Acetylsalicylsäure und ihre Anwendung

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BACHELORARBEIT
Acetylsalicylsäure und ihre Anwendung
eingereicht von
Mag. phil. Josef Stefa, Bakk. phil.
zur Erlangung des akademischen Grades
B. Sc.
(Bachelor of Science)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt am
Institut für Pflegewissenschaft
unter der Anleitung von
AO. UNIV. - PROF. DR. MED. UNIV. ULRIKE HOLZER
INSTITUT FÜR EXPERIMENTELLE UND KLINISCHE PHARMAKOLOGIE
8010 GRAZ, UNIVERSITÄTSPLATZ 4/I
Graz im März 2013
2
Ehrenwörtliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig
und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebene Quellen nicht
verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich
entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Weiters erkläre ich, dass
ich diese Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen
Prüfungsbehörde vorgelegt habe.
Graz, am 2.3.2012
Unterschrift:
Im Sinne der besseren Lesbarkeit wird der generische Maskulin verwendet.
Selbstverständlich sind beide Geschlechter gemeint. Sollte sich eine Bezeichnung
auf ein bestimmtes Geschlecht beziehen, wird „weiblich“ oder „männlich“ davor
gestellt.
3
Zusammenfassung
Die Acetylsalicylsäure, auch unter dem Markennamen Aspirin bekannt, ist
bedingt durch eine breite Palette an Wirkungen und den kostengünstigen
Erwerb
eine
weit
verbreitete
und
vielfach
eingesetzte
Substanz
als
Thrombozyten aggregationshemmende Prophylaxe, zur Schmerzbekämpfung
und zur Fiebersenkung. Sie hemmt die Cyclooxygenase, was in niedriger
Dosisgabe zur irreversiblen Hemmung der Thrombozytenaggregation führt.
Damit kommt es zur Verhinderung der Prostaglandinsynthese, was bei höheren
Dosen die Schmerz unterdrückende Wirkung verursacht. Die COX Hemmung
mittels höherer Dosis führt ebenfalls zur Fiebersenkung. Es kann zu
unerwünschten
Wechselwirkungen
mit
anderen
COX-Hemmern,
ACE-
Hemmern und AT1-Antagonisten kommen. Bei hohen Dosen können einige
schwere Nebenwirkungen auftreten, weshalb Acetylsalicylsäure nicht mehr als
Antiphlogistikum eingesetzt wird.
Abstract
Acetylsalicylic acid, also known under the brand name Aspirin is due to a wide
range of effects and the low acquisition costs a widespread and widely used
substance as a platelet aggregation inhibiting prophylaxis, to control pain and to
lower fever. It inhibits the cyclooxygenase, which results via a low dose transfer
in an irreversible inhibition of platelet aggregation. For this reason, there is
prevention of prostaglandin synthesis, which suppresses pain at higher doses.
COX inhibition by higher doses also results in the reduction of fever. There
could be undesirable interactions with other COX inhibitors, ACE-inhibitors and
AT1-antagonists. At high doses some serious side effects can occur, which is
the reason why Acetylsalicylic acid is no longer used as an anti-inflammatory
drug.
4
Inhaltsverzeichnis
Ehrenwörtliche Erklärung ...................................................................................................... 2
Zusammenfassung ................................................................................................................ 3
Abstract ................................................................................................................................. 3
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................. 4
Vorwort .................................................................................................................................. 5
1.
Einleitung ....................................................................................................................... 6
2.
Allgemeines zur Acetylsalicylsäure (ASS) ...................................................................... 8
3.
4.
5.
6.
2.1.
Geschichte ............................................................................................................. 8
2.2.
Chemische Struktur, Eigenschaften und Herstellung.............................................. 9
2.3.
Pharmakokinetik ...................................................................................................10
Wirkungsmechanismen ................................................................................................13
3.1.
Zelluläre Abläufe - Thrombozytenaggregationshemmung .....................................13
3.2.
Gewebe: Analgetische Wirkung ............................................................................14
3.3.
Gewebe: Antipyretische Wirkung ..........................................................................15
Anwendungsgebiete der ASS .......................................................................................16
4.1.
Koronare Gefäßerkrankungen...............................................................................16
4.2.
Cerebrovaskuläre Erkrankungen ...........................................................................18
4.3.
Venenthrombosen.................................................................................................20
4.4.
Schmerz und Fieber ..............................................................................................21
Toxizität ........................................................................................................................23
5.1.
Magen ...................................................................................................................24
5.2.
Niere .....................................................................................................................25
5.3.
Schwangerschaft ..................................................................................................26
5.4.
Leichte Vergiftung: Respiratorische Alkalose ........................................................26
5.5.
Schwere Vergiftung: Metabolische und Respiratorische Azidose ..........................27
5.6.
Co-Medikation - Wechselwirkungen ......................................................................28
Fazit .............................................................................................................................30
Quellenverzeichnis ...............................................................................................................32
Abbildungsverzeichnis ..........................................................................................................33
Vorwort
5
Vorwort
Die Motivation sich mit diesem Thema zu beschäftigen ergab sich aus einem
unerwarteten Schicksalsschlag, der kürzlich jemanden in meinem näheren
Umfeld traf. Eine überaus sportliche, sich biologisch ernährende und auch sonst
gesundheitsbewusst lebende Frau im Alter von etwa 35 Jahren kämpfte eines
Morgens plötzlich mit ihr sonst unbekannten Kopfschmerzen, sah verschobene
Doppelbilder und stolperte wegen Schwindels 2 mal gegen die Tür. Sie schaffte
es noch ihre Tochter in die Schule zu schicken, und dann die Rettung zu rufen.
Nach der Einlieferung in die Stroke Unit eines lokalen Krankenhauses wurde
eine Transitorische Ischämische Attacke im Hirnstamm festgestellt. Eine
ansonsten sich vollkommen gesund und fit fühlende Frau war plötzlich in
Lebensgefahr. Es kam zu einer Lysetherapie und unzähligen Untersuchungen.
Es wurde per transösophagealem Echo (TEE) als einzige Ursachenmöglichkeit
ein offenes Foramen Ovale (PFO) festgestellt. Das PFO ist eine Öffnung im
Herzen zwischen linker und rechter Vorkammer, die sich beim Säugling in der
Regel im ersten Lebensjahr verschließt. Bei ca. 20 % der Bevölkerung bleibt
dieses aber offen.1 Durch das offene Foramen ovale kann ein Thrombus
(Blutgerinnsel) vom venösen in das arterielle System und damit in das Gehirn
gelangen.
Durch die schnelle Einleitung der Lysetherapie wurden bleibende Schäden
verhindert. Als weitere Therapie wurde eine lebenslange Einnahme von täglich
100 g Acetylsalicylsäure angeordnet.
Da stellten sich mir die Fragen: Warum Acetylsalicylsäure? Und warum hilft
das, wie wirkt sie? Worin liegt der Schutz vor einem weiteren Schlaganfall?
1
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Offenes-Foramen-ovale-PFO.102498.0.html [21.2.2013]
Einleitung
6
1. Einleitung
2011 war laut Statistik Austria2 (Statistiken, 2011) in 42,3 % aller Sterbefälle
eine Krankheit des Herz-Kreislauf-Systems wie z. B. Herzinfarkt oder
Schlaganfall die Ursache (absolut 32.374 Personen). 5111 (6,7 %) erlitten
einen tödlichen Myokardinfarkt, 1914 starben an Hirngefäßerkrankungen.
Vom 40. bis zum 70. Lebensjahr (bei den Frauen bereits ab 30) ist Krebs die
häufigste Todesursache, an zweiter Stelle folgen bereits Herz-KreislaufErkrankungen.
% Anteil an Gesamttodesfällen
20,00
18,00
16,00
14,00
12,00
10,00
8,00
6,00
4,00
2,00
0,00
18,98
6,68
8,04
6,45
4,86
% Anteil an
Gesamttodesfällen
Abbildung 1: Anteil von Herz-Kreislauf Erkrankungen als Todesursache im Jahr 2011
(Datenquelle: Statistik Austria: Gesundheitsstatistiken).
Eine Vorgeschichte, die einen Schlaganfall oder eine TIA (Transitorische
Ischämische Attacke) beinhaltet, ergibt eine höhere Wahrscheinlichkeit einen
Herzinfarkt
oder
Schlaganfall
zu
erleiden
bzw.
erhöht
auch
die
Todeswahrscheinlichkeit.
2
Online:
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/todesursachen/todesursachen_im_ueberblick/ind
ex.html [23.2.2013]
Einleitung
7
„In patients with coronary artery disease, a history of stroke/TIA is associated
with an independent increase in risk of death, myocardial infarction, or stroke,
including both ischemic and hemorrhagic stroke (the latter being smaller in
absolute terms). This excess risk of hemorrhagic stroke is particularly high in
patients receiving dual antiplatelet therapy and in the 1st year after
stroke/TIA. This observation is important for selection of antithrombotic
therapy in these patients.“ (Ducrocq et al, 2013).
Am höchsten ist diese Wahrscheinlichkeit im 1. Jahr nach dem Vorfall. Durch
die
Behandlung
mit
Acetylsalicylsäure,
die
weithin
unter
dem
Medikamentennamen Aspirin bekannt ist, kommt es zu einem nachgewiesen
positiven Effekt bei akuten thrombotischen Erkrankungen des arteriellen
Systems. Nach Auftreten eines Verschlusses zerebraler, koronarer oder
peripherer
Gefäße
wird
Acetylsalicylsäure
niedrig
dosiert
als
Sekundärprophylaxe eingesetzt. Auch die niedrigen Kosten (im Vergleich zu
z. B. Clopidogrel) sprechen für den Einsatz von Acetylsalicylsäure.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Forschungsfragen: „Was ist
Acetylsalicylsäure und wofür kann sie eingesetzt werden?“ Weitere Fragen,
die im Rahmen dieser Arbeit erörtert werden, sind: „Was gilt es beim Einsatz
zu beachten und was sind die Risiken?“
Es wird der theoretische Hintergrund erklärt, der auf Basis von umfangreicher
und
detaillierter
Literatur
erarbeitet
wurde.
Zusätzlich
kamen
noch
Internetquellen und Studien in Verwendung. Die verwendeten – auch
miteinander
kombinierten
–
Suchbegriffe
waren
unter
anderem:
„acetylsalicyl“, „aspirin“, „stroke“, „prevention“. Zum Abschluss werden in
Kapitel 4 einige praktische Anwendungsgebiete der Acetylsalicylsäure von
der Ursache bis hin zur Medikation beschrieben.
Allgemeines zur Acetylsalicylsäure (ASS)
8
2. Allgemeines zur Acetylsalicylsäure (ASS)
2.1.
Geschichte3
Seit über 2400 Jahren werden salicylathaltige Naturextrakte als Heilmittel
gegen Schmerzen und Fieber eingesetzt. Etwa 500 v. Chr. soll bereits in
China die Rinde der Weide (Salix alba) als Arznei verwendet worden sein.
Auch Hippokrates (460 bis 375 v. Chr.) verwendete die Weidenrinde als
Schmerzmittel. Im von alexandrinischen Gelehrten um 300 v. Chr. erstellten
Kompendium medizinischer Schriften namens Corpus Hippocraticum, findet
Weidenrinde als Mittel gegen Fieber und Schmerzen Erwähnung. Plinius der
Ältere (23 bis 79 n. Chr.) verfasste die 37 Bücher umfassende
wissenschaftliche „Naturalis historia“ und beschrieb in dieser Enzyklopädie
den Saft der Weidenrinde als Diuretikum und Aufgüsse aus Pappelrinde als
schmerzlindernd bei Ischiasbeschwerden. Der griechische Arzt Dioscorides
stellt die Weidenrinde ca. 100 n. Chr. als entzündungshemmendes Mittel
(Antiphlogistikum) dar. Erst im 18. Jh. wurde die dann schon fast in
Vergessenheit geratene Weiderinde von Reverend Edward Stone aus
Oxfordshire wiederentdeckt. Gegen die in dieser Zeit weit in England
verbreitete Malaria gab es nur Chinin als einziges verfügbares Antipyretikum,
das aber immer knapper und aufgrund der über weite Wege aus Südamerika
zu importierenden Chinarinde teurer wurde. Er führte in den Jahren 1757 bis
1763 mit der Weidenrinde Tests an etwa 50 Malariapatienten durch und
erwähnte die dabei festgestellte fiebersenkende Wirkung in einem Brief an
die Royal Society of Medicine. Trotzdem konnte sich die Weidenrinde nicht
gegen Opium und Chinin durchsetzen. Im 19. Jh., als die Chininpreise
explodierten und die Opiumsuchtgefahr immer vakanter wurde, kam man
wieder auf die Weidenrinde zurück. Johann Buchner isolierte 1828 erstmals
die verantwortliche Substanz, der er den Namen Salicin gab, in reiner Form.
Raffaele Piria oxidierte im Jahre 1838 an der Sorbonne in Paris
3
Vgl. Wiley Information Services
Allgemeines zur Acetylsalicylsäure (ASS)
9
Salicin mit Dichromat, trennte die Substanz per Destillation und setzte sie mit
ätzender Pottasche um. Das Produkt nannte er "Acide salicylice":
Salicylsäure. Hermann Kolbe aus Marburg fand letztendlich die Struktur der
Salicylsäure heraus und entwickelte eine chemische Synthese – die heute
als „Kolbe-Schmitt-Synthese“ bekannt ist – für die Salicylsäure aus Phenol,
Kohlendioxid und Natrium, die als Endprodukt Natriumsalicylat ergab. 1874
wurde mit der industriellen Produktion der Salicylsäure nach der KolbeSchmitt-Synthese
begonnen.
Die
Salicylsäure
wurde
ein
begehrtes,
weitverbreitetes Arzneimittel. Felix Hoffmann synthetisierte 1899 erstmals
reine Acetylsalicylsäure und welches anschließend als Medikament mit dem
Namen Aspirin auf den Markt kam.
2.2.
Chemische Struktur, Eigenschaften und Herstellung
Der Originalname nach der International Union
of Pure and Applied Chemistry (IUPAC) der
Acetylsalicylsäure ist 2-Acetoxybenzoesäure.
Es
ist
ein
Derivat
der
Salicylsäure
(o-
Hydroxybenzoesäure), was gleichbedeutend ist,
dass Acetylsalicylsäure sowohl als Ester der
Essigsäure als auch als Benzoesäure gesehen
werden kann. Acetylsalicylsäure liegt als ein
weißes Pulver oder als nadelförmige Kristalle
Abbildung 2: Strukturformel
Acetylsalicylsäure. Quelle:
http://commons.wikimedia.org.
mit
Der
schwachem
Essigsäuregeruch
vor.
pKs-Wert
(Säure-
Gleichgewichtskonstante) beträgt 3,5. Die Dichte von Acetylsalicylsäure
beträgt 1,35 g·cm−3. Der Schmelzpunkt von Acetylsalicylsäure liegt bei 136
°C, ab 140 °C beginnt die Zersetzung. Acetylsalicylsäure lässt sich bedingt
durch den hydrophoben Benzolring schlecht in Benzol oder kaltem Wasser
und gut in Alkalilauge und Ethanol lösen. Die Wasserlöslichkeit ist durch
Erwärmen steigerbar.
Zur
Herstellung
dient
als
Ausgangssubstanz
Salicylsäure
(o-
Hydroxybenzoesäure), welche dadurch hergestellt wird, dass man zuerst
Allgemeines zur Acetylsalicylsäure (ASS)
10
Natriumphenolat unter Druck mit Kohlendioxid reagieren lässt. Danach wird
durch
Zusatz
einer
Säure
die
o-Hydroxybenzoesäure
(Salicylsäure)
synthetisiert. Diese wird mit einem Essigsäureanhydrid zu Acetylsalicylsäure
verestert (acetyliert).
Abbildung 3: Synthese von Acetylsalicylsäure
Quelle: http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/aspirin/aspirin.htm.
2.3.
Pharmakokinetik
Nach oraler Einnahme wird Acetylsalicylsäure rasch und fast vollständig
resorbiert. Die Resorption erfolgt bereits im Magen. Es kommt zu einem
schnellen Wirkungseintritt (tmax=15 Min.) und dadurch ebenfalls zu einer
hohen Inzidenz von Nebenwirkungen im gastrointestinalen Bereich, wie z. B.
Übelkeit, Sodbrennen, Rezidivulcera und Mikroblutungen (vgl. Aktories et al.
S. 225). Acetylsalicylsäure wird sowohl im Gastrointestinaltrakt als auch in
der Leber präsystemisch metabolisiert. Acetylsalicylsäure wird bei niedriger
Konzentration bereits während der ersten Leberpassage fast vollständig
deacetyliert. In der systemischen Zirkulation befindet sich dann grundsätzlich
nur Salicylsäure. Die irreversible Hemmung der Cyclooxygenase (COX)
durch Acetylsalicylsäure ist daher nur im Portalsystem möglich. Die
systemisch dann noch vorhandene Salicylsäure kann die COX nur mehr
reversibel hemmen. Durch diesen Mechanismus kommt es auch zu einer
irreversiblen Deaktivierung der Thrombozyten. Das kann mit einer täglichen
Dosis von 100 - 200mg Acetylsalicylsäure erreicht werden. Bei analgetischer
Dosierung werden etwa 30 % zu Salicylat und Acetat hydrolysiert. Dadurch
bleibt eine Bioverfügbarkeit von ca. 70 %. Für den Einsatz als Analgetikum
Allgemeines zur Acetylsalicylsäure (ASS)
11
und Antipyretikum reichen Dosen von 500 – 1000 mg. (vgl. Freissmuth et al.,
S. 180).
Die Biotransformation der Salicylsäure ist in Abbildung 4 dargestellt.
Abbildung 4: Metabolisation von Acetylsalicylsäure
zu Salicylsäure. Quelle: Freissmuth et al., 2012.
Die Plasmahalbwertszeit der Salicylsäure beträgt nach einer Dosis von 0,3 g
ca. 3 Stunden, nach 1 g 5 bis 6 Stunden. Bei hoher Dosisgabe kann sie über
30 Stunden betragen. Durch die die zunehmende Sättigung der Enzyme
wächst die Halbwertszeit mit steigender Dosis. (siehe Abbildung 5:
Dosisabhängige Änderung der Halbwertszeit. Werte nach Freissmuth et al.,
2012.).
Abbildung 5: Dosisabhängige Änderung der Halbwertszeit.
Werte nach Freissmuth et al., 2012.
Allgemeines zur Acetylsalicylsäure (ASS)
12
Die Ausscheidung der Metaboliten und eines Großteils des Salicylats erfolgt
renal. Im sauren Urin ist der Anteil 5 % und im alkalischen 85 %. Sind Leber
oder Nierenfunktionsstörungen gegeben, muss die Dosis vermindert werden.
Die therapeutische Breite hängt davon ab, welche Wirkung erreicht werden
soll: In niedrigen Dosen wird die Aggregation der Thrombozyten gehemmt.
Die ED50 (Effektivdosis bei 50 % der Individuen) liegt hier bei ca. 30 mg/d. In
hohen Dosen treten zunächst als toxische Wirkungen Hyperventilation und
Ohrensausen auf. Die TD50 (toxische Dosis bei 50 %) für diesen Effekt liegt
bei ca. 8 g / d (in 3 – 4 Einzeldosen). Wird Acetylsalicylsäure zur Hemmung
der
Thrombozytenaggregation
eingenommen,
berechnet
man
die
therapeutische Breite TD50 / ED50 = 27. Wird Acetylsalicylsäure zur
Fiebersenkung bei einem grippalen Effekt eingenommen, beträgt die ED50 1
g / d. Die therapeutische Breite ist ∼ 8. Zur Hemmung von Entzündungen
(antiphlogistische Wirkung) wurde früher Acetylsalicylsäure in hohen Dosen
verabreicht. Die ED50 liegt hierbei bei 6 g / d und als therapeutische Breite
ergibt sich der geringe Wert von 1,3. Aufgrund der Nebenwirkungen wie
Ohrensausen und Magenblutungen ist Acetylsalicylsäure nicht mehr als
Antiphlogistikum im Einsatz. (vgl. Freissmuth et al., S. 45).
Wirkungsmechanismen
13
3. Wirkungsmechanismen
In diesem Abschnitt werden zuerst die Mechanismen bzw. die Wirkungen auf
zellulärer Ebene beschrieben und dann die Auswirkungen auf das Gewebe
betrachtet.
3.1.
Zelluläre Abläufe - Thrombozytenaggregationshemmung
Ein therapeutischer Effekt der Acetylsalicylsäure beruht darauf, dass den
Thrombozyten keine DNA-Neusynthese möglich ist, da sie im Gegensatz zu
Endothelzellen und Leukozyten keine DNA besitzen (Thrombozyten sind
kernlose Zellen). Dadurch hält diese Wirkung mehrere Tage an. Die
Endothelzellen der Gefäße können inaktivierte COX durch Neusynthese
ersetzen und dadurch wieder PGE2 bilden. (vgl. Aktories et al, S. 225).
Über einen hydrophoben Kanal
erreicht
die
Arachidonsäure
das aktive Zentrum (der gelbe
Bereich in Abbildung 6: COX
Abbildung 6: COX Hemmung.
Hemmung)
der
Cyclooxygenasen.
Die
Cyclooxygenase
(auch
Prostaglandin-H
Synthase
genannt) ist ein Enzym in der
Biosynthese der Prostaglandine und Thromboxane. Der nicht-selektive,
irreversible COX-Hemmer Acetylsalicylsäure führt zur Acetylierung von Serin
530 bzw. Serin 516 des Enzyms COX-1 bzw. COX-2. Die im Kanal
gelegenen Serinreste werden durch Acetylierung für Arachidonsäure
unpassierbar gemacht.
Die Gewebshormone Prostaglandin und Thromboxan sind Produkte der
Cyclooxygenase. Sie haben mehrere Funktionen: Prostaglandin E2 (PGE2)
fördert die Durchblutung der Nieren und wirkt cytoprotektiv, indem es zu
Wirkungsmechanismen
14
einer erhöhten Schleim- und Bikarbonatbildung der Mucosazellen des
Magens führt (vgl. Aktories et al., S. 224). Thromboxan A2, wird von den
Thrombozyten gebildet und hat eine Plättchen aggregierende Eigenschaft.
Eine vor allem über einen längeren Zeitraum statt findende Unterdrückung
der physiologischen Funktionen der Prostaglandine kann zu ernstlichen
Nebenwirkungen führen (siehe auch dazu Kapitel 4). Es kommt zusätzlich zu
einer Anreicherung in verschiedenen Organen. In den Nieren kommt es zu
einer Rückresorption aus dem distalen Tubulus, was meist zu saurem Harn
führt.
3.2.
Gewebe: Analgetische Wirkung
Die schmerzstillende, analgetische Wirkung der Acetylsalicylsäure entsteht
zum Großteil aus ihrer
Interferenz
in
die
periphere
Schmerzentstehung. Bei
Traumata
oder
Infektionen werden vor
allem die Prostaglandine
PGE2 und Prostacyclin
PGI2 vermehrt gebildet.
Sie
sind
Schmerz
sondern
die
selbst
nicht
auslösend,
sensibilisieren
Nozizeptoren
sensibler Neurone (Aδ-,
Abbildung 7: Schmerzbahn im Rückenmark. Hitze und Druck
aktivieren Nozizeptoren, die über Aδ- oder C-Fasern mit dem
Hinterhorn verbunden sind, Berührung wird hingegen über
Aβ-Fasern geleitet. Vgl. Freissmuth et al., 2012.
C-Fasern) durch Senken
derer
Aktionspotenzialschwellen gegenüber Schmerzmediatoren wie Serotonin,
Bradykinin und Histamin (vgl. Aktories et al. S. 224).
Wirkungsmechanismen
15
Acetylsalicylsäure hemmt wie gezeigt die Cyclooxygenase und damit die
Prostaglandinsynthese, was die Sensibilisierung der Nozizeptoren durch
PGE2 und Prostacyclin PGI2 verhindert. Die Nozizeptoren sind dünne, freie N
ervenendigungen, die durch Gewebe schädigende oder potenziell Gewebe
schädigende Reize (Noxen) erregt werden. Es kommt zur Änderung der
Ionenströme
und
somit
zu
einem
elektrischen
Potenzial
an
der
Nozizeptorenmembran. Diese Signale werden schließlich zum Gehirn
geleitet, wo sie als Schmerz interpretiert werden. Im Zentralnervensystem im
Hinterhorn des Rückenmarks und in übergeordneten Strukturen der
Schmerzleitung befinden sich weitere Angriffspunkte.
3.3.
Gewebe: Antipyretische Wirkung
Die fiebersenkende, antipyretische Wirkung wird ebenfalls durch die COXHemmung hervorgerufen. (vgl.
Aktories et al., S. 225). Die
Ursache von Fieber liegt in der
Auslösung
einer
komplexen
Reaktionskaskade
durch
exogene Pyrogene, wie Viren
oder
Lipopolysaccharide
gramnegativer
Bakterien.
Die
Makrophagen produzieren nach
Anregung durch die exogenen
Pyrogene endogene Pyrogene
wie Interleukin-1, die dann im
Blut
zirkulieren.
In
den
Kapillarendothelien
des
Organum vasculosum larninae
terminalis (OVLT, nahe dem
Hypothalamus)
wird
COX-2
Abbildung 8: Die Rolle von COX-1 und COX-2 bei der
durch Pyrogene ausgelösten Fieberreaktion. Vgl.
Freissmuth et al., 2012.
exprimiert und dadurch die Synthese von Prostaglandin E2 verursacht. Durch
das
vom
PGE2
über
die
Prostanoid-EP3-Rezeptoren
aktivierte
Anwendungsgebiete der ASS
16
Wärmeregulationszentrum im vorderen Hypothalamus kommt es zur Bildung
von cAMP (Cyclisches Adenosinmonophosphat, ein Second-MessengerMolekül), was den Sollwert für die Körperkerntemperatur höher stellt. Es
kommt
zur
verstärkten
Wärmeabgabe,
was
in
Wärmeproduktion
einer
höheren
und
einer
verminderten
Körpertemperatur
resultiert.
Acetylsalicylsäure unterdrückt also das Fieber durch die Hemmung der
Bildung von PGE2 im OVLT.
4. Anwendungsgebiete der ASS
4.1.
Koronare Gefäßerkrankungen
Beim
akuten
Koronarsyndrom
ist das Ziel der
Therapie
die
Senkung
des
kardialen
Sauerstoffbedarfs
und
Vorbeugen
das
einer
weiteren
Entstehung eines
Thrombus
(Basistherapie).
Zusätzlich solle es
zu einer raschen
Reperfusion
des
verschlossenen
Herzgefäßes
Abbildung 9: Diagnostik und therapeutisches Vorgehen bei akutem
Koronarsyndrom nach Freissmuth et al, 2012.
(Reperfusionstherapie) kommen. Bei der klinischen Symptomatik eines
Anwendungsgebiete der ASS
17
akuten Koronarsyndroms sollen bei Patienten aus pharmakologischer Sicht
als Basistherapie nachfolgende Sofortmaßnahmen durchgeführt werden:
Acetylsalicylsäure zur Hemmung der Aggregation der Thrombozyten: 500 mg
i.v., danach 100 mg / Tag p.o., falls noch keine andere orale Behandlung
vorliegt. (vgl. Freissmuth et al., S. 432).
Bei Risikopatienten (Infarktrisiko > 1,5 % pro Jahr) wird zur Primärprävention
Acetylsalicylsäure empfohlen. Bei Auftreten von Vorhofflimmern wird je nach
Patientenrisiko entweder eine Therapie mit Acetylsalicylsäure (z. B. 100 300 mg/Tag) oder eine orale Antikoagulation (z. B. Warfarin, Coumadin, INRKorridor 2,0 - 3,0) empfohlen. (vgl. Aktories et al., S. 545).
Als
Sekundärprävention
kommt
direkt
nach
der
Akutphase
eines
Herzinfarktes neben einer Anzahl von allgemeinmedizinischen Maßnahmen
folgendes Pharmakapaket zur Anwendung: Acetylsalicylsäure 100 mg / Tag
lebenslang zur Thrombozytenfunktionshemmung. Bei Unverträglichkeit von
ASS wird Clopidogrel (75 mg / d) angewendet. Es gibt Hinweise darauf, dass
die zusätzliche Einnahme von Clopidogrel (zu Acetylsalicylsäure) für max. 9
– 12 Monate nach einem Infarkt eine günstige Prognose bei Patienten, die
einem Herzeingriff unterzogen wurden, ergibt. Bei Vorhandensein einer
stabilen KHK sollten auch Thrombozyten-Aggregationshemmer eingesetzt
werden. Besteht bei Patienten ein hohes kardiovaskuläres Risiko, wird
dadurch
die
Reduktion
der Morbidität und
Mortalität
gewährleistet.
Acetylsalicylsäure (ASS) in niedriger Dosis wird hier bevorzugt als
Prophylaxe
eingesetzt.
Clopidogrel
wird
bei
kontraindikatorischen
Umständen oder Unverträglichkeit als Alternative verwendet. Die Einnahme
von Thrombozyten-Funktionshemmern erfolgt auch hier grundsätzlich
lebenslang.
Bei der Therapie von Arrhythmie ist Vorhofflimmern die häufigste Indikation.
Vorhofflimmern ist von der Ursache und der Erscheinungsform her eine sehr
heterogene Erkrankung. Es wird zwischen drei Arten von Vorhofflimmern
unterschieden: Es kann paroxysmal, persistierend oder permanent sein. Die
Prävalenz bei Erwachsenen liegt bei 0,4 - 0,9 %. Bei den über 60-Jährigen
steigt sie auf 2 - 4 %. Es gibt mehrere Behandlungsziele.
Anwendungsgebiete der ASS
18

Die Stabilisierung des Rhythmus bzw. die Verhinderung von Rezidiven

Die Frequenzkontrolle

Die Verhinderung von thromboembolischen Problemen, in erster Linie
des Schlaganfalls
Die Prophylaxe gegen den Schlaganfall erfolgt bei sonst risikolosen
Patienten unter 65 grundsätzlich mittels niedrig dosierter Acetylsalicylsäure.
Bei Vorhandensein mehrerer Risiken werden andere Antikoagulantien
eingesetzt (z. B. Phenprocoumon). (vgl. Aktories et al., S. 411).
Bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit kommt es in
erster Linie ebenfalls zur Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern
wie Acetylsalicylsäure: 100 - 300 mg / Tag oder Clopidogrel 75 mg / Tag. Der
therapeutische Zweck ergibt sich speziell durch die Senkung des Risikos für
zerebrale atherothrombotische und kardiale Komplikationen.
4.2.
Cerebrovaskuläre Erkrankungen
Die "transitorische (transiente) ischämische Attacke (TIA)" ist ein plötzlich
einsetzendes, kurzzeitiges Auftreten von neurologischen Defiziten aufgrund
einer temporären Minderdurchblutung. Die TIA bildet sich nach einigen
Minuten bis innerhalb von max. 24 h vollständig zurück. Die Ursachen einer
TIA können arterio-arterielle oder kardiogene Mikroemboli sein. Eher selten
liegt die Ätiologie bei einem Subclavian-Steal-Syndrom und extremen
Blutdruckschwankungen, speziell bei vorher vorhandenen Stenosen mit zu
geringer hämodynamischer Perfusion. Ein Großteil der Patienten mit
transitorischer ischämischer Attacke erleiden innerhalb der darauf folgenden
5 Jahre einen Schlaganfall. Deshalb ist bereits in diesem Stadium eine
genaue Untersuchung und Behandlung notwendig. Es gibt eine Neigung zu
Rezidiven, bei denen sich die Dauer der Funktionsstörung bis zur
Vollremission und die klinische Symptomatik jedes Mal anders darstellen
können. (vgl. Krzovska, 2012, S. 78).
Anwendungsgebiete der ASS
19
Als antithrombotische Akuttherapie eines ischämischen Schlaganfalls wird
die Fibrinolyse (Lysetherapie) mit (Alteplase, Actilyse) eingesetzt. Sie wird
allerdings allgemein nur innerhalb von 3 Stunden nach Beginn der Attacke
empfohlen. Bei ausgesuchten Patienten kann die Fibrinolyse dennoch auch
später
im
Rahmen
eines
Heilversuchs
angewendet
werden.
Acetylsalicylsäure wird in der Frühphase verabreicht (z. B. Aspirin, 100 - 300
mg / Tag). Die Einnahme wird nach einem ischämischem Schlaganfall
empfohlen, sollte allerdings nicht vor einer geplanten Thrombolysetherapie
und nicht in den ersten 24 Stunden danach durchgeführt werden. Eine
Heparinisierung kann bei Fällen mit mit erhöhtem Embolierezidivrisiko
Abbildung 10: Behandlungspfad bei ACI Stenosen nach Bender et al., 2013
angewendet
werden.
Als
Sekundärprävention
werden
die
Thrombozytenaggregation hemmende Substanzen eingesetzt. Zum Beispiel
kann eine Dosis Acetylsalicylsäure von 50 -150 mg / Tag verordnet werden.
Bei Patienten mit kardialer Emboliequelle, speziell mit Vorhofflimmern,
kommt es zur Medikation mit einer oralen Antikoagulation (z. B. Warfarin,
Coumadin). (vgl. Aktories et al., S. 546).
Anwendungsgebiete der ASS
4.3.
20
Venenthrombosen
Die sogenannte Virchow-Trias beschreibt drei prinzipielle pathologische
Vorgänge, die zu einer Thrombose führen können.

Gefäßwandverletzung

Verlangsamter Blutfluss

Erhöhte Gerinnungsneigung
Abbildung 11: Virchow Trias - Venenthrombose
Acetylsalicylsäure wird als Prophylaxe bei thrombotischen Erkrankungen als
Thrombozytenaggregationshemmer eingesetzt. Sie kann auch bei akuten
Gefäßverschlüssen verwendet werden. GPIIb/IIIa-Hemmer wie Abciximab
werden alleinig in akuten oder subakuten Situationen verwendet. (vgl.
Freissmuth et al., S. 417).
Durch die Verwendung von Thrombozytenaggregationshemmern kam es in
Bereich der Kardiologieinterventionen zu einer Reformation, da durch diese
eine
wesentliche
Verringerung
der
Risiken
von
Thrombosen
und
Stenoserezidiven erreicht wurde.
Acetylsalicylsäure (ASS) ist der in der Klinik am ausgiebigsten verwendete
und bestätigte Thrombozytenaggregationshemmer und wegen seiner in
großen Studien bestätigten Wirkung, seiner ziemlich hohen Sicherheit und
der
geringen
Kostenstruktur
eine
bedeutende
Säule
in
der
Anwendungsgebiete der ASS
21
Sekundärprävention bezüglich thromboembolischer Erkrankungen. (vgl.
Freissmuth et al., S. 417).
Laut Aktories et al. (S. 544) ist Acetylsalicylsäure hingegen nicht zur venösen
Thromboembolieprophylaxe geeignet und es sollten anstatt dessen Heparine
zur Anwendung kommen.
Allerdings bestätigte eine Studie 2012 die Wirkung von Acetylsalicylsäure als
Sekundärprophylaxe: „Aspirin reduced the risk of recurrence when given to
patients with unprovoked venous thromboembolism who had discontinued
anticoagulant treatment, with no apparent increase in the risk of major
bleeding.“4
4.4.
Schmerz und Fieber
Wie
bereits
in
Kapitel
3.2
gezeigt,
hat
Acetylsalicylsäure
eine
schmerzstillende, analgetische Wirkung, indem sie die Cyclooxygenase und
damit die Prostaglandinsynthese hemmt. Anwendungsfelder bei Schmerz
sind z. B. Kopfschmerz und Migräne. Die Migräne ist eine Erkrankung
neurovaskulärer Art. Sie tritt in Episoden auf und verursacht meist einseitige
und heftig pochende Kopfschmerzen. Bei Auftritt dieser Episoden treten auch
gastrointestinale Symptome, wie Übelkeit und/oder Erbrechen auf. Es kann
zu erhöhter Licht- und Geräuschempfindlichkeit kommen.
Eine Aura tritt in bis zu 20 % der Fälle im Vorfeld auf. Diese Symptomatik
zeigt sich mittels visueller und anderer neurologischer Störungen. In Europa
liegt die Prävalenz der Migräne bei 11 %, die mediane Frequenz der
Attacken liegt bei 1,5-mal pro Monat.
Die Pathophysiologie der Migräne ist nicht gänzlich geklärt. Auf der einen
Seite
kommt
es
während
Hirnstammkerngebieten,
die
der
für
die
Attacken
Kontrolle
zur
der
Aktivierung
von
Innervation
von
Blutgefäßen in der Hirnhaut verantwortlich sind. Auf der anderen Seite
kommt es zur Steigerung des 5-HT-Spiegels im Blut und zur Aktivierung der
4
http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1114238 [27.2.2013]
Anwendungsgebiete der ASS
22
5-HT2B-Rezeptoren im Endothel. NO wird freigesetzt und es entsteht eine
Vasodilatation. Die Acetylsalicylsäure wirkt durch ihre vasokonstriktorische
Eigenschaft der Migräne entgegen.
Der Spannungskopfschmerz als häufigste Form von Kopfschmerzen zeichnet
sich durch einen beidseitigen ziehenden oder drückenden Schmerz aus. Im
Gegensatz zur Migräne fehlen Pulsieren, Übelkeit und Erbrechen sowie
Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Er kann episodisch oder chronisch
auftreten (an über 15 Tagen pro Monat und über mehr als 3 Monate).
Für die Therapie ist diese Unterscheidung wichtig, da bei medikamentöser
Behandlung einer chronischen Form sich ein medikamenteninduzierter
Kopfschmerz entwickeln kann. Die Einnahme von Analgetika sollte deshalb
maximal 10 Tage pro Monat mit der Dosis von 1 g andauern. (vgl.
Freissmuth et al., S. 244).
Wie in Kapitel 3.3 dargestellt unterdrückt Acetylsalicylsäure Fieber durch die
Hemmung der Bildung von PGE2 im OVLT. Sie kann deshalb auch praktisch
zur Fiebersenkung eingesetzt werden. Die Acetylsalicylsäure wirkt in einer
Einzeldosis von 500 mg bis 1 g analgetisch und antipyretisch. In der höheren
Dosierung von 2 bis zu 5 g / Tag kommt auch eine antiphlogistischantirheumatische Wirkung hinzu.
Toxizität
23
5. Toxizität
Acetylsalicylsäure ist eine sehr wirksame Substanz, die bei inadäquatem
Gebrauch zahlreiche ernste Nebenwirkungen aufweist. Die rezeptfreie und
günstige Beschaffungsmöglichkeit erhöht die Anzahl an Intoxikationsfällen.
Viele Nebenwirkungen erklären sich aus der Hemmung der COX und gelten
prinzipiell für alle sauren und mit Einschränkungen auch für die nicht-sauren
antipyretischen Analgetika.
Bei Atopikern (Menschen mit genetischer Allergieüberempfindlichkeit) kann
Acetylsalicylsäure
zu
schweren
Reaktionen
wie
Asthmaanfälle
("Aspirinasthma") und Hautreaktionen führen. Da keine Antikörper gegen
Acetylsalicylsäure gebildet werden, handelt es sich um eine Pseudoallergie.
Durch die Hemmung der COX ist vermehrt Arachidonsäure zur Synthese von
bronchokonstriktorischen Leukotrienen für die Lipoxygenase vorhanden.
Wird
Kindern
mit
einer
fiebrigen
Virusinfektion
(Windpocken)
Acetylsalicylsäure verabreicht, kann das Reye-Syndrom auftreten. Das ist
eine seltene, schwere Enzephalopathie mit einer Letalität von ca. 25 %, bei
der auch die Leber verfettet ist. Die Symptome erstrecken sich über Fieber,
Erbrechen und Benommenheit bis hin zum Koma. Daher ist die Gabe von
Acetylsalicylsäure bei Virusinfektionen an Kinder im vorpubertären Alter
kontraindiziert.
Salicylat
interferiert
bei
Harnsäureausscheidung.
seiner
renalen
Harnsäure
und
Exkretion
mit
Salicylsäure
der
renalen
rivalisieren
um
denselben tubulären Transporter. Bei analgetischem Einsatz (höhere
Dosierung)
vermindert
Acetylsalicylsäure
dadurch
die
tubuläre
Harnsäuresekretion.
„Bei hoher antirheumatischer Dosierung wird zwar die Harnsäuresekretion
ebenfalls gehemmt, netto überwiegt aber jetzt eine gleichzeitige Hemmung
der Harnsäurereabsorption; hohe Dosen von Acetylsalicylsäure wirken
urikosorisch (paradoxer Effekt der Acetylsalicylsäure).“ (Aktories et al., S.
226).
Toxizität
5.1.
24
Magen
Zusätzlich haben Acetylsalicylsäure und Salicylsäure eine lokales Gewebe
schädigende Wirkung. Die Nebenwirkungen bei analgetischer Dosierung sind
meist leichterer Art. Übelkeit, Sodbrennen und Erbrechen kommen relativ
häufig vor. Wegen der örtliches Gewebe schädigenden Wirkung und des
Eindringens in die Magenschleimhautzellen kommt es schon bei normaler
Dosierung zu Blutungen mit Verlust von einigen Milliliter Blut pro Tag
(Mikroblutungen) (vgl. Aktories et al. S. 226). Die Hemmung der
Thrombozytenaggregation bewirkt die Verlängerung Blutungszeit. Eine hohe,
supraanalgetische
Dosierung
hemmt
weiters
in
der
Leber
die
Prothrombinsynthese. Eine Ulcusanamnese ist eine relative Kontraindikation.
Abbildung 12: Einfluss von ASS (AA) auf die Prostaglandinsynthese im
Magen. Quelle: http://commons.wikimedia.org.
Es kann mit der Zufuhr von Acetylsalicylsäure zur Entstehung oder
Reaktivierung von Magen- und Darmulcera kommen. In der obigen Grafik
Toxizität
25
(Abbildung 12: Einfluss von ASS (AA) auf die Prostaglandinsynthese im
Magen. Quelle: http://commons.wikimedia.org) ist die Auswirkung der
Schleimsekretionshemmung durch die Prostaglandinsynthese hemmende
Acetylsalicylsäure
dargestellt.
Durch
das
Fehlen
der
schützenden
Schleimschicht gelangen die Verdauungssäfte direkt zur Mucosa und bilden
damit Ulcera. Nicht-steroidale Antiphlogistika sind die zweithäufigste Ursache
für Magengeschwüre.
5.2.
Niere
Der Anteil der Niere am Herzzeitvolumen beträgt 20 bis 25 Prozent. Sie
beansprucht also trotz ihrer kleinen Masse von 120 – 200 g einen großen
Teil der Durchblutung. Die Perfusion und die Steuerung der Reabsorption
von Elektrolyten wird in großem Maß durch PGE 2 (Prostaglandin) sowie PGI2
(Prostacyclin) reguliert. COX-1 und COX-2 sind an der Synthese von
Prostanoiden (Eikosanoiden) in der Niere beteiligt. Bei Gesunden wird die
Nierenfunktion durch COX-Hemmer grundsätzlich kaum negativ beeinflusst.
Besonders achtgegeben werden muss allerdings bei vorgeschädigter Niere
oder nephrotoxischer Comedikation.
Durch die Hemmung der Bildung von vasodilatierendem Prostaglandin durch
Acetylsalicylsäure in der Niere, kann es bei bestehendem Nierenleiden zur
erhöhten Salz- und Wasserretention kommen. In weiterer Folge kann akutes
Nierenversagen auftreten. Es können ein Anstieg der Vorlast, eine Erhöhung
des Blutdrucks, Ödeme und eine Hyperkaliämie entstehen.
Die kardioprotektive Wirkung von ACE-Hemmern und AT1-Antagonisten
(Sartanen) kann durch gleichzeitige Gabe von Acetylsalicylsäure wegen der
COX-Hemmung
abgeschwächt
werden.
Geschieht
der
Missbrauch
übermäßig und über Jahre hinweg, kann es zu vereinzelt zu Nephropathien
mit chronischem Nierenversagen kommen. (vgl. Aktories et al. S. 227).
Toxizität
5.3.
26
Schwangerschaft
Acetylsalicylsäure sollte im letzten Trimenon der Schwangerschaft nicht mehr
gegeben werden, da sie die Geburt verzögern oder den Blutverlust unter der
Geburt erhöhen und zum vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus
Botalli führen kann. In der Stillperiode ist die gelegentliche, geringe Zufuhr
von Acetylsalicylsäure ungefährlich (vgl. Freissmuth et al. S. 78). Nach
Einnahme von 500 mg Acetylsalicylsäure (8 mg/l Spitzenkonzentration von
Salicylsäure in der Milch) lässt sich feststellen, dass das Baby mit einer
Stillung von 200 ml nur 2 mg erhält, was kaum ins Gewicht fällt. Wird
Acetylsalicylsäure
über
längere
Zeit
als
Antiphlogistikum
mit
einer
Tagesdosis von 4 – 6 g eingenommen, so sind toxische Spiegel im Kind
möglich.
5.4.
Leichte Vergiftung: Respiratorische Alkalose
Die Symptome Hörstörungen, Schwindel, Ohrensausen, Sehstörungen
können die Folgen antirheumatischer Dosierung sein. Ab einer Einzeldosis
von 6 g bzw. ca. 100 mg / kg Körpergewicht kann mit einer solchen, sich auf
das Zentralnervensystem auswirkenden Vergiftung gerechnet werden
(Leichte Vergiftung – Stadium 1: respiratorische Alkalose d. h. es kommt zu
einer Verschiebung des Puffergleichgewichts CO2 + H2O ⇆ H2CO3 ⇆ H+ +
HCO-3 nach links). Weiters kann es durch die lokale Reizung im Magen zu
blutigem Erbrechen und durch die Erregung der Chemorezeptoren in der
Area Postrema im Brechzentrum zu Übelkeit kommen. Diese akute
Vergiftung verursacht zusätzlich eine Hyperventilation, die durch eine direkte
und indirekte Stimulation des in der Medulla Oblongata befindlichen
Atemzentrums verursacht wird. Die indirekte Aktivierung ergibt sich aus der
Entkopplung der oxidativen Phosphorylierung (Synthese von ATP aus ADP +
Pi), die schon bei therapeutischer Dosierung einsetzt. Die Chemorezeptoren
im Glomus caroticum sind diesbezüglich empfindlich und reagieren bereits
bei
einem
geringen
ATP-Abfall.
Es
kommt
zum
Anstieg
von
Toxizität
27
Sauerstoffverbrauch und CO2 Produktion, was zu einer erhöhten Anregung
des Atemzentrums führt. Dieser Hyperventilation folgt eine respiratorische
Alkalose. (vgl. Freissmuth et al., S. 772).
5.5.
Schwere Vergiftung: Metabolische und Respiratorische
Azidose
Die respiratorischen Alkalose geht durch die sich erhöhende Bildung von
Milchsäure, Brenztraubensäure und Acetessigsäure in eine metabolische
Azidose über (Schwere Vergiftung – Stadium 2: metabolische und
respiratorische Azidose und Hyperthermie). Es kommt zu Austrocknung
(Exsikkose), Atemlähmung und Hyperthermie und kann sich bis hin zur
Bewusstlosigkeit
hin
entwickeln.
Durch
den
Anstieg
der
Salicylatkonzentration wird die oxidative Phosphorylierung weiter gehemmt,
was eine verminderte Bildung von ATP (Adenosintriphosphat) in allen
Körperzellen zur Folge hat. Die chemische Energie, die somit nicht in die
ATP-Synthese
fließt,
wird
als
Wärme
freigesetzt.
Der
Abfall
des
intrazellulären ATP bewirkt eine Hemmung des Atemzentrums. Zusätzlich
zur Hyperthermie kommt es zu einer metabolischen und danach zu einer
metabolischen und respiratorischen Azidose. Eine weitere Folge kann
Hypernatriämie sein, die durch den Wasserverlust verursacht wird. Die
Vergiftung kann in diesem Stadium letal sein. Tödliche Intoxikationen
bedeuten bei gesunden Erwachsenen die Einnahme von Dosen > 13 g (bis
30 g). (vgl. Freissmuth et al., S. 772).
Die Maßnahmen bei einer akuten Vergiftung sollten die Wiederherstellung
des Säure-Basen-Gleichgewichts und die rasche Ausscheidung des
Salicylats zum Ziel haben. Das kann einerseits die Alkalisierung des Harns
zur Elimination der Salicylsäure bedeuten und andererseits eine forcierte
alkalische Diurese. Eine Hämodialyse kann bei Lebensgefahr durchgeführt
werden müssen.
Da die Pharmakokinetik von Salicylsäure in toxischen Dosen nichtlinear ist
(Die Halbwertszeit im therapeutischen Bereich liegt bei 2 – 4 Stunden und
Toxizität
28
kann bei hohen Dosen 30 und mehr Stunden betragen), sind Messung der
Körpertemperatur, eine arterielle Blutgasanalyse und Feststellung der
Elektrolyt- und Nierenfunktionswerte notwendig, um die genauere weitere
Vorgangsweise festzulegen.
Eine Therapiemöglichkeit besteht bei der Anwendung von Aktivkohle: 30 –
50 g in Wasser aufgelöst, meist in Kombination mit einem Laxans
(Abführmittel, bei wiederholter Gabe zwingend): Na2SO4 (Glaubersalz) 20 g.
Hat der Patient eine Alkalose und normale Körpertemperatur, sollte,
nachdem
ein
Wasserverlust
durch
Hyperventilation
stattfand,
eine
Flüssigkeitszufuhr zur Volumenerhöhung durchgeführt werden. Bei Auftreten
einer Azidose sollte auf Zufuhr von Natriumbicarbonat geachtet werden. Es
kann auch eine Hämodialyse zur Normalisierung des durch die Vergiftung
aus der Bahn geratenen Säure-Basen- und Elektrolythaushalts eingeleitet
werden, die den Vorteil hat, dass mit ihr die Korrektur recht schnell erreicht
werden kann. (vgl. Freissmuth, S. 772 ff).
5.6.
Co-Medikation - Wechselwirkungen
Bei der Einnahme mehrerer Arzneimittel sind Interaktionen zu erwarten.
Diese Interaktionen können aus der Pharmakokinetik her begründet sein, wie
z. B. Enzymhemmung oder -Induktion oder die gleichzeitige Beanspruchung
eines hepatischen oder renalen Transporters. Die Manifestation dieser
Wechselbeziehungen
kann
sich
als
synergistische
(überadditive)
Wirkungsverstärkung oder als Antagonismus (Wirkungsabschwächung)
zeigen. (Vgl. Freissmuth et al., S. 61).
Wird
Acetylsalicylsäure
in
Thrombozytenaggregationshemmer
gering
dosierter
gleichzeitig
mit
Form
einem
als
SSRI-
Antidepressivum (Selektive Serotonin-Rückaufnahme Inhibitoren) oder einem
Antidepressivum
der
Selektiven
Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
(SNRI) eingenommen, kommt es zu einem überadditiven Synergismus. (Vgl.
Freissmuth et al., S. 287).
Toxizität
29
„SSRIs hemmen auch die Aufnahme von Serotonin in die Plättchengranulae,
in der Regel tritt aber kein nachweisbarer Effekt auf die Plättchenaggregation
auf. Wenn jedoch die Thromboxanproduktion durch Acetylsalicylsäure in den
Plättchen irreversibel gehemmt ist und die Plättchengranulae durch
Behandlung mit einem SSRI kein Serotonin enthalten, kommt es zu einer
überadditiven Hemmung der Plättchenaggregation (..).“ (Freissmuth et al.,
S. 61). Diese überadditive Hemmung der Thrombozytenaggregation birgt vor
allem das erhöhte Risiko von Blutungen speziell im Gastrointestinaltrakt.
Durch die gleichzeitige Einnahme von Antiphlogistika und Antikoagulanzien
kann ebenfalls das Risiko für gastrointestinale Blutungen erhöht werden. Die
Medikation
mit
nichtsteroidalen
Antiphlogistika
und
gleichzeitig
mit
blutdrucksenkenden Mitteln (ACE-Hemmer, β-Blocker, Diuretika, AT1Rezeptorantagonisten) kann zu hypertensiven Zuständen führen. Eine
weitere
schädliche
Kombination
ist
die
von
Glucocorticoiden
mit
nichtsteroidalen Antiphlogistika. Dadurch erhöht sich das Risiko von
Geschwüren im gastrointestinalen Bereich. Da Acetylsalicylsäure erst ab der
hohen Dosis von > 5g / Tag eine antiphlogistische Wirkung entwickelt und
dann recht häufig zu unerwünschten Nebenwirkungen führt, wird sie kaum
mehr zur Entzündungshemmung verwendet. (vgl. Freissmuth et al., S. 180).
Andere COX-Hemmer, insbesondere Ibuprofen, können antagonistisch
wirken, indem sie die Bindungsstelle beim COX-1-Enzym der Thrombozyten
okkupieren und sozusagen der Acetylsalicylsäure den Platz wegnehmen. Da
aber nur Acetylsalicylsäure einen langfristigen (irreversiblen) Thrombozyten
aggregationshemmenden Effekt hat, wird die Wirkung von der als
Sekundärprophylaxe
kardiovaskulärer
Erkrankungen
eingesetzten
Acetylsalicylsäure verhindert. Daher sollten Ibuprofen und andere COXHemmer zeitlich versetzt (1-2 Stunden) zu Acetylsalicylsäure eingesetzt
werden. (Vgl. Freissmuth et al., S. 179)
Fazit
30
6. Fazit
Die Acetylsalicylsäure, auch unter dem Markennamen Aspirin bekannt, ist
bedingt durch eine breite Palette an Wirkungen und den kostengünstigen
Erwerb ein weitverbreitetes und vielfach eingesetztes Mittel in den Bereichen
(thrombozytenaggregationshemmende) Prophylaxe,
Schmerzbekämpfung
und Fiebersenkung.
Ein therapeutischer Effekt der Acetylsalicylsäure beruht darauf, dass sie
irreversibel die Plättchen aggregierende Eigenschaft der Thrombozyten
hemmt. Bei koronaren Gefäßerkrankungen kann diese Wirkung, die bei einer
Dosis von 100 – 300 mg / Tag eintritt, zur Primärprophylaxe eingesetzt
werden. In der Sekundärprävention cerebrovaskulärer Erkrankungen kann
Acetylsalicylsäure in einer Dosierung von 50 – 150 mg / Tag angewendet
werden. In der Frühphase kann eine Dosis von 100 – 300 mg zur
Anwendung kommen. Die Acetylsalicylsäure wirkt in einer Einzeldosis von
500 mg bis 1 g analgetisch und antipyretisch, weshalb sie auch bei
Kopfschmerz und Fieber eingesetzt werden kann.
In der Schwangerschaft ist die Einnahme geringer Dosen bis zum Ende des
2. Trimenons in Ordnung, danach sollte sie vermieden werden.
Zu beachten sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten: Ibuprofen
und andere COX-Hemmer sollten zeitlich versetzt (1-2 Stunden) zu
Acetylsalicylsäure
eingesetzt
aggregationshemmende
werden,
da
sonst
der
irreversibel
Effekt der Acetylsalicylsäure verhindert wird.
Umgekehrt wird die kardioprotektive Wirkung von ACE-Hemmern und AT1Antagonisten (Sartanen) durch gleichzeitige Gabe von Acetylsalicylsäure
gehemmt.
Die toxische Wirkung von Acetylsalicylsäure selbst ist grundsätzlich erst bei
höheren Dosen gegeben: Die Nebenwirkungen bei analgetischer Dosierung
sind meist leichterer Art. Symptomen wie Übelkeit, Sodbrennen und
Erbrechen kommen relativ häufig vor. Ab einer Dosis von 6 g kann es zu
einer leichten Vergiftung in Form einer respiratorischen Alkalose kommen.
Eine
weitere
Erhöhung
der
Dosis
kann
zur
metabolischen
und
Fazit
31
respiratorischen Azidose führen (schwere Vergiftung), die eine Hämodialyse
notwendig
machen
kann.
Aufgrund
der
Nebenwirkungen
ist
Acetylsalicylsäure wegen der dazu notwendigen hohen Dosis nicht mehr als
Antiphlogistikum
im
Einsatz.
Ab
einer
Einnahme
von
13 g
kann
Acetylsalicylsäure letal wirken.
Im Bereich der thromboembolischen Prävention wird Acetylsalicylsäure nach
mancher Literatur als unwirksam beschrieben. Die Aussage neuester Studien
ist allerdings, dass Acetylsalicylsäure als Sekundärprophylaxe bei venösem
Thromboembolismus eine positive Wirkung hat und diesbezüglich empfohlen
werden kann. (vgl. Becattin et al, 2012).
Quellenverzeichnis
32
Quellenverzeichnis
Aktories, Klaus / Förstermann, Ulrich / Hofmann, Franz / Starke, Klaus: Allgemeine
und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 10. Auflage. München (2009).
Becattin et al.: Aspirin for Preventing the Recurrence of Venous Thromboembolism.
The New England Journal of Medicine (2012). Online:
http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1114238 [27.2.2013]
Bender, Andreas / Remi, Jan / Feddersen, Berend / Fesl, Gunther: mediscript
Kurzlehrbuch Neurologie. München (2013).
Ducrocq et al: A History of Stroke/Transient Ischemic Attack Indicates High Risks of
Cardiovascular Event and Hemorrhagic Stroke in Patients With Coronary Artery
Disease. Circulation127. S. 730-738. (2013).
Freissmuth, Michael / Offermanns, Stefan / Böhm, Stefan: Pharmakologie &
Toxikologie. Von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie. Heidelberg
(2012).
Krzovska, Marija: Basics Neurologie. 3. Auflage. München (2012).
Statistik Austria: Gesundheitsstatistiken. Online:
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/index.html [22.2.2013].
Wiley Information Services: Aspirin – Historie. Online:
http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/12/thr/vlu_thr/aspirin.vlu/Page/vs
c/de/ch/12/thr/wirkstoffe/aspirin/a1_2_historie_i/historie_i.vscml.html [22.2.2013]
Abbildungsverzeichnis
33
Abbildungsverzeichnis
Anteil von Herz-Kreislauf Erkrankungen als Todesursache im Jahr 2011 (Datenquelle: Statistik Austria:
Gesundheitsstatistiken). ______________________________________________________________________ 6
Strukturformel Acetylsalicylsäure. Quelle: http://commons.wikimedia.org. _____________________________ 9
Synthese von Acetylsalicylsäure Quelle: http://daten.didaktikchemie.unibayreuth.de/umat/aspirin/aspirin.htm. _________________________________________________________ 10
Metabolisation von Acetylsalicylsäure zu Salicylsäure. Quelle: Freissmuth et al., 2012. ___________________ 11
Dosisabhängige Änderung der Halbwertszeit. Werte nach Freissmuth et al., 2012. ______________________ 11
COX Hemmung. ____________________________________________________________________________ 13
Schmerzbahn im Rückenmark. Hitze und Druck aktivieren Nozizeptoren, die über Aδ- oder C-Fasern mit dem
Hinterhorn verbunden sind, Berührung wird hingegen über Aβ-Fasern geleitet. Vgl. Freissmuth et al., 2012. __ 14
Die Rolle von COX-1 und COX-2 bei der durch Pyrogene ausgelösten Fieberreaktion. Vgl. Freissmuth et al., 2012.
_________________________________________________________________________________________ 15
Diagnostik und therapeutisches Vorgehen bei akutem Koronarsyndrom nach Freissmuth et al, 2012. _______ 16
Behandlungspfad bei ACI Stenosen nach Bender et al., 2013 ________________________________________ 19
Virchow Trias - Venenthrombose ______________________________________________________________ 20
Einfluss von ASS (AA) auf die Prostaglandinsynthese im Magen. Quelle: http://commons.wikimedia.org. ____ 24
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