Architektonische Möglichkeiten des modernen Holzbaus

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Architektur
Architektonische Möglichkeiten des modernen Holzbaus
Welche architektonischen Möglichkeiten der moderne Holzbau bietet, zeigt ein Neubau eines Holzbauunternehmens
mit einem eleganten und auffallenden Kubus in Brixen, hinter dem sich der neue Firmensitz verbirgt. Nach einem Architektenwettbewerb setzte sich das Konzept des Architekturstudios Modus durch. Sie schlugen vor, in einem Baukörper
mehrere Konstruktionsmöglichkeiten im Holzbau zu vereinen.
Autorin:
Kristin Kurczinski
Fotos: G. R. Wett
Fast poetisch mutet die wellenförmige Fassade an, die in
ihrer Ausgestaltung die Silhouette der Berge zitiert. Die
großformatigen Ausschnitte in
dieser vorgesetzten Lammellenfassade erlauben Einblick
und Ausblick.
Die wellenförmige Fassade,
die unterschiedliche Konstruktionsweise der einzelnen Holzdecken und des Daches sowie
markante architektonische Elemente in der Fassade und im
Inneren des Gebäudes visualisieren die enorme Flexibilität
beim Einsatz des Baustoffes
Holz. Entsprechend wurde der
neue Firmensitz in seiner Gesamtheit als einziger, großer
Showroom konzipiert und
verdeutlicht den Besuchern
eindrucksvoll, welch große
Flexibilität und welche Vorteile die Nutzung von Holz als
Baustoff in sich birgt.
Das Gebäude, vom Architekturstudio Modus (Attia &
Scagnol) aus Brixen entworfen, wurde bis auf das Kellergeschoss komplett in Holzbauweise errichtet. Die
Außenwände wurden aufgrund der hohen Ansprüche
an die Wärmedämmung in
Holzrahmenbauweise gefertigt. Auf die hinterlüftete Fassade aus Furnierschichtholz
wurden vertikale Lamellen,
wiederum aus Furnierschichtholz, montiert, welche dem
Gebäude den wellenförmigen
Charakter verleihen. Der Gang
der Sonne im Verlauf eines
Tages verleiht der Fassade ein
sehr dynamisches und plastisches Antlitz mit interessanten Licht- und Schattenspielen. Für den Kern des Ge-
bäudes, aber auch für das
Treppenhaus sowie für den
Aufzugschacht wurde eine
Bauweise aus Brettsperrholz
gewählt.
Nicht nur das tragende Gebäude, sondern auch Isolierungen, Abdeckungen und
Farben wurden vorwiegend
aus natürlichen Materialien
hergestellt, die eine bessere
Transpiration garantieren und
somit eine bessere Qualität der
Raumluft zur Folge haben.
Neben der natürlichen Holzfaserdämmung sowie der Dreifachverglasung der Fenster in
der Außenhülle wurden auch
eine Fußbodenheizung sowie
eine kontrollierte Lüftungsanlage eingebaut, der Heizenergiebedarf des Gebäudes
liegt unter 10 kWh/m²a. Das
Gebäude entspricht somit dem
hohen Standard KlimaHaus
Gold Nature.
Das neue Bürogebäude hat
eine sehr hohe Energieeffizienz. Der sehr niedrige Ener-
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Bautafel
Bauherr und Umsetzung:
Ligno Alp, Brixen
Planer:
Architekturstudio Modus,
Brixen
Energiebedarf:
10 kWh/m2a
Ansicht Ost
Ansicht West
Ansicht Süd
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giebedarf des Gebäudes ist auf
mehrere Faktoren zurückzuführen: durch eine sehr gute
Wärmedämmung der Außenhülle, durch den Einsatz von
3-fach Verglasung für die
Fensterelemente mit einem
sehr niedrigen Wärmedurchgangskoeffizenten, durch die
kompakte Form des Gebäudes
und somit einem niederem
Verhältnis zwischen beheizte
Gebäudehüllfläche und beheiztem Bruttovolumen und
durch den Einsatz einer kontrollierten Lüftungsanlage
Neben der sehr hohen Energieeffizienz wurde beim Bau
des neuen Bürogebäudes außerdem Wert auf den Einsatz
von erneuerbaren Energien
und auf die Einhaltung der
Kriterien des nachhaltigen
Bauens gelegt.
Die Beheizung und Klimatisierung der neuen Büroräume
wird mittels Bodenheizung
bzw. Bodenkühlung und durch
den Einsatz des Lüftungssystems gewährleistet. Der Einsatz des Strahlungsheizungssystems wird durch den hohen
Komfort und dem hohen hygienischen Standard begrün-
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det. Außerdem bewirkt diese
Lösung eine Energieeinsparung, da es sich, im Vergleich
zu anderen konventionellen
Systemen mit hohen Betriebstemperaturen, um ein Niedrigtemperatursystem handelt. Die
Lagerräume im Untergeschoss
werden mit Heizkörper beheizt.
Die erforderliche Heizenergie wird vom bestehenden
Blockheizkraftwerk (BHKW),
welches sich in unmittelbarer
Nähe zum neuen Bürogebäude
auf dem Betriebsgelände befindet, bereitgestellt. Die Abwärme der zwei Pflanzenölmotoren zu je 250kW elektrisch und 220 kW thermisch
wird im Winter neben der Beheizung der neuen Büroräume
auch für die Beheizung der
Produktionshallen genutzt. Im
Sommer wird die zur Verfügung stehende Abwärme durch
einen Absorber zu 70 kW
Erdgeschoss
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Kühlleistung für die Kühlung
der Büroräume genutzt.
Der Absorber wird über eine
adiabatische Kühlturmanlage
rückgekühlt. Der Vorteil dieses
Rückkühlwerks liegt in einer
95 % Wassereinsparung gegenüber eines klassischen
Verdunstungskühlturmes. Die
elektrische Energie wird vollständig in das Netz eingespeist. Auch die Warmwasserproduktion wird durch das
BHKW abgedeckt.
Der Luftwechsel erfolgt über
eine zentrale mechanische
Anlage und wird vor allem
aufgrund der hygienischen
Anforderungen dimensioniert
mit unterschiedlichen Luftwechselraten in den verschiedenen Bereichen des Bürogebäudes. Das Lüftungsgerät,
mit eine Volumenstrom von
5.000 m³/h, ist mit einem Rotationswärmetauscher ausgestattet, dessen Wirkungsgrad
sowohl im Heiz- als im Kühlfall > 75 % ist und weist eine
Energieeffizenz der Klasse A
auf. Die Anlage funktioniert
mit Außenluft ohne Umluft
und dient zur Entfeuchtung
im Sommer und zur Befeuchtung im Winter. Für die Befeuchtung ist ein Dampfbefeuchter mit einer Befeuchtung von 30,66 kg/h vorgesehen. 쐽
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