Natürlich

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Farbe:
C M G S
Name:
63SZ0048
Seite:
3
Ressort:
FA 0 1
EDatum:
26.11.04
BDatum:
29.11.04
BZeit:
09:29
BAUEN IN BAYERN
BAYERISCHE STAATSZEITUNG NR. 48
FREITAG, 26. NOVEMBER 2004
3
Gemeinden vertrauen Holz
Sie lassen damit Kindergärten, Schulen, Häuser und Brücken bauen
Holz ist ein universell einsetzbarer Baustoff. Städte und Gemeinden wissen das inzwischen, wie das Ergebnis des Wettbewerbs
„Holzbau in Kommunen“ zeigt. Fünf Preisträger wurden auf dem ZLF-Waldbauerntag
ausgezeichnet. Schulen und Kindergärten,
Sporthallen und Brücken, Unterstellgebäude
und Wohnhäuser im sozialen Wohnungsbau
für solche kommunalen Bauten ist Holz ein
prädestinierter Baustoff. Mit dem bayernweit ausgelobten Preis „Holzbau in Kommunen“ sollten solche gelungenen Beispiele besonders herausgestellt werden. Der Bayerische Bauernverband (BBV), der Bayerische
Gemeindetag, das Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt und die dlz, der
Landesbeirat Holz Bayern e.V. sowie der
Holzabsatzfonds hatten den Preis gemeinsam ausgelobt. Eine Jury wählte unter den
für den Wettbewerb eingegangenen Einsendungen fünf Preisträger aus.
Der praktisch überall in Bayern verfügbare Rohstoff Holz kann als Baustoff die
Basis für eine regionale Wertschöpfungskette sein. Auf diesen Regionalbezug wurde
beim Holzbaupreis Wert gelegt. Angesichts
des globalen Wettbewerbs auch im Holzbau
und bei der Vielfalt an Holzwerkstoffen auf
dem Markt ist es allerdings schwierig, gerade bei umfangreicheren Holzkonstruktionen ausschließlich die Verwendung von heimischem Holz zu fordern. Positiv fällt bei
einigen ausgezeichneten Beispielen aber
auch auf, dass Holzbrennstoffe für die Beheizung der Gebäude vorgesehen wurden.
Mit dem ersten Preis wurde eine Wohnanlage aus Holz ausgezeichnet, die von der
Gemeinde Brannenburg in Oberbayern im
Rahmen des sozialen Wohnungsbaus errichtet wurde. Der zweite Preis ging an die
Gemeinde Essenbach in Niederbayern für
deren neue Sport- und Mehrzweckhalle Eskara, deren Dachtragwerk und ein Teil der
Außenwände ebenfalls aus Holz sind. Eine
Fußgängerbrücke aus Holz in der Gemeinde
Neutraubling in der Oberpfalz bekam den
dritten Preis. Für einen Kindergarten in
Holzmodulbauweise in Fürth gab es ebenso
eine Anerkennung wie für das Dachtragwerk der Eissporthalle in Bad Tölz.
Der 2. Preis: Die neue Sport- und Mehrzweckhalle in Essenbach.
Foto: Hettler
Vorbildliche öffentliche Bauten
Die Preisträger des Wettbewerbs „Holzbau in Kommunen“
Zwei Doppelhäuser und im rechten Winkel dazu ein Reihenhaus mit vier Wohneinheiten (Architekt: Werner Schmidt, Brannenburg) ließ die Gemeinde Brannenburg
im Zug des sozialen Wohnungsbaus errichten, um die Häuser dann an junge Familien
weiterzuverkaufen. Die zweigeschossigen
Gebäude wurden in vorgefertigter Holzrahmenbauweise ausgeführt. Das Schnittholz
stammte von Sägewerken in der Umgebung
und die Fertigung sowie Montage übernah-
1. Preis: Die Wohnanlage in Brannenburg.
men ebenfalls regional ansässige Handwerksbetriebe. Natürlich sind auch die außerhalb der Häusergruppe angeordneten
Autounterstellplätze aus Holz. Die Holzverwendung wird bei der Energieversorgung weitergeführt: Von einer Heizzentrale
aus werden die acht Wohneinheiten über
ein Nahwärmenetz mit Heizwärme versorgt; der Brennstoff sind Holzpellets. An
die Heizung wurde gleich noch ein älteres
Gebäude, das auf dem Grundstück steht,
angeschlossen. Die Warmwasserversorgung
wird durch Einzel-Solaranlagen unterstützt. Die Baukosten lagen bei rund 1080
Euro brutto pro Quadratmeter.
Gerade die Kommunen seien wichtige
Multiplikatoren und übernähmen Vorbildfunktion für die Bevölkerung vor Ort, sagte BBV-Präsident Gerd Sonnleitner. Es
habe ihn deshalb sehr gefreut, dass der
Bayerische Gemeindetag die Idee eines gemeinsamen Wettbewerbs sofort aufgegriffen habe.
Angenehm überrascht zeigte sich Josef
Mend, Vizepräsident des Bayerischen Gemeindetages über die Qualtität der eingereichten Objekte. Es seien vorbildliche öffentliche Bauten ausgezeichnet worden.
Mend sieht den Wettbewerb auch als Ansporn: „Wir Kommunen müssen vorangehen, müssen Schrittmacher und Beispiel
sein.“ Man könne dies aber auch guten
Gewissens tun, denn Holz ermögliche zeitgemäße Architektur und erhalte gleichzeitig die Verbindung zum lokalen Umfeld.
Bauen mit Holz ist laut Mend schnell und
wirtschaftlich, ermöglicht eine eigene
Identität und einen eigenen Charakter,
und Holz steht für die Verbindung von
Eleganz und von Tradition.
BSZ
samt 110 000 Kubikmeter umbauter Raum).
Beide Hallen, geplant vom Miesbacher Architekten Norbert Widmoser, erhielten
Rundbogendächer, die außerdem auch noch
in Längsrichtung wellig sind. Das Dachtragwerk für beide Hallen überspannen einfache Fachwerkträger mit gebogenem
Obergurt. Die Spannweite in der Haupthalle beträgt 50 Meter (mit Überdachung der
Umgänge 70 Meter), bei der Trainingshalle
35 Meter. Alle Knotenverbindungen sind
verdeckt eingebracht. Die Dächer wurden
mit 63 Millimeter starken Kreuzlagenholzplatten eingeschalt. Die Kosten für die
Dachkonstruktion der beiden Hallen mit
zusammen 8500 Quadratmetern Dachfläche betrugen einschließlich Einschalung
geliefert und montiert 1 010 000 Euro netto.
Für die Vordächer der Eskara-Halle wurde auch viel Holz verbaut.
weiterung notwendig war, und an anderer
Stelle später ein neuer Kindergarten entstehen soll. Der Architekt Rudolf Sander,
Nürnberg, löste die Aufgabe mit einem versetz- und erweiterbaren Gebäude. Die
Raumzellen sind in Holztafelbauweise gefertigt. Insgesamt wurden acht Module zu
einem Ganzen zusammengefügt. Mit 7,50
Meter Länge und 2,50 Meter Breite passten
die vorgefertigten Raumzellen auf vier Tief-
Foto: Hettler
lader und konnten ohne Sondergenehmigung transportiert werden. Die Module
wurden auf Streifenfundamente gesetzt, als
Auflager dienen Doppel-T-Träger. Die Wärmedämmung ist mit Zellulose ausgeführt.
Holzcolorplatten machen die Fassaden farbig. Am Aufstellort bekamen die Module ein
Foliendach mit Kiesbeschwerung. Das Gebäude mit seinen rund 150 Quadratmetern
Fläche kostete rund 270 000 Euro.
fhh
Acht Module
Wie breit die Palette des Holzbaus ist,
zeigt das Beispiel des Kindergartens HerzJesu in Fürth. Ausgangslage war, dass am
jetzigen Standort nur eine kurzzeitige Er-
3. Preis: Die „Fisch“-Brücke in Neutraubling.
(es könnte ein Stör sein), die durch die Holzkonstruktion im Verbund mit einer zusätzlichen Beplankung erreicht wurde.
Filigrane Holzkonstruktion
Die riesige Eskara Sport- und Veranstaltungshalle (Architekt: Manfred Fetscher, Illmensee) in Essenbach (Landkreis Landshut)
wird von einer filigranen Holzkonstruktion
überspannt, deren Lasten
nicht über die Außenwände, sondern über insgesamt
acht Betonstützen abgetragen werden. So konnten die
sehr großzügig verglasten
Hallenaußenwände
eine
Holzpfosten- Riegelkonstruktion mit relativ kleinen Querschnitten bekommen. Durch absenkbare
Trennvorhänge lässt sich
der Innenraum in drei kleinere Abschnitte unterteilen. Für alle dem Wetter
ausgesetzten konstruktiven
Holzteile wurde weitgehend
Lärchen-Brettschichtholz
verwendet.
Auch für Decken- und
Wandverkleidungen sowie
für Vordächer wurde viel Holz verbaut. Beheizt wird der Gebäudekomplex mit einer
Hackschnitzelheizung in Verbindung mit
Erdgas. Die Anlage hat insgesamt 40 800 Kubikmeter umbauten Raum und eine Nutzfläche von 6700 Quadratmetern.
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Rundbogendächer
Die neue Tölzer Eissportanlage besteht
aus einer Haupthalle mit Tribünen für 4500
Besuchern und einer Trainingshalle sowie
diversen weiteren Räumlichkeiten (insge-
Brücke in Fischform
Es gab drei Alternativen, um eine Umgehungsstraße zu überwinden, die ein Neubaugebiet in Neutraubling vom großen
Sportgelände trennt: eine Unterführung, eine Beton- oder eine Holzbrücke. Das Rennen machte die von Alessandra Dylla, München, und IEZ Natterer, Wiesenfelden, geplante Holzkonstruktion, eine ZweifeldKonstruktion mit 6,55 und 12,90 Meter
Spannweite und einer zusätzlichen Auskragung von 4,10 Meter. Das Haupttragsystem
bilden zwei Rautenfachwerkkonstruktionen mit dazwischen liegendem Geh- und
Fahrweg. Die Fahrbahn besteht aus mit Abstand verlegten Bohlen, das Dach aus einer
Brettstapeldecke. Die Brücke wurde neben
ihrem Standort abgebunden und mit einem
Schwerlastkran in nur 20 Minuten eingehoben. Die Kosten für die Holzkonstruktion
beliefen sich auf 140 000 Mark. Eine architektonische Besonderheit ist die Fischform
Mehr zum Thema:
Landesbeirat HOLZ Bayern
http://bayern.infoholz.de
Das Dachtragwerk der neuen Tölzer Eissporthalle.
Foto: Schwenger
Seite: 63SZ0048 1
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