EUROTOWER ZAGREB, KROATIEN Dipl.-Ing. Jan Alexander Loebus sowie ausreichend Stellplätze auf fünf Tiefgaragenebenen. Die Sockelgeschosse beherbergen neben dem Hauptfoyer weitere, als Restaurant, Shop und Café vermietbare Flächen. Die Erschließung erfolgt über acht in zwei Vierergruppen angeordnete moderne Personenaufzüge mit optimierter Steuerung und einem Serviceaufzug. Die architektonische Gestaltung stammt vom Zagreber Universitätsprofessor Arch. Marijan Hrzic. Hervorzuheben sind die versetzt gerasterte Alu-Glas Fassade des Foto: Deopito Neben dem ZAGREB TOWER ist der EUROTOWER ZAGREB das zweite Hochhausprojekt der PORR in der der Europäischen Union entgegenstrebenden kroatischen Hauptstadt. Mit knapp unter 100 m Gesamthöhe ist der EUROTOWER heute das höchste Gebäude Zagrebs. In unmittelbarer Nähe der Altstadt, an der Hauptverkehrsachse der Stadt, der Ulica Grada Vukovara gelegen, bietet der EUROTOWER potentiellen Mietern auf 22 Büroetagen moderne Büroflächen ab ca. 200 m2 Ansicht Ulica Ivana Luciceva PORR-NACHRICHTEN . 150-2006 39 Fotos: Loebus Haupteingang Towers und das mit kroatischem Travertin- und mit aus afrikanischen Findlingen außergewöhnlicher Größe geschnittenen Sandsteinplatten verkleidete Foyer. Den Haupteingang mit vorgelagerter Stiegenanlage dominiert ein bordeauxrot gefärbtes Vordach. Im Gegensatz zum ZAGREB TOWER ist der EUROTOWER ZAGREB ein reiner Projektmanagement-Auftrag in Form eines Cost-plus-Fee-Vertrags zwischen der Porr Hrvatska d.o.o. und dem Auftraggeber, der Fa. IMMOKOR d.o.o., die sich aus einem kroatischen Bauunternehmen und der IMMORENT, einer Immobilientochter der ERSTE Bank, zusammensetzt. Die im Frühjahr 2006 abgeschlossene Bauphase I umfasst den Edelrohbau, d.h. die Erstellung eines benützungsbewilligten, grundsätzlich funktionstüchtigen Gebäudes, ohne Mieterausbau. Der Mieterausbau (Bauphase II) begann im Sommer. Neben den Bürotrennwänden werden auch Doppelboden und abgehängte Decke erst im Rahmen der Bauphase II ausgeführt, um die Flexibilität beim Ausbau der in jeweils zwei Mietbereiche teilbaren Geschosse zu erhöhen und teure Umbaumaßnahmen zu vermeiden. Fassadendetail sten der Abwicklung durch den Auftragnehmer: die „Fee“ (der Zuschlag) und die Baustellennebenkosten. Für den Auftragnehmer ergibt sich daraus einerseits ein geringeres Kalkulationsrisiko, andererseits ein eingeschränkter Handlungsspielraum zur Maximierung des eigenen Gewinns. Wichtig ist bei dieser gemeinsamen Abwicklung ein genau geregeltes Vergabe- und Freigabeverfahren. Der Auftraggeber ist in jeden Schritt des Ausschreibungs- und Vergabeverfahrens eingebunden. Die Vergabe erfolgt über einen Vorschlag des Auftragnehmers. Beim Projekt EUROTOWER ist das Bestbieterprinzip vereinbart. Bei begründeten Bedenken sind potentielle Subunternehmer vor der Ausschreibung von der gemeinsam erstellten Firmenliste zu streichen. Entstehen die Bedenken im Zuge der Verhandlungen, ist dies wiederum entsprechend zu belegen und zu begründen. Wählt der Investor trotzdem einen vom Auftragnehmer abgelehnten Subunternehmer, z.B. den Billigstbieter, so hat er das Gewährleistungs- und Terminrisiko zu übernehmen. COST-PLUS-FEE-MODELL KOORDINATION VON PLANUNG UND AUSFÜHRUNG Beim Cost-plus-Fee-Vertrag gehen Auftraggeber und Auftragnehmer theoretisch ein partnerschaftliches Verhältnis mit „offenen Büchern“ ein. Der Investor zahlt die tatsächlich anfallenden Herstellungskosten plus die Ko- Das Projektteam bestand sowohl aus österreichischen als auch aus lokalen Kräften. Neben der Überwindung üblicher sprachlicher Barrieren erwies sich die Koordination von Planung und Ausführung sowie die Abstim- 40 PORR-NACHRICHTEN . 150-2006 Foto: Loebus mung der eigenen Ausbauleistungen mit den direkt vom Investor beauftragten Hauptgewerken Ausführungsplanung (Architektur und Statik), Rohbau und Fassade im Rahmen der durch den Vertrag vorgegebenen Konstellationen als besondere Herausforderung. Dadurch obliegt der Porr Hrvatska d.o.o. die Verantwortung eines Generalunternehmers – bis zur schlüsselfertigen Errichtung des Gebäudes – ohne dessen Handlungs- und Entscheidungsgewalt. Die Übernahme des Rohbaues in den Verantwortungsbereich des Auftragnehmers erfolgte schrittweise, gemäß Baufortschritt, wobei bei Vertragsabschluss der Rohbau schon bis zum zweiten Obergeschoss fertig gestellt war. Die Haftung blieb zwar bei den ausführenden Subunternehmern des Bauherrn, Mängel und Abweichungen von Toleranzen waren jedoch zur Vermeidung des Massenrisikos durch Porr genau zu dokumentieren. Eine weitere Herausforderung war die Organisation des vertikalen Transports ohne direktes Vertragsverhältnis mit der Rohbaufirma, die der Betreiber von Kränen und Fassadenaufzügen war, und der Fassadenfirma, beide vom Bauherrn beauftragt. Aufgrund der speziellen Gestaltung der Fassade mit versetzten Elementen, wodurch keine vertikalen „Streifen“ offen gelassen werden konnten, waren z.B. nicht in allen Geschossen Öffnungen für die Fassadenaufzüge möglich. Anschließend ist festzuhalten, dass in beiderseitigem Interesse die Anwendung des Cost-plus-Fee-Modells, insbesondere in einer Konstellation wie oben beschrieben, nur nach eingehender Überprüfung der Risiken und bei besonders vertrauensvollem Verhältnis zum Bauherrn, anzuraten ist. Foto: Loebus Foto: Deopito Hauptfoyer Blick vom Dach auf die Altstadt von Zagreb PORR-NACHRICHTEN . 150-2006 Ansicht von der Ulica Alexander von Humboldtova 41