Kraftreserven der Gesellschaft DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger über Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung Von Dr. Alexandra Hildebrandt, Wirtschaftsexpertin für Nachhaltigkeitsfragen Wie nur wenige Berufene verkörpert Dr. Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), das, was Nachhaltigkeit neben den drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales auch ist: eine Energie, die in die Zukunft wirkt, weil sie stärker ist als die Kraft der Gegenwart. Denn sie kommt von innen, ist unverbraucht und mitreißend wie der Sport. Ohne Menschen wie ihn wäre die Nachhaltigkeits- und Wertedebatte um vieles ärmer, denn sie braucht das lebendige Wort und Wesen, weil Nachhaltigkeit erst dadurch ein unverwechselbares Gesicht erhält, ohne das sie nicht begriffen werden kann. Seit langem setzt sich Zwanziger dafür ein, dass Profisport und Breitensport unter einem Dach organisiert werden müssten: „Der Breitensport braucht den Spitzensport, und die Elite braucht die Amateure.“ Dies ist zugleich ein wesentliches Fundament für die Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten im deutschen Sport ein. Denn aus der integrativen Kraft des Sports, der den Sinn vernünftiger Regeln vermittelt (Richard von Weizsäcker), erwächst gesellschaftliche Verantwortung für soziales Engagement: „Insbesondere in Zeiten der unaufhaltsamen Kommerzialisierung entsteht durch Nachhaltigkeitsmodelle die große Chance, die gesellschaftliche Aufgabe für kommende Generationen zu prägen. Kommerzialisierung und soziales Engagement sind dynamische Begriffe und definieren sich im Zusammenhang der Zeit stets neu“, sagte er in seiner Kölner Sportrede im April 2010. Gerade der Frauenfußball und die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 bieten einen höchst attraktiven Rahmen für Partner aus der Wirtschaft. So hat nach Ansicht des DFB-Präsidenten die Verbindung der Deutschen Post mit der FIFA und dem DFB den Vorteil, die weiteren Maßnahmen zur nachhaltigen Förderung des Frauenfußballs in Deutschland eng zu vernetzen. Dabei setzt er sich auch für die ganz jungen Spielerinnen ein: „Bereits unter den 17-jährigen Mädchen sind ganz erstaunliche junge Persönlichkeiten, die häufiger in die Öffentlichkeit gebracht werden müssen. Sie können für diese Gesellschaft Vorbildcharakter entwickeln.“ Klassisches Sportsponsoring nach dem Motto „Geld gegen Logo“ verändere sich. DFB-Partner Daimler profitiere bereits heute vom Mercedes-Benz- und DFB-Integrationspreis: „Für Sport und Wirtschaft zahlt sich soziales Engagement aus.“ Die Aussage seines Vorgängers Egidius Braun gilt gewissermaßen auch für ihn: "Ich benutze die Nationalmannschaft, um anderes tun zu können." 1 Der Jurist aus dem rheinland-pfälzischen Altendiez gehört seit 2001 dem Präsidium des DFB an. Seit Oktober 2004 ist er als Geschäftsführender Präsident des größten Sportfachverbandes der Welt (6,7 Millionen Mitglieder) verantwortlich. Zuerst gemeinsam mit Gerhard Mayer-Vorfelder, seit dem 8. September 2006 als alleiniger Präsident. Mehr als 30 Millionen Menschen im Alter zwischen 14 und 69 Jahren gehören zur Zielgruppe der Fußball Interessierten. Im Fußball ist die Nationalmannschaft das „Premiumprodukt“. Pro Länderspiel werden 4,1 Millionen Euro eingenommen. Zwanziger geht es darum, ein glaubwürdiges Produkt zu schaffen und zu präsentieren: „Die Partner müssen seriös sein. Es geht nicht um Gewinnmaximierung, sondern um nachhaltige soziale Unterstützung. Und der Sport leistet eine beträchtliche Arbeit in diesem Bereich." Durch seine langjährigen Partnerschaften mit Mercedes-Benz und adidas ebenso wie aus den Einnahmen der Nationalmannschaft und aus dem DFB-Pokal finanziert der DFB seine Stiftungen und gesellschaftlichen Aktivitäten (u.a. in der Egidius-Braun-Stiftung, die Sepp-Herberger-Stiftung und der RobertEnke-Stiftung). „Die hohe Identifikation der Menschen mit dem Fußball muss für uns Verpflichtung und Auftrag sein, soziale Verantwortung wahrzunehmen“, so der DFB-Präsident. Aktuell: In Fortsetzung von "Green Goal 2006", dem Umwelt-Programm zur Fußball-WM 2006 der Männer, hat das Organisationskomitee (OK) gemeinsam mit dem Öko-Institut und gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein entsprechendes UmweltKonzept entwickelt. Begleitet wird "Green Goal 2011" durch einen hochkarätig besetzten Umweltbeirat, der auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in allgemeinen Fragen des Umweltschutzes beraten soll. Dieses Gremium unterstützt den DFB darüber hinaus, seine gesellschaftliche Verantwortung für die Umwelt kompetent und glaubwürdig wahrzunehmen. Mitglieder sind Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen, Prof. Dr. Klaus Töpfer, der ehemalige Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Claudia Roth, Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90 / Die Grünen, Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Eberhard Brandes, Geschäftsführer des WWF Deutschland sowie DFB-Vizepräsident Rolf Hocke. 2