Energie effizient nutzen

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Aus: Nassauische Neue Presse vom 14.12.2011 Lokales Bad Camberg / Niederselters
Energie effizient nutzen
Strom- und Wärmeerzeugung mittels Kraft-Wärme-Kopplung bringt mehr
Von Karen Heinen
In Zeiten knapper Rohstoffe, steigender Energiepreise und Klimaerwärmung ist
eine effiziente Energienutzung das Gebot der Stunde. Bei einem Besuch des
Blockheizkraftwerkes der Wachtturm-Gesellschaft Jehovas Zeugen in Niederselters informierten sich die Mitglieder der Lokalen Agenda 21 Bad Camberg
und der erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung (SPD) aus erster Hand über die
Vorteile der Strom- und Wärmeerzeugung mittels Kraft-Wärme-Kopplung.
Foto: Heinen
Betriebsingenieur Gerhard Böde (Wachtturmgesellschaft, rechts) demonstriert den
Besuchern die Funktionsweise des Blockheizkraftwerkes (das ist die grüne Einheit vorne
rechts). Von links: Manfred Steffensdorfer (Wachtturmgesellschaft), Dr. Gerhard Fries, Gorch
Atzberger (beide Lokale Agenda 21), Erster Kreisbeigeordneter Helmut Jung (SPD), Michael
Zimmermann, Johannes Gerstenberg und Helmut Kotyrba (alle Lokale Agenda 21)
Bad Camberg/Niederselters. Blockheizkraftwerke (BHKW) produzieren nicht nur
Strom, sie nutzen auch die Abwärme, die bei der Stromerzeugung entsteht. Während
die üblichen Dampfkraftwerke der großen Energiekonzerne nur einen Wirkungsgrad
von circa 35 Prozent haben, weil bei der Stromerzeugung der größte Teil der
eingesetzten Energie als Wärme verpufft, sind BHKW deutlich effizienter: sie nutzen
die Primärenergie bis zu über 90 Prozent. „Wir haben unsere Anlage vor einem Jahr
gekauft. Sie hat sich schon jetzt amortisiert und damit unsere Erwartungen übertroffen“ berichtet Manfred Steffensdorfer vom Präsidium der Zeugen Jehovas, der die
Besucher auf dem Gelände in Niederselters in Empfang nahm. Ursprünglich war die
Gesellschaft von einer Amortisationszeit von zwei Jahren ausgegangen. Auch die
laufenden Kosten konnten reduziert werden, da Wartungsarbeiten, die alle 1000
Betriebsstunden nötig sind, von eigenem Personal übernommen wurden.
“In diesem ersten Jahr ist das Blockheizkraftwerk bereits an die 6000 Stunden
gelaufen, das ist schon effizient“ sagt Betriebsingenieur Gerhard Böde. Maximal
seien 7000 Jahresstunden möglich. „Ökonomisch sehr attraktiv sind derartige
BHKWs für größere Wohnanlagen, Gewerbebetriebe und Kliniken“ wirbt Helmut Jung
für den vermehrten Einsatz von BHKW im Landkreis.
Während der Besichtigungstour vermittelt Gerhard Böde noch einige technische
Details. Das BHKW arbeitet mit einem 12 Zylinder Gasmotor und besitzt 334 kW
elektrische und 485 kW thermische Leistung. „Auf unserem Gelände wohnen und
arbeiten 1000 Personen, wir haben eine Druckerei, eine Wäscherei, eine Großküche
und diverse Werkstätten. Unser BHKW ist stromgesteuert und produzierte im ersten
Jahr 26 Prozent unseres Strom- und 35 Prozent des Wärmebedarfs“ informiert Böde.
Wird mehr Wärme benötigt, als das BHKW produzieren kann, schalten sich
automatisch vorhandene konventionelle Gasheizkessel zu. Die Wärme wird in zehn
Wassertanks mit insgesamt 80 000 Litern zwischengespeichert.
In der sich anschließenden Diskussion sind sich die Mitglieder der Lokalen Agenda
21 und der erste Kreisbeigeordnete Jung einig, dass die BHKW- Technologie viel
stärker als bisher genutzt werden solle. Angesichts der positiven Erfahrungen, die die
Gesellschaft mit ihrem BHKW gemacht habe, bestehe die berechtigte Frage, warum
es im Bad Camberg und im Kreis Limburg Weilburg nicht mehr Blockheizkraftwerke
gäbe, da es sich doch schlicht und einfach rechne. Die Mitglieder des Fördervereins
haben beschlossen, diese Technologie zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit zu
machen und mit potentiellen Nutzern Kontakt aufzunehmen.
Info: So funktioniert ein Blockheizkraftwerk (BHKW)
Das BHKW wird als verbrauchernahe Zentraleinheit betrieben und kann daher auch
die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme nutzen, da die Transportverluste
gering gehalten werden. Die wesentlichen Bauteile eines BHKW sind Verbrennungsmotor, Generator, Wärmetauscher und Steuerung. Der Generator, der zur Stromerzeugung dient, wird von einem Verbrennungsmotor angetrieben. Der produzierte
elektrische Strom kann vom Anlagenbetreiber selbst genutzt oder ins öffentliche
Stromnetz eingespeist werden. Die Wärme aus dem Motorkühlwasser und dem
Abgas wird über Wärmetauscher an ein Heizwassersystem abgegeben. Alle Abläufe
innerhalb des BHKW und dessen Einbindung in die angeschlossenen Strom- und
Wärmenetze werden von einer Mikroprozessorsteuerung überwacht, so dass die
Anlage auch bei sich änderndem Strom- und Wärmebedarf effizient arbeitet. (khe)
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