Zahntechnik im Labor 55 • Sequenzielle Überkronung: Bei der Anfertigung mehrerer Kronen wird der endständige Pfeiler erst präpariert, wenn die anderen Kronen bereits eingegliedert sind und die Stabilität der Kieferrelation sichern. Zentrische Kondylenposition Zahntechnik im Labor Statische Okklusion Die Kauflächen der Kronen werden in Anlehnung an die anatomische Form und Funktion des entsprechenden natürlichen Zahnes gestaltet. Seitenzahnkronen sollen möglichst A-, B- und C-Kontakte aufweisen, um eine stabile Verzahnung unter Vermeidung von isolierten Schrägflächenkontakten zu gewährleisten. Bei Fehlen von B-Kontakten können unerwünschte Zahnbewegungen nicht ausgeschlossen werden. Dagegen ermöglicht die Tripodisierung der Okklusionskontakte eine weitgehend achsengerechte Pfeilerbelastung, und Zahnbewegungen unter Belastung werden vermieden (Abb. 3.18). Abb. 3.17 Sicherung der Kieferrelation durch Belassen des distalen okklusalen Kontaktes (Kaminpräparation). bukkal oral A Abb. 3.18 B C Schematische Darstellung der ABC-Kontakte. A-Kontakte liegen in bukkolingualer Richtung zwischen den bukkalen Höckern der Zähne. B-Kontake sind okklusale Kontakte zwischen den tragenden Höckern und CKontakte zwischen den lingualen Höckern. Bei neutraler Bisslage okkludieren die Oberkiefer-Prämolaren mit den mesialen beziehungsweise distalen Randleisten ihrer Antagonisten. Die Oberkiefer-Molaren weisen zusätzliche Okklusionskontakte in den Zentralgruben ihrer Hauptantagonisten auf. Somit können für die Prämolaren mindestens vier und für die Molaren mindestens sechs statische Okklusionskontakte verwirklicht werden. Dynamische Okklusion Ein einfaches dynamisches Okklusionsmuster für festsitzenden Zahnersatz ist die Front-Eckzahn-Führung. Bei diesem Muster haben die Seitenzähne weder bei der Protrusion, noch bei den Laterotrusionsbewegungen Kontakt. Die Front-Eckzahn-Führung ist zwar auch im gesunden Probandengut keinesfalls die Regel (die unilaterale Gruppenführung ist häufiger), es handelt sich jedoch um ein einfaches und bewährtes dynamisches Okklusionskonzept, das auch ohne individuelle Artikulatorprogrammierung mit Mittelwertartikulatoren umgesetzt werden kann. Unabhängig von den individuell vorhandenen dynamischen Okklusionsverhältnissen sollte ein funktionierendes Führungsmuster durch neue Seitenzahnkronen nicht verändert werden. Dies kann durch völlige Vermeidung Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Ist die maximale Kontaktposition nicht stabil und nicht eindeutig zu verschlüsseln, kann die zentrische Kondylenposition (ZKP) zur Kieferrelationsbestimmung herangezogen werden. Diese Position ist über die Stellung der Kondylen in der Fossa des Kiefergelenkes definiert. Deshalb muss die zentrische Kondylenposition über ein Registrat festgestellt werden, bei dem die Okklusion durch Bisssperrung ausgeschaltet wird, und die Kondylen in die idealisierte Position manipuliert werden (s. Kapitel 2). Die zentrische Kondylenposition ist jedoch nicht so präzise zu reproduzieren wie die maximale Interkuspidation. So ist selbst beim wiederholten Führen des Unterkiefers durch den gleichen Behandler mit Unterschieden der Kondylenstellung in der Größenordnung von 200 µm zu rechnen, wobei zusätzliche Fehlerquellen infolge von Dimensionsänderungen der Registratmaterialien und Modellungenauigkeiten noch nicht berücksichtigt sind. Außerdem ist die Position der Kondylen in zentrischer Kondylenposition bei den wenigsten Patienten mit der maximalen Kontaktposition identisch. Wird die zentrische Kondylenposition für die Anfertigung von einzelnen Kronen herangezogen, so werden die Okklusionsverhältnisse der neu überkronten Zähne nur bei Zusammenfallen von ZKP und IP mit den Kontakten der Zähne mit unveränderten Kauflächen harmonieren. Bei einer Retralverlagerung der Kondylen kann es auch zum Verlust der Frontzahnbeziehungen mit Veränderungen der dynamischen Okklusionsverhältnisse kommen. Daher ist die zentrische Kondylenposition als Kieferrelation vor allem bei multiplen Überkronungen mit Einbeziehung aller Seitenzähne eines Kiefers indiziert oder im Rahmen einer gewünschten Änderung der Kieferrelation nach funktioneller Vorbehandlung. 3 Kronen- und Brückenprothetik von dynamischen Okklusionskontakten auf den neuen Kronen erreicht werden. Besteht ein unilateral balanciertes dynamisches Okklusionsmuster, können die Seitenzahnkronen auch mit Laterotrusionskontakten modelliert werden. Diese dürfen jedoch während der gesamten Bewegung nicht zur Disklusion der anderen an der Führung beteiligten Zähne führen. Um diese Konstellation bei der zahntechnischen Herstellung umzusetzen, müsste der Artikulator individuell programmiert werden. • Werden einzelne Frontzahnkronen neu angefertigt, kann der Zahntechniker die dynamischen Kontakte an das Okklusionsmuster der noch vorhandenen Frontzähne anpassen. • Werden mehrere oder alle Frontzähne überkront, sollte vor der Präparation das bisherige dynamische Führungsmuster mithilfe eines individuellen Frontzahnführungstellers konserviert werden. • Falls die Frontzahnführung nicht mehr vorhanden ist, muss diese bei Kronenherstellung neu gestaltet werden. Vor dem Eingliedern der definitiven Restauration kann dies mithilfe von provisorischen Frontzahnkronen ausgetestet werden. Approximalkontakte Der Wiederherstellung der approximalen Kontaktbeziehung kommt ein funktioneller und ästhetischer Stellenwert zu. Der Approximalkontakt soll das Einklemmen faseriger Nahrungsbestandteile verhindern, die Interdentalpapille schützen und Zahnbewegungen verhindern. Gleichzeitig sollen ästhetische Aspekte, wie die Vermeidung von unschönen dunklen interdentalen Dreiecken, berücksichtigt werden, ohne die Interdentalhygiene zu beeinträchtigen. Die Größe und Lage des Approximalkontaktes wird von verschiedenen Faktoren bestimmt: • Interdentalhygiene, • Kariesprophylaxe, • Ästhetik. Im Seitenzahnbereich sind die Approximalkontakte wegen der größeren oro-vestibulären Ausdehnung der Zähne eher flächenhaft zu gestalten, wobei sie in der Regel zwischen vestibulärem und mittlerem Drittel lokalisiert sind. • Die Ausdehnung der Kontakte in vertikaler Richtung muss eine suffiziente Interdentalhygiene ermöglichen, d. h. ein kleines Interdentalbürstchen oder die Zahnseide muss ohne Gingivaverletzung benutzt werden können. • Die Interdentalpapille soll den Raum apikal des Approximalkontaktes so weit schließen, dass keine dunklen Dreiecke entstehen. Bei interdentalen Gingivarezessionen infolge vorangeganger Parodontopathien mit entsprechend apikal liegenden Knochen sollte der Kontakt aus ästhetischen Gründen nach apikal verbreitert werden. Um diese beiden Ziele gleichzeitig zu erreichen kann ein Abstand des Approximalkontaktes zum Alveolarknochen von 5 mm als Richtgröße herangezogen werden. Kronenrand und Außenflächen Die Vestibulär- und Oralflächen der Kronen werden entsprechend der natürlichen Zahnwölbungen modelliert. Die Wölbung dieser Flächen soll ein Abweisen der Nahrung vom Gingivalsaum gewährleisten. Eine Überkonturierung ist jedoch zu vermeiden, um die Mundhygiene nicht zu beeinträchtigen. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Gestaltung des Kronenrandes, der exakt mit der Präparationsgrenze abschließen soll. Die Kontur der Krone soll dabei die Kontur des Zahnstumpfes harmonisch fortsetzen. Im Idealfall können die Spaltenbreiten im Randbereich, die durch einen feinkörnigen Zement beim Zementieren geschlossen werden müssen, unter 50 µm liegen. Da diese Präzision unter Praxisbedingungen jedoch kaum zu erreichen ist, können Spaltbreiten von bis zu 100 µm als akzeptabel betrachtet werden. Ein zu kurzer Kronenrand lässt präparierte kariesanfällige Zahnanteile unbedeckt. Eine Überkonturierung kann zu einer mechanischen Gingivairritation und vor allem zu einer erhöhten Plaqueretention führen, die sekundär die Enstehung von Gingivitiden begünstigt. Daher muss der Kronenrand zudem hochglanzpoliert sein. Gerüstanprobe Vor der Einprobe des Gerüstes am Patienten werden am Modell im Artikulator überprüft: • Die Passgenauigkeit des Gerüstes, • Die Rotation der Kronen auf den Stümpfen auf dem Meistermodell, • Wechselbelastung („Kippeln“) • Lage und Stärke der Approximalkontakte auf dem ungesägten Kontrollmodell: Im Anschluss daran erfolgt die Anprobe im Mund. • Die Stärke der Approximalkontakte wird unter Zuhilfenahme von Metallmatrizenbändern überprüft, die sich mit Friktion durch den Approximalkontakt ziehen lassen. • Das Gerüst muss einen spannungsfreien, sicheren Sitz auf den präparierten Zähnen ohne Rotationsmöglichkeit der Einzelkronen auf Zähnen aufweisen. • Die Konturen des Gerüstes und der interokklusale Abstand werden dahingehend überprüft, ob der Platz für die folgende Verblendung ausreicht. Die Mindeststärke des Metallgerüstes wird mit einem Tasterzirkel überprüft. • Mittels einer Häkchensonde und eines niedrigviskösen Silikons (z. B. Fit checker) lassen sich Undichtigkeiten des Gerüstes überprüfen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 56