Medienkonferenz Energiegesetz Kanton Bern Referat Otto Inneichen, Nationalrat, Präsident energie allianz Es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrte Frau Regierungsrätin Geschätzte Medienschaffende Ich wurde von Frau Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer zu dieser Medienkonferenz eingeladen, weil ich vor etwas mehr als einem Jahr die „Allianz Energetische Gebäudesanierung – JETZT!“ ins Leben gerufen habe und daraufhin, im September 2008, zusammen mit den Mitgliedern der politischen Allianz und Verbandsvertretern den Verein Energieallianz gegründet habe. Was mich mit Frau Regierungsrätin Egger-Jenzer verbindet ist die Einschätzung der Entwicklung im Energiesektor und im Umweltbereich. Wenn wir auch unterschiedlichen Parteien angehören, haben wir hier dieselben Ziele und Vorstellungen: - Gesunde Umwelt und damit hohe Lebensqualität für alle, - ein wettbewerbsfähiger Werk- und Arbeitsplatz Schweiz und dies nicht nur in der kurzfristigen, sondern in der langfristigen Perspektive. Ein geringerer Energieverbrauch ist gleichbedeutend mit tieferen Produktionskosten und verschafft unserem einheimischen Gewerbe und der Industrie einen Wettbewerbsvorteil. - Auslandabhängigkeit reduzieren, Abkehr von fossilen Energieträgern. Zur „Allianz Energetische Gebäudesanierung – JETZT“: Sie ist ein eigentliches politisches Erfolgsmodell. 10 eidgenössische PolitikerInnen beider Räte und der 5 grossen Parteien haben innert kürzester Zeit zusammengefunden, um in einem eminent wichtigen Politikfeld, der Energiepolitik, sach- und lösungsorientiert zu politisieren. Mit Erfolg. Nicht nur, aber sicher auch wegen dieser überparteilichen Allianz ist es gelungen, ideologisch bedingte Graben zuzuschütten und die Blockade in der Energiepolitik zu lösen. Ich will ein paar Beispiele nennen, für die wir uns gemeinsam erfolgreich eingesetzt haben: - Abschaffung der investitionshemmenden Dumont-Praxis (erreicht in Herbstsession 2008) - Sprechung von 100 Mio. Franken für energetische Gebäudesanierungen zuhanden der Kantone im Rahmen des 1. Konjunkturförderprogramms (erreicht Wintersession 2008). - Befristete Teilzweckbindung (10 Jahre) der CO2-Abgabe für energetische Gebäudesanierungen (erreicht in Sommersession 2009). - Motion zur Förderung gezielter steuerlicher Anreize (Bundesrat ist beauftragt, Vorlage auszuarbeiten). Aus dem Kanton Bern ist Ständerätin Simonetta Sommaruga in der Allianz vertreten. Welche PolitikerInnen sonst noch der „Allianz Energetische Gebäudesanierung – JETZT!“ angehören und welche Erfolge wird sonst noch vorweisen können, entnehmen Sie bitte der dem Dokument „Story of Success“, das aufliegt. Ich bin überzeugt, politische Allianzen haben Zukunft. Sie bieten Gewähr für eine sach- und lösungsorientierte Politik und verhindern kleinkariertes Gärtchen-Denken. Mit der politischen Allianz nehmen wir Einfluss auf die rechtlichen Rahmenbedingungen. Mit dem Verein Energieallianz hingegen verfolgen wir konkrete Projekte, welche der Senkung des Energieverbrauchs und der Erhöhung der Energieeffizienz dienen. Als erstes haben wir das Projekt „Türöffner“ lanciert. Ziel des Projekts ist es, die WohneigentümerInnen auf innovative Weise für energetische Sanierungen zu sensibilisieren und ihnen den Weg zu den Energiefachstellen und zum Erhalt von Fördermitteln zu ebnen. Innovativ ist, dass die Sensibilisierungsarbeit durch lokal verankerte, ortsansässige Handwerker erfolgt. Das Projekt setzt also bei der Gemeinde an. Die in der Gemeinde bekannten Türöffner wissen, welche Gebäude in ihrer Umgebung sanierungsbedürftig sind und kennen die EigentümerInnen. Das schafft Vertrauen. Zudem haben die WohneigentümerInnen nicht der Eindruck, dass ihnen ein spezielles Produkt aufgeschwatzt werden soll. Die Türöffner wollen kein Produkt verkaufen, sie sind neutral und gehen aktiv auf die WohneigentümerInnen zu. Diese erhalten gratis eine auf ihr Objekt bezogene Grobanalyse zum energetischen Zustand ihres Gebäudes und zum Energiesparpotenzial. Viele EigentümerInnen sind erstaunt, wenn sie sehen, wie viel Energie in ihrem Gebäude verpufft. Dies animiert sie, Massnahmen zu ergreifen. Der Erfolg ist überwältigend: Im Pilotkanton LU nehmen rund 40% aller von den Türöffnern besuchten WohneigentümerInnen anschliessend eine kostenpflichtige neutrale Energieberatung in Anspruch. Dies ist ein sehr hoher Prozentsatz und zeigt, dass das Sensibilisierungsprojekt „Türöffner“ erfolgreich ist. Wir wollen deshalb das Projekt nun schweizweit ausdehnen. Nun zum eigentlichen Anlass für die Medienkonferenz: Das von der Berner Regierung verabschiedete, rundum erneuerte Energiegesetz. Vorweg: Als Luzerner steht es mir nicht an, im Detail zu dieser Teilrevision Stellung zu nehmen. Ich beschränke mich deshalb auf die Wiedergabe meines Gesamteindrucks. - Der Regierungsrat des Kantons Bern hat eine fortschrittliche, vorausschauende Vorlage vorbereitet. Ich danke der Berner Regierung, dass sie ein Gesetz geschaffen hat, dass die Entwicklung im Bereich der Klima-, Umwelt- und Energiepolitik berücksichtigt und schon heute die Grundlagen für die Lösung zukünftiger Probleme schafft. Es ist ein Gesetzesentwurf, welcher aus der Vogel- und nicht aus der Froschperspektive erarbeitet worden ist. Diese Weitsicht werden die zukünftigen Generationen der Berner Regierung zu verdanken wissen. - Jede Einzelmassnahme für sich betrachtet findet Gegner und Befürworter. Meiner Ansicht nach wichtig ist, dass auch diejenigen, welche dann letztlich über das Inkrafttreten der Vorlage entscheiden, sich dessen bewusst sind und den Gesamtüberblick, die Vogelperspektive, nicht verlieren. Jede und jede muss bei der einen oder anderen Massnahme über den eigenen Schatten springen. Nur so ist eine lösungsorientierte Politik, welche dem Gesamtwohl dient, möglich. Nur so kommen wir in der Politik vorwärts. Nur so können Blockaden, welche die Problemlösung behindern, beseitigt werden. Ich spreche hier nicht aus der Theorie, sondern aus praktischer Erfahrung. Wäre jedes Mitglied der „Allianz Energetischen Gebäudesanierung – JETZT!“ auf seiner ureigensten (parteipolitischen) Linie verharrt, wären wir heute nicht soweit wie wir sind. Jeder und jede musste irgendwo über seinen eigenen Schatten springen. Alle sind aber heute überzeugt, dass das, was mir gemeinsam in der überparteilichen Allianz erreicht haben, ein Quantensprung war und unsere Gesellschaft und auch die Wirtschaft von unserem Engagement profitieren wird. Die Bürgerinnen und Bürgern wollen eine lösungsorientierte Politik und kein Parteiengezänke. In diesem Sinne wünsche ich, dass dem Kanton Bern der Quantensprung in Sachen nachhaltiger Energiepolitik gelingen wird. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.