliebenen gewerblichen Zwischennutzer in diese Halle umziehen können. Folgend werden die nördlichen minderwertigen Bestandshallen abgebrochen und beide Blöcke des Baufeldes B realisiert. Die vorhandene Strasse kann weiter genutzt werden. Im zweiten Schritt wird die Halle 6 saniert und ergänzt, sowie die neue Haupterschliessung realisiert und das Baufeld C erstellt. Im dritten und letzten Schritt wird die Halle 1 -4 abgebrochen und durch Neubauten ersetzt.