(1928) Im Sonderbildband der Zeitschrift Architektur der Gegenwart

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Das Wohnhaus Anton Weinmann in Ottobeuren (1928)
Im Sonderbildband der Zeitschrift Architektur der Gegenwart ist ein anonymes
„Haus W. in Ottobeuren“1 dargestellt, dessen Besitzeridentität aufzuklären schon
2007 erfolgreich war2. Es handelt sich um das Einfamilienwohnhaus von Anton
Weinmann in der Ottobeurer Johann-Michael-Fischer-Str. 2.
Den Neubau vollendete Ákos 1928; 1929 erfolgte der Grundbucheintrag. Zehn
Jahre später (1938) war der Architekt mit dem Haus erneut beschäftigt, als er einen
Um- und Erweiterungsbau vom damaligen Bauherren Franz Claessens (seit 1931)
übertragen bekam. Zwischenzeitlich wechselte der Besitz an Gerlinde Degelmann
(seit 1954). Im Jahre 2009 erwarb das Gebäude schließlich Markus Götzinger das
Gebäude.3
(IV-84a) Freihandzeichnung des Wohnhauses Weinmann und Grundrisse.4
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Siehe Architektur der Gegenwart, S. 29.
Siehe Weber/Fischer: Andor Ákos, S. 47: Andor Ákos – Werkverzeichnis Architektur.
Siehe StadtA Ke, Ákos III: Dokumentation „Haus W. in Ottobeuren“: Grundbucheinträge. An dieser
Stelle ist dem heutigen Besitzer Markus Götzinger für seine Unterstützung zu danken.
Fotoquelle: Architektur der Gegenwart, S. 41f. Reproduktionen: Adrian Weber, Oy-Mittelberg. Die
Originalgrundrisszeichnungen mit Ákos-Unterschrift und –Stempel befindet sich im Besitz von
Markus Götzinger. Vgl. StadtA Ke, Ákos III: Dokumentation „Haus W. in Ottobeuren“: Digitalfotos.
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Wie beim Sepp’schen Haus, wo ein vorgesetzter Anbau den Eingangsbereich und
die Praxisräume aufnahm, mit der darüber angesiedelten Terrasse, verfuhr Ákos
beim Weinmann-Haus ähnlich, um über der dem Gebäude angefügten Garage
eine Terrasse zu installieren. Ein weiteres das Haus prägendes Element war der
südöstliche Erkeranbau als Teil des Wohnzimmers. Das dritte dominante Element
war der hochgezogene Eingangsvorbau. Das Gebäudebild beherrschen hier – wie
im gesamten Erdgeschoss – die Rundbogenfenster, während diese völlig im
Obergeschoss fehlen. Das steht im Gegensatz zum Sepp’schen Haus, wo der
jeweilige Fenstertyp für EG und OG genau umgekehrt gewählt wurde.
(IV-84b) Freihandzeichnung der Nordseite mit Eingangsanbau (li.) und
der einstigen Terrasse (über der Garage). Ganz links: Erkervorbau auf der Ostseite.1
1938 vollzog Ákos einen Erweiterungsbau, der der Schaffung neuer Wohnräume
durch Aufrichtung eines Stockerkes über der einstigen Garage und dem Ausbau
des Dachgeschosses galt. Eine weitere Veränderungen erfolgte im Jahre 2011 durch
Markus Götzinger, der auf der Westseite eine in Naturstein ausgeführte Terrasse
im EG entstehen und zu diesem Zweck das Eckefenster an Südwestseite im
Erdgeschoss zur Terrassentür verändern ließ.
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Fotoquelle für diese und die folgenden Aufnahmen: Markus Götzinger, Ottobeuren.
(IV-84c) Ostseite mit Erker- und Eingangsanbau
(IV-84d) Eingangsvorbau von Norden.
und dem 1938 auf der einstige Terrasse aufgesetztem OG.1
(IV-84e,f) Erkeranbau von Südosten.
(IV-84g) Freihandzeichnung:
Westseite, 1928.
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Fotoquelle für diese und die folgenden Aufnahmen: Markus Götzinger, Ottobeuren.
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(IV-84h) Westseite, 2013.
Links: das 1938 auf der
einstigen Terrasse über
der Garage aufgesetzte OG
(mit Balkon, 1938 überdacht).
Damals entstand auch der
Ausgang zum Garten (li.).
Die in Natursteinen ausgeführte
Terrasse im EG mit neuem
Ausgang anstelle des Fensters
entstand 2011.
Das Weinmann-Haus gehört nicht nur bezogen auf die Außengestalt, sondern
ebenso hinsichtlich seiner Inneneinrichtung zu den Objekten, bei denen noch
reichlich Belege des Ákos’schen Wirkens zu beobachten ist. Trotz mehrfachen
Besitzerwechsels ließen sich seine Bewohner von der Funktionalität, Gediegenheit
und Schönheit des Gebäudes und seines Interieurs gefangen nehmen.
(IV-84i, 85a) Originaler Eingang und Innenansicht
mit einer von Ákos entworfenen Deckenlampe.
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(IV-85b,c) Diele mit den originalen Rundbogenfenstern.
Unveränderter Treppenaufgang.
Das Haus wartet zudem mit einigen innenarchitektonischen Besonderheiten auf.
Ist der äußere Erkerrundbau als solcher beispielsweise auch in anderen Fällen
erhalten geblieben, so fehlt im Innern meist das Ákos’sche Originalelement; nicht
so im Weinmann-Haus.
Hier existieren unverändert Sitzecke
sowie Fenster und Lampen. Nur das
Tischchen ist neueren Datums.1
Die Gestaltung der Sitzecke verweist
den Betrachter eindeutig auf ähnliches
zeitgenössisches Ákos’sches Mobiliar,
vor allem in seiner Zeit bei der Fa.
Botzenhardt. Besonders auffällig sind
die
in
Sitzhöhe
ausgelegten,
abgerundeten Aussparungen der
Wohnzimmerwand,
um
die
Außenseiten
der
Sitzecke
zu
verlängern, mit der Absicht mehr
Sitzfläche zu schaffen.
(IV-85d) Originale Ausstattung
im Erkeranbau.
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Siehe Architektur der Gegenwart, S. 29.
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Im westlich gelegenen Wohnzimmer des OG findet sich noch weiteres besonderes
Ákos-Interieur, was so anderswo nicht bekannt wurde, wie drei schöne, in die
Wand eingelassene Einbauglasschränke: ein großer über der originalen Anrichte
und zwei kleinmaßigere, verspiegelte Schränkchen. Ferner ist hier der originale,
funktionstüchtige Kachelofen und ein historisierter Barocksessel zu bewundern.
(IV-85e) Originales Interieur: Anrichte und großer
Einbauglasschrank im OG-Wohnzimmer.
(IV-85h) Kachelofen und Sessel.
(IV-85f) Kleine verspiegelte Einbauglasschränke (geschlossen und geöffnet).
Mit Blumenvasendekor und Ornamentik bemalt, sind die beige gefassten
Einbauschränke im OG hinter dem Schlafzimmer, von wo aus man früher die
Dachterrasse erreichte. Dass die Entwürfe für die Bemalung von Ákos stammen,
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belegen zahlreiche ähnliche Zeichnungen in seinem künstlerischen Nachlass. Von
den früheren Besitzern soll nach Überlieferung die Kunde umgehen, dass Ákos die
Ausmalung sogar selbst ausgeführt haben soll.
(IV-85i,j,k) Schlafzimmereinbauschränke mit Dekor.
(IV-85l,m) Einbauschränke im Dachgeschoss.
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In der Küche (EG) und im Bad (OG) sowie im 1938 ausgebauten Dachgeschoss sind
funktional gelungene Einbauschränke erhalten, darunter ein in der Art bisher bei
Ákos unbekannter Kücheneinbauschrank mit Falttüren.
(IV-85n,o,p) Einbauschränke in Bad,
mit Falttüren
(geschlossen: oben; geöffnet: o.r. ).
(IV-85p,q) Einbauschränke in der Küche
(li.: aus der Küche entfernter Einbauschrank
zur Verwendung im Hauswirtschaftsraum).
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Im Haus finden sich weitere Türen und Lampen des Ákos’schen Designs.
(IV-85r) Zwischentür hinter dem
Eingangsflur auf der Ostseite.
(IV-85s) Flurtür im OG.
(IV-85t) Lampe in der Diele.
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