Stadtquartiere Zertifizierungsysteme als Planungswerkzeug brand-architecture Neubau der Swarovski-Hauptverwaltung Minergie-Eco Label für gesunde und ökologische Gebäude Zukunftsraum Ersatzneubau MITGLIED WERDEN Ihr Beitrag zum nachhaltigen Bau – auch Ersatzneubau! Ein starkes Engagement für nachhaltiges Bauen Forschung, Weiterbildung und Information Förderung klimarelevanter und ressourcenschonender Massnahmen Förderung des nachhaltigen, massiven und verdichteten Bauens Netzwerk aus Planern, Unternehmern, Vertretern öffentlicher Hand, Bildungsinstitutionen Mehr Informationen: www.greenbuilding.ch [email protected] EXKLUSIV für Mitglieder: Das Magazin greenbuilding Ihr Infopool zur Nachhaltigkeit Editorial International vernetzt Liebe Leserinnen und Leser, es ist schön, dass Sie nun diese Ausgabe von greenbuilding in den Händen halten. Sie stellt eine Premiere dar, den Auftakt einer Zusammenarbeit, auf die wir uns sehr freuen. Seit rund fünf Jahren ist greenbuilding das Magazin in Deutschland für nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben. Wir wenden uns mit unseren Informationen an Architekten und Ingenieure, an die Bau- und die Immobilienwirtschaft sowie an Staat und Kommunen. Mit Beginn des Jahres 2014 erscheint greenbuilding nun – in Kooperation mit dem Verein Green Building Schweiz – in einer eigenen Schweizer Ausgabe. Ein in Zürich ansässiges Team an Fachjournalisten wird ab sofort dafür sorgen, dass die für das nachhaltige Planen und Bauen in der Schweiz relevanten Themen in dieser neuen Ausgabe ihren Platz finden. Nachhaltiges Planen und Bauen geschieht immer lokal vor Ort – aber Verantwortung für die Umwelt, wegweisende Konzepte und inspirierende Vorbilder machen nicht an Ländergrenzen halt. Deshalb war es für uns schon immer wichtig, beispielhafte Projekte aus vielen Ländern in greenbuilding vorzustellen. Dass Bauprojekte in der Schweiz und von Schweizer Architekten dabei eine gewichtige Rolle spielen, können Sie den Artikeln dieser Sonderausgabe zur Swissbau 2014 entnehmen. Ab Februar erscheint greenbuilding in der Schweiz ebenso wie in Deutschland dann zehn Mal pro Jahr mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunktthemen. Das greenbuilding-Team freut sich auf Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf viele interessante Projekte aus der Schweiz – und wir freuen uns selbstverständlich auch über Ihr Feedback. Dem Verein Green Building Schweiz wünschen wir viel Erfolg bei seiner wichtigen Arbeit – und Ihnen nun eine anregende Lektüre. Harald Link [email protected] Harald Link 03 04 Inhalt Editorial 03 International vernetzt Harald Link Standpunkte 06 Zukunftsraum Ersatzneubau Joëlle Zimmerli Thema Planen 10 Nachhaltigkeitsbewertung von Stadtquartieren Zertifizierungssysteme als Planungs- und Kommunikationswerkzeuge Stephan Anders 18 Ein Raum für alle – Großraumbüros gelten als kostengünstig, doch Arbeit auf dem Präsentierteller macht unzufrieden und krank Anne Meyer 20 Eine „brand-architecture“ der besonderen Art Kristalliner Neubau der Swarovski-Hauptverwaltung bei Zürich Ulf Meyer 26 Ehemaliges Industrieareal wird zum „Stadt-Auge“ Gleis | Nord: Neuer Stadtteil im schweizerischen Lenzburg Corinne Bader 30 Schweizer Label für gesunde und ökologische Gebäude MINERGIE-ECO® 2011 weiterentwickelt Severin Lenel Bauen 33 Baubiologisches Pilotprojekt Wohnhaus mit Glasfaserbewehrung für MSC-Erkrankte Rosa Weimer 36 Kubisch – aber frei in der Form „maison art“ aus wärmespeicherndem Sichtbeton mk publishing GmbH 38 The Cube trägt LEED® in Platin Neubau der Deutschen Börse zertifiziert Dorotheé Kössler 40 „Green Offices“ mit „Mondholz“ gebaut Erstes Schweizer Bürohaus aus Holz mit Minergie-P-Eco-Siegel Richard E. Schneider 44 Grüner Rocksaum für Berliner Modezentrum Betonstruktur in Sinuskurven Anke Biester 46 Millimetergenaue Präzision für sieben Etagen aus Holz Bürohaus von Shigeru Ban in Zürich Ulf Meyer 50 Magazin, Vorschau, Impressum greenbuilding Foto: EB-Partner GmbH & Co. KG 40 Foto: Didier Boy de la Tour Titelbild: Das Universitätsspital Bern (Inselspital) wurde 1354 mit 13 Betten gegründet. Es nimmt im Schweizerischen Gesundheitswesen eine bedeutende Stellung ein. Das neue Intensivbehandlungs-, Notfall- und Operationszentrum (INO) hält heute die zwei Operationstrakte Ost und West aus den Sechziger- und Siebzigerjahren unter einem Dach. Dank dem Ersatzneubau gestalten sich die Abläufe effizient und funktionieren mit der neuen hochstehenden Infrastruktur optimal. Foto: Dr. Conrad Lutz Foto: Amt für Grundstücke und Gebäude AGG 38 46 26 In der schweizerischen Stadt Lenzburg soll entlang der Gleise ein neuer Stadtteil gebaut werden; zehn Architekturbüros reichten Wettbewerbsentwürfe ein Visualisierunge: ATP kfp Zürich 38 „The Cube“ wurde als erstes Bürohochhaus in Deutschland mit dem LEED-Zertifikat in Platin für nachhaltige, umweltfreundliche Gebäude ausgezeichnet. 40 Das mit natürlichen Baustoffen errichtete „Green Offices“ wurde 2008 beim Wettbewerb Schweizer Energiesparhaus als Sieger seiner Klasse gekürt. 26 greenbuilding 46 Ein Bürogebäude aus Holz, sieben Etagen, präzise gefertigt und ohne Schrauben oder Nägel gefügt: Shigeru Ban vereint in Zürich japanische und europäische Holzbau-Traditionen. 06 Standpunkte Dichte, Modernität und Reaktion auf demographischen Wandel Zukunftsraum Ersatzneubau Seit je ist es das Wesen der planerischen Tätigkeit von Architekten und Ingenieuren, sich mit den Fragen der Zukunft zu befassen. Mit dem Auftrag der Siedlungsentwicklung nach innen gehören die Visionen auf der grünen Wiese allerdings der Vergangenheit an. Zukunftsfähiges Bauen misst sich heute daran, den gesellschaftlichen Kontext richtig zu verstehen. Dafür muss auch die Rolle des Ersatzneubaus geklärt werden. Foto: Mark Röthlisberger, Baudirektion Text: Joëlle Zimmerli, Zimraum Raum + Gesellschaft Ersatzneubau im urbanen Kontext: das nach Minergie-P-Eco zertifizierte und nach SNBS bewertete Bürohaus der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich. Der Ersatzneubau ist der Zukunftsraum von morgen. Er ist die zeitgemäße und richtige Antwort auf die Zersiedelung von gestern. Über viele Jahrzehnte hinweg erfolgte Wachstum in aller Regel in die Breite: Raum war vorhanden, „Dichte“ noch kein Thema – ganz im Gegenteil. Mit dieser Zersiedelung ging einher, dass Wege verlängert, Infrastrukturen ausgebaut und Fläche verbraucht wurden. Dies hatte und hat nicht nur ökologische Nachteile, sondern auch volkswirtschaftliche Folgen: Die Kosten für den Ausbau und Unterhalt der verschiedenen Netze – sei es für den Verkehr, für die Versorgung oder für die Entsorgung – steigen deutlich. Diese Vorgehensweise stößt zunehmend an ihre Grenzen. Anstatt das Wachstum weiterhin in die Breite zu drängen, ist ein Nachdenken über die Rolle von Neubauten im Siedlungsgebiet notwendig. Der Ersatzneubau bietet Wohn-, Büro und Gewerberaum dort, wo bereits Infrastrukturen, Quartierleben, Arbeitsplätze und soziale Interaktionen vorhanden sind. Unter den richtigen Voraussetzungen kann er zu einer Verdichtung von Nutzungen führen und damit dem Anspruch an die Siedlungsentwicklung nach innen Rechnung tragen. Dieser Auftrag wurde auf der politischen Ebene bereits klar formuliert, in der Realität wird er allerdings noch nicht konsequent umgesetzt. Denn über das Lippenbekenntnis hinaus ist auch ein Umdenken aller Beteiligten notwendig. Ein internationaler Vergleich zeigt, dass sich die Schweiz eine sehr geringe Einwohnerdichte leistet. 90 Prozent aller Wohnungen befinden sich laut einer Studie von Credit Suisse im Erdgeschoss und auf den ersten drei Stockwerken. Selbst in Zürich, der grössten Schweizer Stadt, wohnen 86 Prozent der Stadtbevölkerung auf diesen Etagen. Umgerechnet wohnen in Zürich nur 43 Personen auf einer Hektare, während es beispielsweise in Florenz fünfzigmal mehr sind und in New York und Rom sogar hundertmal mehr. Eine Zukunftsperspektive des Ersatzneubaus liegt also darin, auf gleicher Grundfläche eine höhere Einwohner- und Arbeitsplatzdichte – also soziale Dichte – zu ermöglichen. greenbuilding gb_CH-Zimmerlixxx.indd 6 16.12.13 10:50 07 Foto: Mark Röthlisberger, Baudirektion Standpunkte Voelki Partner Architekten zeigen: nachhaltige Bauweisen lassen sich mit hochwertiger Architektur kombinieren. Der Ersatzneubau steht noch vor anderen Herausforderungen, ohne dass er diese Rolle der Nutzungsverdichtung wahrnimmt. Weil er in bereits bewohntem und „genutztem“ Gebiet realisiert wird, stehen ihm viele Partikularinteressen entgegen. Diese haben manchmal ihre Berechtigung, manchmal beruhen sie auf prinzipiellen Haltungen und bauen häufig auf der Angst vor Veränderungen auf. Widerstand kommt vom Nachbarn, von Mietern aus einem zu ersetzenden Objekt, aus der Denkmalpflege oder von Stadtplanern – welche sich um Beständigkeit, das Ortsbild und die städtebauliche Ordnung sorgen. Nur wo Prioritäten neu ausgehandelt und eingespielte Fachperspektiven aufgebrochen werden, hat aber eine Siedlungsentwicklung nach innen eine Chance. Wenn in der Schweiz über die Verdichtung auf der bestehenden Siedlungsfläche debattiert wird, geschieht dies also auf einem sehr hohen Wohlstandsniveau und mit sehr viel offenem Spielraum, was die Einwohnerdichte betrifft. Dass die Nutzungsverdichtung mehr als sinnvoll ist und meist bessere Lösungen bringt als das Bauen auf den letzten grünen Wiesen, zeigen zahlreiche Beispiele aus unterschiedlichen Perspektiven. An perfekt erschlossener Lage, nur 50 Meter vom Hauptbahnhof Zürich entfernt, hat ein Ersatzneubau (Foto 1, Seite 9) beispielsweise wesentlich mehr Wohnungen, mehr Büro- und Gastronomieflächen ermöglicht, als im zuvor dort stehenden Gebäude untergebracht waren. Eine Sanierung hätte hier keinerlei Verbesserungen ergeben. Die publikumsori- entierten Gewerbeflächen haben an diesem Standort eine grosse Chance auf Wirtschaftlichkeit, weil das Umfeld eine hohe soziale Dichte aufweist, mit vielen Arbeitsplätzen, Ausgehpublikum sowie Pendlern auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Ein anderer Ersatzneubau steht mitten im Dorfzentrum (Foto 2, Seite 9) und modernisiert das Ortsbild. Die Wohnungen bieten eine Alternative für Babyboomer in der Empty Nest-Phase, welche sich dagegen entscheiden, nach dem Auszug der eigenen Kinder alleine im grossen Einfamilienhaus am Dorfrand wohnen zu bleiben. Die modernen Wohnungen bieten innerhalb der Gemeinde eine neue und andere Wohnqualität, im Gegensatz zum Einfamilienhaus. Sie können hindernisfrei gebaut werden und befinden sich an bester Lage, was ÖV-Erschliessung und Versorgung betrifft. Der Wohnraum verkürzt die Wege um ein Wesentliches und ermöglicht einen autoarmen Haushalt. Gleichzeitig trägt der Ersatzneubau bei sorgfältiger Architektur zu einer Aufwertung des Dorfzentrums bei. Ein weiteres Beispiel ist der Ersatzneubau für das Inselspital Bern (Foto 3, Seite 9). Dieser Bau hat die Modernisierung der kompletten Betriebsstrukturen ermöglicht. Bisher waren die Räumlichkeiten auf fixierte Nutzungen ausgerichtet. Nun bietet der Bau multifunktionale Räume. Es können mehr Patienten behandelt werden und die Gebäudehülle entspricht den höchsten Ansprüchen an die greenbuilding gb_CH-Zimmerlixxx.indd 7 16.12.13 10:50 Standpunkte 08 Zü ric h Fl or en z on Lo nd Pa ris Be rli n Ne w Ro m Yo rk 90 % aller Wohnungen fallen auf die ersten drei Stockwerke. Selbst in der Stadt Zürich wohnen 86 % auf diesen Etagen. Die Einwohnerdichte auf Gebäudeareal kann also durchaus noch gesteigert werden. Das zeigt auch der internationale Vergleich. Die Ineffizienz des Ersatzneubaus hängt auch mit dem weit verbreiteten Bild zusammen, dass Einpersonen-Haushalte als gesellschaftliche Gruppe verwerflich sind. Sie werden beim Neubau als Wohnzielgruppen marginalisiert. Neuwohnungsbau Neuwohnungsbau 2000 Haushaltsstruktur 1990 Haushaltsstruktur Haushaltsstruktur Neuwohnungsbau 100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% 2008 6+-Zimmer-Wohnung / 5-Personen-Haushalt oder mehr 5-Zimmer-Wohnung / 4-Personen-Haushalt 4-Zimmer-Wohnung / 3-Personen-Haushalt 3-Zimmer-Wohnung / 2-Personen-Haushalt 1- bis 2-Zimmer-Wohnung / 1-Personen-Haushalt Wo die Reise hingehen soll, ist gesellschaftlich noch nicht ausdiskutiert und auch nicht eindeutig! Was ist Ihnen lieber? (Quelle: Zimraum 2013, Befragung von 1‘040 Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Zürich)! Wir wohnen weiterhin in grossen Wohnungen, dafür werden mehr und höhere Häuser gebaut. Wir wohnen zukünftig wieder in kleineren Wohnungen, dafür müssen weniger neue Wohnungen gebaut werden. Weiss nicht Energie-Effizienz. Der Ersatzneubau ermöglichte eine Positionierung in der Spitzenmedizin und bietet eine Projektionsfläche für eine einzigartige Gestaltung. An bester Lage konnten verschiedene Bereiche optimal für den Betrieb zusammengeführt werden. Aus gesellschaftlicher Sicht übernimmt der Ersatzneubau also eine Funktion für die Einwohnerverdichtung. Er öffnet den Spielraum, dass mehr Menschen auf gleicher Fläche wohnen können. Das macht er bisher allerdings sehr ineffizient. Denn weil er meist eine alte Bausubstanz ersetzt, muss ein Ersatzneubau nicht nur mehr, sondern auch modernere Wohnungen bieten. Während in den 1940er bis 1960er Jahren eine 3-Zimmerwohnung mit durchschnittlich 65 m² gebaut wurde – und darin mindestens drei Personen lebten – weisen die Grundrisse heute mindestens 90 m² Wohnfläche auf – und die Wohnungen werden von ein bis zwei Personen bewohnt. Das führt dazu, dass Wohnungen in Ersatzneubauten in der Stadt Zürich eine durchschnittliche Fläche von über 49 m² pro Person haben. Im Altbestand liegt der Wert bei 41.8 m². Dennoch, und das zeigen die Zahlen, steigt die Einwohnerdichte in den Ersatzneubauten. Dieser Effekt könnte aber noch weitaus stärker sein. Ein Hindernis dafür, dass der Ersatzneubau trotz der zusätzlichen baulichen Verdichtung nur wenig zur Einwohnerverdichtung beiträgt ist, dass er vielfach nicht viel höher gebaut werden kann als sein Vorgänger. Dies ist insbesondere an innerstädtischen Lagen der Fall, wo Zonenordnungen kaum mehr Spielraum für Verdichtung bieten, Gebäudestrukturen aber dennoch erneuert werden müssen. Das Bauen in die Höhe wird verhindert durch zahlreiche Vorgaben wie maximale Geschosszahlen und Gebäudehöhe, Schattenwurf oder durch die Orientierung an bestehenden Traufhöhen. Die diesbezügliche momentane Ineffizienz des Ersatzneubaus hat auch damit zu tun, dass bisher noch zu wenige Wohnungen für Einpersonenhaushalte gebaut wurden. Vergleicht man die demographische Entwicklung mit den Wohnungsgrössen der neu gebauten Wohnungen, so fällt auf, dass der Anteil der Ein- und ZweiPersonen-Haushalte zwar leicht gestiegen ist. In den vergangenen zehn Jahren ist dieser Anteil etwa bei 70 Prozent stehen geblieben. Der Anteil neu gebauter 2- und 3-Zimmerwohnungen ist allerdings zurückgegangen und hat erst in den letzten Jahren wieder etwas zugenommen. Der Trend zu Wohnungen für Kleinsthaushalte setzt erst ein. Noch gehen viele Akteure auf dem Wohnungsmarkt davon aus, dass Haushalte in Wohnungen ziehen, die zwei Zimmer mehr aufweisen als Personen darin wohnen. Allerdings können sich viele Alleinstehende keine Dreizimmer-Wohnungen leisten, etwa, weil sie nur temporär in dieser Lebensphase sind und beispielsweise nach einer Trennung finanziell für den Unterhalt von Kindern sorgen müssen. Es gibt auch immer mehr ältere Alleinstehende, die auf erschwinglichen Wohnraum angewiesen sind. Der Ersatzneubau könnte die Einzelpersonen als Zielgruppe vermehrt in den Vordergrund stellen. Ob der Ersatzneubau unter den jetzigen planerischen Rahmenbedingungen sowohl die Rolle des „Einwohner-Verdichterers“ als auch des „Modernisierers von Wohnraum“ übernehmen kann, greenbuilding gb_CH-Zimmerlixxx.indd 8 16.12.13 10:50 Standpunkte 09 1 An perfekt erschlossener Lage, 50 Meter vom Hauptbahnhof Zürich entfernt, hat ein Ersatzneubau mehr Wohnungen, mehr Büro- und Gastronomieflächen ermöglicht. 2 Dieser Ersatzneubau steht mitten in einem Dorfzentrum und modernisiert das Bild und trägt bei sorgfältiger Architektur zu einer Aufwertung des Dorfzentrums bei. 3 Ersatzneubau für das Inselspital Bern. Dieser hat die Modernisierung der Betriebsstrukturen ermöglicht. Die Gebäudehülle entspricht den höchsten Ansprüchen an die Energieeffizienz und das Spitalgebäude ist umgeben von sämtlichen notwendigen Infrastrukturen, auch bezüglich der Lage innerhalb der Stadt Bern. 1 Foto 1–2: Joëlle Zimmerli, Zimraum Raum + Gesellschaft wurde bisher weder im Fach- noch im öffentlichen Diskurs geklärt. Von einem Konsens zur Frage ist die Planung weit entfernt, ganz zu schweigen davon, die Konsequenz daraus zu ziehen. In der Zwischenzeit gerät der Ersatzneubau in Städten mit hohem Druck auf den Wohnungsmarkt unrühmlich in den medialen Fokus – weil er auch zur sozialen Entdichtung führt. Beklagt werden grosse Wohnungsflächen und hohe Standards sowie die Vernichtung identitätsstiftender Strukturen. Dass dies auch eine Folge der restriktiven planerischen Rahmenbedingungen ist, ist sich der Laie nicht bewusst. Aus gesellschaftlicher Sicht muss der Ersatzneubau also dreifaches leisten: l Die Nutzungsverdichtung auf dem Gebäudeareal, l die demographische Veränderung mit mehr Kleinhaushalten l und gleichzeitig die Modernisierung des Wohnraums. 2 Foto: Amt für Grundstücke und Gebäude AGG Folglich muss ein Ersatzneubau erstens deutlich höher gebaut werden können als sein Vorgänger und zweitens unterschiedliche Wohnungsgrössen und Wohnungsstandards bieten, damit er für unterschiedliche demographische Gruppen zugänglich ist. Nur so übernimmt er seine Rolle für eine nachhaltige Wohnungsversorgung für die zukünftigen Generationen. z Joëlle Zimmerli, lic. phil. Soziologin wurde 1980 geboren und hat in Zürich, Basel und Berlin Soziologie studiert. Seit 2011 führt sie ein eigenes Büro, das sich an der Schnittstelle von gesellschaftlichen und planerischen Fragen bewegt. Das Büro befasst sich mit Fragen zum Wohnen, Akzeptanz städtischer Dichte, Nutzung öffentlicher Räume und Mobilität und ist für die öffentliche Hand, Verbände und Private tätig. 3 greenbuilding gb_CH-Zimmerlixxx.indd 9 16.12.13 10:50 10 Thema Nachhaltigkeit messbar machen Zertifikate für Quartiere Die Themen Audit, Benchmarking, Ranking, Rating, Screening und Zertifizierung erfassen, nicht zuletzt in Zeiten knapper öffentlicher Kassen und der Forderung nach einer quantifizierten Wirkungsmessung, immer mehr gesellschaftliche Bereiche und haben etwas verspätet auch das Bauwesen erfasst [1]. So gibt es auf Ebene der Gebäude weltweit eine Vielzahl unterschiedlicher Zertifizierungssysteme mit spezifischen Schwerpunkten. Auf Ebene des Quartiers ist die Anzahl derzeit noch überschaubar. Dieser Artikel stellt die Entwicklungen rund um das Thema Zertifizierung von Quartieren dar und gibt einen vertiefenden Einblick in das neu entwickelte DGNB System „Neubau Stadtquartiere, Version 2012“. Text und Grafiken: Stephan Anders Bewertung von Nachhaltigkeit Nach dem Brundtland- Bericht wird unter Nachhaltigkeit eine Entwicklung verstanden, welche die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält [2]. So weit so gut – aber wie kann diese eher abstrakte Definition von Nachhaltigkeit, auf messbare Ziele und Maßnahmen im Rahmen einer Quartiersentwicklung herunter gebrochen werden? Bei der Bewertung und Steuerung von Nachhaltigkeit kommt Indikatoren, Kennziffern und Durchschnittswerten eine Schlüsselrolle zu. Sie ermöglichen es, unsere teils komplexe Wirklichkeit, auf wenige relevante Aspekte zu reduzieren und diese handhabbar zu machen [1]. So wird in der Biologie mit Bio-Indikatoren gearbeitet, welche die ökologische Qualität eines Naturelements auf einfache Art anzeigen [3]. Beispielsweise ist das Vorkommen von Bachflohkrebsen ein Indikator für die sehr gute Wasserqualität von fließenden Gewässern. Analog zur Biologie, gilt es auch im Bereich der Stadtplanung Indikatoren zu identifizieren, mit deren Hilfe die Nachhaltigkeit von Projekten mit vertretbaren Aufwand gemessen und transparent an die Öffentlichkeit kommuniziert werden kann. Hierbei können Zertifizierungssysteme eine wichtige Rolle übernehmen. Zertifizierungssysteme Zertifizierungssysteme Für Gebäude Auf Ebene der Gebäude gibt es derzeit weltweit eine Vielzahl an Zertifizierungssystemen mit unterschiedlichen Schwerpunkten [4, 5], von welchen, gemessen an der Anzahl der ausgestellten (Vor)Zertifikate, in Europa die Systeme BREEAM mit 7.734, HQE mit 1.093, DGNB mit 424 und LEED mit 360 (vor)zertifizierten Gebäuden (Stand 03/2013) am häufigsten verwendeten werden [6]. Zertifizierungssysteme für Kommunen Aber auch auf Ebene der Städte und Kommunen wurden in den vergangenen Jahren verschiedenste Systeme zur Bewertung von Nachhaltigkeit entwickelt [7]. Exemplarisch hierfür steht der Indikatorenkatalog, welcher im Rahmen des ExWoSt- Forschungsfeldes „Städte der Zukunft“ zur Erfolgskontrolle nachhaltiger Stadtentwicklung entwickelt wurde und als Orientierungshilfe für die kommunale Praxis dienen soll [8]. Parallel dazu wächst auch das Interesse der Industrie an nachhaltigen Städten und deren Bewertung. So wurde im Auftrag der Siemens AG der „German Green City Index“ entwickelt, welcher an einer Auswahl deutscher Großstädte angewendet wurde [9]. Dabei ist anzumerken, dass es Unternehmen wie Siemens, I.B.M. oder der deutschen Telekom primär darum geht, sich als Marktführer in dem Technologiebereich zu etablieren und ihre Produkte sowie Dienstleistungen, wie Verkehrsleit-, Energiemanagementsysteme und Smart Grid Technologien, an Städte und Kommunen zu verkaufen. Neben der reinen Bewertung nachhaltiger Stadtentwicklung, gibt es auch Initiativen welche den Versuch unternehmen diese zu zertifizieren. Beispielhaft hierfür steht der „European Energy Award“ [10], welcher an Städte oder Gemeinden vergeben wird, die besondere Anstrengungen im Bereich Energie- und Klimaschutz aufweisen können. Auch international gibt es in dem Bereich einige greenbuilding Thema 11 One Planet Communities [GB, 2008, 20] BREEAM Communities [GB, 2012, 7] HQE- Aménagement [F, 2011, 11] DGNB-NSQ [D, 2012, 22] TÜV Siedlung [D, 2007, 10] SMEO-Quartiere [CH, 2011, 18] LEED-ND [USA, 2009, 130] CASBEE-UD [JPN, 2007, 1] Estidama Community [UAE, 2010, 6] BCA Green Mark for Districts [Singapur, 2009] Legende [Ursprungsystem, Version, Projekte] Stand 11/2013 GreenStar Communities [AUS, 2012] 1 Übersicht bestehender Zertifizierungssysteme für Quartiere (Schwarz sind Länder in welchen sich zertifizierte Quartiere befinden. Die Symbole markieren den Standort der Quartiere. Auflistung der Systeme nicht abschließend. Stand 11/2013) Entwicklungen wie das schweizerische Modell der „2000 Watt Gesellschaft“ [11] oder das in Japan entwickelte Zertifizierungssystem „CASBEE für cities“ [12] belegen. Diese Entwicklung zeigen die wachsende Bedeutung von Indikatoren im Wettbewerb der Städte auf [13]. Jedoch ist allen Zertifizierungs- und Bewertungssystemen für die Gesamtstadt gemein, dass diese, aufgrund der Komplexität, nur mit sehr groben und allgemein zugänglichen Daten (z. B. von statistischen Ämtern) arbeiten und sich somit nur schwer auf die planungsrelevante Ebene des Quartiers herunter brechen lassen. Zertifizierungssysteme Für Quartiere Auf Ebene des Quartiers ist die Anzahl an unterschiedlichen Zertifizierungssystemen, im Vergleich zu den Gebäudesystemen, derzeit noch überschaubar. Die vorhandenen Systeme (siehe Abb. 1), wie beispielsweise das Zertifizierungssystem LEED for Neighborhood Development (LEED-ND) [14], One Planet – oder BREEAM Communities [15, 16], kommen hauptsächlich aus dem angloamerikanischen Raum in den deutschen Markt [1]. In Deutschland selbst gibt es das vom TÜV Rheinland für die THS entwickelte System „Lebensqualität in Siedlungen“ [17] und das System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) „Neubau Stadtquartiere“ und die darauf aufbauenden Systeme für nachhaltige Gewerbequartiere und Industriestandorte [18], welche im nächsten Abschnitt detailliert beschrieben werden. Jedoch befinden sich auch in anderen Teilen der Welt Zertifizierungssysteme für Quartiere mit ganz unterschiedlichen Ansätzen in der Anwendung bzw. Entwicklung. Exemplarisch hierfür greenbuilding stehen die Systeme HQE- Aménagement (F) [27], SMEO- Quartiere (Schweiz) [19], Estidama Pearl Community (Abu Dhabi) [20], BCA Green Mark for Districts (Singapur) [21], CASBEE Urban Development (Japan) [22] und GreenStar Communities (Australien) [23]. Diese sollen nun auf den folgenden Seiten tabellarisch gegenüber gestellt werden. Gemessen an der Anzahl ausgezeichneter Quartiere, ist das seit 2009 bestehende Zertifizierungssystem LEED-ND mit 130 Projekten, von welchen sich 29 im Ausland befinden, weltweit gesehen derzeit Marktführer (siehe Tab. 1). An zweiter Stelle steht das erst seit 2012 als Marktversion bestehende Zertifizierungssystem der DGNB „Neubau Stadtquartiere“ mit 22 Quartieren, von welchen sich 8 im Ausland befinden. Das seit 2011 bestehende „HQE – Aménagement“ System aus Frankreich belegt mit 11 zertifizierten Quartieren den dritten Rang. Interessanterweise kann das seit 2006 am längsten bestehende System „CASBEE-Urban Development“ aus Japan bisher jeweils nur ein zertifiziertes Quartier aufweisen. Neben der Möglichkeit der Zertifizierung, ist insbesondere der „One Planet Communities“ Ansatz interessant. Hierbei handelt es sich weniger um ein Zertifizierungssystem, sondern vielmehr um ein Planungswerkzeug, dessen Ziel ein stetiges Monitoring des Quartiers über den gesamten Lebenszyklus ist. Zu Beginn der Planung wird, gemeinsam mit Vertretern des Bio Regional Netzwerks, ein „Action Plan“ erarbeitet. Dieser wird von einem unabhängigen Gremium in jährlichen Abständen überprüft und ggf. planerische Maßnahmen eingeleitet um Missstände zu beheben. Kosten entstehen einmalig für die Entwicklung des „Action Plans“. Des 12 Thema Organisation LEED – Neighborhood Development (ND) DGNB – Neubau Stadtquartiere (NSQ) HQE – Aménagement BREEAM – Communities CAS men Verantwortliche Organisation U.S. Green Building Council (USGBC) Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) Association pour la Haute Qualité Environnementale (ASSOHQE) British Research Establishment (BRE) Japa cil (J nab (JSB Hauptsitz Washington, USA Stuttgart, Deutschland Paris, Frankreich London, Großbritannien Toky Art der Organisation Non-profit, NGO Non-profit, NGO Non-profit, NGO staatlich Non Gründungsjahr 1993 2007 1995 1990 200 Website usgbc.org dgnb.de http://assohqe.org breeam.org ibec inde Gebäudesysteme Ja (9 Varianten) Ja (14 Varianten) Ja (4 Varianten) Ja (9 Varianten) Ja (6 Beginn Systementw. Quartiere 2006 2009 2006 2008 200 Version(-en) 2007 (Pilot), 2009 2011 (Pilot), 2012 2011 (Pilot), 2013 2009, 2012 200 Anwendung Neubau Neubau Neubau Neubau Neu Art Zertifizierungsystem Zertifizierungsystem Zertifizierungsystem Zertifizierungsystem Zert Ausrichtung International International International International Inte Auszeichnungsstufen Platin, Gold, Silber, Zertifiziert Gold, Silber, Bronze Qualitätssiegel (Ja / Nein) Outstanding, Excellent, Very Good, Good, Pass Exce Fair Anzahl beteiligte Quartiere / davon international 130 / 29 22 / 8 11 / 0 7/1 1/0 Standorte der Quartiere USA, Canada, China, Malaysia Deutschland, Luxemburg, Schweiz, Dänemark Frankreich Großbritannien, Schweden Japa Bekannte Projekte Dockside Green (Victoria, Kanada), Twinbrook Station (Rockville, Maryland), Emeryville Marketplace (Californien) Carlsberg Areal und Nordhavn (Copenhagen), Europa-Viertel West (Frankfurt), Belval (Luxemborg), Potsdamer Platz (Berlin) Ecoquartier de La Plaine de Montaigu (Melun), ZAC Pompidou le Mignon (Bois Colombes) MediaCityUK (Manchester) Kosh Kosh Abgrenzung zu anderen Systemen Fokus auf Lage und Nutzung des Quartiers Ganzheitliche Betrachtung, Lebenszyklusbetrachtung (LCC, LCA), Zielwert orientiert k.A. k.A. Gan Mindestanforderungen 1. Smart Location 2. Imperiled Species a. Ecological Communities 3. Agricultural Land Conservation 4. Floodplain Avoidance 5. Walkable Streets 6. Compact Development 7. Connected a. Open Community 8. Certified Green Building 9. + 10. Minimum Building Energy and Water Efficiency 11. Construction Activity Pollution Prevention 1. Min. 2 Hektar 2. Öffentliche Zugänglichkeit 3. Wohnanteil 10 – 90% 4. Einverständnis aller Eigentümer 5. Weitere Grenzwerte innerhalb Kriterien in den Bereichen Natur-, Klimaschutz, Lage, Infrastruktur, ÖPNV und Partizipation k.A. Spezifische Mindestanforderungen in den Bereichen: Klima & Energie, Gemeinschaft, Identität, Ökologie und Biodiversität, Transport, Ressourcen, Wirtschaft und Gebäude k.A. Anzahl Kategorien 4 + 2 (Regionale Besonderheiten, Innovation) 5 3 8 + 1 (Innovation) 6 Anzahl Kriterien 56 45 26 62 72 Seitenanzahl Handbuch (nur Kriterien) 117 470 – 444 113 Phasen der Zertifizierung 1. Vorprüfung: max. 50% Hochbau (optional) 2. Vorzertifikat: max. 75% Hochbau 3. Zertifikat: 100% Hochbau + Infrastruktur 1. Vorzertifikat: Städtebaul. Entwurf, k.A. 2. Zertifikat Erschließung: min. 25% Infrastruktur, 3. Zertifikat Quartier: min. 75% Hochbau u. Freiflächen 1. Vorprüfung (optional) 2. Zertifikat (Interim): Grobplanung, Baurecht nicht notwendig 3. Zertifikat (Final): Abgeschlossene Detailplanung 1. V 2. Ze 3. P E Kosten Zertifizierung (zzgl. Steuer) 1. Gebühren Registrierung 1.215 € 2. Freiwillige Prüfung: 1.823 € 3. Phase 2/3: 14.580 / 8.100 € bis zu 20 ha + 284 € für jeden weiteren Hektar, ab 320 ha indiv. Festpreis (Für USGBC Mitglieder, Umrechung 1 USD = 0,81 €) Phase 1: 4.000 – 8.000 €, Phase 2: 10.000 – 26.000 €, Phase 3: 15.000 – 31.000 € (für DGNB Mitglieder, Kosten abhängig von Projektgröße) k.A. k.A. 23.8 für P (2.3 Kosten Ausbildung Auditor 615 € (für Webinare, Prüfungen u. Handbuch) 2.300 € (für 4-Tages Kurs, Prüfungen u. Handbuch) k.A. 1.860 € (für 3-Tages Kurs u. Prüfungen) kein Nächste Schritte, Ziele Version 4 (geplant) 1. Internationale Anwendung, Adaption des Systems 2. Entwicklung Systemvariante Industrie/Gewerbe k.A. k.A. Ver Publikationen LEED for Neighborhood Development Reference Guide DGNB Handbuch Stadtquartiere – BREEAM Communities Technical Guidance Manual, Version 1 Tech Edit Internetdokumente www.usgbc.org/DisplayPage.aspx? CMSPageID=148 www.dgnb-system.de/de/nutzungsprofile/ http://assohqe.org/hqe/ alle-nutzungsprofile/quartiere.php spip.php?rubrique11 www.breeam.org/ page.jsp?id=372 www eng System Quartiere Offizielles Logo Tabelle 1: Nachhaltigkeitsbewertung von Quartieren – Systeme im Vergleich (Stand 11/2013). greenbuilding BRE) d, en in Gend cen, ng, ene Thema 13 CASBEE – Urban Development (UD) Estidama Pearl Community Rating System GreenStar-Communities TÜV/ THS – Lebensqualität in Siedlungen SMEO – Quartiere One Planet Living Communities Japan Green Building Council (JaGBC), Japan Sustainable Building Consortium (JSBC) Abu Dhabi urban planning council Green Building Council Australia (GBCA) TÜV Rheinland / THS (Nachfolgegesellschaft der THS ist die Vivawest) Bundesämter für Energie (BFE) und Raumentwicklung (ARE) der Schweiz BioRegional Development Group (BDG) Tokyo, Japan Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate (UAE) Sydney, Australien Köln, Deutschland Bern, Schweiz Wallington, Großbritannien Non-profit, NGO staatlich Non-profit, NGO NGO staatlich Non-profit, NGO 2006 2007 2002 1872 – 1992 ibec.or.jp/CASBEE/english/ index.htm http://upc.gov.ae gbca.org.au/green-star/ tuv.com smeo.ch oneplanetcommunities.org Ja (6 Varianten) Ja (2 Varianten) Ja (10 Varianten) Nein Nein Nein 2006 2007 2010 2006 2010 2007 2006, 2007 2010 2012 (Pilot) 2007 2011 2008 Neubau Neubau Neubau Bestand Neubau Neubau, Bestand Zertifizierungsystem Zertifizierungsystem Zertifizierungsystem Zertifizierungsystem Planungswerkzeug Planungsmethode International National National National National International Excellent, Very Good, Good, Fairly Poor, Poor 1 – 5 Perlen 4 – 6 Sterne Qualitätssiegel (Ja / Nein) keine Action Plan (Ja / Nein) 1/0 6/0 0 (Pilotphase im Juni 2012 gestartet) 10 / 0 18 / 0 20 / 11 Japan Abu Dhabi – Deutschland (Ruhrgebiet) Schweiz (Nord, West) Großbritannien, USA, Portugal, Frankreich, UAE, Südafrika, Mexiko, Kanada, China, Australien Koshigaya city Saitama, Koshigaya Lake Town Al Bateen Park, Al Sila‘a Residential, The Loop (Canberra, Pilotprojekt Al Ghareba Housing, Military OfNr.1) ficers Accommodation, Al Shahama Residence, Al Raha Gardens Innenhafen (Duisburg), Schüngelbergsiedlung (Gelsenkirchen), Siedlung Fürst Hardenberg (Dortmund) Gros Seuc (Delémont, EUROPAN 9) BedZED (London) Ganzheitliche Betrachtung Zugeschnitten auf regionales Klima, Gesetze und Kultur, staatlich anerkannt, Integraler Entwicklungsprozess Zugeschnitten auf regionales Klima, Gesetzte und Kultur Zertifizierung Bestand, Fokus Wohnen, keine ökonomische Betrachtung, internes Qualitätsmanagement Planungswerkzeug (online) Monitoring des Quartiers über 20 Jahre, inkl. Lebensstilbetrachtung, keine ökonomische Betrachtung k.A. 1. Min. 1.000 u. max. 30.000 Bewohner 2. Integraler Entwicklungsprozess 3. Natürliche Systeme 4. Lebenswerte Gemeinschaften 5. Sparsamer Umgang mit Wasser 6. Erneuerbare Energien 7. Ressourcenschonende Materialien 1. Min. 4 Gebäude, kein Maximum 2. Mischnutzung 1. Min. 100 Wohneinheiten keine 2. Priv. und öffentl. Freifläche im Wohnumfeld 3. Serviceleistungen 4. Regelmäßige Mieterbefragung 5. Gesundheitlich unbedenkliche Baustoffe 6. Erreichen von 50% der möglichen Gesamtpunktzahl keine (jedes Projekt wird einzeln beurteilt) 6 7 5 + 1 (Innovation) 8 5 10 72 64 38 126 39 10 113 155 k.A. k.A. – – 1. Vorzertifikat 2. Zertifikat 3. Post Occupancy Evaluation 1. Vorzertifikat: Rahmenplan 2. Zertifikat: Bau 3. Post·Occupancy Evaluation (2 Jahre nach Fertigstellung) k.A. 1. Zertifikat: bestehendes Quartier 2. Post Occupancy Evaluation (nach 1 u. 3 Jahren) – keine 23.800 – 35.200 € für Projekte in Japan (2.3 – 3.4 Mil. Yen) k.A. 50.300 € für Pilotphase ($ 60.000 AUD) ca. 5.000 € keine 1. Action Plan (Erarbeitung mit Vertretern von Bio Regional) 2. Jährliche Kosten für Monitoring, Werbung und Technische Beratung keine keine k.A. keine – keine Version 2013 (geplant) Version 2 Entwicklung einer Version 1 aus den Erkenntnissen der Pilotphase (Ende Juni 2014) Fortschreibung ungewiss. (Bestek.A. hende Zertifikate werden bei Vivavest nach Auslaufen nicht erneuert.) Bekanntmachung des Systems, neue Nutzer Technical Manual 2007 Edition (downloadbar) Estidama Pearls Rating Systems Submission Guideline (Shop) – – One Planet Communities: A Real Life Guide to Sustainable Living www.ibec.or.jp/CASBEE/ english/download.htm www.estidama.org/pearl-rating-systemv10/pearl-community-rating-system.aspx www.greenstarcommunities.org.au – www.nachhaltigequartierebysmeo.ch www.oneplanetcommunities.org greenbuilding 14 Thema Euro 100.000 Des Weiteren können die definierten Qualitätsziele auch indirekte Auswirkungen auf die Planungs- und Baukosten haben. So wird beispielsweise die Verwendung von Straßenleuchten mit LEDTechnologie die Baukosten erhöhen, sich jedoch langfristig über geringere Nutzungskosten und eingesparte Emissionen positiv auswirken. Diese Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus eines Quartiers wird insbesondere im DGNB System besondere Beachtung geschenkt. 80.000 60.000 DGNB System „Neubau Stadtquartiere“ (Version 2012) 40.000 20.000 50 50 100 150 200 250 300 ha 2 Kosten für die Zertifizierung [€] in Abhängigkeit zur Größe des Quartiers [ha] – Systeme im Vergleich. Weiteren wird ein jährlicher Beitrag für die Überprüfung des Plans, technische Beratung und sonstige Aktivitäten des Vereins (u. a. für Bekanntmachung der Projekte) fällig. Kosten der Zertifizierung Bei den Kosten einer Zertifizierung muss zwischen direkten und indirekten Kosten unterschieden werden. Unter die direkten Kosten fallen die Zertifizierungsgebühren, welche an die Zertifizierungsstelle zu entrichten sind und u. a. für die anonyme Prüfung der durch den Auditor eingereichten Unterlagen verwendet werden, sowie das Honorar für den von der Zertifizierungsstelle ausgebildeten Auditor, für die Zusammentragung der für die Zertifizierung notwendigen Unterlagen. Die Zertifizierungsgebühren sind von System zu System sehr unterschiedlich (siehe Abb. 2). So gibt es bei den Systemen Green Star Communities und CASBEE-UD einen Festpreis für die Zertifizierung. Bei LEED-ND, BREEAM Communities und DGNB-NSQ, sind die Kosten für die Zertifizierung abhängig von der Größe und Phase der Entwicklung des Quartiers. Die Kosten für ein Vorzertifikat liegen bei LEED-ND geringfügig unter den Kosten bei der DGNB, jedoch sind die Kosten für alle weiteren Zertifikate um das bis zu 3-fache höher. Bei den Honorarkosten für den Auditor können keine generellen Aussagen getroffen werden. Diese hängen stark von dem vereinbarten Leistungsbild, der Komplexität und bisherigen Dokumentation des Projektes sowie der Qualität und Dokumentationsanforderungen des Zertifizierungssystems ab. Abgrenzung zu anderen Systemen Das von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) entwickelte System „Neubau Stadtquartiere, Version 2012“ zeichnet sich durch die ganzheitliche Betrachtung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten aus und ist damit das einzigste System welches auch der ökonomischen Dimension von Nachhaltigkeit besondere Beachtung schenkt. Des Weiteren hebt sich das System von anderen durch die Betrachtung des Quartiers über den gesamten Lebenszyklus ab. Das heißt es werden alle mit der Entwicklung des Quartiers verbunden Emissionen und Kosten systematisch erfasst und bewertet – von dem Abbau des Rohstoffs, über die Herstellung und Verarbeitung, bis hin zum Recycling der einzelnen Bestandteile. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des DGNB Systems ist die Orientierung der Bewertung an konkreten Zielen und nicht an Maßnahmen, welche unter Umständen für das Projekt keinen Sinn machen (z. B. Regenwasserversickerung bei kontaminierten Böden). Dies ermöglicht dem Planungsteam für das Projekt zugeschnittene individuelle Lösungen zu entwickeln und dabei nicht an systemspezifische Vorgaben gebunden zu sein. Das System trägt somit dazu bei planerische Innovationen zur fördern. Abgrenzung zu Gebäudesystemen „Das DGNB System für Stadtquartiere ergänzt die Gebäudeprofile entsprechend der DGNB Grundsätze. Es betrachtet insbesondere den Bereich zwischen den Gebäuden, die Infrastruktur sowie den Quartiersstandort. Diese Faktoren beeinflussen maßgeblich die Qualität eines Stadtquartiers und definieren den Rahmen für eine nachhaltige Entwicklung der Gebäude. Ebenso werden übergeordnete Konzepte betrachtet – beispielsweise für den Umgang mit Energie, Wasser und Abfall. Die Gebäude selbst müssen für eine Quartierszertifizierung nicht zertifiziert sein und werden nur mit Basiswerten in der Bewertung berücksichtigt. 1) Das Nutzungsprofil „Neubau Stadtquartiere“ (NSQ) betrifft neu errichtete und geplante Quartiere, welche jedoch Bestandselemente enthalten dürfen. 2) Das Nutzungsprofil „Neubau Stadtquartiere“ (NSQ) bewertet insbesondere die Infrastruktur und die öffentlichen Räume im Planungsgebiet. 3) Die Gebäude werden durch Basiswerte mit einbezogen. Ebenso wird teilweise die Umgebung in der Bewertung berücksichtigt.“ [18] greenbuilding Thema Bewertungsstufen Da sich die Entwicklung von Stadtquartieren über einen langen Zeitraum erstreckt, in welchen oft auch die Eigentümer wechseln, wird neben dem Vorzertifikat (Phase 1) auf Ebene des städtebaulichen Entwurfs, ein weiteres Zertifikat für die Planung (Phase 2) eingeführt, für welches mindestens 25 % der Infrastruktur gebaut sein muss. Den Abschluss bildet das Zertifikat für das zumindest 75 % fertig gestellte Quartier (Phase 3). Das Vorzertifikat ist dabei 3 Jahre, das Zertifikat für die Planung ist 5 Jahre und das Zertifikat für das Quartier ist unbegrenzt gültig (siehe Abb. 3). Je nach Entwicklungsstand, kann ein Quartier in Phase 1,2 oder 3 einsteigen. Die Phase 2 kann übersprungen werden. Diese Ausnahmeregelung betrifft insbesondere kleine Quartiere, welche innerhalb weniger Jahre fertig gestellt sind. Um nachzuweisen, dass die in der Planung formulierten Ziele auch wirklich umgesetzt wurden, muss jedes Quartier nach Fertigstellung auch ein Zertifikat (Phase 3) machen. Vorzertifikat (Phase 1) Zertifikat (Phase 2) Zertifikat (Phase 3) Entwurf Planung / Erschließung Quartier Städtebaul. Entwurf Gewerbequartiere, Industriestandorte und Internationalisierung Neben der Idealvorstellung eines gemischt genutzten Stadtquartier, wird es in einer Stadt immer auch Gebiete geben, in welchen Wohnen, u. a. aufgrund erhöhter Emissionen (Lärm, Staub), nur ausnahmsweise möglich ist. Dabei handelt es sich nach der deutschen Baunutzungsverordnung (BauNVO) um Kern-, Sonder-, Gewerbe-, oder Industriegebiete, welche jedoch für einen Groß- greenbuilding min. 75% Hochbau sowie öffentliche Freiund Verkehrsflächen min. 25% Infrastruktur, altern.: B-Plan und städtebaul. Verträge Gültigkeit 3 Jahre Gültigkeit 5 Jahre Gültigkeit unbegrenzt 3 Ökologische Qualität 22,5 % Gewichtung Die Gewichtung der Themenfelder (siehe Abb. 4) ist gleich der Systematik der DGNB Gebäudesysteme und beruht auf einem Gleichgewicht der ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen und funktionalen Qualität. Einziger Unterschied bei dem System für Stadtquartiere ist, dass die bei den DGNB Gebäudesystemen separat ausgewiesene Standortqualität, in die Kriterien integriert ist. Die Lage hat somit wesentlichen Einfluss auf die Gesamtbewertung des Stadtquartiers. Das besondere Gewicht des Standorts von 16 Prozent an der Gesamtbewertung, neben den Themen städtebauliche Dichte (9 %), Energie (9 %), Freiraum (16 %) und Prozess (8,5 %), zeigt sich auch bei der Analyse der bestimmenden Faktoren bei der Bewertung (siehe Abb. 5). Ökonomische Qualität 22,5 % Soziokulturelle u. funktionale Qualität 22,5 % Technische Qualität 22,5 % Prozessqualität 10 % 4 18 16 16 12 18 8 6 4 3 Bewertungsstufen des DGNB Systems für Stadtquartiere 4 Gewichtung der Themenfelder 5 Bestimmende Faktoren bei der Bewertung (Anteil an der Gewichtung in Prozent) Sonstiges Prozess Mobilität / Vernetzung Freiraum Wasser Energie Gebäude Nutzung / Mischung Baustruktur / Entwurf 0 Versiegelung / Dichte 2 Lage / Umgebung Ziele und Kriterien Die übergeordneten Ziele des DGNB Nutzungsprofils für Stadtquartiere sind die Umwelt und natürlichen Ressourcen zu schonen, den Komfort und das Wohlbefinden der Nutzer des Quartiers zu stärken sowie die anfallenden Kosten über den gesamten Lebenszyklus zu minimieren. Hierfür wurde ein stadtquartiersspezifischer Kriterienkatalog entwickelt, welcher sich an den Grundzügen der DGNB Systematik orientiert, jedoch inhaltlich komplett neu erarbeitet ist. So wird auch in diesem System den Themen Ökobilanz und Lebenszykluskosten besondere Beachtung geschenkt. Zusätzlich werden neue Kriterien, wie beispielsweise die Veränderung des Stadtteilklimas, Artenvielfalt und Vernetzung, die Qualität der Verkehrssysteme oder auch das Regenwassermanagement in die Betrachtung mit einbezogen. Tabelle 2 zeigt die Kriterien des DGNB Systems für Stadtquartiere, sowie deren prozentualen Anteil an dem Gesamtsystem. 15 5 Nr. Kriterium / Indikatoren ENV ENV 1.1 ENV 1.2 ENV 1.3 ENV 1.4 ENV 1.5 Ökologische Qualität Ökobilanz Gewässer- und Bodenschutz Veränderung des Stadtteilklimas Artenvielfalt und Vernetzung Berücksichtigung von möglichen Umwelteinwirkungen Flächeninanspruchnahme Gesamtprimärenergiebedarf u. Anteil erneuerb. Primärenergie Energieeffiziente Bebauungsstruktur Ressourcenschonende Infrastruktur, Erdmassenmanagement Lokale Nahrungsmittelproduktion Wasserkreislaufsysteme Ökonomische Qualität Lebenszykluskosten Fiskalische Wirkung auf die Kommune Wertstabilität Flächeneffizienz Soziokulturelle u. funktionale Qualität Soziale u. funktionale Mischung Soziale u. erwerbswirtschaftliche Infrastruktur Objektive / Subjektive Sicherheit Aufenthaltsqualität in öffentlichen Räumen Lärm- und Schallschutz Freiraumangebot Barrierefreiheit Nutzungsflexibilität u. Bebauungsstruktur Städtebauliche Einbindung Städtebauliche Gestaltung Nutzung von Bestand Kunst im öffentlichen Raum Technische Qualität Energietechnik Effiziente Abfallwirtschaft Regenwassermanagement Informations- u. Telekommunikationsinfrastruktur Instandhaltung, Pflege, Reinigung Qualität der Verkehrssysteme Qualität der MIV- Infrastruktur Qualität der ÖPNV- Infrastruktur Qualität der Radverkehr- Infrastruktur Qualität der Fussgänger- Infrastruktur Prozessqualität Partizipation Verfahren zur Konzeptfindung Integrale Planung Kommunale Mitwirkung Steuerung Baustelle, Bauprozess Vermarktung Qualitätssicherung und Monitoring ENV 2.1 ENV 2.2 ENV 2.3 ENV 2.4 ENV 2.5 ENV 2.6 ECO ECO 1.1 ECO 1.2 ECO 2.1 ECO 2.2 SOC SOC 1.1 SOC 1.2 SOC 2.1 SOC 2.2 SOC 2.3 SOC 3.1 SOC 3.2 SOC 3.3 SOC 4.1 SOC 4.2 SOC 4.3 SOC 4.4 TEC TEC 1.1 TEC 1.2 TEC 1.3 TEC 1.4 TEC 2.1 TEC 3.1 TEC 3.2 TEC 3.3 TEC 3.4 TEC 3.5 PRO PRO 1.1 PRO 2.1 PRO 2.2 PRO 2.3 PRO 3.1 PRO 3.2 PRO 3.3 PRO 3.4 Tabelle 2: Übersicht der Kriterien des DGNB Nutzungsprofils „Neubau Stadtquartiere, Version 2012“ Anteil in % Thema Gewichtung 16 3 2 3 2 2 22,5 2,7 1,8 2,7 1,8 1,8 3 3 2,7 2,7 2 2 1,8 1,8 1 2 0,9 1,8 22,5 6,8 4,5 4,5 6,8 22,5 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 2,7 1,8 1,8 2,7 1,8 1,8 0,9 22,5 2,6 2,6 4,0 1,3 2,6 4,0 1,3 1,3 1,3 1,3 10,0 1,7 1,1 1,7 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 3 2 2 3 2 2 2 2 2 3 2 2 3 2 2 1 2 2 3 1 2 3 1 1 1 1 3 2 3 2 2 2 2 2 teil unseres Energie- und Ressourcenbedarfs verantwortlich sind und viele Menschen einen Großteil Ihres Arbeitslebens verbringen. Aus diesem Grund hat sich die DGNB – als bisher weltweit einziger Systemanbieter – zum Ziel gesetzt, auch die Nachhaltigkeit von Gewerbequartieren und Industriestandorten zu bewerten. Hierfür wurde mit Experten aus der DGNB Arbeitsgruppe und Industrie ein spezifischer Kriterienkatalog entwickelt, welcher im Rahmen einer Erstanwendung an innovativen Modellprojekten getestet werden soll. Die Teilnahme an der Erstanwendung ist noch möglich. Bei beiden Systemvarianten stehen Konzepte zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Kinderbetreuung sowie Einkaufsmöglichkeiten für die Mitarbeiter ebenso im Fokus wie z. B. die Themen Ökobilanz und Lebenszykluskosten. Des Weiteren wird beispielsweise bewertet, wie der Standort gestalterisch und funktional in die Umgebung eingebunden ist und ob es Strategien zur Bildung von Synergien und geschlossenen Kreisläufen gibt. Parallel dazu wird momentan an einer Überarbeitung des vorhandenen Systems für Stadtquartiere gearbeitet, welche u. a. die internationale Anwendbarkeit noch einfacher machen soll. Um Erfahrungen mit der internationalen Adaption und Anwendung des Systems zu sammeln, wurden schon in der Pilotphase Quartiere in der Schweiz und Luxemburg zugelassen. Des Weiteren wurde das System, in Kooperation mit dem dänischen Green Building Council, an länderspezifische Richtlinien und Normen angepasst und weitere 4 Quartiere in Dänemark augezeichnet. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Adaption des Systems ohne großen Aufwand möglich ist. Fazit Kriterienkatalog als Kommunikations- und Steuerungsinstrument Nachhaltige Stadtplanung stellt die an der Planung beteiligten Personen vor eine komplexe Herausforderung, welche die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller erfordert. Es gilt mit Bürgern und Verwaltung gemeinsame Ziele zu definieren, daraus konkrete Projekte abzuleiten und die Wirksamkeit dieser in regelmäßigen Abständen zu evaluieren. Zertifizierungs- und Bewertungssysteme bieten eine Möglichkeit diesen Prozess zielführend zu unterstützen und als Kommunikations- und Steuerungsinstrument verwendet zu werden [24]. Überregionale Und Internationale Vergleichbarkeit Zertifizierungssysteme tragen dazu bei, teils komplexe Immobilienbestände miteinander zu vergleichen. Dies ist insbesondere bei nationaler und internationaler Investitionsstrategien von Bedeutung, bei welchen die geprüfte Qualität zertifizierter Quartiere, dazu beitragen kann das Investitionsrisiko zu mindern. Einer Zertifizierung wohnt somit grundsätzlich ein Steuerungspotential inne, das über die Beschreibung und Bewertung von räumlichen Situationen – wie Evaluation und Monitoring sie bieten – hinausgeht [1]. Kosten / Nutzen Zertifizierung Die direkten und indirekten Kosten einer Zertifizierung wurden im Punkt „Kosten der Zertifizierung“ aufgeführt. Erste Untersuchun- greenbuilding Thema gen auf Ebene der Gebäude zeigen jedoch, dass beispielsweise die Herstellungskosten bei zertifizierten Gebäuden nicht zwangsläufig höher sein müssen als jene bei nicht zertifizierten Gebäuden [25]. Den eventuellen Mehrkosten gegenüber steht der enorme Nutzen, welchen eine Zertifizierung mit sich bringen kann. Eine Zertifizierung ist primär eine transparente und unabhängige Qualitätsauszeichnung, welche es dem späteren Nutzer ermöglicht die Qualität eines Quartiers objektiv beurteilen zu können. Mit einer höheren Qualität einhergehend ist das höhere Wohlbefinden und Produktivität der Nutzer des Quartiers sowie die Erhöhung der Marktchancen bei Verkauf und Vermietung. Nach einer Studie von Roland Berger sind Mieter dazu bereit durchschnittlich 4,5% höhere Mietkosten für nachhaltige Immobilien zu bezahlen [26]. Dies trägt u. a. dazu bei, die Risiken einer Quartiersentwicklung zu minimieren. Nicht zuletzt können durch die frühzeitige Betrachtung des Quartiers über den gesamten Lebenszyklus hinweg Emissionen reduziert und Kosten eingespart werden. z Literaturangaben [1] Pahl-Weber, E. et al. (2009): Zertifizierung in der Stadtentwicklung – Bericht und Perspektive. Bericht der Kommission des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. in Kooperation mit dem BMVBS, S. 6, 7, 8, 12. [2] Brundtland, G. H.; Hauff, V. (Hg.) (1987): Unsere gemeinsame Zukunft. [der Brundtland-Bericht]. [3] Kaule, G. (2002): Umweltplanung. Stuttgart (Hohenheim), S. 164–171. [4] Ebert, T.; Eßig, N.; Hauser, G. (2010): Zertifizierungssysteme für Gebäude. Nachhaltigkeit bewerten, internationaler Systemvergleich, Zertifizierung und Ökonomie. [5] Schulte, K.-W. (2009): Green Buildings – Opfer oder Lösungsbeitrag in der Immobilienkrise? Vortrag an der Universität Regenburg, International Real Estate Business School (IRE/BS). [6] RICS Deutschland Ltd. (2013): Grün kommt! Europäische Nachhaltigkeitsstatistik – September 2013. www.rics.org/sustainability. S. 5-6. [7] Infante-Barona, S. (2002): Nachhaltige Städte. Modellierung und Bewertung energiebedingter Umweltwirkungen auf lokaler Ebene. S. 91. [8] Fuhrich, M. (2004): Kompass für den Weg zur Stadt der Zukunft. Indikatorengestützte Erfolgskontrolle nachhaltiger Stadtentwicklung, ein Ergebnis aus dem ExWoS-Forschungsfeld „Städte der Zukunft“. 17 [9] Economist Intelligence Unit (2011): German Green City Index. Analyse der Leistungen zwölf deutscher Großstädte im Bereich Umwelt- und Klimaschutz. www.siemens.com/greencityindex. [10] Bundesgeschäftsstelle des European Energy Award (2011): Der European Energy Award. www.european-energy-award.de. [11] Stulz, R (2010): Leichter Leben. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energiezukunft – am Beispiel der 2000-Watt-Gesellschaft. www.2000watt.ch. [12] CASBEE (2011): CASBEE for Cities. Technical Manual (2011 Edition). www. ibec.or.jp. [13] Bauriedl, S.; Schindler, D.; Winkler, M. (2008): Stadtzukünfte denken. Nachhaltigkeit in europäischen Stadtregionen. S. 179. [14] U.S. Green Building Council (2009): LEED Reference Guide for Green Neighborhood Development. LEED 2009 edition. www.usgbc.org. [15] Desai, P. (2010): One planet communities. A real-life guide to sustainable living. [16] BRE Global (2008): BREEAM for Communities. Technical Guidance Manual, Version 1. www.breeam.org. [17] THS (2007): Lebensqualität in Siedlungen. Qualitätsmanagement bei der THS. www.ths.de. [18] DGNB e.V. (2012): Neubau Stadtquartiere. DGNB Handbuch für nachhaltiges Bauen, Version 2012. S. 63. www.dgnb.de. [19] BFE, ARE (18.05.2011): Jetzt online: Das Werkzeug «Nachhaltige Quartiere by Sméo». www.are.admin.ch/dokumentation/00121/00224/index. html?lang=de&msg-id=39195. [20] Abu Dhabi Urban Planning Council (Hg.) (2010): Pearl Community Rating System. Design & Construction, Version 1.0. www.estidama.org. [21] Ministry of National Development Singapore (Hg.) (2009): BCA Green Mark for Districts. Version 1.0. www.bca.gov.sg. [22] CASBEE (2008): CASBEE for Urban Development. Technical Manual 2007 Edition. www.ibec.or.jp. [23] GBCA (Hg.) (2012): Green Star Communities. Submission Guideline. www. greenstarcommunities.org.au. [24] Koch, A.; Neumann, M. W.: Leitfaden für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Das neue DGNB-Zertifizierungsprofil „Neubau nachhaltige Stadtquartiere“. In: greenbuilding. Ausgabe 10/2011, S. 2–7. [25] Rotermund, U.; Gerdes, G.; Hülsmann, M. (2011): fm-benchmarking Bericht 2010/2011. [26] Henzelmann, T.; Büchele, R.; Engel, M. (2010): Nachhaltigkeit im Immobilienmanagement. www.rolandberger.at/media/pdf/Roland_Berger_Nachhaltigkeit_im_Immobilienmanagement_20100413.pdf. S. 2. [27] Association HWQ (Hg.) (2011): Le demarche HQE- Aménagement – Pour la réalisation d’opérations d’aménagement durable. http://assohqe.org/hqe/ spip.php?rubrique11. Anders, S.: DGNB Zertifizierungssystem: Neubau gemischte Stadtquartiere. In: M. Schrenk, V. V. Popovich und P. Zeile (Hg.): Proceedings REAL CORP 2012 Tagungsband, S. 211–219. www.corp.at. Dipl.-Ing. Stephan Anders Studium der Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart und der ETH Zürich; während des Studiums Tätigkeit u. a. bei KCAP architects & planners, Ippolito & Fleitz Group und am Lehrstuhl für Informationsarchitektur der ETH Zürich; seit 2009 akademischer Mitarbeiter und Doktorand am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart sowie Mitglied des Hochschulnetzwerkes für nachhaltige Stadtentwicklung (NSE). Parallel dazu ist er seit 2012 für die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) tätig; Bei der DGNB betreut er inhaltlich und organisatorisch die Systementwicklung und internationale Anwendung der Zertifizierungssysteme für Quartiere sowie die Ausbildung zum DGNB Auditor für Quartiere; seit 2013 ist er Mitglied des DIN Normungsausschusses für nachhaltige Entwicklung von Städten und Kommunen. [email protected] greenbuilding gb1012_05_Meyer.qxd:greenbuilding 18 10.12.2013 14:11 Uhr Seite 18 Thema Großraumbüros gelten als kostengünstig, doch Arbeit auf dem Präsentierteller macht unzufrieden und krank Ein Raum für alle Wenn ein Kollege einen Büroplatz bezieht, spielen sich oft folgende Szenen ab: Zunächst stellt er ein Foto von seinem Hund auf den Schreibtisch, dann hängt er lustige Karten auf, und irgendwann komplettiert die unvermeidliche Tischpalme das Bild. „Von der Evolution her ist der Mensch ein Höhlentier, der das Bedürfnis hat, sich häuslich einzurichten“, sagt Michael Kastner, Leiter des Instituts für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin in Herdecke. „Wenn sich vor ihm eine Glasscheibe befindet, klebt er sie mit Postern zu.“ Denn um konzentriert arbeiten zu können, brauche jeder Mensch einen Rest an Privatsphäre. Doch seit die Arbeitswelt das Großraumbüro erfand, hat der Höhlenmensch ein Problem. Denn während er gut und effektiv arbeiten soll, ist er den Blicken seiner Kollegen permanent ausgesetzt, so als arbeite er auf einem Präsentierteller. Das Gefühl unablässiger Kontrolle ist nicht nur nicht schön, es macht sogar krank. Text: Anne Meyer Foto: Raufeld Wenn die Kollegin telefoniert, kann jeder mithören. Niemandem entgeht, wie oft sie sich einen Kaffee holt. Und wie soll man weghören, wenn der Chef dem Tischnachbarn eine Standpauke hält? Je mehr Menschen in einem Raum arbeiten, desto unzufriedener sind sie – und je unzufriedener sie sind, desto häufiger werden sie krank. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hochschule Luzern, für die 1.400 Beschäftigte verschiedener Unternehmen in der Schweiz befragt wurden. So musste sich etwa die Hälfte aller Mitarbeiter in Einzelbüros innerhalb eines Jahres nicht ein einziges Mal krank melden. In Zweierbüros waren es nur noch 38 Prozent. Und in Büros mit über 16 Arbeitsplätzen kamen nur drei von zehn Mitarbeitern ohne Krankmeldungen aus. Wege aus der Anonymität Einige Unternehmen praktizieren das so genannte Desk Sharing, bei dem es keine festen Arbeitsplätze mehr gibt. Die Beschäftigten besitzen einen persönlichen Rollcontainer, mit dem sie an jedem Morgen aufs Neue einen Schreibtisch suchen. Diese kostensparende, aber extrem anonyme Arbeitsweise scheint den menschlichen Bedürfnissen sehr zuwiderzulaufen. Ein Unternehmen wie die Boston Consulting Group geht deshalb neue Wege, die aus der Anonymität herausführen sollen: Zwar gibt es auch im Münchner Büro keine festen Arbeitsplätze mehr, mit Ausnahme der Sekretariate. Dennoch will man die Sehnsucht der Angestellten nach so etwas wie Heimeligkeit befriedigen: Die verschiedenen Abteilungen gelten als Dörfer. Die Konferenzräume sind nach Münchner Hausbergen benannt, die Büros für Bewerbungsgespräche nach bayerischen Seen. Die große Eingangshalle mit Cafeteria ist der „Marktplatz“. Für Sibylla Amstutz von der Hochschule Luzern ist dieses Konzept einleuchtend: „Im Idealfall fühlen sich Kollegen oder Teams als Familie und betrachten ihren Arbeitsplatz als zweites Zuhause.“ „Das Problem in Großraumbüros ist vor allem die mangelnde Privatsphäre“, so Sibylla Amstutz, Leiterin der Studie. „Die Mitarbeitenden können soziale Nähe und Distanz nicht regulieren, fühlen sich als öffentliche Person, die sich von der Kommunikation nicht zurückziehen kann.“ Zur Unzufriedenheit trägt außerdem bei, dass man im Großraum oftmals der Klimaanlage hilflos ausgeliefert ist. „Wenn man auf Licht, Lärm und Temperatur keinen Einfluss nehmen kann, wirkt sich das sofort negativ auf die Zufriedenheit aus.“ Großraumbüros senken Produktivität Ein australisches Forscherteam unter der Leitung von Vinsh Oommen kam zu ähn Zu den aufgezählten Störfaktoren gesellt sich aber noch ein weiteres Problem. Weil man nur einer unter vielen ist, empfindet mancher Beschäftigte das Arbeiten im Großraumbüro als Statusverlust – zumal ein beruflicher Aufstieg in vielen Unternehmen mit einem Umzug ins Einzelbüro verbunden ist. „Das ist, als hielte man den Mitarbeitern das Ideal wie eine Knackwurst vor die Nase, sie dürften aber nicht reinbeißen“, so Kastner. Und auch innerhalb des Großraums bleiben die feinen Statusunterschiede erkennbar. Wer sich beruflich durchsetzt, rückt oftmals langsam aber sicher zur Glasfront durch, während weniger Erfolgreiche oder Praktikanten mit dem Rücken zur Tür sitzen oder neben dem Kopierer landen. Für Michael Kastner ist klar, dass Großraumbüros die Produktivität der Beschäftigten senken. Dadurch sind sie für die Unternehmen möglicherweise gar nicht billiger als Einzelbüros: Die Kostensen- greenbuilding gb1012_05_Meyer.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:11 Uhr Seite 19 Thema 19 Zum Wohlgefühl trage außerdem bei, wenn man trotz Klimaanlage noch die Fenster öffnen könne. „Das Gefühl ist sehr wichtig und erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, wenn sie den Komfort am Arbeitsplatz selbst beeinflussen können“, so Amstutz. Unternehmenskultur ist ausschlaggebend 1 Viel Trubel, keine Privatsphäre: Arbeit im Großraumbüro ist Stress pur. Mit Rückzugsmöglichkeiten kann für Arbeitnehmer Abhilfe geschaffen werden. kung durch eine effiziente Flächennutzung wird durch häufige Krankmeldungen und unproduktive Arbeit wieder aufgehoben. Kombi-Büro besser als Multi-Space Konzept oder klassisches Großraumbüro Wenn ein Unternehmen mit der Mode geht, hat es das Großraumbüro möglicherweise durch verschiedene Zonen für Stillarbeit, Telefonieren, Konferieren und Pause machen ersetzt. Ein solches Multi-Space-Konzept schnitt in der Luzerner Studie jedoch noch schlechter ab als das klassische Großraumbüro, weil es noch weniger Rückzugsmöglichkeiten gibt. „Jeder sieht zu jeder Zeit, was der andere tut, ob er nun an einer Sitzung teilnimmt oder Kaffee trinkt“, so Amstutz. Ist also die Rückkehr zum guten, alten und teuren Einzelbüro die einzige Lösung? Das glauben weder Kastner noch Amstutz. Trotz aller Kritik hat das Großraumbüro nämlich den Vorteil, dass die Mitarbeiter wie nebenbei miteinander kommunizieren können. „Es wird viel mehr informelles Wissen ausgetauscht“, so Amstutz. Beide Wissenschaftler sehen in Kombi-Büros eine gute Lösung. In diesem Konzept hat jeder Mitarbeiter seine eigene „Zelle“, an die sich eine gemeinschaftliche „Kommunikationszone“ anschließt. „Morgens zur besten Konzentrationszeit kann sich der Mensch in seine Zelle zurückziehen und mittags in die kommunikative Zone hinausgehen“, so Kastner. Leider ist nicht allen Menschen die Arbeit in einem solchen KombiBüro vergönnt. Doch auch die Bedingungen im Großraumbüro lassen sich verbessern – oft mit ganz einfachen Mitteln. Ein Beispiel: „Niemand sitzt freiwillig mit dem Rücken zur Tür. Man braucht Sicherheit im Rücken“, so Kastner. Schon ein Schrank oder größere Pflanzen können in dieser Situation eine bessere Arbeitsatmosphäre schaffen. Sibylla Amstutz findet es am wichtigsten, Rückzugsräume zu schaffen – zumindest etwa ein paar Zellen, in die man sich für konzentriertes Arbeiten oder ein wichtiges Telefonat zurückziehen kann. „Wenn man ab und zu den Raum wechseln kann, hilft das schon gegen das Gefühl, ständig kontrolliert zu werden“, erklärt sie. Außerdem empfiehlt sie, solche Mitarbeiter zusammenzusetzen, die ähnliche Tätigkeiten ausführen. Einen Vieltelefonierer sollte man also nicht neben den Kollegen setzen, der vor allem Artikel schreibt. greenbuilding Neben diesen kleinen Schritten muss aber noch ein großer getan werden, damit sich die Mitarbeiter im Großraumbüro wohlfühlen. Alles steht und fällt mit der Unternehmenskultur – und die ist in Deutschland noch ziemlich altmodisch. Hierzulande sitzt der Chef nämlich in den meisten Fällen in einem repräsentativen Einzelbüro. „In den Niederlanden zum Beispiel ist man da schon viel weiter“, so Amstutz. Dort und auch in den angelsächsischen Ländern sind nämlich Großraumbüros üblich, in denen auch die Führungskräfte sitzen. In Deutschland scheint sich dagegen noch Widerstand zu regen. T Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit – worüber beklagen sich Beschäftigte in Großraumbüros am meisten (Mehrfachnennungen möglich) geringes Raumangebot 80 % fehlende Erholungsräume störende Geräuschkulisse fehlende Abgrenzung visuelle Ablenkungen 75 % 70 % 55 % 40% Größe des Arbeitsplatzes 33 % zu geringe Distanz 33 % Raufeld/Werner; Quelle: CCTP, Hochschule Luzern Literaturtipps: G Ottomar Gottschalk: Verwaltungsbauten. Flexibel, kommunikativ, nutzerorientiert. Ein Standardwerk für Planung und Ausführung von Bürobauten. G Roman Muschiol: Begegnungsqualität in Bürogebäuden. G Rotraud Walden: Architekturpsychologie: Schule, Hochschule und Bürogebäude der Zukunft. Links: G Homepage des Forschungsprojekts „Human Building Office“ des Kompetenzzentrums Typologie & Planung in Architektur an der Hochschule Luzern www.humanbuilding.ch G Informations-Plattform zum Arbeits- und Gesundheitsschutz: www.ergo-online.de Anne Meyer Jahrgang 1981, ist Mitglied im Reporternetzwerk Textsalon. Sie lebt und arbeitet als freie Journalistin in Köln. gb1012_07_swarovski.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:12 Uhr Seite 20 Planen Kristalliner Neubau der Swarovski-Hauptverwaltung bei Zürich Eine „brand-architecture“ der besonderen Art Der Swarovksi-Konzern, dessen glitzernde Ware und dessen Schwan als Firmenlogo weltweit bekannt sind, hat mit dem Neubau am Zürichsee einen kongenialen Hauptsitz bekommen, der wie ein Kristall funkelt und dessen geschwungene Formen an die Figur des Schwanes erinnern. Wichtiger als der formale Ausdruck ist jedoch, dass der elegante Bürobau auf einem Energiekonzept basiert, das auf Generationen hinaus die umweltschonende Nutzung natürlicher Ressourcen vorsieht. Ingenhoven Architects gehören zu den ersten Architekten weltweit, die diese schonende Energiequelle vor Ort effektiv nutzen. Text: Prof. Ulf Meyer Fotos: Hans-Georg Esch, Regine Giesecke Zeichnungen: ingenhoven architects 1 Die Inspiration für die Form des Neubaus der Swarovski-Hauptverwaltung in Männedorf bei Zürich basierte zum einen auf dem Wunsch der Bauherrschaft und zum anderem auf dem Standort selbst. Der außergewöhnliche Bauherr mit seiner funkelnd kristallinen Welt, seiner „Poesie der Präzision“, verzaubert die Herzen der Menschen. Eine Qualität, die sich auch in der Architektur seines Verwaltungsgebäudes wiederfinden sollte. greenbuilding Planen 2 Die direkte Lage am Zürichsee hatte es geradezu herausgefordert, eine Gebäudeform zu entwickeln, die es erlaubt, möglichst vielen Personen den attraktiven Blick auf den Zürichsee zu ermöglichen. Die Blickbeziehung sollte nicht an der Fassade enden, sondern in den Bürobereich hineinfließen, ihn einnehmen und so eine begleitende Kulisse der täglichen Arbeit werden. Die geschwungene Form und die größtenteils offenen Arbeitsplätze ergeben eine erlebbare Community. Die Berg-Seen der Schweiz sind nicht nur ein visueller Magnet, an dem man sich kaum satt sehen kann, sie bieten auch für das umweltfreundliche Bauen unserer Zeit eine ganz neue Perspektive: Ihr im Sommer kühles und im Winter warmes Wasser erlaubt es, Gebäude am See auf natürliche Weise zu temperieren, ohne der Umwelt zu schaden. Der Neubau nutzt seine Lagegunst maximal. Der Ausblick auf den Zürichsee war entwurfsbestimmend für die Ausrichtung des hufeisenförmigen Gebäudes und die Gestaltung seiner Fassaden. Das Gebäude rahmt den Blick auf den See. Besucher betreten als Erstes ein gleißend weißes Foyer, dessen weißer Boden eine Atmosphäre wie in einem Museum verströmt. Der Neubau der Hauptverwaltung der Firma Swarovski nutzt seine Lagegunst am Ufer des Zürichsees gleich zweifach: Als visuellen Bezugspunkt, der allen Büros und Räumen einen wunderbaren Ausblick auf den stillen See erlaubt, und als unerschöpfliche Energiequelle „vor der Haustür“. Das Bürogebäude liegt am Ostufer des Zürichsees. Es wurde von Ingenhoven Architects aus Düsseldorf entworfen. Das transparente, gläserne Haus wirkt selbst wie ein geschliffener Kristall. Die geschwungene Grundriss-Form, die an einen Bumerang erinnert, öffnet sich zum See hin. Die Planer haben diese Form gewählt, damit von möglichst vielen Orten im Haus ein Blick auf den See fallen kann. Dieser Blick ist unverbaubar, denn an dieser Stelle befindet sich vor dem Haus ein kleines öffentliches Strandbad. Beste Lage und idyllisches Umfeld Der Neubau steht außerhalb der Stadt in dem Örtchen Männedorf, aber noch im Kanton Zürich. Per Bahn oder Fähre gelangt man vom beschaulichen Ufer des Zürichsees in weniger als einer halben Stunde in das Herz der urbanen Schweiz. Hinter dem Gebäude liegt eine erhöhte Bahnlinie und darüber idyllische Weinberge. greenbuilding 3 Der Blick bestimmte den Entwurf des Gebäudes: In zahlreichen Analysen stellte sich heraus, dass die gebogene Form die optimale Ausnutzung der gewünschten Blickbeziehung zum See bietet. Planen 4 Projekt Neubau Swarovski Campus, Hauptverwaltung Zürich/Männedorf Bauherr: Swarovski Nutzer: Swarovski Baukosten: ca. 60 Mio. CHF Generalplanung: Ingenhoven Architects , Zweigniederlassung CH Männedorf Statik/Fassade: Prof. Werner Sobek, Stuttgart Energiekonzept: Thomas Baumgartner und Partner, Dübendorf Haustechnik: Grünberg und Partner, Zürich Elektrotechnik MSRL: Bühler Scherler, St. Gallen Bauphysik: Mühlebach und Partner, Wiesendangen Lichtplanung: Tropp Lighting, Weilheim Brandschutz: BPK Prof. Klingsch, Düsseldorf Freiraumplanung: Ingenhoven Architects, Männedorf, Petra Blaisse, Amsterdam Bürokonzept: Ingenhoven Architects, Bene Consulting Innenarchitektur: Ingenhoven Architects, CH Männedorf Verfahren und Projektverlauf: • Oktober 007 Architekten Hearing • November 007 Entscheidung für Ingenhoven Architects als Generalplaner • Januar 008 Beauftragung und Bürogründung CH, Ingenhoven Architects • März 008 Baugesuch • April bis November 008 Bauprojekt(Entwurf) Leitdetailplanung für GU Ausschreibung • September 008 Bewilligung • Oktober bis Dezember 008 Ausschreibung und Vergabe • Januar 009 Baubeginn • Juli 00 Fertigstellung 5 6 4, 5, 6 Die gebogene Form des Gebäudes bildet die Symbiose zwischen hohen funktionalen Qualitätsansprüchen und dem Wunsch des Menschen nach Nähe zur Natur. Sowohl im Erdgeschoss (Bild 6) mit seinen Sonderbereichen wie Eingangshalle, Foyer, Konferenz, Restaurant und Workshop, als auch in den oberen Büro-Geschossen ist die Blickbeziehung wahrnehmbar. Genese eines Juwels Das Grundstück, auf dem sich der Neubau befindet, war zuvor als Fabrikgelände genutzt worden. Nachdem sich der Bauherr für den Bauort entschieden hatte, suchte er über ein „Hearing“ und basierend auf Referenzen einen geeigneten Architekten – und fand ihn in Christoph Ingenhoven und seinem Team. Das genaue Raumprogramm entwickelten Bauherr und Architekt erst im zweiten Schritt – gemeinsam. Mit der Fertigstellung des Gebäudes werden zunächst 350 Beschäftigte ihren neuen Arbeitsplatz mit Blick auf den See bekommen, später können noch einmal 00 weitere Kolleginnen und Kollegen in dem Haus Platz finden. Neben den Räumen der Verwaltung befinden sich in dem schimmernden Neubau auch eine Werkstatt für das Shop-Design der berühmten Kristallwarenkette und ihre weltweite Marketingabteilung. Die Mehrheit der Arbeitsplätze ist als Großraumbüro arrangiert – denn nicht nur die Marketingabteilung braucht stets die direkte Kommunikation unter den Mitarbeitern, sondern alle Menschen, die kreativ arbeiten. Damit in der offenen Bürolandschaft dennoch eine akustische Intimsphäre möglich ist, haben die Architekten sich eines besonderen Kniffs bedient: Die Flachdecken in den Büros sind mit einem besonderen Akustikputz versehen, der effektiv Schall schluckt. Der Putz reduziert die Hallzeit auf im Mittel acht Meter pro Sekunde. Die Decken lassen sich zusätzlich greenbuilding gb1012_07_swarovski.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:13 Uhr Seite 23 Planen 3 sowohl zum Kühlen als auch zum Heizen verwenden. Dem Deckenmaterial wurden spezielle Quarzkörner beigemischt, die die Kühl- und die Heizleistung nicht behindern. Insgesamt bietet das Gebäude oberirdisch ca. .3 Quadratmeter Fläche. Raffinierte Doppelfassade Beim umweltfreundlichen Bauen müssen Architekten stets zwei sich widerstrebende Anforderungen erfüllen: Einerseits wollen sie durch den Einsatz von Glasfassaden das Tageslicht bis tief in den Raum führen und so elektrische Energie für die künstliche Beleuchtung – und damit die Kühllast – reduzieren. Andererseits können große Glasflächen im Hochsommer zu einer Überhitzung der Räume führen. Um das zu verhindern, haben Ingenhoven Architects ihrem Neubau eine doppelte Fassade gegeben: Die Fassadenkonstruktion basiert auf einer Element-Bauweise, die für das Swarovski Gebäude als Sonderkonstruktion ausgebildet ist. Die innere primäre Fassadenebene verfügt über eine Dreifach-Isolierverglasung mit Edelgasfüllung, raumhoch verglast mit ,7 Meter breiten Elementen. Die Verglasung ist selbstaussteifend ohne zusätzliche vertikale Pfosten. Der Pufferraum zwischen der inneren und der äußeren Fassade ist energetisch vorteilhaft, so dass die Fassade den Ansprüchen des hohen Minergiestandards der Schweiz genügt. Die äußere Gebäudehülle besteht aus einem Sonnenschutz aus Metall-Lamellen, die, selbst wenn sie Schatten spenden, den Blick auf den See ermöglichen. Um diesen Sonnenschutz vor Wind und Witterung zu schützen, gibt es im kleinen Abstand zur Hauptfassade noch eine zweite gläserne Fassade. Die drehbaren Sonnenschutz-Lamellen sind in Reihe geschaltet und je nach Sonnenstand, Tages- und Jahreszeit flexibel manövrierbar. 13 Die Besonderheit dieses innovativen Bürokonzeptes des geschossweise angelegten Swarovski-Campus zeichnet sich durch das gelungene Zusammenspiel der einzelnen Elemente und der offenen Rückzugsorte mit Blick auf den Zürichsee aus. Die geschwungene Fassade ist in polygonale Flächen zerlegt. Um die natürliche Lüftung der Büros zu unterstützen, befinden sich in der äußeren Glashülle Öffnungsklappen, durch die bei Bedarf frische Luft in die Büros strömen kann. Sie erlauben einen Außenraumbezug, ohne dass Fenster geöffnet werden müssten. Die sich selbst tragende äußere Scheibe ruht auf einem Stahlschuh und ist für die Wartung und Reinigung aufzuklappen. Energie aus dem Seewasser Das wahre Wunder des neuen Swarovski-Hauptsitzes jedoch liegt unter Tage – wie die Kristalle: Das Grundstück ist voll unterbaut, der Keller ist deutlich größer als alle anderen Geschosse. Er beherbergt einen besonderen Raum, in dem das im Sommer kühle und im Winter warme Seewasser in das Haus gelangt und das Ge- 7 Die gebogene Formsprache realisiert bereits in der Eingangshalle optimal den Wunsch nach größtmöglicher Ausnutzung der Blickbeziehung zur Natur. greenbuilding gb1012_07_swarovski.qxd:greenbuilding 4 10.12.2013 14:13 Uhr Seite 24 Planen 8 Für den Ausblick und die Transparenz des Gebäudes ist eine filigrane Fassade mit raumhohen, verglasten Elementen und minimierten sichtbaren Konstruktionselementen entwickelt worden. 9 Die transparente, gläserne Fassade wirkt wie ein geschliffener Kristall. 8 Gebäudedaten Arbeitsplätze: ca. 45 Büroarbeitsplätze Parkplätze: 58 Stellplätze Fahrradabstellplätze: 3 Stellplätze Gesamtflächen Brutto Grundstücksfläche: Umgebungsfläche: Geschossfläche UG: Geschossfläche EG: Geschossfläche . OG: Geschossfläche . OG: Geschossfläche 3. OG: ca. 8.556 m ca. 6.585 m ca. 7.77 m ca. .97 m ca. 3. m ca. 3. m ca. .967 m Energiedaten Energiebezugsfläche = GF oberirdisch: .59 m Beheiztes Volumen: 4.83 m3 Primärenergiebedarf: Soll-Grenzwert Minergie 4, KWh/m – Ist-Wert 38, KWh/m Heizwärmebedarf: 34,4 KWh/ma bäude über einen Wärmetauscher je nach Bedarf wärmt oder kühlt. Das System scheint einfach und naheliegend, dennoch ist der Verwaltungsbau das erste Gebäude am Zürichsee außerhalb der Stadt, das das Seewasser auf so geniale Weise zum Heizen und Kühlen nutzt. Denn die Nutzung des Seewassers wird nur für Bauten gestattet, die ohnehin wenig Energie verbrauchen. Das Konzept wurde zusammen mit dem Schweizer Ingenieur Thomas Baumgartner entwickelt. Wegen des Felsgrundes und der geschützten Uferkante des Sees wurden grabenlos zwei 45 Meter lange Rohrleitungen zum See gebohrt. Die Rohre aus Polyurethan haben 3 Zentimeter Durchmesser. Die Ein- und Austrittstellen liegen ca. 4 Meter weit auseinander und 5 Meter unter dem Wasserspiegel. Die Heizleistung der Anlage beträgt ca. 94 Kilowatt, die Kälteleistung ca. 95 Kilowatt. Der Strombedarf der Wärmepumpen und sonstigen Anlagen liegt bei weniger als einem Viertel der von der Anlage erzeugten Energie. Selbst im kältesten Winter wird das Seewasser in 5 Metern Tiefe nie kälter als vier Grad Celsius. Die örtlichen Versorger, die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), haben einen Vertrag mit dem Bauherren abgeschlossen, der vorsieht, dass der Versorger die Planung, Erstellung und den Betrieb der Anlage finanziert. Wärmewert Gebäudehülle: 37, KWh/m Ist-Wert CO2-Einsparung: geschätzt 3 t pro Jahr bei Heizleistung von 94 KW und Kälteleistung von 95 KW Energetischer Standard: Minergiestandard CH Das Niedrigenergie-Konzept des Gebäudes entspricht dem strengen Schweizer Minergiestandard, den große Bürohäuser erst selten erreicht haben. Zwei Jahre wollen sich Architekt, Bauherr und Ingenieur für eine gründliche Betriebsoptimierung nehmen. greenbuilding gb1012_07_swarovski.qxd:greenbuilding 16.12.2013 15:39 Uhr Seite 25 Planen 5 11 10 Die innere primäre Fassadenebene verfügt über eine raumhohe Dreifach-Isolierverglasung mit Edelgasfüllung. Die ,7 Meter breiten Glaselemente sind selbstaussteifend ohne zusätzliche vertikale Pfosten. Zum Schutz der Raffstores sind pro Glasfeld zwei vorgehängte hinterlüftete VSG-Monoglasscheiben angebracht. 11 In den Deckenbereichen sind in der Fassade motorisch betriebene, ,35 Meter breite Belüftungsklappen integriert. Sie werden wechselweise für das darüber liegende Geschoss als Zuluftklappe und für das darunter liegende Geschoss als Abluftklappe genutzt. 9 10 Büro-Landschaft mit Landschaftsbezug Nur im obersten Stockwerk des Hauses liegen Einzelbüros an der Hoffassade, sonst genießen die Mitarbeiter großzügiges Raumgefühl mit Seeblick. Bei Fön hat man sogar Aussicht bis in die Hochalpen. Das Gebäude muss die Traufkanten der Nachbarbebauung einhalten und springt deshalb zur Straße hin um ein Staffelgeschoss zurück. Dadurch entstehen zwei mit Holz gedeckte Terrassen mit Blick auf den See. Über den Büroflächen befindet sich ein 3. Quadratmeter großes Gründach. Obwohl die Form des Gebäudes auf den ersten Blick hin zunächst völlig „frei“ wirkt, gibt es in der Mitte eine Spiegelachse. Die beiden Gebäudeflügel sind unterschiedlich lang. Die sich wirkungsvoll ineinander spiegelnden Fassadenpolygone schaffen einen irisierenden Kaleidoskop-Effekt. Der Grundriss ähnelt einem Bumerang. In seine geschwungene Gestalt sind freie Formen locker eingestellt wie große Möbelstücke: Ein Service-Point, an dem die Mitarbeiter Kaffee trinken und sich spontan begegnen können, ebenso wie elegant geschwungene Wendeltreppen und Besprechungszimmer. Die Konferenzräume haben Ganzglaswände, ein Vorhang verbessert die Akustik und kann auch vor neugierigen Blicken schützen. Wer hinauf- oder hinuntergehen will, kann die internen Treppen nutzen oder einen der transparenten Glasfahrstühle. Die durchgehend weißen Möbel kontrastieren mit den dezent grauen Stützen. Unter dem aufgeständerten ersten Obergeschoss befinden sich im Erd-geschoss neben dem Foyer mit Lounge auch ein Restaurant mit 5 Sitzplätzen und Räume für Konferenzen und Workshops. In den Obergeschossen liegt eine offene „Büro-Landschaft mit Landschaftsbezug“. Eine terrassierte Blumenwiese mit Obstbäumen hinter dem Haus spielt auf die Terrassen der nahen Weinberge an. Die Gartenarchitektur wurde von Petra Blaisse aus Amsterdam entworfen. Ihr Konzept hat sie, ebenso wie ihr Büro, „inside-outside“ genannt und konsequent aus dem Topos entwickelt. Die Höhenlinien des Geländes werden deshalb als Streifen im Boden abgebildet. Vor dem Gebäude hat sie eine einfache Wiese anlegen lassen. T Dipl.-Ing. Architekt Ulf Meyer ist Architekturjournalist, Architekturkritiker und Autor zahlreicher Bücher über Stadtarchitektur. Nach dem Architekturstudium an der TU Berlin und am Illinois Institute of Technologie in Chicago arbeitete er für Shigeru Ban Architects in Tokio und Ingenhoven Architects in Düsseldorf. Als Professor lehrte er nachhaltigen Städtebau und Architektur an der Kansas State University und der University of Nebraska-Lincoln, wo er und als Hyde Chair of Excellence tätig war. greenbuilding gb1105_07_ATP.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:18 Uhr Seite 26 Planen 1 Gleis | Nord: Neuer Stadtteil im schweizerischen Lenzburg Ehemaliges Industrieareal wird zum „Stadt-Auge“ Die ATP kfp Architekten und Ingenieure aus Zürich gewannen den 1. Preis für zwei von acht Baufeldern im städtebaulichen Wettbewerb des neuen Stadtteils „Gleis | Nord, Lenzburg urban“ auf dem ehemaligen HERO-Industriegebiet im schweizerischen Lenzburg. Nach Umzug des Nahrungsmittelkonzerns im Frühjahr vom angestammten Standort in eine neue Produktionsstätte am Stadtrand soll auf dem Industrieareal mitten in der Stadt ein architektonisch lebendiges Quartier entstehen – ganz wie ein natürlich gewachsenes Stadtviertel, das von verschiedenen Architekten geprägt wird. Text: Corinne Bader Visualisierungen, Zeichnungen: ATP kfp Zürich greenbuilding gb1105_07_ATP.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:18 Uhr Seite 27 Foto: www.gleisnord.ch Planen 2 1 Lenzburg urban: In der schweizerischen Stadt Lenzburg soll entlang der Gleise ein neuer Stadtteil gebaut werden; zehn Architekturbüros reichten Wettbewerbsentwürfe ein 2 Im Frühjahr 011 zieht der Nahrungsmittelkonzern HERO an einen neuen Standort und macht das große Industrieareal für Stadtentwicklung frei 3 Gesamtansicht Nord-West im Modell des neuen Stadtgebiets von Lenzburg 3 Das Areal des Nahrungsmittelkonzerns HERO AG nördlich des Lenzburger Bahnhofs hat eine Größe von rund sechs Hektar und ist somit etwa so groß wie das Altstadtzentrum von Lenzburg. Die Firma EBM (Genossenschaft Elektra Birseck), Münchenstein, die 008 das Areal gekauft hat, entwickelt es partnerschaftlich mit Losinger Construction AG und der Stadt Lenzburg zu einem neuen Stadtquartier. In einem Gestaltungsplan von Burkard Meyer Architekten wurde das Areal in vier Perimeter und acht Baufelder unterteilt. Ein Perimeter wurde direkt an Burkard Meyer Architekten vergeben, über die anderen drei wurde ein Studienauftrag an jeweils drei Architekturbüros ausgelobt. ATP kfp wurde der Perimeter Süd, Baufelder B und C, über etwa einen Hektar entlang der Bahngleise zugeteilt. Der im November vergangenen Jahres verliehene 1. Preis für den Entwurf von ATP kfp erfüllt in hohem Maße die Ansprüche des Auslobers, „einen lebendigen neuen Stadtteil mit Atmosphäre und Identität zum Wohnen, Arbeiten und Erleben mit hoher Aufenthaltsqualität und zukunftsgerichteter, innovativer Architektur nach Grundsätzen der Nachhaltigkeit“ zu schaffen: „Es soll ein Gleichgewicht zwischen gesellschaftlicher Solidarität, wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und ökologischer Verantwortung erreicht werden… Die verschiedenen Immobilienprodukte müssen der Nachfrage entsprechen, greenbuilding kosteneffizient sein und im Unterhalt sowie im Betrieb der Gebäude optimiert werden. Die Architektur setzt diese Anforderungen optimal um und setzt Ressourcen und Energien effizient ein.“ Weiter soll Gleis | Nord am Bahnhof als Eingangstor ein deutliches Zeichen für Lenzburg als wachsendes regionales Zentrum setzen. Der Mensch als Maßstab Die Jury prüfte städtebauliche Aspekte, architektonische Qualität, Wirtschaftlichkeit, Nutzung und Raumprogramm und Nachhaltigkeit. Hier überzeugte das Team von ATP kfp Architekten die Jury vor allem mit dem Entwurf gut belichteter und großzügig dimensionierter Räume. Besonders hervorgehoben wird das gegen Süden gerichtete „Stadt-Auge“ als imagebildendes Element. In der Beurteilung heißt es u.a.: „Das Projekt sieht einen Teilabbruch des ehemaligen Fabrikgebäudes der HERO vor. Dadurch entsteht ein U-förmiger Baukörper. Durch die zusätzliche Anhebung des Innenhofs wird dieser besser belichtet und erfährt dadurch eine Aufwertung... Besonders hervorzuheben sind die konzipierten Loftwohnungen, die über große innenräumliche Qualitäten verfügen. In Erinnerung an den ehemaligen dominierenden Giebel des Fabrikgebäudes wird das Thema neu interpre- gb1105_07_ATP.qxd:greenbuilding 17.12.2013 9:24 Uhr Seite 28 Planen 4 In den Loftwohnungen wird der industrielle Charakter lesbar bleiben 5 Dachaufsicht: Die Dachgeschosse werden neu aufgebaut, großzügige Maisonettewohnungen entstehen 4 tiert und ein großes schaufensterähnliches Auge zur Stadt geschaffen… Die Öffnung zum Platz durch das Spiel mit Erhöhungen und Arkaden führt zu spannenden räumlichen Situationen... Die Gestaltung der Fassade lässt die Gruppierung der Wohnungen ablesen und führt zu einem lebendigen Erscheinungsbild. Auch werden der Einbezug des Grünraumes und der Umgang mit der Topographie zwischen Office- und Wohngebäude als sehr gelungen empfunden.“ Insgesamt gesehen, befand die Jury, liegt die Stärke des Projektes in der spürbaren Entwicklung von Innen nach Außen. Den Maßstab dabei bilden der Mensch und seine Nutzungsanforderungen. 5 Neue städtebauliche Chance Die Architekten begründen mit dem Teilabbruch des ehemaligen Fabrikationsgebäudes der HERO AG „eine neue städtebauliche Chance“. Nach Abbruch des baufälligen Gebäudeteils im Osten wird das Gebäude nicht wieder durch einen Neubau zu einem Hofgebäude geschlossen. Ziel ist es, den Hof in seinen Proportionen zu verbessern, um so mehr Licht ins Innere zu bringen und das Gebäude gegen den Grünraum zu öffnen. Der Hof wird vom Treppenhauskern befreit und das Gebäude U-förmig zu beiden Seiten verlängert. Auf der Nordseite des Hofes springt die Fassadenflucht um eine Achse zurück und generiert so attraktive Außenräume. 7 Großzügig und transparent: Büros und Wohnungen im Erdgeschoss 6 Struktur und Nutzung der Bestandsbauten (rechts) werden im neuen Projekt (links) verändert. Ein Teil des alten Fabrikgebäudes wird abgerissen, durch die Hoföffnung gewinnt das Gebäudeensemble an Licht greenbuilding gb1105_07_ATP.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:18 Uhr Seite 29 Planen 9 8 Rhythmus und Farbigkeit der bestehenden Fassade werden für den Neubau übernommen, jedoch nach neuen Sichtweisen ausgeführt 8 Die beiden Neubauten auf dem Baufeld C bilden die Verlängerung des U-Gebäudes und sind Nord-Süd orientiert. Der Habitus und die vertikale Struktur der bestehenden Fassade des Fabrikationsgebäudes werden beibehalten. Die Fenster werden auf Geschosshöhe vergrößert und durch neue ersetzt, um mehr Licht ins Gebäude zu führen. Der Übergang zum Neubau soll klar ablesbar, jedoch harmonisch in Erscheinung treten. Der Rhythmus und die Farbigkeit der bestehenden Fassade werden für den Neubau übernommen, jedoch in Konstruktion als auch architektonischer Ausformulierung nach neuen Sichtweisen ausgeführt. Die Dachhaut muss vollständig ersetzt und nach heutigen Anforderungen an die Wärmehülle neu aufgebaut werden, sodass Nutzungen bis unters Dach möglich werden. Beim Neubau wird das Dach neu interpretiert und ein „Auge zur Stadt“ geschaffen. Das nimmt den Dialog zwischen dem Areal „Gleis Nord“ über die Bahngeleise zum Stadtzentrum auf. Archive, Druckerräume und die Erschließungskerne werden in der Mittel-zone angeordnet. Die Fassade bleibt rund herum frei für Arbeitsplätze, Sitzungszimmer und Aufenthaltsbereiche. Es ist sowohl eine Einteilung in Zellenbüros möglich wie auch eine offene Raumgestaltung für Großraumbüros. Das Erdgeschoss ist gegen die Bahnseite überhöht, eine große Öffnung stellt einen Bezug des Bürogebäudes zum Bahnraum her. Im hinteren Zwischengeschoss wird eine Galerie ausgebildet. Für die Büronutzer ist im Erdgeschoss eine Kantine vorgesehen. Im Raum hinter dem „Stadt-Auge“ ist eine After-Work-Bar vorstellbar, wo man sich nach Feierabend trifft und die Aussicht über die Stadt genießt. T Projektdaten Baufeld B, C Gleis | Nord: „Stadt-Auge“ für Industrieareal (www.gleisnord.ch) Wohnen mit industriellem Charakter 73 Wohnungen Im nördlichen Flügel des U-Gebäudes werden Loftwohnungen angeordnet. Der industrielle Charakter soll in den Wohnungen lesbar bleiben. Minimale Eingriffe generieren ein offenes Wohnen. Küchen- und Badblocks werden in die bestehende Struktur als vorfabrizierte Elemente eingefügt, die in Material und Form an die Silos der HERO erinnern. Der Dachraum wird ausgebaut, sodass großzügige Maisonettewohnungen entstehen. Im Gebäude CA befinden sich die Single-Wohnungen. Die prominenteste Ecke des Gebäudes ist auf der Nordwestseite mit den Wohnungseingängen. Über ein großzügiges Entree gelangt man in den offenen, nach Süden ausgerichteten Wohn- und Essbereich. BGF Bürofläche: 10.000 m BGF Atelier: .000 m BGF Erleben: 1.000 m BRI: ca. 95.000 m3 Büros mit freiem Blick Das Bürogebäude CB ist in seiner Gebäudetiefe für eine dreizonige Anordnung optimiert. Nebennutzungen wie Sanitärräume, greenbuilding Städtebaulicher Architektenwettbewerb Auslober: Losinger Construction AG, Zürich Wettbewerbsteam ATP kfp, ATP sphere (www.atp.ag): Alfred Wegmann, Xavier Temme, Matthias Wehrle, Marc Eutebach, Corinne Bader, Caroline Winkler, Paul Ohnmacht, Stefan Bossard, Stefan Fuchs, Tanja Bernet, Anja Peter Renderings: Linus Stolz und Gerhard Schmid Haustechnik: Gernot Haslinger Landschaftsarchitektur: asp Landschaftsarchitekten, Zürich, Kaspar Hartmann gb1110_07_Lenel.qxd:greenbuilding 30 10.12.2013 14:20 Uhr Seite 30 Planen Foto: Kämpfen für Architektur AG, Zürich 1 MINERGIE-ECO® 2011 weiterentwickelt Schweizer Label für gesunde und ökologische Gebäude Fünf Jahre nach seiner Lancierung wurde das Schweizer Zertifikat MINERGIE-ECO® überarbeitet, um es aussagekräftiger, einfacher und praxisorientierter zu gestalten. In der neuen Version wird das Gewicht stärker auf die Projektphase verlagert, hinzu kommen die Berechnung der grauen Energie und eine Bewertung mittels Ampelsystem. Text: Severin Lenel Grafiken: intep Integrale Planung GmbH Seit 2006 können in ökologischer Bauweise errichtete Gebäude mit dem Label MINERGIE-ECO® ausgezeichnet werden. Es ist eine Ergänzung zu den Labels MINERGIE®, MINERGIE-P® oder MINERGIE-A®. Während bei MINERGIE®-Gebäuden die Aspekte Komfort und Energieeffizienz betrachtet werden, liegt bei MINERGIE-ECO® das Hauptaugenmerk auf Gesundheit und Bauökologie. Seit der Einführung wurden über 300 Gebäude nach MINERGIEECO® zertifiziert. Das Label hat somit eine hervorragende Akzeptanz im Schweizer Markt gefunden. Nach fünf Jahren beinahe unveränderter Anforderungen war es deshalb an der Zeit, das Verfahren zu überprüfen. Mit der Version MINERGIE-ECO® 2011 wurde das Zertifizierungsverfahren optimiert und die Anwendbarkeit auf Modernisierungen ausgeweitet. Das Schwergewicht bei der Überarbeitung lag nicht bei einer Ergänzung der Kriterien, sondern auf der Verbesserung der Aussagekraft bei gleichzeitiger Vereinfachung des Verfahrens und verstärkter Praxisorientierung. Damit wird beabsichtigt, den Vorsprung in diesen Bereichen gegenüber anderen Labels wie DGNB oder LEED auszubauen. greenbuilding gb1110_07_Lenel.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:20 Uhr Seite 31 31 Planen 1 Die Nullenergiesiedlung „SunnyWatt“ (Architekt: Kämpfen für Architektur AG, Zürich) im Kanton Zürich wurde als erste energieautarke Siedlung der Schweiz MINERGIE-P-ECO-zertifiziert. Passive und aktive Sonnenenergienutzung (Sonnenkollektoren und Photovoltaikanlage), vorgefertigte Holzbauweise und ökologische Baumaterialien zeichnen sie aus. zwischen 2006 und 2011 (provisorische und definitive Zertifikate). 3 Die Ergebnisdarstellung von MINERGIE-ECO® zeigt auf einen Blick, wie das Vorhaben bewertet wird. 2 Anzahl der MINERGIE-ECO®-Zertifizierungen 2 !" # 2 EBF 250 MJ/m !"# 3 Einfacheres und zugleich präziseres Verfahren – eine Herausforderung Das bisherige Verfahren, das noch bis Juni 2012 angewendet werden kann, gründet auf Vorgaben zu den Kriterien Lärm, Raumluft, Rohstoffe, Herstellung und Rückbau. Diese Vorgaben wurden größtenteils aus den bestehenden Instrumenten des Vereins eco-bau übernommen, der sich bereits seit Jahrzehnten mit dem Thema des nachhaltigen Bauens beschäftigt. Besonders zu erwähnen sind dabei die eco-BKP, welche Vorgaben für die meisten Arbeitsgattungen enthalten. Die Methodik der eco-BKP basiert auf einem Best-of-Class-Ansatz, das heißt, es werden die ökologisch besten Varianten innerhalb einer Funktionseinheit gekennzeich- greenbuilding net. Das funktioniert aus methodischer Sicht hervorragend, hat aber einen gewichtigen Nachteil: Die Funktionseinheiten können nur innerhalb der einzelnen BKP bewertet werden, womit beispielsweise ein Vergleich zwischen einer Fassadenverkleidung aus Faserzement (BKP 215) und einer Kompaktfassade (BKP 226) nicht möglich ist. Dies war einer der Gründe, weshalb man sich in der neuen Version von MINERGIE-ECO® teilweise von den Vorgabenkatalogen löst und in der Phase „Ausschreibung/Realisierung“ sogar ganz darauf verzichtet. Neu eingeführt wird eine Berechnung der grauen Energie, die auf dem Mengengerüst des behördlichen Energienachweises nach SIA-Norm 380/1 aufbaut und mit dem SIA-Merk- gb1110_07_Lenel.qxd:greenbuilding 32 10.12.2013 14:20 Uhr Seite 32 Planen blatt 2032 „Graue Energie von Gebäuden“ kompatibel ist. Da die graue Energie als Umweltindikator während der Herstellung und Verarbeitung viele Aspekte wie Rohstoffverbrauch oder Umweltbelastung ausreichend genau abbildet, kann auf viele der Vorgaben verzichtet werden. Die entstehende Gesamtsicht über die verwendeten Materialien und deren Menge ergibt eine bedeutend präzisere Aussage zur Umweltwirkung eines Gebäudes. Einige Aspekte lassen sich nicht mit einer Berechnung erfassen, wie die Verwendung von Recyclingbeton oder der Einsatz von Holz mit Nachhaltigkeitslabels. Deshalb wird weiterhin ein Vorgabenkatalog benötigt, welcher aber im Umfang auf ein Drittel reduziert werden konnte. !"# !"#$% " $ +,-. (&) (&) # &' (&) *# + 4 Verschiedene Instrumente können bei MINERGIE-ECO® 2011 zum Einsatz kommen. Projektphase erhält mehr Gewicht Nach wie vor müssen die Unterlagen für die Zertifizierung zu zwei Zeitpunkten – nach Projektabschluss und vor Abschluss der Realisierung – eingereicht werden. Bei MINERGIE-ECO® 2011 wird das Gewicht stärker auf die Projektphase verlagert. Die Erfahrung aus der Zertifizierung hat gezeigt, dass dort die größten Hürden liegen, weil die konzeptionellen Aspekte den höchsten Einfluss auf die Nachhaltigkeit eines Gebäudes haben. Zudem soll den Anwendern vermehrt Hilfe bei der Umsetzung der Vorgaben während der Ausschreibung und Realisierung angeboten werden. Dies wird mit einer Checkliste umgesetzt, die sich auf diejenigen Vorgaben bezieht, die der Antragsteller beabsichtigt umzusetzen. Darin werden vor allem die durchzuführenden Arbeitsschritte bei Ausschreibung und Realisierung sowie die zur Dokumentation benötigten Nachweise aufgelistet. Bewertungsverfahren mit Ampelsystem Die meisten Nachhaltigkeitslabels im Baubereich kennen verschiedene Zertifizierungsniveaus (zum Beispiel LEED: Certified, Silver, Gold, Platinum). Im Unterschied dazu verfolgt MINERGIE den Ansatz, die verschiedenen Anforderungsstufen als eigenständige Produkte (MINERGIE, MINERGIE-P, MINERGIE-A) zu vermarkten. Dabei stellt ECO einen Zusatz dar, der mit allen Produkten frei kombinierbar ist. Weil Zertifizierungsstufen fehlen, lautet das Ergebnis des Zertifizierungsprozesses nur bestanden oder nicht bestanden. Der Weg dazu weist dennoch verschiedene Stufen auf: Im neuen Bewertungssystem von MINERGIE-ECO® 2011 wird ein Ampelsystem verwendet. Die Teilergebnisse werden – mit Ausnahme der Aus- schlusskriterien, die lückenlos umgesetzt werden müssen – mit Hilfe von zwei Schwellenwerten, die anhand einer Untersuchung von rund 30 Fallbeispielen festgelegt wurden, in Grün, Gelb oder Rot eingeteilt. Ein rotes Teilergebnis führt dazu, dass keine Zertifizierung erfolgen kann. Eine grafische Ergebnisdarstellung erlaubt es, die Resultate auf einen Blick zu erfassen und zu interpretieren. Gute Instrumente sind zentraler Faktor für eine breite Akzeptanz Für die Berechnung der grauen Energie steht der elektronische Bauteilkatalog (www.bauteilkatalog.ch) zur Verfügung. Dieser erlaubt die Auswahl und Anpassung von vordefinierten Bauteilen, die Erfassung der Ausmaße und die Darstellung der Ergebnisse in Bezug auf die von MINERGIE-ECO® festgelegten Schwellenwerte. Die Bewertung der Tageslichtsituation erfolgt wie bisher mit einem Excel-Tool, das um die Möglichkeit erweitert wurde, Modernisierungen zu erfassen. Mittels Softwarebausteinen wurden die Grundlagen für ein vollständig integriertes Instrument geschaffen, das die gleichzeitige Berechnung von Betriebsenergieverbrauch und grauer Energie sowie die Ausgabe der Ergebnisse gemäß SIA-Norm 380/1 (Thermische Energie im Hochbau), SIA-Norm 380/4 (Elektrische Energie im Hochbau), SIA-Merkblatt 2031 (Energieausweis für Gebäude), SIA-Merkblatt 2032 (Graue Energie von Gebäuden), MINERGIE bzw. MINERGIE-P sowie MINERGIE-ECO® erlaubt. Da die Datenerfassung nur einmal erfolgen muss und kein Wechsel zwischen verschiedenen Werkzeugen notwendig ist, wird es bedeutend einfacher ein Projekt zu optimieren. Dipl. Arch. (FH) Severin Lenel Jg. 1969; diplomierter Umweltingenieur, EMBA HSG; Leiter der Zertifizierungsstelle MINERGIE-ECO® in St. Gallen und Geschäftsführer der Intep-Integrale Planung GmbH in Zürich und St. Gallen. www.intep.com MINERGIE-ECO® 2011 macht mit diesen Anpassungen einen großen Schritt in Richtung eines integrierten Ansatzes, der eine möglichst einfache und praxisnahe Anwendung erlaubt. Auf diese Weise will das Label dem Ziel einer nachhaltigeren Bauweise in der Schweiz näher kommen. T greenbuilding Bauen Quelle: Andreas Zimmermann Architekten AG 1 Wohnhaus mit Glasfaserbewehrung für MCS-Erkrankte Baubiologisches Pilotprojekt Mit einem Pionierprojekt will die Stadt Zürich Wohnmöglichkeiten für schwer Umwelterkrankte unterstützen. Derzeit entsteht im Quartier Leimbach ein Wohnhaus mit 15 Wohnungen, das hohen baubiologischen Ansprüchen genügt. Bei dem Bau galt es von Anfang an zwei wichtige Aspekte zu beachten: Zum einen sollen primär mineralische Baustoffe verwendet werden, da diese nahezu emissionsfrei sind. Zum anderen müssen Richtlinien der Elektrobiologie erfüllt werden. Die gesamte Konstruktion wurde daher weitestgehend stahlfrei konzipiert. Text: Rosa Imân Demirlikaya Für Menschen, die an MCS – Multipler Chemikalien-Unverträglichkeit (Multiple Chemical Sensitivity) erkrankt sind, ist es kaum möglich, geeigneten Wohnraum zu finden. Sie reagieren bereits auf geringste Chemikalienkonzentrationen sowie elektromagnetische Felder in ihrer Umgebung mit körperlichen Beschwerden bis hin zu chronischer Erschöpfung. In der Schweiz leiden ca. 5.000 Betroffene unter dieser Krankheit, in Deutschland wird die Zahl auf mehrere Zehntausend geschätzt. Wer stark von MCS betroffen ist, kann keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen und sieht sich zunehmend sozial isoliert. greenbuilding 33 1 Das am südlichsten Siedlungsrand gelegene Grundstück wurde nach umfassenden baubiologischen Untersuchungen von der Stadt Zürich zur Verfügung gestellt. Dieser Bau ist für die 2008 gegründete Wohnungsbaugesellschaft Gesundes Wohnen MCS eine Errungenschaft. Bauen Das 1.214 Quadratmeter große Grundstück in Zürich-Leimbach wurde für dieses spezielle Bauvorhaben gründlich evaluiert. Auf 875 Quadratmetern entstehen insgesamt 15 Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen. Ausgeführt wird das bisher einzigartige Projekt von Andreas Zimmermann Architekten, Zürich. „Eine besondere Herausforderung ist die Materialfindung. Alle Materialien, welchen die Mieter ausgesetzt sind, wie Putze, Bodenbeläge, Fugen etc., müssen an einer Gruppe von MCS-Betroffenen getestet werden. Teilweise gestaltet sich durch Fehlschläge die Suche nach einem geeigneten Material sehr aufwändig, und an sich lineare Planungsprozesse können nur erschwert eingehalten werden. Dies erfordert einen großen Einsatz und die Neugier aller am Projekt beteiligten Planer, da die Aufgabengebiete stärker als bei konventionellen Aufgaben ineinander greifen“, so Andreas Zimmermann. Das Konzept hat mit seinem durchdachten Zwiebelschalenprinzip überzeugt und ging 2010 aus einem Studienauftrag als Siegerprojekt hervor. Ende Mai 2012 wurde der erste Spatenstich gefeiert, der Erstbezug soll bis Ende diesen Jahres erfolgen. Die Baukosten dieser Spezialwohnungen werden voraussichtlich bei ca. 6 Millionen Schweizer Franken liegen. Quelle: Andreas Zimmermann Architekten AG 34 2 Am Modell lässt sich das Zwiebelschalenprinzip ablesen: Vom inneren Kern aus gelangt man nach und nach über „reinigende“ Schleusen in die Aufenthaltsräume an den Außenseiten des Gebäudes. Das Zwiebelschalenprinzip Quelle: Heyer Kaufmann Partner, Bauingenieure AG, Zürich Der Grundriss entwickelt sich punktsymmetrisch um einen Kern aus Treppenhaus und Lift und ist nach den spezifischen Anforderungen der MCS-Erkrankten aufgebaut. Die Betroffenen sollen sich mit dem Durchschreiten der Raumfolge Garderobe/Schleuse – Diele/Badezimmer – Schrankraum – Schlafraum kontinuierlich von Verschmutzungen der Außenwelt (Dreck, Staub, Gerüche) reinigen können. Eine weitere Besonderheit des Gebäudes liegt in der Betonarmierung. Um negative elektrobiologische Einflüsse zu minimieren, werden die Betondecken und -wände der Ruheund Erholungsräume mit der Glasfaserbewehrung Schöck ComBAR bewehrt. Das deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) hat die Glasfaserbewehrung geprüft und den Stab mit 16 Millimeter Durchmesser allgemein bauaufsichtlich zugelassen. Ergänzende Zertifizierungen Quelle: Heyer Kaufmann Partner, Bauingenieure AG, Zürich 3 3 Für die Decken der zukünftigen Aufenthaltsbereiche wurde Glasfaserbewehrung eingesetzt. 4 Die Glasfaserbewehrung Schöck ComBAR ist nicht magnetisierbar, leitet keine elektrischen Ströme, ist korrosionsresistent und wesentlich leichter als Betonstahl. Die Zugfestigkeit liegt bei allen Durchmessern über 1.000 N/mm2, die Dauerhaftigkeit in Beton nachweislich bei über 100 Jahren. Das Verbundverhalten ist Betonstahl ebenbürtig. 4 greenbuilding Bauen gibt es für die Niederlande, die USA und Kanada. Außerdem hat die Bewehrung 2011 das Prüfsiegel des Instituts für Baubiologie Rosenheim (IBR) erhalten. Diese Auszeichnung erhalten Produkte und Produktionsverfahren, die baubiologisch unbedenkliches Wohnen und zugleich den Schutz der Umwelt sicherstellen. Vermeidung von Erdmagnetfeldverzerrungen Eine Verzerrung des natürlichen Erdmagnetfelds kann durch Stahlteile hervorgerufen werden, die sowohl in Einrichtungsgegenständen als auch in Bauteilen vorkommen. „Durch den Einsatz der alternativen Glasfaserbewehrung kann die Verzerrung insbesondere in Erholungsbereichen vermieden werden. Zudem kann gewährleistet werden, dass diese Bereiche nicht durch in Armierungseisen wandernde Kriechströme negativ beeinflusst werden“, erklärt Zimmermann. Denn bei ähnlichen Verbundeigenschaften wie von Stahl ist die Glasfaserbewehrung weder elektrisch leitend noch magnetisierbar. Um die tatsächlichen Veränderungen magnetischer Gleichfelder durch Stahl nachweisen zu können, führte das Ingenieurbüro Dr. Moldan Umweltanalytik bereits Anfang des Jahres 2012 Messungen durch und stellte fest, dass durch den Einsatz von ComBAR in Betonbauteilen die Verzerrung des Erdmagnetfeldes ausgeschlossen wird. Zu diesem Schluss kam auch Andy Schmidiger vom Zentrum für Elektrobiologie und anverwandte Fragen, Retschwil/ Schweiz, der eigens für das Züricher Bauvorhaben als Elektrobiologie-Spezialist beauftragt wurde. Aufgrund seiner Empfehlung werden umfangreiche Maßnahmen umgesetzt, um schädigende Einflüsse durch hoch- und niederfrequente elektromagnetische Felder zu verringern. „Basierend auf den fünf Bausteinen der Elektrobiologie konnten viele Maßnahmen umgesetzt werden“, erklärt Schmidiger. „Wie bereits erwähnt, wirkt sich der Einsatz der Glasfaserbewehrung anstelle der üblichen Stahlarmierung positiv auf die Magnetfeldverzerrung aus. Um weitere vorhandene geopathogene oder anderweitige Störzonen (Erdstrahlen) messbar auszugleichen, wird 35 unter dem Bodenbelag flächendeckend ein NIP-Netz verlegt, auf welchem Grundfrequenzen des ungestörten Erdmagnetfeldes gespeichert sind.“ Dadurch entsteht im ganzen Gebäude ein elektromagnetisches Biofeld und somit eine optimale Raumenergie. Um niederfrequente elektrische Wechselfelder ausgleichen zu können, werden alle Installationen mit geschirmten, halogenfreien Kabeln ausgeführt. Dadurch ergeben sich Messwerte von 0,2 V/m. In handelsüblichen Bauten werden im Vergleich dazu Werte von 10 bis 200 V/m gemessen. Um die Werte der niederfrequenten magnetischen Wechselfelder möglichst tief zu halten, sind sternförmige Leitungsführungen sowie eine vernünftige Platzierung von Elektroapparaturen und Leitungen vorgesehen. Die Glasfaserbewehrung trägt auch hier zu einem positiven Ergebnis bei. Für den Schutz vor hochfrequenten elektromagnetischen Wellen, z. B. Mobilfunkstrahlung, werden das Dach sowie die Fassade mit einer Hochfrequenz-Abschirmung versehen. Mittels eines sternförmig aufgebauten Erdungs- und Potenzialausgleichskonzeptes und weiteren Maßnahmen werden Streuströme auf ein Minimum reduziert. Auch hier ist der Einsatz von Glasfaserbewehrung hilfreich. Spezielle Baustelle Die Vorgabe, Schadstoffe möglichst zu vermeiden, prägt auch die Arbeitsweise auf der Baustelle. Es gilt beispielsweise absolutes Rauchverbot. Beim Baubetrieb sollen möglichst keine Chemikalien zum Einsatz kommen. Montageschäume und Spraydosen dürfen nicht eingesetzt werden. Der Zeitplan gestaltet sich wesentlich straffer als üblich, da beim Betonieren weder Fließmittel, Verzögerer oder sonstige Betonzusatzmittel verwendet werden dürfen. Sämtliche Betonarbeiten wurden deshalb noch vor Einbruch des Winters abgeschlossen. Weitere Informationen zum Thema Elektrobiologie: www.spini.ch, www.mensch-und-technik.ch www.schoeck.de Anzeige für Windows und Mac 5 Jahre = 1 CD Neu 2008–2012 • alle Ausgaben von 2008 bis 2012 auf 2.310 Seiten im Original-Layout für nur € 29,80 Bestell-N • komfortable Volltextsuche quer durch r. 847 € 29,80 alle Ausgaben • 20 % Rabatt für alle Käufer älterer Archiv-CDs! 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Dafür suchte er eine homogene Bauweise, mit der sich einerseits alle architektonischen Besonderheiten flexibel umsetzen ließen, die andererseits aber auch eine schnelle und einfache Errichtung des Gebäudes sicherte. Gleichzeitig sollte ein möglichst energieeffizientes Haus entstehen, das durch eine leistungsstarke Dämmung den Energieverbrauch und damit die Unterhaltskosten auf ein Minimum reduziert. Mit seiner ausgeprägten Vorliebe für den Baustoff Beton stand für Urs Sigrist schon bald der Entschluss fest, für sein Haus eine monolithische Konstruktion in Sichtbetonoptik zu wählen. „Beton ist für mich ein schlichtes, aber auch sehr ästhetisches und markantes Material, das eine besondere Klarheit ausstrahlt“, erklärt der Architekt, der schon zahlreiche Kunstobjekte aus Beton erschaffen hat. „Er erschließt besonders in der architektonischen Gestaltung neue, kreative Chancen und ermöglicht als Sichtbeton den Bau von Objekten mit ganz eigenem Charakter.“ Das dreistöckige, in den Hang hineingebaute Haus steht zurückgesetzt auf der Doppelgarage und hat einen trapezförmigen Grundriss. Das Gebäude ist mit seiner größten Fenster- und Fassadenfläche bewusst nach Süden ausgerichtet, während sich nach Norden die kleinste Fassadenfläche mit nur einem Fenster befindet. „Der trapezförmige Grundriss und der kubische Baukörper sind die ideale Form, um ein Maximum an Sonneneinstrahlung zu er- greenbuilding gb21004_07_liapor.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:22 Uhr Seite 37 Bauen 1 Der monolithische Gebäudekubus aus Liapor-Isolationsbeton nutzt die Sonneneinstrahlung maximal aus und sorgt mit seiner hohen Wärmespeicherkapazität für ein behagliches Raumklima bei niedrigen Energiekosten. 2 Die größte Fassadenfläche ist nach Süden ausgerichtet, um ein Maximum an Sonnenenergie aufnehmen zu können. Die Wärme wird zeitverzögert ins Innere abgegeben. 2 zielen“, erklärt Sigrist. „Die Außenwände aus Isolationsbeton wirken dabei als großer Wärmespeicher.“ Die über die Fenster in das Gebäude eingefangene Sonnenenergie wird zeitverzögert in den Abend- und Nachtstunden dem Wohnhaus zugeführt. Für zusätzliche Wärme sorgt ein Holzspeicherofen im Erdgeschoss, die Warmwasseraufbereitung erfolgt über die auf dem Dach installierte Solaranlage. Idealer Wärmespeicher unter rauer Fassade Um eine maximale Wärmespeicherung der Gebäudehülle zu erzielen, wurden alle Außenwände 45 Zentimeter dick monolithisch aus Liapor-Isolationsbeton gegossen. Die Zwischendecken bestehen aus Normalbeton, die Innenwände wurden in Leichtbauweise errichtet. Die monolithische Bauweise zeichnet sich dabei nicht nur durch die auffällige Optik mit ihrer rauen Oberflächenstruktur und die hervorragende Wärmedämmung aus, sondern auch die Bauzeit des Gebäudes hat sich durch diese Bauweise stark verkürzt. So dauerte die Errichtung des Rohbaus gerade einmal vier Monate, und nach Abschluss des Innenausbaus konnten Urs Sigrist und seine Familie im März 2009 das neue Domizil beziehen. Dennoch waren einige Vorarbeiten nötig, um die richtige Betonrezeptur für die Außenwände zu finden. In André Peng, Liapor-Verkaufsberater in der Schweiz, fand Urs Sigrist einen kompetenten Partner, der in Zusammenarbeit mit dem Betonwerk Sidler in Nottwil die Mixtur für den richtigen Beton entwickelte. Nach umfangreichen Betonversuchen und der Erstellung von Musterwänden war die ideale Mischung gefunden: ein Liapor-Isolationsbeton der Körnung 0/8 Millimeter mit F 4/8 Millimeter und Liaver-Blähglas 1-4 Millimeter. Zusätzlich kamen Portlandcement, Flugasche, Fließmittel, Luftporenbildner und Stabilisatoren zum Einsatz. Die Verarbeitung der rund 120 Kubikmeter Leichtbeton übernahm die Birrer Bauunternehmung AG in Knuttwil, die Schalungszeit betrug rund vier Tage. Die Außenwände des Erd- und Obergeschosses greenbuilding wurden dabei in einer Etappe über die gesamte Gebäudehöhe von ,5 Metern betoniert. Dadurch konnten Wärmebrücken an den Deckenrandzonen auf ein Minimum reduziert werden. Gleichzeitig sorgte diese Bauweise für einen besonders schnellen Baufortschritt. Zudem eignet sich das Material bestens für monolithisches energieeffizientes Bauen, da es neben den hervorragenden Wärmedämmeigenschaften und der geringen Rohdichte auch die Anforderungen an Tragfähigkeit, Wärme- und Feuchteschutz in der Regel sehr viel besser als herkömmlicher Beton erfüllt. Dies er-möglichen die zugegebenen Blähtonkugeln und Rezepturen, die sich auf jedes Bauvorhaben individuell und flexibel anpassen lassen. Der beim Objekt Sigrist verwendete Isolationsbeton hat die Festigkeitsklasse LC8/9 und bietet mit einem Lambda-Wert von 0,2 W/mK einen guten Dämmwert. Ein zusätzlicher Wärmeschutz für die Außenwände des Hauses war damit nicht erforderlich. Außen und innen markante Sichtbetonoptik Nach dem Ausschalen wurden die Betonoberflächen im Außenbereich mit einem Hydrophobierungsmittel behandelt. Zum Wohnraum hin wurde eine farblose Tiefengrundierung aufgetragen, im Bereich der Nasszellen kam anstelle von Wandplatten eine farblose PU-Beschichtung auf den Beton. Damit strahlt das Gebäude innen wie außen durch seine markante Sichtbetonoptik eine ganz eigene Kraft und Klarheit aus. In Kombination mit der kubischen Gebäudeform entstand ein unverwechselbares Haus mit besonderem Charakter. Auch von den klimatischen Vorzügen des Isolationsbetons konnte sich Familie Sigrist während der Sommermonate überzeugen. „Im Inneren des Hauses herrscht ein ausgeglichenes, behagliches Raumklima, in dem wir uns alle sehr wohlfühlen“, so der Architekt. Die Außenwände wirken wie eine bauliche Klimaanlage – auch außerhalb der Heizperiode. T gb1101_07_Sauter.qxd:greenbuilding 3 10.12.2013 14:24 Uhr Seite 38 Bauen 1 „The Cube“, der Neubau der Deutschen Börse in Eschborn bei Frankfurt am Main wurde als erstes deutsches Bürohochhaus mit der LEED Zertifizierung in Platin ausgezeichnet. 2 Blick in die verglaste Halle: Durch Brücken, Stege, Treppen und Besprechungskuben entsteht ein dreidimensionaler Kommunikationsraum. Neubau der Deutschen Börse zertifiziert The Cube trägt LEED® in Platin „The Cube“, die neue Zentrale der Gruppe Deutsche Börse in Eschborn, wurde als erstes Bürohochhaus in Deutschland mit dem LEED-Zertifikat in Platin für nachhaltige, umweltfreundliche Gebäude ausgezeichnet. Zu diesem Erfolg hat auch das in der Schweiz ansässige Unternehmen SAUTER mit seinen innovativen Energiemanagementsystemen, der energieeffizienten Raumautomation und Klimaregelung beigetragen. Text: Dorotheé Kössler, SAUTER Fotos: EB-Partner GmbH & Co. KG wEnde Juli fertig gestellt, Ende Oktober 2010 ausgezeichnet – der Neubau der Deutschen Börse besticht nicht nur durch moderne Architektur, sondern auch durch modernste Technik zur Minimierung des Energieverbrauchs. Das 90 Meter hohe Bürogebäude mit 53.000 Quadratmetern Fläche auf 21 Geschossen erhielt deshalb auch das Zertifikat Platin, den höchsten Standard des international anerkannten Klassifizierungssystems LEED® für umweltfreundliches, ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen. Die Deutsche Börse schenkt der Umweltfreundlichkeit sowie der Nachhaltigkeit ihres neuen Gebäudes bei der Planung, beim Bau und beim Betrieb besondere Beachtung. So werden etwa energiesparende Anlagen zur Wärmerückgewinnung eingesetzt, Elektrizi- tät mittels Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt sowie Solarenergie genutzt. Das ökonomisch effiziente, ökologische Planungskonzept von Ebert-Ingenieure wurde mit innovativen Gebäudemanagementlösungen von SAUTER (www.sauter-controls.com) realisiert. Im neuen Börsengebäude kommt Technik der schweizerischen Unternehmensgruppe von Energiemanagementsystemen über Raumautomation bis zur Klimaregelung zum Einsatz. „Wir setzen auf nachhaltige Energieeffizienz und wollen den Einsatz erneuerbarer Energien im Gebäudemanagement der Zukunft vorantreiben. Deshalb freuen wir uns mit der Deutschen Börse über LEED Platin – eine Auszeichnung, die sich sehen lassen kann“, betont Bertram Schmitz, Geschäftsführer von SAUTER. greenbuilding gb1101_07_Sauter.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:24 Uhr Seite 39 Bauen LEED-Kriterien von Gebäudeautomation beeinflusst Sowohl die LEED-Kriterien „Energiebedarf“als auch „Raumluftqualität und Behaglichkeit“ werden von der Gebäudeautomation maßgeblich beeinflusst. Die modulare Systemfamilie EY-modulo 5 wurde 2009 in Frankfurt auf der Kongressmesse „GebäudeEffizienz“ als bestes System ausgezeichnet. Eine angenehme, energieoptimierte Raumatmosphäre ermöglicht ein effizientes Arbeitsklima. Zukunftsorientiert sollen die Büroräume flexibel eingeteilt und jederzeit neu zugeordnet werden können, was durch die Raumcontroller ermöglicht wird. Die Regelung der Raumlufttemperatur erfolgt mittels Heiz-/Kühldecken sowie mit Ventilantrieben der neusten Generation. Bereits während der Installationsphase zeichneten sie sich durch schnelle und verwechslungssichere Montage aus: Die steckbaren Anschlusskabel ließen sich vorkonfektionieren. Wetterprognosen ins Energiemanagement einbezogen – solare Effekte genutzt SAUTER sichert mit umfassenden Dienstleistungen den energieoptimierten Betrieb, steuert und regelt die Wärme- und Kälteerzeuger und berücksichtigt auch die solaren Effekte der äußeren Witterung. So werden Wetterprognosen in das vorausschauende Energiemanagement mit einbezogen, die Vorhersagen für die nächsten 4 Stunden sind in die Regelstrategie eingebunden. 39 Die gesamte Anlagensteuerung erfolgt mit dem Managementsystem novaPro Open. Von einem zentralen GM-Bedienplatz lassen sich alle Gewerke überwachen und nötigenfalls korrigieren. Nach Bedarf kann diese Überwachung auch von einem beliebigen anderen Standort aus mittels eines mobilen Gerätes über einen Web-Browser erfolgen. Energy Management Solution (EMS) ermöglicht die Visualisierung der gesamten Energieflüsse im Gebäude und vergleicht die Verbräuche mit historischen Daten, aber auch mit externen Benchmarks. So lässt sich der Energieverbrauch stets im Auge behalten und gegebenenfalls optimieren. EMS ist Teil von ECO10, dem 10-Punkte-Fitnessplan für energieeffiziente Gebäude. Dafür wurde SAUTER auf der diesjährigen Kongressmesse „GebäudeEffizienz“ in Frankfurt in der Kategorie beste Dienstleistung/Energy Service mit dem GebäudeEffizienz Award 2010 ausgezeichnet. T Das 199 eingeführte amerikanische LEEDTM (Leadership in Energy and Environmental Design) entwickelte sich zum erfolgreichen freiwilligen Zertifizierungssystem weltweit für nachhaltige Gebäude. Derzeit registrieren sich täglich neue LEED-Projekte mit einem Bauvolumen von rund 300 Mio. Euro. LEED bewertet Nachhaltigkeit anhand der sechs Hauptkriterien „Nachhaltige Baugelände“, „Wassereffizienz“, „Energie und Atmosphäre“, „Materialien und Ressourcen“, „Komfort und Innenraumklima“ sowie „Innovation & Planungsprozess“. Anzeige Fenster vergessen? Oder doch wieder nur eine kostenlose Falschinfo aus dem Internet? Besser arbeiten mit der BAULEXIKON-APP. Es lohnt sich! t t t t t t mehr als 18.500 Begriffe 400 neue Artikel neue Grafik und Funktionen laufende Aktualisierung Offline nutzbar für iOS und Android Für iOS und Android. Weitere Informationen erhalten Sie hier: www.schiele-schoen.de/Apps greenbuilding nur 14,99 Euro gb1104_08_Schneider.qxd:greenbuilding 0 10.12.2013 14:25 Uhr Seite 40 Bauen Erstes Schweizer Bürohaus aus Holz mit Minergie-P-Eco-Siegel „Green Offices“ mit „Mondholz“ gebaut Seit 35 Jahren arbeitet der Freiburger Architekt Dr. Conrad Lutz umweltbewusst mit einheimischem Holz. Er baute und nutzt das erste Bürogebäude der Schweiz, das das offizielle, selten vergebene Gütesiegel Minergie-P-Eco-Haus erhielt. Das mit natürlichen Baustoffen errichtete dreistöckige „Green Offices“ wurde gleich auf Anhieb im Jahr 2008 beim Wettbewerb Schweizer Energiesparhaus als Sieger seiner Klasse gekürt. Text: Richard E. Schneider Fotos: Dr. Conrad Lutz 1 Lange, schmale, unregelmäßig angeordnete Fenster sind ein Markenzeichen der Green Offices. Auf eine Glasfront, die im Sommer zu viel Wärme hereinlässt, wurde bewusst verzichtet. Für Frischluftzufuhr sorgt eine Leitung in Bodennähe. 2 Trotz der hölzernen Seitenwände entspricht das separat ausgeführte Treppenhaus den Brandschutzbestimmungen. Das Label Minergie bedeutet Niedrig-Energie-Haus, der Zusatz P Passivhaus und Eco steht für ökologisch. Für die Schweiz ist es der höchste Qualitätsstandard. Zwei bedeutende Preise, den Holzpreis „Prix Lignum“ sowie den „Watt d’Or“ des Schweizer Bundesamts für Energie erhielt Architekt Dr. Conrad Lutz vom Architekturbüro Lutz Architecte Sarl für den Bau von „Green Offices“. Es folgten gleich mehrere Anschlussaufträge für den Bau von Minergie-EcoHäusern aus dem benachbarten französischen Savoyen. „Für den Bau von Bürohäusern, in denen man sich bei der Arbeit wohlfühlt, ist Holz praktisch unverzichtbar“, betont der Westschweizer Architekt und Bauherr Dr. Conrad Lutz erlernte im Erstberuf technisches Bauzeichnen, bildete sich zum Architekten fort, errichtete ein eigenes Architekturbüro, promovierte und studierte danach Baubiologie an der Ecole Polytechnique Fédéral (EPF) in Lausanne. Er lehrt heute „Nachhaltiges Bauen“ an der Architekturschule Freiburg im Uechtikon. Er baut seit über 30 Jahren Häuser aus Holz: Wohngebäude, Wartungshallen für Omnibusbetriebe, Hallen zur Aufbewahrung von Streusalz, Kirchen und auch Bürohäuser greenbuilding gb1104_08_Schneider.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:25 Uhr Seite 41 Bauen 1 Architekt, der Materialien aus der einheimischen Umgebung aus guten Gründen präferiert. Für ihn bedeutet nachhaltiges Bauen sorgfältiger Umgang mit natürlichen Ressourcen, Beachtung von Schadstoff-Emissionen für Mensch und Umwelt, Biodiversität sowie klimatische Folgenabschätzung. Graue Energie zu wenig berücksichtigt „Wenig berücksichtigt wird noch die „graue Energie“, deutet Lutz auf eine oftmalige Lücke in der Energie-Bilanz. Darunter versteht er alle Maßnahmen, die Energie kosten und somit CO2- oder SO2(Schwefeldioxyd-)Emissionen verursachen. Holz aus fernen Zonen wie Afrika oder Südamerika zu importieren, lehnt er als ökologisch unsinnig ab: „Für ein solches Haus werden allein für den Transport des Materials an die Baustelle so viele Energieressourcen beansprucht und Treibhausgase emittiert, dass das fertige Energiesparhaus noch in 100 Jahren diesen Nachteil nicht wieder hereinholt!“ So kam das Buchen-, Tannen- und Eichenholz für sein „Green Offices“-Bürogebäude im Freiburger Vorort Givisiez aus den nahen Wäldern des Kantons. Der Architekt verzichtete auf viele moderne Baustoffe, die in Passivhäusern eingesetzt werden, weil deren Herstellung große Mengen „grauer Energie“ verschlingt. Insgesamt wurden nur neun Prozent der grauen Energie verbraucht, die für die Errichtung eines solchen Gebäudes gewöhnlich benötigt wird: Eine Energie-Einsparung von 91 Prozent, die auch dem Weltklima zugute kommt! Holzmenge in 25 Minuten nachgewachsen Offen rät der Westschweizer Architekt zu einheimischem Holz, das in puncto grauer Energie unschlagbar sei. Man kommt für den Bau von Büro- oder Wohnhäusern mit noch weniger grauer Energie als gegenwärtig aus, wenn der Architekt richtig plant. Sein Architekturbüro erstellt seit Jahren Konzepte für umweltfreundliche, ökologische, energieeffiziente Gebäude und erreicht Einsparungen, die nur noch 12 Prozent der offiziell erlaubten Energiemengen ausmachen. Beim Bau von „Green Offices“ wurde so genanntes Mondholz verwendet, das traditionell beim richtigen Stand des Mondes geschlagen wird. „Mondholz“ soll schneller trocknen, weniger reißen, dauerhafter, härter sowie weniger anfällig für Schädlinge und Pilze sein als normales Holz. „Und das Beste daran“, sagt Lutz „die 50 Kubikmeter Holz für das Bürohaus ‚Green Offices‘ entsprechen einer Holzmenge, die in unseren Wäldern in der Schweiz binnen 25 Minuten nachwächst.“ Viel Licht, Natur und angenehmer Geruch im Büro In weniger als einem Jahr war das dreistöckige Bürogebäude bezugsfertig. Auch vorgefertigte Bauteile kamen zum Einsatz. „Green Offices“ erhielt 0 cm dicke Außenmauern, die mit Holzfasern wärmegedämmt sind. Das Dach wurde hingegen mit leichterer Altpapier-Zellulose gedämmt. „Green Offices“ wurde dadurch zum ersten Bürohaus der Schweiz, das die im Eigenheimbau üblichen greenbuilding 2 Energiekenndaten Objektwert mit Minergie-PStandardwerten (Qh-HP): 38 MJ/m2 Objektwert mit effektiven Werten (Qh, eff ): 21,5 MJ/m2 Transmissionsverluste (QT) 11,1 MJ/m2 Lüftungswärmeverluste (QV) 10, MJ/m2 Interne Wärmegewinne (Qi) 75 MJ/m2 Solare Wärmegewinne (Qs) 128,7 MJ/m2 Ausnutzungsgrad für Wärmegewinne (Dg) 0,9 Wärmeerzeugung 1: Pelletofen: Heizung 100 %, Warmwasser 60 % Wärmeerzeugung 2: Sonnenkollektoren: Warmwasser 0 % Kontrollierte Lüftung: ja Gewichtete Energiekennzahl nach Minergie-P: 3,6 MJ/m2 gb1104_08_Schneider.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:25 Uhr Seite 42 3 3 Angenehme Farbgestaltung mit rot gestrichenem Fußboden, lehmverputzten Wänden und weißen Holzträgern an der Decke. Durch halbhohe Stellwände aus Holz sind die einzelnen Arbeitsplätze voneinander abgetrennt. So wird man beim sitzenden Arbeiten nicht gestört und kann durch einfaches Aufstehen jederzeit Blickkontakt herstellen. 4 Cafeteria als kommunikatives Zentrum mit hölzernen Trennwänden 5 Für viel Licht sorgt das große Dachfenster im Dachfenster. Objektdaten Projekt: Privates Bürogebäude, Givisiez FR Bauzeit: November 2006 bis Juli 2007 Bauherr/Architekt/Energieplaner Architecture Conrad Lutz SA, Green Offices, 1762 Givisiez Ingenieur: ING Holz Bois, Rte de la Fonderie 7, 1700 Fribourg Holzbau: Vonlanthen AG, Ried 9, 3185 Schmitten (alle Schweiz) Nutzung: Großraumbüro mit rund 0 Arbeitsplätzen Bruttogeschossfläche: 1.299 m2 EBF (korrigiert): 1.10,5 m2 Volumen SIA: 5.300 m3 Gebäudehüllfläche: 1.760,3 m2 Gebäudehüllziffer: 1,23 Anteil Fenster und Türen an der Gebäudehüllfläche: 0,17 % U-Werte Dach: 0,11 W/m2K U-Werte opake Außenwand: 0,11 W/m2K U-Werte Fenster: gesamt (Uw ) 0,95 bis 1,0 W/m2K Verglasung: (UG ) 0,6 (Nord: 0,5) W/m2K Rahmen: (Uf ) 1, W/m2K g-Wert: 0,5 W/m2K Boden über UG: 0,10 W/m2K Leistungen: Pelletheizung: 7,2 kWh/m2 Thermische Sonnenkollektoren: 2,6 kWh/m2, Fläche 6 m2 Mindeststandards beim Energieverbrauch übererfüllt. So genügt eine kleine Pelletheizung in der Eingangshalle zur Erwärmung des gesamten Bürogebäudes mit seinen rund 0 Arbeitsplätzen. Sie versorgt die Fußbodenheizung auf den drei Etagen mit warmem Wasser und offeriert ein angenehmes Raumklima. 20 °C im Winter werden als ausreichend empfunden. Für die 1.11 Quadratmeter Nutzfläche des Bürogebäudes werden im Durchschnitt nur sieben Kilowattstunden thermischer Energie pro Quadratmeter benötigt. Ein konventionelles Gebäude braucht die zehnfache Menge. Über Wärmedämmung hat Lutz viel nachgedacht und gerechnet. Für die Herstellung von einem Quadratmeter Wärmedämmung mit Zellulose aus Altpapier werden 28 kWh Energie benötigt. Ein niedriger Wert, weshalb er sich für Zellulose als Dämmstoff für Dach und Kellerdecke entschied. Für Glaswolle mit gleichem Dämmwert sind es bereits 16 kWh, für Schaumglas stolze 1.6 kWh. Seit 30 Jahren baut Lutz ökologisch mit Holz, weil es unter allen Baustoffen bei der Verarbeitung am wenigsten Energie verbraucht. Die tragende Konstruktion von „Green Offices“ besteht aus Holzpfeilern, die mit Balken zu einem Massivholzrahmen zusammengeleimt wurden. Das Gebäude in Kubusform hat eine glatte Außenfassade aus vorvergrauter Weißtanne. Das Fundament im Garagen-Tiefgeschoss wurde aus Beton errichtet, u. a. wegen der Belastung durch Autoabgase. Darüber verbaute Lutz auf drei Stockwerken Holz en masse, beispielsweise allein 1.299 Quadratmeter als Holzfußboden. Ganz aus Holz ist auch das aus Brandschutzgründen isoliert gebaute Treppenhaus. Nur die Treppenstufen sind aus Beton. Oben im Dach sorgt ein eingelassenes, großes, Dachfenster für genügend Lichteinfall, so dass auch elektrisches Licht eingespart werden kann. Die Decken für die einzelnen Etagen sind ebenfalls aus Holz. Sie wurden mit Zellulose gedämmt und mit umweltfreundlichen Farbkompositionen gestrichen. Es kamen ausschließlich Naturfarben zum Einsatz, d.h. Farben ohne Lösungsmittel. Als Bindemittel dienten Harze oder Kasein (Molke). Die Wände der Büroräume greenbuilding gb1104_08_Schneider.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:25 Uhr Seite 43 4 5 wurden mit Lehm verputzt. In Weiß gestrichen wurden die tragenden Holzelemente (Säulen) des Gebäudes. Sie sind mit einer 300 Millimeter dicken Holzfaserdämmung ummantelt. Die Wände sind meist hellbraun gestrichen, aus ungebranntem Lehm und mit Lehmputz beschichtet. Der ökologische Lehmputz mit Sandpigmenten wirkt sehr ästhetisch. Entgegen ursprünglicher Pläne verzichtete Architekt Lutz auf breite Fensterfronten, die in den wärmeren Jahreszeiten zu viel Wärme ins Innere der Büros leiten und die Installation einer Klimaanlage nötig gemacht hätten. Ein Frischluftgebläse sorgt jedoch dafür, dass die Raumtemeraturim Sommer 26 °C nicht übersteigt. Unisono loben die Mitarbeiter das prima Raumklima. Extrem sparsam im Energieverbrauch Genügend Interessenten fürs ökologische Bürohaus Energiesparen ist im „Green Offices“ angesagt. Der kleine Pelletofen am Eingang mit seinen 13 kW Wärmeleistung genügt vollständig für die Bereitstellung der thermischen Energie. Infolge der ausgezeichneten Gebäude-Dämmung kann die Körperwärme der anwesenden Beschäftigten, die Wärmeabstrahlung elektrischer Bürogeräte sowie der Beleuchtung genutzt werden. Dies deckt etwa ca. 20 Prozent des Wärmebedarfs. In den großen offenen Räumen sind Bewegungsmelder installiert, die den Energieverbrauch (Lampen!) automatisch reduzieren, wenn der Nutzer den Raum verlässt. Warmes Wasser wird in einem Boiler mit Strom erzeugt. Elektrische Energie produzieren sechs Quadratmeter Solarkollektoren auf dem Dach. Sie liefern besonders im Sommer viel Strom, der gegen Rückvergütung ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Mit diesen Einnahmen werden die Pellets für den Ofen im Winter angeschafft, so dass faktisch nur wenig Geld für die Heizung ausgegeben werden muss. Der Schweizer Architekt errichtete „Green Offices“ für seine eigenen Bedürfnisse, wollte aber auch gerne Mieter aufnehmen. Von Anfang an war ihm klar, dass dies nur an Umweltschutz und Energiesparen interessierte Firmen und Personen sein sollten. Seine Sorge, ob die passenden Mieter rasch zu finden wären, war völlig unbegründet. Es meldeten sich genügend Interessenten für das erste, nach ökologischen Gesichtspunkten gestaltete Bürohaus der Schweiz. Als das Architekturbüro Lutz Sarl einzog, waren bereits weitere fünf Firmen interessiert. Inzwischen sind es neun, auch beruflich untereinander vernetzte Mietparteien. Die Angestellten arbeiten in Großraum-Büros und verfügen im EG über eine gemeinsame Cafeteria/Kantine. T Holzspäne statt Wasser im WC Auch Wasser wird gespart. Das vom Dach rinnende Regenwasser wird in einer Zisterne aufgefangen. Auf der Toilette kommt es aus dem Wasserhahn zum Händewaschen. Verzichtet wird hier auf eine Wasserspülung mit einem jeweiligen Verlust von ca. drei bis fünf Litern gereinigtem, vorbehandeltem Wasser: Man wirft mit einer Schaufel ein Häufchen Holzspäne in das Klo. Die ganze Fracht ist geruchsneutral, 100 Prozent biologisch abbaubar und wird in einer geruchsfreien Gäranlage in einem Behälter im Keller gesammelt. Regelmäßig kommt ein Bauer vorbei, der damit seine Felder düngt. greenbuilding Richard E. Schneider ist freier Wissenschaftsjournalist und lebt in Tübingen. Nach einem Übersetzer-Studium arbeitete er als technischer Übersetzer in einem Maschinenbauunternehmen, studierte später Germanistik und Politische Philosophie an der Sorbonne in Paris und in Basel. Als freier Journalist widmete er sich zunächst der Gesundheitspolitik. 1995 war er Stipendiat der Max-Planck Gesellschaft für Wissenschaftsjournalisten und schreibt seitdem für Wissenschaftspublikationen, auch in französischer Sprache. gb1108_08_Heidelberger.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:26 Uhr Seite 44 Bauen Betonstruktur in Sinuskurven Grüner Rocksaum für Berliner Modezentrum Eine geschwungene Fassade und lichte, weite Innenräume kennzeichnen das neue Berliner Modezentrum Labels 2. Die ungewöhnlichen Sinusbögen aus Sichtbeton im Inneren und die geschwungene Fassade an der Außenseite des Gebäudes stellten Ingenieure und Betonspezialisten jedoch vor einige Herausforderungen. Text: Anke Biester/7W Textwerk, Fotos: Steffen Fuchs/Heidelberger Beton Wie der Saum eines Rockes umgibt die vorgehängte grüne Betonfassade das Gebäude an der Stralauer Allee 12: In unterschiedlich weiten Bögen scheint sie jedes Geschoss zu umschweben und schafft Privatsphäre für die Innenräume. Hier, im großen Berliner Ansiedelungsprojekt Mediaspree, in dem sich Zukunftsbranchen etablieren, wird auch Mode inszeniert. Nach dem Erfolg von Labels 1 präsentiert sich mit Labels 2 ein charaktervolles Gebäude direkt auf dem Nachbargrundstück. Ein ikonisches Bild vom Gebäude Verantwortlich für den Entwurf ist das Büro HHF Architekten. Dabei orientierten sich die Schweizer am Konzept von Labels 1: Die hohen Räume und die besondere Atmosphäre der umgebauten denkmalgeschützten Lagerhalle kamen bei den Modelabels gut an. So sollte der Neubau denn auch autonom neben dem Altbau stehen, aber doch, ähnlich wie dieser, durch seine Struktur das 1 Wie ein Rocksaum schwingt sich die Betonfassade um den Neubau des Berliner Modezentrums Labels 2 in der Mediaspree nahe der Oberbaumbrücke. Innenleben gestalten. „Wir wollten eine Struktur schaffen, die ein ikonisches Bild vom Gebäude entwirft“, so Tilo Herlach von HHF Architekten. Ziel war es, dem Neubau eine Gesamtoptik zu geben, die selbst dann erhalten bleibt, wenn die verschiedenen Modelabels mit ihren eigenen Innenarchitekturkonzepten eingezogen sind. Die Architekten entschieden sich für eine Bogenstruktur und griffen damit die charakteristischen Korbbogenfenster des Nachbargebäudes von Labels 1 auf. Sie konnten gleichzeitig eine Raumhöhe bis zu viereinhalb Metern und Fensterspannweiten bis zu neuneinhalb Metern realisieren, was den Räumen Weite mit viel Licht verleiht. Die Innenstruktur aus zwei unterschiedlich weit gespannten Sinuskurven aus Sichtbeton erlaubt ebenfalls eine große Flexibilität der Flächeneinteilung und ist das prägende räumliche Element im gesamten Haus. Sie zieht sich nach außen weiter und wird von den Fassadenelementen aus grün lasiertem Sichtbeton wieder auf- gb1108_08_Heidelberger.qxd:greenbuilding 10.12.2013 14:26 Uhr Seite 45 Bauen 5 Objektdaten: Projekt: Labels Berlin Osthafen 2, Berlin Bauherr: Labels Berlin Architekten: HHF Architekten, Basel (www.hhf.ch) Baufirma: INGENIEURBAU-Gesellschaft mbH, Berlin Beton: ca. .100 m3 Beton, wovon ca. 3.900 m3 als C 35/5 Sichtbeton eingebaut wurden Betonlieferant: Heidelberger Beton GmbH, Gebiet Berlin-Brandenburg; HeidelbergCement, Zementwerk Königs-Wusterhausen (www.heidelbergcement.de) Schalungen Innenräume:Deutsche Doka Schalungstechnik GmbH, Maisach Schalungen Fassade: Hermann Geithner Söhne GmbH & Co. KG, Berlin 2 Die Betonfassade aus 1.300 Quadratmetern Unikaten ist einzigartig in Europa. genommen. Dabei spielt das Grün der Fassade auf die Farbe des Spreewassers sowie auf das Industrieglas am Bau von Labels 1 an. war, da der Beton schließlich unbehandelt ist“, berichtet Diplomingenieur Stefan Bliesner, der das Projekt bei der ausführenden Baufirma betreute. Absolute Maßarbeit für die Bögen Für die Realisierung eines solchen Entwurfes bedurfte es absoluter Maßarbeit. So mussten für die inneren Bögen, die gleichzeitig als Tragstruktur dienen, spezielle Ortbetonschalungen entwickelt werden. Zum Einsatz kam dabei unbehandelter Sichtbeton der Schalungsklasse 2, dessen feine Struktur durch die Tafelschalung sichtbar bleibt. In enger Zusammenarbeit mit der Baufirma Ingenieurbau GmbH und dem Schalungshersteller Doka wurden dabei die Betonrezepturen speziell vom Betonlieferanten Heidelberger Beton abgestimmt und teilweise in höherer Konsistenz geliefert, um den speziellen Anforderungen der Architekten gerecht zu werden. „Wir haben es geschafft, dass der Sichtbeton durchgängig eine etwa gleiche Färbung aufweist, was keine leichte Aufgabe Filigrane Konsolen für die Fertigteile Eine noch größere Herausforderung war die Herstellung der Fassadenelemente aus Sichtbeton. Diplomingenieur Dietmar Kolloff, Bauleiter bei der Hermann Geithner Söhne GmbH & Co. KG, erklärt: „Die Betonfertigteile sollten auf filigranen Stahlbetonkonsolen ruhen. Sie haben nur zwei Haltepunkte, kragen aber sehr weit aus. Gleichzeitig sollten die Fassadenelemente den Hintergrund nicht verschatten. Hinter ihnen musste zusätzlich Platz für ausreichenden Wärmeschutz sein. Da war im Vorfeld einiges an statischen Berechnungen vonnöten. Und wir mussten auch die Option haben, noch nachzujustieren. Dagegen war die Sonderanfertigung der einzelnen Schalungen für uns normales Handwerk.“ Kein Wunder, zeigt sich Geithner Bau auch für die ausgezeichneten Fassaden der mexikanischen Botschaft in Berlin und der Bibliothek in Dresden verantwortlich. Das Resultat der ausgeklügelten Ingenieurarbeit und des guten Zusammenspiels von Bauherr, Architekten, Ingenieuren und Handwerkern ist eine in ganz Europa einzigartige Fassade aus 1.300 Quadratmetern Unikaten, gegossen aus 500 Tonnen Beton. Beton ist auch das Material, das bei diesem Gebäude zum stimmigen ökologischen Konzept beiträgt: Thermische Deckenund Fußbodentemperierung sorgt für niedrige Energie- und Nebenkosten. Für die Betonkernaktivierung wurden rund 73.000 Meter Leitungen eingebaut. Durch den Zuschnitt des Hauses haben die Nutzer viel Freiraum, ihren eigenen Stil zu entfalten. Der Bau ist modern, maximal flexibel nutzbar, eigenständig und doch korrespondierend mit der Umgebung. T 46 Bauen 1 Bürohaus von Shigeru Ban in Zürich Millimetergenaue Präzision für sieben Etagen aus Holz Die Leistungsfähigkeit des Baustoffs stellt ein neues Gebäude des japanischen Architekten Shigeru Ban in Zürich unter Beweis: Über sieben Etagen bildet Fichtenholz aus der Steiermark die Tragstruktur für ein modernes Bürohaus am Medien-Standort der Schweizer Metropole. Text: Ulf Meyer Fotos: Didier Boy de la Tour Die Verwendung von Holz im Geschossbau ist eine Kunst, die seit dem Aufkommen der Moderne vor hundert Jahren fast völlig verschüttet ist. Allzu oft wurden zuvor Gebäude und ganze Städte zum Raub der Flammen, so dass weltweit der Stahlbetonskelettbau zur Norm wurde. In den letzten Jahren ist das Interesse am Holzgeschossbau jedoch auch für große, innerstädtische (Wohn-) Häuser wieder erwacht. Die Nachhaltigkeitsdebatte hat dem Baustoff Holz eine Renaissance beschert. Shigeru Ban, der japanische Architekt, der für die Verwendung von Papier und Pappe in der zeitgenössischen Architektur bekannt wurde, hatte für den japanischen Pavillon auf der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover aus Pappröhren eine elegante, wiederverwertbare Hallenkonstruktion geschaffen und damit die Leistungsfähigkeit natürlicher Materialien unter Beweis gestellt. Nun hat Ban ein großes Bürohaus ganz aus Holz gebaut: In Zürich, am Flüsschen Sihl gelegen, hat Ban aus 2.000 Kubikmetern Fichten- greenbuilding Bauen 47 2 1 Sichtbare Tragstruktur – die Funktionen der Bauteile sind erlebbar. 2 Präziser Holzbau auf höchstem Fertigungsniveau: Das neue Gebäude der Tamedia AG in Zürich vereint japanische und europäische Holzbau-Traditionen. 3 Der Baukörper fügt sich in die quartierstypische Blockrandbebauung ein. Foto: © Tamedia 4 Die durchgängige Transparenz des Gebäudes beeindruckt auch bei Nacht. 3 holz aus der Steiermark die Tragkonstruktion eines modernen Bürohochhauses bauen lassen. Das Areal hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts zum wichtigen Medienstandort entwickelt. Seit den Anfängen 1902, als Redaktion und Druckerei des TagesAnzeigers auf dem Areal angesiedelt wurden, sind zahlreiche Medien hinzugekommen. Rund 1500 Menschen arbeiten heute auf dem Gelände. Durch Übernahmen kamen neue Standorte in und um Zürich hinzu. Sie lagen verstreut und boten keine gleichwertigen Arbeitsplätze. Die Firma Tamedia entschloss sich deshalb, die Zürcher Medien auf dem Werdareal zu konzentrieren. Das Gebäude entspricht mit seiner Höhe von sieben Etagen und im Volumen der im Quartier üblichen Blockrandbebauung und respektiert mit seinem Mansardendach und einem überhöhten Erdgeschoss die Eigenheiten des Quartiers. 4 greenbuilding 48 Bauen 5 Die Konstruktion des Neubaus kommt ganz ohne Stahlverstärkung aus und besteht allein aus vorfabrizierten, millimetergenau gefrästen Holzbau-Elementen, die vor Ort montiert wurden. Der Neubau auf dem Werdareal ist das erste Gebäude von Shigeru Ban in der Schweiz. Die Eröffnung war am 9. Juli 2013. Bauherr war die Schweizer Mediengruppe Tamedia AG. Das Medienhaus hat eine Glasfassade, die innen für helle und freundliche Räume sorgt und nach außen zugleich die Konstruktion transparent und damit die Statik des Gebäudes erfass- und begreifbar macht. Eine drei Meter tiefe Doppelfassade auf der Sihlseite bietet Raum für Lounges, die teilweise über zwei Geschosse reichen und eine Kaskadentreppe, die fünf Geschosse erschließt und damit kurze innerbetriebliche Verbindungen schafft. Die Doppelfassade wirkt als Klimapuffer und hilft bei der natürlichen Ventilation des Hauses. Die 60 m lange Glasfassade hat exzellente Dämmwerte und kann mit Storen vor der Sonne geschützt wer- Shigeru Ban, Professor für Architektur an der Keio Universität und EhrenDoktor der TU München, gewann 2005 die Thomas-Jefferson-Medaille für Architektur. Das Time-Magazin zeichnet ihn als einen der bedeutendsten Innovatoren aus. 1957 in Tokio geboren, eröffnete Ban nach einem Studium am Sci-Arc in Los Angeles und an der Cooper Union in New York ein eigenes Architekturbüro in Tokio. Sein Oeuvre reicht vom Einfamilienhaus über Kirchen bis zu Wohnkomplexen und Kunstmuseen. Zu seinen wichtigsten Gebäuden zählen das Curtain wall house (1995) in Tokio, das Naked House (2000) in Kawagoe, und die Takatori Catholic Church in Kobe/Japan. 1995 gründete Ban das Voluntary Architects’ Network (VAN), eine Nichtregierungsorganisation mit dem Ziel der Organisation von Katastrophenhilfe. Shigeru Ban Architects unterhält heute Büros in Tokio, Paris und New York. 6 7 den. Das Gebäude wird CO2-frei und ohne Einsatz von Atomstrom betrieben. Die Heizung und Kühlung des Hauses mittels Grundwasser kommt ohne fossile Brennstoffe aus. Das Tragwerk aus Holz folgt Vorbildern der japanischen „Miya-daiku“ und „Sukiyadaiku“: Die Miya-daiku prägt japanische Tempel und Schreine und ist besonders für ihre raffinierten Holzverbindungen berühmt. Die Sukiya-daiku hingegen wird für den Bau von Tee-und Wohnhäusern angewendet und lebt von der ästhetischen Verwendung rustikaler Materialien. Die japanische Zimmermannskultur – und auch der Zürcher Neubau – kommen ohne die Verwendung von Leim, Nägel oder Schrauben aus. Dennoch ist die Bauweise nicht „altmodisch“: Ban hat in Zürich die Präzision von CNC-gefrästen Bauteilen genutzt, um den größten Holzrahmenbau der Schweiz zu kreieren. Im Neubau auf einem etwa tausend Quadratmeter großen Grundstück an der Werdstraße im Herzen der Stadt sind der Hauptsitz des Konzerns und ein Radiostudio untergebracht. Die tragenden Holzbauelemente sind einfach ineinander verzahnt. Diese „Pin-Connections” werden zusätzlich durch ein sekundäres Tragwerk stabilisiert. Der Tamedia-Konzern, zu dem unter anderem die Tageszeitung „Tagesanzeiger“, die größte Zeitung Zürichs, gehört, setzt mit dem Neubau ihres Medienhauses architektonische Maßstäbe – das neue Gebäude soll auch zum modernen Image des Unternehmens beitragen. Innovation und Transparenz stehen schließlich jedem Medienunternehmen gut - und Umweltfreundlichkeit auch: Eine gute Wärmedämmung und der Einsatz einer Wärmepumpe soll die Betriebskosten des ersten klimaneutralen Holzhochhauses der Schweiz dauerhaft niedrig halten. Etwa 50 Mio. Schweizer Franken ließ sich der Bauherr seinen japanischen Neubau kosten. Holzbauexperten aus Gossau frästen 3.600 Fichten computergesteuert zu Stützen, Trägern, Pfosten und Balken. Auf der Baustelle in Zürich setzten Bauarbeiter diesen Riesenbaukasten zusammen. Das Tragkonzept hat Ban in Zusammenarbeit greenbuilding Bauen 49 9 8 5 6 7 8 9 Beeindruckende Details mit hoher ästhetischer Qualität: Eine Konstruktion, die ohne Schraubverbindungen auskommt. Das verwendete Fichtenholz stammt aus der Steiermark. Raumwirkung: klar und schnörkellos. Doppelte Fassade: Ein Klimapuffer, der die natürliche Be- und Entlüftung des Gebäudes unterstützt. 3.600 Fichten wurden computergesteuert zu Stützen, Trägern, Pfosten und Balken gefräst. mit den Ingenieuren der Firma „sjb.kempter.fitze AG“ entwickelt. Mit ihnen hat er bereits zuvor beim Centre Pompidou in Metz sowie beim neuen Hauptquartier der Swatch-Gruppe in Biel kollaboriert. Umfangreiche Studien und Vorarbeiten waren nötig, um die Tragsicherheit zu gewährleisten, die strengen Brandschutzvorschriften einzuhalten und den Aufbau der Konstruktion auf dem Bauplatz zu planen. Die in der Holzbauunternehmung Blumer Lehmann AG in Gossau verleimten und auf einer CNC-Maschine millimetergenau gefrästen Elemente wurden erst auf dem Bauplatz zu fünf Stockwerke hohen Holzrahmen zusammengesteckt und mit einem Kran aufgerichtet. Dann werden die 5,5 Meter langen Querbalken eingefügt, die Kranseile gelöst und die fertigen Rahmen standen frei – bis der nächste Holzrahmen angeschlossen wurde. Erst nach Einfügung der Böden und Decken (ebenfalls aus Holz) greenbuilding folgte die Montage der Fassade. Der Neubau bietet auf 8.900 qm Fläche für rund 480 Mitarbeiter von „20 Minuten“, „Tages-Anzeiger“ und weiteren Medien. Der Zürcher Neubau der Tamedia zeigt eindrücklich, dass im modernen Holzbau Techniken herangereift sind, die in den Händen von innovationsfreudigen Architekten, Ingenieuren und Holzbauern zu einer Wiederentdeckung des Holzbaus für große, innerstädtische Wohn- und Geschäftshäuser führen, die architektonisch aufregend sind: Schließlich ist Holz nicht nur nachwachsend und damit – wenn es aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt – auch umweltfreundlich, es ist auch vom Aussehen, vom Geruch und von der Haptik her ein Material, das Menschen anzieht. Magazin Quelle: Voelki Partner Bürohaus in SNBS-Qualität Netzwerk postuliert eine gesamtheitliche Betrachtungsweise bei der Planung und Realisierung von Bauten und Anlagen. Also derselbe Ansatz wie der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz, SNBS. Als Geschäftsführer amtet der 42-jährige Joe Luthiger. [email protected] www.nnbs.ch Der Leuchtturm von Kriens Das ehemalige Doppelwohnhaus an der Stampfenbachstrasse 30 in Zürich wurde jahrelang als Bürohaus von der kantonalen Verwaltung genutzt. Ursprünglich war eine Gesamtsanierung vorgesehen, doch Untersuchungen zeigten, dass ein Ersatzneubau bessere ökologische Resultate bringt. 2013 konnte das Bürohaus mit 110 Arbeitsplätzen von der Gesundheitsdirektion bezogen werden. Die Gesamtleitung lag bei Voelki Partner Architekten. Für die Baudirektion des Kantons Zürich hat der Bau Vorbildcharakter: Zertifiziert nach Minergie-P-Eco und nach dem neuen Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS ist das fünfgeschossige Bürohaus ein qualifiziertes Exempel des nachhaltigen Bauens im innerstädtischen Kontext. Netzwerk für besseres Bauen „Gesamtheitliche Betrachtungsweise“: Joe Luthiger, Geschäftsführer Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz, NNBS Der Verein eco-bau, KBOB und andere Pionier-Institutionen des nachhaltigen Bauens sind dabei – aber nicht nur. Im Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz, NNBS, finden sich auch Grossfirmen wie Roche, Migros, Implenia und viele andere. Der illustre Kreis ist ganz offenkundig der Meinung, dass nachhaltige Bauweisen sehr gut zur schweizerischen Wirtschaft passen. Das Quelle: Emanuel Ammon Die Gesundheitsdirektion in einem gesundem Haus: Bürogebäude an der Stampfenbachstrasse in Zürich. 2000 Watt in Innerschweizer Version: Das Haus mit den sieben Wohnungen am Kirchrainweg in Kriens. Am Kirchrainweg in Kriens steht ein aussergewöhnliches Mehrwohnungshaus. Also Minergie-P-Eco und noch etwas mehr. Ziel von Markus Portmann, dem Initianten des Objektes, war eine 2000-Watt-kompatible Bauweise. Das viergeschossige Gebäude besteht weitgehend aus Holz, aus Innerschweizer Holz! Sehr hohe Dämmwerte in der Hülle, der Restbedarf an Wärme wird mit einer Wärmepumpe gedeckt. Auf dem Dach eine Photovoltaikanlage, die mit dem öffentlichen Elektrizitätsnetz verbunden ist, aber auch hausinterne Verbraucher versorgt. Portmann will einen hohen Eigenversorgungsgrad, um die Netz-Infrastruktur zu entlasten. Ein Lastmanagement – auch als Demand Side Management bezeichnet – hilft dabei. Viele Details sind im 100-seitigen Buch „Haus 2050“ beschrieben, die Architektur, die Materialisierung, die graue Energie, die Technik, die Erschliessung. Zu beziehen unter www.faktor.ch An der Weltmeisterschaft „Eine nachhaltige Baukultur verbindet Architekturqualität mit intelligenter Technik,“ mahnt Hanspeter Bürgi seine Studieren- den, die am Solar Decathlon teilnehmen. Der Professor für Architektur an der Hochschule Luzern, Technik & Architektur, ist Leiter des Planungsteams. Entsprechend seinem programmatischen Satz pocht Bürgi auf eine interdisziplinäre Planung. Das Team umfasst neben angehenden Architekten und Architektinnen Studierende der Innenarchitektur, der Bautechnik und der Gebäudetechnik. Die prestigeträchtige Austragung findet 2014 in Versailles bei Paris statt. Im Juni sollen die rund 20 Wettbewerbsbeiträge im Massstab 1 zu 1 aufgebaut und bewertet werden. Der Bauplatz für das „Team Lucerne“ ist zugeteilt. Solar Decathlon, 26. Juni bis 14. Juli 2014, Versailles, www.solardecathlon.ch Mehr als vier Wände Zu ihrer Siedlung in Ostermundigen schreibt die Wohnbaugenossenschaft Oberfeld: „Wohnen bedeutet mehr als vier Wände um sich zu haben. Die Siedlung Oberfeld strebt ein Gesamtkonzept an, in dem alle Pfeiler der Nachhaltigkeit zum Tragen kommen. Ein reiches Sozialleben ist deshalb genau so wichtig wie nachhaltige Mobilität, die Verwendung natürlicher Materialien, ein tiefer Energieverbrauch, eine lebendige Umgebungsgestaltung und faire Preise.“ In einem Wort: Greenbuilding. Noch ist die Überbauung mit insgesamt 100 Wohnungen in fünf Häusern nicht fertig. Besondere Bedeutung kommt gemäss Peter Schürch vom Architekturbüro Halle 58 der passiven Nutzung von Sonnenenergie zu. Ergänzt wird dieser Wärmeeintrag durch Energie von Sonnenkollektoren, Photovoltaikanlagen und Erdsonden. „Vorbildlich ist aber auch die autofreie Erschliessung und die graue Energie der Siedlung dank Holzbauweise“, meint Tilmann Rösler vom ebenfalls beteiligten Büro Planwerkstatt Architekten. www.wohnen-im-oberfeld.ch Quelle: Planwerkstatt 50 Viel Holz und keine Autos: Ein Randering der Siedlung „Wohnbaugenossenschaft Oberfeld“ in Ostermundigen. greenbuilding Impressum ISSN: 1866-8151 Themen-Vorschau 2014 Herausgeber Verein Green Building Schweiz Elfenstrasse 19, Postfach CH-3000 Bern 6 Tel.: +41 (31) 356 57 70 E-Mail: [email protected] Internet: www.greenbuilding.ch Verlag Fachverlag Schiele & Schön GmbH Markgrafenstrasse 11, 10969 Berlin Tel.: +49 (30) 25 37 52-0; Fax: +49 (30) 25 37 52-99 E-Mail: [email protected] Internet: www.greenbuilding-magazin.ch Geschäftsführer Harald Rauh, Karl-Michael Mehnert Verlagsleiterin Viola Heinrich Tel.: +49 (30) 25 37 52-29; Fax: +49 (30) 25 37 52-88 E-Mail: [email protected] Redaktion (v.i.S.d.P.) Dipl.-Ing. Harald Link Rothmundstrasse 6, 80337 München Tel.: +49 (89) 41 14 09 04; Fax: +49 (89) 41 14 09 05 E-Mail: [email protected] Redaktion Schweiz Faktor Journalisten AG Hardstrasse 322a, 8005 Zürich Tel.: +41 (44) 316 10 60; Fax: +41 (44) 316 10 61 E-Mail: [email protected] Anzeigenverkauf Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 6 vom 1. Januar 2014 Gabriele Strauchmann Tel.: +49 (30) 25 37 52-43; Fax: +49 (30) 25 37 52-88 E-Mail: [email protected] Michaela Bauer Tel.: +49 (30) 25 37 52-13; Fax: +49 (30) 25 37 52-10 E-Mail: [email protected] Abonnement-Service und Vertrieb Kathrin Kasperavicius Tel.: +49 (30) 25 37 52-24; Fax: +49 (30) 25 37 52-99 E-Mail: [email protected] Layout Anne-Kristin Rudorf Druckerei Druckhaus Gera GmbH, Gera Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Alle verwendeten Namen und Bezeichnungen können Marken oder eingetragene Marken ihrer jeweiligen Eigentümer sein. Ausgabe 1-2/2014 Erscheint am 03.02.2014 Thema: Nachhaltige Baustoffe Ressorcenschonendes, energieeffizientes, wirtschaftliches und gesundes Bauen ist auf innovative Baustoffe angewiesen, die höchste Qualitätskriterien erfüllen. Wir stellen in dieser Ausgabe neue Entwicklungen und Trends vor. Ausgabe 3/2014 Erscheint am 03.03.2014 Thema: Öffentliche Gebäude Der öffentlichen Hand kommt beim nachhaltigen Planen und Bauen eine Vorbildfunktion zu. Herausragende Lösungen präsentieren wir ebenso wie kleine, intelligente Details und interessante Entwicklungen. Ausgabe 4/2014 Erscheint am 01.04.2014 Thema: Multifunktionale Fassaden Neben der Gebäudetechnik ist die Gebäudehülle der entscheidende Faktor für energetisch nd wirtschaftlich optimiertes Bauen. Die Fassade übernimmt in diesem Zusammenhang zunehmend immer komplexer werdende Funktionen. Ausgabe 5/2014 Erscheint am 02.05.2014 Thema: Innovative Wohnkonzepte Die Gesellschaft verändert sich. Der demografische Wandel und der Trend zu immer mehr Wohnraum pro Person – bei personell immer kleiner werdenden Haushalten – erfordert neue Ansätze bei der Planung. Ausgabe 6/2014 Erscheint am 02.06.2014 Thema: Energieeffiziente Architektur Energieeffizienz ist ein massgebliches Thema der kommenden Jahre in der Architektur und im Städtebau – weltweit. In dieser Ausgabe präsentieren wir beispielhafte Projekte aus dem Wohnungs- und Gewerbebau. Ausgabe 7-8/2014 Erscheint am 01.08.2014 Thema: Bauen mit Holz Holz erlebt in Europa, insbesondere im urbanen Kontext, derzeit einen neuen Boom. Der nachwachsende Rohstoff bietet viele Vorteile. Wir zeigen die Möglichkeiten, aber auch Probleme und Grenzen des Materials auf. Ausgabe 9/2014 Erscheint am 01.09.2014 Thema: Gebäude- Zertifizierungen Im globalen Immobilienmarkt, aber auch als Benchmark für planerische und bautechnische Leistungen, sind Zertifikate nicht mehr wegzudenken. Ihre Zahl und die jeweiligen Ausdifferenzierungen nehmen stetig zu. Ausgabe 10/2014 Erscheint am 01.10.2014 Thema: Intelligente Gebäudetechnik Das perfekte Zusammenspiel der baulichen Konstruktion mit der technischen Ausstattung eines Bauwerks schafft die Voraussetzungen für den nachhaltigen Betrieb. Die Vernetzung der einzelnen Komponenten wird immer wichtiger. Ausgabe 11/2014 Erscheint am 03.11.2014 Thema: Bauen für die Zukunft Alles Planen und Bauen – ein Wesen von Architektur und Ingenieurbau – ist auf die Zukunft ausgerichtet. Permanent stellen sich neue Aufgaben und Herausforderungen, die auf intelligente Art und Weiste gemeistert werden müssen. Ausgabe 12/2014 Erscheint am 01.12.2014 Thema: Büro- und Gewerbebauten Sowohl im Bestand als auch bei Neubauten schlummert im Büro- und Gewerbebau noch enormes Potenzial – energetisch und wirtschaftlich betrachtet. Viele Eigentümer und Investoren haben dies erkannt und handeln vorausschauend. SWISSBAU FOCUS: SO HABEN SIE NACHHALTIGES BAUEN UND ERNEUERN NOCH NIE ERLEBT. Programm und Anmeldung zu den kostenlosen Veranstaltungen: www.swissbau.ch/focus 21. JANUAR 2014 22. JANUAR 2014 23. JANUAR 2014 24. JANUAR 2014 25. JANUAR 2014 10.00 – 12.15 Uhr Offizielle Eröffnung Ersatzneubau: Gibt es Alternativen? Verschiedene hochkarätige Referenten aus Politik, Wirtschaft und Architektur gehen an der Eröffnungsveranstaltung der Frage nach, welche Gebäude mit welchem kulturellen Wert schützenswert sind und welche nicht. 10.00 – 11.30 Uhr Future Forum Future Architects Die Architekten und Städtebauer Andrea Deplazes, Vittorio Magnago Lampugnani und Winy Maas äussern sich auf Einladung des BSA und der ETH Zürich zum Berufsbild der Architekten. 09.15 – 10.45 Uhr Die Zukunft unter uns: Denkfabrik für den Boden von Morgen 09.15 – 10.45 Uhr Suffizienz – wie bitte? Was es wirklich braucht 09.15 – 10.45 Uhr Intelligentes Wohnen: energieeffizient und so schön wie Autofahren? 09.30 – 11.00 Uhr Gebäudetechnik: Turbo der Energiewende Erfahrungsaustausch Energiecoaches Gesamtsanierung beider Basel 11.00 – 13.00 Uhr Architekturvorträge Arch-Tec: Entwurf und Baurealität Die international renommierten Architekten Richard Horden, Bijoy Jain und Bjarke Ingels präsentieren und diskutieren unter dem Motto HighTec, Low-Tec und Socio-Tec Aspekte im Spannungsfeld zwischen Architektur, Lehre und Wirtschaft. Ergänzt wird die Veranstaltung durch die Ausstellung Arch-Tec-Lab – das Neubauprojekt für das Institut für Technologie und Architektur ITA. 12.45 – 13.45 Uhr Aus- und Weiterbildungsangebote für den Ingenieur der Zukunft? Die Schweizer Informationsplattform für Bauprodukte, Architekturobjekte und Expertenprofile 13.30 – 15.00 Uhr Energieberatertagung 2014 Energieberatung im Kontext der Energiestrategie 2050 14.15 – 15.15 Uhr Gestaltungsfreiheit dank Gebäudeautomation 11.15 – 12.15 Uhr Handwerkerapéro beider Basel zur energetischen Gebäudesanierung Das neue Wärmepumpen-SystemModul: einfacher, sicherer, effizienter 12.00 – 13.30 Uhr Weiterbauen am Gebäudebestand 12.30 – 14.00 Uhr Nachhaltiges Bauwerk Schweiz – von Einzelobjekten über den Infrastrukturbau bis hin zur Quartierentwicklung Future Building – ein ganzheitlicher Zugang für Planung und Umsetzung der Gebäudetechnik 12.45 – 13.45 Uhr Nachhaltige Konzepte für die Nutzung solarer Energie in der Gebäudehülle Nachhaltiges Bauen, die nächste Dimension Bauen in der Schweiz – aktuelle Bauinformationen nach Mass 16.00 – 17.00 Uhr Bildung für die Bauwirtschaft – Wer baut die Schweiz von morgen? Was sind die Gründe für den Mangel von qualifizierten Arbeitskräften? Wie kann die Anerkennung für Baufachberufe weiter gesteigert werden? Entsprechen die heutigen Berufsbilder noch den realen Bedürfnissen der Branche? Welches sind die Rollen der Berufsbildung und der Hochschulbildung in Zukunft? 14.15 – 15.15 Uhr Bauherrenforum Metall- und Stahlbau Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft 16.00 – 17.00 Uhr Immobilien im Lebenszyklus – gut geplant, falsch genutzt? Wie gross ist das Potenzial zur Betriebsoptimierung im Gebäudepark Schweiz? Oder sind heutige Gebäude an den Bedürfnissen der Nutzer vorbeigeplant? Wie sollen Gesetze und Gebäudelabels dem grossen Nutzereinfluss Rechnung tragen? 17.30 – 18.30 Uhr Preisverleihung Umweltpreis der Schweiz 18.00 – 20.00 Uhr Energieapéro: Pilotregion Basel 2.0 – elf Projekte für die 2000-Watt-Gesellschaft 11.15 – 12.15 Uhr Karriere im Metall- und Fassadenbau Energiestrategie 2050 – Wie werden Kompetenzen zielorientiert eingesetzt? 11.15 – 12.45 Uhr Road to 2050: Gebäudeautomation auf Hochtouren 11.45 – 13.15 Uhr Das Gebäude im System – Arealvernetzung als Beitrag zur Energiestrategie 2050 12.45 – 13.45 Uhr Einsparpotenzial beim Bauen, Umbauen und Sanieren mit dem Energiesparrechner berechnen – Baufördergelder im Überblick Die Fassade der Zukunft ist hinterlüftet! 13.00 – 18.00 Uhr Entwurfskritik Solar Decathlon der Hochschule Luzern – Technik & Architektur 13.30 – 15.00 Uhr Energie aus dem Erdreich für die Wärmeversorgung der Zukunft 14.15 – 15.15 Uhr Die HLK-Branche verändert sich – bleiben Sie vorne dabei Wohnen im Smart Home – Intelligenz im und am Gebäude 16.00 – 17.00 Uhr Energiestrategie 2050 – Schlüsselbranche Bau? Mit welchen Massnahmen wird der Bau effektiv zur Schlüsselbranche der Energiewende? Wie lässt sich das Energieeffizienzpotenzial rasch erschliessen? Und welche Rolle kann das Gebäude in Zukunft als Energieproduzent spielen? 09.30 – 11.00 Uhr Dichte gestalten – Selbstverantwortung der Projektentwickler, oder Lenkung durch behördliche Vorgaben? 11.15 – 12.15 Uhr Das neue Wärmepumpen-SystemModul: einfacher, sicherer, effizienter Die Schweizer Informationsplattform für Bauprodukte, Architekturobjekte und Expertenprofile 2SOL: Schweizer Industrie ermöglicht Revolution der Wärmeund Stromversorgung 11.15 – 12.45 Uhr Smart Density – dichter und schlanker bauen mit Holz 11.45 – 13.15 Uhr Internationale Ingenieurskunst im Metallbau 12.45 – 13.45 Uhr Dichte gestalten – Beispiele des Zusammenspiels von Projektentwicklern und öffentlicher Hand 14.00 – 15.30 Uhr Geothermie - Beitrag der Erdwärme zur Schweizer Energiewende 14.15 – 15.15 Uhr Oberfläche, Licht, LED – Einfluss der Beleuchtung auf die räumliche Wirkung Einsparpotenzial beim Bauen, Umbauen und Sanieren mit dem Energiesparrechner berechnen – Baufördergelder im Überblick Details und Anmeldung 13.30 – 15.00 Uhr Konvergenz der Energienetze im Grossen und im Kleinen – Basis für eine erfolgreiche Energiewende 14.15 – 15.15 Uhr Road to 2050: das Potenzial der Gebäudeautomation nutzen Typologie und Planung im Umfeld der Verdichtung im Bauwesen 16.00 – 17.00 Uhr Verdichtung – lebenswert und rentabel? Wie sieht eine qualitative hochwertige Verdichtung aus? Welche Massnahmen funktionieren in der Stadt und in den Agglomerationen? Und wie wird Verdichtung auch ökonomisch attraktiv? aktuell, kontrovers, informativ: swissbau.ch/blog 18.00 – 20.00 Uhr Filmvorführung: «De Drager» Leading Partner Lounge Partner GEO ENERGIE SUISSE swb14_Ins_SBF_210x297_d_ja.indd 1 Änderungen vorbehalten e 04.12.13 14:29