Persönlichkeitsstörungen

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Persönlichkeitsstörungen
Systematik der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Dr. phil. Dipl.-Psych. Alisha Rosenthal
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie
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Inhalt und Gliederung
Allgemeine Gesichtspunkte zum Thema Persönlichkeitsstörungen
1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Therapie und Verlauf
Borderline Störungen
1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Klinik und Diagnostik
3.Ätiologie
4.Therapie und Verlauf
Persönlichkeitsstörungen
18. 04. 2017
Dr. A. Rosenthal
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Inhalt und Gliederung
Allgemeine Gesichtspunkte zum Thema Persönlichkeitsstörungen
1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Therapie und Verlauf
Borderline Störungen
1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Klinik und Diagnostik
3.Ätiologie
4.Therapie und Verlauf
Persönlichkeitsstörungen
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1. Definition
• Psychopathologie des Erwachsenenalters : Lehre der „Psychopathien“,
bzw. „Charakterstörungen“, späterer Begriff der
Persönlichkeitsstörungen
• tief verwurzelte („tiefgreifende“), anhaltende Verhaltensmuster
• starre Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale
Lebenslagen
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1. Definition
Menschen mit Persönlichkeitsstörungen zeigen deutliche
Normabweichungen hinsichtlich
• Wahrnehmung
• Denken
• Fühlen
• Verhaltens- und Interpretationsmustern in interpersonellen
Beziehungen
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1. Definition
Kriterien von Verhaltensmustern bei Persönlichkeitsstörungen:
•
•
•
•
•
Stabilität
betreffen vielfältige Verhaltensbereiche
betreffen vielfältige psychische Funktionen
gehen oft (aber nicht immer) mit subjektivem Leiden einher
Störungen sozialer Funktionen
Kontroverse Diskussionen bezüglich Definition und Konzept; zudem
fehlen klare Konzepte einer „normalen“ Persönlichkeit.
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1. Definition
• Diagnosekriterien gelten nicht unbedingt für das Kindes- und
Jugendalter (Bsp. asthenische Persönlichkeitsstörung)
• Diagnosestellung in Ausnahmefällen im Jugendalter (v.a. emotionalinstabile Persönlichkeitsstörung, dissoziale Persönlichkeitsstörung)
• Entwicklung: offener, unabgeschlossener und interaktiver Prozess als
Widerspruch zur Sichtweise von Störungen als Ergebnis einer fixierten
und statischen Struktur
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1. Klassifikation
• Störungen des Kindesalters als potentielle
entwicklungspsychopathologische Vorläufer für spätere
Auffälligkeiten
• Bsp.: dissoziale Störungen des Kindesalters und antisoziale
Persönlichkeitsstörung des Erwachsenenalters
• ab dem Jugendalter gefühlsarme Persönlichkeitszüge bei einer
Untergruppe dissozialer Jugendlicher beobachtbar (callousunemotional traits)
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1. Klassifikation
Kriterien
• Unausgeglichenheit in Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle, Wahrnehmung,
Denken, Beziehungen
• Verhaltensmuster andauernd und gleichförmig
• tiefgreifend und in vielen persönlichen und sozialen Situationen unpassend
• Beginn der Entwicklung im Jugendalter möglich, Manifestation im
Erwachsenenalter
• deutliches subjektives Leiden möglich
• meist deutliche Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit
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1. Klassifikation
Cluster A - Persönlichkeitsstörungen (sonderbar, exzentrisch)
Prävalenz 5,7 %
•ICD-10: paranoide PS
schizoide PS
•DSM-5: paranoide PS
schizoide PS
schizotype PS
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1. Klassifikation
Paranoide Persönlichkeitsstörung (F60.0)
• Übertriebene Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung
• Neigung zu ständigem Groll wegen der Weigerung Beleidigungen oder
Missachtungen zu verzeihen
• Misstrauen und eine Neigung, Erlebtes zu verdrehen (als feindlich / verächtlich
missgedeutet)
• streitsüchtiges, beharrliches, situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen
Rechten
• häufiges Misstrauen ggb. der Treue des Ehe- und Sexualpartners
• Tendenz zu überhöhtem Selbstwertgefühl, ständige Selbstbezogenheit
• Gedanken an „Verschwörungen“ als Erklärung für Ereignisse in nächster
Umgebung
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1. Klassifikation
Schizoide Persönlichkeitsstörung (F60.1)
• wenige oder überhaupt keine Tätigkeiten bereiten Vergnügen
• emotionale Kühle, Distanziertheit oder flache Affektivität
• geringe Fähigkeit, warme, zärtliche Gefühle oder auch Ärger zu zeigen
•
•
•
•
•
•
anscheinende Gleichgültigkeit ggb. Lob und Kritik
wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit einer anderen Person
„Einzelgängerische“ Beschäftigungen
Phantasien und Introvertiertheit
Mangel an engen Freunden und vertrauensvollen Bezugspersonen
deutlich mangelndes Erkennen und Befolgen sozialer Konventionen
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1. Klassifikation
Schizotype Persönlichkeitsstörung nach DSM-5
• Beziehungsideen (jedoch kein Beziehungswahn)
• seltsame Überzeugungen oder magische Denkinhalte, die das Verhalten
beeinflussen und nicht mit den Normen der jeweiligen subkulturellen Gruppen
übereinstimmen ( wie z.B. Glaube an Telepathie)
• ungewöhnliche Wahrnehmungserfahrungen einschließlich körperbezogener
Illusionen
• seltsame Denk- und Sprechweisen (vage , umständlich, metaphorisch, übergenau,
stereotyp)
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1. Klassifikation
Fortsetzung Schizotype Persönlichkeitsstörung nach DSM-5
•
•
•
•
•
Argwohn und paranoide Vorstellungen
inadäquater oder eingeschränkter Affekt
Verhalten oder äußere Erscheinung sind seltsam, exzentrisch oder merkwürdig
Mangel an engen Freunden oder Vertrauten außer Verwandten ersten Grades
ausgeprägte soziale Angst, die nicht mit zunehmender Vertrautheit abnimmt und
die eher mit paranoiden Vorstellungen zusammenhängt
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1. Klassifikation
Cluster B- Persönlichkeitsstörungen (dramatisch, emotional)
Prävalenz 1,5 %
•ICD-10: dissoziale PS
emotional instabile PS (impulsiver Typ und Borderline-Typ)
histrionische PS
•DSM-5: antisoziale PS
Borderline-PS
histrionische PS
narzisstische PS
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1. Klassifikation
Dissoziale Persönlichkeitsstörung (F60.2)
• herzloses Unbeteiligtsein ggb. den Gefühlen anderer
• Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Verpflichtungen und
Regeln
• Unvermögen zur Beibehaltung längerfristiger Beziehungen
• geringe Frustrationstoleranz, niedrige Schwelle für Aggressivität
• Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein und Lernen aus Erfahrung, bzw.
Bestrafung
• Neigung andere zu beschuldigen oder vordergründig Rationalisierung für das
eigene Verhalten anzubieten
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1. Klassifikation
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (F60.3)
impulsiver Typ (F60.30)
•
•
•
•
•
Streit / Konflikte v.a. bei Tadel oder Unterbindung impulsiver Verhaltensweisen
Tendenz, impulsiv zu handeln ohne Berücksichtigung von Konsequenzen
Ausbrüche intensiven Ärgers
Verminderte Fähigkeit zum Belohnungsaufschub
Instabile bzw. launische Stimmung
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1. Klassifikation
Borderline-Typ (F60.32): zusätzlich mind. 2 aus
• Unklarheit, bzw. Störung des Selbstbilds, der Ziele, der inneren Präferenzen
(einschl. der sexuellen)
• chronisches Gefühl innerer Leere
• Neigung zu intensiven, aber instabilen Beziehungen
• Emotionale Krisen mit übermäßiger Anstrengung nicht verlassen zu werden
• häufig Suiziddrohungen und selbstverletzendes Verhalten
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1. Klassifikation
Histrionische Persönlichkeitsstörung (F60.4)
•
•
•
•
•
•
Dramatisierung bzgl. der eigenen Person, theatralisches Verhalten
Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch andere
oberflächliche und labile Affekte
Andauernde Suche nach Aufregung, Anerkennung und im Mittelpunkt zu stehen
unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten
übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität
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1. Klassifikation
Narzisstische Persönlichkeitsstörung (F60.80 – im Anhang!)
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Größengefühl in Bezug auf eigene Bedeutung
Phantasien über unbegrenzten Erfolg, Macht, ideale Liebe
Überzeugung, „besonders“ und „einmalig“ zu sein
Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung
Ansprungshaltung
Ausnutzen zwischenmenschlicher Beziehungen zur Erreichung eigener Ziele
Mangel an Empathie
Neid
Arroganz bzw. hochmütige Verhaltensweisen
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1. Klassifikation
Cluster C- Persönlichkeitsstörungen (ängstlich, vermeidend)
Prävalenz 6 %
•ICD-10: anankastische (zwanghafte) PS
ängstliche (vermeidende) PS
abhängige PS
•DSM-5: vermeidend-selbstunsichere PS
dependente PS
zwanghafte PS
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1. Klassifikation
Anankastische Persönlichkeitsstörung (F60.5)
•
•
•
•
•
übermäßiger Zweifel und Vorsicht
ständige Beschäftigung mit Regeln, Details, Listen, Ordnung, Plänen
Perfektionismus, der Fertigstellung von Aufgaben behindert
übermäßige Gewissenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit
Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung von Vergnügen und
zwischenmenschl. Beziehungen
• übermäßige Pedanterie und Befolgung von Konventionen
• Rigidität, Eigensinn
• unbegründetes Bestehen auf Unterordnung anderer unter eigene Gewohnheiten
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1. Klassifikation
Ängstlich (vermeidende) Persönlichkeitsstörung (F60.6)
•
•
•
•
•
•
andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Besorgtheit
Überzeugung, selbst sozial unbeholfen, unattraktiv, minderwertig zu sein
Sorge, in sozialen Situationen abgelehnt und kritisiert zu werden
persönliche Kontakte nur, wenn Sicherheit besteht, gemocht zu werden
eingeschränkter Lebensstil wg. Bedürfnis nach körperlicher Sicherheit
Vermeidung sozialer und beruflicher Aktivitäten mit intensivem interpersonellem
Kontakt aus Furcht vor Kritik, Ablehnung, Missbilligung
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1. Klassifikation
Abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung (F60.7)
• bei Lebensentscheidungen wird an Hilfe anderer appelliert, bzw. diese sogar den
anderen überlassen
• Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderer, Nachgiebigkeit
• mangelnde Bereitschaft zur Äußerung angemessener Ansprüche ggb. Personen,
zu denen eine Abhängigkeit besteht
• unbehagliches Gefühl beim Alleinsein aus Angst, nicht für sich alleine sorgen zu
können
• Furcht verlassen zu werden aus Angst nicht für sich selbst sorgen zu können
• eingeschränkte Fähigkeit Alltagsentscheidungen zu treffen
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Inhalt und Gliederung
Allgemeine Gesichtspunkte zum Thema Persönlichkeitsstörungen
1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Therapie und Verlauf
Borderline Störungen
1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Klinik und Diagnostik
3.Ätiologie
4.Therapie und Verlauf
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2. Therapie
Persönlichkeitsstörungen
• traditionell als therapeutisch nur begrenzt korrigierbar betrachtet (aber nicht
unveränderbar!)
• Empfehlung: multimodaler Therapieansatz
• Psycho- und Verhaltenstherapie
• begleitende Eltern- und Familienberatung
• (Medikation)
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2. Therapie
Psychotherapie
• Mögliche Ziele einer tiefenpsychologisch orientierten Psychotherapie: z.B.
Entwicklung von Möglichkeiten der Realitätsprüfung, Aufbau reiferer
Abwehrmechanismen, Therapeut kann als „Hilfs-Ich“ dienen
• Verhaltenstherapeutisch orientierte Psychotherapie: v.a. kognitive
Umstrukturierung, Verhaltensexperimente
• Komplementäre Beziehungsgestaltung (Sachse et al., 2010, 2011, 2012)
• Psychopharmaka je nach Zielsymptom (Antidepressiva, Neuroleptika)
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2. Therapie
• Schematherapeutischer Ansatz am Beispiel der Borderline-PS
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2. Verlauf
• Prognostisch günstiger sind mglw. längerfristige Therapien unter
Einschluss von pädagogisch-institutionellen Maßnahmen
• PS mit Diagnosestellung im Jugendalter: im jungen Erwachsenenalter
erhöhte Prävalenzraten für Angststörungen, affektive Störungen,
disruptive Störungen (Gewalt, Delinquenz), Suizidalität und
Substanzmissbrauch
• Hohe Wahrscheinlichkeit der Beibehaltung der PS im
Erwachsenenalter (trotz tendenzieller Abnahme)
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Allgemeine Gesichtspunkte zum Thema Persönlichkeitsstörungen
1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Therapie und Verlauf
Borderline Störungen
1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Klinik und Diagnostik
3.Ätiologie
4.Therapie und Verlauf
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D. Wenzler
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1. Definition
• Konzept der Borderline-Störungen ursprünglich aus der
Psychoanalyse
• Grenzbereich zwischen „Neurose“ und „Psychose“
• Defizite in der Entwicklung adäquater, stabiler Funktionen im Bereich
der Impulskontrolle, Affektmodulation, Aufmerksamkeit, Kognitionen
und Objektbeziehungen
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1. Klassifikation
Für Jugendliche sechs Gruppen von Symptomen
•
•
•
•
•
•
intensive, zugleich aber gestörte interpersonale Beziehungen
Störungen des Realitätssinnes (Denkstörung)
ausgeprägte frei flottierende Angst
impulsives Verhalten
neurotiforme Symptome
ungleichmäßige oder gestörte Entwicklung
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1. Häufigkeit
Schätzungen für Prävalenzraten von 0,4-2 % in der erwachsenen
Allgemeinbevölkerung
Die geschätzte Prävalenz bei Jugendlichen liegt bei 0,9 %
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Inhalt und Gliederung
Allgemeine Gesichtspunkte zum Thema Persönlichkeitsstörungen
1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Therapie und Verlauf
Borderline Störungen
1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Klinik und Diagnostik
3.Ätiologie
4.Therapie und Verlauf
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2. Klinik und Diagnostik
Kardinalsymptome
• instabile Stimmung und Beziehungsgestaltung, impulsives Verhalten (z.B. auch
weglaufen)
• Jugendliche zeigen Beziehungsinstabilität eher in Beziehungen zu Eltern und
Freunden mit heftigen und rapiden Wechseln der Beziehungsqualität
• Selbstverletzung mit oder ohne suizidale Motive (häufig Befreiung von Angst,
Verstimmung, Gereiztheit, Anspannung; „Spannungsabbau“)
• Identitätskonfusion (teils provokatives, teils regressives Verhalten)
Typisch: Bild einer jungen Frau, die instabile Beziehungen führt, ausgeprägte
Stimmungswechsel zeigt, sich selbst verletzt, ausgeprägtes Selbstwertdefizit,
instabiles Selbstbild
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2. Klinik und Diagnostik
Anmerkungen:
• selbstverletzendes Verhalten ist unter Jugendlichen häufig zu finden (ohne dass
Kriterien für beginnende BPS erfüllt sind)
• Oft begleitend Konzentrationsprobleme, Schulleistungsprobleme
• Komorbiditäten: Angststörung, Depressionen, PTBS, Substanzmissbrauch,
Essstörungen
• Differentialdiagnosen: antisoziale PS, hyperkinetische Störungen, bipolare
Störung (v.a. mit rapid cycling)
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2. Klinik und Diagnostik
In Anamnese häufig
• Hinweise auf gestörte frühkindliche Bindungen und Vernachlässigung (körperlich,
emotional)
• schwere Abweichungen des Elternverhaltens (Modell, double bind)
• Misshandlung, sexueller Missbrauch
• broken homes
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1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Therapie und Verlauf
Borderline Störungen
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2.Klinik und Diagnostik
3.Ätiologie
4.Therapie und Verlauf
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3. Ätiologie
Konzept nur unzulänglich aufgeklärt, mögliche Faktoren:
• in vielen Theorien traumatische Erfahrungen (Misshandlung, Vernachlässigung,
sexueller Missbrauch) im Fokus
• unvorhersagbares, nicht antizipierbares Verhalten im Umfeld
• negative Mutter-Kind-Interaktion (z.B. teils bedrängende Verhaltensweisen der
Mutter führt zu heftigen Affekten beim Kind, Inkonsistenz im Verhalten)
• Invalidierendes Umfeld (Bsp.: Schmerz – „Ach, das tut doch gar nicht weh“; Angst
– „das kann doch nicht sein, dass Dir das Angst macht“)
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1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit
2.Therapie und Verlauf
Borderline Störungen
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2.Klinik und Diagnostik
3.Ätiologie
4.Therapie und Verlauf
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4. Therapie
• Behandlung von Jugendlichen mit Borderline-Störungen ist aufwändig
und schwierig: intensiver und kohärenter Ansatz erforderlich
• Behandlung meist institutionell, d. h. in voll- und teilstationären
Einrichtungen
• Grund: Jugendliche Patienten benötigen einen stark kontrollierenden
Rahmen aufgrund ihrer Kontrolldefizite einschließlich
Selbstverletzung und Suizidalität
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4. Therapie
• unter den psychotherapeutischen Ansätzen hat sich die dialektische
Verhaltenstherapie als erfolgsversprechendes Interventionsverfahren
durchgesetzt
• DBT (dialektisch-behaviorale Therapie) von Marsha M. Linehan
• DBT-A für das Jugendalter adaptiert
• als einzige Intervention empirisch validiert
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4. Therapie
Die dialektische Verhaltenstherapie (DBT)
• Annahme: gestörte Affektregulation als Primärproblem
• Schwierigkeiten der Beziehungsgestaltung, der Verhaltenskontrolle, der
Regulation des Selbstwertgefühls und der Kognition als Konsequenz dieses
Primärproblems
• Ziel: Synthese bzw. Integration von Veränderungen der Probleme und Akzeptanz
vorhandener Anteile in der Person
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4. Therapie
Die dialektische Verhaltenstherapie (DBT)
• Einüben von Problemlösestrategien für Verhalten
• Identifikation der Aspekte des Verhaltens, der Emotionen und Kognitionen und
Validierung angemessener Reaktionen auf die aktuelle Situation
• Teamorientierung
• Einbeziehung der Familie zur Unterstützung der therapeutischen Ziele
• (vereinzelt Psychopharmakotherapie supportiv)
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4. Therapie
Das DBT-A Behandlungsprogramm (Alter 13-19) ist multimodal und
multifunktional und schließt 5 Funktionen ein:
• Verbesserung von Fertigkeiten durch Training (meist in der Gruppe)
• Steigerung der Motivation (meist in Einzeltherapie)
• Generalisierung (z. B. durch Coaching über Telefon, Fallmanagement, trainierte
Familienmitglieder)
• Ausbau der therapeutischen Fertigkeiten und Motivation (Teamsupervision,
Anwendungskontrolle)
• Strukturierung des Umfelds (z. B. Familiensitzungen)
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4. Therapie
Das DBT-A Programm beinhaltet folgende Themengebiete:
•
•
•
•
•
Achtsamkeit
Stresstoleranz
Emotionsregulation
Zwischenmenschliche Fertigkeiten
„Walking the Middle Path“
Bisher ungenügend randomisierte, kontrollierte Studien,
mittlere Effektstärken erkennbar (Zielvariablen: suizidales und selbst verletzendes
Verhalten, hospitalisationsförderndes Verhalten)
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4. Therapie
Unterschiede zum Erwachsenenprogramm:
• Therapeutenseitig mehr Verantwortung für Jugendliche, v.a. wichtig beim
Telefoncoaching: z.B. Jugendliche dürfen auch nach selbstverletzendem Verhalten
anrufen, Erwachsene Patienten nicht
• Kürzere Therapiedauer (Einzeltherapie 6 Monate, Skillstraining 16 Wochen)
• Mehr Einbezug der Eltern
• Zusätzliches Modul „Walking the Middle Path“ (den goldenen Mittelweg finden)
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4. Verlauf
• sehr wechselhaft und mit großer Varianz
• Verfügbarkeit von Therapieangeboten begrenzt
• prognostisch günstig: konstante ambulante Therapie, konstante
Beziehung zu mindestens einem Mitglied der Familie
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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