Zukunftsraum Ersatzneubau

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Stadtquartiere Zertifizierungsysteme als Planungswerkzeug
brand-architecture Neubau der Swarovski-Hauptverwaltung
Minergie-Eco Label für gesunde und ökologische Gebäude
Zukunftsraum Ersatzneubau
MITGLIED WERDEN
Ihr Beitrag zum nachhaltigen Bau
– auch Ersatzneubau!
Ein starkes Engagement
für nachhaltiges Bauen
Forschung, Weiterbildung und Information
Förderung klimarelevanter und
ressourcenschonender Massnahmen
Förderung des nachhaltigen, massiven
und verdichteten Bauens
Netzwerk aus Planern, Unternehmern,
Vertretern öffentlicher Hand, Bildungsinstitutionen
Mehr Informationen:
www.greenbuilding.ch
[email protected]
EXKLUSIV für Mitglieder:
Das Magazin greenbuilding
Ihr Infopool zur Nachhaltigkeit
Editorial
International vernetzt
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist schön, dass Sie nun diese Ausgabe von greenbuilding in den Händen
halten. Sie stellt eine Premiere dar, den Auftakt einer Zusammenarbeit, auf die
wir uns sehr freuen. Seit rund fünf Jahren ist greenbuilding das Magazin in
Deutschland für nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben. Wir wenden uns
mit unseren Informationen an Architekten und Ingenieure, an die Bau- und
die Immobilienwirtschaft sowie an Staat und Kommunen. Mit Beginn des
Jahres 2014 erscheint greenbuilding nun – in Kooperation mit dem Verein
Green Building Schweiz – in einer eigenen Schweizer Ausgabe. Ein in Zürich
ansässiges Team an Fachjournalisten wird ab sofort dafür sorgen, dass die
für das nachhaltige Planen und Bauen in der Schweiz relevanten Themen in
dieser neuen Ausgabe ihren Platz finden.
Nachhaltiges Planen und Bauen geschieht immer lokal vor Ort – aber Verantwortung für die Umwelt, wegweisende Konzepte und inspirierende Vorbilder
machen nicht an Ländergrenzen halt. Deshalb war es für uns schon immer
wichtig, beispielhafte Projekte aus vielen Ländern in greenbuilding vorzustellen.
Dass Bauprojekte in der Schweiz und von Schweizer Architekten dabei eine
gewichtige Rolle spielen, können Sie den Artikeln dieser Sonderausgabe zur
Swissbau 2014 entnehmen. Ab Februar erscheint greenbuilding in der Schweiz
ebenso wie in Deutschland dann zehn Mal pro Jahr mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunktthemen.
Das greenbuilding-Team freut sich auf Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf viele
interessante Projekte aus der Schweiz – und wir freuen uns selbstverständlich
auch über Ihr Feedback.
Dem Verein Green Building Schweiz wünschen wir viel Erfolg bei seiner
wichtigen Arbeit – und Ihnen nun eine anregende Lektüre.
Harald Link
[email protected]
Harald Link
03
04
Inhalt
Editorial
03 International vernetzt
Harald Link
Standpunkte 06 Zukunftsraum Ersatzneubau
Joëlle Zimmerli
Thema
Planen
10
Nachhaltigkeitsbewertung von Stadtquartieren
Zertifizierungssysteme als Planungs- und Kommunikationswerkzeuge
Stephan Anders
18
Ein Raum für alle – Großraumbüros gelten als kostengünstig,
doch Arbeit auf dem Präsentierteller macht unzufrieden und krank
Anne Meyer
20 Eine „brand-architecture“ der besonderen Art
Kristalliner Neubau der Swarovski-Hauptverwaltung bei Zürich
Ulf Meyer
26 Ehemaliges Industrieareal wird zum „Stadt-Auge“
Gleis | Nord: Neuer Stadtteil im schweizerischen Lenzburg
Corinne Bader
30 Schweizer Label für gesunde und ökologische Gebäude
MINERGIE-ECO® 2011 weiterentwickelt
Severin Lenel
Bauen
33 Baubiologisches Pilotprojekt
Wohnhaus mit Glasfaserbewehrung für MSC-Erkrankte
Rosa Weimer
36 Kubisch – aber frei in der Form
„maison art“ aus wärmespeicherndem Sichtbeton
mk publishing GmbH
38 The Cube trägt LEED® in Platin
Neubau der Deutschen Börse zertifiziert
Dorotheé Kössler
40 „Green Offices“ mit „Mondholz“ gebaut
Erstes Schweizer Bürohaus aus Holz mit Minergie-P-Eco-Siegel
Richard E. Schneider
44 Grüner Rocksaum für Berliner Modezentrum
Betonstruktur in Sinuskurven
Anke Biester
46 Millimetergenaue Präzision für sieben Etagen aus Holz
Bürohaus von Shigeru Ban in Zürich
Ulf Meyer
50 Magazin, Vorschau, Impressum
greenbuilding
Foto: EB-Partner GmbH & Co. KG
40
Foto: Didier Boy de la Tour
Titelbild: Das Universitätsspital Bern (Inselspital) wurde 1354 mit 13 Betten
gegründet. Es nimmt im Schweizerischen Gesundheitswesen eine bedeutende Stellung ein. Das neue Intensivbehandlungs-, Notfall- und Operationszentrum (INO) hält heute die zwei Operationstrakte Ost und West aus den
Sechziger- und Siebzigerjahren unter einem Dach. Dank dem Ersatzneubau
gestalten sich die Abläufe effizient und funktionieren mit der neuen hochstehenden Infrastruktur optimal.
Foto: Dr. Conrad Lutz
Foto: Amt für Grundstücke und Gebäude AGG
38
46
26 In der schweizerischen Stadt Lenzburg soll entlang der Gleise
ein neuer Stadtteil gebaut werden; zehn Architekturbüros reichten Wettbewerbsentwürfe ein
Visualisierunge: ATP kfp Zürich
38 „The Cube“ wurde als erstes Bürohochhaus in Deutschland
mit dem LEED-Zertifikat in Platin für nachhaltige, umweltfreundliche Gebäude ausgezeichnet.
40 Das mit natürlichen Baustoffen errichtete „Green Offices“
wurde 2008 beim Wettbewerb Schweizer Energiesparhaus als
Sieger seiner Klasse gekürt.
26
greenbuilding
46 Ein Bürogebäude aus Holz, sieben Etagen, präzise gefertigt
und ohne Schrauben oder Nägel gefügt: Shigeru Ban vereint in
Zürich japanische und europäische Holzbau-Traditionen.
06
Standpunkte
Dichte, Modernität und Reaktion auf demographischen Wandel
Zukunftsraum Ersatzneubau
Seit je ist es das Wesen der planerischen Tätigkeit von Architekten und Ingenieuren, sich
mit den Fragen der Zukunft zu befassen. Mit dem Auftrag der Siedlungsentwicklung
nach innen gehören die Visionen auf der grünen Wiese allerdings der Vergangenheit an.
Zukunftsfähiges Bauen misst sich heute daran, den gesellschaftlichen Kontext richtig zu
verstehen. Dafür muss auch die Rolle des Ersatzneubaus geklärt werden.
Foto: Mark Röthlisberger, Baudirektion
Text: Joëlle Zimmerli, Zimraum Raum + Gesellschaft
Ersatzneubau im urbanen Kontext: das nach Minergie-P-Eco
zertifizierte und nach SNBS bewertete Bürohaus der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich.
Der Ersatzneubau ist der Zukunftsraum von morgen. Er ist die zeitgemäße und richtige Antwort auf die Zersiedelung von gestern.
Über viele Jahrzehnte hinweg erfolgte Wachstum in aller Regel in
die Breite: Raum war vorhanden, „Dichte“ noch kein Thema – ganz
im Gegenteil. Mit dieser Zersiedelung ging einher, dass Wege verlängert, Infrastrukturen ausgebaut und Fläche verbraucht wurden.
Dies hatte und hat nicht nur ökologische Nachteile, sondern auch
volkswirtschaftliche Folgen: Die Kosten für den Ausbau und Unterhalt der verschiedenen Netze – sei es für den Verkehr, für die Versorgung oder für die Entsorgung – steigen deutlich.
Diese Vorgehensweise stößt zunehmend an ihre Grenzen. Anstatt
das Wachstum weiterhin in die Breite zu drängen, ist ein Nachdenken über die Rolle von Neubauten im Siedlungsgebiet notwendig. Der Ersatzneubau bietet Wohn-, Büro und Gewerberaum dort,
wo bereits Infrastrukturen, Quartierleben, Arbeitsplätze und soziale Interaktionen vorhanden sind. Unter den richtigen Voraussetzungen kann er zu einer Verdichtung von Nutzungen führen und
damit dem Anspruch an die Siedlungsentwicklung nach innen
Rechnung tragen. Dieser Auftrag wurde auf der politischen Ebene
bereits klar formuliert, in der Realität wird er allerdings noch nicht
konsequent umgesetzt. Denn über das Lippenbekenntnis hinaus
ist auch ein Umdenken aller Beteiligten notwendig.
Ein internationaler Vergleich zeigt, dass sich die Schweiz eine sehr
geringe Einwohnerdichte leistet. 90 Prozent aller Wohnungen
befinden sich laut einer Studie von Credit Suisse im Erdgeschoss
und auf den ersten drei Stockwerken. Selbst in Zürich, der grössten
Schweizer Stadt, wohnen 86 Prozent der Stadtbevölkerung auf
diesen Etagen. Umgerechnet wohnen in Zürich nur 43 Personen
auf einer Hektare, während es beispielsweise in Florenz fünfzigmal mehr sind und in New York und Rom sogar hundertmal mehr.
Eine Zukunftsperspektive des Ersatzneubaus liegt also darin, auf
gleicher Grundfläche eine höhere Einwohner- und Arbeitsplatzdichte – also soziale Dichte – zu ermöglichen.
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Foto: Mark Röthlisberger, Baudirektion
Standpunkte
Voelki Partner Architekten zeigen: nachhaltige Bauweisen lassen sich mit hochwertiger Architektur kombinieren.
Der Ersatzneubau steht noch vor anderen Herausforderungen,
ohne dass er diese Rolle der Nutzungsverdichtung wahrnimmt.
Weil er in bereits bewohntem und „genutztem“ Gebiet realisiert
wird, stehen ihm viele Partikularinteressen entgegen. Diese haben
manchmal ihre Berechtigung, manchmal beruhen sie auf prinzipiellen Haltungen und bauen häufig auf der Angst vor Veränderungen auf. Widerstand kommt vom Nachbarn, von Mietern aus
einem zu ersetzenden Objekt, aus der Denkmalpflege oder von
Stadtplanern – welche sich um Beständigkeit, das Ortsbild und die
städtebauliche Ordnung sorgen. Nur wo Prioritäten neu ausgehandelt und eingespielte Fachperspektiven aufgebrochen werden, hat
aber eine Siedlungsentwicklung nach innen eine Chance.
Wenn in der Schweiz über die Verdichtung auf der bestehenden
Siedlungsfläche debattiert wird, geschieht dies also auf einem sehr
hohen Wohlstandsniveau und mit sehr viel offenem Spielraum,
was die Einwohnerdichte betrifft. Dass die Nutzungsverdichtung
mehr als sinnvoll ist und meist bessere Lösungen bringt als das
Bauen auf den letzten grünen Wiesen, zeigen zahlreiche Beispiele
aus unterschiedlichen Perspektiven. An perfekt erschlossener Lage,
nur 50 Meter vom Hauptbahnhof Zürich entfernt, hat ein Ersatzneubau (Foto 1, Seite 9) beispielsweise wesentlich mehr Wohnungen, mehr Büro- und Gastronomieflächen ermöglicht, als im zuvor
dort stehenden Gebäude untergebracht waren. Eine Sanierung
hätte hier keinerlei Verbesserungen ergeben. Die publikumsori-
entierten Gewerbeflächen haben an diesem Standort eine grosse
Chance auf Wirtschaftlichkeit, weil das Umfeld eine hohe soziale
Dichte aufweist, mit vielen Arbeitsplätzen, Ausgehpublikum sowie
Pendlern auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause.
Ein anderer Ersatzneubau steht mitten im Dorfzentrum (Foto 2,
Seite 9) und modernisiert das Ortsbild. Die Wohnungen bieten
eine Alternative für Babyboomer in der Empty Nest-Phase, welche
sich dagegen entscheiden, nach dem Auszug der eigenen Kinder
alleine im grossen Einfamilienhaus am Dorfrand wohnen zu bleiben. Die modernen Wohnungen bieten innerhalb der Gemeinde
eine neue und andere Wohnqualität, im Gegensatz zum Einfamilienhaus. Sie können hindernisfrei gebaut werden und befinden sich
an bester Lage, was ÖV-Erschliessung und Versorgung betrifft. Der
Wohnraum verkürzt die Wege um ein Wesentliches und ermöglicht einen autoarmen Haushalt. Gleichzeitig trägt der Ersatzneubau bei sorgfältiger Architektur zu einer Aufwertung des Dorfzentrums bei.
Ein weiteres Beispiel ist der Ersatzneubau für das Inselspital Bern
(Foto 3, Seite 9). Dieser Bau hat die Modernisierung der kompletten
Betriebsstrukturen ermöglicht. Bisher waren die Räumlichkeiten
auf fixierte Nutzungen ausgerichtet. Nun bietet der Bau multifunktionale Räume. Es können mehr Patienten behandelt werden
und die Gebäudehülle entspricht den höchsten Ansprüchen an die
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Standpunkte
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90 % aller Wohnungen fallen auf die ersten drei Stockwerke. Selbst in der
Stadt Zürich wohnen 86 % auf diesen Etagen. Die Einwohnerdichte auf Gebäudeareal kann also durchaus noch gesteigert werden. Das zeigt auch der
internationale Vergleich.
Die Ineffizienz des Ersatzneubaus hängt auch mit dem weit
verbreiteten Bild zusammen, dass Einpersonen-Haushalte als
gesellschaftliche Gruppe verwerflich sind. Sie werden beim
Neubau als Wohnzielgruppen marginalisiert.
Neuwohnungsbau
Neuwohnungsbau
2000
Haushaltsstruktur
1990
Haushaltsstruktur
Haushaltsstruktur
Neuwohnungsbau
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
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2008
6+-Zimmer-Wohnung / 5-Personen-Haushalt oder mehr
5-Zimmer-Wohnung / 4-Personen-Haushalt
4-Zimmer-Wohnung / 3-Personen-Haushalt
3-Zimmer-Wohnung / 2-Personen-Haushalt
1- bis 2-Zimmer-Wohnung / 1-Personen-Haushalt
Wo die Reise hingehen soll, ist gesellschaftlich noch nicht ausdiskutiert
und auch nicht eindeutig!
Was ist Ihnen lieber?
(Quelle: Zimraum 2013, Befragung von 1‘040 Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Zürich)!
Wir wohnen weiterhin in grossen Wohnungen,
dafür werden mehr und höhere Häuser gebaut.
Wir wohnen zukünftig wieder in kleineren Wohnungen,
dafür müssen weniger neue Wohnungen gebaut werden.
Weiss nicht
Energie-Effizienz. Der Ersatzneubau ermöglichte eine Positionierung in der Spitzenmedizin und bietet eine Projektionsfläche für
eine einzigartige Gestaltung. An bester Lage konnten verschiedene Bereiche optimal für den Betrieb zusammengeführt werden.
Aus gesellschaftlicher Sicht übernimmt der Ersatzneubau also
eine Funktion für die Einwohnerverdichtung. Er öffnet den Spielraum, dass mehr Menschen auf gleicher Fläche wohnen können.
Das macht er bisher allerdings sehr ineffizient. Denn weil er meist
eine alte Bausubstanz ersetzt, muss ein Ersatzneubau nicht nur
mehr, sondern auch modernere Wohnungen bieten. Während in
den 1940er bis 1960er Jahren eine 3-Zimmerwohnung mit durchschnittlich 65 m² gebaut wurde – und darin mindestens drei Personen lebten – weisen die Grundrisse heute mindestens 90 m²
Wohnfläche auf – und die Wohnungen werden von ein bis zwei
Personen bewohnt. Das führt dazu, dass Wohnungen in Ersatzneubauten in der Stadt Zürich eine durchschnittliche Fläche von
über 49 m² pro Person haben. Im Altbestand liegt der Wert bei
41.8 m². Dennoch, und das zeigen die Zahlen, steigt die Einwohnerdichte in den Ersatzneubauten. Dieser Effekt könnte aber noch
weitaus stärker sein. Ein Hindernis dafür, dass der Ersatzneubau
trotz der zusätzlichen baulichen Verdichtung nur wenig zur Einwohnerverdichtung beiträgt ist, dass er vielfach nicht viel höher
gebaut werden kann als sein Vorgänger. Dies ist insbesondere an
innerstädtischen Lagen der Fall, wo Zonenordnungen kaum mehr
Spielraum für Verdichtung bieten, Gebäudestrukturen aber dennoch erneuert werden müssen. Das Bauen in die Höhe wird verhindert durch zahlreiche Vorgaben wie maximale Geschosszahlen
und Gebäudehöhe, Schattenwurf oder durch die Orientierung an
bestehenden Traufhöhen.
Die diesbezügliche momentane Ineffizienz des Ersatzneubaus hat
auch damit zu tun, dass bisher noch zu wenige Wohnungen für
Einpersonenhaushalte gebaut wurden. Vergleicht man die demographische Entwicklung mit den Wohnungsgrössen der neu gebauten Wohnungen, so fällt auf, dass der Anteil der Ein- und ZweiPersonen-Haushalte zwar leicht gestiegen ist. In den vergangenen
zehn Jahren ist dieser Anteil etwa bei 70 Prozent stehen geblieben.
Der Anteil neu gebauter 2- und 3-Zimmerwohnungen ist allerdings zurückgegangen und hat erst in den letzten Jahren wieder
etwas zugenommen. Der Trend zu Wohnungen für Kleinsthaushalte setzt erst ein. Noch gehen viele Akteure auf dem Wohnungsmarkt davon aus, dass Haushalte in Wohnungen ziehen, die zwei
Zimmer mehr aufweisen als Personen darin wohnen. Allerdings
können sich viele Alleinstehende keine Dreizimmer-Wohnungen
leisten, etwa, weil sie nur temporär in dieser Lebensphase sind
und beispielsweise nach einer Trennung finanziell für den Unterhalt von Kindern sorgen müssen. Es gibt auch immer mehr ältere
Alleinstehende, die auf erschwinglichen Wohnraum angewiesen
sind. Der Ersatzneubau könnte die Einzelpersonen als Zielgruppe
vermehrt in den Vordergrund stellen.
Ob der Ersatzneubau unter den jetzigen planerischen Rahmenbedingungen sowohl die Rolle des „Einwohner-Verdichterers“ als
auch des „Modernisierers von Wohnraum“ übernehmen kann,
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Standpunkte
09
1 An perfekt erschlossener Lage, 50 Meter vom Hauptbahnhof
Zürich entfernt, hat ein Ersatzneubau mehr Wohnungen, mehr
Büro- und Gastronomieflächen ermöglicht.
2 Dieser Ersatzneubau steht mitten in einem Dorfzentrum und
modernisiert das Bild und trägt bei sorgfältiger Architektur zu
einer Aufwertung des Dorfzentrums bei.
3 Ersatzneubau für das Inselspital Bern. Dieser hat die Modernisierung der Betriebsstrukturen ermöglicht. Die Gebäudehülle
entspricht den höchsten Ansprüchen an die Energieeffizienz und
das Spitalgebäude ist umgeben von sämtlichen notwendigen Infrastrukturen, auch bezüglich der Lage innerhalb der Stadt Bern.
1
Foto 1–2: Joëlle Zimmerli, Zimraum Raum + Gesellschaft
wurde bisher weder im Fach- noch im öffentlichen Diskurs geklärt.
Von einem Konsens zur Frage ist die Planung weit entfernt, ganz
zu schweigen davon, die Konsequenz daraus zu ziehen. In der Zwischenzeit gerät der Ersatzneubau in Städten mit hohem Druck auf
den Wohnungsmarkt unrühmlich in den medialen Fokus – weil er
auch zur sozialen Entdichtung führt. Beklagt werden grosse Wohnungsflächen und hohe Standards sowie die Vernichtung identitätsstiftender Strukturen. Dass dies auch eine Folge der restriktiven planerischen Rahmenbedingungen ist, ist sich der Laie nicht
bewusst.
Aus gesellschaftlicher Sicht muss der Ersatzneubau also
dreifaches leisten:
l Die Nutzungsverdichtung auf dem Gebäudeareal,
l die demographische Veränderung mit mehr Kleinhaushalten
l und gleichzeitig die Modernisierung des Wohnraums.
2
Foto: Amt für Grundstücke und Gebäude AGG
Folglich muss ein Ersatzneubau erstens deutlich höher gebaut
werden können als sein Vorgänger und zweitens unterschiedliche
Wohnungsgrössen und Wohnungsstandards bieten, damit er für
unterschiedliche demographische Gruppen zugänglich ist. Nur so
übernimmt er seine Rolle für eine nachhaltige Wohnungsversorgung für die zukünftigen Generationen. z
Joëlle Zimmerli, lic. phil. Soziologin
wurde 1980 geboren und hat in Zürich, Basel und Berlin Soziologie studiert. Seit 2011 führt sie ein eigenes Büro, das sich
an der Schnittstelle von gesellschaftlichen und planerischen
Fragen bewegt. Das Büro befasst sich mit Fragen zum Wohnen, Akzeptanz städtischer Dichte, Nutzung öffentlicher Räume und Mobilität und ist für die öffentliche Hand, Verbände
und Private tätig.
3
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10
Thema
Nachhaltigkeit messbar machen
Zertifikate für Quartiere
Die Themen Audit, Benchmarking, Ranking, Rating, Screening und Zertifizierung erfassen, nicht zuletzt in
Zeiten knapper öffentlicher Kassen und der Forderung nach einer quantifizierten Wirkungsmessung, immer mehr gesellschaftliche Bereiche und haben etwas verspätet auch das Bauwesen erfasst [1]. So gibt es
auf Ebene der Gebäude weltweit eine Vielzahl unterschiedlicher Zertifizierungssysteme mit spezifischen
Schwerpunkten. Auf Ebene des Quartiers ist die Anzahl derzeit noch überschaubar. Dieser Artikel stellt
die Entwicklungen rund um das Thema Zertifizierung von Quartieren dar und gibt einen vertiefenden
Einblick in das neu entwickelte DGNB System „Neubau Stadtquartiere, Version 2012“.
Text und Grafiken: Stephan Anders
Bewertung von Nachhaltigkeit
Nach dem Brundtland- Bericht wird unter Nachhaltigkeit eine Entwicklung verstanden, welche die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen
die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält [2].
So weit so gut – aber wie kann diese eher abstrakte Definition von
Nachhaltigkeit, auf messbare Ziele und Maßnahmen im Rahmen
einer Quartiersentwicklung herunter gebrochen werden? Bei der
Bewertung und Steuerung von Nachhaltigkeit kommt Indikatoren, Kennziffern und Durchschnittswerten eine Schlüsselrolle zu. Sie ermöglichen es, unsere teils komplexe Wirklichkeit, auf
wenige relevante Aspekte zu reduzieren und diese handhabbar
zu machen [1]. So wird in der Biologie mit Bio-Indikatoren gearbeitet, welche die ökologische Qualität eines Naturelements auf
einfache Art anzeigen [3]. Beispielsweise ist das Vorkommen von
Bachflohkrebsen ein Indikator für die sehr gute Wasserqualität von
fließenden Gewässern. Analog zur Biologie, gilt es auch im Bereich
der Stadtplanung Indikatoren zu identifizieren, mit deren Hilfe die
Nachhaltigkeit von Projekten mit vertretbaren Aufwand gemessen und transparent an die Öffentlichkeit kommuniziert werden
kann. Hierbei können Zertifizierungssysteme eine wichtige Rolle
übernehmen.
Zertifizierungssysteme
Zertifizierungssysteme Für Gebäude
Auf Ebene der Gebäude gibt es derzeit weltweit eine Vielzahl an
Zertifizierungssystemen mit unterschiedlichen Schwerpunkten
[4, 5], von welchen, gemessen an der Anzahl der ausgestellten
(Vor)Zertifikate, in Europa die Systeme BREEAM mit 7.734, HQE mit
1.093, DGNB mit 424 und LEED mit 360 (vor)zertifizierten Gebäuden (Stand 03/2013) am häufigsten verwendeten werden [6].
Zertifizierungssysteme für Kommunen
Aber auch auf Ebene der Städte und Kommunen wurden in den
vergangenen Jahren verschiedenste Systeme zur Bewertung von
Nachhaltigkeit entwickelt [7]. Exemplarisch hierfür steht der Indikatorenkatalog, welcher im Rahmen des ExWoSt- Forschungsfeldes „Städte der Zukunft“ zur Erfolgskontrolle nachhaltiger Stadtentwicklung entwickelt wurde und als Orientierungshilfe für die
kommunale Praxis dienen soll [8].
Parallel dazu wächst auch das Interesse der Industrie an nachhaltigen Städten und deren Bewertung. So wurde im Auftrag der
Siemens AG der „German Green City Index“ entwickelt, welcher
an einer Auswahl deutscher Großstädte angewendet wurde [9].
Dabei ist anzumerken, dass es Unternehmen wie Siemens, I.B.M.
oder der deutschen Telekom primär darum geht, sich als Marktführer in dem Technologiebereich zu etablieren und ihre Produkte
sowie Dienstleistungen, wie Verkehrsleit-, Energiemanagementsysteme und Smart Grid Technologien, an Städte und Kommunen
zu verkaufen.
Neben der reinen Bewertung nachhaltiger Stadtentwicklung, gibt
es auch Initiativen welche den Versuch unternehmen diese zu zertifizieren. Beispielhaft hierfür steht der „European Energy Award“
[10], welcher an Städte oder Gemeinden vergeben wird, die besondere Anstrengungen im Bereich Energie- und Klimaschutz aufweisen können. Auch international gibt es in dem Bereich einige
greenbuilding
Thema
11
One Planet Communities [GB, 2008, 20]
BREEAM Communities [GB, 2012, 7]
HQE- Aménagement [F, 2011, 11]
DGNB-NSQ [D, 2012, 22]
TÜV Siedlung [D, 2007, 10]
SMEO-Quartiere [CH, 2011, 18]
LEED-ND [USA, 2009, 130]
CASBEE-UD [JPN, 2007, 1]
Estidama Community [UAE, 2010, 6]
BCA Green Mark for Districts [Singapur, 2009]
Legende
[Ursprungsystem, Version, Projekte]
Stand 11/2013
GreenStar Communities [AUS, 2012]
1 Übersicht bestehender Zertifizierungssysteme für Quartiere (Schwarz sind Länder in welchen sich zertifizierte Quartiere
befinden. Die Symbole markieren den Standort der Quartiere. Auflistung der Systeme nicht abschließend. Stand 11/2013)
Entwicklungen wie das schweizerische Modell der „2000 Watt
Gesellschaft“ [11] oder das in Japan entwickelte Zertifizierungssystem „CASBEE für cities“ [12] belegen. Diese Entwicklung zeigen die
wachsende Bedeutung von Indikatoren im Wettbewerb der Städte
auf [13].
Jedoch ist allen Zertifizierungs- und Bewertungssystemen für die
Gesamtstadt gemein, dass diese, aufgrund der Komplexität, nur
mit sehr groben und allgemein zugänglichen Daten (z. B. von statistischen Ämtern) arbeiten und sich somit nur schwer auf die planungsrelevante Ebene des Quartiers herunter brechen lassen.
Zertifizierungssysteme Für Quartiere
Auf Ebene des Quartiers ist die Anzahl an unterschiedlichen Zertifizierungssystemen, im Vergleich zu den Gebäudesystemen,
derzeit noch überschaubar. Die vorhandenen Systeme (siehe Abb.
1), wie beispielsweise das Zertifizierungssystem LEED for Neighborhood Development (LEED-ND) [14], One Planet – oder BREEAM
Communities [15, 16], kommen hauptsächlich aus dem angloamerikanischen Raum in den deutschen Markt [1]. In Deutschland
selbst gibt es das vom TÜV Rheinland für die THS entwickelte System „Lebensqualität in Siedlungen“ [17] und das System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) „Neubau
Stadtquartiere“ und die darauf aufbauenden Systeme für nachhaltige Gewerbequartiere und Industriestandorte [18], welche im
nächsten Abschnitt detailliert beschrieben werden.
Jedoch befinden sich auch in anderen Teilen der Welt Zertifizierungssysteme für Quartiere mit ganz unterschiedlichen Ansätzen in der Anwendung bzw. Entwicklung. Exemplarisch hierfür
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stehen die Systeme HQE- Aménagement (F) [27], SMEO- Quartiere
(Schweiz) [19], Estidama Pearl Community (Abu Dhabi) [20], BCA
Green Mark for Districts (Singapur) [21], CASBEE Urban Development (Japan) [22] und GreenStar Communities (Australien) [23].
Diese sollen nun auf den folgenden Seiten tabellarisch gegenüber
gestellt werden.
Gemessen an der Anzahl ausgezeichneter Quartiere, ist das seit
2009 bestehende Zertifizierungssystem LEED-ND mit 130 Projekten, von welchen sich 29 im Ausland befinden, weltweit gesehen
derzeit Marktführer (siehe Tab. 1). An zweiter Stelle steht das erst
seit 2012 als Marktversion bestehende Zertifizierungssystem der
DGNB „Neubau Stadtquartiere“ mit 22 Quartieren, von welchen
sich 8 im Ausland befinden. Das seit 2011 bestehende „HQE –
Aménagement“ System aus Frankreich belegt mit 11 zertifizierten
Quartieren den dritten Rang. Interessanterweise kann das seit
2006 am längsten bestehende System „CASBEE-Urban Development“ aus Japan bisher jeweils nur ein zertifiziertes Quartier aufweisen.
Neben der Möglichkeit der Zertifizierung, ist insbesondere der
„One Planet Communities“ Ansatz interessant. Hierbei handelt es
sich weniger um ein Zertifizierungssystem, sondern vielmehr um
ein Planungswerkzeug, dessen Ziel ein stetiges Monitoring des
Quartiers über den gesamten Lebenszyklus ist. Zu Beginn der Planung wird, gemeinsam mit Vertretern des Bio Regional Netzwerks,
ein „Action Plan“ erarbeitet. Dieser wird von einem unabhängigen
Gremium in jährlichen Abständen überprüft und ggf. planerische Maßnahmen eingeleitet um Missstände zu beheben. Kosten
entstehen einmalig für die Entwicklung des „Action Plans“. Des
12
Thema
Organisation
LEED – Neighborhood Development (ND)
DGNB – Neubau Stadtquartiere (NSQ)
HQE – Aménagement
BREEAM – Communities
CAS
men
Verantwortliche Organisation
U.S. Green Building Council (USGBC)
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges
Bauen e.V. (DGNB)
Association pour la Haute Qualité Environnementale (ASSOHQE)
British Research Establishment (BRE)
Japa
cil (J
nab
(JSB
Hauptsitz
Washington, USA
Stuttgart, Deutschland
Paris, Frankreich
London, Großbritannien
Toky
Art der Organisation
Non-profit, NGO
Non-profit, NGO
Non-profit, NGO
staatlich
Non
Gründungsjahr
1993
2007
1995
1990
200
Website
usgbc.org
dgnb.de
http://assohqe.org
breeam.org
ibec
inde
Gebäudesysteme
Ja (9 Varianten)
Ja (14 Varianten)
Ja (4 Varianten)
Ja (9 Varianten)
Ja (6
Beginn Systementw. Quartiere
2006
2009
2006
2008
200
Version(-en)
2007 (Pilot), 2009
2011 (Pilot), 2012
2011 (Pilot), 2013
2009, 2012
200
Anwendung
Neubau
Neubau
Neubau
Neubau
Neu
Art
Zertifizierungsystem
Zertifizierungsystem
Zertifizierungsystem
Zertifizierungsystem
Zert
Ausrichtung
International
International
International
International
Inte
Auszeichnungsstufen
Platin, Gold, Silber, Zertifiziert
Gold, Silber, Bronze
Qualitätssiegel (Ja / Nein)
Outstanding, Excellent, Very Good,
Good, Pass
Exce
Fair
Anzahl beteiligte Quartiere /
davon international
130 / 29
22 / 8
11 / 0
7/1
1/0
Standorte der Quartiere
USA, Canada, China, Malaysia
Deutschland, Luxemburg, Schweiz,
Dänemark
Frankreich
Großbritannien, Schweden
Japa
Bekannte Projekte
Dockside Green (Victoria, Kanada), Twinbrook
Station (Rockville, Maryland), Emeryville Marketplace (Californien)
Carlsberg Areal und Nordhavn (Copenhagen), Europa-Viertel West (Frankfurt),
Belval (Luxemborg), Potsdamer Platz
(Berlin)
Ecoquartier de La Plaine de Montaigu
(Melun), ZAC Pompidou le Mignon (Bois
Colombes)
MediaCityUK (Manchester)
Kosh
Kosh
Abgrenzung zu anderen Systemen
Fokus auf Lage und Nutzung des Quartiers
Ganzheitliche Betrachtung, Lebenszyklusbetrachtung (LCC, LCA), Zielwert
orientiert
k.A.
k.A.
Gan
Mindestanforderungen
1. Smart Location
2. Imperiled Species a. Ecological
Communities
3. Agricultural Land Conservation
4. Floodplain Avoidance
5. Walkable Streets
6. Compact Development
7. Connected a. Open Community
8. Certified Green Building
9. + 10. Minimum Building Energy and
Water Efficiency
11. Construction Activity Pollution Prevention
1. Min. 2 Hektar
2. Öffentliche Zugänglichkeit
3. Wohnanteil 10 – 90%
4. Einverständnis aller Eigentümer
5. Weitere Grenzwerte innerhalb Kriterien in den Bereichen Natur-, Klimaschutz, Lage, Infrastruktur, ÖPNV
und Partizipation
k.A.
Spezifische Mindestanforderungen in
den Bereichen: Klima & Energie, Gemeinschaft, Identität, Ökologie und
Biodiversität, Transport, Ressourcen,
Wirtschaft und Gebäude
k.A.
Anzahl Kategorien
4 + 2 (Regionale Besonderheiten, Innovation)
5
3
8 + 1 (Innovation)
6
Anzahl Kriterien
56
45
26
62
72
Seitenanzahl Handbuch
(nur Kriterien)
117
470
–
444
113
Phasen der Zertifizierung
1. Vorprüfung: max. 50% Hochbau (optional)
2. Vorzertifikat: max. 75% Hochbau
3. Zertifikat: 100% Hochbau + Infrastruktur
1. Vorzertifikat: Städtebaul. Entwurf,
k.A.
2. Zertifikat Erschließung: min. 25%
Infrastruktur,
3. Zertifikat Quartier: min. 75% Hochbau
u. Freiflächen
1. Vorprüfung (optional)
2. Zertifikat (Interim): Grobplanung,
Baurecht nicht notwendig
3. Zertifikat (Final): Abgeschlossene
Detailplanung
1. V
2. Ze
3. P
E
Kosten Zertifizierung
(zzgl. Steuer)
1. Gebühren Registrierung 1.215 €
2. Freiwillige Prüfung: 1.823 €
3. Phase 2/3: 14.580 / 8.100 € bis zu 20 ha
+ 284 € für jeden weiteren Hektar, ab 320
ha indiv. Festpreis (Für USGBC Mitglieder,
Umrechung 1 USD = 0,81 €)
Phase 1: 4.000 – 8.000 €, Phase 2:
10.000 – 26.000 €, Phase 3: 15.000 –
31.000 € (für DGNB Mitglieder, Kosten
abhängig von Projektgröße)
k.A.
k.A.
23.8
für P
(2.3
Kosten Ausbildung Auditor
615 € (für Webinare, Prüfungen u. Handbuch)
2.300 € (für 4-Tages Kurs, Prüfungen
u. Handbuch)
k.A.
1.860 € (für 3-Tages Kurs u.
Prüfungen)
kein
Nächste Schritte, Ziele
Version 4 (geplant)
1. Internationale Anwendung,
Adaption des Systems
2. Entwicklung Systemvariante
Industrie/Gewerbe
k.A.
k.A.
Ver
Publikationen
LEED for Neighborhood Development
Reference Guide
DGNB Handbuch Stadtquartiere
–
BREEAM Communities Technical
Guidance Manual, Version 1
Tech
Edit
Internetdokumente
www.usgbc.org/DisplayPage.aspx?
CMSPageID=148
www.dgnb-system.de/de/nutzungsprofile/ http://assohqe.org/hqe/
alle-nutzungsprofile/quartiere.php
spip.php?rubrique11
www.breeam.org/
page.jsp?id=372
www
eng
System Quartiere
Offizielles Logo
Tabelle 1: Nachhaltigkeitsbewertung von Quartieren – Systeme im Vergleich (Stand 11/2013).
greenbuilding
BRE)
d,
en in
Gend
cen,
ng,
ene
Thema
13
CASBEE – Urban Development (UD)
Estidama Pearl Community
Rating System
GreenStar-Communities
TÜV/ THS – Lebensqualität
in Siedlungen
SMEO – Quartiere
One Planet Living
Communities
Japan Green Building Council (JaGBC), Japan Sustainable Building Consortium
(JSBC)
Abu Dhabi urban planning council
Green Building Council Australia
(GBCA)
TÜV Rheinland / THS (Nachfolgegesellschaft der THS ist die Vivawest)
Bundesämter für Energie
(BFE) und Raumentwicklung
(ARE) der Schweiz
BioRegional Development Group
(BDG)
Tokyo, Japan
Abu Dhabi, Vereinigte Arabische
Emirate (UAE)
Sydney, Australien
Köln, Deutschland
Bern, Schweiz
Wallington, Großbritannien
Non-profit, NGO
staatlich
Non-profit, NGO
NGO
staatlich
Non-profit, NGO
2006
2007
2002
1872
–
1992
ibec.or.jp/CASBEE/english/
index.htm
http://upc.gov.ae
gbca.org.au/green-star/
tuv.com
smeo.ch
oneplanetcommunities.org
Ja (6 Varianten)
Ja (2 Varianten)
Ja (10 Varianten)
Nein
Nein
Nein
2006
2007
2010
2006
2010
2007
2006, 2007
2010
2012 (Pilot)
2007
2011
2008
Neubau
Neubau
Neubau
Bestand
Neubau
Neubau, Bestand
Zertifizierungsystem
Zertifizierungsystem
Zertifizierungsystem
Zertifizierungsystem
Planungswerkzeug
Planungsmethode
International
National
National
National
National
International
Excellent, Very Good, Good,
Fairly Poor, Poor
1 – 5 Perlen
4 – 6 Sterne
Qualitätssiegel (Ja / Nein)
keine
Action Plan (Ja / Nein)
1/0
6/0
0 (Pilotphase im Juni 2012 gestartet)
10 / 0
18 / 0
20 / 11
Japan
Abu Dhabi
–
Deutschland (Ruhrgebiet)
Schweiz (Nord, West)
Großbritannien, USA, Portugal,
Frankreich, UAE, Südafrika, Mexiko, Kanada, China, Australien
Koshigaya city Saitama,
Koshigaya Lake Town
Al Bateen Park, Al Sila‘a Residential, The Loop (Canberra, Pilotprojekt
Al Ghareba Housing, Military OfNr.1)
ficers Accommodation, Al Shahama
Residence, Al Raha Gardens
Innenhafen (Duisburg), Schüngelbergsiedlung (Gelsenkirchen), Siedlung Fürst Hardenberg (Dortmund)
Gros Seuc (Delémont, EUROPAN 9)
BedZED (London)
Ganzheitliche Betrachtung
Zugeschnitten auf regionales
Klima, Gesetze und Kultur, staatlich
anerkannt, Integraler Entwicklungsprozess
Zugeschnitten auf regionales
Klima, Gesetzte und Kultur
Zertifizierung Bestand, Fokus
Wohnen, keine ökonomische Betrachtung, internes Qualitätsmanagement
Planungswerkzeug (online)
Monitoring des Quartiers über 20
Jahre, inkl. Lebensstilbetrachtung,
keine ökonomische Betrachtung
k.A.
1. Min. 1.000 u. max. 30.000
Bewohner
2. Integraler Entwicklungsprozess
3. Natürliche Systeme
4. Lebenswerte Gemeinschaften
5. Sparsamer Umgang mit Wasser
6. Erneuerbare Energien
7. Ressourcenschonende
Materialien
1. Min. 4 Gebäude,
kein Maximum
2. Mischnutzung
1. Min. 100 Wohneinheiten
keine
2. Priv. und öffentl. Freifläche im
Wohnumfeld
3. Serviceleistungen
4. Regelmäßige Mieterbefragung
5. Gesundheitlich unbedenkliche
Baustoffe
6. Erreichen von 50% der möglichen
Gesamtpunktzahl
keine (jedes Projekt wird einzeln
beurteilt)
6
7
5 + 1 (Innovation)
8
5
10
72
64
38
126
39
10
113
155
k.A.
k.A.
–
–
1. Vorzertifikat
2. Zertifikat
3. Post Occupancy
Evaluation
1. Vorzertifikat: Rahmenplan
2. Zertifikat: Bau
3. Post·Occupancy Evaluation
(2 Jahre nach Fertigstellung)
k.A.
1. Zertifikat: bestehendes Quartier
2. Post Occupancy Evaluation (nach
1 u. 3 Jahren)
–
keine
23.800 – 35.200 €
für Projekte in Japan
(2.3 – 3.4 Mil. Yen)
k.A.
50.300 € für Pilotphase
($ 60.000 AUD)
ca. 5.000 €
keine
1. Action Plan (Erarbeitung mit
Vertretern von Bio Regional)
2. Jährliche Kosten für Monitoring,
Werbung und Technische Beratung
keine
keine
k.A.
keine
–
keine
Version 2013 (geplant)
Version 2
Entwicklung einer Version 1 aus
den Erkenntnissen der
Pilotphase (Ende Juni 2014)
Fortschreibung ungewiss. (Bestek.A.
hende Zertifikate werden bei Vivavest nach Auslaufen nicht erneuert.)
Bekanntmachung des Systems,
neue Nutzer
Technical Manual 2007
Edition (downloadbar)
Estidama Pearls Rating Systems
Submission Guideline (Shop)
–
–
One Planet Communities:
A Real Life Guide to Sustainable
Living
www.ibec.or.jp/CASBEE/
english/download.htm
www.estidama.org/pearl-rating-systemv10/pearl-community-rating-system.aspx
www.greenstarcommunities.org.au –
www.nachhaltigequartierebysmeo.ch
www.oneplanetcommunities.org
greenbuilding
14
Thema
Euro
100.000
Des Weiteren können die definierten Qualitätsziele auch indirekte Auswirkungen auf die Planungs- und Baukosten haben. So wird
beispielsweise die Verwendung von Straßenleuchten mit LEDTechnologie die Baukosten erhöhen, sich jedoch langfristig über
geringere Nutzungskosten und eingesparte Emissionen positiv
auswirken. Diese Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus
eines Quartiers wird insbesondere im DGNB System besondere Beachtung geschenkt.
80.000
60.000
DGNB System „Neubau Stadtquartiere“
(Version 2012)
40.000
20.000
50
50
100
150
200
250
300 ha
2 Kosten für die Zertifizierung [€] in Abhängigkeit zur
Größe des Quartiers [ha] – Systeme im Vergleich.
Weiteren wird ein jährlicher Beitrag für die Überprüfung des Plans,
technische Beratung und sonstige Aktivitäten des Vereins (u. a. für
Bekanntmachung der Projekte) fällig.
Kosten der Zertifizierung
Bei den Kosten einer Zertifizierung muss zwischen direkten und
indirekten Kosten unterschieden werden. Unter die direkten Kosten fallen die Zertifizierungsgebühren, welche an die Zertifizierungsstelle zu entrichten sind und u. a. für die anonyme Prüfung
der durch den Auditor eingereichten Unterlagen verwendet werden, sowie das Honorar für den von der Zertifizierungsstelle ausgebildeten Auditor, für die Zusammentragung der für die Zertifizierung notwendigen Unterlagen.
Die Zertifizierungsgebühren sind von System zu System sehr unterschiedlich (siehe Abb. 2). So gibt es bei den Systemen Green Star
Communities und CASBEE-UD einen Festpreis für die Zertifizierung. Bei LEED-ND, BREEAM Communities und DGNB-NSQ, sind
die Kosten für die Zertifizierung abhängig von der Größe und Phase der Entwicklung des Quartiers. Die Kosten für ein Vorzertifikat
liegen bei LEED-ND geringfügig unter den Kosten bei der DGNB,
jedoch sind die Kosten für alle weiteren Zertifikate um das bis zu
3-fache höher.
Bei den Honorarkosten für den Auditor können keine generellen
Aussagen getroffen werden. Diese hängen stark von dem vereinbarten Leistungsbild, der Komplexität und bisherigen Dokumentation des Projektes sowie der Qualität und Dokumentationsanforderungen des Zertifizierungssystems ab.
Abgrenzung zu anderen Systemen
Das von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V.
(DGNB) entwickelte System „Neubau Stadtquartiere, Version 2012“
zeichnet sich durch die ganzheitliche Betrachtung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten aus und ist damit
das einzigste System welches auch der ökonomischen Dimension
von Nachhaltigkeit besondere Beachtung schenkt. Des Weiteren hebt sich das System von anderen durch die Betrachtung des
Quartiers über den gesamten Lebenszyklus ab. Das heißt es werden alle mit der Entwicklung des Quartiers verbunden Emissionen
und Kosten systematisch erfasst und bewertet – von dem Abbau
des Rohstoffs, über die Herstellung und Verarbeitung, bis hin zum
Recycling der einzelnen Bestandteile. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des DGNB Systems ist die Orientierung der Bewertung
an konkreten Zielen und nicht an Maßnahmen, welche unter
Umständen für das Projekt keinen Sinn machen (z. B. Regenwasserversickerung bei kontaminierten Böden). Dies ermöglicht dem
Planungsteam für das Projekt zugeschnittene individuelle Lösungen zu entwickeln und dabei nicht an systemspezifische Vorgaben
gebunden zu sein. Das System trägt somit dazu bei planerische
Innovationen zur fördern.
Abgrenzung zu Gebäudesystemen
„Das DGNB System für Stadtquartiere ergänzt die Gebäudeprofile
entsprechend der DGNB Grundsätze. Es betrachtet insbesondere
den Bereich zwischen den Gebäuden, die Infrastruktur sowie den
Quartiersstandort. Diese Faktoren beeinflussen maßgeblich die
Qualität eines Stadtquartiers und definieren den Rahmen für eine
nachhaltige Entwicklung der Gebäude. Ebenso werden übergeordnete Konzepte betrachtet – beispielsweise für den Umgang mit
Energie, Wasser und Abfall. Die Gebäude selbst müssen für eine
Quartierszertifizierung nicht zertifiziert sein und werden nur mit
Basiswerten in der Bewertung berücksichtigt.
1) Das Nutzungsprofil „Neubau Stadtquartiere“ (NSQ)
betrifft neu errichtete und geplante Quartiere, welche
jedoch Bestandselemente enthalten dürfen.
2) Das Nutzungsprofil „Neubau Stadtquartiere“ (NSQ)
bewertet insbesondere die Infrastruktur und die
öffentlichen Räume im Planungsgebiet.
3) Die Gebäude werden durch Basiswerte mit einbezogen.
Ebenso wird teilweise die Umgebung in der Bewertung
berücksichtigt.“ [18]
greenbuilding
Thema
Bewertungsstufen
Da sich die Entwicklung von Stadtquartieren über einen langen
Zeitraum erstreckt, in welchen oft auch die Eigentümer wechseln,
wird neben dem Vorzertifikat (Phase 1) auf Ebene des städtebaulichen Entwurfs, ein weiteres Zertifikat für die Planung (Phase 2)
eingeführt, für welches mindestens 25 % der Infrastruktur gebaut
sein muss. Den Abschluss bildet das Zertifikat für das zumindest
75 % fertig gestellte Quartier (Phase 3). Das Vorzertifikat ist dabei 3
Jahre, das Zertifikat für die Planung ist 5 Jahre und das Zertifikat für
das Quartier ist unbegrenzt gültig (siehe Abb. 3). Je nach Entwicklungsstand, kann ein Quartier in Phase 1,2 oder 3 einsteigen. Die
Phase 2 kann übersprungen werden. Diese Ausnahmeregelung betrifft insbesondere kleine Quartiere, welche innerhalb weniger Jahre fertig gestellt sind. Um nachzuweisen, dass die in der Planung
formulierten Ziele auch wirklich umgesetzt wurden, muss jedes
Quartier nach Fertigstellung auch ein Zertifikat (Phase 3) machen.
Vorzertifikat
(Phase 1)
Zertifikat
(Phase 2)
Zertifikat
(Phase 3)
Entwurf
Planung /
Erschließung
Quartier
Städtebaul. Entwurf
Gewerbequartiere, Industriestandorte und Internationalisierung
Neben der Idealvorstellung eines gemischt genutzten Stadtquartier, wird es in einer Stadt immer auch Gebiete geben, in welchen Wohnen, u. a. aufgrund erhöhter Emissionen (Lärm, Staub),
nur ausnahmsweise möglich ist. Dabei handelt es sich nach der
deutschen Baunutzungsverordnung (BauNVO) um Kern-, Sonder-,
Gewerbe-, oder Industriegebiete, welche jedoch für einen Groß-
greenbuilding
min. 75% Hochbau
sowie öffentliche Freiund Verkehrsflächen
min. 25% Infrastruktur,
altern.: B-Plan und
städtebaul. Verträge
Gültigkeit 3 Jahre
Gültigkeit 5 Jahre
Gültigkeit unbegrenzt
3
Ökologische
Qualität
22,5 %
Gewichtung
Die Gewichtung der Themenfelder (siehe Abb. 4) ist gleich der Systematik der DGNB Gebäudesysteme und beruht auf einem Gleichgewicht der ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen
und funktionalen Qualität. Einziger Unterschied bei dem System
für Stadtquartiere ist, dass die bei den DGNB Gebäudesystemen
separat ausgewiesene Standortqualität, in die Kriterien integriert
ist. Die Lage hat somit wesentlichen Einfluss auf die Gesamtbewertung des Stadtquartiers. Das besondere Gewicht des Standorts von 16 Prozent an der Gesamtbewertung, neben den Themen
städtebauliche Dichte (9 %), Energie (9 %), Freiraum (16 %) und
Prozess (8,5 %), zeigt sich auch bei der Analyse der bestimmenden
Faktoren bei der Bewertung (siehe Abb. 5).
Ökonomische
Qualität
22,5 %
Soziokulturelle
u. funktionale
Qualität
22,5 %
Technische Qualität 22,5 %
Prozessqualität 10 %
4
18
16
16
12
18
8
6
4
3 Bewertungsstufen des DGNB Systems für Stadtquartiere
4 Gewichtung der Themenfelder
5 Bestimmende Faktoren bei der Bewertung
(Anteil an der Gewichtung in Prozent)
Sonstiges
Prozess
Mobilität / Vernetzung
Freiraum
Wasser
Energie
Gebäude
Nutzung / Mischung
Baustruktur / Entwurf
0
Versiegelung / Dichte
2
Lage / Umgebung
Ziele und Kriterien
Die übergeordneten Ziele des DGNB Nutzungsprofils für Stadtquartiere sind die Umwelt und natürlichen Ressourcen zu schonen, den Komfort und das Wohlbefinden der Nutzer des Quartiers
zu stärken sowie die anfallenden Kosten über den gesamten Lebenszyklus zu minimieren. Hierfür wurde ein stadtquartiersspezifischer Kriterienkatalog entwickelt, welcher sich an den Grundzügen der DGNB Systematik orientiert, jedoch inhaltlich komplett
neu erarbeitet ist. So wird auch in diesem System den Themen
Ökobilanz und Lebenszykluskosten besondere Beachtung geschenkt. Zusätzlich werden neue Kriterien, wie beispielsweise die
Veränderung des Stadtteilklimas, Artenvielfalt und Vernetzung,
die Qualität der Verkehrssysteme oder auch das Regenwassermanagement in die Betrachtung mit einbezogen. Tabelle 2 zeigt die
Kriterien des DGNB Systems für Stadtquartiere, sowie deren prozentualen Anteil an dem Gesamtsystem.
15
5
Nr.
Kriterium / Indikatoren
ENV
ENV 1.1
ENV 1.2
ENV 1.3
ENV 1.4
ENV 1.5
Ökologische Qualität
Ökobilanz
Gewässer- und Bodenschutz
Veränderung des Stadtteilklimas
Artenvielfalt und Vernetzung
Berücksichtigung von möglichen Umwelteinwirkungen
Flächeninanspruchnahme
Gesamtprimärenergiebedarf u. Anteil erneuerb.
Primärenergie
Energieeffiziente Bebauungsstruktur
Ressourcenschonende Infrastruktur, Erdmassenmanagement
Lokale Nahrungsmittelproduktion
Wasserkreislaufsysteme
Ökonomische Qualität
Lebenszykluskosten
Fiskalische Wirkung auf die Kommune
Wertstabilität
Flächeneffizienz
Soziokulturelle u. funktionale Qualität
Soziale u. funktionale Mischung
Soziale u. erwerbswirtschaftliche Infrastruktur
Objektive / Subjektive Sicherheit
Aufenthaltsqualität in öffentlichen Räumen
Lärm- und Schallschutz
Freiraumangebot
Barrierefreiheit
Nutzungsflexibilität u. Bebauungsstruktur
Städtebauliche Einbindung
Städtebauliche Gestaltung
Nutzung von Bestand
Kunst im öffentlichen Raum
Technische Qualität
Energietechnik
Effiziente Abfallwirtschaft
Regenwassermanagement
Informations- u. Telekommunikationsinfrastruktur
Instandhaltung, Pflege, Reinigung
Qualität der Verkehrssysteme
Qualität der MIV- Infrastruktur
Qualität der ÖPNV- Infrastruktur
Qualität der Radverkehr- Infrastruktur
Qualität der Fussgänger- Infrastruktur
Prozessqualität
Partizipation
Verfahren zur Konzeptfindung
Integrale Planung
Kommunale Mitwirkung
Steuerung
Baustelle, Bauprozess
Vermarktung
Qualitätssicherung und Monitoring
ENV 2.1
ENV 2.2
ENV 2.3
ENV 2.4
ENV 2.5
ENV 2.6
ECO
ECO 1.1
ECO 1.2
ECO 2.1
ECO 2.2
SOC
SOC 1.1
SOC 1.2
SOC 2.1
SOC 2.2
SOC 2.3
SOC 3.1
SOC 3.2
SOC 3.3
SOC 4.1
SOC 4.2
SOC 4.3
SOC 4.4
TEC
TEC 1.1
TEC 1.2
TEC 1.3
TEC 1.4
TEC 2.1
TEC 3.1
TEC 3.2
TEC 3.3
TEC 3.4
TEC 3.5
PRO
PRO 1.1
PRO 2.1
PRO 2.2
PRO 2.3
PRO 3.1
PRO 3.2
PRO 3.3
PRO 3.4
Tabelle 2: Übersicht der Kriterien des DGNB Nutzungsprofils
„Neubau Stadtquartiere, Version 2012“
Anteil in %
Thema
Gewichtung
16
3
2
3
2
2
22,5
2,7
1,8
2,7
1,8
1,8
3
3
2,7
2,7
2
2
1,8
1,8
1
2
0,9
1,8
22,5
6,8
4,5
4,5
6,8
22,5
1,8
1,8
1,8
1,8
1,8
2,7
1,8
1,8
2,7
1,8
1,8
0,9
22,5
2,6
2,6
4,0
1,3
2,6
4,0
1,3
1,3
1,3
1,3
10,0
1,7
1,1
1,7
1,1
1,1
1,1
1,1
1,1
3
2
2
3
2
2
2
2
2
3
2
2
3
2
2
1
2
2
3
1
2
3
1
1
1
1
3
2
3
2
2
2
2
2
teil unseres Energie- und Ressourcenbedarfs verantwortlich sind
und viele Menschen einen Großteil Ihres Arbeitslebens verbringen. Aus diesem Grund hat sich die DGNB – als bisher weltweit
einziger Systemanbieter – zum Ziel gesetzt, auch die Nachhaltigkeit von Gewerbequartieren und Industriestandorten zu bewerten. Hierfür wurde mit Experten aus der DGNB Arbeitsgruppe und
Industrie ein spezifischer Kriterienkatalog entwickelt, welcher im
Rahmen einer Erstanwendung an innovativen Modellprojekten
getestet werden soll. Die Teilnahme an der Erstanwendung ist
noch möglich. Bei beiden Systemvarianten stehen Konzepte zur
Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Kinderbetreuung sowie
Einkaufsmöglichkeiten für die Mitarbeiter ebenso im Fokus wie
z. B. die Themen Ökobilanz und Lebenszykluskosten. Des Weiteren
wird beispielsweise bewertet, wie der Standort gestalterisch und
funktional in die Umgebung eingebunden ist und ob es Strategien
zur Bildung von Synergien und geschlossenen Kreisläufen gibt.
Parallel dazu wird momentan an einer Überarbeitung des vorhandenen Systems für Stadtquartiere gearbeitet, welche u. a. die
internationale Anwendbarkeit noch einfacher machen soll. Um Erfahrungen mit der internationalen Adaption und Anwendung des
Systems zu sammeln, wurden schon in der Pilotphase Quartiere in
der Schweiz und Luxemburg zugelassen. Des Weiteren wurde das
System, in Kooperation mit dem dänischen Green Building Council, an länderspezifische Richtlinien und Normen angepasst und
weitere 4 Quartiere in Dänemark augezeichnet. Die Erfahrungen
haben gezeigt, dass eine Adaption des Systems ohne großen Aufwand möglich ist.
Fazit
Kriterienkatalog als Kommunikations- und Steuerungsinstrument
Nachhaltige Stadtplanung stellt die an der Planung beteiligten
Personen vor eine komplexe Herausforderung, welche die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller erfordert. Es gilt mit Bürgern
und Verwaltung gemeinsame Ziele zu definieren, daraus konkrete
Projekte abzuleiten und die Wirksamkeit dieser in regelmäßigen
Abständen zu evaluieren. Zertifizierungs- und Bewertungssysteme
bieten eine Möglichkeit diesen Prozess zielführend zu unterstützen und als Kommunikations- und Steuerungsinstrument verwendet zu werden [24].
Überregionale Und Internationale Vergleichbarkeit
Zertifizierungssysteme tragen dazu bei, teils komplexe Immobilienbestände miteinander zu vergleichen. Dies ist insbesondere bei nationaler und internationaler Investitionsstrategien von Bedeutung,
bei welchen die geprüfte Qualität zertifizierter Quartiere, dazu beitragen kann das Investitionsrisiko zu mindern. Einer Zertifizierung
wohnt somit grundsätzlich ein Steuerungspotential inne, das über
die Beschreibung und Bewertung von räumlichen Situationen –
wie Evaluation und Monitoring sie bieten – hinausgeht [1].
Kosten / Nutzen Zertifizierung
Die direkten und indirekten Kosten einer Zertifizierung wurden im
Punkt „Kosten der Zertifizierung“ aufgeführt. Erste Untersuchun-
greenbuilding
Thema
gen auf Ebene der Gebäude zeigen jedoch, dass beispielsweise die
Herstellungskosten bei zertifizierten Gebäuden nicht zwangsläufig
höher sein müssen als jene bei nicht zertifizierten Gebäuden [25].
Den eventuellen Mehrkosten gegenüber steht der enorme Nutzen,
welchen eine Zertifizierung mit sich bringen kann. Eine Zertifizierung ist primär eine transparente und unabhängige Qualitätsauszeichnung, welche es dem späteren Nutzer ermöglicht die
Qualität eines Quartiers objektiv beurteilen zu können. Mit einer
höheren Qualität einhergehend ist das höhere Wohlbefinden und
Produktivität der Nutzer des Quartiers sowie die Erhöhung der
Marktchancen bei Verkauf und Vermietung. Nach einer Studie von
Roland Berger sind Mieter dazu bereit durchschnittlich 4,5% höhere Mietkosten für nachhaltige Immobilien zu bezahlen [26]. Dies
trägt u. a. dazu bei, die Risiken einer Quartiersentwicklung zu minimieren. Nicht zuletzt können durch die frühzeitige Betrachtung
des Quartiers über den gesamten Lebenszyklus hinweg Emissionen reduziert und Kosten eingespart werden. z
Literaturangaben
[1] Pahl-Weber, E. et al. (2009): Zertifizierung in der Stadtentwicklung – Bericht
und Perspektive. Bericht der Kommission des Deutschen Verbandes für
Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. in Kooperation mit
dem BMVBS, S. 6, 7, 8, 12.
[2] Brundtland, G. H.; Hauff, V. (Hg.) (1987): Unsere gemeinsame Zukunft. [der
Brundtland-Bericht].
[3] Kaule, G. (2002): Umweltplanung. Stuttgart (Hohenheim), S. 164–171.
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Nachhaltigkeit bewerten, internationaler Systemvergleich, Zertifizierung
und Ökonomie.
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Immobilienkrise? Vortrag an der Universität Regenburg, International Real
Estate Business School (IRE/BS).
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aus dem ExWoS-Forschungsfeld „Städte der Zukunft“.
17
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Leistungen zwölf deutscher Großstädte im Bereich Umwelt- und Klimaschutz. www.siemens.com/greencityindex.
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Energy Award. www.european-energy-award.de.
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[12] CASBEE (2011): CASBEE for Cities. Technical Manual (2011 Edition). www.
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Neighborhood Development. LEED 2009 edition. www.usgbc.org.
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2010/2011.
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In: M. Schrenk, V. V. Popovich und P. Zeile (Hg.): Proceedings REAL CORP 2012
Tagungsband, S. 211–219. www.corp.at.
Dipl.-Ing. Stephan Anders
Studium der Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart und der ETH Zürich; während des Studiums Tätigkeit u. a. bei KCAP architects & planners, Ippolito & Fleitz Group und am Lehrstuhl für Informationsarchitektur der ETH Zürich; seit 2009 akademischer Mitarbeiter
und Doktorand am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart sowie Mitglied des Hochschulnetzwerkes für nachhaltige Stadtentwicklung
(NSE). Parallel dazu ist er seit 2012 für die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) tätig; Bei der DGNB betreut er inhaltlich
und organisatorisch die Systementwicklung und internationale Anwendung der Zertifizierungssysteme für Quartiere sowie die Ausbildung zum
DGNB Auditor für Quartiere; seit 2013 ist er Mitglied des DIN Normungsausschusses für nachhaltige Entwicklung von Städten und Kommunen.
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Großraumbüros gelten als kostengünstig, doch Arbeit
auf dem Präsentierteller macht unzufrieden und krank
Ein Raum für alle
Wenn ein Kollege einen Büroplatz bezieht, spielen sich oft folgende Szenen ab: Zunächst stellt er ein Foto
von seinem Hund auf den Schreibtisch, dann hängt er lustige Karten auf, und irgendwann komplettiert die
unvermeidliche Tischpalme das Bild. „Von der Evolution her ist der Mensch ein Höhlentier, der das Bedürfnis
hat, sich häuslich einzurichten“, sagt Michael Kastner, Leiter des Instituts für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin in Herdecke. „Wenn sich vor ihm eine Glasscheibe befindet, klebt er sie mit Postern zu.“ Denn um
konzentriert arbeiten zu können, brauche jeder Mensch einen Rest an Privatsphäre. Doch seit die Arbeitswelt
das Großraumbüro erfand, hat der Höhlenmensch ein Problem. Denn während er gut und effektiv arbeiten
soll, ist er den Blicken seiner Kollegen permanent ausgesetzt, so als arbeite er auf einem Präsentierteller.
Das Gefühl unablässiger Kontrolle ist nicht nur nicht schön, es macht sogar krank.
Text: Anne Meyer
Foto: Raufeld
Wenn die Kollegin telefoniert, kann jeder mithören. Niemandem
entgeht, wie oft sie sich einen Kaffee holt. Und wie soll man weghören, wenn der Chef dem Tischnachbarn eine Standpauke hält?
Je mehr Menschen in einem Raum arbeiten, desto unzufriedener
sind sie – und je unzufriedener sie sind, desto häufiger werden sie
krank. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hochschule Luzern, für
die 1.400 Beschäftigte verschiedener Unternehmen in der Schweiz
befragt wurden. So musste sich etwa die Hälfte aller Mitarbeiter in
Einzelbüros innerhalb eines Jahres nicht ein einziges Mal krank
melden. In Zweierbüros waren es nur noch 38 Prozent. Und in
Büros mit über 16 Arbeitsplätzen kamen nur drei von zehn Mitarbeitern ohne Krankmeldungen aus.
Wege aus der Anonymität
Einige Unternehmen praktizieren das so genannte Desk Sharing, bei dem es
keine festen Arbeitsplätze mehr gibt. Die Beschäftigten besitzen einen persönlichen Rollcontainer, mit dem sie an jedem Morgen aufs Neue einen
Schreibtisch suchen. Diese kostensparende, aber extrem anonyme Arbeitsweise scheint den menschlichen Bedürfnissen sehr zuwiderzulaufen. Ein
Unternehmen wie die Boston Consulting Group geht deshalb neue Wege, die
aus der Anonymität herausführen sollen: Zwar gibt es auch im Münchner
Büro keine festen Arbeitsplätze mehr, mit Ausnahme der Sekretariate.
Dennoch will man die Sehnsucht der Angestellten nach so etwas wie
Heimeligkeit befriedigen: Die verschiedenen Abteilungen gelten als Dörfer.
Die Konferenzräume sind nach Münchner Hausbergen benannt, die Büros für
Bewerbungsgespräche nach bayerischen Seen. Die große Eingangshalle mit
Cafeteria ist der „Marktplatz“. Für Sibylla Amstutz von der Hochschule Luzern
ist dieses Konzept einleuchtend: „Im Idealfall fühlen sich Kollegen oder
Teams als Familie und betrachten ihren Arbeitsplatz als zweites Zuhause.“
„Das Problem in Großraumbüros ist vor allem die mangelnde Privatsphäre“, so Sibylla Amstutz, Leiterin der Studie. „Die Mitarbeitenden können soziale Nähe und Distanz nicht regulieren, fühlen
sich als öffentliche Person, die sich von der Kommunikation nicht
zurückziehen kann.“ Zur Unzufriedenheit trägt außerdem bei, dass
man im Großraum oftmals der Klimaanlage hilflos ausgeliefert ist.
„Wenn man auf Licht, Lärm und Temperatur keinen Einfluss nehmen kann, wirkt sich das sofort negativ auf die Zufriedenheit aus.“
Großraumbüros senken Produktivität
Ein australisches Forscherteam unter der Leitung von Vinsh
Oommen kam zu ähn
Zu den aufgezählten Störfaktoren gesellt sich aber noch ein weiteres Problem. Weil man nur einer unter vielen ist, empfindet
mancher Beschäftigte das Arbeiten im Großraumbüro als Statusverlust – zumal ein beruflicher Aufstieg in vielen Unternehmen
mit einem Umzug ins Einzelbüro verbunden ist. „Das ist, als hielte
man den Mitarbeitern das Ideal wie eine Knackwurst vor die Nase,
sie dürften aber nicht reinbeißen“, so Kastner. Und auch innerhalb
des Großraums bleiben die feinen Statusunterschiede erkennbar.
Wer sich beruflich durchsetzt, rückt oftmals langsam aber sicher
zur Glasfront durch, während weniger Erfolgreiche oder Praktikanten mit dem Rücken zur Tür sitzen oder neben dem Kopierer landen.
Für Michael Kastner ist klar, dass Großraumbüros die Produktivität
der Beschäftigten senken. Dadurch sind sie für die Unternehmen
möglicherweise gar nicht billiger als Einzelbüros: Die Kostensen-
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Zum Wohlgefühl trage außerdem bei, wenn man trotz Klimaanlage noch die Fenster öffnen könne. „Das Gefühl ist sehr wichtig und
erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, wenn sie den Komfort am Arbeitsplatz selbst beeinflussen können“, so Amstutz.
Unternehmenskultur ist ausschlaggebend
1 Viel Trubel, keine Privatsphäre: Arbeit im Großraumbüro ist Stress pur. Mit
Rückzugsmöglichkeiten kann für Arbeitnehmer Abhilfe geschaffen werden.
kung durch eine effiziente Flächennutzung wird durch häufige
Krankmeldungen und unproduktive Arbeit wieder aufgehoben.
Kombi-Büro besser als Multi-Space Konzept oder
klassisches Großraumbüro
Wenn ein Unternehmen mit der Mode geht, hat es das Großraumbüro möglicherweise durch verschiedene Zonen für Stillarbeit,
Telefonieren, Konferieren und Pause machen ersetzt. Ein solches
Multi-Space-Konzept schnitt in der Luzerner Studie jedoch noch
schlechter ab als das klassische Großraumbüro, weil es noch
weniger Rückzugsmöglichkeiten gibt. „Jeder sieht zu jeder Zeit,
was der andere tut, ob er nun an einer Sitzung teilnimmt oder
Kaffee trinkt“, so Amstutz.
Ist also die Rückkehr zum guten, alten und teuren Einzelbüro die
einzige Lösung? Das glauben weder Kastner noch Amstutz. Trotz
aller Kritik hat das Großraumbüro nämlich den Vorteil, dass die
Mitarbeiter wie nebenbei miteinander kommunizieren können.
„Es wird viel mehr informelles Wissen ausgetauscht“, so Amstutz.
Beide Wissenschaftler sehen in Kombi-Büros eine gute Lösung.
In diesem Konzept hat jeder Mitarbeiter seine eigene „Zelle“, an
die sich eine gemeinschaftliche „Kommunikationszone“ anschließt.
„Morgens zur besten Konzentrationszeit kann sich der Mensch in
seine Zelle zurückziehen und mittags in die kommunikative Zone
hinausgehen“, so Kastner.
Leider ist nicht allen Menschen die Arbeit in einem solchen KombiBüro vergönnt. Doch auch die Bedingungen im Großraumbüro
lassen sich verbessern – oft mit ganz einfachen Mitteln. Ein Beispiel: „Niemand sitzt freiwillig mit dem Rücken zur Tür. Man
braucht Sicherheit im Rücken“, so Kastner. Schon ein Schrank oder
größere Pflanzen können in dieser Situation eine bessere Arbeitsatmosphäre schaffen. Sibylla Amstutz findet es am wichtigsten,
Rückzugsräume zu schaffen – zumindest etwa ein paar Zellen, in
die man sich für konzentriertes Arbeiten oder ein wichtiges Telefonat zurückziehen kann. „Wenn man ab und zu den Raum
wechseln kann, hilft das schon gegen das Gefühl, ständig kontrolliert zu werden“, erklärt sie. Außerdem empfiehlt sie, solche Mitarbeiter zusammenzusetzen, die ähnliche Tätigkeiten ausführen.
Einen Vieltelefonierer sollte man also nicht neben den Kollegen
setzen, der vor allem Artikel schreibt.
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Neben diesen kleinen Schritten muss aber noch ein großer getan
werden, damit sich die Mitarbeiter im Großraumbüro wohlfühlen.
Alles steht und fällt mit der Unternehmenskultur – und die ist
in Deutschland noch ziemlich altmodisch. Hierzulande sitzt der
Chef nämlich in den meisten Fällen in einem repräsentativen
Einzelbüro. „In den Niederlanden zum Beispiel ist man da schon
viel weiter“, so Amstutz. Dort und auch in den angelsächsischen
Ländern sind nämlich Großraumbüros üblich, in denen auch die
Führungskräfte sitzen. In Deutschland scheint sich dagegen noch
Widerstand zu regen. T
Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit – worüber beklagen sich
Beschäftigte in Großraumbüros am meisten (Mehrfachnennungen möglich)
geringes Raumangebot
80 %
fehlende Erholungsräume
störende Geräuschkulisse
fehlende Abgrenzung
visuelle Ablenkungen
75 %
70 %
55 %
40%
Größe des Arbeitsplatzes
33 %
zu geringe Distanz
33 %
Raufeld/Werner; Quelle: CCTP, Hochschule Luzern
Literaturtipps:
G Ottomar Gottschalk: Verwaltungsbauten. Flexibel, kommunikativ, nutzerorientiert. Ein Standardwerk für Planung und Ausführung von Bürobauten.
G Roman Muschiol: Begegnungsqualität in Bürogebäuden.
G Rotraud Walden: Architekturpsychologie: Schule, Hochschule und Bürogebäude der Zukunft.
Links:
G Homepage des Forschungsprojekts „Human Building Office“ des Kompetenzzentrums Typologie & Planung in Architektur an der Hochschule Luzern
www.humanbuilding.ch
G Informations-Plattform zum Arbeits- und Gesundheitsschutz:
www.ergo-online.de
Anne Meyer
Jahrgang 1981, ist Mitglied im
Reporternetzwerk Textsalon.
Sie lebt und arbeitet als freie
Journalistin in Köln.
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Kristalliner Neubau der Swarovski-Hauptverwaltung bei Zürich
Eine „brand-architecture“
der besonderen Art
Der Swarovksi-Konzern, dessen glitzernde Ware und dessen Schwan als Firmenlogo weltweit
bekannt sind, hat mit dem Neubau am Zürichsee einen kongenialen Hauptsitz bekommen, der wie
ein Kristall funkelt und dessen geschwungene Formen an die Figur des Schwanes erinnern. Wichtiger als der formale Ausdruck ist jedoch, dass der elegante Bürobau auf einem Energiekonzept
basiert, das auf Generationen hinaus die umweltschonende Nutzung natürlicher Ressourcen
vorsieht. Ingenhoven Architects gehören zu den ersten Architekten weltweit, die diese schonende
Energiequelle vor Ort effektiv nutzen.
Text: Prof. Ulf Meyer
Fotos: Hans-Georg Esch, Regine Giesecke
Zeichnungen: ingenhoven architects
1 Die Inspiration für die Form des Neubaus der Swarovski-Hauptverwaltung in Männedorf bei Zürich basierte zum einen auf dem Wunsch der Bauherrschaft
und zum anderem auf dem Standort selbst. Der außergewöhnliche Bauherr mit seiner funkelnd kristallinen Welt, seiner „Poesie der Präzision“, verzaubert die
Herzen der Menschen. Eine Qualität, die sich auch in der Architektur seines Verwaltungsgebäudes wiederfinden sollte.
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2 Die direkte Lage am Zürichsee hatte es geradezu herausgefordert, eine Gebäudeform zu entwickeln, die es erlaubt, möglichst vielen Personen den attraktiven
Blick auf den Zürichsee zu ermöglichen. Die Blickbeziehung sollte nicht an der Fassade enden, sondern in den Bürobereich hineinfließen, ihn einnehmen und so
eine begleitende Kulisse der täglichen Arbeit werden. Die geschwungene Form und die größtenteils offenen Arbeitsplätze ergeben eine erlebbare Community.
Die Berg-Seen der Schweiz sind nicht nur ein visueller Magnet, an
dem man sich kaum satt sehen kann, sie bieten auch für das umweltfreundliche Bauen unserer Zeit eine ganz neue Perspektive:
Ihr im Sommer kühles und im Winter warmes Wasser erlaubt es,
Gebäude am See auf natürliche Weise zu temperieren, ohne der
Umwelt zu schaden.
Der Neubau nutzt seine Lagegunst maximal. Der Ausblick auf den
Zürichsee war entwurfsbestimmend für die Ausrichtung des hufeisenförmigen Gebäudes und die Gestaltung seiner Fassaden. Das
Gebäude rahmt den Blick auf den See. Besucher betreten als
Erstes ein gleißend weißes Foyer, dessen weißer Boden eine
Atmosphäre wie in einem Museum verströmt.
Der Neubau der Hauptverwaltung der Firma Swarovski nutzt seine
Lagegunst am Ufer des Zürichsees gleich zweifach: Als visuellen
Bezugspunkt, der allen Büros und Räumen einen wunderbaren
Ausblick auf den stillen See erlaubt, und als unerschöpfliche Energiequelle „vor der Haustür“.
Das Bürogebäude liegt am Ostufer des Zürichsees. Es wurde von
Ingenhoven Architects aus Düsseldorf entworfen. Das transparente, gläserne Haus wirkt selbst wie ein geschliffener Kristall. Die
geschwungene Grundriss-Form, die an einen Bumerang erinnert,
öffnet sich zum See hin. Die Planer haben diese Form gewählt,
damit von möglichst vielen Orten im Haus ein Blick auf den See
fallen kann. Dieser Blick ist unverbaubar, denn an dieser Stelle
befindet sich vor dem Haus ein kleines öffentliches Strandbad.
Beste Lage und idyllisches Umfeld
Der Neubau steht außerhalb der Stadt in dem Örtchen Männedorf,
aber noch im Kanton Zürich. Per Bahn oder Fähre gelangt man vom
beschaulichen Ufer des Zürichsees in weniger als einer halben
Stunde in das Herz der urbanen Schweiz. Hinter dem Gebäude liegt
eine erhöhte Bahnlinie und darüber idyllische Weinberge.
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3 Der Blick bestimmte den Entwurf des Gebäudes: In zahlreichen Analysen
stellte sich heraus, dass die gebogene Form die optimale Ausnutzung der
gewünschten Blickbeziehung zum See bietet.
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Projekt
Neubau Swarovski Campus, Hauptverwaltung Zürich/Männedorf
Bauherr:
Swarovski
Nutzer:
Swarovski
Baukosten:
ca. 60 Mio. CHF
Generalplanung:
Ingenhoven Architects , Zweigniederlassung
CH Männedorf
Statik/Fassade:
Prof. Werner Sobek, Stuttgart
Energiekonzept:
Thomas Baumgartner und Partner, Dübendorf
Haustechnik:
Grünberg und Partner, Zürich
Elektrotechnik MSRL:
Bühler Scherler, St. Gallen
Bauphysik:
Mühlebach und Partner, Wiesendangen
Lichtplanung:
Tropp Lighting, Weilheim
Brandschutz:
BPK Prof. Klingsch, Düsseldorf
Freiraumplanung:
Ingenhoven Architects, Männedorf, Petra
Blaisse, Amsterdam
Bürokonzept:
Ingenhoven Architects, Bene Consulting
Innenarchitektur:
Ingenhoven Architects, CH Männedorf
Verfahren und Projektverlauf:
• Oktober 007 Architekten Hearing
• November 007 Entscheidung für Ingenhoven Architects als Generalplaner
• Januar 008 Beauftragung und Bürogründung CH, Ingenhoven Architects
• März 008 Baugesuch
• April bis November 008 Bauprojekt(Entwurf) Leitdetailplanung für
GU Ausschreibung
• September 008 Bewilligung
• Oktober bis Dezember 008 Ausschreibung und Vergabe
• Januar 009 Baubeginn
• Juli 00 Fertigstellung
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6
4, 5, 6 Die gebogene Form des Gebäudes bildet die Symbiose zwischen hohen
funktionalen Qualitätsansprüchen und dem Wunsch des Menschen nach
Nähe zur Natur. Sowohl im Erdgeschoss (Bild 6) mit seinen Sonderbereichen
wie Eingangshalle, Foyer, Konferenz, Restaurant und Workshop, als auch in
den oberen Büro-Geschossen ist die Blickbeziehung wahrnehmbar.
Genese eines Juwels
Das Grundstück, auf dem sich der Neubau befindet, war zuvor als
Fabrikgelände genutzt worden. Nachdem sich der Bauherr für den
Bauort entschieden hatte, suchte er über ein „Hearing“ und
basierend auf Referenzen einen geeigneten Architekten – und
fand ihn in Christoph Ingenhoven und seinem Team. Das genaue
Raumprogramm entwickelten Bauherr und Architekt erst im
zweiten Schritt – gemeinsam.
Mit der Fertigstellung des Gebäudes werden zunächst 350 Beschäftigte ihren neuen Arbeitsplatz mit Blick auf den See bekommen, später können noch einmal 00 weitere Kolleginnen und
Kollegen in dem Haus Platz finden. Neben den Räumen der Verwaltung befinden sich in dem schimmernden Neubau auch eine
Werkstatt für das Shop-Design der berühmten Kristallwarenkette
und ihre weltweite Marketingabteilung.
Die Mehrheit der Arbeitsplätze ist als Großraumbüro arrangiert –
denn nicht nur die Marketingabteilung braucht stets die direkte
Kommunikation unter den Mitarbeitern, sondern alle Menschen,
die kreativ arbeiten. Damit in der offenen Bürolandschaft dennoch
eine akustische Intimsphäre möglich ist, haben die Architekten
sich eines besonderen Kniffs bedient: Die Flachdecken in den
Büros sind mit einem besonderen Akustikputz versehen, der
effektiv Schall schluckt. Der Putz reduziert die Hallzeit auf im
Mittel acht Meter pro Sekunde. Die Decken lassen sich zusätzlich
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sowohl zum Kühlen als auch zum Heizen verwenden. Dem
Deckenmaterial wurden spezielle Quarzkörner beigemischt, die
die Kühl- und die Heizleistung nicht behindern. Insgesamt bietet
das Gebäude oberirdisch ca. .3 Quadratmeter Fläche.
Raffinierte Doppelfassade
Beim umweltfreundlichen Bauen müssen Architekten stets zwei
sich widerstrebende Anforderungen erfüllen: Einerseits wollen sie
durch den Einsatz von Glasfassaden das Tageslicht bis tief in den
Raum führen und so elektrische Energie für die künstliche Beleuchtung – und damit die Kühllast – reduzieren. Andererseits
können große Glasflächen im Hochsommer zu einer Überhitzung
der Räume führen.
Um das zu verhindern, haben Ingenhoven Architects ihrem Neubau eine doppelte Fassade gegeben: Die Fassadenkonstruktion
basiert auf einer Element-Bauweise, die für das Swarovski Gebäude als Sonderkonstruktion ausgebildet ist. Die innere primäre
Fassadenebene verfügt über eine Dreifach-Isolierverglasung mit
Edelgasfüllung, raumhoch verglast mit ,7 Meter breiten
Elementen. Die Verglasung ist selbstaussteifend ohne zusätzliche
vertikale Pfosten. Der Pufferraum zwischen der inneren und der
äußeren Fassade ist energetisch vorteilhaft, so dass die Fassade
den Ansprüchen des hohen Minergiestandards der Schweiz
genügt.
Die äußere Gebäudehülle besteht aus einem Sonnenschutz aus
Metall-Lamellen, die, selbst wenn sie Schatten spenden, den Blick
auf den See ermöglichen. Um diesen Sonnenschutz vor Wind und
Witterung zu schützen, gibt es im kleinen Abstand zur Hauptfassade noch eine zweite gläserne Fassade. Die drehbaren Sonnenschutz-Lamellen sind in Reihe geschaltet und je nach Sonnenstand, Tages- und Jahreszeit flexibel manövrierbar.
13 Die Besonderheit dieses innovativen Bürokonzeptes des geschossweise
angelegten Swarovski-Campus zeichnet sich durch das gelungene Zusammenspiel der einzelnen Elemente und der offenen Rückzugsorte mit Blick auf
den Zürichsee aus.
Die geschwungene Fassade ist in polygonale Flächen zerlegt. Um
die natürliche Lüftung der Büros zu unterstützen, befinden sich in
der äußeren Glashülle Öffnungsklappen, durch die bei Bedarf
frische Luft in die Büros strömen kann. Sie erlauben einen Außenraumbezug, ohne dass Fenster geöffnet werden müssten. Die sich
selbst tragende äußere Scheibe ruht auf einem Stahlschuh und ist
für die Wartung und Reinigung aufzuklappen.
Energie aus dem Seewasser
Das wahre Wunder des neuen Swarovski-Hauptsitzes jedoch liegt
unter Tage – wie die Kristalle: Das Grundstück ist voll unterbaut,
der Keller ist deutlich größer als alle anderen Geschosse. Er beherbergt einen besonderen Raum, in dem das im Sommer kühle und
im Winter warme Seewasser in das Haus gelangt und das Ge-
7 Die gebogene Formsprache realisiert bereits in der Eingangshalle optimal den Wunsch nach größtmöglicher Ausnutzung der Blickbeziehung zur Natur.
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8 Für den Ausblick und die Transparenz des Gebäudes ist eine filigrane Fassade mit raumhohen, verglasten Elementen und minimierten
sichtbaren Konstruktionselementen
entwickelt worden.
9 Die transparente, gläserne Fassade
wirkt wie ein geschliffener Kristall.
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Gebäudedaten
Arbeitsplätze:
ca. 45 Büroarbeitsplätze
Parkplätze:
58 Stellplätze
Fahrradabstellplätze:
3 Stellplätze
Gesamtflächen Brutto
Grundstücksfläche:
Umgebungsfläche:
Geschossfläche UG:
Geschossfläche EG:
Geschossfläche . OG:
Geschossfläche . OG:
Geschossfläche 3. OG:
ca. 8.556 m
ca. 6.585 m
ca. 7.77 m
ca. .97 m
ca. 3. m
ca. 3. m
ca. .967 m
Energiedaten
Energiebezugsfläche = GF oberirdisch: .59 m
Beheiztes Volumen:
4.83 m3
Primärenergiebedarf:
Soll-Grenzwert Minergie 4, KWh/m –
Ist-Wert 38, KWh/m
Heizwärmebedarf:
34,4 KWh/ma
bäude über einen Wärmetauscher je nach Bedarf wärmt oder
kühlt. Das System scheint einfach und naheliegend, dennoch ist
der Verwaltungsbau das erste Gebäude am Zürichsee außerhalb
der Stadt, das das Seewasser auf so geniale Weise zum Heizen und
Kühlen nutzt. Denn die Nutzung des Seewassers wird nur für
Bauten gestattet, die ohnehin wenig Energie verbrauchen. Das
Konzept wurde zusammen mit dem Schweizer Ingenieur Thomas
Baumgartner entwickelt.
Wegen des Felsgrundes und der geschützten Uferkante des Sees
wurden grabenlos zwei 45 Meter lange Rohrleitungen zum See
gebohrt. Die Rohre aus Polyurethan haben 3 Zentimeter Durchmesser. Die Ein- und Austrittstellen liegen ca. 4 Meter weit auseinander und 5 Meter unter dem Wasserspiegel. Die Heizleistung
der Anlage beträgt ca. 94 Kilowatt, die Kälteleistung ca. 95 Kilowatt. Der Strombedarf der Wärmepumpen und sonstigen Anlagen
liegt bei weniger als einem Viertel der von der Anlage erzeugten
Energie. Selbst im kältesten Winter wird das Seewasser in 5 Metern
Tiefe nie kälter als vier Grad Celsius. Die örtlichen Versorger, die
Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), haben einen Vertrag
mit dem Bauherren abgeschlossen, der vorsieht, dass der Versorger die Planung, Erstellung und den Betrieb der Anlage finanziert.
Wärmewert Gebäudehülle: 37, KWh/m Ist-Wert
CO2-Einsparung:
geschätzt 3 t pro Jahr bei Heizleistung von
94 KW und Kälteleistung von 95 KW
Energetischer Standard:
Minergiestandard CH
Das Niedrigenergie-Konzept des Gebäudes entspricht dem strengen
Schweizer Minergiestandard, den große Bürohäuser erst selten erreicht haben. Zwei Jahre wollen sich Architekt, Bauherr und Ingenieur für eine gründliche Betriebsoptimierung nehmen.
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10 Die innere primäre Fassadenebene verfügt über eine raumhohe
Dreifach-Isolierverglasung mit Edelgasfüllung. Die ,7 Meter
breiten Glaselemente sind selbstaussteifend ohne zusätzliche vertikale Pfosten. Zum Schutz der Raffstores sind pro Glasfeld zwei
vorgehängte hinterlüftete VSG-Monoglasscheiben angebracht.
11 In den Deckenbereichen sind in der Fassade motorisch betriebene, ,35 Meter breite Belüftungsklappen integriert. Sie werden
wechselweise für das darüber liegende Geschoss als Zuluftklappe
und für das darunter liegende Geschoss als Abluftklappe genutzt.
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Büro-Landschaft mit Landschaftsbezug
Nur im obersten Stockwerk des Hauses liegen Einzelbüros an der
Hoffassade, sonst genießen die Mitarbeiter großzügiges Raumgefühl mit Seeblick. Bei Fön hat man sogar Aussicht bis in die Hochalpen. Das Gebäude muss die Traufkanten der Nachbarbebauung
einhalten und springt deshalb zur Straße hin um ein Staffelgeschoss zurück. Dadurch entstehen zwei mit Holz gedeckte Terrassen mit Blick auf den See. Über den Büroflächen befindet sich ein
3. Quadratmeter großes Gründach.
Obwohl die Form des Gebäudes auf den ersten Blick hin zunächst
völlig „frei“ wirkt, gibt es in der Mitte eine Spiegelachse. Die
beiden Gebäudeflügel sind unterschiedlich lang. Die sich wirkungsvoll ineinander spiegelnden Fassadenpolygone schaffen
einen irisierenden Kaleidoskop-Effekt. Der Grundriss ähnelt einem
Bumerang. In seine geschwungene Gestalt sind freie Formen
locker eingestellt wie große Möbelstücke: Ein Service-Point, an
dem die Mitarbeiter Kaffee trinken und sich spontan begegnen
können, ebenso wie elegant geschwungene Wendeltreppen und
Besprechungszimmer. Die Konferenzräume haben Ganzglaswände, ein Vorhang verbessert die Akustik und kann auch vor neugierigen Blicken schützen. Wer hinauf- oder hinuntergehen will, kann
die internen Treppen nutzen oder einen der transparenten
Glasfahrstühle. Die durchgehend weißen Möbel kontrastieren mit
den dezent grauen Stützen. Unter dem aufgeständerten ersten
Obergeschoss befinden sich im Erd-geschoss neben dem Foyer mit
Lounge auch ein Restaurant mit 5 Sitzplätzen und Räume für
Konferenzen und Workshops. In den Obergeschossen liegt eine
offene „Büro-Landschaft mit Landschaftsbezug“. Eine terrassierte
Blumenwiese mit Obstbäumen hinter dem Haus spielt auf die
Terrassen der nahen Weinberge an. Die Gartenarchitektur wurde
von Petra Blaisse aus Amsterdam entworfen. Ihr Konzept hat sie,
ebenso wie ihr Büro, „inside-outside“ genannt und konsequent
aus dem Topos entwickelt. Die Höhenlinien des Geländes werden
deshalb als Streifen im Boden abgebildet. Vor dem Gebäude hat
sie eine einfache Wiese anlegen lassen. T
Dipl.-Ing. Architekt Ulf Meyer
ist Architekturjournalist, Architekturkritiker und Autor zahlreicher Bücher über Stadtarchitektur. Nach dem Architekturstudium
an der TU Berlin und am Illinois Institute of Technologie in Chicago arbeitete er für Shigeru Ban Architects in Tokio und Ingenhoven Architects in Düsseldorf. Als Professor lehrte er nachhaltigen Städtebau und Architektur an der Kansas State University und
der University of Nebraska-Lincoln, wo er und als Hyde Chair of Excellence tätig war.
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Gleis | Nord: Neuer Stadtteil im schweizerischen Lenzburg
Ehemaliges Industrieareal
wird zum „Stadt-Auge“
Die ATP kfp Architekten und Ingenieure aus Zürich gewannen den 1. Preis für zwei von acht Baufeldern
im städtebaulichen Wettbewerb des neuen Stadtteils „Gleis | Nord, Lenzburg urban“ auf dem ehemaligen HERO-Industriegebiet im schweizerischen Lenzburg. Nach Umzug des Nahrungsmittelkonzerns im
Frühjahr vom angestammten Standort in eine neue Produktionsstätte am Stadtrand soll auf dem
Industrieareal mitten in der Stadt ein architektonisch lebendiges Quartier entstehen – ganz wie ein
natürlich gewachsenes Stadtviertel, das von verschiedenen Architekten geprägt wird.
Text: Corinne Bader
Visualisierungen, Zeichnungen: ATP kfp Zürich
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Foto: www.gleisnord.ch
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2
1 Lenzburg urban: In der schweizerischen Stadt Lenzburg soll entlang der Gleise ein neuer
Stadtteil gebaut werden; zehn Architekturbüros reichten Wettbewerbsentwürfe ein
2 Im Frühjahr 011 zieht der Nahrungsmittelkonzern HERO an einen neuen Standort und
macht das große Industrieareal für Stadtentwicklung frei
3 Gesamtansicht Nord-West im Modell des neuen Stadtgebiets von Lenzburg
3
Das Areal des Nahrungsmittelkonzerns HERO AG nördlich des
Lenzburger Bahnhofs hat eine Größe von rund sechs Hektar und
ist somit etwa so groß wie das Altstadtzentrum von Lenzburg.
Die Firma EBM (Genossenschaft Elektra Birseck), Münchenstein,
die 008 das Areal gekauft hat, entwickelt es partnerschaftlich mit
Losinger Construction AG und der Stadt Lenzburg zu einem neuen
Stadtquartier. In einem Gestaltungsplan von Burkard Meyer
Architekten wurde das Areal in vier Perimeter und acht Baufelder
unterteilt. Ein Perimeter wurde direkt an Burkard Meyer Architekten vergeben, über die anderen drei wurde ein Studienauftrag an
jeweils drei Architekturbüros ausgelobt.
ATP kfp wurde der Perimeter Süd, Baufelder B und C, über etwa
einen Hektar entlang der Bahngleise zugeteilt. Der im November
vergangenen Jahres verliehene 1. Preis für den Entwurf von ATP kfp
erfüllt in hohem Maße die Ansprüche des Auslobers, „einen lebendigen neuen Stadtteil mit Atmosphäre und Identität zum
Wohnen, Arbeiten und Erleben mit hoher Aufenthaltsqualität und
zukunftsgerichteter, innovativer Architektur nach Grundsätzen der
Nachhaltigkeit“ zu schaffen: „Es soll ein Gleichgewicht zwischen
gesellschaftlicher Solidarität, wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit
und ökologischer Verantwortung erreicht werden… Die verschiedenen Immobilienprodukte müssen der Nachfrage entsprechen,
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kosteneffizient sein und im Unterhalt sowie im Betrieb der Gebäude optimiert werden. Die Architektur setzt diese Anforderungen optimal um und setzt Ressourcen und Energien effizient ein.“
Weiter soll Gleis | Nord am Bahnhof als Eingangstor ein deutliches
Zeichen für Lenzburg als wachsendes regionales Zentrum setzen.
Der Mensch als Maßstab
Die Jury prüfte städtebauliche Aspekte, architektonische Qualität,
Wirtschaftlichkeit, Nutzung und Raumprogramm und Nachhaltigkeit. Hier überzeugte das Team von ATP kfp Architekten die Jury
vor allem mit dem Entwurf gut belichteter und großzügig
dimensionierter Räume. Besonders hervorgehoben wird das gegen
Süden gerichtete „Stadt-Auge“ als imagebildendes Element.
In der Beurteilung heißt es u.a.: „Das Projekt sieht einen Teilabbruch des ehemaligen Fabrikgebäudes der HERO vor. Dadurch
entsteht ein U-förmiger Baukörper. Durch die zusätzliche Anhebung des Innenhofs wird dieser besser belichtet und erfährt
dadurch eine Aufwertung... Besonders hervorzuheben sind die
konzipierten Loftwohnungen, die über große innenräumliche
Qualitäten verfügen. In Erinnerung an den ehemaligen dominierenden Giebel des Fabrikgebäudes wird das Thema neu interpre-
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4 In den Loftwohnungen wird der
industrielle Charakter lesbar bleiben
5 Dachaufsicht: Die Dachgeschosse
werden neu aufgebaut, großzügige
Maisonettewohnungen entstehen
4
tiert und ein großes schaufensterähnliches Auge zur Stadt geschaffen… Die Öffnung zum Platz durch das Spiel mit Erhöhungen
und Arkaden führt zu spannenden räumlichen Situationen... Die
Gestaltung der Fassade lässt die Gruppierung der Wohnungen
ablesen und führt zu einem lebendigen Erscheinungsbild. Auch
werden der Einbezug des Grünraumes und der Umgang mit der
Topographie zwischen Office- und Wohngebäude als sehr gelungen empfunden.“
Insgesamt gesehen, befand die Jury, liegt die Stärke des Projektes
in der spürbaren Entwicklung von Innen nach Außen. Den Maßstab dabei bilden der Mensch und seine Nutzungsanforderungen.
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Neue städtebauliche Chance
Die Architekten begründen mit dem Teilabbruch des ehemaligen
Fabrikationsgebäudes der HERO AG „eine neue städtebauliche
Chance“. Nach Abbruch des baufälligen Gebäudeteils im Osten
wird das Gebäude nicht wieder durch einen Neubau zu einem
Hofgebäude geschlossen. Ziel ist es, den Hof in seinen Proportionen zu verbessern, um so mehr Licht ins Innere zu bringen und
das Gebäude gegen den Grünraum zu öffnen. Der Hof wird vom
Treppenhauskern befreit und das Gebäude U-förmig zu beiden
Seiten verlängert. Auf der Nordseite des Hofes springt die Fassadenflucht um eine Achse zurück und generiert so attraktive
Außenräume.
7 Großzügig und transparent: Büros und
Wohnungen im Erdgeschoss
6 Struktur und Nutzung der Bestandsbauten (rechts) werden im neuen
Projekt (links) verändert. Ein Teil des alten Fabrikgebäudes wird abgerissen,
durch die Hoföffnung gewinnt das Gebäudeensemble an Licht
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8 Rhythmus und Farbigkeit der bestehenden Fassade werden für den
Neubau übernommen, jedoch nach
neuen Sichtweisen ausgeführt
8
Die beiden Neubauten auf dem Baufeld C bilden die Verlängerung
des U-Gebäudes und sind Nord-Süd orientiert. Der Habitus und
die vertikale Struktur der bestehenden Fassade des Fabrikationsgebäudes werden beibehalten. Die Fenster werden auf Geschosshöhe vergrößert und durch neue ersetzt, um mehr Licht ins
Gebäude zu führen.
Der Übergang zum Neubau soll klar ablesbar, jedoch harmonisch
in Erscheinung treten. Der Rhythmus und die Farbigkeit der bestehenden Fassade werden für den Neubau übernommen, jedoch
in Konstruktion als auch architektonischer Ausformulierung nach
neuen Sichtweisen ausgeführt. Die Dachhaut muss vollständig
ersetzt und nach heutigen Anforderungen an die Wärmehülle neu
aufgebaut werden, sodass Nutzungen bis unters Dach möglich
werden. Beim Neubau wird das Dach neu interpretiert und ein
„Auge zur Stadt“ geschaffen. Das nimmt den Dialog zwischen dem
Areal „Gleis Nord“ über die Bahngeleise zum Stadtzentrum auf.
Archive, Druckerräume und die Erschließungskerne werden in der
Mittel-zone angeordnet. Die Fassade bleibt rund herum frei für
Arbeitsplätze, Sitzungszimmer und Aufenthaltsbereiche. Es ist
sowohl eine Einteilung in Zellenbüros möglich wie auch eine
offene Raumgestaltung für Großraumbüros.
Das Erdgeschoss ist gegen die Bahnseite überhöht, eine große
Öffnung stellt einen Bezug des Bürogebäudes zum Bahnraum her.
Im hinteren Zwischengeschoss wird eine Galerie ausgebildet. Für
die Büronutzer ist im Erdgeschoss eine Kantine vorgesehen. Im
Raum hinter dem „Stadt-Auge“ ist eine After-Work-Bar vorstellbar,
wo man sich nach Feierabend trifft und die Aussicht über die
Stadt genießt. T
Projektdaten Baufeld B, C
Gleis | Nord: „Stadt-Auge“ für Industrieareal (www.gleisnord.ch)
Wohnen mit industriellem Charakter
73 Wohnungen
Im nördlichen Flügel des U-Gebäudes werden Loftwohnungen
angeordnet. Der industrielle Charakter soll in den Wohnungen
lesbar bleiben. Minimale Eingriffe generieren ein offenes Wohnen.
Küchen- und Badblocks werden in die bestehende Struktur als
vorfabrizierte Elemente eingefügt, die in Material und Form an die
Silos der HERO erinnern. Der Dachraum wird ausgebaut, sodass
großzügige Maisonettewohnungen entstehen. Im Gebäude CA
befinden sich die Single-Wohnungen. Die prominenteste Ecke des
Gebäudes ist auf der Nordwestseite mit den Wohnungseingängen. Über ein großzügiges Entree gelangt man in den offenen,
nach Süden ausgerichteten Wohn- und Essbereich.
BGF Bürofläche:
10.000 m
BGF Atelier:
.000 m
BGF Erleben:
1.000 m
BRI:
ca. 95.000 m3
Büros mit freiem Blick
Das Bürogebäude CB ist in seiner Gebäudetiefe für eine dreizonige
Anordnung optimiert. Nebennutzungen wie Sanitärräume,
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Städtebaulicher Architektenwettbewerb
Auslober:
Losinger Construction AG, Zürich
Wettbewerbsteam ATP kfp, ATP sphere (www.atp.ag):
Alfred Wegmann, Xavier Temme, Matthias Wehrle, Marc Eutebach,
Corinne Bader, Caroline Winkler, Paul Ohnmacht, Stefan Bossard,
Stefan Fuchs, Tanja Bernet, Anja Peter
Renderings:
Linus Stolz und Gerhard Schmid
Haustechnik:
Gernot Haslinger
Landschaftsarchitektur: asp Landschaftsarchitekten, Zürich, Kaspar
Hartmann
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Foto: Kämpfen für Architektur AG, Zürich
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MINERGIE-ECO® 2011 weiterentwickelt
Schweizer Label für gesunde und
ökologische Gebäude
Fünf Jahre nach seiner Lancierung wurde das Schweizer Zertifikat MINERGIE-ECO® überarbeitet, um
es aussagekräftiger, einfacher und praxisorientierter zu gestalten. In der neuen Version wird das
Gewicht stärker auf die Projektphase verlagert, hinzu kommen die Berechnung der grauen Energie
und eine Bewertung mittels Ampelsystem.
Text: Severin Lenel
Grafiken: intep Integrale Planung GmbH
Seit 2006 können in ökologischer Bauweise errichtete Gebäude
mit dem Label MINERGIE-ECO® ausgezeichnet werden. Es ist eine
Ergänzung zu den Labels MINERGIE®, MINERGIE-P® oder MINERGIE-A®. Während bei MINERGIE®-Gebäuden die Aspekte Komfort
und Energieeffizienz betrachtet werden, liegt bei MINERGIE-ECO®
das Hauptaugenmerk auf Gesundheit und Bauökologie.
Seit der Einführung wurden über 300 Gebäude nach MINERGIEECO® zertifiziert. Das Label hat somit eine hervorragende Akzeptanz im Schweizer Markt gefunden. Nach fünf Jahren beinahe
unveränderter Anforderungen war es deshalb an der Zeit, das
Verfahren zu überprüfen. Mit der Version MINERGIE-ECO® 2011
wurde das Zertifizierungsverfahren optimiert und die Anwendbarkeit auf Modernisierungen ausgeweitet. Das Schwergewicht bei
der Überarbeitung lag nicht bei einer Ergänzung der Kriterien,
sondern auf der Verbesserung der Aussagekraft bei gleichzeitiger
Vereinfachung des Verfahrens und verstärkter Praxisorientierung.
Damit wird beabsichtigt, den Vorsprung in diesen Bereichen
gegenüber anderen Labels wie DGNB oder LEED auszubauen.
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1 Die Nullenergiesiedlung „SunnyWatt“ (Architekt:
Kämpfen für Architektur AG, Zürich) im Kanton Zürich
wurde als erste energieautarke Siedlung der Schweiz
MINERGIE-P-ECO-zertifiziert. Passive und aktive
Sonnenenergienutzung (Sonnenkollektoren und
Photovoltaikanlage), vorgefertigte Holzbauweise und
ökologische Baumaterialien zeichnen sie aus.
zwischen 2006 und 2011 (provisorische und definitive
Zertifikate).
3 Die Ergebnisdarstellung von MINERGIE-ECO® zeigt
auf einen Blick, wie das Vorhaben bewertet wird.
2 Anzahl der MINERGIE-ECO®-Zertifizierungen
2
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#
2 EBF
250
MJ/m
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3
Einfacheres und zugleich präziseres Verfahren –
eine Herausforderung
Das bisherige Verfahren, das noch bis Juni 2012 angewendet
werden kann, gründet auf Vorgaben zu den Kriterien Lärm, Raumluft, Rohstoffe, Herstellung und Rückbau. Diese Vorgaben wurden
größtenteils aus den bestehenden Instrumenten des Vereins
eco-bau übernommen, der sich bereits seit Jahrzehnten mit dem
Thema des nachhaltigen Bauens beschäftigt. Besonders zu erwähnen sind dabei die eco-BKP, welche Vorgaben für die meisten Arbeitsgattungen enthalten. Die Methodik der eco-BKP basiert auf
einem Best-of-Class-Ansatz, das heißt, es werden die ökologisch
besten Varianten innerhalb einer Funktionseinheit gekennzeich-
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net. Das funktioniert aus methodischer Sicht hervorragend, hat
aber einen gewichtigen Nachteil: Die Funktionseinheiten können
nur innerhalb der einzelnen BKP bewertet werden, womit beispielsweise ein Vergleich zwischen einer Fassadenverkleidung aus
Faserzement (BKP 215) und einer Kompaktfassade (BKP 226) nicht
möglich ist.
Dies war einer der Gründe, weshalb man sich in der neuen Version
von MINERGIE-ECO® teilweise von den Vorgabenkatalogen löst
und in der Phase „Ausschreibung/Realisierung“ sogar ganz darauf
verzichtet. Neu eingeführt wird eine Berechnung der grauen
Energie, die auf dem Mengengerüst des behördlichen Energienachweises nach SIA-Norm 380/1 aufbaut und mit dem SIA-Merk-
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blatt 2032 „Graue Energie von Gebäuden“ kompatibel ist. Da die
graue Energie als Umweltindikator während der Herstellung und
Verarbeitung viele Aspekte wie Rohstoffverbrauch oder Umweltbelastung ausreichend genau abbildet, kann auf viele der
Vorgaben verzichtet werden. Die entstehende Gesamtsicht über
die verwendeten Materialien und deren Menge ergibt eine
bedeutend präzisere Aussage zur Umweltwirkung eines Gebäudes. Einige Aspekte lassen sich nicht mit einer Berechnung
erfassen, wie die Verwendung von Recyclingbeton oder der Einsatz
von Holz mit Nachhaltigkeitslabels. Deshalb wird weiterhin ein
Vorgabenkatalog benötigt, welcher aber im Umfang auf ein Drittel
reduziert werden konnte.
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4 Verschiedene Instrumente können bei MINERGIE-ECO®
2011 zum Einsatz kommen.
Projektphase erhält mehr Gewicht
Nach wie vor müssen die Unterlagen für die Zertifizierung zu zwei
Zeitpunkten – nach Projektabschluss und vor Abschluss der Realisierung – eingereicht werden. Bei MINERGIE-ECO® 2011 wird das
Gewicht stärker auf die Projektphase verlagert. Die Erfahrung aus
der Zertifizierung hat gezeigt, dass dort die größten Hürden liegen,
weil die konzeptionellen Aspekte den höchsten Einfluss auf die
Nachhaltigkeit eines Gebäudes haben.
Zudem soll den Anwendern vermehrt Hilfe bei der Umsetzung der
Vorgaben während der Ausschreibung und Realisierung angeboten werden. Dies wird mit einer Checkliste umgesetzt, die sich auf
diejenigen Vorgaben bezieht, die der Antragsteller beabsichtigt
umzusetzen. Darin werden vor allem die durchzuführenden
Arbeitsschritte bei Ausschreibung und Realisierung sowie die zur
Dokumentation benötigten Nachweise aufgelistet.
Bewertungsverfahren mit Ampelsystem
Die meisten Nachhaltigkeitslabels im Baubereich kennen verschiedene Zertifizierungsniveaus (zum Beispiel LEED: Certified, Silver,
Gold, Platinum). Im Unterschied dazu verfolgt MINERGIE den Ansatz, die verschiedenen Anforderungsstufen als eigenständige Produkte (MINERGIE, MINERGIE-P, MINERGIE-A) zu vermarkten. Dabei
stellt ECO einen Zusatz dar, der mit allen Produkten frei kombinierbar ist. Weil Zertifizierungsstufen fehlen, lautet das Ergebnis des
Zertifizierungsprozesses nur bestanden oder nicht bestanden. Der
Weg dazu weist dennoch verschiedene Stufen auf: Im neuen Bewertungssystem von MINERGIE-ECO® 2011 wird ein Ampelsystem
verwendet. Die Teilergebnisse werden – mit Ausnahme der Aus-
schlusskriterien, die lückenlos umgesetzt werden müssen – mit
Hilfe von zwei Schwellenwerten, die anhand einer Untersuchung
von rund 30 Fallbeispielen festgelegt wurden, in Grün, Gelb oder
Rot eingeteilt. Ein rotes Teilergebnis führt dazu, dass keine Zertifizierung erfolgen kann. Eine grafische Ergebnisdarstellung erlaubt
es, die Resultate auf einen Blick zu erfassen und zu interpretieren.
Gute Instrumente sind zentraler Faktor
für eine breite Akzeptanz
Für die Berechnung der grauen Energie steht der elektronische
Bauteilkatalog (www.bauteilkatalog.ch) zur Verfügung. Dieser
erlaubt die Auswahl und Anpassung von vordefinierten Bauteilen,
die Erfassung der Ausmaße und die Darstellung der Ergebnisse in
Bezug auf die von MINERGIE-ECO® festgelegten Schwellenwerte.
Die Bewertung der Tageslichtsituation erfolgt wie bisher mit
einem Excel-Tool, das um die Möglichkeit erweitert wurde,
Modernisierungen zu erfassen.
Mittels Softwarebausteinen wurden die Grundlagen für ein vollständig integriertes Instrument geschaffen, das die gleichzeitige
Berechnung von Betriebsenergieverbrauch und grauer Energie
sowie die Ausgabe der Ergebnisse gemäß SIA-Norm 380/1 (Thermische Energie im Hochbau), SIA-Norm 380/4 (Elektrische Energie
im Hochbau), SIA-Merkblatt 2031 (Energieausweis für Gebäude),
SIA-Merkblatt 2032 (Graue Energie von Gebäuden), MINERGIE
bzw. MINERGIE-P sowie MINERGIE-ECO® erlaubt. Da die Datenerfassung nur einmal erfolgen muss und kein Wechsel zwischen
verschiedenen Werkzeugen notwendig ist, wird es bedeutend
einfacher ein Projekt zu optimieren.
Dipl. Arch. (FH) Severin Lenel
Jg. 1969; diplomierter Umweltingenieur, EMBA HSG; Leiter
der Zertifizierungsstelle MINERGIE-ECO® in St. Gallen und
Geschäftsführer der Intep-Integrale Planung GmbH in Zürich
und St. Gallen. www.intep.com
MINERGIE-ECO® 2011 macht mit diesen Anpassungen einen
großen Schritt in Richtung eines integrierten Ansatzes, der eine
möglichst einfache und praxisnahe Anwendung erlaubt. Auf diese
Weise will das Label dem Ziel einer nachhaltigeren Bauweise in
der Schweiz näher kommen. T
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Bauen
Quelle: Andreas Zimmermann Architekten AG
1
Wohnhaus mit Glasfaserbewehrung für MCS-Erkrankte
Baubiologisches Pilotprojekt
Mit einem Pionierprojekt will die Stadt Zürich Wohnmöglichkeiten für schwer Umwelterkrankte
unterstützen. Derzeit entsteht im Quartier Leimbach ein Wohnhaus mit 15 Wohnungen, das hohen
baubiologischen Ansprüchen genügt. Bei dem Bau galt es von Anfang an zwei wichtige Aspekte
zu beachten: Zum einen sollen primär mineralische Baustoffe verwendet werden, da diese nahezu
emissionsfrei sind. Zum anderen müssen Richtlinien der Elektrobiologie erfüllt werden.
Die gesamte Konstruktion wurde daher weitestgehend stahlfrei konzipiert.
Text: Rosa Imân Demirlikaya
Für Menschen, die an MCS – Multipler Chemikalien-Unverträglichkeit (Multiple Chemical Sensitivity) erkrankt sind, ist es kaum
möglich, geeigneten Wohnraum zu finden. Sie reagieren bereits
auf geringste Chemikalienkonzentrationen sowie elektromagnetische Felder in ihrer Umgebung mit körperlichen Beschwerden bis
hin zu chronischer Erschöpfung. In der Schweiz leiden ca. 5.000
Betroffene unter dieser Krankheit, in Deutschland wird die Zahl
auf mehrere Zehntausend geschätzt. Wer stark von MCS betroffen
ist, kann keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen und sieht sich
zunehmend sozial isoliert.
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1 Das am südlichsten Siedlungsrand
gelegene Grundstück wurde nach
umfassenden baubiologischen Untersuchungen von der Stadt Zürich
zur Verfügung gestellt. Dieser Bau ist
für die 2008 gegründete Wohnungsbaugesellschaft Gesundes Wohnen
MCS eine Errungenschaft.
Bauen
Das 1.214 Quadratmeter große Grundstück in Zürich-Leimbach
wurde für dieses spezielle Bauvorhaben gründlich evaluiert. Auf
875 Quadratmetern entstehen insgesamt 15 Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen. Ausgeführt wird das bisher einzigartige Projekt
von Andreas Zimmermann Architekten, Zürich. „Eine besondere
Herausforderung ist die Materialfindung. Alle Materialien, welchen die Mieter ausgesetzt sind, wie Putze, Bodenbeläge, Fugen
etc., müssen an einer Gruppe von MCS-Betroffenen getestet werden. Teilweise gestaltet sich durch Fehlschläge die Suche nach einem geeigneten Material sehr aufwändig, und an sich lineare Planungsprozesse können nur erschwert eingehalten werden. Dies
erfordert einen großen Einsatz und die Neugier aller am Projekt
beteiligten Planer, da die Aufgabengebiete stärker als bei konventionellen Aufgaben ineinander greifen“, so Andreas Zimmermann.
Das Konzept hat mit seinem durchdachten Zwiebelschalenprinzip
überzeugt und ging 2010 aus einem Studienauftrag als Siegerprojekt hervor. Ende Mai 2012 wurde der erste Spatenstich gefeiert, der Erstbezug soll bis Ende diesen Jahres erfolgen. Die Baukosten dieser Spezialwohnungen werden voraussichtlich bei ca. 6
Millionen Schweizer Franken liegen.
Quelle: Andreas Zimmermann Architekten AG
34
2 Am Modell lässt sich das Zwiebelschalenprinzip ablesen:
Vom inneren Kern aus gelangt man nach und nach über
„reinigende“ Schleusen in die Aufenthaltsräume an den
Außenseiten des Gebäudes.
Das Zwiebelschalenprinzip
Quelle: Heyer Kaufmann Partner, Bauingenieure AG, Zürich
Der Grundriss entwickelt sich punktsymmetrisch um einen Kern
aus Treppenhaus und Lift und ist nach den spezifischen Anforderungen der MCS-Erkrankten aufgebaut. Die Betroffenen sollen
sich mit dem Durchschreiten der Raumfolge Garderobe/Schleuse
– Diele/Badezimmer – Schrankraum – Schlafraum kontinuierlich
von Verschmutzungen der Außenwelt (Dreck, Staub, Gerüche)
reinigen können. Eine weitere Besonderheit des Gebäudes liegt
in der Betonarmierung. Um negative elektrobiologische Einflüsse
zu minimieren, werden die Betondecken und -wände der Ruheund Erholungsräume mit der Glasfaserbewehrung Schöck ComBAR bewehrt.
Das deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) hat die Glasfaserbewehrung geprüft und den Stab mit 16 Millimeter Durchmesser allgemein bauaufsichtlich zugelassen. Ergänzende Zertifizierungen
Quelle: Heyer Kaufmann Partner, Bauingenieure AG, Zürich
3
3 Für die Decken der zukünftigen Aufenthaltsbereiche wurde
Glasfaserbewehrung eingesetzt.
4 Die Glasfaserbewehrung Schöck ComBAR ist nicht magnetisierbar, leitet keine elektrischen Ströme, ist korrosionsresistent
und wesentlich leichter als Betonstahl. Die Zugfestigkeit liegt
bei allen Durchmessern über 1.000 N/mm2, die Dauerhaftigkeit
in Beton nachweislich bei über 100 Jahren. Das Verbundverhalten ist Betonstahl ebenbürtig.
4
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Bauen
gibt es für die Niederlande, die USA und Kanada. Außerdem hat
die Bewehrung 2011 das Prüfsiegel des Instituts für Baubiologie
Rosenheim (IBR) erhalten. Diese Auszeichnung erhalten Produkte und Produktionsverfahren, die baubiologisch unbedenkliches
Wohnen und zugleich den Schutz der Umwelt sicherstellen.
Vermeidung von Erdmagnetfeldverzerrungen
Eine Verzerrung des natürlichen Erdmagnetfelds kann durch Stahlteile hervorgerufen werden, die sowohl in Einrichtungsgegenständen als auch in Bauteilen vorkommen. „Durch den Einsatz der alternativen Glasfaserbewehrung kann die Verzerrung insbesondere
in Erholungsbereichen vermieden werden. Zudem kann gewährleistet werden, dass diese Bereiche nicht durch in Armierungseisen wandernde Kriechströme negativ beeinflusst werden“, erklärt
Zimmermann. Denn bei ähnlichen Verbundeigenschaften wie von
Stahl ist die Glasfaserbewehrung weder elektrisch leitend noch
magnetisierbar.
Um die tatsächlichen Veränderungen magnetischer Gleichfelder
durch Stahl nachweisen zu können, führte das Ingenieurbüro Dr.
Moldan Umweltanalytik bereits Anfang des Jahres 2012 Messungen durch und stellte fest, dass durch den Einsatz von ComBAR in
Betonbauteilen die Verzerrung des Erdmagnetfeldes ausgeschlossen wird. Zu diesem Schluss kam auch Andy Schmidiger vom
Zentrum für Elektrobiologie und anverwandte Fragen, Retschwil/
Schweiz, der eigens für das Züricher Bauvorhaben als Elektrobiologie-Spezialist beauftragt wurde. Aufgrund seiner Empfehlung
werden umfangreiche Maßnahmen umgesetzt, um schädigende
Einflüsse durch hoch- und niederfrequente elektromagnetische
Felder zu verringern.
„Basierend auf den fünf Bausteinen der Elektrobiologie konnten
viele Maßnahmen umgesetzt werden“, erklärt Schmidiger. „Wie
bereits erwähnt, wirkt sich der Einsatz der Glasfaserbewehrung
anstelle der üblichen Stahlarmierung positiv auf die Magnetfeldverzerrung aus. Um weitere vorhandene geopathogene oder anderweitige Störzonen (Erdstrahlen) messbar auszugleichen, wird
35
unter dem Bodenbelag flächendeckend ein NIP-Netz verlegt, auf
welchem Grundfrequenzen des ungestörten Erdmagnetfeldes gespeichert sind.“ Dadurch entsteht im ganzen Gebäude ein elektromagnetisches Biofeld und somit eine optimale Raumenergie. Um
niederfrequente elektrische Wechselfelder ausgleichen zu können,
werden alle Installationen mit geschirmten, halogenfreien Kabeln
ausgeführt. Dadurch ergeben sich Messwerte von 0,2 V/m.
In handelsüblichen Bauten werden im Vergleich dazu Werte von
10 bis 200 V/m gemessen. Um die Werte der niederfrequenten
magnetischen Wechselfelder möglichst tief zu halten, sind sternförmige Leitungsführungen sowie eine vernünftige Platzierung
von Elektroapparaturen und Leitungen vorgesehen. Die Glasfaserbewehrung trägt auch hier zu einem positiven Ergebnis bei. Für
den Schutz vor hochfrequenten elektromagnetischen Wellen, z. B.
Mobilfunkstrahlung, werden das Dach sowie die Fassade mit einer
Hochfrequenz-Abschirmung versehen. Mittels eines sternförmig
aufgebauten Erdungs- und Potenzialausgleichskonzeptes und weiteren Maßnahmen werden Streuströme auf ein Minimum reduziert. Auch hier ist der Einsatz von Glasfaserbewehrung hilfreich.
Spezielle Baustelle
Die Vorgabe, Schadstoffe möglichst zu vermeiden, prägt auch die
Arbeitsweise auf der Baustelle. Es gilt beispielsweise absolutes
Rauchverbot. Beim Baubetrieb sollen möglichst keine Chemikalien
zum Einsatz kommen. Montageschäume und Spraydosen dürfen
nicht eingesetzt werden. Der Zeitplan gestaltet sich wesentlich
straffer als üblich, da beim Betonieren weder Fließmittel, Verzögerer oder sonstige Betonzusatzmittel verwendet werden dürfen.
Sämtliche Betonarbeiten wurden deshalb noch vor Einbruch des
Winters abgeschlossen.
Weitere Informationen zum Thema Elektrobiologie: www.spini.ch,
www.mensch-und-technik.ch
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„maison art“ aus wärmespeicherndem Sichtbeton
Kubisch – aber frei in der Form
Das Objekt „maison art“ des Schweizer Architekten und Künstlers Urs Sigrist zeigt, wie vielseitig
einsetzbar Isolationsbeton ist und wie einfach sich damit auch anspruchsvolle gestalterische
Wünsche umsetzen lassen. Gleichzeitig werden hohe Anforderungen an Wärmedämmung und
Energieeffizienz erfüllt, was langfristig dem Bauherrn nicht nur jede Menge Kosten spart, sondern
auch einen wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz darstellt.
Text: mk publishing GmbH
Fotos: Liapor
„Kubisch, doch frei in seiner Form“, das war das Grundkonzept von
Architekt Urs Sigrist für den Bau seines neuen Einfamilienhauses
mit Büro und Atelier im schweizerischen St. Erhard/Sursee. Dafür
suchte er eine homogene Bauweise, mit der sich einerseits alle
architektonischen Besonderheiten flexibel umsetzen ließen, die
andererseits aber auch eine schnelle und einfache Errichtung des
Gebäudes sicherte. Gleichzeitig sollte ein möglichst energieeffizientes Haus entstehen, das durch eine leistungsstarke Dämmung
den Energieverbrauch und damit die Unterhaltskosten auf ein
Minimum reduziert. Mit seiner ausgeprägten Vorliebe für den
Baustoff Beton stand für Urs Sigrist schon bald der Entschluss fest,
für sein Haus eine monolithische Konstruktion in Sichtbetonoptik
zu wählen. „Beton ist für mich ein schlichtes, aber auch sehr
ästhetisches und markantes Material, das eine besondere Klarheit
ausstrahlt“, erklärt der Architekt, der schon zahlreiche Kunstobjekte
aus Beton erschaffen hat. „Er erschließt besonders in der architektonischen Gestaltung neue, kreative Chancen und ermöglicht als
Sichtbeton den Bau von Objekten mit ganz eigenem Charakter.“
Das dreistöckige, in den Hang hineingebaute Haus steht zurückgesetzt auf der Doppelgarage und hat einen trapezförmigen Grundriss. Das Gebäude ist mit seiner größten Fenster- und Fassadenfläche bewusst nach Süden ausgerichtet, während sich nach Norden
die kleinste Fassadenfläche mit nur einem Fenster befindet.
„Der trapezförmige Grundriss und der kubische Baukörper sind
die ideale Form, um ein Maximum an Sonneneinstrahlung zu er-
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1 Der monolithische Gebäudekubus
aus Liapor-Isolationsbeton nutzt die
Sonneneinstrahlung maximal aus
und sorgt mit seiner hohen Wärmespeicherkapazität für ein behagliches
Raumklima bei niedrigen Energiekosten.
2 Die größte Fassadenfläche ist nach
Süden ausgerichtet, um ein Maximum an Sonnenenergie aufnehmen
zu können. Die Wärme wird zeitverzögert ins Innere abgegeben.
2
zielen“, erklärt Sigrist. „Die Außenwände aus Isolationsbeton
wirken dabei als großer Wärmespeicher.“ Die über die Fenster in
das Gebäude eingefangene Sonnenenergie wird zeitverzögert in
den Abend- und Nachtstunden dem Wohnhaus zugeführt. Für
zusätzliche Wärme sorgt ein Holzspeicherofen im Erdgeschoss, die
Warmwasseraufbereitung erfolgt über die auf dem Dach installierte Solaranlage.
Idealer Wärmespeicher unter rauer Fassade
Um eine maximale Wärmespeicherung der Gebäudehülle zu erzielen, wurden alle Außenwände 45 Zentimeter dick monolithisch
aus Liapor-Isolationsbeton gegossen. Die Zwischendecken bestehen aus Normalbeton, die Innenwände wurden in Leichtbauweise errichtet. Die monolithische Bauweise zeichnet sich dabei
nicht nur durch die auffällige Optik mit ihrer rauen Oberflächenstruktur und die hervorragende Wärmedämmung aus, sondern
auch die Bauzeit des Gebäudes hat sich durch diese Bauweise stark
verkürzt. So dauerte die Errichtung des Rohbaus gerade einmal vier
Monate, und nach Abschluss des Innenausbaus konnten Urs Sigrist
und seine Familie im März 2009 das neue Domizil beziehen.
Dennoch waren einige Vorarbeiten nötig, um die richtige Betonrezeptur für die Außenwände zu finden. In André Peng, Liapor-Verkaufsberater in der Schweiz, fand Urs Sigrist einen kompetenten
Partner, der in Zusammenarbeit mit dem Betonwerk Sidler in
Nottwil die Mixtur für den richtigen Beton entwickelte. Nach umfangreichen Betonversuchen und der Erstellung von Musterwänden war die ideale Mischung gefunden: ein Liapor-Isolationsbeton
der Körnung 0/8 Millimeter mit F 4/8 Millimeter und Liaver-Blähglas 1-4 Millimeter. Zusätzlich kamen Portlandcement, Flugasche,
Fließmittel, Luftporenbildner und Stabilisatoren zum Einsatz. Die
Verarbeitung der rund 120 Kubikmeter Leichtbeton übernahm die
Birrer Bauunternehmung AG in Knuttwil, die Schalungszeit betrug
rund vier Tage. Die Außenwände des Erd- und Obergeschosses
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wurden dabei in einer Etappe über die gesamte Gebäudehöhe von
,5 Metern betoniert. Dadurch konnten Wärmebrücken an den
Deckenrandzonen auf ein Minimum reduziert werden. Gleichzeitig sorgte diese Bauweise für einen besonders schnellen Baufortschritt.
Zudem eignet sich das Material bestens für monolithisches energieeffizientes Bauen, da es neben den hervorragenden Wärmedämmeigenschaften und der geringen Rohdichte auch die Anforderungen an Tragfähigkeit, Wärme- und Feuchteschutz in der Regel
sehr viel besser als herkömmlicher Beton erfüllt. Dies er-möglichen
die zugegebenen Blähtonkugeln und Rezepturen, die sich auf jedes
Bauvorhaben individuell und flexibel anpassen lassen. Der beim
Objekt Sigrist verwendete Isolationsbeton hat die Festigkeitsklasse
LC8/9 und bietet mit einem Lambda-Wert von 0,2 W/mK einen
guten Dämmwert. Ein zusätzlicher Wärmeschutz für die Außenwände des Hauses war damit nicht erforderlich.
Außen und innen markante Sichtbetonoptik
Nach dem Ausschalen wurden die Betonoberflächen im Außenbereich mit einem Hydrophobierungsmittel behandelt. Zum Wohnraum hin wurde eine farblose Tiefengrundierung aufgetragen, im
Bereich der Nasszellen kam anstelle von Wandplatten eine farblose PU-Beschichtung auf den Beton. Damit strahlt das Gebäude
innen wie außen durch seine markante Sichtbetonoptik eine ganz
eigene Kraft und Klarheit aus. In Kombination mit der kubischen
Gebäudeform entstand ein unverwechselbares Haus mit besonderem Charakter. Auch von den klimatischen Vorzügen des Isolationsbetons konnte sich Familie Sigrist während der Sommermonate überzeugen. „Im Inneren des Hauses herrscht ein
ausgeglichenes, behagliches Raumklima, in dem wir uns alle sehr
wohlfühlen“, so der Architekt. Die Außenwände wirken wie eine
bauliche Klimaanlage – auch außerhalb der Heizperiode. T
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Bauen
1 „The Cube“, der Neubau der Deutschen Börse in Eschborn bei Frankfurt am
Main wurde als erstes deutsches Bürohochhaus mit der LEED Zertifizierung in
Platin ausgezeichnet.
2 Blick in die verglaste Halle: Durch Brücken, Stege, Treppen und Besprechungskuben entsteht ein dreidimensionaler Kommunikationsraum.
Neubau der Deutschen Börse zertifiziert
The Cube trägt LEED® in Platin
„The Cube“, die neue Zentrale der Gruppe Deutsche Börse in Eschborn, wurde als erstes Bürohochhaus in Deutschland mit dem LEED-Zertifikat in Platin für nachhaltige, umweltfreundliche Gebäude
ausgezeichnet. Zu diesem Erfolg hat auch das in der Schweiz ansässige Unternehmen SAUTER mit
seinen innovativen Energiemanagementsystemen, der energieeffizienten Raumautomation und
Klimaregelung beigetragen.
Text: Dorotheé Kössler, SAUTER
Fotos: EB-Partner GmbH & Co. KG
wEnde Juli fertig gestellt, Ende Oktober 2010 ausgezeichnet – der
Neubau der Deutschen Börse besticht nicht nur durch moderne
Architektur, sondern auch durch modernste Technik zur Minimierung des Energieverbrauchs. Das 90 Meter hohe Bürogebäude mit
53.000 Quadratmetern Fläche auf 21 Geschossen erhielt deshalb
auch das Zertifikat Platin, den höchsten Standard des international anerkannten Klassifizierungssystems LEED® für umweltfreundliches, ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen.
Die Deutsche Börse schenkt der Umweltfreundlichkeit sowie der
Nachhaltigkeit ihres neuen Gebäudes bei der Planung, beim Bau
und beim Betrieb besondere Beachtung. So werden etwa energiesparende Anlagen zur Wärmerückgewinnung eingesetzt, Elektrizi-
tät mittels Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt sowie Solarenergie
genutzt. Das ökonomisch effiziente, ökologische Planungskonzept
von Ebert-Ingenieure wurde mit innovativen Gebäudemanagementlösungen von SAUTER (www.sauter-controls.com) realisiert.
Im neuen Börsengebäude kommt Technik der schweizerischen
Unternehmensgruppe von Energiemanagementsystemen über
Raumautomation bis zur Klimaregelung zum Einsatz.
„Wir setzen auf nachhaltige Energieeffizienz und wollen den Einsatz erneuerbarer Energien im Gebäudemanagement der Zukunft
vorantreiben. Deshalb freuen wir uns mit der Deutschen Börse
über LEED Platin – eine Auszeichnung, die sich sehen lassen kann“,
betont Bertram Schmitz, Geschäftsführer von SAUTER.
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LEED-Kriterien von Gebäudeautomation beeinflusst
Sowohl die LEED-Kriterien „Energiebedarf“als auch „Raumluftqualität und Behaglichkeit“ werden von der Gebäudeautomation
maßgeblich beeinflusst. Die modulare Systemfamilie EY-modulo 5
wurde 2009 in Frankfurt auf der Kongressmesse „GebäudeEffizienz“ als bestes System ausgezeichnet. Eine angenehme, energieoptimierte Raumatmosphäre ermöglicht ein effizientes Arbeitsklima. Zukunftsorientiert sollen die Büroräume flexibel eingeteilt und
jederzeit neu zugeordnet werden können, was durch die Raumcontroller ermöglicht wird. Die Regelung der Raumlufttemperatur
erfolgt mittels Heiz-/Kühldecken sowie mit Ventilantrieben der
neusten Generation. Bereits während der Installationsphase
zeichneten sie sich durch schnelle und verwechslungssichere
Montage aus: Die steckbaren Anschlusskabel ließen sich vorkonfektionieren.
Wetterprognosen ins Energiemanagement
einbezogen – solare Effekte genutzt
SAUTER sichert mit umfassenden Dienstleistungen den energieoptimierten Betrieb, steuert und regelt die Wärme- und Kälteerzeuger und berücksichtigt auch die solaren Effekte der äußeren
Witterung. So werden Wetterprognosen in das vorausschauende
Energiemanagement mit einbezogen, die Vorhersagen für die
nächsten 4 Stunden sind in die Regelstrategie eingebunden.
39
Die gesamte Anlagensteuerung erfolgt mit dem Managementsystem novaPro Open. Von einem zentralen GM-Bedienplatz lassen
sich alle Gewerke überwachen und nötigenfalls korrigieren. Nach
Bedarf kann diese Überwachung auch von einem beliebigen
anderen Standort aus mittels eines mobilen Gerätes über einen
Web-Browser erfolgen. Energy Management Solution (EMS) ermöglicht die Visualisierung der gesamten Energieflüsse im Gebäude und vergleicht die Verbräuche mit historischen Daten, aber
auch mit externen Benchmarks. So lässt sich der Energieverbrauch
stets im Auge behalten und gegebenenfalls optimieren. EMS ist
Teil von ECO10, dem 10-Punkte-Fitnessplan für energieeffiziente
Gebäude. Dafür wurde SAUTER auf der diesjährigen Kongressmesse „GebäudeEffizienz“ in Frankfurt in der Kategorie beste Dienstleistung/Energy Service mit dem GebäudeEffizienz Award 2010
ausgezeichnet. T
Das 199 eingeführte amerikanische LEEDTM (Leadership in Energy and Environmental Design) entwickelte sich zum erfolgreichen freiwilligen Zertifizierungssystem weltweit für nachhaltige Gebäude. Derzeit registrieren sich täglich neue
LEED-Projekte mit einem Bauvolumen von rund 300 Mio. Euro. LEED bewertet
Nachhaltigkeit anhand der sechs Hauptkriterien „Nachhaltige Baugelände“,
„Wassereffizienz“, „Energie und Atmosphäre“, „Materialien und Ressourcen“,
„Komfort und Innenraumklima“ sowie „Innovation & Planungsprozess“.
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Bauen
Erstes Schweizer Bürohaus aus Holz mit Minergie-P-Eco-Siegel
„Green Offices“ mit „Mondholz“ gebaut
Seit 35 Jahren arbeitet der Freiburger Architekt Dr. Conrad Lutz umweltbewusst mit
einheimischem Holz. Er baute und nutzt das erste Bürogebäude der Schweiz, das das
offizielle, selten vergebene Gütesiegel Minergie-P-Eco-Haus erhielt. Das mit natürlichen
Baustoffen errichtete dreistöckige „Green Offices“ wurde gleich auf Anhieb im Jahr 2008
beim Wettbewerb Schweizer Energiesparhaus als Sieger seiner Klasse gekürt.
Text: Richard E. Schneider
Fotos: Dr. Conrad Lutz
1 Lange, schmale, unregelmäßig angeordnete
Fenster sind ein Markenzeichen der Green
Offices. Auf eine Glasfront, die im Sommer zu
viel Wärme hereinlässt,
wurde bewusst verzichtet. Für Frischluftzufuhr sorgt eine Leitung
in Bodennähe.
2 Trotz der hölzernen
Seitenwände entspricht
das separat ausgeführte
Treppenhaus den
Brandschutzbestimmungen.
Das Label Minergie bedeutet Niedrig-Energie-Haus, der Zusatz P
Passivhaus und Eco steht für ökologisch. Für die Schweiz ist es der
höchste Qualitätsstandard. Zwei bedeutende Preise, den Holzpreis
„Prix Lignum“ sowie den „Watt d’Or“ des Schweizer Bundesamts
für Energie erhielt Architekt Dr. Conrad Lutz vom Architekturbüro
Lutz Architecte Sarl für den Bau von „Green Offices“. Es folgten
gleich mehrere Anschlussaufträge für den Bau von Minergie-EcoHäusern aus dem benachbarten französischen Savoyen. „Für den
Bau von Bürohäusern, in denen man sich bei der Arbeit wohlfühlt,
ist Holz praktisch unverzichtbar“, betont der Westschweizer
Architekt und Bauherr Dr. Conrad Lutz
erlernte im Erstberuf technisches Bauzeichnen, bildete sich zum Architekten
fort, errichtete ein eigenes Architekturbüro, promovierte und studierte
danach Baubiologie an der Ecole Polytechnique Fédéral (EPF) in Lausanne.
Er lehrt heute „Nachhaltiges Bauen“ an der Architekturschule Freiburg im
Uechtikon. Er baut seit über 30 Jahren Häuser aus Holz: Wohngebäude,
Wartungshallen für Omnibusbetriebe, Hallen zur Aufbewahrung von Streusalz, Kirchen und auch Bürohäuser
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Bauen
1
Architekt, der Materialien aus der einheimischen Umgebung aus
guten Gründen präferiert. Für ihn bedeutet nachhaltiges Bauen
sorgfältiger Umgang mit natürlichen Ressourcen, Beachtung von
Schadstoff-Emissionen für Mensch und Umwelt, Biodiversität
sowie klimatische Folgenabschätzung.
Graue Energie zu wenig berücksichtigt
„Wenig berücksichtigt wird noch die „graue Energie“, deutet Lutz
auf eine oftmalige Lücke in der Energie-Bilanz. Darunter versteht
er alle Maßnahmen, die Energie kosten und somit CO2- oder SO2(Schwefeldioxyd-)Emissionen verursachen. Holz aus fernen Zonen
wie Afrika oder Südamerika zu importieren, lehnt er als ökologisch
unsinnig ab: „Für ein solches Haus werden allein für den Transport
des Materials an die Baustelle so viele Energieressourcen beansprucht und Treibhausgase emittiert, dass das fertige Energiesparhaus noch in 100 Jahren diesen Nachteil nicht wieder hereinholt!“
So kam das Buchen-, Tannen- und Eichenholz für sein „Green
Offices“-Bürogebäude im Freiburger Vorort Givisiez aus den nahen
Wäldern des Kantons. Der Architekt verzichtete auf viele moderne
Baustoffe, die in Passivhäusern eingesetzt werden, weil deren Herstellung große Mengen „grauer Energie“ verschlingt. Insgesamt
wurden nur neun Prozent der grauen Energie verbraucht, die für
die Errichtung eines solchen Gebäudes gewöhnlich benötigt wird:
Eine Energie-Einsparung von 91 Prozent, die auch dem Weltklima
zugute kommt!
Holzmenge in 25 Minuten nachgewachsen
Offen rät der Westschweizer Architekt zu einheimischem Holz, das
in puncto grauer Energie unschlagbar sei. Man kommt für den Bau
von Büro- oder Wohnhäusern mit noch weniger grauer Energie
als gegenwärtig aus, wenn der Architekt richtig plant. Sein Architekturbüro erstellt seit Jahren Konzepte für umweltfreundliche,
ökologische, energieeffiziente Gebäude und erreicht Einsparungen, die nur noch 12 Prozent der offiziell erlaubten Energiemengen
ausmachen.
Beim Bau von „Green Offices“ wurde so genanntes Mondholz verwendet, das traditionell beim richtigen Stand des Mondes geschlagen wird. „Mondholz“ soll schneller trocknen, weniger reißen,
dauerhafter, härter sowie weniger anfällig für Schädlinge und
Pilze sein als normales Holz. „Und das Beste daran“, sagt Lutz „die
50 Kubikmeter Holz für das Bürohaus ‚Green Offices‘ entsprechen
einer Holzmenge, die in unseren Wäldern in der Schweiz binnen
25 Minuten nachwächst.“
Viel Licht, Natur und angenehmer Geruch im Büro
In weniger als einem Jahr war das dreistöckige Bürogebäude bezugsfertig. Auch vorgefertigte Bauteile kamen zum Einsatz. „Green
Offices“ erhielt 0 cm dicke Außenmauern, die mit Holzfasern
wärmegedämmt sind. Das Dach wurde hingegen mit leichterer
Altpapier-Zellulose gedämmt. „Green Offices“ wurde dadurch zum
ersten Bürohaus der Schweiz, das die im Eigenheimbau üblichen
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2
Energiekenndaten
Objektwert mit Minergie-PStandardwerten (Qh-HP):
38 MJ/m2
Objektwert mit effektiven
Werten (Qh, eff ):
21,5 MJ/m2
Transmissionsverluste (QT)
11,1 MJ/m2
Lüftungswärmeverluste (QV)
10, MJ/m2
Interne Wärmegewinne (Qi)
75 MJ/m2
Solare Wärmegewinne (Qs)
128,7 MJ/m2
Ausnutzungsgrad für
Wärmegewinne (Dg)
0,9
Wärmeerzeugung 1:
Pelletofen: Heizung 100 %,
Warmwasser 60 %
Wärmeerzeugung 2:
Sonnenkollektoren: Warmwasser 0 %
Kontrollierte Lüftung:
ja
Gewichtete Energiekennzahl
nach Minergie-P:
3,6 MJ/m2
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3 Angenehme Farbgestaltung mit rot gestrichenem Fußboden, lehmverputzten Wänden und weißen Holzträgern an der Decke. Durch halbhohe Stellwände aus Holz sind die einzelnen Arbeitsplätze voneinander abgetrennt.
So wird man beim sitzenden Arbeiten nicht gestört und kann durch einfaches
Aufstehen jederzeit Blickkontakt herstellen.
4 Cafeteria als kommunikatives Zentrum mit hölzernen Trennwänden
5 Für viel Licht sorgt das große Dachfenster im Dachfenster.
Objektdaten
Projekt:
Privates Bürogebäude, Givisiez FR
Bauzeit:
November 2006 bis Juli 2007
Bauherr/Architekt/Energieplaner
Architecture Conrad Lutz SA, Green Offices, 1762 Givisiez
Ingenieur:
ING Holz Bois, Rte de la Fonderie 7, 1700 Fribourg
Holzbau:
Vonlanthen AG, Ried 9, 3185 Schmitten (alle Schweiz)
Nutzung:
Großraumbüro mit rund 0 Arbeitsplätzen
Bruttogeschossfläche:
1.299 m2
EBF (korrigiert):
1.10,5 m2
Volumen SIA:
5.300 m3
Gebäudehüllfläche:
1.760,3 m2
Gebäudehüllziffer:
1,23
Anteil Fenster und Türen an der
Gebäudehüllfläche:
0,17 %
U-Werte Dach:
0,11 W/m2K
U-Werte opake
Außenwand:
0,11 W/m2K
U-Werte Fenster:
gesamt (Uw ) 0,95 bis 1,0 W/m2K
Verglasung:
(UG ) 0,6 (Nord: 0,5) W/m2K
Rahmen:
(Uf ) 1, W/m2K
g-Wert:
0,5 W/m2K
Boden über UG:
0,10 W/m2K
Leistungen:
Pelletheizung: 7,2 kWh/m2
Thermische
Sonnenkollektoren:
2,6 kWh/m2, Fläche 6 m2
Mindeststandards beim Energieverbrauch übererfüllt. So genügt
eine kleine Pelletheizung in der Eingangshalle zur Erwärmung des
gesamten Bürogebäudes mit seinen rund 0 Arbeitsplätzen. Sie
versorgt die Fußbodenheizung auf den drei Etagen mit warmem
Wasser und offeriert ein angenehmes Raumklima. 20 °C im Winter
werden als ausreichend empfunden. Für die 1.11 Quadratmeter
Nutzfläche des Bürogebäudes werden im Durchschnitt nur sieben
Kilowattstunden thermischer Energie pro Quadratmeter benötigt.
Ein konventionelles Gebäude braucht die zehnfache Menge.
Über Wärmedämmung hat Lutz viel nachgedacht und gerechnet.
Für die Herstellung von einem Quadratmeter Wärmedämmung
mit Zellulose aus Altpapier werden 28 kWh Energie benötigt. Ein
niedriger Wert, weshalb er sich für Zellulose als Dämmstoff für
Dach und Kellerdecke entschied. Für Glaswolle mit gleichem
Dämmwert sind es bereits 16 kWh, für Schaumglas stolze 1.6
kWh. Seit 30 Jahren baut Lutz ökologisch mit Holz, weil es unter
allen Baustoffen bei der Verarbeitung am wenigsten Energie
verbraucht.
Die tragende Konstruktion von „Green Offices“ besteht aus Holzpfeilern, die mit Balken zu einem Massivholzrahmen zusammengeleimt wurden. Das Gebäude in Kubusform hat eine glatte
Außenfassade aus vorvergrauter Weißtanne. Das Fundament im
Garagen-Tiefgeschoss wurde aus Beton errichtet, u. a. wegen der
Belastung durch Autoabgase. Darüber verbaute Lutz auf drei
Stockwerken Holz en masse, beispielsweise allein 1.299 Quadratmeter als Holzfußboden. Ganz aus Holz ist auch das aus Brandschutzgründen isoliert gebaute Treppenhaus. Nur die Treppenstufen sind aus Beton. Oben im Dach sorgt ein eingelassenes, großes,
Dachfenster für genügend Lichteinfall, so dass auch elektrisches
Licht eingespart werden kann.
Die Decken für die einzelnen Etagen sind ebenfalls aus Holz. Sie
wurden mit Zellulose gedämmt und mit umweltfreundlichen
Farbkompositionen gestrichen. Es kamen ausschließlich Naturfarben zum Einsatz, d.h. Farben ohne Lösungsmittel. Als Bindemittel
dienten Harze oder Kasein (Molke). Die Wände der Büroräume
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wurden mit Lehm verputzt. In Weiß gestrichen wurden die tragenden Holzelemente (Säulen) des Gebäudes. Sie sind mit einer 300
Millimeter dicken Holzfaserdämmung ummantelt. Die Wände
sind meist hellbraun gestrichen, aus ungebranntem Lehm und mit
Lehmputz beschichtet. Der ökologische Lehmputz mit Sandpigmenten wirkt sehr ästhetisch.
Entgegen ursprünglicher Pläne verzichtete Architekt Lutz auf
breite Fensterfronten, die in den wärmeren Jahreszeiten zu viel
Wärme ins Innere der Büros leiten und die Installation einer Klimaanlage nötig gemacht hätten. Ein Frischluftgebläse sorgt jedoch
dafür, dass die Raumtemeraturim Sommer 26 °C nicht übersteigt.
Unisono loben die Mitarbeiter das prima Raumklima.
Extrem sparsam im Energieverbrauch
Genügend Interessenten fürs ökologische Bürohaus
Energiesparen ist im „Green Offices“ angesagt. Der kleine Pelletofen am Eingang mit seinen 13 kW Wärmeleistung genügt vollständig für die Bereitstellung der thermischen Energie. Infolge der
ausgezeichneten Gebäude-Dämmung kann die Körperwärme der
anwesenden Beschäftigten, die Wärmeabstrahlung elektrischer
Bürogeräte sowie der Beleuchtung genutzt werden. Dies deckt
etwa ca. 20 Prozent des Wärmebedarfs. In den großen offenen
Räumen sind Bewegungsmelder installiert, die den Energieverbrauch (Lampen!) automatisch reduzieren, wenn der Nutzer den
Raum verlässt. Warmes Wasser wird in einem Boiler mit Strom
erzeugt. Elektrische Energie produzieren sechs Quadratmeter
Solarkollektoren auf dem Dach. Sie liefern besonders im Sommer
viel Strom, der gegen Rückvergütung ins öffentliche Stromnetz
eingespeist wird. Mit diesen Einnahmen werden die Pellets für
den Ofen im Winter angeschafft, so dass faktisch nur wenig Geld
für die Heizung ausgegeben werden muss.
Der Schweizer Architekt errichtete „Green Offices“ für seine eigenen Bedürfnisse, wollte aber auch gerne Mieter aufnehmen. Von
Anfang an war ihm klar, dass dies nur an Umweltschutz und Energiesparen interessierte Firmen und Personen sein sollten. Seine
Sorge, ob die passenden Mieter rasch zu finden wären, war völlig
unbegründet. Es meldeten sich genügend Interessenten für das
erste, nach ökologischen Gesichtspunkten gestaltete Bürohaus
der Schweiz. Als das Architekturbüro Lutz Sarl einzog, waren
bereits weitere fünf Firmen interessiert. Inzwischen sind es neun,
auch beruflich untereinander vernetzte Mietparteien. Die Angestellten arbeiten in Großraum-Büros und verfügen im EG über
eine gemeinsame Cafeteria/Kantine. T
Holzspäne statt Wasser im WC
Auch Wasser wird gespart. Das vom Dach rinnende Regenwasser
wird in einer Zisterne aufgefangen. Auf der Toilette kommt es aus
dem Wasserhahn zum Händewaschen. Verzichtet wird hier auf
eine Wasserspülung mit einem jeweiligen Verlust von ca. drei bis
fünf Litern gereinigtem, vorbehandeltem Wasser: Man wirft mit
einer Schaufel ein Häufchen Holzspäne in das Klo. Die ganze
Fracht ist geruchsneutral, 100 Prozent biologisch abbaubar und
wird in einer geruchsfreien Gäranlage in einem Behälter im Keller
gesammelt. Regelmäßig kommt ein Bauer vorbei, der damit seine
Felder düngt.
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Richard E. Schneider
ist freier Wissenschaftsjournalist und lebt in Tübingen. Nach
einem Übersetzer-Studium arbeitete er als technischer Übersetzer in einem Maschinenbauunternehmen, studierte später
Germanistik und Politische Philosophie an der Sorbonne in Paris
und in Basel. Als freier Journalist widmete er sich zunächst der
Gesundheitspolitik. 1995 war er Stipendiat der Max-Planck Gesellschaft für Wissenschaftsjournalisten und schreibt seitdem
für Wissenschaftspublikationen, auch in französischer Sprache.
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Bauen
Betonstruktur in Sinuskurven
Grüner Rocksaum für Berliner
Modezentrum
Eine geschwungene Fassade und lichte, weite Innenräume kennzeichnen das neue Berliner
Modezentrum Labels 2. Die ungewöhnlichen Sinusbögen aus Sichtbeton im Inneren und die
geschwungene Fassade an der Außenseite des Gebäudes stellten Ingenieure und Betonspezialisten jedoch vor einige Herausforderungen.
Text: Anke Biester/7W Textwerk,
Fotos: Steffen Fuchs/Heidelberger Beton
Wie der Saum eines Rockes umgibt die vorgehängte grüne Betonfassade das Gebäude an der Stralauer Allee 12: In unterschiedlich
weiten Bögen scheint sie jedes Geschoss zu umschweben und
schafft Privatsphäre für die Innenräume. Hier, im großen Berliner
Ansiedelungsprojekt Mediaspree, in dem sich Zukunftsbranchen
etablieren, wird auch Mode inszeniert. Nach dem Erfolg von Labels
1 präsentiert sich mit Labels 2 ein charaktervolles Gebäude direkt
auf dem Nachbargrundstück.
Ein ikonisches Bild vom Gebäude
Verantwortlich für den Entwurf ist das Büro HHF Architekten.
Dabei orientierten sich die Schweizer am Konzept von Labels 1: Die
hohen Räume und die besondere Atmosphäre der umgebauten
denkmalgeschützten Lagerhalle kamen bei den Modelabels gut
an. So sollte der Neubau denn auch autonom neben dem Altbau
stehen, aber doch, ähnlich wie dieser, durch seine Struktur das
1 Wie ein Rocksaum schwingt sich die Betonfassade um den Neubau des
Berliner Modezentrums Labels 2 in der Mediaspree nahe der Oberbaumbrücke.
Innenleben gestalten. „Wir wollten eine Struktur schaffen, die ein
ikonisches Bild vom Gebäude entwirft“, so Tilo Herlach von HHF
Architekten. Ziel war es, dem Neubau eine Gesamtoptik zu geben,
die selbst dann erhalten bleibt, wenn die verschiedenen Modelabels mit ihren eigenen Innenarchitekturkonzepten eingezogen
sind. Die Architekten entschieden sich für eine Bogenstruktur und
griffen damit die charakteristischen Korbbogenfenster des Nachbargebäudes von Labels 1 auf. Sie konnten gleichzeitig eine Raumhöhe bis zu viereinhalb Metern und Fensterspannweiten bis zu
neuneinhalb Metern realisieren, was den Räumen Weite mit viel
Licht verleiht.
Die Innenstruktur aus zwei unterschiedlich weit gespannten Sinuskurven aus Sichtbeton erlaubt ebenfalls eine große Flexibilität der
Flächeneinteilung und ist das prägende räumliche Element im gesamten Haus. Sie zieht sich nach außen weiter und wird von den
Fassadenelementen aus grün lasiertem Sichtbeton wieder auf-
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Bauen
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Objektdaten:
Projekt:
Labels Berlin Osthafen 2, Berlin
Bauherr:
Labels Berlin
Architekten:
HHF Architekten, Basel (www.hhf.ch)
Baufirma:
INGENIEURBAU-Gesellschaft mbH, Berlin
Beton:
ca. .100 m3 Beton, wovon ca. 3.900 m3 als
C 35/5 Sichtbeton eingebaut wurden
Betonlieferant:
Heidelberger Beton GmbH, Gebiet Berlin-Brandenburg; HeidelbergCement, Zementwerk
Königs-Wusterhausen (www.heidelbergcement.de)
Schalungen Innenräume:Deutsche Doka Schalungstechnik GmbH, Maisach
Schalungen Fassade:
Hermann Geithner Söhne GmbH & Co. KG, Berlin
2 Die Betonfassade aus 1.300 Quadratmetern Unikaten
ist einzigartig in Europa.
genommen. Dabei spielt das Grün der Fassade auf die Farbe des
Spreewassers sowie auf das Industrieglas am Bau von Labels 1 an.
war, da der Beton schließlich unbehandelt ist“, berichtet Diplomingenieur Stefan Bliesner, der das Projekt bei der ausführenden Baufirma betreute.
Absolute Maßarbeit für die Bögen
Für die Realisierung eines solchen Entwurfes bedurfte es absoluter
Maßarbeit. So mussten für die inneren Bögen, die gleichzeitig als
Tragstruktur dienen, spezielle Ortbetonschalungen entwickelt
werden. Zum Einsatz kam dabei unbehandelter Sichtbeton der
Schalungsklasse 2, dessen feine Struktur durch die Tafelschalung
sichtbar bleibt. In enger Zusammenarbeit mit der Baufirma Ingenieurbau GmbH und dem Schalungshersteller Doka wurden dabei
die Betonrezepturen speziell vom Betonlieferanten Heidelberger
Beton abgestimmt und teilweise in höherer Konsistenz geliefert,
um den speziellen Anforderungen der Architekten gerecht zu werden. „Wir haben es geschafft, dass der Sichtbeton durchgängig
eine etwa gleiche Färbung aufweist, was keine leichte Aufgabe
Filigrane Konsolen für die Fertigteile
Eine noch größere Herausforderung war die Herstellung der
Fassadenelemente aus Sichtbeton. Diplomingenieur Dietmar
Kolloff, Bauleiter bei der Hermann Geithner Söhne GmbH & Co.
KG, erklärt: „Die Betonfertigteile sollten auf filigranen Stahlbetonkonsolen ruhen. Sie haben nur zwei Haltepunkte, kragen aber sehr
weit aus. Gleichzeitig sollten die Fassadenelemente den Hintergrund nicht verschatten. Hinter ihnen musste zusätzlich Platz für
ausreichenden Wärmeschutz sein. Da war im Vorfeld einiges an
statischen Berechnungen vonnöten. Und wir mussten auch die
Option haben, noch nachzujustieren. Dagegen war die Sonderanfertigung der einzelnen Schalungen für uns normales Handwerk.“
Kein Wunder, zeigt sich Geithner Bau auch für die ausgezeichneten Fassaden der mexikanischen Botschaft in Berlin und der
Bibliothek in Dresden verantwortlich. Das Resultat der ausgeklügelten Ingenieurarbeit und des guten Zusammenspiels von Bauherr, Architekten, Ingenieuren und Handwerkern ist eine in ganz
Europa einzigartige Fassade aus 1.300 Quadratmetern Unikaten,
gegossen aus 500 Tonnen Beton.
Beton ist auch das Material, das bei diesem Gebäude zum
stimmigen ökologischen Konzept beiträgt: Thermische Deckenund Fußbodentemperierung sorgt für niedrige Energie- und
Nebenkosten. Für die Betonkernaktivierung wurden rund 73.000
Meter Leitungen eingebaut. Durch den Zuschnitt des Hauses
haben die Nutzer viel Freiraum, ihren eigenen Stil zu entfalten. Der
Bau ist modern, maximal flexibel nutzbar, eigenständig und doch
korrespondierend mit der Umgebung. T
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Bauen
1
Bürohaus von Shigeru Ban in Zürich
Millimetergenaue Präzision
für sieben Etagen aus Holz
Die Leistungsfähigkeit des Baustoffs stellt ein neues Gebäude des japanischen Architekten
Shigeru Ban in Zürich unter Beweis: Über sieben Etagen bildet Fichtenholz aus der Steiermark
die Tragstruktur für ein modernes Bürohaus am Medien-Standort der Schweizer Metropole.
Text: Ulf Meyer
Fotos: Didier Boy de la Tour
Die Verwendung von Holz im Geschossbau ist eine Kunst, die seit
dem Aufkommen der Moderne vor hundert Jahren fast völlig verschüttet ist. Allzu oft wurden zuvor Gebäude und ganze Städte
zum Raub der Flammen, so dass weltweit der Stahlbetonskelettbau zur Norm wurde. In den letzten Jahren ist das Interesse am
Holzgeschossbau jedoch auch für große, innerstädtische (Wohn-)
Häuser wieder erwacht. Die Nachhaltigkeitsdebatte hat dem Baustoff Holz eine Renaissance beschert.
Shigeru Ban, der japanische Architekt, der für die Verwendung
von Papier und Pappe in der zeitgenössischen Architektur bekannt
wurde, hatte für den japanischen Pavillon auf der Weltausstellung
Expo 2000 in Hannover aus Pappröhren eine elegante, wiederverwertbare Hallenkonstruktion geschaffen und damit die Leistungsfähigkeit natürlicher Materialien unter Beweis gestellt. Nun hat
Ban ein großes Bürohaus ganz aus Holz gebaut: In Zürich, am
Flüsschen Sihl gelegen, hat Ban aus 2.000 Kubikmetern Fichten-
greenbuilding
Bauen
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2
1 Sichtbare Tragstruktur – die Funktionen der
Bauteile sind erlebbar.
2 Präziser Holzbau auf höchstem Fertigungsniveau:
Das neue Gebäude der Tamedia AG in Zürich vereint
japanische und europäische Holzbau-Traditionen.
3 Der Baukörper fügt sich in die quartierstypische
Blockrandbebauung ein.
Foto: © Tamedia
4 Die durchgängige Transparenz des Gebäudes
beeindruckt auch bei Nacht.
3
holz aus der Steiermark die Tragkonstruktion eines modernen
Bürohochhauses bauen lassen. Das Areal hat sich im Laufe des
letzten Jahrhunderts zum wichtigen Medienstandort entwickelt.
Seit den Anfängen 1902, als Redaktion und Druckerei des TagesAnzeigers auf dem Areal angesiedelt wurden, sind zahlreiche Medien hinzugekommen. Rund 1500 Menschen arbeiten heute auf
dem Gelände. Durch Übernahmen kamen neue Standorte in und
um Zürich hinzu. Sie lagen verstreut und boten keine gleichwertigen Arbeitsplätze. Die Firma Tamedia entschloss sich deshalb, die
Zürcher Medien auf dem Werdareal zu konzentrieren. Das Gebäude entspricht mit seiner Höhe von sieben Etagen und im Volumen
der im Quartier üblichen Blockrandbebauung und respektiert mit
seinem Mansardendach und einem überhöhten Erdgeschoss die
Eigenheiten des Quartiers.
4
greenbuilding
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Bauen
5
Die Konstruktion des Neubaus kommt ganz ohne Stahlverstärkung aus und besteht allein aus vorfabrizierten, millimetergenau
gefrästen Holzbau-Elementen, die vor Ort montiert wurden. Der
Neubau auf dem Werdareal ist das erste Gebäude von Shigeru Ban
in der Schweiz. Die Eröffnung war am 9. Juli 2013. Bauherr war die
Schweizer Mediengruppe Tamedia AG.
Das Medienhaus hat eine Glasfassade, die innen für helle und
freundliche Räume sorgt und nach außen zugleich die Konstruktion transparent und damit die Statik des Gebäudes erfass- und
begreifbar macht. Eine drei Meter tiefe Doppelfassade auf der Sihlseite bietet Raum für Lounges, die teilweise über zwei Geschosse
reichen und eine Kaskadentreppe, die fünf Geschosse erschließt
und damit kurze innerbetriebliche Verbindungen schafft. Die
Doppelfassade wirkt als Klimapuffer und hilft bei der natürlichen
Ventilation des Hauses. Die 60 m lange Glasfassade hat exzellente
Dämmwerte und kann mit Storen vor der Sonne geschützt wer-
Shigeru Ban, Professor für Architektur an der Keio Universität und EhrenDoktor der TU München, gewann 2005 die Thomas-Jefferson-Medaille für
Architektur. Das Time-Magazin zeichnet ihn als einen der bedeutendsten
Innovatoren aus. 1957 in Tokio geboren, eröffnete Ban nach einem Studium
am Sci-Arc in Los Angeles und an der Cooper Union in New York ein eigenes Architekturbüro in Tokio. Sein Oeuvre reicht vom Einfamilienhaus über
Kirchen bis zu Wohnkomplexen und Kunstmuseen. Zu seinen wichtigsten
Gebäuden zählen das Curtain wall house (1995) in Tokio, das Naked House
(2000) in Kawagoe, und die Takatori Catholic Church in Kobe/Japan. 1995
gründete Ban das Voluntary Architects’ Network (VAN), eine Nichtregierungsorganisation mit dem Ziel der Organisation von Katastrophenhilfe.
Shigeru Ban Architects unterhält heute Büros in Tokio, Paris und New York.
6
7
den. Das Gebäude wird CO2-frei und ohne Einsatz von Atomstrom
betrieben. Die Heizung und Kühlung des Hauses mittels Grundwasser kommt ohne fossile Brennstoffe aus. Das Tragwerk aus
Holz folgt Vorbildern der japanischen „Miya-daiku“ und „Sukiyadaiku“: Die Miya-daiku prägt japanische Tempel und Schreine und
ist besonders für ihre raffinierten Holzverbindungen berühmt.
Die Sukiya-daiku hingegen wird für den Bau von Tee-und Wohnhäusern angewendet und lebt von der ästhetischen Verwendung
rustikaler Materialien. Die japanische Zimmermannskultur – und
auch der Zürcher Neubau – kommen ohne die Verwendung von
Leim, Nägel oder Schrauben aus. Dennoch ist die Bauweise nicht
„altmodisch“: Ban hat in Zürich die Präzision von CNC-gefrästen
Bauteilen genutzt, um den größten Holzrahmenbau der Schweiz
zu kreieren. Im Neubau auf einem etwa tausend Quadratmeter
großen Grundstück an der Werdstraße im Herzen der Stadt sind
der Hauptsitz des Konzerns und ein Radiostudio untergebracht.
Die tragenden Holzbauelemente sind einfach ineinander verzahnt.
Diese „Pin-Connections” werden zusätzlich durch ein sekundäres
Tragwerk stabilisiert. Der Tamedia-Konzern, zu dem unter anderem
die Tageszeitung „Tagesanzeiger“, die größte Zeitung Zürichs, gehört, setzt mit dem Neubau ihres Medienhauses architektonische
Maßstäbe – das neue Gebäude soll auch zum modernen Image
des Unternehmens beitragen. Innovation und Transparenz stehen
schließlich jedem Medienunternehmen gut - und Umweltfreundlichkeit auch: Eine gute Wärmedämmung und der Einsatz einer
Wärmepumpe soll die Betriebskosten des ersten klimaneutralen
Holzhochhauses der Schweiz dauerhaft niedrig halten. Etwa 50
Mio. Schweizer Franken ließ sich der Bauherr seinen japanischen
Neubau kosten. Holzbauexperten aus Gossau frästen 3.600 Fichten computergesteuert zu Stützen, Trägern, Pfosten und Balken.
Auf der Baustelle in Zürich setzten Bauarbeiter diesen Riesenbaukasten zusammen. Das Tragkonzept hat Ban in Zusammenarbeit
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Bauen
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9
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5
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Beeindruckende Details mit hoher ästhetischer Qualität: Eine Konstruktion, die ohne Schraubverbindungen auskommt.
Das verwendete Fichtenholz stammt aus der Steiermark.
Raumwirkung: klar und schnörkellos.
Doppelte Fassade: Ein Klimapuffer, der die natürliche Be- und Entlüftung des Gebäudes unterstützt.
3.600 Fichten wurden computergesteuert zu Stützen, Trägern, Pfosten und Balken gefräst.
mit den Ingenieuren der Firma „sjb.kempter.fitze AG“ entwickelt.
Mit ihnen hat er bereits zuvor beim Centre Pompidou in Metz
sowie beim neuen Hauptquartier der Swatch-Gruppe in Biel kollaboriert. Umfangreiche Studien und Vorarbeiten waren nötig, um
die Tragsicherheit zu gewährleisten, die strengen Brandschutzvorschriften einzuhalten und den Aufbau der Konstruktion auf dem
Bauplatz zu planen. Die in der Holzbauunternehmung Blumer Lehmann AG in Gossau verleimten und auf einer CNC-Maschine millimetergenau gefrästen Elemente wurden erst auf dem Bauplatz zu
fünf Stockwerke hohen Holzrahmen zusammengesteckt und mit
einem Kran aufgerichtet. Dann werden die 5,5 Meter langen Querbalken eingefügt, die Kranseile gelöst und die fertigen Rahmen
standen frei – bis der nächste Holzrahmen angeschlossen wurde.
Erst nach Einfügung der Böden und Decken (ebenfalls aus Holz)
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folgte die Montage der Fassade. Der Neubau bietet auf 8.900 qm
Fläche für rund 480 Mitarbeiter von „20 Minuten“, „Tages-Anzeiger“ und weiteren Medien.
Der Zürcher Neubau der Tamedia zeigt eindrücklich, dass im modernen Holzbau Techniken herangereift sind, die in den Händen
von innovationsfreudigen Architekten, Ingenieuren und Holzbauern zu einer Wiederentdeckung des Holzbaus für große, innerstädtische Wohn- und Geschäftshäuser führen, die architektonisch
aufregend sind: Schließlich ist Holz nicht nur nachwachsend und
damit – wenn es aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt – auch
umweltfreundlich, es ist auch vom Aussehen, vom Geruch und von
der Haptik her ein Material, das Menschen anzieht.
Magazin
Quelle: Voelki Partner
Bürohaus in SNBS-Qualität
Netzwerk postuliert eine gesamtheitliche
Betrachtungsweise bei der Planung und
Realisierung von Bauten und Anlagen. Also
derselbe Ansatz wie der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz, SNBS. Als Geschäftsführer amtet der 42-jährige Joe Luthiger.
[email protected] www.nnbs.ch
Der Leuchtturm von Kriens
Das ehemalige Doppelwohnhaus an der
Stampfenbachstrasse 30 in Zürich wurde
jahrelang als Bürohaus von der kantonalen
Verwaltung genutzt. Ursprünglich war eine
Gesamtsanierung vorgesehen, doch Untersuchungen zeigten, dass ein Ersatzneubau
bessere ökologische Resultate bringt. 2013
konnte das Bürohaus mit 110 Arbeitsplätzen von der Gesundheitsdirektion bezogen
werden. Die Gesamtleitung lag bei Voelki
Partner Architekten. Für die Baudirektion
des Kantons Zürich hat der Bau Vorbildcharakter: Zertifiziert nach Minergie-P-Eco und
nach dem neuen Standard Nachhaltiges
Bauen Schweiz SNBS ist das fünfgeschossige Bürohaus ein qualifiziertes Exempel des
nachhaltigen Bauens im innerstädtischen
Kontext.
Netzwerk für besseres Bauen
„Gesamtheitliche
Betrachtungsweise“:
Joe Luthiger, Geschäftsführer Netzwerk Nachhaltiges
Bauen Schweiz,
NNBS
Der Verein eco-bau, KBOB und andere Pionier-Institutionen des nachhaltigen Bauens
sind dabei – aber nicht nur. Im Netzwerk
Nachhaltiges Bauen Schweiz, NNBS, finden
sich auch Grossfirmen wie Roche, Migros,
Implenia und viele andere. Der illustre
Kreis ist ganz offenkundig der Meinung,
dass nachhaltige Bauweisen sehr gut zur
schweizerischen Wirtschaft passen. Das
Quelle: Emanuel Ammon
Die Gesundheitsdirektion in einem gesundem
Haus: Bürogebäude an der Stampfenbachstrasse
in Zürich.
2000 Watt in Innerschweizer Version: Das Haus
mit den sieben Wohnungen am Kirchrainweg
in Kriens.
Am Kirchrainweg in Kriens steht ein aussergewöhnliches Mehrwohnungshaus. Also
Minergie-P-Eco und noch etwas mehr. Ziel
von Markus Portmann, dem Initianten des
Objektes, war eine 2000-Watt-kompatible
Bauweise. Das viergeschossige Gebäude
besteht weitgehend aus Holz, aus Innerschweizer Holz! Sehr hohe Dämmwerte in
der Hülle, der Restbedarf an Wärme wird
mit einer Wärmepumpe gedeckt. Auf dem
Dach eine Photovoltaikanlage, die mit dem
öffentlichen Elektrizitätsnetz verbunden
ist, aber auch hausinterne Verbraucher versorgt. Portmann will einen hohen Eigenversorgungsgrad, um die Netz-Infrastruktur
zu entlasten. Ein Lastmanagement – auch
als Demand Side Management bezeichnet
– hilft dabei. Viele Details sind im 100-seitigen Buch „Haus 2050“ beschrieben, die
Architektur, die Materialisierung, die graue
Energie, die Technik, die Erschliessung. Zu
beziehen unter www.faktor.ch
An der Weltmeisterschaft
„Eine nachhaltige Baukultur verbindet Architekturqualität mit intelligenter Technik,“
mahnt Hanspeter Bürgi seine Studieren-
den, die am Solar Decathlon teilnehmen.
Der Professor für Architektur an der Hochschule Luzern, Technik & Architektur, ist
Leiter des Planungsteams. Entsprechend
seinem programmatischen Satz pocht
Bürgi auf eine interdisziplinäre Planung.
Das Team umfasst neben angehenden Architekten und Architektinnen Studierende
der Innenarchitektur, der Bautechnik und
der Gebäudetechnik. Die prestigeträchtige Austragung findet 2014 in Versailles
bei Paris statt. Im Juni sollen die rund 20
Wettbewerbsbeiträge im Massstab 1 zu 1
aufgebaut und bewertet werden. Der Bauplatz für das „Team Lucerne“ ist zugeteilt.
Solar Decathlon, 26. Juni bis 14. Juli 2014,
Versailles, www.solardecathlon.ch
Mehr als vier Wände
Zu ihrer Siedlung in Ostermundigen
schreibt die Wohnbaugenossenschaft
Oberfeld: „Wohnen bedeutet mehr als vier
Wände um sich zu haben. Die Siedlung
Oberfeld strebt ein Gesamtkonzept an, in
dem alle Pfeiler der Nachhaltigkeit zum
Tragen kommen. Ein reiches Sozialleben ist
deshalb genau so wichtig wie nachhaltige Mobilität, die Verwendung natürlicher
Materialien, ein tiefer Energieverbrauch,
eine lebendige Umgebungsgestaltung und
faire Preise.“ In einem Wort: Greenbuilding.
Noch ist die Überbauung mit insgesamt
100 Wohnungen in fünf Häusern nicht fertig. Besondere Bedeutung kommt gemäss
Peter Schürch vom Architekturbüro Halle 58
der passiven Nutzung von Sonnenenergie
zu. Ergänzt wird dieser Wärmeeintrag durch
Energie von Sonnenkollektoren, Photovoltaikanlagen und Erdsonden. „Vorbildlich
ist aber auch die autofreie Erschliessung
und die graue Energie der Siedlung dank
Holzbauweise“, meint Tilmann Rösler vom
ebenfalls beteiligten Büro Planwerkstatt Architekten. www.wohnen-im-oberfeld.ch
Quelle: Planwerkstatt
50
Viel Holz und keine Autos: Ein Randering der Siedlung „Wohnbaugenossenschaft Oberfeld“ in Ostermundigen.
greenbuilding
Impressum
ISSN: 1866-8151
Themen-Vorschau 2014
Herausgeber
Verein Green Building Schweiz
Elfenstrasse 19, Postfach CH-3000 Bern 6
Tel.: +41 (31) 356 57 70
E-Mail: [email protected]
Internet: www.greenbuilding.ch
Verlag
Fachverlag Schiele & Schön GmbH
Markgrafenstrasse 11, 10969 Berlin
Tel.: +49 (30) 25 37 52-0; Fax: +49 (30) 25 37 52-99
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Internet: www.greenbuilding-magazin.ch
Geschäftsführer
Harald Rauh, Karl-Michael Mehnert
Verlagsleiterin
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Tel.: +49 (30) 25 37 52-29; Fax: +49 (30) 25 37 52-88
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Redaktion (v.i.S.d.P.)
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Druckerei
Druckhaus Gera GmbH, Gera
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nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion
übereinstimmen. Alle verwendeten Namen und
Bezeichnungen können Marken oder eingetragene
Marken ihrer jeweiligen Eigentümer sein.
Ausgabe 1-2/2014
Erscheint am 03.02.2014
Thema: Nachhaltige Baustoffe
Ressorcenschonendes, energieeffizientes, wirtschaftliches und gesundes
Bauen ist auf innovative Baustoffe
angewiesen, die höchste Qualitätskriterien erfüllen. Wir stellen in dieser
Ausgabe neue Entwicklungen und
Trends vor.
Ausgabe 3/2014
Erscheint am 03.03.2014
Thema: Öffentliche Gebäude
Der öffentlichen Hand kommt beim
nachhaltigen Planen und Bauen eine
Vorbildfunktion zu. Herausragende
Lösungen präsentieren wir ebenso
wie kleine, intelligente Details und
interessante Entwicklungen.
Ausgabe 4/2014
Erscheint am 01.04.2014
Thema: Multifunktionale Fassaden
Neben der Gebäudetechnik ist die
Gebäudehülle der entscheidende Faktor für energetisch nd wirtschaftlich
optimiertes Bauen. Die Fassade übernimmt in diesem Zusammenhang zunehmend immer komplexer werdende Funktionen.
Ausgabe 5/2014
Erscheint am 02.05.2014
Thema: Innovative Wohnkonzepte
Die Gesellschaft verändert sich. Der
demografische Wandel und der Trend
zu immer mehr Wohnraum pro Person – bei personell immer kleiner
werdenden Haushalten – erfordert
neue Ansätze bei der Planung.
Ausgabe 6/2014
Erscheint am 02.06.2014
Thema: Energieeffiziente Architektur
Energieeffizienz ist ein massgebliches
Thema der kommenden Jahre in der
Architektur und im Städtebau – weltweit. In dieser Ausgabe präsentieren
wir beispielhafte Projekte aus dem
Wohnungs- und Gewerbebau.
Ausgabe 7-8/2014
Erscheint am 01.08.2014
Thema: Bauen mit Holz
Holz erlebt in Europa, insbesondere im
urbanen Kontext, derzeit einen neuen
Boom. Der nachwachsende Rohstoff
bietet viele Vorteile. Wir zeigen die
Möglichkeiten, aber auch Probleme
und Grenzen des Materials auf.
Ausgabe 9/2014
Erscheint am 01.09.2014
Thema: Gebäude- Zertifizierungen
Im globalen Immobilienmarkt, aber
auch als Benchmark für planerische
und bautechnische Leistungen, sind
Zertifikate nicht mehr wegzudenken.
Ihre Zahl und die jeweiligen Ausdifferenzierungen nehmen stetig zu.
Ausgabe 10/2014
Erscheint am 01.10.2014
Thema: Intelligente Gebäudetechnik
Das perfekte Zusammenspiel der baulichen Konstruktion mit der technischen
Ausstattung eines Bauwerks schafft die
Voraussetzungen für den nachhaltigen
Betrieb. Die Vernetzung der einzelnen
Komponenten wird immer wichtiger.
Ausgabe 11/2014
Erscheint am 03.11.2014
Thema: Bauen für die Zukunft
Alles Planen und Bauen – ein Wesen
von Architektur und Ingenieurbau – ist
auf die Zukunft ausgerichtet. Permanent stellen sich neue Aufgaben und
Herausforderungen, die auf intelligente Art und Weiste gemeistert werden
müssen.
Ausgabe 12/2014
Erscheint am 01.12.2014
Thema: Büro- und Gewerbebauten
Sowohl im Bestand als auch bei Neubauten schlummert im Büro- und
Gewerbebau noch enormes Potenzial
– energetisch und wirtschaftlich betrachtet. Viele Eigentümer und Investoren haben dies erkannt und handeln
vorausschauend.
SWISSBAU FOCUS:
SO HABEN SIE
NACHHALTIGES BAUEN
UND ERNEUERN
NOCH NIE ERLEBT.
Programm und Anmeldung zu den kostenlosen Veranstaltungen: www.swissbau.ch/focus
21. JANUAR 2014
22. JANUAR 2014
23. JANUAR 2014
24. JANUAR 2014
25. JANUAR 2014
10.00 – 12.15 Uhr
Offizielle Eröffnung
Ersatzneubau: Gibt es Alternativen?
Verschiedene hochkarätige Referenten aus Politik, Wirtschaft und
Architektur gehen an der Eröffnungsveranstaltung der Frage nach,
welche Gebäude mit welchem kulturellen Wert schützenswert sind
und welche nicht.
10.00 – 11.30 Uhr
Future Forum
Future Architects
Die Architekten und Städtebauer
Andrea Deplazes, Vittorio Magnago
Lampugnani und Winy Maas äussern sich auf Einladung des BSA und
der ETH Zürich zum Berufsbild der
Architekten.
09.15 – 10.45 Uhr
Die Zukunft unter uns: Denkfabrik
für den Boden von Morgen
09.15 – 10.45 Uhr
Suffizienz – wie bitte? Was es
wirklich braucht
09.15 – 10.45 Uhr
Intelligentes Wohnen: energieeffizient und so schön wie Autofahren?
09.30 – 11.00 Uhr
Gebäudetechnik: Turbo der
Energiewende
Erfahrungsaustausch Energiecoaches
Gesamtsanierung beider Basel
11.00 – 13.00 Uhr
Architekturvorträge
Arch-Tec: Entwurf und Baurealität
Die international renommierten Architekten Richard Horden, Bijoy Jain
und Bjarke Ingels präsentieren und
diskutieren unter dem Motto HighTec, Low-Tec und Socio-Tec Aspekte
im Spannungsfeld zwischen Architektur, Lehre und Wirtschaft. Ergänzt
wird die Veranstaltung durch die
Ausstellung Arch-Tec-Lab – das Neubauprojekt für das Institut für Technologie und Architektur ITA.
12.45 – 13.45 Uhr
Aus- und Weiterbildungsangebote
für den Ingenieur der Zukunft?
Die Schweizer Informationsplattform für Bauprodukte, Architekturobjekte und Expertenprofile
13.30 – 15.00 Uhr
Energieberatertagung 2014
Energieberatung im Kontext der
Energiestrategie 2050
14.15 – 15.15 Uhr
Gestaltungsfreiheit dank
Gebäudeautomation
11.15 – 12.15 Uhr
Handwerkerapéro beider Basel zur
energetischen Gebäudesanierung
Das neue Wärmepumpen-SystemModul: einfacher, sicherer,
effizienter
12.00 – 13.30 Uhr
Weiterbauen am Gebäudebestand
12.30 – 14.00 Uhr
Nachhaltiges Bauwerk Schweiz –
von Einzelobjekten über
den Infrastrukturbau bis hin
zur Quartierentwicklung
Future Building – ein ganzheitlicher
Zugang für Planung und Umsetzung
der Gebäudetechnik
12.45 – 13.45 Uhr
Nachhaltige Konzepte für die
Nutzung solarer Energie in der
Gebäudehülle
Nachhaltiges Bauen, die nächste
Dimension
Bauen in der Schweiz – aktuelle
Bauinformationen nach Mass
16.00 – 17.00 Uhr
Bildung für die Bauwirtschaft –
Wer baut die Schweiz von morgen?
Was sind die Gründe für den Mangel
von qualifizierten Arbeitskräften?
Wie kann die Anerkennung für Baufachberufe weiter gesteigert werden?
Entsprechen die heutigen Berufsbilder noch den realen Bedürfnissen
der Branche? Welches sind die Rollen
der Berufsbildung und der Hochschulbildung in Zukunft?
14.15 – 15.15 Uhr
Bauherrenforum Metall- und
Stahlbau
Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft
16.00 – 17.00 Uhr
Immobilien im Lebenszyklus – gut
geplant, falsch genutzt?
Wie gross ist das Potenzial zur Betriebsoptimierung im Gebäudepark
Schweiz? Oder sind heutige Gebäude an den Bedürfnissen der Nutzer
vorbeigeplant? Wie sollen Gesetze
und Gebäudelabels dem grossen
Nutzereinfluss Rechnung tragen?
17.30 – 18.30 Uhr
Preisverleihung
Umweltpreis der Schweiz
18.00 – 20.00 Uhr
Energieapéro: Pilotregion
Basel 2.0 – elf Projekte für die
2000-Watt-Gesellschaft
11.15 – 12.15 Uhr
Karriere im Metall- und Fassadenbau
Energiestrategie 2050 – Wie
werden Kompetenzen zielorientiert
eingesetzt?
11.15 – 12.45 Uhr
Road to 2050: Gebäudeautomation
auf Hochtouren
11.45 – 13.15 Uhr
Das Gebäude im System –
Arealvernetzung als Beitrag zur
Energiestrategie 2050
12.45 – 13.45 Uhr
Einsparpotenzial beim Bauen,
Umbauen und Sanieren mit dem
Energiesparrechner berechnen –
Baufördergelder im Überblick
Die Fassade der Zukunft ist
hinterlüftet!
13.00 – 18.00 Uhr
Entwurfskritik Solar Decathlon
der Hochschule Luzern – Technik &
Architektur
13.30 – 15.00 Uhr
Energie aus dem Erdreich für die
Wärmeversorgung der Zukunft
14.15 – 15.15 Uhr
Die HLK-Branche verändert sich –
bleiben Sie vorne dabei
Wohnen im Smart Home –
Intelligenz im und am Gebäude
16.00 – 17.00 Uhr
Energiestrategie 2050 –
Schlüsselbranche Bau?
Mit welchen Massnahmen wird der
Bau effektiv zur Schlüsselbranche
der Energiewende? Wie lässt sich das
Energieeffizienzpotenzial rasch erschliessen? Und welche Rolle kann
das Gebäude in Zukunft als Energieproduzent spielen?
09.30 – 11.00 Uhr
Dichte gestalten – Selbstverantwortung der Projektentwickler,
oder Lenkung durch behördliche
Vorgaben?
11.15 – 12.15 Uhr
Das neue Wärmepumpen-SystemModul: einfacher, sicherer,
effizienter
Die Schweizer Informationsplattform für Bauprodukte, Architekturobjekte und Expertenprofile
2SOL: Schweizer Industrie
ermöglicht Revolution der Wärmeund Stromversorgung
11.15 – 12.45 Uhr
Smart Density – dichter und
schlanker bauen mit Holz
11.45 – 13.15 Uhr
Internationale Ingenieurskunst im
Metallbau
12.45 – 13.45 Uhr
Dichte gestalten – Beispiele des
Zusammenspiels von Projektentwicklern und öffentlicher Hand
14.00 – 15.30 Uhr
Geothermie - Beitrag der Erdwärme
zur Schweizer Energiewende
14.15 – 15.15 Uhr
Oberfläche, Licht, LED – Einfluss
der Beleuchtung auf die räumliche
Wirkung
Einsparpotenzial beim Bauen,
Umbauen und Sanieren mit dem
Energiesparrechner berechnen –
Baufördergelder im Überblick
Details und Anmeldung
13.30 – 15.00 Uhr
Konvergenz der Energienetze im
Grossen und im Kleinen – Basis für
eine erfolgreiche Energiewende
14.15 – 15.15 Uhr
Road to 2050: das Potenzial der
Gebäudeautomation nutzen
Typologie und Planung im Umfeld
der Verdichtung im Bauwesen
16.00 – 17.00 Uhr
Verdichtung – lebenswert und
rentabel?
Wie sieht eine qualitative hochwertige Verdichtung aus? Welche Massnahmen funktionieren in der Stadt
und in den Agglomerationen? Und
wie wird Verdichtung auch ökonomisch attraktiv?
aktuell, kontrovers,
informativ:
swissbau.ch/blog
18.00 – 20.00 Uhr
Filmvorführung: «De Drager»
Leading Partner
Lounge Partner
GEO
ENERGIE
SUISSE
swb14_Ins_SBF_210x297_d_ja.indd 1
Änderungen vorbehalten
e
04.12.13 14:29
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