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begründen, verstehen, beurteilen – Argumentation, Hermeneutik und Kritik als
Methoden wissenschaftlichen Arbeitens
190170 VO, UE - Grundlagen: philosophische Methoden, 2.2.3 [21b2] laut Studienplan
Pädagogik 2002 (2 Std.)
Lehrveranstaltungsleiter: Mag. Dr. Martin Steger /TutorInnen: Emanuel Frass, Claudia Gusenbauer,
Angela Janssen, Markus Mandl, Marlis Stöckl
Donnerstag, 8.00 - 10.00, HS C1 Campus
11. Termin 01.02.07: Fragestunde
Formalia:

Abgabe 2. Gruppenarbeit: Weil es bezüglich der Termine Unklarheiten gibt: Abgabe ist
durch Verschiebung der 07er-Termine der 12.02. Eine zweite Möglichkeit haben Sie zum
Ende der Semesterferien, 2. Abgabetermin: 26.2.2007. Ich empfehle diesen Termin
ausdrücklich nicht, weil nach meiner Erfahrung vor allem (aber nicht nur) Gruppen mit wenig
Zusammenhalt oft verspätet mit der Arbeit beginnen, dann den 2.Termin wählen – aber über
die Ferien endgültig zerfallen und gar nicht abgeben. Falls Sie dennoch diesen Termin
wählen, schicken Sie mir bitte ein Mail.

Zum ersten Termin bekommen Sie innerhalb 2 Wochen eine Rückmeldung (mit
Beurteilung) – allerdings kürzer als die erste, die ja auf Tipps für die zweite Arbeit bezogen
war.

Dazu gleich eine inhaltliche Erinnerung aus dem Skript 7.Termin zur zweiten Arbeit:

Kritik zu üben, d.h.– positiv wie negativ – wertend begründet zu urteilen ist
noch nicht Aufgabe dieser Arbeit. Wenn Sie allerdings Kritikpunkte finden und
nächstes Semester auch teilnehmen, notieren Sie das ruhig – da wird es relevant
werden. Ich möchte niemand verbieten, schon jetzt Kritik zu üben – allerdings sind
Sie dafür dann auch verantwortlich.

Im Sommersemester wird es also um Kritik und in Folge um Bezüge zur Pädagogik
gehen. Wir werden mit den selben Texten und nach Möglichkeit in den selben Gruppen
arbeiten, daher ersparen Sie sich Arbeit, wenn Sie die aufkommenden Kritikpunkte gleich
festhalten. Termin der Lv ist wie dieses Semester Donnerstag, 8 –10 Uhr, Hs C1. Wir haben
diesmal das Vergnügen, tatsächlich am ersten Tag des Semesters, am 01.03. 07., mit der Lv
zu beginnen. Das heißt aber auch, dass wir nach dem gedrängten Wintersemester
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(11.gehaltene Termine, davon 2 formale) nun ein Semester mit zumindest 14 (und leider
nicht, wie ich – die Feiertage übersehend – angekündigt habe: absehbar 16 Terminen) vor
uns haben – da können wir uns ein wenig mehr Zeit und Muße gönnen.
Wenn Sie schon abschätzen können, wer in der Gruppe nächstes Semester plant, wieder
mitzumachen, schreiben Sie mir das bitte in der Gruppenarbeit (beim Gruppenprozess)
dazu. Das hilft mir fürs Semester zu planen.
Inhalt:
Anhang: einige Beispiele aus Gruppenarbeiten
Die Diskussion der Fragestunde selbst entzieht sich einer Wiedergabe. Als letzten Punkt habe
ich allerdings einiges gezeigt, das mir bei Gruppenarbeiten aufgefallen ist. Es sind in erster
Linie negative Beispiele – einfach weil das pragmatisch effizienter zu vermitteln ist. Ich habe
auch dort, wo es möglich war, auf Beispiele aus Vorsemestern zurückgegriffen –weil mir
aufgefallen ist, dass sich sonst Leute leicht auf den Schlips getreten fühlen, wenn Sie Ihren
Text als Negativbeispiel wiederfinden.
Davor noch eines: Sie haben überwiegend positive oder sehr positive feedbacks zur ersten
Gruppenarbeit erhalten - bitte wiegen sie sich dennoch nicht allzusehr in Sicherheit – die
zweite
(wichtigere)
Arbeit
hat
ganz
anderen
Charakter
als
die
erste
(weniger
generalisierendes Überblicken, mehr konkretisierendes in die Tiefe gehen).
Die Kollegen, denen ich auch 'Böses' geschrieben habe, bitte ich, das feedback als das zu
nehmen, was es ist, nämlich ein Hinweis darauf, was geht und was nicht geht - das kann
dazu führen, dass die nächste Arbeit ausgezeichnet ist – und ich habe schon ein Sehr gut
gegeben, wo die erste Arbeit für sich gesehen negativ gewesen wäre.
Beurteilt wird somit vor allem der Lernprozess – soweit ich ihn nachvollziehen kann – und
das letztlich erreichte Niveau Ihrer Arbeiten, nicht der 'Durchschnitt' der einzelnen
Arbeitsergebnisse.
Ich möchte mit dem Banalen beginnen – allerdings nicht ganz: Natürlich empfehle ich
empfohlen, Ihre Arbeiten auf Tipp- und Rechtschreibfehler, Satzstellung und –richtigkeit,
Beistriche sowie Gliederung durchzulesen – verknüpft mit der Hoffnung, dass Ihnen dann
unter Umständen auch inhaltliche Unstimmigkeiten auffallen und Sie anderen das Lesen und
'Verstehen' der Texte erleichtern. Das zeige ich Ihnen jedoch nicht – oder besser gesagt, ich
zeige es zumindest in einer inhaltlichen Wendung: der Wortwahl
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Wortwahl
Eine präzise Formulierung ist kein Steckenpferd – sie zwingt zu präzisem Denken und dazu
genau zu überlegen, was eigentlich gemeint ist:
"Auch die Veränderbarkeit eines Menschen lässt darauf hindeuten ..."
"Grundvoraussetzung für „verstehen“ ist die Fähigkeit zu denken und ein gewisser
körperlicher Entwicklungsstand notwendig "
"Zum Hauptteil fiel uns zusätzlich noch ein, dass es eigentlich nicht möglich ist, die
einzelnen Arten von VERSTEHEN eliminiert wahrzunehmen "
"In Folge wurden unsere eigenen Texte den anderen ausgehändigt, durchgelesen und, um
Fragen zu beseitigen, erklärt. "
"Die grundlegendste Art von Verstehen wird als oberflächliches Verstehen bezeichnet "
"Nach stundenlangen Versuchen dem gegenüber von der eigenen Meinung zu überzeugen
kommen
sie
zwei
besagten
Personen
jedoch
zu
dem
Entschluss
das
dieser
Meinungsaustausch zu keinen Ende führt."
"Zum Vorwissen im weiter Sinn - auch Basis genannt - zählen wir den biologischen,
sozialen und gesellschaftlichen Faktor" Die Formulierung in der Einzahl suggeriert, es gäbe
je einen ganz bestimmten Faktor
"Es kommt zu einem erneuten Versuch zu einem „Vollkommenen Verstehen“ zu gelangen.
Dieses wird nicht erreicht, aber es kommt wiederum zu einem erweiterten Verstehen. Es
handelt sich daher um einen nie endenden Reifungsprozess, der sich ständig wiederholt
und neu sättigt" Ein nie endender wiederholt sich?
ich verstehe die Gestik, die Mimik, und den Sinn des Gesprochenen, also den Inhalt und
interpretiere diesen auf Basis meines Weltbildes, das aus „Werten“ und „Normen“ besteht
und durch die Sozialisation gebildet wurde was die Sozialisation alles tut
Zusatzwissen
"... ist im Bereich der Neurologie tätig. Aus diesem Grund war es uns möglich im
Begriffsfindungsprozess einen gemeinsamen Begriff von Verstehen zu finden und zu
begründen und die Diskussion auch auf den neurophysiologischen Bereich zu lenken.
Schließlich kamen wir zu dem gemeinsamen Ergebnis, dass die Neurophysiologie ein
zentraler Bestandteil zur Informationsverarbeitung und somit des Verstehens ist.
Im Folgenden soll der Focus etwas genauer auf das Verstehen als neurophysiologische
Leistung des menschlichen Gehirns gelegt werden. Darunter wollen wir die biochemischen
Prozesse, die sich im menschlichen Körper beim Vorgang des Verstehens abspielen,
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verstanden wissen." Es ist sicher von Vorteil, sein Vorwissen in eine Fragestellung
einzubringen, solange man nicht sich in erster Linie um sein Vorwissen kümmert und
dabei den Kern des Themas vernachlässigt.
" Wir könne mit vier verschiedenen Ohren hören zum Beispiel mit dem Sachohr: das
Sachohr hört nur die sachliche Information
Appellohr: das Appellohr hört versteckte oder nicht bewusst gesandte Aufforderungen.
Beziehungsohr: Das Beziehungsohr hört meist nur negative Äußerungen – wir fühlen uns
angegriffen
Selbstoffenbarungsohr: das Selbstoffenbarungsohr diagnostiziert die Befindlichkeit des
Senders, die eigene Betroffenheit wird ausgeklammert."
Fremdwissen, das als solches nicht gekennzeichnet ist, ist nicht nur illegitim, es kann auch
sehr deplaziert wirken, wenn man etwa sprachliche Bilder aus ihrem Kontext reißt (Wie
viele Ohren hat der Mensch?)
Fehlende/mangelhafte Zitationen: (noch dazu bei zweifelhaften Referenzen): "Laut Dilthey
ist das Verstehen ein Prozess, in dem man von inneren Erfahrungen auf Fremderfahrungen
schließt. "
"Zu diesem Ansatz passt die Definition von Ernst von Glaserfeld (Buch: Schulvisionen,
1998) sehr gut:
„Verstehen bedeutet, dass es einem gelungen ist, ein Netzwerk von Begriffen aufzubauen,
das mit den wahrgenommenen Wörtern, mit dem weiteren sprachlichen Kontext und mit
den anderen Umständen der Situation vereinbar scheint. Es kann nie bedeuten, dass man
sich begriffliche Strukturen aufgebaut hat, die mit jenen des Autors und Sprechers
identisch sind.“
Definieren
"Als Einleitung möchten wir die Definition des Begriffs „Verstehen“ laut deutschem Duden
anführen:
Verstehen: verstanden, sich zu einer Sache verstehen, jemanden verstehen, etwas zu
verstehen geben, das Verstehen, Verstehens" das ist keine Definition, sondern eine Liste
von verwandten Wörtern/Wortformen – und Duden ist nicht wirklich eine geeignete
Referenz für fachwissenschaftliche Arbeiten (sondern spricht Alltagsverständnisse an)
"In diesem Kontext kann man „Verstehen“ unter anderem mit Begriffen wie „Erfassen“,
„Durchschauen“,
„Durchblicken“,
„Ergründen“
u.ä.
gleichsetzen"
warum
so
stark?
Ähnlichkeit statt Gleichheit kann man problemlos behaupten
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"Als Kultur bezeichnen wir ein Fundament, aus dem sich alles weitere herausentwickelt
und auf das aufgebaut wird" - das kann viel sein: ein Haus,...
"Verstehen kann man …
o
Mathematik
o
Sprache
o
Lautstärke/Akustik
o
Sinn einer Aussage
o
andere Menschen
o
eine Situation
o
einen Text"
Listendefinition sind vollständig oder falsch (ein Kunstwerk, eine Geste,...)
"Die Definition von Erfahrung:
Jeder Mensch als Individuum hat unterschiedliche Voraussetzungen etwas zu erfahren
(bzw. zu verstehen). Folgende Einflussfaktoren können daran beteiligt sein:
o
Kulturelle Umgebung (Industriestaaten/Entwicklungsländer)
o
Kultur und Lebensbedingungen - Infrastruktur
o
Soziale Umgebung (AlleinerzieherIn
-
Familie
-
Großfamilie
-soziale
Schichten);
Sozialisationsgeschichte
o
Physische und kognitive Einschränkungen
( körperliche Behinderungen sowie
Beeinträchtigungen unterschiedlicher Art und Weise). "
wieder eine Liste – nicht vollständig und auch auf verschiedenen Ebenen: sozial und
kulturell sind mit diesen Beispielen nicht sauber trennbar; Physische und kognitive wären
als biologisch ok, aber Einschränkungen sind in Vergleich zu 'Umgebung' eine Ebene
darunter(weil schon Teilbereich)
"‚Verstehen’ bedeutet die Fähigkeit des Lehrers beziehungsweise des Erziehers, das
Verhalten des Educanden von innen heraus zu verstehen." – das ist klassisch im Zirkel
definiert.
"Wir können keine Allgemeingültigkeit schaffen, denn wie wir oben behaupten, ist jede
Form des Verstehens abhängig von verschiedenen Aspekten und Komponenten, die wir
aber nicht erfüllen. Beispiel.: Wir können keine für alle Kulturen geltende Definition finden,
weil wir nicht alle Kulturen kennen
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Aus all dem sieht man, dass Verstehen viele Bedeutungen hat und nicht explizit definiert
werden kann
Verstehen ist subjektiv"
In welchem Rahmen definiere ich? Auch verschiedene Kulturen habe ein Allgemeines 
die Frage ist: was ist die Referenz? allgemeinmenschlich oder kulturabhängig? (z.B kann
ich essen nicht definieren, weil jede Kultur anders isst? – doch: essen ist auf
allgemeinmenschliches bezogen, die verschiedenen Kulturen haben ein Gemeinsames
(Nahrungsaufnahme))
"Wenn man sich mit dem Begriff VERSTEHEN auseinandersetzt, bemerkt man, dass es
nicht bloß eine einzige Erklärung beziehungsweise Auffassung davon gibt, sondern es
kommt immer auf den Zusammenhang an, in dem das Wort verwendet wird. Eine Art der
Herangehensweise an die Erklärung dieses Wortes ist, wenn man sich überlegt, aus
welcher Wortfamilie das Wort VERSTEHEN stammt. Zu dieser Wortfamilie gehört unter
anderem Verstand, Verständnis, verständlich. Wenn man nun „Verstand“ näher betrachtet,
kann es folgendermaßen definiert werden:
„Der Verstand ist die Fähigkeit des richtigen Beurteilens und Erkennens. Er gliedert und
strukturiert all unsere Gedanken, alles das wir erkennen und sinnlich wahrnehmen.“ 1) "
Wieso wird gerade dieses verwandte Wort definiert? Geltung ist nicht gleich Genese 
verwandte Worte können, müssen nicht weiterhelfen
"Man darf aber nicht vergessen, dass der Mensch ist ein emotionales Wesen ist. In all
seine Eindrücke, Handlungen, Gedanken sind Emotionen involviert.
Der Akt des Einordnens und Kategorisierens ist folglich ein emotionaler Prozess." nein-das
ergibt sich daraus nicht, weil dazu Emotionalität dominieren, nicht nur beteiligt sein
müsste (sonst ist jeder menschliche ein emotionaler Prozess)
Argumentieren
"Habe ich dann den Motor zum laufen gebracht, erlebe ich einen Erfolg. – oder je nachdem
(bei nicht laufen des Motors einen Misserfolg). – so eine Art von Kettenreaktion." ist da wo
eine Begründung?
"Man kann keinen so gut verstehen wie man sich selbst versteht. Denn es kommt auch
mal vor, dass man sich selbst manchmal schwer versteht und wie soll man dann noch
andere verstehen können?" zirkulär und pauschal
" Daher bleiben oft Dinge wie zum Beispiel Literatur und Kultur manchen Menschen je
nach Alter und Bildung verschlossen." pauschal
(Problem bei solchen Sätzen: Das
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Gegenteil stimmt genauso: 'Daher bleiben oft Dinge wie zum Beispiel Literatur und Kultur
manchen Menschen je nach Alter und Bildung nicht verschlossen')
"...Es sollte ernsthaft versucht werden, andere Menschen zu verstehen. Verständnis für
Menschen, Volksgruppen ecetera ist die Grundlage für Akzeptanz und Toleranz. Dabei
kann man ruhig kritisch vorgehen. Wichtig dabei ist der Wille, sich mit etwas zu
beschäftigen. Durch das Fehlen dieses Willens sind schon Kriege entstanden. Würden sich
die Menschen mehr bemühen, einander zu verstehen, wäre das Zusammenleben auf
unserem
Planeten
sicher
einfacher
und
Begriffe
wie
Antisemitismus,
Zionismus,
Antiamerikanismus und vieles mehr wären dann nicht mehr notwendig" (normativ und
spekulativ: forscht man dabei gerade nach Wahrheit? Und wie will man solche Sätze als
allgemeingültig beweisen?) Man ist nicht mehr im 'Wahrheitsspiel': Wie die Welt wäre,
wenn... man weder belegen, noch fördert man damit Wissen.
" Das heißt beispielsweise, dass ein Musikstück nur dann verstanden wird, wenn ein
Verhältnis zur Musik vorhanden ist; eine mathematische Aufgabe nur dann gelöst werden
kann, wenn ein Verhältnis zur Mathematik besteht;..." - schwer begründbar: Wie will man
zeigen, dass noch nie so jemand ein Musikstück verstanden hat (und wie hätte er ohne ein
Musikstück zu verstehen je ein Verhältnis zu Musik aufbauen sollen?) - Anspruch ein wenig
zurückschrauben: ' Das heißt beispielsweise, dass ein Musikstück nur schwer verstanden
wird, wenn kein Verhältnis zur Musik vorhanden ist;..'
" Ein gutes Beispiel liefert uns hier die Mathematik: Formeln, Ableitungen, … müssen
gelernt werden, ohne vernünftige Erklärung von Seiten des Lehrers. Fragen Schüler dann
nach dem „Warum“, gibt es keine Argumente, die dem Schüler das Lernen der Formeln, …
klarer machen. Die Antwort lautet dann meist „Das ist einfach so, sei froh, dass du nur die
kurze Form lernen musst.“ " pauschal - Problem bei solchen Sätzen: belegen, dass das
stimmt! (abgesehen davon, dass eine Personengruppe angegriffen wird, ohne dass das bei
der Argumentation weiterhilft – die Position zum Thema 'Verstehen' gewinnt nichts dabei)
"Babys können mit der Umwelt noch sehr eingeschränkt etwas anfangen. Sie haben
zunächst nur die Mutter, mit der sie, vor allem beim Stillen, in Kontakt treten. Aufgrund
dieser instinktiver Handlungsweisen ist das Kind noch nicht in der Lage, Dinge ,
Situationen, Handlungen zu verstehen, ..." – trotz 'aufgrund': Der Kontext zur Umwelt ist
bloß behauptet (und selbst dann müsste es zumindest die Mutter verstehen können). und zuvor: "Als Baby läuft das Verstehen noch auf eine sehr primitive Art und Weise ab.
Es lernt zunächst seinen eigenen Körper kennen, indem es beispielsweise an einem seiner
Finger, vorzugsweise dem Daumen, lutscht" Versteht es jetzt nicht oder primitiv? Ist es
eine Entwicklung (Warum dann zuerst primitv und dann nicht?)
" Aus Zeitgründen oder aus Unwissenheit darüber, dass jeder Mensch diese individuellen
Begriffszugänge
hat,
wird
eine
derartige
Begriffsdefinition
meist
nicht
gemacht."
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Spekulativ-pauschale Aussagen helfen vom Erklärungsgehalt nicht weiter, sind wohl kaum
zu belegen und unterstellen einem Gutteil eurer 'KollegInnen' mangelhaftes Arbeiten.
Wozu? Ohne diesen Satz wäre der ganze Argumentationsgang um einiges stärker.
"Das Bedürfnis sich Mitteilen zu können und dann verstanden zu werden ist trotz allem ein
Grundbedürfnis des Menschen. Aus diesen Gründen boomen in der heutigen Zeit Berufe,
deren Hauptaufgabe es ist, die Emotionen des Klienten zu verstehen und zu deuten. Dafür
ist eine spezielle Ausbildung notwendig, die sich über längere Zeit erstreckt. Zu diesen
Berufen gehören unter anderem: Psychotherapeuten, Atemtherapeuten und Osteopathen.
Daraus erkennt man, dass im Wandel der Zeit das Bedürfnis sich mitzuteilen und
verstanden zu werden, noch immer das gleiche geblieben ist." – ein gleichbleibendes
Bedürfnis kann man schwerlich durch 'boomende' Berufe belegen, die beigefügten
Erklärungen zu diesen Berufen führen lediglich vom Thema weg.
Wissenschaft
" Wissenschaftlich begründet ist, dass rationales Verstehen im Durchschnitt ab einem Alter
von fünf bis sechs Jahren möglich wird. Dies ist jedoch bei jedem Kind individuell." (S 8) –
eine
nicht
belegte
Pauschalaussage,
wie
sie
in
Alltagsdiskussionen
gerne
als
'Totschlagargument' gebraucht wird. Wer allerdings selbst am 'Wissenschaftsspiel'
teilnimmt, sollte wissen, dass wissenschaftliche Begründung unterschiedlichsten Status
haben kann und die eigene Begründung auch eine wissenschaftliche ist – und den Beleg
braucht: Wie ist es begründet? Welche Untersuchung war das? Wie wurden die
untersuchten Begriffe definiert? Wo kann ich es im Detail überprüfen? (umso mehr, als
inhaltliche Zweifel angebracht sind: Wenn 'rationales Verstehen im Durchschnitt ab einem
Alter von fünf bis sechs Jahren möglich wird' - wieso können die Kinder alle vorher schon
die Sprache (mit richtiger Syntax etc.), sinnvoll antworten, über Gott und die Welt
philosophieren?)
" Abstrakt nennt man es deswegen, weil Mathematik unabhängig vom Menschen nicht
existent ist, während zum Beispiel Verhaltensforschung die Natur und Verhaltensweisen
beschreibt. Hingegen die Chemie stellt gewissermaßen eine Verbindung zwischen
Abstraktem und der Natur her, indem sie versucht, die Natur in abstrakten Modellen zu
beschreiben." beachtet nicht, dass
o
auch Verhaltensforschung wie Chemie "eine Verbindung zwischen Abstraktem und der
Natur" herstellt "indem sie versucht, die Natur in abstrakten Modellen zu beschreiben"
– das ist der Job von Wissenschaft insgesamt (auf je anderen Metaebenen)!!!
o
jeder der angeführten Bereiche "unabhängig vom Menschen nicht existent ist" – weil
eben Wissenschaftsbereiche menschliche Produkte sind.
In die gleiche Richtung geht: "Um Texte verstehen zu können, spielt sicher auch die
hermeneutische Spirale eine wichtige Rolle, das heißt die Weiterentwicklung des
8
Vorverständnisses in diesem Fall durch wiederholtes Lesen,..." –unterscheidet nicht
zwischen dem Phänomen und seiner Darstellung: die hermeneutische Spirale (die
Mathematik, die Verhaltensforschung) ist ein Begriff der Darstellung von Wirklichkeit, nicht
der Wirklichkeit selbst. Richtigerweise müsste man etwa schreiben: Beim Verstehen von
Texten spielt sicher auch die Weiterentwicklung des Vorverständnisses - in diesem Fall
durch wiederholtes Lesen - eine wichtige Rolle, wie sie in der 'hermeneutischen Spirale'
beschrieben wird... . Diese Unterscheidung ist eine von den ganz wichtigen gedanklichen
Voraussetzungen der Wissenschaft
"Verstehen besitzt einen sozialen beziehungsweise menschlichen Aspekt hinsichtlich der
Beziehungen zwischen Menschen. Zum anderen einen sprachlichen Aspekt."– zirkulär:
Brot ist aus Perspektive der Ernährung Nahrung.
etc.
Soweit einige Beispiele gefährlicher Argumentationen, die ich teilweise in der letzten Lv
vorgestellt habe – weil Ähnliches sehr oft vorkommt.
Mir bleibt noch, mich für Ihre Mitarbeit im Semester zu bedanken,
viel Spaß und Erfolg beim Verfassen der Arbeit
und natürlich schöne Ferien zu wünschen.
Das tue ich hiermit.
Falls wir uns nächstes Semester wieder sehen, würde es mich freuen
Martin Steger
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