Interview Klaus Mertens Träger des Georg-Philipp-Telemann-Preises der Landeshauptstadt Magdeburg 2016 1. Was bedeutet Ihnen die Ehrung mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg 2016? Schon früh faszinierte mich das ungemein breit gestreute und dabei stets interessant und anspruchsvoll bleibende Spektrum des kompositorischen Schaffens des großen Sohnes der Stadt Magdeburg. Mein Interesse war geweckt, die intensive Beschäftigung mit dem Œuvre Telemanns, zahllose Konzerte und CD-Einspielungen eher eine logische Folge. Dass ich nun von den äußerst kompetenten Sachwaltern des Erbes dieses großen Komponisten und den für diesen Bereich Verantwortlichen seiner Geburtsstadt Magdeburg mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis 2016 bedacht werde, hat mich völlig überrascht, ist mir eine große Ehre und erfüllt mich zugleich mit großer Freude und Dankbarkeit. 2. Sie gelten nicht nur als ausgezeichneter Telemann-Interpret, sondern auch als Entdecker seiner zum Teil in Vergessenheit geratenen oder verschollenen Werke. Kann Telemann Sie heute noch überraschen? Mitzuhelfen, möglichst viele Werke Telemanns in unserer Zeit wieder zum Klingen zu bringen, empfinde ich geradezu als meine Pflicht, wenn ich erst einmal vom Genie dieses Komponisten überzeugt wurde. Nach wie vor gibt es viele Schätze zu heben. Im Grunde jedes Mal entdecke ich dabei Überraschendes. Etwa in einer klein besetzten Solo-Kantate wie „Ich will den Kreuzweg gerne gehen“ ebenso wie in groß besetzten Werken wie seiner „Donner-Ode“ oder beispielsweise seiner Passionsmusik „Der Tod Jesu“. In Telemanns Œuvre wimmelt es nur so von Besonderheiten. 3. Telemann nannte das Singen das „Fundament zur Music in allen Dingen“. Wie sehr hat Telemann Sie in ihrer sängerischen Entwicklung geprägt, und welche Impulse vermag er Ihnen zu geben für die Interpretation anderer Komponisten, beispielsweise Johann Sebastian Bach? Auf ebenso knappe wie prägnante Weise formulierte Telemann hier ein für alle Musikausübenden gültiges Postulat. Denn was für den Sänger gilt, trifft in entsprechend abgewandelter Form auch für den Instrumentalisten zu, der im günstigsten Fall durch sein Instrument „singt“. Schon als jungen Sänger faszinierte mich die Vielseitigkeit der Kompositionen Telemanns und damit verbunden die hohen stimmlich-technischen Ansprüche, all dies stets ohne den Tiefgang zu verlieren. Indem man sich bemüht, diesen Anforderungen gerecht zu werden, besteht dann auch die Hoffnung, gut vorbereitet zu sein für vergleichbare Werke seiner ebenfalls großen Zeitgenossen wie z.B. Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und andere. 4. Am 13. März 2016 gastieren Sie im Rahmen der 23. Magdeburger Telemann-Festtage mit dem Leipziger Barockorchester in Magdeburg. Worauf dürfen sich die Konzertbesucher freuen? Natürlich werde ich bemüht sein, in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit einen möglichst facettenreichen Einblick zu geben in das Schaffen dieses ungemein vielseitigen, ideenreichen, unermüdlich kreativen und allein schon damit einzigartigen Komponisten namens Georg Philipp Telemann. Freuen dürfen sich Konzertbesucher ebenso auf eine komplette Kantate wie auf Opernarien, Beispiele seiner Passionsmusiken und seines Liedschaffens; all dies “garniert” mit Beispielen seiner so reichen Instrumentalkompositionen und ausgeführt durch exzellente Musiker.