311956 Bierhalter: Arbeitsbedingungen für Bitumenemulsionen Arbeitsbedingungen für Bitumenemulsionen auf das Abbindeverhalten Von Dr.-Ing. w. Bierhalter, I. Einleitung Die DIN 1995 unterscheiden bekanntlich die Bitumenemulsionen nach der Art und Dauer ihres Zerfalls in: unstabile (schnellbrechende) halbstabile (millel-schnellbrechende) und in stabile (langsam brechende) Typen. Dieser Typisierung entspricht auch das Abbindeverhalten der Emulsionen bei ihrer Verarbeitung auf der Straße. Der Abbindeverlauf ist jedoch hierbei nicht nur von der Art der Emulsion selbst abhängig, sondern auch von den äußeren Einflüssen, also von den Verarbeilungsbedingungen. Diese können in einem Maße mitwirken, daß die mehr oder weniger labile oder stabile Beschaffenheit der Emulsion dagegen fast völlig in den Hintergrund tritt. ,- Unter "Abbinden" sind hier und in den späteren Ausführungen alle Vorgänge verstanden, die die Emulsion bei ihrer Verarbeitung erfährt, beginnend mit der Koagulation des Bitumens und endend mit der Ausbildung eines wasser freien Bitumenfilms auf den Gesteinsflächen. Das Abbinden der Emulsion besteht also aus dem eigentlichen BredlVorgang und aus dem anschließenden Austrocknen des Emulsionswassers. Der Bremvorgang wird hauptsächlich durch zwei Faktoren bewirkt: 1. Durch Reaktion der Emulsion mit dem Gestein, 2. Durch Wasserentzug der Emulsion. Durm den Kontakt mit den Gesteinsflämen wird zunächst das Gleichgewicht der Emulsion gestört und das Bitumen beginnt zu koagulieren. Dieser Zerfall in Bitumen und wässerige Phase setzt sich nach Maßgabe der Wasserabgabe aus der Emulsion fort, bis sich sämtliches Bitumen ausgeschieden hat. Die Wasserabgabe geschieht hauptsädllidl durch Wasserverdunstung und gegebenenfalls auch durch Kapillarwirkung des Gesteins bei Verwendung entsprechender, saugfähiger Mineralstoffe, sowie durm Versickern in den Untergrund. Wenn die Emulsion gebrochen ist, also sich völlig in Bitumen und Emulsionswasser getrennt hat, kann das Bindemittel durch etwa einsetzenden Regen nicht mehr ausgespült werden. Das einmal freigewordene Bitumen ist dann nicht mehr reemulgierbar, auch nicht in Anwesenheit des Emulsionswassers. Der Endzustand ist in diesem Stadium jedoch nodl nicht erreidlt, da der Bitumenfilm noch empfindlich ist gegen mechanische Einwirkungen, wie sie besonders durch den Yerkehr zustandekommen. Dieses rührt davon her, daß im Bitumen selbst noch Reste von Emulsionswasser eingeschlossen sind. Erst wenn diese Wasserreste sowie die sich noch zwischen Bitumenfilm und Ges"tein befindlidle Sdlicht aus Emulsionswasser völlig ausgetrocknet sind und ein unmittelbarer Kontakt der geschlossenen Bitumenhaut mit dem Gestein eingetreten ist, kann der Abbindevorgang als beendet angesehen werden. Auf den Abbindeverlauf wirken sich vor allem die atmosphärismen Bedingungen aus, also Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung. Yon,weiterem Einfluß ist die Beschaffenheit des Gesteins, mit dem die Emul- 67 und ihr Einfluß Hamburg sion zusammen verarbeitet wird, und endlich auch der Walzvorgang sowie der Zeitpunkt des Einsatzes des Yerkehrs und die Art desselben. 2. Einflüsse der Temperatur Es ist bekannt, daß bei warmer Witterung das Abbinden der Emulsion smneller vor sim geht als bei niedrigen Temperaturen. Wenn man jedoch den Einfluß der Temperatur einigermaßen exakt bestimmen will, so kann dieses nur an Hand von Laboratoriumsuntersuchungen gesmehen, da auf der Baustelle selbst zu viele Faktoren einwirken, als daß die Beurteilung der Temperatureinflüsse allein möglich wäre. Von den bekannten Verfahren zur Ermittlung des Abbindeverhaltens von Bitumenemulsionen ist wohl das einfachste die sogenannte SpliU-Misch-Prüfung. Es wird hier die Brechdauer vorzugsweise von unstabilen Emul. sionen dadurch bestimmt, daß 100 g Normensplitt (Unzer Basalt) 5/8 mm mit 10 9 Emulsion gemischt werden, bis das in der Emulsion enthaltene Bitumen zu koagulieren beginnt und die Splittkörner zusammenklumpen. Die hierbei in Sekunden gemessene Dauer des Mischyorganges ergibt einen Maßstab für die Brechdauer. Diese Methode hat allerdings den Nachteil, daß sie in ihrer Ausführung sehr von dem Prüfer abhängt und nur dann vergleichbare Ergebnisse liefert, wenn sie unter konstanten Bedingungen von der gleichen Person durch~ geführt werden. Das Verfahren besitzt aber dafür den Vorteil, daß es ohne Schwierigkeiten auch bei wechselnden Temperaturen durchgeführt werden kann und es da~ durm erlaubt, den Einfluß der Temperatur wertmäßig zu bestimmen. In der nachfolgenden Tabelle ist eine Reihe von Ergebnissen zusammengestellt, die mit verschiedenen Emulsionen in Abhängigkeit von der Emulsions., Splitt- und Lufttemperatur erhalten wurden. Die hierbei verwandten Bitumene"mulsionen liegen alle im unstabilen Bereich, zeigen aber bei der normalen Prüfung, das heißt bei einer Emulsions- und Splitt-Temperatur von 20° C beträchtliche Untersmiede in der Brechdauer. Einfluß der Emulsionsart und der Temperatur vo n Em uls io n, S p li t tu nd Luft auf die Bre eh da ue r Emul. Temperatur sionNr. der Emulsion des Splittes + 20' 1 2 3 der Luft C + 20° C + 20° C 40°C 20° C 20° C 3° C 40° C 3° C 3° C 3° C 3° C 20° C 40°C 20°C 20° C 20° C 3°C 40° C 3°C 3°C 3° C 3°C 20°C 40°C 20° C 20°C 3° C 40° C 3°C 3°C 20° C 20°C 20°C 3° C 3' C Brech. dauer 15 sec 5 sec 35 sec 15 sec 55 sec 20 sec 110 sec 60 sec 95 sec 25 sec 160 sec 75 sec 68 Bitumen NT. 1 ist eine srnneJlbremende Emulsion. NT.3 nähert sich der halbstabiJen Grenze und weist ein verzögertes Brechen gegenüber der normalen .•U"-Emulsion auf. Emulsion NT. 2 liegt etwa in der Mitte zwischen NT. 1 und Nr.3. Die Temperaturbedingungen für die vorstehenden Versuche wurden so gewählt, daß die Ergebnisse in gewissem Maße mit den Verhältnissen auf der Baustelle vergleichbar sind. Die Temperatur des Splittes stimmt mit der der Luft überein, da in der Praxis, abgesehen von plötzlichen Temperaturschwankungen, die Splittmit der Außentemperatur identisch sein dürfte. Die Versuchsergebnisse bei 20° C für Emulsion. Splitt und Luft werden als "normale Bredldauer" angegeben, da sie im Laboratorium üblicherweise bei dieser Temperatur als Maßstab für die Brechdauer ermittelt werden. Aus der Tabelle ist folgendes ersichtlich: Bei Abkühlung der Emulsion und des Splittes auf 3° C wird bei allen Emulsionsproben die Brechdauer ungefähr verdoppelt. Ein Temperaturabfall von 20° C auf 3° C bewirkt also eine beträchtliche Verzögerung des Abbindevorganges, dessen Ursachen nicht ohne weiteres erkennbar sind, wenigstens nicht im Zusammenhang mit der Laborprüfung. Das bekannte verzögerte Abbinden von Emulsionen in der Praxis bei niedrigen Temperaturgraden wird hauptsächlidl damit erklärt, daß hierbei die Verdunstung des Emulsionswassers langsamer vor sidl geht als bei höheren Wärmegraden. Beim Laborversuch kann jedoch die mehr oder weniger schnelle Wasserverdunstung kaum merklich in Erschei~ nung treten, da bei der relativ kurzen Dauer des prüfvorganges sich keine nennenswerten Wassermengen verflüchtigen können. Die Temperatur sdteint sich danach erheblich auch auf den Teil des Abbindevorgangs auszuwirken, der ledig~ lieh durch die unmittelbare Reaktion der Gesteinsflächen mit der Emulsion zustande kommt. Es ist unerheblich, ob es sich hierbei um rein physikalische Vorgänge, wie die Kapillarwirkung des Gesteins, Adsorptionserscheinungen, Störungen des elektrostatischen Gleichgewichts oder um dtemische Reaktionen des Emulgators mit Gesteinsbestandteilen, also um stoffliche Umsetzungen, handelt, da der Ablauf all dieser Vorgänge mehr oder weniger durch die Temperatur beeinflußt wird. Wichtig für die Praxis ist jedom, wie man zweckmäßig dem nachteiligen Einfluß niedriger Temperaturen auf das Abbinden begegnen kann. Ein einfaches Mittel hierzu ist ein mäßiges Erwärmen der Emulsion. Aus der TabeHe zeigt sim, daß bei der Erwärmung auf 40° C die Brechdauer auf ein Drittel der bei 20° C verkürzt wird. Diese FeststeHung hat aUerdings wohl keine praktische Bedeutung, da es kaum vor. kommt oder notwendig wird, bei Außentemperaturen um 20° C die Emulsion anzuwärmen. Wichtig erscheint jedoch der Einfluß des Erwärmens der Emulsion bei Außen- und Splitt-Temperaturen, die nur wenig über der 0°-C~Grenze liegen und bei denen erfahrungsgemäß noch häufig Arbeiten mit Bitumenemulsion durchgeführt werden müssen. Die Versuchsergebnisse verzeichnen bei einer Emulsionstemperatur von 40° C und von 3° C des Splittes einen Rückgang der Brechdauer auf die HäUte der Zeit und weniger gegenüber der Emulsion mit 3° C. Das bedeutet, daß man durch ein Anwärmen der Emulsion auf nur 40° C die normale Brechdauer der Emulsion wiederherstellen kann, wie sie bei Außentemperaturen von 20° C vorhanden ist, womit also der Einfluß der niedrigen Temperatur auf das Brechen der 3/1956 Emulsion ausgeschaltet wird. Da die Spritzgeräte in der kälteren Jahreszeit sowieso Heizvorrichtungen aufwei~ sen müssen, um die Pumpe und Rohrleitungen anzuwärmen, bereitet die Erwärmung der Emulsion keine tedtnischen Sdlwierigkeiten. Die Kosten hierfür sind uner~ heblich, stehen jedenfalls in keinem Verhältnis zu den Vorteilen, die sich aus einem schnelleren Verlauf des Abbindevorganges ergeben. Die heute auf dem Markt befindlichen Bitumenemulsionen sind gegen Erwärmen oder sogar Erhitzen fast unempfindlich; jedenfalls wer~ den sie durch diese Manipulation in keiner Weise beeinträchtigt, auch wenn sie etwa durch lokale Uber~ hitzung eine Temperatur von 50 bis 60° C annehmen sollten. Wenn auch mit dem Brechen der Emulsion der Abbindevorgang noch nicht beendet ist, so kann man doch annehmen, daß auch dieser durch die Verkürzung der Brechdauer entsprechend beschleunigt wird. Uberdies wird durch Verringerung der Bredtdauer schon dadurch ein sehr wesentlicher Vorteil erzielt, daß bereits mit dem Zerfall der Emulsion, also nicht erst nach Abschluß des Abbindens, das ausgeschiedene Bitumen unempfindlich gegen Wassereinwirkung wird, wie es bereits erwähnt wurde. Infolge ihres wässerigen Anteiles gefriert die Bitumen~ emulsion bei entsprechend niedrigen Temperaturen, wobei der Gefrierpunkt, der bei unstabilen Emulsionen bei etwa - 3° C liegt, hauptsächlich von der Art der Konzentration der wässerigen Phase abhängt. Die normalen, unstabilen Emulsionen werden mit dem Ein~ frieren unbrauchbar, da sie nach dem Auftauen endgültig in Bitumen und wässerige Phase zerfaUen sind. Die Kaltasphaltindustrie liefert jedoch an Stelle der unstabilen Emulsion in den Wintermonaten die sogenannte frostbeständige Type "F-, die nach dem Einfrieren und Auftauen wieder ihre ursprüngliche Besdmffenheit annimmt. Frostbeständige Emulsionen sind jedoch nicht dazu bestimmt, um bei Frosttemperaturen mit ihnen Straßenbau~ arbeiten auszuführen, da sie, wie andere Emulsionen, ebenfalls einfrieren und natürlicherweise in diesem Zustand nicht verarbeitet werden können. Die frostbeständige Einstellung von Emulsionen geschieht vielmehr deshalb, um aum während der Wintermonate einen Vor~ rat an Emulsion halten zu können, ohne befürchten zu müssen, daß er durch Frosteinwirkung unbrauchbar wird. Das beschriebene Verhalten der Emulsionen bei Frosttemperaturen hat verständlicherweise gewisse Auswir~ kungen auf ihre Verarbeitung. Es bedeutet zunächst, daß aum nichteingefrorene, also noch flüssige Emulsion nicht angewandt werden kann, wenn die Gefahr besteht, daß sie, beispielsweise beim Aufspritzen auf eine Straßendecke, sofort gefriert. Das ist dann der Fan, wenn die zu behandelnden Flächen oder Gesleinsstoffe Tem~ peraturen aufweisen, die unter dem Gefrierpunkt der Emulsion liegen. Die frostbeständige Emulsion erleidet zwar keinen Schaden durdt eintretendes Gefrieren, kann aber ihren Zweck. nicht erfüUen, da der Brechvorgang, der zur Auslösung der Bindekraft erforderlich ist, in gefrorenem Zustand nicht einsetzen kann bzw. unlerbrodten wird. Das Brechen beginnt erst dann oder setzt sich fort, wenn die Emulsion durch Tem~ peraturzunahme wieder aufgetaut ist. In eingefrorenem Zustand hat die Emulsion nur eine scheinbare Bindewirkung, nicht durch das Brechen, sondern nur durch die Eisbildung. 3/1956 Bierhalter: Arbeitsbedingungen Das empfohlene Anwärmen der Emulsion bei niedrigen Temperaturen zur Beschleunigung des Brechvorganges ist aber zwecklos, wenn die Außentemperaturen unter 0° C liegen. Selbst eine erhitzte auf höher als 60° C gebrachte Emulsion kann unter diesen Umständen zum Gefrieren kommen, da die Kälte der Slraßendecke und der Abdecksloffe die Emulsion so rasch abkühlen würde, daß sie gefrieren könnte, bevor der Brechvorgang einsetzt oder beendet ist. Obwohl sich die Temperatureinflüsse auch bei halbslabilen Emulsionen auf den Ablauf des Abbindens in gleicher Weise auswirken, sind sie bei dieser Emulsionstype nur von untergeordneter Bedeutung für die Praxis. Halbstabile Bitumenemulsionen werden fast ausschließlich nur bei warmer Witterung im Deckenbau verarbeitet, so daß mit nachteiligen Einflüssen niedriger Tagestemperaturen normalerweise nicht zu rechnen ist. Eine Sonderstellung nehmen allerdings die neuen Spezialemulsionen zur Herstellung von lagerfähigem Mischgut ein, die als Bindemittel ein mit Teeröl oder Teer versdmittenes Bitumen enthalten. Diese Art von Emulsionen wird vorzugsweise für die Ausführung von Straßenbauarbeiten unter ungünstigen Witterungsverhältnissen verarbeitet, wobei besonders hervorzuheben ist, daß dies auch unter Temperaturbedingungen geschehen kann, die eine Verwendung normaler Emulsionen ausschließen. Diese Eigenschaft wird durch die besondere Wirkungsweise und Anwendungsform der Spezialemulsion bedingt, über die bereits ausführliche Veröffentlichungen vorliegenl), so daß auf Einzelheiten hier verzichtet werden kann. Es ist nur zu erwähnen, daß das Abbinden dieser Emulsionen bereits während des Mischvorganges einsetzt und kurze Zeit danach so weit gediehen ist, daß sich ein geschlossener, wasserunempfindlicher Bindemittelüberzug auf dem Gesleinskorn gebildel hat. Der wichtigste Teil des Abbindevorganges läuft also nidlt wie bei der normalen Emulsion erst nach dem Einbau ab, sondern bereits vor diesem, wodurch -die Einflüsse der Temperatur auf der Bauslelle auf das Abbinden weilgehendst ausgeschaHet werden. Noch mehr wie die (normale) halb stabile Emulsion ist die Verarbeitung der stabilen Emulsion an trockene und warme Witterung gebunden, da das Abbinden dieser Type auschließlich durch Wasserverdunstung vor sidt geht. Das Bindemitlei bleibt damit im Belag so lange empfindlidt gegen Wassereinwirkung, bis auch die letzten Reste Emulsionswasser verdunstet sind. Bei dieser Beschränkung in der Anwendung stabiler Emulsionen hat eine Erörterung der Temperatureinflüsse keine praktische Bedeutung. Am Rande sei hierzu nur erwähnt, daß man in den USA in den letzten Jahren Bodenstabilisierungen mit stabiler Emulsion unter Verwendung von erhitztem Gestein vorgenommen hat, wobei es sich vorwiegend um die Herstellung von bituminös gebundenen Tragschidtten in einer Dicke von 18 cm für Asphaltbeton hand eHe. Um den Abbindevorgang zu beschleunigen, der trotz des Einbaues in drei Sdtidtten zu langsam vor sich gegangen wäre, hat man die verwendete Sand-Kies-Misrnung auf eine Temperatur von 800 C erhitzt und damit nach dem vorliegenden Bericht2) erreicht, daß Bauvorhaben unter ungünstigen Wet11 W. Bierhalter: .ElgensdJaften und \Vlrkungsweise von SpezialbIndemitteln auf Emulsions- und Lösungsmittelbasis" sowie K. Wagner: .Die Anwendung von Bilumen-Spe:z:ial.Emulslon bel MlsdJ.dedten-. ,BItumen" 17 [I95Sl. S. 125 u. t1 t) L. C-Filts: _BASE STABILIZATION USING EMULSION WITH HEATEO AGGREGATES •. Bericht für die Tagung der Amcrican Road Bulldeu' Association vom 10. bis 13_ 1. 1955. für Bitumenemulsionen 69 terbedingungen fortgeführt werden konnten, die sonst .mixed in placeo-Arbeiten ausschließen. Zum Abschluß dieses Abschnitles ist noch die Einwirkung der Temperatur auf den Abbindeverlauf von Emulsionen in Abhängigkeit von ihren Verbrauchsmengen zu behandeln. Verständlicherweise müssen sich letztere auf den Abbindevorgang erheblich auswirken, da sowohl die Reaktion zwischen Emulsion und Gestein, als auch die Verdunstung des Emulsionswassers durch die dünnoder dickschichtigere Verteilung der Emulsion beeinflußt wird. Praktische Auswirkungen hat dieses in der Hauptsache jedodt nur bei der Herstellung von Oberflächen behandlungen, da nur bei dieser erheblidte Sdlwankungen der spezifischen Verbrauchsmengen eintreten können, beginnend mit etwa 1 kg/m2 bei einfachen Porenschlußarbeiten bis zu etwa 4,5 kg/m2 bei der Herstellung von Rauhüberzügen durch Oberflächenbehandlungen mit hochviskoser Bitumenemulsion. Die mit abnehmender Temperatur einsetzende Verzögerung des Abbindens kommt dann verstärkt zur Auswirkung, wenn durch die Art der Behandlung erheblidte Emulsionsmengen, und zwar in ein e m Arbeitsgang, benötigt werden, wie dieses bei hochviskosen Emulsionen der Fall ist. Man kann sich leicht vorstellen, welche Zeit es in Anspruch nimmt, bis die 'in 4,5 kg/m2 Emulsion vorhandenen rd. 2,5 Liter Wasser bei niedri~ gen Temperaturen verdunsten und wie lange unter derartigen Verhältnissen das Abbinden der Emulsion und die Verfestigung des Uberzuges dauern würde. Die Herstellung von Oberflächenbehandlungen mit hochviskoser Emulsion und mit Verbrauchsmengen von etwa 3 kg/m2 ab in ein e m Arbeitsgang kann also nur bei trockener und warmer Witterung geschehen. Ganz besonders gilt dies, wenn derartige Behandlungen auf undurchlässigen, bituminösen Decken vorgenommen werden, die keinen teil weisen Abzug des Emulsionswassers nach unten zulassen. Selbst nadt völligem Abbinden der Emulsion verbleibt dann noch zwischen der behandelten Decke und dem neuhergestellten Oberflächenüberzug 'anfangs eine Schidtt aus Resten des Emul. sionswassers, die eine Haftung 'zwischen beiden verhindert und die also als Trennschicht wirkt. Die fehlende Haftung macht den Uberzug verständlicherweise nom empfindlich gegen Verkehrseinwirkungen, da eine Oberflächenbehandlung ja keinen selbständigen Belag darstellt, sondern nur in Verbindung mit einer vorhandenen Decke den vorkommenden Beanspruchungen gewadtsen ist. Die Bindung zwischen beiden kommt aber erst dann zustande, wenn die wässerige Zwischensdticht verdunstet ist. In beschränktem Maße gelten diese Gesichtspunkte auch für die doppelte Oberflämenbehandlungen, die zwar ebenfalls mit Verbrauchsmengen von mehr als 3 kg/m2, aber in z w e i Arbeitsgängen vorgenommen werden. An sich ist es eine technisch begründete Vorschrift, für diese Bauweise die zweite Behandlung erst dann vorzunehmen, wenn die erste ausgetrocknet ist. Aus Gründen der Arbeitsdisposition oder auch aus Unkenntnis über die möglichen nachteiligen Folgen wird jedom immer wieder gegen diesen Grundsatz verstoßen. Unter ungünstigen WitterungsverhäItnissen, die auf den Abbindevorgang verzögernd wirken, kann dann ein Ab. laufen der Emulsion eintreten, so daß die verbleibenden Mengen nicht mehr ausreichen, um die erforderliche Splittbindung zu bewirken. Als Folge davon enlslehen beträchtlime Mengen an Rollsplitt. Es istalso unbedingt erforderlich, daß unter ungünstigen oder zweifelhaften 70 Bi~umen Witlerungshedingungen bei der doppelten Oberflächenbehandlung der zweite Arbeitsgang erst dann einsetzen darf, wenn die erste Schicht völlig abgebunden ist. 3/1956 der Verwendung reaktionsträger, also sogenannter passiver Gesteinssorten absehen:Zu diesen Mineralstoffen gehören vor allem quarzitreiche Gesteine mit glatten Flächen sowie manche Metallschlacken, deren Verarbei3. Einflüsse der Gesteinsbeschaffenheit tung auf günstige Temperaturverhältnisse beschränkt werden sollte. Die Erfahrungen aus der Praxis haben bewiesen, daß die Für die Verarbeitung mit halbstabilen Emulsionen, die einzelnen Gesteinssorten, die für die Slraßenbauarbeizur Herstellung von Splitt~Mischdecken dienen, sind ten allgemein in Frage kommen, nicht in gleichmäßiger passive Gesteinssorten auch unter günstigen WitteWeise mit Bitumenemulsion reagieren. Es gibt Gesteine. rungsverhältnissen nicht zu empfehlen. Der träge Reak~ auf denen sich bei ihrem Kontakt mit der Emulsion sehr tionsverlauf zwischen Mineral und Emulsion führt häu~ rasch der Bitumenfilm bildet, während andere Gesteinsftg dazu, daß letztere von den Gesteinsnächen abläuft. arten eine ausgesprochen träge Reaktion zeigen, woEs ist daher nur schwer möglich, eine satte Umhüllung durch das Abbinden beträchtlich verzögert wird. Uber der Mineralkörner mit Bitumen zu erreimen. Bestenfalls die Ursachen dieser unterschiedlichen Wirkungsweisen bildet sich ein zwar gesmlossener aber zu dünner Bivon Gesteinen liegen bereits zahlreiche Veröffenttumenfilm aus, durch den sogar die Gesteinsfarbe hinlichungen vor, die bestimmt wichtige, wissenschaftliche durchschimmert. Im Endeffekt entsteht dann ein Misch. Erkenntnises geliefert, aber noch keine eindeutige Klargut mit einem zu niedrigen Bitumengehalt und ungleichstellung über den Medlanismus der Reaktion zwischen mäßiger Bitumenverteilung. Gestein und Emulsion erbracht haben. Wenn man aus zwingenden Gründen auf die Verarbei~ Weber und Bechler haben seinerzeit festgestellt, daß tung derartiger Mineralstoffe nidlt verzichten kann, könnicht nur die Aussdleidung des Bitumens aus einer nen an SteHe der normalen, halbstabilen Emulsion die Emulsion bei versdliedenen Gesteinen. zeitlich unterbereits erwähnten Verschnitt~Bitumenemulsionen ver~ sdliedlich vor sich geht, sondern daß auch die quantitawendet werden, die es infolge ihrer Wirkungsweise getiven Ergebnisse, die mit einer bestimmten Emulsion statten, durch bestimmte Zusätze, z. B. von Kalkhydrat, und verschiedenen Gesteinen ermittelt wurden, bei einer passive Gesteinssorten gewissermaßen zu ..aktivieren" anderen Emulsion und den gleichen Gesteinssorten in und mit diesen ein Mischgut mit einwandfreier Bitumenganz anderer Richtung verlaufen. Das heißt also, eine umhüllung herzustellen. Emulsion A ergibt mit einem Gestein I eine bessere Reaktion wie mit Gestein 11, während Emulsion B mit Wesentlich weniger empfindlich ist die stabile Bitumen~ Gestein I und 11 gerade das umgekehrte Verhalten zeiemulsion. Da bei dieser das Abbinden ausschließlich gen kann. Für den Straßenbauer würden sich Probleme durch Wasserverdunstung vor sich geht, spielt für diese bei der Verwendung von Gesteinen und Emulsionen erEmulsionstype der mehr oder weniger träge Verlauf der geben, die praktisdl nicht zu lösen wären, wenn die auf Reaktion mit dem Gestein kaum eine Rolle, da praktisch dem Markt befindlichen Bitumenemulsionen tatsächlich eine koagulierende Wirkung beim Kontakt der stabilen so erhebliche Unterschiede in ihrem Verhalten zum GeEmulsion mit Mineralstoffen nicht eintritt. Auch das bei stein aufweisen würden. der halbstabilen Emulsion erwähnte Ablaufen kommt bei der stabilen Emulsion kaum in Betracht. Diese Emul. Der Verfasser ist der begründeten Meinung, daß dieses sionssorte wird fast ausschließlich nur mit feinkorn- und heute nicht mehr der Fall ist. Die Veröffentlichung der füllerhaitigen Mineralmassen verarbeitet, in denen Arbeiten von Weber und Bechler3) liegen immerhin schon durch die große Mineralobernäche die notwendige mehr als 20 Jahre zurück, In der Zwischenzeit, insbesonEmulsions~ bzw. Bindemittelmenge festgehalten wird. dere nach dem Kriege, ist eine gewisse Standardisierung Es ist lediglich zu beachten, daß ein erforderliches Anin der Qualität der Emulsionen eingetreten, zumindest nässen der Mineralkomponente vor dem Vermischen was die unstabilen, normengemäßen Emulsionen anbemit Bitumenemulsion vorsichtig vorgenommen werden langt. Bei diesen sind heute kaum noch Unterschiede muß, um Entmischungserscheinungen, die bei zu hohem festzustellen, die sich in nennenswerter Weise auf ihr Wasserzusatz eintreten und eine unerwünschte VerzöVerhalten in der Praxis auswirken. gerung des Abbindevorganges mit sich bringen, zu verIn den letzten Jahren hat sich die Tendenz bemerkbar meiden. Die Menge des Anmachwassers soll gerade nur gemacht, die unstabilen Bitumenemulsionen auf mögso bemessen werden, daß eine gleichmäßige Umhüllung lidlst kurze Brechdauer einzustellen, soweit dieses mögder Mineralstoffe erreidlt wird. lich ist, ohne die Lagerbeständigkeit und die allgemeine Bei Oberflächenbehandlungen mit unstabilen BitumenVerwendungsmöglichkeit zu beeinträchigen. Das Abemulsionen ist auch die Korngröße des Abdecksplitts bindeverhalten der einzelnen Fabrikate liegt also durchvon gewissem Einnuß auf den Abbindevorgang. Für weg in einem verhältnismäßig begrenzten Rahmen. Es diese Behandlungsform wird bei Bitumenemulsionen als ändert sich jedoch nichts ari der Tatsache, daß bei der Bindemittel in der Hauptsache die Splittkörnung 5/8 mm gleichen Emulsion das Abbindeverhalten durch die Art angewandt. Gröbere Körnungen wie 8/12 mm und des Gesteins erheblidI beeinnußt werden kann. Bei man12/18 mm kommen hauptsächlich für die sogenannten chen Gesteinsarten kann dieses so weit gehen, daß daRauhüberzüge mit hoch viskoser Emulsion in Betracht, neben die labilere oder stabilere Beschaffenheit der während Splitt 2/5 mm vorwiegend für NachbehandlunEmulsion selbst stark in den Hintergrund tritt. gen bituminöser Decken Verwendung findet. Die ErfahBesonders macht sich dies bemerkbar, wenn die Emulrung hat gezeigt, daß bei feinkörJ1igem Splitt ein schnelsion u"nter Witterungsverhältnissen verarbeitet wird, leres Abbinden der Bitumenemulsion eintritt als bei der die an sich schon den Abbindevorgang verzögern, also Verwendung grobkörniger Abdeckstoffe. Wahrscheinbesonders bei niedrigen Temperaturgraden. Man sollte lich hängt dieses mit der größeren Mineraloberfläche der daher bei entsprechenden Witterungsverhältnissen von feineren Körnungen zusammen, die eine dünnschichti. *) Weber und Bemler: .Uber den Zerfall der bituminösen Straßenbaugere Verteilung der Emulsion und einen umfangreiche~ Emul5ionen durm BerührUng mit dem Gestein. ~ Asphalt und Teerren Kontakt derselben mit den Gesteinsstoffen bewirkt. Straßenbautemnik 3 bis 9 (1932). 3/1956 Bierhalter: Arbeitsbedingungen Der Abdecksplitt soll bei allen Oberllächenbehandlungen möglichst staubfrei sein, da vorhandener Slaub die Haftung des Bindemittels am Splitt sowie die Verbindung des Oberllächenüberzuges mit der zu behandelnden Decke stört. Staubverkrusteter Splitt darf als Abdeckmaterial nicht verwendet werden, da derartige Krusten eine Trennschicht zwischen Bindemittelfilm und Gestein bilden. Im Splitt lose verteilte kleine Staubmengen sind im allgemeinen unschädlich. Sie beschleunigen sogar etwas den Brechvorgang der unstabilen Emulsion, da diese gegen die Einwirkung von feinen Mineralstoffen empfindlich sind. Bei Staubanteilen im Splitt, die über einige Prozente hinausgehen, besteht jedoch die Gefahr, daß sich die Emulsion zu stark auf den Slaub konzentriert, so daß die gleichmäßige Benetzung des Splittes selbst gefährdet wird. Das gleiche gilt auch bei der Herstellung von SplittMischgut unter Verwendung halbslabiler Emulsionen. Auch hierbei soll der Splitt möglichst staubfrei sein, da sonst seine gleidlmäßige Umhüllung mit der Emulsion durch vorzeitigen Beginn des Brechvorganges beeinträchtigt wird. Eine Ausnahme bilden die Spezialemulsionen auf Verschnittbitumenbasis, die gegen Staub wesentlich unempfindlicher sind und von denen eine Reihe von Fabrikaten sogar einen Zusatz von Brechsand zulassen. 4. Einflüsse des Walzens und des Verkehrs Das Walzen bituminöser Befestigungen kann je nach Art der Bauweise verschiedene Zwecke verfolgen. Bei der Herstellung bituminöser Decken wird es ausschließlich vorgenommen, um das Mischgut zu komprimieren und von vornherein möglichst dichte Beläge zu erhalten. Auch bei Oberllächenbehandlungen tritt durch den Walzvorgang eine dichtere Zusammenlagerung, also ebenfalls eine Komprimierung, des Abdecksplittes ein. Bei dieser Bauweise soll das Walzen jedoch vor allem das Einbetten des Splittes in das Bindemittel und die Benetzung der Gesteinsflächen mit diesem fördern. Es ist bekannt, daß bei Oberllächenbehandlungen mit Bitumenemulsionen das Walzen die Ausscheidung des Bitu:nens aus der Emulsion beschleunigt. Dieses tritt ziemlich spontan ein, wenn das Walzen zu einem Zeitpunkt vorgenommen wird, zu dem das Bitumen zu koagulieren b7.VI.die Emulsion zu brechen beginnt. Man darf also, von diesem Gesichtspunkt aus betradltet, das Walzen nicht zu früh vornehmen. Da nun der B'eginn des Emulsionszerfalls von der Außentemperatur stark beeinflußt wird, muß der zeitlidl zweckmäßige Einsatz der Walze je nach den Temperaturbedingungen versdlieden sein. Bei warmer Witterung kann das Walzen schon kurze Zeit nach dem Abdecken mit Splitt vorgenommen werden, während bei niedrigen Temperaturen so lange gewartet werden muß, bis das Merkmal des beginnenden Brechvorganges, das Dunklerwerden der Emulsion, in Erscheinung tritt. Die Verkehrsfreigabe soll bei Oberflächenbehandlungen erst dann erfolgen, wenn das gesamte Emulsionswasser verdunstet und der Oberflächenüberzug ausgetrocknet ist. Es wurde bereits erwähnt, daß auch nach völligem Zerfall der Emulsion, kenntlich an der eingetretenen Schwarzfärbung, das Bitumen anfangs noch Reste an Emulsionswasser einsdIließt und noch nicht seine volle Klebewirkung erreicht hat. Der Bitumenfilm läßt sich in diesem Stadium vom Splittkorn abreiben, ein Zeichen für die noch vorhandene Empfindlichkeit gegen me- für Bitumenemulsionen 71 chanische Einwirkungen. Läßt sich eine Verkehrsfreigabe vor dem Eintreten des Endzustandes nicht vermeiden, so sollte wenigstens für eine Verminderung der Fahrzeuggeschwindigkeit auf 20 bis 30 km/st in den ersten Tagen nach Fertigstellung Sorge getragen werden. Diese Maßnahme ist im übrigen nicht auf Oberflächenbehandlungen mit Bitumenemulsionen beschränkt, sondern wird auch bei Verwendung von Straßenteer und Verschnittbitumen, also für alle Bindemittel, empfohlen, bei denen nach ihrem Einbau noch gewisse Ver. änderungen vor sich gehen. Die beschriebenen Auswirkungen des Walzens und des Verkehrs gelten auch für Flickarbeiten, die mit unstabiler Emulsion und RohspliU vorgenommen werden. Auch bei diesen muß eine rechtzeitig einsetzende'Komprimierung entweder durch Walzen oder durch Abstampfen vorgenommen werden, um eine Verdichtung des Splittes zu bewirken und das Abbinden der Emulsion zu beschleunigen. Bei Flickarbeiten durch Tränken mit Emulsion von oben ist außerdem vor dem Einsatz der Walze oder des Stampfers mit feinkörnigem Rohsplitt oder Brechsand abzudecken. Das Walzen von Splitt-Mischdecken mit normaler, halbstabiler Emulsion wird erst dann vorgenommen, wenn das aufgebrachte Misc:hgut schwarz geworden ist und die Emulsion völlig in Bitumen und wässerige Phase zerfallen ist. Ein vorheriges Walzen ist nicht zu empfehlen, da das Mischgut sonst an den Walzbandagen klebt. Außerdem wird im locker liegenden, also noch nicht verdichtetem Zustand die Verdunstung des Emulsionswassers erleichtert. Das Abwalzen erst nach Schwarzfärbung bedeutet je. doch nicht, daß man nach diesem Zeitpunkt beliebig lange mit dem Einsatz der Walze warten kann; es muß unmittelbar dann vorgenommen werden, wenn die Schwarzfärbung eingetreten und die Emulsion zerfallen, ihr Abbinden jedoch noch nicht beendet ist. Der Effekt des Walzens wird nur so lange erreicht, wie das ausgeschiedene Bitumen noch Reste an Emulsionswasser enthält. Nach völliger Austrocknung der Decke hat das Walzen keine verdichtende Wirkung mehr, da das Bitumen dann seinen Endzustand erreicht und die Splittkörner verklebt hat. Es ist zu empfehlen, den Verkehr bei diesen Decken erst nach ihrem völligen Austrocknen freizugeben, was bei den Witterungsverhältnissen, unter denen die Herstellung von Splitt-Mischdetken üblicherweise vorgenommen wird, kaum länger als 24 Stunden in Anspruch nimmt. Bei der Verwendung von Spezialemulsionen auf Verschnittbitumenbasis kann erfahrungsgemäß das Walzen unmittelbar nach gleichmäßiger Verteilung des Mischgutes vorgenommen werden. Dies gilt auch dann, wenn das Mischgut noch eine Braunfärbung aufweist, die von bereits ausgeschiedenem Emulsionswasser oder von noch vorhandenen Resten an ungebrochener Emulsion herrühren kann. Bei Mischdecken mit stabilen Emulsionen hängt der richtige Zeitpunkt des Walzens von der Kornzusammensetzung der Mineralpomponente ab. Sogenannte Mörteldetken, die nur aus Sand und Füller bestehen, können erst dann gewalzt werden, wenn sie einigermaßen ausgetrocknet sind, da sonst das Mischgut unter dem Walzdrutk schiebt und Risse bildet. Zudem besteht die Gefahr, daß das Walzen erhebliche Mengen der Emulsion in die Oberfläche preßt, so daß dort eine Anreicherung 72 Bitumen an Bitumen und im Inneren der Decke eine Ausmagerung entsteht. Bei Mischdeck.en, die aus einem Splitt-Sandgemisch be. stehen, könnte der Einsatz der Walze an sidl SdlOll früher erfolgen. Der Splittanteil der Mineralkomponente liegt bei diesen Belägen üblicherweise zwischen 60 und 70 %, wodurch sidt eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Verschieben und Rissebildung unter dem Walzdruck ergibt, auch wenn die Dedce noch einen verhältnismäßig frischen Zustand aufweist. Es ist jedoch vorteilhafter, auch in diesem Fall das Mischgut noch einige Stunden nach seiner Ausbreitung offen liegen zu lassen, um die Verdunstung des Emulsionswassers zu erleichtern. Ein Einfluß des Walzens auf das Abbinden tritt jedoch bei stabilen Emulsionen im allgemeinen nicht ein. Das Walzen geschieht hierbei also hauptsächlich zu dem Zweck, die Decke zu komprimieren und auch die durch die Verdunstung des wässerigen Anteils im Mischgut entstehenden Hohlräume zu beseitigen. Andererseits darf der Walzvorgang auch nicht zu spät einsetzen, also nicht erst nach völliger Austrocknung, da die Komprirnierung sonst Schwierigkeiten bereiten könnte. Es bestehen jedoch keine Bedenken dagegen, auch bei noch frischen Decken ein Andrücken mit einer leichten Handwalze vor dem eigentlichen Abwalzen vorzunehmen, um von vornherein eine ebene Oberfläche zu erhalten. Alle BeJäge mit stabilen Emulsionen als Bindemittel dürfen erst dann dem Verkehr freigegeben werden, wenn sie völlig ausgetrocknet sind. 5. Zusammenfassung und Hinweise für die Verarbeitung von Bitumenemulsionen bei der Unterhaltung und Herstellung von Straßendecken 3/1956 Nachstehend folgt eine Reihe von Hinweisen bzw. von Empfehlungen für die Verarbeitung von BitumenemuJ. sionen, die sich aus den vorangegangenen Ausführungen ergeben. Sie sind darauf ausgerichtet, das Abbindeverhalten der Emulsionen bei den einzelnen Bauweisen unter den verschiedenen Witterungs verhältnissen günstig zu beeinflussen und sollen gewissermaßen als Er-. gänzung zu dem von der Forschungsgesellschaft für das Straßenwesen herausgegebenen ••Richtlinien für Bitumenemusionen" dienen, insbesondere zu dem ersten Teil des Merkblattes über die Verwendung von Bitumenemulsionen für die Unterhaltung und Herstellung von Straßendecken. A. Bauweisen mit unstabilen Bitumenemulsionen a) Oberflächenbehandlung Die Behandlungen werden hauptsächlich in den Monaten März bis Oktober vorgenommen. ]n dieser Jahreszeit ist mit Temperaturen zu rechnen, die über 10° C liegen und bei denen normales Abbindeverhalten der Emulsion erwartet werden kann. Bei längeren Schlechtwetterperioden oder audt bei unsicheren Witterungsverhältnissen, muß das Abbinden der Emulsion durch Verwendung möglichst aktiver Gesteinsstoffe als Abdecksplitt unterstützt werden. Bei Temperaturen unter 10° C tritt bereits eine merkliche Verzögerung des Abbindens ein, das bei gleichzeitiger Verwendung passiver Gesteinssorten für das Abdecken ein untragbares Ausmaß annehmen kann. Für Arbeiten bei diesen Temperaturen müssen daher derartige Gesteine ausscheiden. Die Verzögerung des Abbindevorganges bei niedrigen Temperaturen kann senon durch mäßiges Erwärmen der Emulsion ausgeglichen werden. Es genügt hierbei im allgemeinen eine Erwärmung auf etwa 40° C, die jedoch unbedenklich audt auf 5~00 gesteigert werden kann. Die Eigenschaften der Emulsionen werden durch das Erwärmen in keiner Weise beeinträchtigt. Die Verarbeitung der Bitumenemulsio'nen muß bei Temperaturen unter 00 C eirigestellt werden. Das gilt jedom nicht nur für Oberflämenbehandlunge'n allein, sondern für alle Straßenbauarbeiten,'. da bei Frosttemperaturen mit dem Gefrieren der Emulsion gerechnet werden muß, was den Abbindevorgang verhindert oder unterbricht. Die Biturnenemulsion hat in ihrem Ausgangszustand keine Kleb- oder Bindewirkung, da die wässerige Phase diese Eigenschaften des Bitumens aufhebt, solange es sich in emulgiertem Zustand befindet. Erst wenn sich das Bitumen aus der Emulsion ausgeschieden hat und völlig wasserfrei geworden ist, erreicht es wieder eine Beschaffenheit, die der des Ausgangsbitumens entspricht. Die einzelnen Stadien, die die Bitumenemulsion durchläuft, beginnend mit dem beim Verarbeiten durch Aufspritzen oder durch Mischen mit Mineralstoffen einsetzenden Brechvorgang und endend mit der AusbilDas Walzen ist für die'Oberflächenbehandlung von grodung einer wasserfreien Bindemittelhaut, werden zußer Wichtigkeit; es bewirkt das notwendige Einbetten sammengefaßt als das ••Abbindeverhalten" der Emulsion des Splittes in die Emulsion, die Zusammenlagerung und bezeichnet. Verzwickung des Abdeck.splitts und beschleunigt auch Bei der Verwendung von Bitumenemulsionen für Straden Brechvorgang, wenn es im richtigen Zeitpunkt vorßenbauarbeiten steht dieses Abbindeverhalten im Vorgenommen wird. dergrund, da die Bauerfolge von dem Ablauf und von Eine ähnliche Wirkung hat aum der Verkehr. Er sollte der Dauer des Abbindevorgangs erheblich beeinflußt jedoch erst einsetzen, wenn das Abbinden der Emulsion werden. Für die meisten Bauweisen ist es erwünscht, beendet und der Oberflämenüberzug völlig ausgetrockdaß der Endzustand, die uneingeschränkte Auslösung net ist. Zumindestens muß zu diesem Zeitpunkt für eine der Bindekraft des Bitumens, in möglichst kurzer Zeit Herabsetzung der Fahrzeuggeschwindigkeit gesorgt erreicht wird. Dieses hängt jedoch nicht nur von der werden. Beschaffenheit der Emulsion selbst, also von ihrer labileren oder stabileren Beschaffenheit ab, sondern auch weitgehend von den Bedingungen, unter denen die Bi- b) Flickarbeiten tumenemulsion zur Anwendung gelangt. Es ist für den Diese werden fast das ganze Jahr hindurch vorgenomVerbraumer daher von Wichtigkeit zu wissen, wie sich men und nur durch Regenfälle, Frosttemperaturen und die Arbeitsbedingungen auf den Abbindevorgang ausSchneefälle unterbrochen. Da in der Regel für diese wirken und durch welche Maßnahmen der Einfluß unArbeiten keine Verkehrssperren möglich sind, mÜSsen günstiger Faktoren, das heißt solcher, die auf den Aballe Maßnahmen getroffen werden, um aum unter bindevorgang verzögernd einwirken, ausgeglichen werungünstigen WitterungsverhäItnissen ein schnelles Abden kann. binden der Emulsion zu erreimen, also: Verwen- 311956 73 Mitteilungen dung aktiver Gesteinsstoffc, rechtzeitige Komprimierung der Flickstellen, gegebenenfalls auch Anwärmen der Emulsion. cl Trönk-Makadamdecken und Vorspritzen von Einslreudecken Tränk-Makadamdecken werden bei Bitumenemulsion als Bindemittel vorzugsweise als sogenannte Halblränk. ded<en ausgeführt. Diese Ausführung ist dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Aufbringen des Sdlotlers eine Sandschichl aufgelegt wird, die beim Walzen die unteren Hohlräume des Schotters verfüllt. Hierdurrn wird ein Versickern der Emulsion in den Unterbau vermieden. Die Bitumenemulsion hat den großen Vorteil, daß sie unbedenklich auch dann verwendet werden kann, wenn das Schotter-Splitt-Gerüst feucht ist, ohne daß hierdurdi das Abbinden der Emulsion gestört wird. Das Abbinden der für diese Bauweise immerhin erheb. lichen Emulsionsmengen nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch, so daß Tränkdecken fast ausschließlich nur in der warmen Jahreszeit hergestellt werden, wobei die untere Temperaturgrenze mit etwa 10° C anzunehmen ist. Bei niedrigeren Temperaturen, jedoch nicht unter 0° C, ist ein Bauerfolg nur zu erwarten, wenn das Abbinden der Emulsion durch ihr Anwärmen beschleunigt wird. Gleiche Gesichtspunkte gelten auch für das Vorspritzen mit Emulsion bei Einstreudedcen. Bei den relativ geringen Verbrauchsmengen hierfür tritt das Abbinden der Emulsion verhältnismäßig schnell ein. Das Einwalzen des Einstreusplitts darfkeinesfalls vorher vorgenommen werden. B. Mischdecken a) Splill-Mischdecken mit halbstabiler Emulsion als Bindemittel Für die Herstellung des Mischgutes kommen vorwiegend gebrochene Mineralstoffe aus aktiven Gesteinssorten in einer Körnung von 1 mrn aufwärts in Betracht. Der SpliU darf keinen Staub in Mengen enthalten, die eine gleichmäßige Umhüllung der Splittkörner mit Emulsion verhindern. Die Herstellung von Splitl-Mischded<en ist auf die warme Jahreszeit und auf trockene WiUerungsverhältnisse zu beschränken. Eine Ausnahme bilden die Spezialemulsionen auf VerschniUbitumenbasis, die zur Herstellung von lagerföhigem Mischgut bestimmt sind. Je nach der Einstellung der Bindemittel-Konsistenz, bzw. je nach Höhe des Fluxölanteils, lassen diese Emulsionen eine Verarbeitung des damit hergestellten Mischgutes auch noch bei Temperaturen unter 0° C zu. Das Mischgut selbst kann auch mit diesen Spezi al emulsionen nid1t bei Temperaturen hergestellt werden, bei denen die Gefahr besteht, daß das in den Mineralstoffen etw.a enthaltene Wasser gefriert. Die Aufbereitung des Misdlgutes sollte daher rechtzeitig unter günstigeren Witterungsverhältnissen vorgenommen werden. Das Walzen geschieht bei normaler, halbstabiler Emulsion als Bindemittel, sobald die braune Farbe der Emul. sion völlig in schwarz umgeschlagen ist. Ein zu spätes Walzen muß vermieden werden. Bei Spezialemulsionen als Bindemittel kann der Einsatz der Walze praktisch beliebig erfolgen. Um eine beschleunigte Verdunstung des im Bindemittel vorhandenen Fluxöls zu erreichen, empfiehlt es sich, das Mischgut nach dem Ausbreiten noch einige Stunden liegen zu lassen und erst dann zu walzen. b) Mischdecken mit stabiler Emulsion als Bindemittel Diese werden unterschieden in: hohlraumarme Beläge aus kornabgestufter feinkornhaltiger Mineralmasse, und Mörteldecken, die als mineralische Zuschlagstoffe in der Hauptsache anstehendes Bodenmaterial enthalten. Die Herstellung beider Belagsarten muß auf die warme und trockene Jahreszeit beschränkt bleiben, da das Abbinden der stabilen Emulsion ausschließlich durch Wasserverdunstung vor sich geht. Das Bindemittel und damit audt die Decke bleiben so lange empfindlich gegen die Einwirkung von Regen, bis der Belag völlig ausgetrocknet ist. Das Abwalzen muß bei bei den Ausführungsarten vorgenommen werden, bevor das Abbinden völlig beendet ist. T_" __ 1.._ ••