NFM 1-2-2011

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Editorial
Aus der Redaktion
Liebe Mitglieder und Freunde
des Senckenberg,
etwas größer ist es, aber in Ihren Briefkasten dürfte es
dennoch passen, das neue „NuM“. Haben Sie es wiedererkannt? Als weiterer Schritt zur Umsetzung des im Herbst
eingeführten Corporate Designs erscheint Ihre Zeitschrift
jetzt in einem neuen, attraktiveren Layout – wir hatten es
im November/Dezember-Heft ja angekündigt. Überrascht
haben dürfte Sie aber vor allem der neue Name.
„SENCKENBERG – Natur · Forschung · Museum“ lautet der
Titel. Auch diese Änderung ist nur konsequent, betrachtet
man das, was unsere Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) ausmacht. Die Natur ist unser Untersuchungsobjekt, Forschung unser Handwerk, seit beinahe 200 Jahren.
Den Elfenbeinturm haben schon die frühen SenckenbergForscher verlassen, denn wir sehen unsere Aufgabe gemäß
der Satzung ebenso darin, die Ergebnisse unserer Forschung
„einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen“. Hierzu
stehen uns verschiedene Medien zur Verfügung: das Museum
als Fenster zur Wissenschaft, aber auch „Publikationen, die
in allgemein verständlicher Form naturwissenschaftliche
Kenntnisse verbreiten helfen“ – populärwissenschaftliche
Publikationen wie „Natur · Forschung · Museum“. Dieser Titel
mag Ihnen zunächst gewöhnungsbedürftig erscheinen, doch
er spiegelt unser Tun und unseren Anspruch sehr treffend
wieder – in einem „Dreiklang“: Die Forschung steht in der
Mitte, im Zentrum unseres Schaffens.
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Lassen Sie mich daher, gerade auch für unsere neuen Leser,
an dieser Stelle das Senckenberg-Konzept der Naturforschung nochmals skizzieren. Unsere Kernkompetenz ist die
Biodiversitätsforschung mit der zentralen Fragestellung: Wie
ist Biodiversität entstanden und welche Bedeutung hat sie
für das System Erde und für uns Menschen? Senckenberg
untersucht diese Frage auf drei Ebenen – auf der Ebene der
einzelnen Organismen, auf der Stufe der Ökosysteme und
schließlich in einem ganzheitlichen Ansatz, der das „System
Erde – Mensch“ und seine Veränderungen und Wechselwirkungen über die letzten vier Milliarden Jahre betrachtet.
Aktuell arbeiten an diesen Fragen über 200 SenckenbergWissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an neun Standorten in Deutschland. Ihre Forschungsprojekte sind über den
gesamten Globus verteilt, in Vernetzung mit anderen renommierten Forschungseinrichtungen. Schwerpunkte bilden die
organismisch orientierte Evolutions- sowie Biodiversitätsund Geodiversitätsforschung mit ihren Anwendungen in
Ökologie, Naturschutz und neuerdings auch im Gesundheitswesen.
Um hierfür öffentliche Zustimmung zu erhalten, bedürfen
Forschungsprojekte auch außerhalb der Wissenschaft einer
nachvollziehbaren Begründung. Forschung ist kein Selbstzweck, sondern muss gesellschaftlichen und kulturellen
Erwartungen gerecht werden. Die interessierte Bevölkerung
sollte die Gelegenheit haben, dieses Wissen im Diskurs mit
der Wissenschaft zur eigenen Weiterbildung vermittelt zu
bekommen – verständlich und prägnant. Und genau diesem
Zweck dient „Natur · Forschung · Museum“ als e i n Medium
der Wissenschaftskommunikation am Senckenberg. Wir
versenden die Zeitschrift an private und öffentliche Einrichtungen – Kindergärten, Schulen, Bibliotheken, Universitäten, wissenschaftliche Gesellschaften und andere
Forschungseinrichtungen. Es ist uns nämlich ein Anliegen,
Sie, liebe Mitglieder, Mitarbeitende, Spender und Wissenschaftler anderer Institute, aber auch die Politik und Zuwendungsgeber aus Bund, Ländern und Kommunen an unseren
Aktivitäten teilhaben zu lassen. Unsere jungen Leser muss
ich leider noch um etwas Geduld bitten. Sie sollen ihr eigeSENCKENBERG – natur • forschung • museum 141 (1/2) 2011
Liebe Leserinnen und Leser,
nes Magazin bekommen, vielleicht auch als Blattsammlung
mit dazugehörigem Ordner. Wir arbeiten daran!
Ich denke, das neue „NuM“, das Sie heute in Händen halten,
reflektiert sehr schön die gewachsenen Herausforderungen für unser Senckenberg und die damit einhergehenden
umfassenderen Aktivitäten. Lassen Sie sich also begeistern
für die spannenden Themen der modernen Naturforschung!
Mein Dank gilt an dieser Stelle ganz besonders unserem
Schriftleiter, Herrn Thorsten Wenzel, sowie dem „Stab Kommunikation“ unter Leitung von Herrn Dr. Soeren Dürr, die
gemeinsam mit der renommierten Hamburger Agentur Peter
Schmidt und unserer Layouterin, Frau Petra Schwarzmann,
diese gelungene Neugestaltung unserer Mitgliederzeitschrift
als attraktives Wissenschaftsmagazin erarbeitet haben.
Und nun viel Spaß beim Lesen!
Herzlichst, Ihr
wann wäre der Zeitpunkt günstiger, die globale Erwärmung als Titelthema
aufzugreifen und ein Resümee der internationalen Klimaschutzbemühungen
zu ziehen, als jetzt, wenige Wochen nach dem Weltklimagipfel? Nach der Enttäuschung in Kopenhagen Ende 2009 ist mit der Unterzeichnung des jüngsten
Abkommens von Cancun eines sicher: Es geht wieder voran mit dem Klimaschutz unter Federführung der UNO. Über 190 Länder wollen ihr Handeln nun
am „2-Grad-Ziel“ orientieren und dafür Sorge tragen, dass die globale Durchschnittstemperatur das vorindustrielle Niveau nicht um mehr als zwei Grad Celsius übersteigt. Aus der Sicht der Klimaforscher die Minimalanforderung – sie
plädieren dafür, den Grenzwert noch tiefer anzusetzen. Und darüber hinaus:
Wollen heißt nicht müssen. Konkrete Umsetzungsempfehlungen in der Form
völkerrechtlich verbindlicher Reduktionsverpflichtungen für Treibhausgasemissionen wurden noch nicht festgelegt. In diesem Kontext stellt sich zum Beispiel
auch die Frage, wie es mit dem Kyoto-Protokoll weitergeht.
Hand aufs Herz! Sind wir nicht alle der Klimadebatte ein wenig müde, vom
Schlagabtausch zwischen „Klimaskeptikern“ und Wissenschaftlern, von Blockaden in zähen und scheinbar endlosen Verhandlungen und darin vereinbarten Lippenbekenntnissen – kleinsten gemeinsamen Nennern, dazu noch auf der Basis
von Freiwilligkeit. Am liebsten würde man sich aus dem Thema ausklinken, doch
Klimaschutz ist nicht zuletzt eine Frage des Gewissens, er appelliert an unser
Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Mitmenschen und der Umwelt. Es
geht vor allem auch um die Suche nach der „Wahrheit“: Wie steht es um unser
Klima? Sind wir Menschen im Wesentlichen für den Klimawandel verantwortlich? Können wir so weitermachen wie bisher? Was müssen wir ändern?
Diese Fragen greift Professor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Leitartikel auf. Er gehört zu den profiliertesten Klimaforschern weltweit und ist auch ein reger und versierter Wissenschaftskommunikator.
Er hat schon mehrere populärwissenschaftliche Bücher verfasst, 2010 erschien
„The Climate Crisis“, das wir in dieser Ausgabe vorstellen. Professor Rahmstorf
präsentiert die wesentlichen Erkenntnisse der Klimaforschung und ihre Vorläufer
zurück bis in die Mitte des 19. Jahrhundert, liefert Zahlen, Fakten und Prognosen
zur Entwicklung des Klimas bei unterschiedlichen Bedingungen. Für das 2-GradZiel ist es nämlich fünf vor zwölf, aber lesen Sie am besten selbst!
Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht Ihnen
Thorsten Wenzel
Volker Mosbrugger
Redaktionsleitung
Generaldirektor
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
SENCKENBERG – natur • forschung • museum 141 (1/2) 2011
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