Rede neuer Umbruch_Layout 1 - Diözese Rottenburg Stuttgart

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Im Dienst der Menschen
Das neue Bischöfliche Ordinariat und
eine den Menschen nahe Pastoral
Eröffnungsrede zur feierlichen Einweihung des
neuen Bischöflichen Ordinariats in Rottenburg
Bischof Dr. Gebhard Fürst
12. Juli 2013
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Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat
der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Öffentlichkeitsarbeit
Postfach 9
72101 Rottenburg
Bestellung unter:
[email protected]
Rottenburg, 2013
Wir verstehen unser Handeln als Dienst,
der sich am Evangelium ausrichtet.
Dies betrifft auch die Art und Weise,
in der wir Verantwortung wahrnehmen,
mit Personen umgehen
und materielle Ressourcen einsetzen.
AUS DEM LEITBILD DER DIÖZESANKURIE 2002
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Eröffnungsrede zur feierlichen Einweihung des
neuen Bischöflichen Ordinariats in Rottenburg
Bischof Dr. Gebhard Fürst
12. Juli 2013
Im Dienst der Menschen
„Im Dienst der Menschen“, so steht es über dieser Einweihungsfeier. Aber
mehr noch gilt dies „Im Dienst der Menschen“, für den heute mit dieser Feier
eröffneten Gesamtkomplex. Und so habe ich auch meine Ansprache überschrieben: „Im Dienst der Menschen. – Das neue Bischöfliche Ordinariat und eine
den Menschen nahe Pastoral.“
Der Bau ist errichtet für eine menschendienliche Verwaltung und Gestaltung
der Pastoral. Das Bischöfliche Ordinariat steht im Dienst des Lebens in den Kirchengemeinden und Einrichtungen der Diözese, im Dienst der Vermittlung der
befreienden Botschaft des Evangeliums. Das Bischöfliche Ordinariat soll und
will das Leben aus dem Glauben vor Ort unterstützen und das Zeugnis des
Glaubens fördern und so dazu beitragen, dass wir alle als Ortskirche von Rottenburg-Stuttgart glaubwürdig Kirche leben.
Der Bau des BO-Gebäudes ist mitgeprägt von den pastoralen Leitideen der
Ortskirche Rottenburg-Stuttgart. Wir verstehen uns als diakonische und missionarische Kirche, insbesondere als schöpfungsfreundliche Kirche, was nachhaltiges Bauen, ökologische Verantwortung und neueste energiesparende
Technik impliziert. In all dem wollen wir untereinander, auf allen Ebenen im
Innern und nach außen eine im Dialog lebendige Kirche sein.
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Der Gebäudekomplex – das neue Bischöfliche Ordinariat –
architektonische Leistung: ein Highlight in Rottenburg
Das entstandene Gesamtensemble aus dem sanierten Jesuitenkolleg im Rennaissancestil, dem schlanken, eleganten neuen Bürogebäude, dem neu entstandenen Diözesanarchiv mit Lesesaal und aus der Eingangshalle im „Würfel“
auf den Grundmauern der Josefskirche zusammen mit dem barocken Rohrhalder Hof, das ist eine herausragende architektonische Komposition: ein Highlight
der Baukunst. Eine Einheit in der Vielfalt der Gebäude, der Formen und Stile
und hervorragend hineingestellt in das umgebende Stadtviertel, ja in das Zentrum der Altstadt Rottenburg.
Kirche als Bauherrin ist immer auch Kulturträgerin gewesen und sollte es auch
bleiben. Dieser Gesamtkomplex ist Ausdruck einer Kirche, die sich ihrer – hier
architektonischen – Kultur schaffenden Verantwortung und Kompetenz stellt.
Kirche als Bauherrin hat nie nur geistlose Zweckbauten errichtet. Sie hat ihr
Bauen immer auch als Kulturauftrag verstanden. Mit geeigneten Architekten
ist dies heute möglich und hier in der Bischofsstadt Rottenburg wirklich geworden. So ist ein vielfältiger, reizvoller, abwechslungsreicher Lebens- und
Schaffensraum entstanden, der seinesgleichen sucht. Das verdanken wir den
Architekten des Architekturbüros Lederer+Ragnarsdóttir+Oei!
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Das neue Bischöfliche Ordinariat –
ein Gesamtkomplex für die hier arbeitenden Menschen
Der Gesamtkomplex des neuen Bischöflichen Ordinariats ist ein umbauter, vielfältig gestalteter Raum, eine architektonisch modellierte Lebenswelt für die
hier arbeitenden Menschen. Wer arbeitet hier? Was wird hier gearbeitet? Die
Zusammenführung der Kurie hat viele verschiedene Abteilungen und Hauptabteilungen unter einem vielfältig gestalteten Dach zusammengeführt. Ca.
320 Menschen sind hier gestaltend und verwaltend tätig.
Und mittendrin der Generalvikar als moderator curiae, der – da sich fast alles
unter einem Dach befindet – seiner Aufgabe als Moderator sicher leichter und
effizienter nachkommen kann. Zusammen mit seinen Stabsstellen Personalund Organisationsentwicklung und der Gleichstellungsbeauftragten. Je auf unterschiedliche Weise dienen sie der Ortskirche und den Menschen, die in ihr
ihre Beheimatung haben und vielleicht finden wollen.
Nicht nur unterschiedlichste Personen und Aufgaben sind also hier versammelt,
sondern dies alles bedeutet auch, dass hier auch verschiedenste, sich bisher
unabhängig voneinander entwickelte Bürokulturen zusammengeführt sind.
Eine neue Unternehmenskultur im Werden
Viele kuriale Stellen wurden in der Stadt aufgelöst und sind jetzt zusammen
unter einem Dach. Das heißt auch: Unterschiedliche Unternehmenskulturen
sind unter einem Dach! Mit allen Vorteilen, aber auch mit Problemen des Zusammenlebens und Zusammenwachsens. Und auch mit der Anforderungen,
dass gewachsene Strukturen und Kulturen nun das kooperative Miteinander
gestalten müssen. Unterschiedliche Büro- und Kooperationskulturen der ver-
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schiedenen Einrichtungen der Kurie kommen zusammen. Die Zusammenführung der verschiedenen Einheiten fördert den Dialog und die Zusammenarbeit,
fordert aber auch Dialogbereitschaft. So wird eine neu sich entwickelnde, in
der Vielfalt produktive Kommunikation ermöglichende und auf Zusammenarbeit angelegte Unternehmenskultur wachsen, eingeübt und kooperativ und
koproduktiv gelebt werden, die ihre ganze Arbeit und Zusammenarbeit als „im
Dienst der Menschen“ versteht und vollzieht.
Der ästhetische Mehrwert für die hier arbeitenden Menschen
Das neue Gebäudeensemble ist Arbeitsplatz für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und dabei kommt es selbstverständlich und alltäglich auch zu einer Begegnung der Architektur als Raumgestaltung und den Menschen, die in ihr leben,
arbeiten und zusammenleben. Es geht um Arbeitsatmosphäre und Kommunikation.
Das neue BO ist weder reiner Zweckbau noch Kulturbau an sich. Das hier entstandene Ensemble hat aber einen ästhetischen Mehrwert für die hier arbeitenden Menschen. Gute Architektur ist Kunst und bildet einen Kunst-Raum, in
dem Menschen sich bewegen. Mir ist gute Architektur sehr wichtig. Meine Ansichten und Überzeugungen möchte ich Ihnen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitervermitteln, denn Sie sind die Nutzer dieses Gebäudes, Sie sind
seine Bewohner! Es ist Ihr Lebensraum in vielen Stunden Ihrer Lebenszeit. Deshalb sollen Sie sich darin, in den Räumlichkeiten, in den Büros, im Gesamtkomplex gut fühlen. Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Architektur wirkt auf
unser Befinden, nimmt – wie die Musik, die Literatur, die Malerei – Einfluss auf
unsere Gefühle, unsere Stimmung. Damit hat sie und haben architektonisch gelungene Bauten einen ästhetischen Wert. Gute Architektur antwortet auf die
Grundbedürfnisse von uns Menschen: nach Raumerlebnis, Atmosphäre, Erfahrung mit allen Sinnen: Das sind Dimensionen von Bauten, die in der modernen
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Architektur zuweilen vergessen worden sind und werden. Das Architekturbüro
von Prof. Lederer und der Bauherr, die Diözese, haben sich spürbar dem Verständnis der „Architektur als Kunst“ verschrieben. Kunst wirkt anders auf uns
als Pragmatik. Poesie anders als Prosa. Bild anders als Text. Nehmen Sie das
Gesamtbild wahr, in dem Sie sich bewegen und leben. Gute Architektur ist Beitrag zur Kultur und zur Kultivierung unseres Lebens und Zusammenlebens. Wenn
wir wahrnehmen, wie dieser Bau durch seine Formensprache wirkt, wie die
Proportionen passend aufeinander abgestimmt sind, wie das Palais höchster
Punkt und Hauptgebäude geblieben ist, wie sich die neuen Baukörper einpassen in das Gesamtensemble, dann spüren wir diesen Anspruch, nicht nur
Zweckbau zu sein, sondern Architekturkultur hervorgebracht zu haben.
Das neue Gebäude als Verpflichtung,
den Menschen in der Diözese zu dienen
Dies alles, liebe Damen und Herren, ist kein Selbstzweck, sondern notwendig
für eine zeitgenössische und gute, qualitätvolle Pastoral in unserer Diözese,
die den Menschen dienen will in der Verkündigung der Frohen Botschaft von
Jesus Christus in der heutigen Zeit mit den spezifischen Herausforderungen
unserer Tage.
Das Gebäude und die darin arbeitenden Menschen arbeiten im Dienst der
Menschen, an die sich die christliche Botschaft in Wort und Tat richtet. Je auf
unterschiedliche Weise dienen sie der Ortskirche und denen, die in ihr ihre Beheimatung haben und vielleicht Heimat finden wollen.
Der renovierte und teilweise neu konzipierte und gebaute Gesamtkomplex Bischöfliches Ordinariat ist eine Selbstverpflichtung für die Qualität des Verwaltungshandelns unserer Diözese. Die hier arbeitenden Menschen haben diese
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Zielsetzung ihres Handelns und Arbeitens.
1. Das Leitbild der Diözesankurie,
der Mitarbeiter des Bischöflichen Ordinariats
Um das verwirklichen zu können, haben wir 2002 das Leitbild der Diözesankurie und somit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bischöflichen Ordinariats entwickelt.
Zusammenfassend heißt es da: „Wir verstehen unser Handeln als Dienst, der
sich am Evangelium ausrichtet. Dies betrifft auch die Art und Weise, in der wir
Verantwortung wahrnehmen, mit Personen umgehen und materielle Ressourcen einsetzen.“ (Aus dem Leitbild der Diözesankurie 2002)
Im Einzelnen heißt es beispielsweise und entspricht so der neuen Herausforderung, vor der wir stehen.
· Das Leitbild soll „das Miteinander aller in der Erfüllung der uns gestellten
Aufgaben leiten und gestalten. Die Personen, die Menschen einer Einrichtung
sind ihr wirklicher Reichtum.“ (GF/LB)
· „Das Leitbild formuliert theologische Grundlagen für die vielfältigen Aufgaben und Funktionen der Kurie und stellt diese in den Rahmen der Sendung der Kirche, Jesu Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden.“
(GF/LB)
· Das Leitbild „bestimmt die Ausübung der Aufgaben der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter als Dienst an der Sendung der Kirche, als Dienst an
unserer Diözese.“ (GF/LB)
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· „Das Leitbild gibt Leitlinien für eine Kultur des Miteinanders sowohl innerhalb der Kurie als auch im Blick auf die Partner in der Diözese und die
Einrichtung, mit denen sie kooperiert.“ (GF/LB)
2. Führungsgrundsätze für die Diözesankurie
Die Grundsätze für die Führungskräfte der Kurie aus dem Jahr 2004 orientieren
sich am Leitbild der Diözesankurie. Sie formulieren den Wunsch nach gelingendem Führungsverhalten der in Führungsverantwortung Stehenden. Sie
schaffen Verbindlichkeit im Miteinander und Klarheit hinsichtlich Zuständigkeiten und Delegationen.
Die Kurie hat einen Auftrag
Das neue Gebäude als Verpflichtung, der Verkündigung
des Evangeliums zum Heil der Menschen zu dienen
Das neu entstandene Gebäude ist der Ort der kirchlichen Verwaltung, aber die
kirchliche Verwaltung ist keine Selbstbeschäftigung. Sie hat einen klar formulierten Dienst-Auftrag: die diakonische Pastoral der Diözese mit ihrem spezifischen Profil. Wo sie diesem Auftrag gerecht wird, entgeht sie einem „Kult der
Verwaltung“ (Leserbrief Dr. Hans Sayer, Rottenburg, 4. Mai 2013).
Die leitende Vision: die den Menschen nahe Pastoral –
Gott und den Menschen nahe
Die alles Verwaltungs- und Gestaltungshandeln inspirierende und leitende Vi-
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sion lautet: Die Mitarbeiter in diesem neuen Bischöflichen Ordinariat arbeiten
letztlich und ganz konkret an der Verwirklichung des Kircheseins in der heutigen Zeit: (Fürst) „Es ist eine Herausforderung in dieser Zeit an uns als Kirche
insgesamt, christliche Gemeinden als Orte zu verstehen und gestalten zu wollen, in denen die christliche Botschaft gegenwärtig ist und lebendig erfahren
und erlebt werden kann.
Eine Kirchengemeinde soll eine für die Menschen in ihren Sorgen und Nöten
„bewohnbare“ Gemeinschaft sein, in der für die zerrissenen Seelen unserer
Zeit etwas erfahrbar wird vom Heil und der Heilung durch die christliche Botschaft. Es geht um die Verwirklichung der Kirchengemeinden und der Seelsorgeeinheiten als Orte, als geistlich lebendige Räume, in denen und an denen
die Frohe Botschaft des Christentums, das heilsame Evangelium Jesu Christi
erlebbar wird, und wo Menschen in dieser oft heil- und gnadenlosen Welt Halt
finden und die schützende und rettende Kraft des Glaubens erfahren können.
Als zur Verwirklichung anstehende Vision muss uns dies immer vor Augen stehen. Zur Verwirklichung dieser Vision sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
aufgerufen, in ihrer Arbeit im Dienst der Menschen durch ihr Verwaltungs- und
Gestaltungshandeln aktiv beizutragen.
Gott und den Menschen nahe
Liebe Damen und Herren. Wir haben ein Kreuz in der Halle aufgestellt. Ein
Kreuz, das sie anblickt und zugleich hinausblickt in die Welt. Wir wollen Kirche
sein mit dem Gesicht zur Welt. Geleitet von einer „Theologie mit dem Gesicht
zur Welt“ (Johann Baptist Metz) wollen wir „Mit dem Kreuz auf die Welt blicken“ und letztlich daraus auch in Verwaltung und Gestaltung handeln.
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Die Voraussetzungen sind geschaffen, ein architektonisch gelungenes Gesamtensemble des neuen Bischöflichen Ordinariats und dessen, was der Neubeginn
hier für uns alle bedeutet, ermöglicht und erfordert.
So schließe ich mit Dank und Bitte um den Segen Gottes für all das, was uns
aufgetragen ist und wir uns vorgenommen haben nach menschlichen Möglichkeiten zu erfüllen versuchen.
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