PROJEKTBESCHREIBUNG ROPES Der Entwurf eines Hostels in der Ilse-Brüll Gasse entstand vor allem aufgrund der Bahnhofs- und Innenstadtnähe. Als Zweitnutzung zum temporären Wohnen befindet sich im Erdgeschoß direkt an der stark frequentierten Straße ein öffentliches Café. Café Nicht zuletzt um die beiden Nutzungsarten des Gebäudes nach Außen hin sichtbar zu machen, springt die Fassade im Erdgeschoß zurück. Das ermöglicht zugleich eine umlaufende, komplett überdachte Terrasse für das Café. Der freie Grundriss bietet Platz für genügend Sitzplätze im Innen- und auch Außenbereich. Während der Haupteingang nach Osten orientiert ist, befindet sich außerdem eine zweite Öffnung auf der Hinterseite des Gebäudes, welche im Sommer zur Terrasse hin offen bleiben kann. Die Cafébar fungiert genauso als Rezeption für das Hostel. Im Untergeschoß befinden sich neben den Toiletten für das Café und die Angestellten Abstellräume für die Hostelgäste. Dort können Gepäck, Ski oder Fahrräder untergebracht werden. Des Weiteren liegen hier nötigen Räumlichkeiten für den Hostel- und Cafébetrieb vor: Waschraum, Lager, Technik, Elektrik, Heizung,.. Erschlossen wird das Gebäude über ein Treppenhaus mit Lift, welcher zwischen der südlich liegenden NMS Wilten und dem Hostel liegt. Von dort gelangt man über einen mittig verlaufenden Gang zu den einzelnen Wohneinheiten in den drei Obergeschoßen. Wohnen Auf dem recht kleinen Bauplatz wurden die Räume vertikal entwickelt, weshalb sich die Zimmer über zwei Ebenen erstrecken. Die untere Ebene ist sehr kompakt ausformuliert, bietet jedoch Platz für ein kleines Bad im hinteren Teil und einen Wohnbereich an der raumhohen Verglasung. Dort befindet sich außerdem der Ausgang zu den schmalen Balkonen. Der Freiraum unter der Treppe zur zweiten Ebene wird voll ausgenutzt: neben der Garderobe und einer Kochnische bietet die multifunktionale Wand einen ausklappbaren Tisch, sowie Platz für das Verstauen von Sitzmöbeln. Die oberen Ebenen sind reine Schlafbereiche. Die großzügige Geschoßhöhe lässt eine Nutzung der Bereiche über den Erschließungsgängen für die Zimmer zu. Auf diese Weise sind nicht nur mehr Schlafplätze möglich, sondern auch der Zugang zu einer weiteren Öffnung in der Fassade, welche jeweils einen kleinen Balkon in dieser Ebene erschließt. Das Angebot an Zimmern pro Geschoß fächert sich von zwei Doppelzimmern über ein Dreibettzimmer bis zu einem 6er-Zimmer. Dabei wurde jedoch darauf geachtet, keine herkömmlichen Matratzenlager zu schaffen, sondern der Privatsphäre eines jeden Gasts den nötigen Freiraum zu geben. Jeder Schlafplatz - mit Ausnahme des Doppelbetts in einem der 2er-Zimmer - ist jeweils mit Vorhängen vom nächstgelegenen abtrennbar. Die wohl überlegte Zonierung der Schlafbereiche ist besonders im 6-Bett-Zimmer von großer Wichtigkeit. Hier sind zwei zusätzliche Trennwände eingezogen, welche drei Schlafnischen für jeweils zwei Betten schaffen. So wird der freie Bereiche zwischen den Betten maximiert und eine private Ecke für den Gast geboten. Unter jedem Bett befindet sich genügend Stauraum für das Gepäck der Gäste. Jedes Wohngeschoß bietet einen öffentlichen Aufenthalts- und Begegnungsraum außerhalb der Zimmer. An der nordöstlichen Ecke des Gebäudes ist die volle Raumhöhe der Doppelgeschoße erlebbar und der ungestörte Blick auf die Nordkette zu genießen. Dort finden sich Kicker, Tische zum Kartenspielen, Leseecken oder Platz zum gemütlichen Beisammensitzen in den Abendstunden. Den angrenzenden Schlafbereichen im Norden und Osten bleibt der Sichtbezug in diesen hohen Raum natürlich nicht verwehrt, was durch Fensterflächen in der zweiten Ebene ermöglicht wird. Das Dachgeschoß bietet eine großzügige Dachterrasse. Hier wird der Bereich über den Balkonen der unteren Stockwerke genutzt, um eine grüne Oase inmitten der Stadt zu schaffen, in der sich der Gast bis an das Geländer heranwagen kann, um über die Dächer der umliegenden Gebäude zu blicken. Konstruktion, Energie, Fassade Konstruktiv gesehen basiert das Gebäude auf einem Stahlskelettbau mit auf Stützen liegenden Trägern, welche Basis für eine Stahl-Beton Verbunddecke bilden, auf welcher dann die tragenden Wände der Obergeschoße aufliegen. Dadurch kann die Stützenanzahl des Stützrasters im Erdgeschoß minimiert und ein freier Grundriss für das Café realisiert werden. Die Zwischendecken werden aus Beton gefertigt und erhalten dadurch eine gewisse Speichermasse, welche für eine Bauteilaktivierung relevant ist. Neben der natürlichen Lüftung durch Schiebetüröffnungen auf der Balkonebene und Lüftungsklappen an der Deckenunterkante, wird eine zusätzliche Lüftung für die Schlafbereiche im hinteren, oberen Teil der Wohneinheiten benötigt. Ein gut geplanter Sonnenschutz ist bei dem komplett verglasten Gebäude mit den raumhohen Fensterflächen der Pfosten-Riegelfassade unumgänglich. Die schmalen Balkone in jedem Geschoß bieten zwar einen gewissen baulichen Sonnenschutz, sorgen aber ausschließlich im Erdgeschoß - wo die Fassade weiter zurückspringt - für eine ausreichende Verschattung. Eine ausführliche Sonnenstudie während der Entwurfsphase ergab ein sehr abwechslungsreiches Lichtspiel an den Fassadenflächen des Gebäudes. Durch die Verschattung der recht hohen Gebäude in der näheren Umgebung - insbesondere der NMS Wilten - fällt die direkte Sonneneinstrahlung sehr unterschiedlich aus, weshalb ein variabler Sonnenschutz von Vorteil sein sollte. Vertikal gespannte Seile laufen vom ersten Obergeschoß bis zum Dachgeschoß des Hostels durch und überziehen das Gebäude mit einer filigranen, transparenten Hülle. Diese bietet einen ausreichenden Sonnenschutz für die zweigeschoßigen Wohneinheiten, ohne die Sicht nach draußen zu verwehren. Neben dem interessanten Schattenspiel, das sich durch die Seile in den Zimmern ergibt, begrenzen diese auch den begehbaren Außenraum auf den Balkonen, wodurch trotz der starken Transparenz eine gewisse Form der Intimität erhalten bleibt. Um den unterschiedlichen Sonnenschutzanforderungen gerecht zu werden, können die Seile mithilfe mehrerer Seilzüge individuell auseinandergespannt werden, um einen ungefilterten Blick auf die Umgebung zu gewährleisten. Die Besucher erhalten gleichzeitig die Gelegenheit, sowohl ihren Sonnen- als auch Sichtschutz selber zu definieren. Aufgrund der vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten entsteht so eine hochvariable Fassade, die an keinem Tag gleich ist und sich ihren Benutzern anpasst. Die Dichte der Seile könnte der Sonnenstudie entsprechend angepasst werden. So vergrößert sich beispielsweise der Abstand zwischen den gespannten Seilen an der nordöstlichen Ecke des Gebäudes, wo sich die Aufenthaltsräume befinden, um einen freieren Blick auf die Nordkette zu ermöglichen. Als Referenzprojekt für die Seilfassade wurde Tony’s Organic Club in Shanghai von Playze herangezogen. Das horizontale Aufspannen von Öffnungen in der Fassade funktioniert auch bei dem Zweifamilienhaus in Krondorf, entworfen von Hertl.Architekten.