DFB-Akademie und Zentrale in Frankfurt am Main 08/2015 PDF

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36 – 8/2015
4/0 Akademie und Zentrale Deutscher Fußball-Bund in Frankfurt am Main
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Akademie und Zentrale Deutscher Fußball-Bund in Frankfurt am Main
German Football Federation (DFB) Academy and Headquarters in Frankfurt am Main
Auslober / Organizer
Deutscher Fußball-Bund e.V., Frankfurt am Main
Koordination / Coordination
C4C | competence for competitions
achatzi dahms GbR, Berlin
Wettbewerbsart / Type of Competition
Nicht offener, zweiphasiger Realisierungswettbewerb gemäß RPW § 3 mit vorgeschaltetem
EWR-offenen Bewerbungsverfahren zur Auswahl von 30 Teilnehmern
Teilnehmer / Participant
Arbeitsgemeinschaften aus Architekten
und Landschaftsarchitekten
Beteiligung / Participation
1. Phase: 30 Teilnehmer aus 213 Bewerbungen
2. Phase: 10 Arbeiten
Termine / Schedule
Bewerbungsschluss
31. 10. 2014
Abgabetermin Pläne 1. Phase
09. 01. 2015
Abgabetermin Modell 1. Phase
19. 01. 2015
Preisgerichtssitzung 1. Phase
09. 02. 2015
Abgabetermin Pläne 2. Phase
09. 04. 2015
Abgabetermin Modell 2. Phase
24. 04. 2015
Preisgerichtssitzung 2. Phase
18. 05. 2015
Bekanntgabe Ergebnis
Anfang Juli 2015
Fachpreisrichter / Jury
Prof. Ulrike Lauber, Berlin/München (Vors.)
Guido Hager, Zürich
Arthur Numrich, Berlin
Amandus Sattler, München
Prof. Zvonko Turkali, Frankfurt am Main
Prof. Tobias Wulf, Stuttgart
Stellv.: Stefan Bernard, Berlin
Ute Schneider, Zürich
Sachpreisrichter
Oliver Bierhoff, DFB e.V.
Olaf Cunitz, Bgm., Stadt Frankfurt am Main
Peter Feldmann, OB, Stadt Frankfurt am Main
Reinhard Grindel, DVB e.V.
Wolfgang Niersbach, DVB e.V.
Helmut Sandrock, DVB e.V.
Stellv.: Rosemarie Heilig, Stadträtin Frankfurt/M.
Hansi Flick, DFB e.V.
Markus Frank, Stadtrat Frankfurt am Main
Stefan Hans, DFB e.V.
Dr. Rainer Koch, DFB e.V.
Modellfotos
C4C | competence for competitions
achatzi dahms GbR, Berlin
1. Preis / 1st Prize kadawittfeldarchitektur GmbH, Aachen
greenbox Landschaftsarchitekten, Köln
1. Preis / 1st Prize (€ 38.000,–)
kadawittfeldarchitektur GmbH, Aachen
Gerhard Wittfeld · Kilian Kada
Mitarbeit: Yusra Salman · Tim Witte
Gustav Ibing · Sascha Thomas
Andrea Blaschke · Vera Huhn
Markus Schöps · Tobias Kleinschmidt
Jonas David · Tarke Amir
L.Arch.: greenbox Landschaftsarchitekten, Köln
TGA: Ing.-Büro Hausladen GmbH, Kirchheim
Brandschutz: hhpBerlin GmbH, Braunschweig
Statik: WSK Ingenieure GmbH, Berlin
2. Preis/ 2nd Prize (€ 28.000,–)
MGF Architekten GmbH
Mahler · Günster · Fuchs, Stuttgart
Armin Günster · Hartmut Fuchs
Jan Kliebe · Josef Hämmerl
L.Arch.: Jetter Landschaftsarchitekten, Stuttgart
Mitarbeit: Andreea Porosnicu · Tim Fügemann
Jonas Faber · Lukas Pauli · Ege Baki
3. Preis/ 3rd Prize (€ 19.000,–)
schulz & schulz architekten GmbH, Leipzig
Ansgar Schulz · Benedikt Schulz
Mitarbeit: Hannes Pohlmann · Raphael Hilz
Masafumi Oshiro
L.Arch.: ST raum a. Ges. von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin
Tragwerk: Seeberger · Friedl Planungsges.
mbH, München
Fassade: Priedemann Fassadenberatung
GmbH, Großbeeren/Berlin
Brandschutz: Brandschutz Consult
Ing.-Ges. mbH, Leipzig
Energie: ee concept GmbH, Darmstadt
4. Preis/ 4th Prize (€ 10.000,–)
agps Marc Angélil · Sarah Graham
Manuel Scholl, Zürich
Mitarbeit: Matêj Draslar · Lena Paul
Andreas Frößler · Maged El Sadek
Frederick Kim
L.Arch.: Gnüchtel · Triebswetter
Landschaftsarchitekten GbR, Düsseldorf/Kassel
Fachber. Transsolar Energietechnik, Stuttgart
Fachber.: CL MAP GmbH, München
Preisgerichtsempfehlung /
Recommendation by the Jury
Das Preisgericht empfiehlt einstimmig die Verfasser der Arbeit des 1. Preises mit den in der
Auslobung in Aussicht gestellten Leistungen zur
Realisierung des Bauvorhabens zu beauftragen.
Wettbewerbsaufgabe
Der Deutsche Fußball-Bund möchte einen bedeutenden Schritt zur weiteren Entwicklung des
Spitzenfußballs in Deutschland tun – und damit
die Zukunft des Fußballs in der Spitze wie in der
Breite sichern. Mit einer DFB-Akademie sollen
Aus- und Fortbildungs- sowie Trainingsangebote für die Leistungsträger des Fußballs, also
den Fußballspielerinnen und -spielern, den Fußball-Lehrern und den Schiedsrichtern sowie den
Fußballmanagern geboten werden.
Die Akademie umfasst alle hierzu erforderlichen
Einrichtungen, vor allem Sporteinrichtungen
wie Trainingsfelder, Fitnesseinrichtungen, Sporthallen, Schulungsräume, und Übernachtungsangebote. Außerdem werden dort Sportwissenschaftler, Mediziner und viele andere Fußballexperten zusammen kommen, um ihr Wissen
und ihre Kompetenzen nicht nur im Trainingsbetrieb einzubringen sondern auch weiter zu entwickeln.
Nach umfangreicher Überprüfung verschiedenster Standortoptionen hat die Stadt Frankfurt am
Main den idealen Standort für die Akademie
angeboten. Das Gelände der heutigen Galopprennbahn ermöglicht es, zentrale Einrichtungen
des DFB perfekt an einem Ort zusammen zu
bringen. Dort, in Frankfurt Niederrad, sollen
zukünftig neben der Akademie auch die Zentrale mit ihren organisatorischen Aufgaben, das
Pressezentrum sowie die logistischen und weiteren Nutzungen ein neues Zuhause finden.
Das Raumprogramm gliedert sich in folgende
Bereiche:
Allgemeine Bereiche
4.384,9 m2
Akademie
6.087,9 m2
Zentralverwaltung
3.760,5 m2
Services
3.204,0 m2
Competition assignment
As an important step for the development of
German football, the DFB decided to build an
academy that will offer training programs for
football players, teachers, referees and managers. The academy comprises all necessary
facilities, such as training pitches, fitness
centres, sports halls, accommodation etc.
Various football experts will share their knowledge creating synergies. The DFB was offered
the site of the city’s racecourse, where it will be
able to optimize all processes in one venue.
Beside the academy the DFB will locate its headquarters as well. General areas 4.384,9 m2,
Academy 6.087,9 m2, Central administration
3.760,5 m2, Services 3.204,0 m2
2. Preis/ 2nd Prize MGF Architekten GmbH Mahler · Günster · Fuchs, Stuttgart
Jetter Landschaftsarchitekten, Stuttgart
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Akademie und Zentrale Deutscher Fußball-Bund in Frankfurt am Main 4/0
Golden Goal!
Ein Kommentar von Prof. Ulrike Lauber
Wenn ein privater Bauherr wie der Deutsche
Fußballbund, der größte Sportverband der Welt,
eine Fußballakademie bauen möchte, ist das
etwas sehr Besonderes. Auch das schöne
Grundstück der alten Rennbahn von Frankfurt
mit Blick auf die Silhouette der Stadt braucht
ein außergewöhnliches Konzept. Dass der
DFB gut beraten war, hier einen Architekturwettbewerb durchzuführen, kann man am
Ergebnis ablesen. Das prämierte Konzept von
kadawittfeldarchitektur aus Aachen kann
sowohl den funktionalen Anforderungen an die
Zentrale des Verbands als auch den Träumen
der Spitzenfußballer für die Fußballakademie in
hohem Maße entsprechen.
Das Verfahren eines zweiphasigen Wettbewerbs hat eine Entscheidung für diesen herausragenden Entwurf überhaupt erst ermöglicht.
Alle Beteiligten wussten zu Beginn des Verfahrens nicht wirklich, was eine solche Fußballakademie wird leisten müssen – was ist das
überhaupt: eine Fußballakademie? Dafür gab
es keine Vorbilder, keine Richtlinien oder Verordnungen. Aber Wünsche und noch wenig definierte Vorstellungen, dazu Worte wie Leidenschaft, Innovation, Kommunikation, die nicht zur
Floskel werden sollten.
Dem Verfahren voraus ging eine beispielgebende und sehr gut abgestimmte Vorplanung. In
einem intensiven und kommunikativen Prozess
wurden im Vorfeld die Anforderungen so weit
wie zu diesem Zeitpunkt möglich definiert, die
Stadt Frankfurt wurde frühzeitig einbezogen.
Wenngleich auch andere Standorte in Deutschland diskutiert wurden, hatte Frankfurt wegen
der Geschichte des DFB am Ort und aufgrund
der hervorragenden Verkehrsanbindung eine
starke Präferenz. Das im Verlauf von der
Stadt eingebrachte Areal der nicht mehr wirtschaftlich zu betreibenden Galopprennbahn
wurde zum idealen Standort. So war es dann nur
noch wichtig, ein geeignetes konkurrierendes
Verfahren zu finden: Der gewählte zweiphasige
Wettbewerb war eine gute Entscheidung für den
DFB, die Stadt und die Architekten.
In der ersten Phase mit konzeptionellen Leistungsanforderungen brachten die 30 Büros, die
vorher durch eine vom Preisgericht unabhängige Jury aus 213 internationalen Bewerbern ausgewählt worden waren, ihre Ideen ein. Im Preisgericht der 1. Phase wurden aus diesen 30 Arbeiten die zehn Projekte mit dem höchsten Entwicklungspotenzial ausgewählt. In der 2. Phase
wurde in einzelnen Work-shops offen und inten-
3. Preis/ 3rd Prize schulz & schulz architekten GmbH, Leipzig
ST raum a. Ges. von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin
siv diskutiert und die bisherigen Erkenntnisse
wurden vermittelt. Hier ist anzumerken, dass
gerade die Vertreter des DFB, für die das Bauen
ja nicht alltäglich ist, sehr gut zugehört und hingeschaut haben – eine Tugend, die nicht hoch
genug geschätzt werden kann. In diesem transparenten und fairen Prozess hat der DFB, allen
voran der künftige Leiter der Fußballakademie
Oliver Bierhoff, die eigenen und sehr wichtigen
Erkenntnisse sehr präzise und leidenschaftlich
in Worte gefasst, die anders kaum zu kommunizieren wären, und damit die Ergebnisse positiv
mit beeinflusst. So haben wir alle im direkten
Dialog zwischen Bauherr, Stadt, Preisgericht
und Teilnehmern im Verlauf dieses Prozesses
gemeinsam erarbeitet, wie sie denn werden
könnte, die Fußballakademie.
Zum Abschluss im Mai konnten wir dann einstimmig die ersten Preisträger küren und zur weiteren
Bearbeitung empfehlen. Schon am nächsten Tag
war der Projektleiter des DFB im Aachener Büro
von kadawittfeldarchitektur, um über den Vertrag
zu verhandeln. Das Büro ist nunmehr beauftragt.
Das Projekt soll bis 2018 realisiert werden.
Ein Golden Goal für den deutschen Fußball, ein
Gewinn für die Stadt Frankfurt und ein vorbildlicher Beitrag für unsere Baukultur.
4. Preis/ 4th Prize agps Marc Angélil · Sarah Graham · Manuel Scholl, Zürich
Gnüchtel · Triebswetter Landschaftsarchitekten GbR, Düsseldorf/Kassel
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1. Preis / 1st prize kadawittfeldarchitektur GmbH, Aachen · greenbox Landschaftsarchitekten, Köln
Preisgerichtsbeurteilung
Mit der Grundidee die Sportfelder weitestgehend in die
Baustruktur zu integrieren, trifft der Entwurf sehr gut
den Kern der Aufgabenstellung. Der Sport ist so im
überwiegend nur dreigeschossigen Gebäude fast allgegenwärtig. In diesem Zusammenhang wird auch die
Integration der Fußballhalle des 2. Bauabschnitts sehr
positiv gesehen. Dabei konzentriert sich die bebaute
Fläche nur auf dem südlichen Teil des Geländes, so
dass im Norden Potentiale für eine weitere Entwicklung
und Sportflächen entstehen. Das gesamte Flächenprogramm einschließlich des zweiten Bauabschnittes
kann innerhalb der Grundstücksfläche von 15 ha untergebracht werden.
Das bestehende Hotel an der Schwarzwaldstraße ist
gut in die Gesamtstruktur eingebunden und wird durch
den Sportbetrieb nicht beeinträchtigt. Auch die bestehende Bebauung an der Schwarzwaldstraße wird
durch die relativ niedrige Gebäudehöhe und das AbPerspektive Haupteingang
Lageplan M. 1:5.000
Ansicht Süd M. 1:2.000
Ansicht Ost/Kennedyallee M. 1:2.000
Grundriss EG M. 1:2.000
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rücken wesentlicher Gebäudeteile sehr gut berücksichtigt; dies gilt auch besonders für die Freihaltung
des Grundstücks nördlich des Hotels.
Die äußere Erschließung mit klarer Adressbildung ist
eindeutig von der Kennedyallee her entwickelt. Eine
Zufahrt von der Schwarzwaldstraße zum nach Osten
orientierten Eingangsvorplatz ist nicht vorgesehen und
kaum möglich.
Das Gebäude ist klar und übersichtlich entlang einer
mittig von Süd nach Nord verlaufenden Magistrale
entwickelt. Hier und auch in den anderen inneren Erschließungsflächen herrscht eine sehr offene und kommunikationsfördernde Atmosphäre. Trotz der ausgreifenden Gebäudefigur ist die innere Wegeführung sehr
effizient. Dies hängt u.a. auch mit der zentralen Mitarbeitererschließung mittels eines überdachten Ganges
vom Parkhaus an der Schwarzwaldstraße zusammen.
Von den inneren Wegen und auch vielen Räumen aus
Akademie und Zentrale Deutscher Fußball-Bund in Frankfurt am Main 4/0
ist der Sichtbezug zu den Sportfeldern auf vorbildliche
Weise gegeben. Allerdings gibt es auch einige Räume,
die nur zu den eher engen Innenhöfen orientiert sind.
Die Grundrisse sind in Bezug auf Funktionalität,
Bereichsbildung und Flexibilität gut durchgearbeitet.
Die Erweiterungsflächen sind richtig zugeordnet, sind
aber baukörperlich nicht einfach unter die Dachform zu
integrieren.
Sehr positiv wird gewertet, dass der Neubau nach
außen hin aufgrund der Fassadenrhythmik und der ausgreifenden Dächer eher eine einladende, fast familiäre
Atmosphäre als einen großen repräsentativen Auftritt
ausstrahlt. Hervorzuheben ist auch die gute Außenwirkung in den öffentlichen Raum mit der Möglichkeit,
den Sportbetrieb auch von Außen zu erleben.
Die starke Einwaldung mit einem Herausstanzen der
Sportfelder wird kontrovers diskutiert; sie ist vermutlich
schwer in Einklang zu bringen mit den Anforderungen
an den nördlich angrenzenden geplanten Bürgerpark
mit seinen Sandmagerwiesen. Infolge der baulichen
Besetzung der südlichen Grundstücksspitze muss hier
in den Baumbestand eingegriffen werden. Insgesamt
handelt es sich aber aufgrund der relativ konzentrierten Bauweise um einen besonders naturschonenden
„grünen“ Entwurf.
Die offene Innenraumstruktur kann durch eine entsprechende brandschutztechnische Anlagentechnik kompensiert werden. Die Grundrisse geben dafür eine gute
Gliederung vor.
Insgesamt handelt es sich um einen herausragenden
Entwurf für die neue DFB Akademie und Zentrale, der
nicht nur den Belangen des Auslobers inhaltlich in
hohem Maß entspricht und einen hervorragenden Beitrag zur Einheit von Sport und seinen Begleitfunktionen
anbietet, sondern sich auch in außergewöhnlicher Art
städtebaulich maßstäblich präsentiert und integriert.
Explosionskizze
Vogelperspektive
1. OG M. 1:2.000
Längsschnitt B-B M. 1:2.000
Querschnitt A-A M. 1:2.000
Sportboulevard
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2. Preis / 2nd prize MGF Architekten GmbH, Stuttgart · Jetter Landschaftsarchitekten, Stuttgart
Auszug aus der Preisgerichtsbeurteilung
Den Verfassern gelingt es auf eine überraschend einfache Weise, mit einem linearen Baukörper das heterogene Umfeld zu ordnen und die vorgefundenen Qualitäten des Ortes herauszuarbeiten. Die Baumasse ist
eindeutig und maßstäblich zum angrenzenden Quartier
orientiert und baut hierzu zugleich eine sinnvolle
Distanz auf. Positiv bewertet wird in diesem Zusammenhang die geringe Höhe des Neubaus. Durch seine
weitgehende Zweigeschossigkeit wird ein guter Übergang zu den angrenzenden Quartieren hergestellt und
sogar das Hotel gut in die Gesamtanlage eingebunden.
Dies gilt nicht für das fünfgeschossige Parkhaus, das
die Kraft des Ensembles deutlich schwächt.
Durch die Positionierung des linearen Gebäudes entsteht im östlichen Teil des Grundstücks eine großzügige, zusammenhängende Grünfläche mit ganz beiläufiger Einbindung des Stadtwaldes.
Transparenz, Offenheit und Entspanntheit sind die Charaktere des Hauses. Der Neubau weist zudem eine
gute Typologie auf. Unter nutzerspezifischen Gesichtspunkten überzeugt der Gedanke, alle Funktionen der
Lageplan M. 1:5.000
DFB Zentrale und der Akademie in einem gemeinsamen Haus zu vereinen und dies im Auftritt des Hauses
zum Ausdruck zu bringen. Das lineare Gebäude definiert zugleich den Übergang zu den Spielfeldern und
setzt sie ganz beiläugig in Szene. Dieser konzeptionelle
Ansatz wird durch die geplanten Tribünen verstärkt.
Die Eingangssituation bildet durch das weit auskragende Dach eine sinnfällige Adresse, die einerseits die Eindeutigkeit des Haupteinganges signalisiert, zugleich
dem Haus eine schwellenlose, einladende Geste verleiht. Ein Nebeneingang für Sportler und Nutzer des
Hauses ist sinnvoller Weise an der Schwarzwaldstraße
positioniert. Die innere Erschließung ist sehr großzügig,
ja luftig organisiert und erlaubt immer wieder direkte
Bezüge zu den angrenzenden Grünräumen, den Spielfeldern und der beeindruckenden Skyline der Stadt.
Eine durchgängige Orientierung des Inneren zu den
Sportfeldern kann leider nicht vollumfänglich hergestellt werden; ein großer Teil der Nutzungen ist zu der
weniger attraktiven Seite, beispielsweise zum Parkhaus
hin, gelegen.
Die offene Gestaltung des Erdgeschosses erscheint
aus den Gesichtspunkten des Brandschutzes problematisch. Dies gilt auch für die Erschließung an der Südspitze des Grundstücks. Die Zufahrt ist wenig funktional. Die Durchfahrt im Inneren hinter dem Hotel wird
prinzipiell kritisch gesehen. Die Lage der großen Sporthalle ist positiv zu bewerten, weil sie einen guten
Abstand zum Straßenraum bildet und in die innere
Organisation des Hauses eingebunden ist. Wenig
attraktiv ist der lange Flur zur Halle im Bereich
Lager/Depot. Die gewünschte Erweiterung der Anlage
ist im Sinne des Konzeptes als Aufstockung nachvollziehbar. Die Umsetzung wird aber mit baulichen
Störungen verbunden sein.
Insgesamt überzeugt der Beitrag durch seine im positiven Sinne ambivalente Haltung. Der Neubau ist einerseits sehr behutsam und präzise in die Stadtlandschaftsräumliche Situation eingebunden. Andererseits
ist der Neubau ein Haus, das durch seine Fernwirkung
eine unverwechselbare Geste und kraftvolle, ja elegante Präsenz entwickelt.
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Akademie und Zentrale Deutscher Fußball-Bund in Frankfurt am Main 4/0
4. OG M. 1:2.000
3. OG M. 1:2.000
1. OG M. 1:2.000
Grundriss EG M. 1:2.000
Ansicht Ost M. 1:2.000
Längsschnittt M. 1:2.000
2. OG M. 1:2.000
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4/0 Akademie und Zentrale Deutscher Fußball-Bund in Frankfurt am Main
3. Preis / 3rd prize schulz & schulz architekten GmbH, Leipzig · ST raum a. Ges. von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin
Lageplan M. 1:7.000
Preisgerichtsbeurteilung
Die Idee der Verfasser, mit einer städtebaulichen
Großform die Bedeutung des DFB baulich zu
manifestieren, überzeugt durchaus. Es wird
grundsätzlich als guter Beitrag gewürdigt, da
hierdurch die gewollte Einheit des DFB – auf der
einen Seite die Zentralverwaltung, auf der anderen die Akademie – gelungen hergestellt wird.
Der gebogene Kopfbau im Süden lässt viel Raum
für einen sehr großen öffentlichen Vorplatz. Adresse und Eingang sind klar formuliert, scheinen
jedoch in ihrer baulichen Ausformung überzogen.
Die langgestreckte geknickte Form umschließt
förmlich die Sportfelder. Durch die städtebauliche
Figur sind alle Freiflächen gut integriert und von
allen Funktionsbereichen gut einsehbar. Der Freiraum ist klar gegliedert und steht im Kontext mit
dem Gesamtraum.
Die funktionale Gliederung des Gebäudes ist
recht schlüssig; die Separierung des Athletenhauses als Appendix stört zunächst die Großform
und erklärt sich nur über die angedachten Erweiterungen (ohne die allerdings dort eine strukturlose Freifläche bleibt). Die späteren Additionen
können aber auch nicht überzeugen. Die geplante Erweiterung der Fußballhalle ist folgerichtig
angeordnet kann trockenen Fußes angeschlossen werden.
Die Akademie hat gute Bezüge zu den Freiflächen, die grundsätzliche Orientierung im linearen Gebäude ist gut gelöst, führt aber zu langen
Wegen. Durch die Platzierung des Depots wird
das Hotel akustisch abgeschirmt.
Die ausschließliche Ost-West-Ausrichtung der
Sportfelder wird als problematisch angesehen.
Die Querwege und der Rundweg wirken recht
starr. Positiv gewürdigt werden das öffentliche
Angebot eines großen Vorplatzes im Süden und
der Erhalt des dort vorhandenen Baumbestandes. Die gezeigte Fassadenstruktur sieht eine
großflächige Verglasung vor; diese wirkt jedoch
etwas monoton und zu wenig differenziert.
Grundsätzlich ist eine Umsetzung der Brandschutzanforderungen möglich. Die offene Gestaltung des Erdgeschosses ist aber aus Brandschutzgründen so noch nicht genehmigungsfähig (geschossübergreifende Lufträume).
In seiner Gesamtheit wirkt die Arbeit gut organisiert und funktional, ist allerdings für diese besondere Aufgabe und Nutzung etwas spröde und
wenig ausdrucksstark.
Blick auf den Haupteingang
Schnittansicht B-B durch die zentrale Halle M. 1:1.000
Erdgeschoss M. 1:2.000
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Schnitt Fassade Akademie M. 1:300
Akademie und Zentrale Deutscher Fußball-Bund in Frankfurt am Main 4/0
Ansicht/Grundriss Fassade Akademie M. 1:300
Schnittansicht C-C durch das Athletenhaus M. 1:1.000
Ansicht Haupteingang M. 1:1.000
Schnittansicht A-A durch die Verwaltung M. 1:1.000
Schnittansicht A-A durch die Akademie M. 1:1.000
1. OG M. 1:2.000
Blick aus dem Boardroom über den DFB-Campus
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44 – 8/2015
4/0 Akademie und Zentrale Deutscher Fußball-Bund in Frankfurt am Main
4. Preis / 4th prize agps Angélil · Graham · Scholl, Zürich · Gnüchtel · Triebswetter Landschaftsarchitekten, Düsseldorf/Kassel
Lageplan M. 1:5.500
Preisgerichtsbeurteilung
Der Lösungsansatz eines sternförmigen Solitärs überzeugt die Jury als gelungener
Beitrag zur Aufgabenstellung. Die unterschiedlichen Nutzungen bekommen in ihrer
Zuordnung zu den strahlenförmigen Gebäudeteilen eine klare Orientierung und
Identität und werden über die Mitte des Sterns als Zentrum und Ort der Begegnung
miteinander gut vernetzt.
Städtebaulich nimmt die vorgeschlagene Großform bewusst keinen direkten Bezug auf
den Kontext des angrenzenden Stadtteils auf. Dies führt allerdings auch dazu, dass
durch die an der Straße angelagerten Logistik- und Versorgungsfunktionen und den
geplante Wirtschaftshof zum angrenzenden Hotel, eine Rückseite ausgebildet wird.
Die variablen Höhen und Breiten der einzelnen Gebäudeteile erfüllen die Anforderungen der unterschiedlichen Nutzungen und schaffen differenzierte Atmosphären
und Charaktere in den Zwischenbereichen und Höfen. Im Obergeschoss verbinden
sich die halböffentlichen Nutzungen aller Bereiche und ermöglichen einen offenen
Grundriss und die Aussicht auf Spielfelder und Skyline der Stadt.
Die Gebäudeform bringt jedoch auch Einschränkungen für die Funktionalität. So liegt
der Zentralbereich von den Spielfeldern abgewandt. In den spitz zulaufenden Innenecken liegen die Büroräume in einem direkten Gegenüber zur Parkgarage. Zudem
scheint die Erschließung der Erweiterungsflächen nach Norden unbefriedigend.
Die bauliche Umsetzung und Erweiterung des vorgeschlagenen Gebäudes erscheinen unproblematisch, ebenso die erforderlichen Brandschutzmaßnahmen, die im
Grundriss weitgehend integrierbar sind.
Besonders lobend hervorgehoben wird auch die Einfassung der Sportflächen,
gleich einer geöffneten Hand, durch die L-förmige Anordnung zweier Strahlen des
sternförmigen Gebäudes. Die Nähe der zugeordneten Nutzungen durch ihre Lage
im Erdgeschoss wird begrüßt.
Große Teile der Freiflächen im Süden und Westen werden leider nur als offene Stellplätze ausgebildet. Positiv wird die Öffnung der fingerartigen Grundform nach Norden zu einem freien Landschaftsraum mit lockeren Bauminseln gesehen. Die
Zugangssituation sowie die spitzwinklig zulaufenden Höfe werden als wenig überzeugend bewertet. Der Standort der zukünftigen Fußballhalle greift stark in den
Baumbestand ein, ohne jedoch einen überzeugenden Bezug zum Gesamtkontext
zu entwickeln. Das steht im Widerspruch zu dem Vorteil der differenzierten Gebäudeform, die den Erhalt der geschützten Bäume ermöglichen würde.
Insgesamt ist die vorgeschlagene Lösung ein interessantes und innovatives Konzept für die Akademie und die Zentrale des DFB.
Erdgeschoss M. 1:2.000
Schnitt A-A M. 1:1.000
Schnitt B-B M. 1:1.000
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Akademie und Zentrale Deutscher Fußball-Bund in Frankfurt am Main 4/0
Axonometrie
Ausschnitt Foyer M. 1:1.000
1. Obergeschoss M. 1:2.000
Terrasse Beletage
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