871694 NEUBAU STÜTZPUNKT OETZ Der neue TINETZ Stützpunkt im Ötztal Der Bauplatz ist von der Ötztaler Bundesstraße talauswärts gut einzusehen und somit ein Aushängeschild des Unternehmens. Das Betriebsgebäude bestehend aus Büro- und Lagerhallen ist als kompakter Baukörper konzipiert, welcher die funktionalen Abläufe mit einem zeitgemäßen, innovativen Erscheinungsbild vereint. Die wesentliche Idee in der Außenwirkung ist die Gebäudefassade. Hergestellt aus wiederverwendeten Leiterseilen der Tinetz ist sie ein Blickfang und trägt den ökonomischen und ökologischen Gedanken (Recycling) sichtbar zur Schau. Neben dem optischen Moiré-Effekt, der sich durch die Anordnung der Seile in zwei Ebenen ergibt, fügt die Fassade das Gebäude zu einer Einheit zusammen und vermittelt Kompaktheit und Wirtschaftlichkeit in der Errichtung und Erhaltung. Das Bürogebäude ist in Sichtbetonweise geplant mit einer Pfosten/Riegelkonstruktion aus Glas und Holz. Die Lager- und Werkhallen sind mit Holzfertigelementen auf Stahlbetonfertigteilen ausgeführt. Auch hier wird der Werkstoff Holz neben seinen technischen Möglichkeiten aus ökologischen Gründen gewählt. Das Betriebsgebäude ist allseitig mit LKW umfahrbar. Die Betriebsräume sind unter Berücksichtigung der Himmelsrichtung, der Betriebsabläufe und der Außenwirkung logisch angeordnet. Die Materialien (Sichtbeton, Holz, Aluminium) sind so gewählt, dass sie im Kontext der natürlichen Umgebung (Granitfels, bewaldete Hänge, Ötztaler Ache) entsprechen. LAGEPLAN M 1:1000 TINETZ FASSADE GRUNDRISS 1. OBERGESCHOSS M 1:200 50 mm 50 mm ANSICHT VORGEHÄNGTE FASSADE IM MASSSTAB 1:1 HORIZONTALSCHNITT LEITERSEILE IM MASSSTAB 1:1 LEITERSEIL Dm 10,5mm DEMONTAGE LEITERSEILE RECYCLING - Beim Unternehmen TIWAG / TINETZ werden jährlich alte Leiterseile demontiert und entsorgt. Die Idee ist diese gebrauchten Leiterseile wiederzuverwenden (Recycling) und als Fassadensystem am Gebäude einzubauen. Für die Vorhangfassade werden 20 km km an Seillänge benötigt. Die zigfache Menge an Leiterseilen wird jährlich von der Leit Le it TIWAG demontiert und entsorgt. FASSADENKONSTRUKTION - Das gesamte Gebäude wird vertikal mit den Leiterseilen, Mann an Mann in einem Achsabstand von 5cm umhüllt. Die Leiterseile sind in einer vorderen Ebene und einer hinteren Ebene, ebenso mit einem Achsabstand von 5cm montiert. Die beiden Ebenen sind gegenseitig um 2,5 cm verschoben. Dadurch entsteht ein sogenannter Moiré-Effekt. Der Effekt ändert sich bei Betrachtung und Bewegung um das Gebäude und entwickelt faszinierende Oberflächensituationen. Die Fassade wirkt lebendig. VERARBEITUNG DER LEITERSEILE ZUR „VORHANGFASSADE“ Das Material zur Errichtung der Fassade kann durch den eigenen Tinetz Betrieb beigestellt werden. Es entstehen somit keine Materialkosten und die derzeit anfallenden Kosten für die Entsorgung können eingespart werden. DER Moiré-Effekt bei Linien-Rastern siehe Bild 1: Zwei überlagerte Linien-Raster zeigen langperiodische Helligkeitsmodulationen, wenn die Teilungen wenig voneinander abweichen. TINETZFASSADE aus Leiterseilen wird vor die gesamte Fassade der Lagerhallen sowie vor die Fassade im 1. Obergeschoß des Bürogebäudes montiert. Die dahinterligenden Büros sind raumhoch verglast, die „Vorhangfassade“ bietet Sonnenund Blendschutz. Die Durchsicht von Innen nach Außen ist ausreichend gewährleistet. Von Außen betrachtet kann die dahinterliegende Struktur des Gebäudes erahnt werden. Die „Vorhangfassade“ wirkt wie ein Filter. Zwischen der Verglasung und der „Vorhangfassade“ ist ein Wartungssteg eingebaut. DAS LEITERSEIL - vom Typ ALDREY (ALMGSI) besteht aus einer Alu-MagnesiumSilicium Legierung. Die Legierung ist ausgesprochen widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen. Der runde Seilquerschnitt setzt sich aus 19 Drähten zusammen und ist verdrillt. Bild 1: Moiré-EFFEKT Technische Angabe zum Leiterseil: - Durchmesser 10,5 mm (70 mm2) - Gewicht 181kg / km - Ausdehnungskoeffizient 2,3 x 10-5 TRAGKONSTRUKTION GRUNDRISS 1. ERDGESCHOSS M 1:200 Bild 2) KIELSTEG DACHELEMENT DAS TRAGWERK BESTEHT AUS STAHLBONFERTIGELEMENTEN (STÜTZEN UND TRÄGER) AUF FUNDAMENTPLATTE. DIE DACHELEMENTE SIND KIELSTEGELEMENTE (KSE siehe Bild 2). DIE HALLENWÄNDE SIND AUS KREUZLAGENHOLZ ELEMENTEN (KLH siehe Bild 3). KIELSTEGelemente sind ungesperrte, leichte und hochtragfähige, einachsig gespannte Flächentragsysteme aus Holz. Sie bestehen aus einem Ober- und Untergurt aus Schnittholz sowie Stegen aus Sperrholz oder OSB. Typischerweise werden KIELSTEG-Bauelemente in Bauwerken mit großen Spannweiten als Dach- und Deckenelemente eingebaut. Damit sichert diese Technologie eine größtmögliche Flexibilität der Gebäudenutzung. Gerade damit wird eine wichtige Anforderung der Architektur an das Bauen erfüllt. Auskragende Dachüberstände, schlanke Konstruktionshöhen mit integrierter Installationsmöglichkeit bei ästhetisch hochwertiger Oberfläche sind weitere Charakteristika der KIELSTEG-Bauelemente. Das wirtschaftliche Potenzial liegt in der Materialsparsamkeit und Skalierbarkeit des KIELSTEGsystems. d 3) KREUZLAGENHOLZ KREUZ OLZ WANDELEMENT WANDELEMENT AN Bild AXONOMETRIE TRAGSYSTEM stützfreie Konstruktion in den Hallen max. Spannweite 12,5 m Kielstegdecke KSE 615 Bauhöhe 61,5 cm Betonfertigteilträger T-Profil b=60/25cm, h=20/20 cm Betonfertigteilstützen 50/20 cm GEBÄUDESCHNITT M 1:200 VORTEILE - ausgezeichnetes Verhältnis von Tragfähigkeit zu Eigengewicht. - Material wird gezielt dort eingesetzt, wo es statisch notwendig ist. - hoher Vorfertigungsgrad und hohe Verlegeleistung. - Unterstützungsfreie Spannweiten von bis zu 30 Metern. - das Tragwerk ermöglicht eine flexible Gebäudenutzung. GEBÄUDETECHNIK HYBRIDKOLLEKTOR WWBEREITUNG Bei der Entwicklung des haustechnischen Konzepts steht der sparsame Umgang mit Ressourcen zunächst im Vordergrund. Im Rahmen der Planung sind die erforderlichen Nachweise für die Wirtschaftlichkeit noch zu erbringen. Im Sinne eines möglichst sparsamen Umganges mit Ressourcen und im Sinne einer wirtschaftlichen Erhaltbarkeit wird großer Wert auf einen geringen Endenergiebedarf und Primärenergiebedarf gelegt. WÄRMEVERSORGUNGSANLAGEN / KÄLTEVERSORGUNGSANLAGEN VERTIKALSCHNITT BÜROGEBÄUDE M 1:50 SOLE-WASSER-WÄRMEPUMPEN - In der Heizzentrale des Gebäudes wird eine Sole-Wasser-Wärmepumpe installiert, die im Heizfall die Energie aus dem Eis-Wärmespeicher bezieht. Der für den Betrieb der Wärmepumpe erforderliche Strom wird über die Hybridkollektoren selbst erzeugt, so dass im Regelfall kein separater Strombezug erforderlich ist. Die Sole-Wasser-Wärmepumpe kann verdampferseitig im Heizfall über den Solekreis in den Gefrierpunkt gefahren werden, so dass sich im Eis-Wärmespeicher Eis bildet. Die bei der Eisbildung freiwerdende Energie (Schmelzwärme) wird zur Wärmeerzeugung verwendet. Im Sommerfall steht zur Kühlung das durch den Wärmepumpenbetrieb erzeugte Eis zur Verfügung. Sollte der Kühlbedarf im Sommerfall nicht alle Eismassen zum Schmelzen bringen, wird die über die Hybridkollektoren eingespeiste solare Wärmeenergie das Eis abschmelzen und den Speicher über den Wärmepumpenbetrieb im Winter laden. Die Verteilung der Energie erfolgt über einen Heizungsverteiler der mit Effizienz-Umwälzpumpen und elektronischen Mischverteilern ausgestattet ist. Mit dieser Energieanlage kann das Gebäude im Winter komfortabel geheizt und im Sommer passiv gekühlt werden. Im Heizfall wird für die Wärmeübergabe an die Büronutzungseinheiten eine Niedertemperatur-Fußbodenheizung vorgeschlagen. Die Werkstatt– und Lagerbereiche werden mit einer Deckenstrahlungsheizung, ausgeführt als Hellstrahler, ausgestattet. Im Sommerfall wird das System zur Kühlung herangezogen. Die Auslegung des Gesamtsystems sollte für den Sommerfall – Kühlung – erfolgen. Im Rahmen der Auslegung ist zu prüfen, ob die Leistungsfähigkeit des Systems für den extremen Winterfall ausreicht. Derzeit wird davon ausgegangen, dass für die Spitzenlast und als Redundanzsystem für die Beheizung ein Gasbrennwertkessel einzusetzen ist. SÜDOSTANSICHT M 1:200 KLIMA-/ LÜFTUNGSANLAGEN Der Werkstattbereich wird mit einer mechanischen kontrollierten Be- und Entlüftung ausgestattet, die auch mit Wärmerückgewinnungseinheiten ausgestattet sind. Innenliegende Räume werden ebenfalls mit einer mechanischen kontrollierten Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Für die Bürobereiche wird auf den Einsatz einer mechanischen Be- und Entlüftung aufgrund der exponierten naturnahen Lage des Gebäudes zunächst verzichtet und die Belüftbarkeit bzw. der hygienisch erforderliche Luftaustausch über öffenbare Fensterflügel individuell sichergestellt. Zur Sicherstellung physiologisch angenehmer Arbeitstemperaturen im Sommer kann die vorgesehene Fussbodenheizung auch als Fußbodenkühlung herangezogen werden. SANITÄR-/GASANLAGEN VERTIKALSCHNITT LAGERHALLE M 1:50 SCHMUTZWASSER - Das anfallende Schmutzwasser des Gebäudes wird dem öffentlichen Kanalnetz zugeführt. Die Abwässer der Waschplätze werden zunächst über Leichtölabscheider geführt, bevor sie in das öffentliche Kanalnetz eingeleitet werden. FUSSBODENJÜHLUNG DECKENSTRAHLER =KÜHLUNG KÄLTEVERTEILER Eigenstrom öffentliche Gasversorgung Winterbetrieb Sommerbetrieb EIS WÄRME SPEICHER EIS-WÄRMESPEICHER - Der Eis-Wärmespeicher kann unterhalb des Gebäudes unter Ausnutzung der Hanglage als isolierter Betonbehälter integriert werden. In diesem Speicher befinden sich zwei Wärmetauscher. Mit dem 1. Wärmetauscher wird die thermische Energie von den Hybridkollektoren als Regenerationsenergie in den Speicher eingetragen und mit dem 2. Wärmetauscher kann die Energie mit der vorgesehenen Wärmepumpe entzogen werden, um im Winter das Gebäude komfortabel zu heizen und im Sommer angenehm zu kühlen. Während in den Heizphasen die CO2 - Belastung nahe zu Null ist, fällt in der Kühlphase überhaupt kein CO2 an. NORDWESTANSICHT M 1:200 NORDOSTANSICHT M 1:200 HEIZVERTEILER Der Konzernstrategie der TINETZ folgend – Einsparung von CO2-Emissionen und Vorantreiben des ökologischen Wandels – wird für die wärmetechnische Versorgung des Gebäudes grundsätzlich eine Verbundanlage aus solarem Hybridkollektor, Wärmepumpe und Eis-Wärmespeicher vorgeschlagen. HYBRIDKOLLEKTOR - Auf dem Dach des Gebäudes erden Hybridkollektoren integriert. Im Hybridkollektor wird die Nutzung der solarthermischen und die photovoltaischen Energie der Sonne innerhalb eines Kollektors vereint. Diese Kombination bezeichnet man als Photothermie oder Thermovoltaik. Der Hybridkollektor erzeugt demnach gleichzeitig Strom und Wärme. Die erzeugte elektrische Energie wird hausintern verwendet, überschüssige Energie in das öffentliche Netz eingespeist. Der Wirkungsgrad eines Photovoltaikmoduls ist temperaturabhängig und liegt bei ca. 25 Grad am höchsten. Steigen die Temperaturen, verliert ein Photovoltaikmodul pro Grad Temperaturerhöhung etwa 0,5% Leistungsvermögen. Ein Solarthermiekollektor hingegen funktioniert bei deutlich höheren Temperaturen besser - ein Flachkollektor bei durchschnittlich circa 80 Grad, ein Vakuumröhrenkollektor erreicht oft die doppelten Temperaturen. Diese Abhängigkeiten werden im Hybridkollektor genutzt. Um eine Überhitzung des Photovoltaikmoduls zu vermeiden und deren effizienten Betrieb zu gewährleisten, wird die Wärme über das Solarthermiemodul in den Eis-Wärmespeicher und/oder zum Warmwasserbereiter der Umkleideräume / Duschen abgeführt. DECKENSTRAHLER DC Deshalb wird das Gebäude zur Sicherstellung geringer Wärmeverluste im Winter die bauphysikalischen Anforderungen der OIB Richtlinie 6 (2011) übererfüllen. Im Sommerfall wird die Vermeidung der sommerlichen Überwärmung entsprechend der ÖNorm B 8110-3 nachgewiesen. SÜDWESTANSICHT M 1:200 FUSSBODENHEIZUNG REGENWASSER - Die auf befestigten Flächen anfallenden Regenwässer werden auf dem Grundstück über Sickermulden versickert. Die auf dem Dach anfallenden Regenwassermengen werden jedenfalls auf dem Grundstück versickert. Es ist zu überlegen, ob vor der Versickerung die Regenwässer in einer Zisterne gesammelt werden zur Verwendung für die Grünanlagenbewässerung. Eine entsprechende Wirtschaftlichkeitsuntersuchung wird für die Planungsphase empfohlen. GASANLAGEN - Der für die Spitzenlastbeheizung vorgesehene Gas-Brennwertkessel wird über einen Anschluss an das öffentliche Gasnetz angebunden. Im vorgesehenen Heizraum werden die Anschlüsse entsprechend der Anschlussbedingungen des Versorgers installiert. STARKSTROMANLAGEN Das Gebäude wird an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Derzeit wird davon ausgegangen, dass der Anschluss niederspannungsseitig erfolgt. Es wird vorgeschlagen typgeprüfte Schaltanlagen in der NSHV zur Sicherstellung der Qualität zu verwenden. Der über die Hybridkollektoren erzeugte Eigenstrom wird mittels Wechselrichter wechselgerichtet und im Haussystem verwendet. Überschüssiger Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. Im Rahmen der Planung ist zu prüfen, ob für einen sicheren EDVBetrieb als Eigenstromversorgung eine Batterieanlage vorzusehen ist. Es wird vorgeschlagen für die einzelnen Nutzungsbereiche eigene Unterverteilungen vorzusehen. Die Bürobereiche werden nach Erfordernis mit NN und EV-Netz-Steckdosen ausgestattet. In den Werkstattbereichen und Lagerbereichen werden eine ausreichende Anzahl von CE-Steckdosen vorgesehen. Für die Steuerung des außenliegenden Sonnenschutzes und der Beleuchtung wird ein Bussystem – z.B. KNX/EIB – vorgeschlagen. FERNMELDE- UND INFORMATIONSTECHNISCHE ANLAGEN Die Ausstattung mit den fernmelde- und informationstechnischen Anlagen ist einerseits mit dem Nutzer abzustimmen, andererseits hängt diese im Bereich der sicherheitsrelevanten Anlagen vom Brandschutzkonzept und den behördlichen Auflagen ab. Es wird empfohlen hierzu im Planungsprozess frühzeitig entsprechende Abstimmungen mit den Genehmigungsbehörden und einem Brandschutzsachverständigen durchzuführen. GEBÄUDEAUTOMATION Es sind für die installierten haustechnischen Anlagen die erforderlichen Automationsebenen einzurichten. Die Einrichtung einer Leitebene wird empfohlen, um ein Monitoring zu den haustechnischen Anlagen einrichten zu können. Optimierungsprozesse können dadurch eingerichtet werden.