HFT Stuttgart zafh.net Forschungs

Werbung
Hochschule für Technik Stuttgart
Forschungszentrum
Nachhaltige Energietechnik
Schellingstrasse 24
D-70174 Stuttgart
T +49 (0)711 8926 2876
F +49 (0)711 8926 2698
www.zafh.net
HFT Stuttgart
zafh.net
Forschungszentrum
Nachhaltige
Energietechnik
2
Hochschule für Technik Stuttgart
Forschung
für die Stadt
der Zukunft
Auf zehn Milliarden Gigawattstunden
summiert sich der jährliche Energieverbrauch in Europa. 44 Prozent davon
entfallen auf den Betrieb von Gebäuden.
Grund genug für das Forschungszentrum
Nachhaltige Energietechnik (zafh.net),
sich der Energieforschung zu widmen,
genauer gesagt der Entwicklung von
integrierten Energiekonzepten für Gebäude, Stadtquartiere und Regionen.
Wissenschaftliche Teams aus unterschiedlichen Disziplinen erarbeiten im
zafh.net wirtschaftliche Lösungen und
stellen diese anwendungsgerecht bereit.
In zahlreichen Forschungsprojekten auf
nationaler und internationaler Ebene hat
sich das Forschungszentrum in den
vergangenen 15 Jahren einen sehr guten
Ruf und internationale Anerkennung
erworben.
2002 erhielt das unter Leitung von Prof.
Dr. habil. Ursula Eicker stetig wachsende
Zentrum seinen Namen. Als landesweites Exzellenzcluster im Themenfeld
Gebäudeenergieforschung wurde das
„Zentrum für angewandte Forschung an
Fachhochschulen – Nachhaltige Energietechnik“ (zafh.net) vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium
mit Unterstützung der Landesstiftung
Baden-Württemberg etabliert.
3
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
Das zafh.net arbeitet mit vielen verschiedenen Partnern zusammen: Industrie,
Kommunen, Architektur- und Planungsbüros, Wohnbaugesellschaften und
natürlich mit Hochschulen und anderen
Forschungsinstituten weltweit. Dabei
sucht das zafh.net durch kluge Vernetzung von Akteuren und Aktivitäten exzellente Forschung zu leisten. Einige Beispiele für solche Projekte stellen wir
Ihnen auf den folgenden Seiten vor.
Drittmittel wirbt das zafh.net überwiegend aus nationalen und internationalen
Förderprogrammen ein. Es bearbeitet
zunehmend jedoch auch direkte Aufträge
für die Industrie oder für Kommunen. Das
Drittmittelvolumen liegt bei jährlich 2,2
Millionen Euro (Stand 2013).
Damit ist das zafh.net das forschungsstärkste Kompetenzzentrum der Hochschule für Technik Stuttgart und trägt
wesentlich dazu bei, dass sie im LandesForschungsranking regelmäßig auf den
vorderen Plätzen rangiert.
Als Kompetenzzentrum einer Hochschule für angewandte Wissenschaften wirkt
das zafh.net nach innen und außen: die
hier betriebene entwicklungs- und produktorientierte Anwendungsforschung
ist die Basis für innovative Lehre und für
erfolgreichen Technologietransfer in die
Wirtschaft.
Inhalt
2 Forschung für die Stadt der Zukunft
4 Struktur des zafh.net
5 Interdisziplinär forschen
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
Referenzprojekte
Energieeffiziente Stadt Ludwigsburg
Wüstenrot wird zur Plusenergiegemeinde
POLYCITY
Softwareentwicklung
Energiesimulation von Stadtquartieren
CI-NERGY Netzwerk
Wärmespeicher mit Flüssigsorption
Betriebsoptimierung von Gebäuden
Innovationen für die solare Kühlung
Bauen für übermorgen
Solare Prozesswärme
Reallabor HFT Stuttgart
Kontrollierte natürliche Lüftung
20
22
23
24
Labore
Kooperationen
Internationale Zusammenarbeit
Kontakt
4
Hochschule für Technik Stuttgart
Struktur
des zafh.net
Aktuell arbeiten rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 15 wissenschaftliche Hilfskräfte aus den Fachrichtungen Bauphysik, Infrastrukturmanagement, Architektur und Stadtplanung, Geoinformatik, Maschinenbau und
Versorgungstechnik an zahlreichen
nationalen und internationalen Forschungsprojekten. In interdisziplinären
Forschungsgruppen erarbeitet das zafh.
net innovative Energiekonzepte und
Energiemanagementlösungen für Gebäude und Kommunen, Komponenten
für solares Heizen und Kühlen und beschäftigt sich mit der Simulation und
Steuerung von energietechnischen Anlagen.
Die Forschungsgruppe
„Urbane Energiekonzepte“ entwickelt
integrative Lösungen für Stadtquartiere
bis hin zu großflächigen regionalen Projekten. Hier werden Energiekonzepte
erstellt und die Umsetzung wissenschaftlich begleitet umgesetzt, Liegenschaften und Quartiere werden mit Hilfe
von 3D Geoinformationsdaten und weiterentwickelten Simulationswerkzeugen
optimiert.
Die Forschungsgruppe
„Innovative Gebäude“ arbeitet an der
Thematik des zukunftweisenden Bauens
und Betreibens von Gebäuden und der
Gebäudetechnik, mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus.
Die Forschungsgruppe
„Erneuerbare Energietechnologie“ analysiert, optimiert und entwickelt Technologien und Anlagenkomponenten, die mit
einem ressourcenschonenden Energieeinsatz für Strom, Wärme und Kälte bei
gleichzeitig möglichst hohem Anteil der
Nutzung regenerativer Energie genutzt
werden.
Forschungszentrum Nachhaltige Energietechnik - zafh.net
Prof. Dr. habil. Ursula Eicker
Institutsleiterin
Forschungsgruppen:
Urbane Energiekonzepte
Claudia Schulte
Dr. Dirk Pietruschka
Stellv. Institutsleiter
Innovative Gebäude
Andreas Biesinger
Michael Bossert & Reiner Braun
Geschäftsführer
Erneuerbare Energien
Antoine Dalibard
Querschnittsthema: Monitoring, Modellentwicklung, Simulation
5
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
Interdisziplinär
forschen
Neben dem zafh.net sind unter dem
Dach des Instituts für Angewandte Forschung (IAF) der Hochschule für Technik
weitere Forschungszentren angesiedelt.
Geleitet von Dr. habil. Ursula Eicker
pflegt das IAF Erfahrungs- und Informationsaustausch und interdisziplinäre
Zusammenarbeit. So kann das zafh.net
ein breites Spektrum an Forschungsaspekten in seine Projekte einbringen,
vor allem in der Zusammenarbeit mit
folgenden Zentren, die im übergreifenden Schwerpunkt „energieeffiziente
Gebäude und nachhaltige Stadtentwicklung“ zusammenarbeiten:
Zentrum für Geodäsie und Angewandte
Informatik: Erfassung räumlicher Information mit Methoden der Vermessung,
Photogrammetrie und Fernerkundung
und deren Weiterverarbeitung. Entwicklung von 3D Modellen und Datenstrukturen in der Geoinformatik.
Zentrum für Nachhaltige Stadtentwicklung: Forschung zu Stadt- und Regionalplanung, Städtebau und Stadterneuerung. Energiegerechte Stadtentwicklung.
Zentrum für Nachhaltiges Wirtschaften
und Management: Entwicklung von
Finanzierungslösungen für Energieeffizienz und erneuerbare Energien, Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen,
Akzeptanz- und Beteiligungsforschung.
Zentrum für Integrale Architektur:
Integraler Ansatz zur Gebäudeplanung.
Innovative Komponenten für die Gebäudehülle mit anspruchsvoller architektonischer Integration.
Zentrum für Akustische und Thermische
Bauphysik: Einmalige bauakustische
Prüf- und Forschungsmöglichkeiten.
Mitarbeit in Normungsgremien auf deutscher und internationaler Ebene.
Unter dem Dach des Instituts für Angewandte Forschung (IAF) der HFT
Stuttgart arbeiten die weiteren Forschungszentren:
•
•
•
•
•
•
Nachhaltige Stadtentwicklung
Integrale Architektur
Akustische und Thermische Bauphysik
Nachhaltiges Wirtschaften und Management
Geodäsie und Geoinformatik
Industrielle Anwendungen der Informatik und Mathematik
6
Hochschule für Technik Stuttgart
Referenzprojekte
Auf nationaler Ebene koordiniert das
zafh.net viele große Verbundvorhaben,
gefördert beispielsweise vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
(BMWi), für Bildung und Forschung
(BMBF) oder vom Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU).
Sowohl als Partner wie auch als Koordinator ist das zafh.net in zahlreichen
EU-Forschungsprojekten in folgenden
Themenfeldern vertreten:
• solarthermische Prozesswärme im
Megawattbereich (Projekt INSUN)
• innovative Gebäudesanierung (HERB
und INSPIRE)
• Energieeffizienz in der Lebensmittelindustrie (GREENFOODS)
• urbane Simulation (Marie Curie Doktorandennetzwerk CINERGY, SimStadt)
• große Demonstrationsprojekte zur
energieeffizienten Stadt mit erneuerbaren Energien (POLYCITY, EnVisaGe,
Eneff:Stadt/Eneff:Wärme).
Eine Auswahl dieser Projekte wollen wir
Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen.
Im Rahmen der einzelnen Vorhaben und
Projektkonsortien arbeitet das zafh.net
in verschiedenen Energieforschungsnetzwerken der internationalen Energieagentur (IEA) mit:
• IEA Task 48: Quality Assurance and
Support Measures for Solar Cooling
Systems
• IEA Task 49: Solar Process Heat for
Production and advanced Applications
• IEA Task 50: Advanced Lighting Solutions for Retrofitting Buildings
• IEA Task 51: Solar Energy in Urban
Planning
• IEA DHC Annex TS1: Low Temperature District Heating for Future Energy
Systems
Des Weiteren ist die HFT Stuttgart in
den internationalen Netzwerken „EERA
Joint Program SmartCities“ und dem
“International Sustainable Campus Network” aktiv. Die EERA (European Energy
Research Alliance) ist die Allianz führender europäischer Forschungsorganisationen im Themenfeld Energie.
7
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
Urbane Energiekonzepte
Energieeffiziente
Stadt
Ludwigsburg
Für das Neubaugebiet Sonnenberg und
das angrenzende sanierungsbedürftige
Quartier Grünbühl in Ludwigsburg hat
das zafh.net ein integriertes EnergieQuartierskonzept entwickelt. Zusammen
mit dem Zentrum Nachhaltige Stadtentwicklung wurden sozioökonomische und
städtebauliche Anforderungen in den
Planungsprozess integriert.
Für die Wärmeversorgung von Sonnenberg wurde ein neues Nahwärmenetz
errichtet, das über ein zentrales Heizkraftwerk gespeist wird. Die GrundlastWärme wird durch eine Sole-Wasserwärmepumpe mit Geothermiefeld erzeugt,
ergänzt durch ein Blockheizkraftwerk.
Für das Energiemanagement können
dezentrale Speicher in jedem Gebäude
zentral angesteuert und beladen werden.
Detailliert wurde untersucht, wie ein
wirtschaftlicher Ausbau des Nahwärmenetzes bei geringen Abnahmemengen in
der Neubausiedlung zu realisieren ist.
Als Lösung wurde der Anschluss an die
vorhandene Rücklaufleitung des Netzes
gewählt. So werden die Gebäude mit
einer Temperatur von 40°C versorgt, und
zwar mit deutlich geringeren Wärmeverlusten als bei einem konventionellen
Netzausbau. Durch zusätzliche solarthermische Anlagen wird Warmwasser
sehr energieeffizient und mit geringsten
CO2-Emissionen bereitgestellt. In einem
weiterführenden EnEff-Wärme Projekt
werden Simulationsmodelle und ein
Prüfstand entwickelt bzw. aufgebaut, die
zur Analyse von Konzepten zur dezentralen Einspeisung von solarthermischen
Anlagen in Wärmenetze und zur regelungstechnischen Optimierung von Wärmenetzen genutzt werden können.
Für das Bestandsquartier Grünbühl, das
in großen Bereichen grundlegend umgestaltet wird, konnten wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zum Wärmenetzausbau
entwickelt werden. Für ein denkmalwürdiges Schulgebäude aus den 60er-Jahren
hat das zafh.net ein energetisches und
baukulturell verträgliches Sanierungskonzept erstellt. Ideale Voraussetzungen
bestehen für die Umsetzung eines MikroWärmenetzes, das neben den Schulgebäuden auch angrenzende Wohnbereiche einbezieht und so die Entwicklung
des Wärmenetzausbaus von zwei Richtungen ermöglicht.
Projekt: Integriertes Energie-Quartierskonzept Grünbühl/Sonnenberg
Kontakt: Dirk Monien und Sylvia Bialk
[email protected]
[email protected]
Programm: EnEff:Stadt/Wärme (BMWi)
www.eneff-stadt.info/de/pilotprojekte
Hochschule für Technik Stuttgart
8
Urbane Energiekonzepte
Wüstenrot wird zur
Plusenergiegemeinde
Die Gemeinde Wüstenrot hat vor einigen
Jahren beschlossen energieunabhängig
zu werden. Im zafh.net fand sie einen
Partner, der dafür eine bis 2020 realisierbare Roadmap entwickelt und ein neues
Wohnquartier mit 24 Gebäuden als Plusenergie-Modellsiedlung umzusetzen
hilft. Diese wird durch ein kaltes
Nahwärmenetz mit einem „AgrothermieKollektor“ versorgt. Das 1,5 ha große
Kollektorfeld wurde von der Partnerfirma
Doppelacker mit einem Spezialpflug in
zwei Metern Tiefe angelegt. PV-Anlagen
und ein innovatives Speichersystem
liefern Strom für Wärmepumpen und den
häuslichen Energiebedarf der Siedlung.
Auf Basis eines 3D-GIS-Stadtmodells
entwickelt das zafh.net zudem Szenarien
für den Ausbau erneuerbarer Energien in
der 6.500-Einwohner-Gemeinde, berechnet Strategien zu deren wirtschaftlicher
Erschließung und untersucht den gesamten Gebäudebestand auf energetische
Optimierungspotenziale.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für
Feuerungs- und Kraftwerkstechnik
Universität Stuttgart (ifk) und dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg
(ZSW) wird die Belastbarkeit des gemeindeeigenen Stromnetzes für den
Ausbau per Simulation analysiert. Notwendige Netzausbauszenarien sowie der
Bedarf an intelligenter Netz- und Verbrauchssteuerung werden ermittelt,
entwickelt und getestet.
Sowohl die technologischen Analysen für
die Erschließung von Solarenergie, Windkraft, Biomasse und Geothermie als auch
die Analysen zur Finanzierbarkeit mit
innovativen Ansätzen sowie die Dokumentation der Umsetzungsprojekte
werden anderen Kommunen in Form
eines Leitfadens zur Verfügung gestellt.
Projekt: EnVisaGe - Kommunale
netzgebundene EnergieversorgungVision 2020 am Beispiel der
Gemeinde Wüstenrot
Programm: EnEff:Stadt/Wärme (BMWi)
Kontakt: Dr. Dirk Pietruschka
[email protected]
www.envisage-wuestenrot.de
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
9
Urbane Energiekonzepte
POLYCITY
Mit POLYCITY koordinierte das zafh.net
ein EU-Projekt zur Optimierung von drei
großen Wohnbauprojekten in Deutschland, Spanien und Italien. Ziel war es,
den Anteil an erneuerbaren Energien in
der Versorgung zu maximieren und den
Energieverbrauch so weit wie möglich zu
senken. Das deutsche Projektgebiet, der
Scharnhauser Park in Ostfildern bei
Stuttgart, gehört nun zu einer von 58
ökologischen Vorzeigekommunen der
Concerto-Initiative der EU. Das Stadtviertel mit rund 7.500 Einwohnern wird
heute zu 80% durch Wärmeenergie aus
Biomasse versorgt. Das ORC-Kraftwerk
erzeugt zudem rund 30% des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien.
triebsbegleitende Simulation wird auch
für die Überwachung der Photovoltaikanlagen genutzt.
Diese und weitere innovative Maßnahmen wurden unter der wissenschaftlichen Leitung des zafh.net umgesetzt.
Die Forschung im Scharnhauser Park
konzentrierte sich aber nicht allein auf
neue Technologien, sondern auch auf
wirtschaftliche Lösungen und die Lebensqualität im Quartier.
Ein zentrales Forschungsthema war die
Kraft-Wärme-Kältekopplung: die im
Kraftwerk anfallende und im Sommer
ungenutzte Wärme sorgt nun für die
Klimatisierung von Bürobauten durch
Absorptionskältemaschinen. Damit kann
die jahreszeitliche Laufzeit des Kraftwerks sinnvoll verlängert und das Wärmenetz auch zur Kälteerzeugung genutzt werden.
Neben dem Scharnhauser Park waren
zwei weitere große Wohnbauprojekte in
das Projekt eingebunden: Cerdanyola del
Vallès, ein für 50.000 Einwohner geplantes Neubaugebiet im Norden von
Barcelona sowie das zu Beginn des 20.
Jahrhunderts errichtete Viertel Arquata
in Turin, das energieeffizient saniert
wurde. An allen drei Projektstandorten
waren Stadtverwaltungen, Bauinvestoren, regionale Energieunternehmen
und Forschungsinstitute beteiligt, darunter das Fiat-Forschungszentrum und
zwei Ministerien der Landesregierung
Katalonien.
Kommunales Energiemanagement auf
der Basis modernster Informationstechnologien: mit einem 3D-Stadtmodell kann
der Wärmebedarf jedes Gebäudes in
Echtzeit ermittelt und die Messwerte mit
Sollwerten verglichen werden. Die be-
Projekt: POLYCITY - energy networks in
sustainable cities
Programm: CONCERTO (EC FP6)
Kontakt: Prof. Dr. Ursula Eicker
[email protected]
www.polycity.net
10
Hochschule für Technik Stuttgart
Urbane Energiekonzepte
Softwareentwicklung
Für die Planung und Betriebsüberwachung erneuerbarer Energiesysteme und
energieeffizienter Gebäude wird im
Forschungszentrum zafh.net die umfangreiche Simulationsumgebung INSEL
genutzt und weiterentwickelt. Das Simulatonssystem umfasst mehr als 1000
physikalische Modelle aus allen Bereichen der erneuerbaren Energiesysteme, der Gebäudetechnik und der Strahlungsmeteorologie.
In Forschungprojekten neu entwickelte
Modelle werden kontinuierlich in die
Simulationsbibliotheken eingebunden
und sind gleichzeitig auch in anderen
Simulationsplattformen wie MATLAB/
Simulink nutzbar. Durch die moderne
Softwarearchitektur werden die Simulationsmodelle nicht nur in der Planungsphase verwendet, sondern können über
Kommunikationsschnittstellen zur Gebäude- oder Anlagenleittechnik auch für
die Betriebsüberwachung von photovoltaischen oder Biomasse-Kraftwerken,
von Heizungs- und Lüftungsanlagen oder
zur Gebäuderegelung eingesetzt werden.
In vielen Projekten des zafh.net wird
INSEL für innovative Lösungen zur urbanen Energiesimulation, zur Berechnung natürlicher Lüftung von Gebäuden,
zur Ableitung von Gebäudeeigenschaften
aus Thermographieaufnahmen und
vielem mehr eingesetzt. Daneben verwenden die Wissenschaftler für Planungs- und Optimierungsaufgaben eine
Vielzahl kommerzieller Softwaretools für
die Gebäude- und Strömungssimulation
und zur mathematischen Modellierung
(TRNSYS, EnergyPlus, ANSYS, COMSOL,
EES, MATLAB/Simulink etc.).
Das zafh.net entwickelt außerdem Softwarelösungen zum Energiemanagement,
um flexibel auf unterschiedliche Gebäudeleittechniksysteme zugreifen zu können. Damit können innovative Monitoringsysteme mit modernen Visualisierungsmethoden entwickelt werden,
die Echtzeitsimulationen für ein präzises
Fehlermanagement nutzen.
Kontakt: Dr. Jürgen Schmacher
[email protected]
www.insel.eu
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
11
Urbane Energiekonzepte
Energiesimulation
von Stadtquartieren
Im Projekt SimStadt wird auf Basis von
3D-Stadtmodellen eine urbane Simulationsumgebung entwickelt, die für die
Planung und Umsetzung von effizienten
urbanen Energiestrategien eingesetzt
wird. Diese neue Plattform für Wissenschaftler, Planer und Entscheider basiert
auf 3D-CityGML-Stadtmodellen als Input
für INSEL-Simulationsmodelle. Hier
arbeitet das zafh.net eng mit dem Zentrum für Geodäsie und Geoinformatik
zusammen. SimStadt ermöglicht die
automatisierte Analyse für Stadtquartiere, Städte und Regionen und bietet
umfangreiche Möglichkeiten für Energieanalysen und Szenarienvergleiche: von
Heizwärmebedarfsdiagnosen über Photovoltaik-Potenzialstudien bis hin zur
Simulation von Gebäudesanierungs- und
Versorgungsszenarien auf Basis erneuerbarer Energiequellen.
Ein Prototyp dieser Simulationsumgebung wurde für den Stadtteil Grünbühl in
Ludwigsburg getestet. Auf Basis eines
3D-Stadtmodells (LoD1), angereichert
mit Gebäudesachdaten, wurde der Heizwärmebedarf für jedes Gebäude berechnet. Durch die Definition von Sanierungsraten, die Festlegung bestimmter
Sanierungsmaßnahmen pro Gebäude
sowie Sanierungsprioritäten wurde ein
Heizwärmebedarfsentwicklungs-Szenario bis 2050 simuliert.
Erste Vergleiche mit tatsächlichen Verbrauchsdaten ergaben Simulationsabweichungen von etwa 10-20%. Ein
Hauptziel dieses Projekts ist die Erhöhung der Datenqualität durch automatische Datenerfassungen und web-basierte Lösungen für Crowdsourcing.
Projekt: SimStadt
Programm: Eneff:Stadt (BMWi)
Kontakt: Romain Nouvel
[email protected]
www.simstadt.eu
Hochschule für Technik Stuttgart
12
Urbane Energiekonzepte
CI-NERGY
Netzwerk
Mit 3,7 Millionen Euro fördert die EUKommission die Ausbildung von Doktoranden im Graduiertenkolleg CI-NERGY,
in dessen Fokus die energetische Stadtsimulation steht. Koordiniert wird die
themenorientierte Akademikerschmiede
vom zafh.net, das damit innerhalb weniger Jahre bereits das zweite internationale Graduiertenkolleg an die HFT Stuttgart geholt hat. Auch dieses beschäftigt
sich mit Energieeffizienz und erneuerbaren Energien für die Stadt der Zukunft.
Elf Nachwuchsforscherinnen und -forscher arbeiten hier mit einem gut dotierten Stipendium in sechs der europaweit besten Smart-City-Forschungszentren und in führenden Firmen auf
dem Gebiet der Energie- und Softwaretechnologie. Standorte sind Stuttgart
(HFT), München (Siemens AG), Karlsruhe (Europäisches Institut für Energieforschung der französischen EdF), Nottingham (University of Nottingham), Wien
(TU Wien, Wien Energie GMBH und
Wien Energie GmbH und AIT - Austrian
Institute of Technology GmbH), Turin
(Politecnico di Torino), Glasgow (IES
GmbH), Lausanne (École Polytechnique
Fédéral Lausanne) und Dublin (University
College Dublin).
Die Forschung zielt auf die Entwicklung
von Softwaretools für nachhaltige urbane Energiekonzepte ab. Die neuen
Möglichkeiten der Informationstechnik
zur besseren Anpassung von Verbrauch
und fluktuierender erneuerbarer Erzeugung werden dabei intensiv genutzt. Die
3D- Stadtmodellierung soll Energie- und
Stadtplanern Entscheidungshilfen für
lang- und kurzfristige Zielsetzungen
geben. Neben technischen Lösungen
sollen auch Finanzierungsmöglichkeiten
unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten
aufgezeigt werden.
Für den Testlauf und Einsatz der Softwaretools haben sich die Städte Wien und
Genf (mit Kanton Genf) beworben und
als Partner zur Verfügung gestellt. In
beiden Städten finden regelmäßig Doktorandenseminare statt, die die jungen
Wissenschaftler immer wieder zusammenführen.
Projekt: CI-NERGY: Smart cities with
sustainable energy systems
Programm: Marie Curie Actions - Initial
Training Networks (EC FP7)
Kontakt:
Dr. Dilay Kesten Erhart und Lisa Botero
[email protected]
[email protected]
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
13
Erneuerbare Energietechnologie
Wärmespeicher
mit Flüssigsorption
Energiespeicherung ist ein sehr aktuelles
Thema. Im Forschungsprojekt SorpStor
wird ein offenes luftgeführtes Flüssigsorptionsspeichersystem entwickelt, das
durch Prozessabwärme oder solarthermische Energie regeneriert wird. Dabei
werden Demonstratoren bestehend aus
Regenerator, Absorber und Flüssigsorptionsspeicher konstruiert, welche für
Kühl-, Heiz- und Trocknungsanwendungen eingesetzt werden können und
abhängig von den verschiedenen Anwendungsbereichen die Stunden-, Tagesoder Wochenspeicherung der thermischen Energie ermöglichen. Für eine
effiziente Energiespeicherung ist vor
allem die Be- und Entladung des Flüssigsorptionsspeichers ein zentrales Forschungsthema. Speicher mit hoher Energiedichte ermöglichen die Reduktion von
Lastspitzen, aber auch eine Verschiebung über längere Zeiträume bei der
Gebäudeheizung und -kühlung und bei
Trocknungsprozessen. Bei Wärmepumpenanwendungen durch thermo-chemische Speicher kann beispielsweise
eine Lastverschiebung von der elektrischen auf die thermische Seite erfolgen.
Werden die Sorptionsprozesse durch
solarthermische Systeme unterstützt,
ermöglichen thermische Speicher eine
deutlich höhere Auslastung der solarthermischen Anlagen, indem Bedarf und
Erzeugung angepasst werden. Hohe
Energiedichten sind dabei essenziell, um
nicht nur kurzzeitige Lastspitzen abfangen zu können. Neben den heute üblichen Wasserspeichern mit sensibler
Wärmespeicherung erreichen Sorptionsspeicher eine deutlich höhere Energie-
dichte. Sie sind jedoch noch nicht kommerziell verfügbar. Die Prototypen sollen
in weiteren Forschungsvorhaben zur
Marktreife weiterentwickelt und ab etwa
2017 in die Produktpalette des Projektpartners Wolf GmbH integriert werden.
Denkbar ist auch eine systemtechnische
Lösung, die die Integration des Flüssigsorptionsspeichersystems in bestehende
marktverfügbare luftgeführte Klima- und
Heizungsgeräte erlaubt.
Außerdem soll das Sorptionssystem
durch die neuartige Speichermöglichkeit
die Vermarktungschancen der innovativen Vakuumluftkollektoren der Firma
airwasol GmbH & Co. KG deutlich verbessern.
Projekt: SorpStor
Programm: Forschungsinitiative Energiespeicher (BMWi)
Kontakt:
Martin Huber und Tina Pässler
[email protected]
[email protected]
Hochschule für Technik Stuttgart
14
Innovative Gebäude
Betriebsoptimierung
von Gebäuden
Etwa ein Drittel des deutschen Primärenergieverbrauchs entfällt auf Gebäude.
Bei großen Liegenschaften können
Betriebskosten in Millionenhöhe entstehen. Allein durch regelungstechnische
Optimierung der vorhandenen Anlagentechnik in Büro- und Verwaltungsbauten
sind in der Regel Energieeinsparungen
von 25%, in expliziten Fällen auch deutlich mehr zu erzielen. Dieses Potential
lässt sich oft aber nur durch großen
Personalaufwand erschließen und langfristig aufrechterhalten.
Während die Entwicklung von Komponenten der technischen Gebäudeausrüstung stetig voranschreitet, fehlt in der
Praxis noch eine systemintegrierende
intelligente Betriebsführung, die ein
energieeffizientes Zusammenspiel garantiert. Lösungsansätze bieten Simulationsmodelle, die als Onlinetools zur automatisierten Anlagenüberwachung und
optimierten Betriebsführung eingesetzt
werden. Ein automatisiertes Energiemanagement reduziert den Aufwand für die
manuelle Betriebsoptimierung deutlich.
Neben der Automatisierung basiert ein
erfolgreiches Energiemanagement nicht
zuletzt auf einer intuitiv erfassbaren und
nutzerfreundlichen grafischen Visualisierung der Energieverbrauchs- und Betriebsdaten. Viele GebäudeleittechnikSysteme (GLT) bieten diese Möglichkeit
nur sehr eingeschränkt. Eine externe
Aufbereitung und Auswertung der Messdaten ist, sofern überhaupt möglich, oft
aufwändig und zeitintensiv. Deshalb wird
das Energiemanagementsystem EmTool
nicht nur mit den notwendigen Schnitt-
stellen zu GLT-Systemen und externen
Messdaten ausgestattet, sondern mit
dem EmTool Client auch um ein Visualisierungswerkzeug zur grafischen Darstellung der Betriebsdaten erweitert.
Onlinesimulationstools sollen den Anlagenbetrieb automatisiert überwachen, in
definierten Bereichen aktiv den primärenergetisch optimalen Betriebszustand
des Gebäudes ermitteln und diesen als
Parametersatz der Gebäudeleittechnik
zur Betriebsführung vorschlagen. Praxisnah erprobt werden die im zafh.net
entwickelten Tools in den SWR-Funkhäusern in Stuttgart und Mannheim und
bei der Robert Bosch GmbH in Schwieberdingen.
Projekt: EnSim
Programm: EnBop: Energetische
Betriebsoptimierung (BMWi)
Kontakt: Andreas Biesinger
[email protected]
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
15
Erneuerbare Energietechnologie
Innovationen für die
solare Kühlung
Solare Kühlung ist seit über 15 Jahren ein
Schwerpunkt der Forschung im zafh.net.
Neben den thermischen Kälteprozessen
tritt auch die photovoltaische Kühlung
wegen deutlich reduzierter Investkosten
zunehmend in den Fokus.
Rückkühlung spielt bei Prozessen der
Kälteerzeugung – sei es mit thermischem oder elektrischem Antrieb – eine
essenzielle Rolle. In beiden Fällen muss
eine erhebliche Menge an Wärme mit
möglichst geringer Übertemperatur an
die Umgebung abgegeben werden. Für
thermisch angetriebene Verfahren ist der
Einfluss der Rückkühleinheit aus mehreren Gründen entscheidender als für
elektrisch angetriebene Verfahren:
• die Wärmemenge, die an die Umgebung abzuführen ist, ist bei thermisch
angetriebenen Verfahren aus thermodynamischen Gründen größer (letztlich
auf Grund des niedrigeren Exergiegehalts der Antriebsenergie).
• thermisch angetriebene Verfahren
reagieren sensibler auf höhere Rückkühltemperaturen.
Während man sich in der Vergangenheit
vorwiegend auf die Entwicklung und
Optimierung der thermischen Prozesse
konzentrierte, also die Entwicklung
innovativer, effizienter thermisch angetriebener Kälteprozesse und deren Ankopplung an Wärmequellen wie Solaranlagen oder Fernwärme, wurde die
Thematik der Rückkühlung vernachlässigt und hierzu meist konventionelle
Technik eingesetzt.
Erfahrungen mit installierten solaren
Kühlanlagen oder anderen Systemen, in
denen thermisch angetriebene Kältemaschinen zum Einsatz kommen, haben
jedoch gezeigt, dass im Bereich der
Rückkühlung häufig ein inadäquat hoher
Verbrauch an elektrischer Energie festzustellen ist. Die Ursachen dafür sind
zum einen in falscher Planung und Dimensionierung sowie nicht vorhandener
oder ungünstiger Teillastregelung zu
sehen, zum anderen in einer nicht ausreichenden Effizienz der marktverfügbaren Techniken.
Der Ansatz dieses Projekts ist es, zur
Entwicklung von optimierten Rückkühlverfahren beizutragen – und somit letztlich der solaren bzw. thermischen Kühlung zu einer größeren Marktentwicklung
zu verhelfen.
Projekt: SolaRück - Innovationen für die
solare Kühlung
Fördergeber: Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
Kontakt: Antoine Dalibard
[email protected]
www.solarueck.de
16
Hochschule für Technik Stuttgart
Innovative Gebäude
Bauen für
übermorgen
Einen nachhaltigkeitsorientierten Baustandard zu entwickeln ist das Ziel weltweiter Bemühungen angesichts des
voranschreitenden Klimawandels und
schwindender natürlicher Ressourcen.
Da Immobilien durch Bau und Betrieb
einen wesentlichen Anteil dieser Ressourcen verbrauchen, muss der Prozess
Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden tiefgreifende Veränderungen erfahren, mit dem Ziel einer möglichst hohen
Reduktion des Primärenergieaufwands.
In diesem Projekt wird aus den zur Verfügung stehenden innovativen Techniken
ein Energiestandard generiert, der weit
unter dem Anforderungswert der gesetzlichen Energieeinsparverordnung liegt.
Durch eine detaillierte Vorplanung und
ein energetisch optimiertes Technikkonzept erreicht das Gebäude Z3 der Firma
Züblin einen spezifischen Primärenergiebedarf von 26 kWh/(m²a). Gegenüber der
Anforderung der EnEV 2009 von 147
kWh/(m²a) ist dies eine Unterschreitung
von über 80%. Die neue EnEV 2014
unterschreitet den 2009-Wert um etwa
30%, so dass bei einem Zielwert von 26
kWh/(m²a) eine Unterschreitung um
mehr als 70% gegenüber der EnEV 2014
angestrebt wird.
Das zafh.net übernimmt die Begleitforschung bei der energetischen Optimierung des Züblin-Neubaus in Stuttgart
Möhringen. Neben Detailuntersuchungen zum Anlagenbetrieb und dem
Komfortverhalten liegt der Schwerpunkt
der Projektarbeit bei der energetisch
wirksamen Verbesserung des Gebäudebetriebs. Angestrebt sind Gebäude mit
Niedrigstenergieverbäuchen hin zum
Netto-Null-Energiestandard. Alle Strategien zur Reduktion des Energieverbrauchs folgen dabei der Maxime des
Nutzerkomforts.
Das Intensivmonitoring bildet die Basis
zur Evaluierung der eingesetzten Technologien, dabei werden berechnete
Soll-Werte mit gemessenen Ist-Werten
verglichen. Die Ergebnisse dienen als
Grundlage zur Kalibrierung und Verbesserung der verwendeten Berechnungsund Optimierungsverfahren.
Projekt: REGII - Ressourceneffiziente
Gebäude für die Welt von Übermorgen
Fördergeber: BMWi
Kontakt: Andreas Biesinger
[email protected]
17
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
Erneuerbare Energietechnologie
Solare
Prozesswärme
28% des Gesamtenergieverbrauchs in
Europa entfallen auf Industrie und Gewerbe, zwei Drittel davon auf die Erzeugung von Wärme. 60% der benötigten
Prozesswärme liegt im Temperaturbereich von unter 250°C.
Im Jahr 2008 arbeiteten weltweit nur
etwa 90 solarthermische Anlagen für
Prozesswärme mit einer thermischen
Gesamtkapazität von 25 MW. 55 dieser
Anlagen verwenden Flachkollektoren,
zehn Systeme wurden mit konzentrierenden und Parabolrinnenkollektoren
realisiert. Beide Varianten, konzentrierende und nichtkonzentrierende Technologien, haben große Zukunftspotenziale,
sobald sie als technisch verlässlich akzeptiert sind und ihre Wirtschaftlichkeit
unter Beweis gestellt haben.
Das EU-Projekt InSun zeigt die Effizienz
und Zuverlässigkeit von großen thermischen Solarkollektoren für industrielle
Prozesswärmeanwendungen auf. Mit
Demonstrationsanlagen in Österreich
und Italien werden verschiedene Technologien in unterschiedlichen klimatischen
Regionen getestet. Drei verschiedene
Kollektortypen werden eingesetzt und
verglichen:
• optimierte Flachkollektoren sowie
Parabolrinnenkollektoren in der
Fleischwarenproduktion der österreichischen Firma Berger im moderaten
Klima Nordeuropas,
• konzentrierende Fresnel-Kollektoren
für die Trocknung von Ziegeln in einer
Ziegelproduktion in Norditalien.
Die Demonstrationsanlagen sollen je eine
maximale Heizleistung von mindestens
1 Megawatt erreichen.
Die rasche Verbreitung solarthermischer
Anlagen in der Industrie wird vor allem
durch fehlende Standards und Kostenunsicherheit bezüglich der Systemintegration behindert. InSun will solche Daten
transparent machen und damit auch
Impulse für den Standardisierungsprozess geben.
Projekt: InSun - Industrial Process Heat
by Solar Collectors
Programm: FP7 (EC)
Kontakt: Dr. Dirk Pietruschka
[email protected]
www.fp7-insun.eu
18
Hochschule für Technik Stuttgart
Innovative Gebäude
Reallabor
HFT Stuttgart
Im Mittelpunkt des Vorhabens steht der
Transformationsprozess zu einer klimaneutralen Hochschule, wobei alle relevanten internen sowie zahlreiche externe Akteure eingebunden sind. Dies
erfordert ein integratives und innovatives
Maßnahmenbündel auf verschiedenen
Ebenen: eine Verbesserung der städtebaulichen Situation, der baulichen Substanz und der Anlagentechnik einschließlich des Betriebskonzepts sowie der
internen Prozesse, die Bereitstellung
erneuerbarer Energien auf dem Campus,
neuartige Finanzierungsmodelle für die
energetische Sanierung öffentlicher
Gebäude, die Entwicklung eines geeigneten Mobilitätskonzepts sowie einer
städtebaulichen und infrastrukturellen
Entwicklungsstrategie (Energieleitplan),
aber auch erhebliche Verhaltens-Anpassungen der verschiedenen Nutzergruppen der Hochschule.
Für einen erfolgreichen Transformationsprozess der HFT Stuttgart hin zu einer
klimaneutralen Hochschule ist es erforderlich, das Campusprojekt im Sinne
eines „Living LAB“ in eine nachhaltige
Stadt- und Quartiersentwicklungsstrategie einzubinden. Die Bewertung soll auch
mittels Nachhaltigkeitsindikatoren der
ökonomischen Ebene, anhand klassischer Nachhaltigkeitskriterien sowie
entlang der vom Netzwerk Hochschulen
für Nachhaltige Entwicklung (HNE)
entwickelten Gestaltungsfelder für
Hochschulen geschehen.
Damit die Analysen im Projekt nicht auf
einer theoretischen Ebene verharren,
sondern wesentliche Ziele dieses Vorhabens auch umgesetzt und damit „real“
werden können, werden vom Landesbetrieb Vermögen und Bau für die Projektlaufzeit umfangreiche Investitionsmittel
bereitgestellt. Mit diesen Mitteln kann
der Weg zur klimaneutralen Hochschule
konkret beschritten werden.
Projekt: EnSign RealLabor
Programm: Reallabore, BaWü-Labs, für
eine Forschung für Nachhaltigkeit in
Baden-Württemberg
Kontakt: Michael Bossert
[email protected]
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
19
Innovative Gebäude
Kontrollierte
natürliche Lüftung
Durch kontrollierte natürliche Lüftung
kann der Kühlenergiebedarf von Gebäuden deutlich reduziert werden. Hierdurch
ergeben sich zusätzlich auch Einsparungen bei der elektrischen Hilfsenergie
(z.B. Ventilatoren) für die Belüftung.
Insgesamt kann eine signifikante Einsparung von Primärenergie erzielt werden.
Eine automatische Regelung der Öffnungen in der Gebäudehülle ist vor allem
für Nichtwohngebäude interessant, denn
hier kann durch Lüftung und Kühlung
während der Nichtbelegungszeiten ein
hohes Maß an Nutzerkomfort erreicht
werden. Vor allem dort, wo eine manuelle Steuerung nur schwierig umsetzbar
ist, also in Großraumbüros, Schulen oder
ähnlichen frequentierten Gebäudekomplexen, bestehen gute Einsatzmöglichkeiten für diese Technik.
In diesem Vorhaben werden Planungsund Simulationstools entwickelt, mit
denen Planer und Bauherren die Potenziale der natürlichen Lüftung für ihre
Bauvorhaben berechnen können. Durch
vereinfachte Rechenverfahren soll der
Einsatz kontrollierter natürlicher Lüftung
auch für den Nichtwohnungsbau Eingang in die Normung finden.
Für die Validierung der Simulationsmethoden werden umfangreiche messtechnische Untersuchungen zur Luftqualität,
Lüftungseffektivität und zum thermischen Komfort durchgeführt. In mehreren Büroräumen der Hochschule für
Technik wurden automatisierte Lüftungen eingebaut. Hier werden verschiedene Regelungsstrategien entwickelt,
um ein Optimum aus Luftqualität, Energieeffizienz und thermischem Komfort zu
erreichen. Für die Praxisanalyse der Konzepte dient der moderne Verwaltungsbau des Projektpartners Aumüller Aumatic GmbH bei Augsburg, der eine Vielfalt
unterschiedlicher Lüftungsszenarien
bietet.
Projekt: KonLuft - Energieeffizienz von
Gebäuden durch kontrollierte natürliche
Lüftung
Programm: EnBop: Energetische
Betriebsoptimierung (BMWi)
Kontakt: Tobias Erhart
[email protected]
Hochschule für Technik Stuttgart
20
Labore
Für die Forschung des zafh.net und
seiner Projektpartner stehen hochkarätig
ausgestattete Labore zur Verfügung:
Labor für Solartechnik
Das Labor dient zur genauen thermischen (bei Photovoltaikelementen
elektrischen) Analyse gebäudeintegrierter Solarkomponenten und zur Messung
des Gesamtenergiedurchlassgrades von
Verglasungen und Sonnenschutzsystemen. Weiterhin lassen sich neue Fassadensysteme mit Phasenwechselmaterialien, schaltbaren thermotropen
Beschichtungen, transparenter Wärmedämmung u.a. untersuchen. Tests im
Sonnensimulator ermöglichen die Validierung von thermischen Gebäudesimulationen sowie CFD-Strömungssimulationen - ein wesentlicher Bestandteil der
Modellentwicklung im zafh.net. Außerdem sind umfangreiche Messsysteme für
die Analyse des thermischen Komforts,
der Luftqualität und der Luftströmung
durch Tracer Gas Methoden verfügbar.
Labor für Photovoltaik
Für praxisorientierte Messungen stehen
hier frei konfigurierbare Photovoltaikmodule zur Verfügung. Mit der Messausrüstung lassen sich einzelne Module, aber
auch mittelgroße Photovoltaikanlagen
mit bis zu 1000 V und 40 A analysieren.
Kombinierte photovoltaisch-thermische
Kollektoren (PVT) können auf 5 AußenMessplätzen detailliert vermessen werden. Neben der elektrischen Leistung
kann die thermische Leistung für Temperaturbereiche von -20°C bis +100 °C
bestimmt werden. So kann zusätzlich zur
solaren Energieernte auch die Wärmeentzugsleistung aus der Luft (Umweltwärme) bei Wärmepumpenbetrieb und
Kühlleistung über Wärmeabstrahlung an
den kalten Nachthimmel (Umgebungskälte) gemessen werden.
Mit den Prüfständen können PVT Entwicklungen der Industrie zielgerichtet
unterstützt und beschleunigt und wissenschaftliche Fragestellungen bezüglich
der meteorologischen Einflüsse auf das
Heiz- und Kühlpotenzial verschiedener
Technologien präzise beantwortet werden.
Hydraulikprüfstand
Der Hydraulikprüfstand des zafh.net
dient der Entwicklung von Stationen zur
dezentralen Einspeisung solarer Wärme
in Wärmenetze. Die Stationen können
unter Differenzdrücken bis 3,5 bar und
Temperaturen bis 90°C getestet und
validiert werden. Der Prüfstand verfügt
über eine speicherprogrammierbare
Steuerung zur flexiblen Implementierung
von Regelungsalgorithmen.
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
Prüfstände im Zentrum für Bauphysik
Die akustischen Prüfeinrichtungen im
Zentrum für Akustische und Thermische
Bauphysik gehören zu den modernsten
in Europa. Schall-, wärme- und feuchtigkeitstechnische Eigenschaften von Baustoffen und Bauteilen werden untersucht
und normgerecht analysiert.
Labor für Tageslichtplanung
Bestehend aus künstlicher Sonne und
künstlichem Himmel erzeugt der Tageslichtsimulator des Zentrums für Integrale
Architektur veränderbare Lichtsituationen. Verschiedene Himmelszustände
wie „sonnig“, „bedeckt“ oder „bewölkt“
können hier für jeden Ort der Welt simuliert werden. Der einzigartig große Prüfstand ermöglicht Tageslichtuntersuchungen an Modellen vom Einzelraum über Gebäude bis hin zu ganzen
Stadtquartiersmodellen.
21
Labor für Softwareentwicklung und
Geoinformatik
In diesem Labor des Zentrums für Geodäsie und Geoinformatik können Experimentierumgebungen für Projekte im
GIS-Bereich mit neuester Hard- und
Software schnell realisiert und mit Simulationsmodellen des zafh.net kombiniert
werden. Die Geoinformatik-Forschung
liefert wichtige Bausteine für die Entwicklung urbaner Energiestrategien mit
den Arbeitsschwerpunkten interoperable
Nutzung von Geodaten, Internet-GIS und
Web-Services, OGC-Standards, Datenintegration aus heterogenen Datenquellen
und der Integration von GPS in GIS-Anwendungen.
Öffentliche Baustoffprüfstelle
Anerkannte Prüf-, Überwachungs- und
Zertifizierungsstelle. Hier können innovative Baumaterialien umfangreich untersucht und analysiert werden.
22
Hochschule für Technik Stuttgart
Kooperationen
Enge Kooperationen mit Unternehmen
im In- und Ausland sind essenziell für
angewandte und praxisnahe Energieforschung im zafh.net. Energiekonzepte,
Technologien, Software, Energiemanagement- und Betriebsführungsstrategien
werden gemeinsam mit großen Unternehmen wie beispielsweise Bosch, Siemens, EDF, Festo, Züblin, aber ebenso
mit Mittelständlern wie ads-tec, Grammer Solar, SolarNext, Ennovatis, ertex
und vielen mehr entwickelt. Darüber
hinaus pflegt das zafh.net eine gute
Zusammenarbeit mit verschiedenen
Kommunen und Stadtwerken.
Deutschland: Universität
Darmstadt// Fraunhofer-Insti-
Energietechnik// KIT Karlsru-
Stuttgart mit den Instituten
tut für Bauphysik IBP, Stutt-
he, Zentrum Energie, Institut
ITW (Thermodynamik), IER
gart// Zentrum für Solarenergie
für Informationsmanagement
(rationale Energienutzung),
und Wasserstoff-Forschung
im Ingenieurwesen (IMI)//
Fakultät Architektur und
ZSW, Stuttgart// Zentrum für
Ägypten: German University of
Stadtplanung// Fraunhofer-
angewandte Energieforschung
Kairo// Belgien: University
Institut für solare Energiesys-
ZAE, München// Technische
College of West Flandern/
teme ISE, Freiburg// Fraunho-
Universität Berlin mit den
Brasilien: UNESP Guaratingue-
fer-Institut für Graphische
Instituten ISR (Stadt- und
tá// China: Shanghai Jiao Tong
Datenverarbeitung IGD,
Raumplanung), Institut für
University// Großbritannien: De
23
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik – zafh.net
Internationale
Zusammenarbeit
Viele Forschungsprojekte wurden zusammen mit internationalen Partnern
entwickelt. So ist die Zusammenarbeit
über Grenzen hinweg heute ein wichtiger
Bestandteil in der Arbeit des Forschungszentrums. Partner sind ausländische
Universitäten und Hochschulen, Forschungsinstitute und Firmen, Stadtverwaltungen und andere öffentliche Körperschaften, Wohnbaugesellschaften
und Investoren.
Unterstützt durch Baden Württemberg
International und das Bundesministerium
für Bildung und Forschung konnte das
zafh.net in den letzten Jahren ein intensives Forschungsmarketing betreiben.
Mehrjährige Kampagen mit Messebesuchen, internationalen Tagungsbeiträgen
und gemeinsam ausgerichteten Symposien wurden in den USA, Kanada und
zuletzt in der Russischen Föderation
durchgeführt.
Auch die Robert Bosch Stiftung förderte
den Ausbau internationaler Beziehungen. Schwerpunkt war die wissenschaftliche Kooperation im Bereich solarer Kühlung in China.
Weitere Kooperationen werden in Energieeffizienzprojekten in Asien (Schwerpunkt Vietnam und Kambodscha) und im
Bereich solarer Kühlung und natürlicher
Baustoffe in Südamerika derzeit entwickelt.
Forschungskooperation auf europäischer
Ebene ist seit vielen Jahren in Projekten
der angewandten Energieforschung
lebendig. Neben laufenden Forschungsvorhaben und Doktoranden-Netzwerken
findet ein reger internationaler Austausch von Studierenden und Gastwissenschaftlern über das ERASMUS-Programm sowie über Förderprogramme
des DAAD und der Humboldt-Stiftung
statt.
Montfort University Leicester//
Bozen/Bolzano (EURAC)//
sidad Politecnica di Catalunya//
Loughborough University//
Kanada: York University,
Schweiz: Ecole Polytechnique
Strathclyde University Glas-
Toronto// Polen: Opole Techni-
de Lausanne// Fachhochschule
gow// University of Notting-
cal University// Krakow
Westschweiz-Wallis// Türkei:
ham// Irland: University College
University// Russische Födera-
Technical University Istanbul//
Dublin// Italien: Universitat
tion: Staatliche Universität für
Middle East Technical Univer-
degli studi di Palermo// Univer-
Architektur und Bauwesen
sity Ankara//
sitat Politecnico di Milano//
(TSUAB) Tomsk// Spanien:
Universitat Politecnico di
Universidad Rovira I Virgili
Torino// European Academy of
Tarragona// Barcelona Univer-
Hochschule für Technik Stuttgart
Kontakt
ße
tra
nes
Kie
it
Bre
e
raß
dst
ei
sch
Sc
e
raß
gst
lin
hel
et
zafh.n
zafh.net
Forschungszentrum Nachhaltige
Energietechnik
Hochschule für Technik Stuttgart
Schellingstr. 24
70174 Stuttgart
www.zafh.net
Wissenschaftliche Leitung
Prof. Dr. habil. Ursula Eicker
[email protected]
Tel. 0711/8926-2831
Stellvertretender Leiter
Dr. Dirk Pietruschka
[email protected]
Tel. 0711/8926-2674
Geschäftsführer
Michael Bossert
[email protected]
Tel: 0711/8926-2876
Reiner Braun
[email protected]
Tel.: 0711/8926-2958
e
sstraß
Schlos
41)
nestr.
ie
K
g
n
a
g
in
(E
Herausgeber
HFT Stuttgart/zafh.net
Prof. Dr. habil. Ursula Eicker
Redaktion & Layout
Ursula Pietzsch
Prof. Silvio Barta
Fotos
© HFT/zafh.net (S. 14, 19, 20, 21)
© HFT/Seubert (S. 1, 6, 9)
© HFT/Florian Hammerich (S. 2, 3, 4, 5)
© Stadt Ludwigsburg (S. 7)
© Fa. Doppelacker (S. 8)
© SWR/Kistner (S. 14)
© Ed. Züblin AG (S. 16)
© SOLTIGUA (S. 17)
Herunterladen