Pulvercharakterisierung und Suspensionsentwicklung Vorlesung – TU Dresden Annegret Potthoff Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) www.ikts.fraunhofer.de © Fraunhofer IKTS Einleitung Rohstoffeigenschaften – Suspensionseigenschaften – Granulierung – Granulateigenschaften Gewinnung von prozessrelevanten Aussagen erfordert Kenntnis der Partikel- und Suspensionseigenschaften Voraussetzung für Prozesskontrolle und -optimierung Bedeutung einzelner Kennwerte hängt von der weiteren Verarbeitung ab Seite 2 © Fraunhofer IKTS Gliederung Rohstoffe - Größe und Dispergierbarkeit: Zwei Kriterien zur Bewertung Begriffe: Primärpartikel, Aggregate und Agglomerate Partikelgrößenanalyse – Vorgehen und Aussagekraft der Ergebnisse Dispergierbarkeit von Pulvern Messverfahren Herausforderungen bei Nanomaterialien Maßgeschneiderte Suspensionen – applikationsorientierte Entwicklung Suspensionsstabilität Oberflächenladungseigenschaften Rheologische Untersuchungen Prozessüberwachung bei der Aufbereitung Seite 3 © Fraunhofer IKTS Rohstoffeigenschaften Chemische Zusammensetzung Spezifische Oberfläche Kristallstruktur Partikelform Coating Primärpartikelgröße Dichte Aggregatgröße Oberflächenladungseigenschaften in fluider Phase Agglomerationszustand Dispergierbarkeit Seite 4 © Fraunhofer IKTS Partikel – Größen, Formen, Oberfläche Primärpartikel vs. Aggregate vs. Agglomerat Primärpartikelgröße bzw. -verteilung Spezifische Oberfläche Aggregatgrößenverteilung; „kleinste dispergierbare Einheit“ Agglomeratgrößenverteilung (z. B. für Granulate) Definitionen nach DIN 53206 Seite 5 © Fraunhofer IKTS Partikelgrößenanalysen – Systematik der Messverfahren Messungen an vollständig entmischten dispersen Systemen, das heißt an einzelnen Teilchen Zählverfahren Messungen an vorübergehend oder dauerhaft teilweise entmischten dispersen Systemen Sedimentation, Sichtung, Siebung Messungen an nicht entmischten dispersen Systemen Laserlichtbeugung, Oberfläche, Porosität Alex 2004 Seite 6 © Fraunhofer IKTS Partikelgrößenanalyse im Submikro- und im Nanobereich Statische Lichtstreuung (SLS, SAXS) Sedimentatioseigenschaften (Zentrifuge) Photonenkorrelationsspetroskopie (PCS) Dynamische Lichtstreuung (DLS) Nanopartikel Tracking (NTA) Ultraschalldämpfung Röntgendiffraktometrie (XRD) … Sample preparation – Dispersing procedures for powders in liquids (ISO 14887:2000 and DIN ISO 14887:2008) Seite 7 © Fraunhofer IKTS Laserlichtbeugung (statische Laserlichtstreuung) Analyse der Lichtintensität in Abhängigkeit vom Winkel Kalkuation der Partikelgröße nach Mie- oder Fraunhofer-Theorie Messbereich: von 10 nm bis 2000 µm Messung in verdünnter Suspension (unter 0.5 Ma%) Ergebnis: Volumengewichtete Partikelgrößenverteilung Particle size analysis – Laser diffraction methods (ISO 13320:2009) Seite 8 © Fraunhofer IKTS Zentrifugalsedimentation Messung der Sedimentationsgeschwindigkeit der Partikel in Flüssigkeit Kalkulation der Partikelgröße nach Lambert-Beer und Stokes-Gleichung Messbereich: unter 100 nm und bis zu ca. 50 µm Messung in verdünnter Suspension (in Abhängigkeit von der Transmission) Ergebnis: Volumengewichtete Partikelgrößenverteilung L.U.M. GmbH Determination of particle size distribution by centrifugal liquid sedimentation – Part 1: General principles and guidelines. Part 2: Photocentrifuge method (ISO 13318-1: 2001 and ISO 13318-2:2007) Seite 9 © Fraunhofer IKTS Dynamische Lichtstreuung Messung der Brownschen Bewegung von Partikeln in Fluiden Kalkuation der Partikelgröße nach der Einstein-Gleichung Messbereich: unter 1 nm bis ca. 5 µm k BT x 3 D Messung in verdünnter Suspension (bis zu 5 Vol%) Ergebnis: xDLS – mittlere Partikelgröße, berechnet aus dem Abfall der Autokorrelationsfunktion PI – Polydispersitätsindex – dimensionslose Größe zur Beschreibung der Breite der Partikelgrößenverteilung Partikelgrößenverteilung in berechenbar, aber nicht standardisiert. Partikelgrößenanalyse – Photonenkorrelationsspektroskopie (PCS) (DIN ISO 13321: 2004) Particle size analysis – Dynamic light scattering (DLS) (ISO 22412:2008) Seite 10 © Fraunhofer IKTS Dynamische Lichtstreuung Laserlicht Laserlicht Input Output Beam stop Detektor Analyse des gebeugten Lichtes Mittlere Intensität Is2 Is Korrelator Is 2 t Fluktuation des gebeugten Lichtes am Detektor Malvern Seite 11 © Fraunhofer IKTS t Autokorrelationsfunktion (hängt vom Diffusionskoeffizient D ab) Dynamische Lichtstreuung Kleine Partikel: G1 G1 vs time Diffusionsgeschwindigkeit – hoch Intensität des gebeugten Lichtes – gering 0.8 0.6 I 0.4 time t Große Partikel: 0.2 500 1000 Time(us) 1500 2000 G1 G1 vs time 0.8 Diffusionsgeschwindigkeit – gering Intensität des gebeugten Lichtes – hoch 0.6 0.4 I 0.2 500 time t Malvern Seite 12 © Fraunhofer IKTS 1000 Time(us) 1500 2000 Kalkulation der Partikelgröße Partikelgrößenanalyse – was wird gemessen? Äquivalenzkugeldurchmesser Kugel mit gleicher minimaler Länge Kugel mit gleicher maximaler Länge dmax Kugel mit gleicher Sedimentationsrate dmin dW dV dsed dS Kugel, die die gleiche Siebmasche passiert Seite 13 © Fraunhofer IKTS dSieb dLB Kugel mit gleichem Gewicht Kugel mit gleichem Volumen Kugel mit gleicher Oberfläche Kugel mit gleichem (Laser-)Lichtbeugungsverhalten Probenvorbereitung für Partikelgrößenanalysen: Herstellung einer homogenen Suspension Probennahme: repräsentative Stichprobe Probenteilung Gleichmäßige Verteilung in der Suspension: Komponenten im System Partikelgrößen der dispersen Phase Ansprüche an die Suspensionsflüssigkeit: vollständige Benetzung der Pulveroberflächen mit dem Dispergiermedium Beeinflussung durch oberflächenaktive Stoffe, z. B. Tenside keine chemisch-physikalische Veränderung am Feststoff (Quellung etc.) blasenfreie Flüssigkeit niedriger Dampfdruck, nicht-toxisch, geringe Kosten Seite 14 © Fraunhofer IKTS Durchführung von Partikelgrößenanalysen Agglomeratzerstörung Aggregate bzw. Primärpartikel Eintrag mechanischer Energie, z. B. mittels Ultraschall Stabilisierung der dispergierten Suspension gegen Reagglomeration hohe elektrostatische Abstoßung Einsatz von Stabilisatoren Analyse der Partikelgrößenverteilung: Verdünnung der Ausgangskonzentration auf die Analysenkonzentration ohne Veränderung der Probe Aufnahme der Stoffparameter für die Auswertung (Brechungsindex) Prüfung des Dispergiererfolges z. B. durch mikroskopische Analyse Seite 15 © Fraunhofer IKTS Dispergierung in Flüssigkeiten Dispergierung von Partikeln in polaren Flüssigkeiten -> Oberflächenladungen Hoher Betrag des Zetapotentials: Partikelabstoßung hochdisperse (stabile) Suspension Sedimentationsneigung Geringer Betrag des Zetapotentials: Partikelabstoßung instabile Suspension Agglomeration/ Flockenbildung Seite 16 © Fraunhofer IKTS Oberflächenladungsanalysen – Systematik der Messverfahren Ursache: Anlegen eines elektrischen Feldes Wirkung: Anregung einer Bewegung stationär: flüssige Phase mobil: feste Phase Elektrophorese stationär: feste Phase mobil: flüssige Phase Elektroosmose Ursache: Vorgabe einer Bewegung Wirkung: elektrisches Signal abgreifbar stationär: flüssige Phase mobil: feste Phase Sedimentationsanalyse stationär: feste Phase mobil: flüssige Phase Strömungspotential Seite 17 © Fraunhofer IKTS Dispergierung als Voraussetzung für die Größenanalytik Elektrostatisch stabil x10;3: 0,09 µm x50;3: 0,28 µm x90;3: 1,64 µm 80 Beispiel: Al2O3 CT 3000 Zetapotential in mV 60 40 20 Isoelektrischer Punkt 0 Elektrostatisch instabil -> Agglomeration -20 -40 I II III x10;3: 3,27 µm x50;3: 6,77 µm x90;3: 13,38 µm II -60 0 2 4 6 8 pH-Wert Seite 18 © Fraunhofer IKTS 10 12 14 Partikelgrößenanalyse als Qualitätskriterium: Überkorndetektion in Nanodispersionen 25 Zetasizer Nano ZS Qualitätssicherung z. B. für die Schleifmittelherstellung und die Herstellung optimierter Werkstoffe (Vermeidung von Defektstellen) Seite 19 © Fraunhofer IKTS 20 Volume (%) Kombination von Partikelgrößenanalyse mittels dynamischer Lichtstreuung, Ultrafiltration und FESEM-Analyse senkt Nachweisgrenze für Grobkorn auf unter 0,01 Vol% 15 10 Grobkornanteil 5 0 1 10 100 Diameter (nm) 1000 10000 Spezifische Oberfläche (BET) Partikelgrößenanalyse als Qualitätskriterium: Aggregatgröße von Nanomaterialien nach Dispergierung I. Quadrant: Spezif. Oberfläche Partikelgröße Gute Dispergierbarkeit Geringe Primärpartikelgröße II. Quadrant: Spezifische Oberfläche Partikelgröße Schlechte Dispergierbarkeit Geringe Primärpartikelgröße III. Quadrant: Spezifische Oberfläche Partikelgröße Gute Dispergierbarkeit Hohe Primärpartikelgröße IV. Quadrant: Spezif. Oberfläche Partikelgröße Schlechte Dispergierbarkeit Hohe Primärpartikelgröße xDLS (mittlere Größe der kleinsten dispergierbaren Einheit) Seite 20 © Fraunhofer IKTS Oberflächenladung als Qualitätskriterium Smoluchowski-Zetapotential in mV 60 Verschiebung des TiO2 (1) TiO2 (2) 40 isoelektrischen Punktes um 3 pH-Einheiten 20 Kristallstruktur 0 0 2 4 6 8 -20 10 12 14 (Anatas/ Rutil) unterschiedlich? Herstellungsroute -40 verschieden -> funktionelle Gruppen an der Oberfläche? -60 -80 pH-Wert Produktspezifische Anpassung der Dispergierhilfsmitteldosierung! Seite 21 © Fraunhofer IKTS Anwendbarkeit der Messergebnisse Anmusterung von Rohstoffen Vergleich unterschiedlicher Chargen Homogenität innerhalb einer Charge Vergleich von Produkten unterschiedlicher Hersteller Vergleich der Spezifikationen unterschiedlicher Hersteller lt. Datenblatt Anpassung der Rohstoffeigenschaften Fraktionierung Aufbereitung in Mahlanlagen Zerkleinerung Verringerung der Größenverteilung Herstellung von Mischungen … Seite 22 © Fraunhofer IKTS Herausforderungen bei Nanomaterialien Nanostrukturierte Pulver und Nanokomposite Nanodispersionen Wikipedia/Nanogold Beispiel: TiO2 P25 (Evonik) Nanopartikel in aggregierter Form Beispiel: Au Dispersion Separierte Nanopartikel Partikelgröße? Aussage der Partikelgrößenanalyse? Seite 23 © Fraunhofer IKTS Aussagen aus den Analysewerten Ableitung der (mittleren Primär-) Partikelgröße aus der BET? Vollständige Belegung der Oberfläche mit N2 Direkter Zusammenhang ist nur bei ideal sphärischen, ideal vereinzelbaren Partikeln vorhanden. Aber: Je kleiner die Primärpartikelgröße, um so kritischer. BET-Bestimmung und Partikelgrößenanalyse liefern komplementäre Daten! xDLS dBET kann sehr viel kleiner sein als xDLS Seite 24 © Fraunhofer IKTS Gasadsorption – Porengrößenbereich: 0,6 nm – 200 nm (Messgerät ASAP 2010, Fa. micromeritics) Charakterisierung von porösen Materialien wie Kohlenstoffwerkstoffe Hartmetalle / Cermets Keramische Werkstoffe Spritzpulver Gläser Precursormaterialien Auswertung nach spez. Oberfläche nach BET Porenstruktur Porenvolumen Porenverteilung Adsorptionsisothermen Seite 25 © Fraunhofer IKTS Ergebnisse zu TiO2 P25 (Evonik) Produktinformation: Primärpartikelgröße: 21 nm, BET: 50 ± 15 m²/g Dichte: ca. 4 g/cm³ Mittlere “Partikel-”größe xDLS nach Dispergierung: 130 … 150 nm “Kleinste dispergierbare Einheit” Seite 26 © Fraunhofer IKTS Produktinformation (Evonik) und IKTS-Messergebnisse Rohstoffeigenschaften Chemische Zusammensetzung Spezifische Oberfläche Kristallstruktur Partikelform Coating Primärpartikelgröße Dichte Aggregatgröße Oberflächenladungseigenschaften in fluider Phase Agglomerationszustand Dispergierbarkeit Seite 27 © Fraunhofer IKTS Dichte (Messgerät: Penta-Pyknometer, Fa. Quantachrome) Bestimmung der Rohdichte von Feststoffen Verwendetes Messgas: Helium Bestimmung des Volumens einer Probe bekannter Masse Anwendung der Gleichung für ideale Gase Für unporöse Körper oder solche mit ausschließlich offener Porosität entspricht die Rohdichte der Reindichte. Für Körper mit geschlossener Porosität wird eine Dichte unterhalb der Reindichte ermittelt; der Vergleich beider Werte ist ein Maß für die Porosität. Seite 28 © Fraunhofer IKTS Rohstoffzusammensetzung und -dichte 4,10 g/cm3 6 m2/g 5 Ma% Fremdphase ° ° ° 3,98 g/cm3 15 m2/g 4 Ma% Fremdphase 3,82 g/cm3 20 m2/g 10 Ma% Fremdphase # 3,98 g/cm3 * 2 m2/g * Natrium-Magnesium-Aluminiumoxid (β-Al2O3) # Nordstrandite (syn. Al(OH) Dichte: 2,44 g/cm3) 3 ° ZrO2 (tetragonal) Seite 29 © Fraunhofer IKTS Dissertation Conny Rödel (2014) Maßgeschneiderte Suspensionen Hilfsmittel Pulver Fluid Suspension Fluid Homogene Suspension Granulat/ Folie/ Schicht… Aufbereitung Abtrennung des Fluids Mechanisch: Homogenisierung, Deagglomeration, Echtzerkleinerung Thermisch: Sprühgranulieren, (Sprüh-)Gefrieren, Trocknen, Verdunsten, Spritzen, Suspensionsplasmaspritzen… Die Anforderungen an die Suspensionseigenschaften hängen von der weiteren Verarbeitung ab. Seite 30 © Fraunhofer IKTS Eigenschaftsbestimmende Parameter Ladungsverhältnisse Originalkonzentration Viskosität Suspensionsstruktur, mechanische und thermische Stabilität Sedimentation, Entmischung Homogenität, (Langzeit-) Stabilität Seite 31 © Fraunhofer IKTS Chemische Zusammensetzung Partikel, Fluid Feststoffkonzentration SUSPENSION pH-Wert Leitfähigkeit Löslichkeit, Salzfracht Partikel Größe, Form, spezifische Oberfläche Verunreinigungen Art, Konzentration Hilfsmitteldosierung Wechselwirkungen, Menge Eigenschaftsbestimmende Parameter - Analytik Ladungsverhältnisse ESA, ZetaProbe Chemische Zusammensetzung XRD… Feststoffkonzentration pH-Wert Leitfähigkeit Viskosität rheologische Analysen (MCR 101) Sedimentation, Entmischung LUMiSizer Seite 32 © Fraunhofer IKTS SUSPENSION Partikel LB, DLS, QICPIC… Verunreinigungen ICP-OES Hilfsmitteldosierung Adsorptionsisotherme, ATR-FTIR Suspensionscharakterisierung: Ladungsverhältnisse Messprinzip: elektroakustische Schallamplitude Parallel: Erfassung von Temperatur, pH-Wert, Leitfähigkeit Nassdispergierung in wässrigen oder polaren organischen Medien Konzentrationsbereich: 1 … 40 Vol% Temperaturbereich: 2 bis 70 °C Offline- oder Online-Messungen Messsysteme: ZetaProbe, FeldESA, ESA 9800, DT 1200… Seite 33 © Fraunhofer IKTS ESA-Messsystem (Electrokinetic Sonic Amplitude) Vorteil: Messung in Originalkonzentration Elektrische Feldstärke Acoustic delay line Partikel der Suspension werden über hochfrequente Spannungsschwankungen entsprechend ihrer Oberflächenladung zu Schwingungen entsprechend der angelegten Frequenz angeregt. ESA Die unterschiedlichen Dichten von Partikel und Fluid führen infolge ihrer Bewegung zu lokalen Druckschwankungen und so zur Generierung eines Ultraschallsignals (ESA). ESA = p/|E| d Seite 34 © Fraunhofer IKTS Piezoelectric transducer measures ESA acoustic wave Suspensionscharakterisierung: Viskosität S chubs pannung Dynamische Viskosität = . . S cherges chw indigkeit 1: Dilatantes Fluid 2: Newtonsche Fluid 3: Scherverdünnendes Fluid 4: Bingham-plastisches Fluid 5: Casson-plastisches Fluid Viskosität hängt vom Schergefälle ab Strukturviskosität: Dilatanz: Viskosität hängt von Schergefälle und von der Zeitdauer, die seit der letzten Fließbewegung vergangen ist, ab Thixotropie Rheopexie Fließgrenze: Es muss eine Mindestschubspannung vorhanden sein, um ein Fließen zu erreichen. Aussage zum visko-elastischen Verhalten aus Rotationsmessungen Seite 35 © Fraunhofer IKTS Suspensionscharakterisierung: Viskosität Elastizitätsgesetz nach Hooke (mit = Scherdeformation und G = Schubmodul) Gesamtwiderstand der Messprobe gegenüber Scherverformungen Ergebnis der Oszillationsmessungen Speichermodul G': Maß für die Größe der reversibel in der Substanz gespeicherten und rückgewonnenen Deformationsenergie (elastischer Anteil) Verlustmodul G'': Maß für die Größe der irreversibel von der Substanz an die Umgebung abgegebenen und damit verlorenen Energie (viskoser Anteil) Seite 36 © Fraunhofer IKTS G= Suspensionscharakterisierung: Stabilität Analytische Multiprobenzentrifuge Bewertung der Sedimentationsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von gZahl und Zeit Partikelgrößenmessbereich: 20 nm bis 1000 µm Konzentrationsbereich: 0,1 … 20 Vol% Temperaturbereich: 4 bis 60 °C Vorteile: Analyse von Suspensionen in Originalkonzentration bzgl. Stabilität Analyse breiter Partikelgrößenverteilungen im Sub-µm-Bereich Dunkle Suspensionen analysierbar Seite 37 © Fraunhofer IKTS LUMiSizer Suspensionen - Definitionen „Stabile Suspension“ „Instabile Suspension“ „Instabile Suspension“ Stabile Colloide: (a) in Schwebe (b) mit Sedimentation (monodispers) (c) mit Sedimentation (polydispers) Koagulation (Agglomeration): (d) mit Kettenbildung (e) mit kompakten Clustern (f) Netzwerkausbildung Flockung: (g) schwache Bindung (h) Brückenflockung (i) Verarmungsflockung Source - Colloid Chemistry Textbook Seite 38 © Fraunhofer IKTS Stabilisierung von Suspensionen Elektrostatische Stabilisierung Partikelabstoßung infolge hoher Oberflächenladung beeinflussbar durch Änderung des pH-Wertes Charakterisierung mittels ESASignal- oder ZetapotentialBestimmung Sterische Stabilisierung Partikelabstoßung durch „Abstandshalter“ beeinflussbar z. B. durch Polymerzugabe Charakterisierung durch Viskositätsbestimmung Seite 39 © Fraunhofer IKTS Elektrosterische Stabilisierung Kombination aus elektrostatischer und sterischer Stabilisierung beeinflussbar durch Dosierung von kationisch oder anionisch geladenen Polymeren z. B. Carbonsäuren Beispiel: Durch Sprühgranulierung weiterzuverarbeitende Suspensionen… … müssen gut fließfähig, d. h. niedrig-viskos sein (Versprühbarkeit) … sollen einen hohen Feststoffgehalt aufweisen … dürfen nur (eine Kombination aus) Hilfsmitteln enthalten, die sich gegenseitig nicht stören in der weiteren Verarbeitung (z. B. Trockenpressen) positiv wirken … müssen während des gesamten Aufbereitungsprozesses identische Eigenschaften aufweisen … sollen chargen-unabhängig reproduzierbar sein … müssen unter energetischen, wirtschaftlichen, ökologischen Aspekten in ihren Eigenschaften optimiert werden Seite 40 © Fraunhofer IKTS 0,35 4 0,30 3 0,25 2 0,20 1 0,15 0 0,10 -1 0,05 -2 0,00 -3 4 6 8 10 12 pH Viskosität ESA-Signal Beispiel: Böhmit-Suspension (Feststoffgehalt 10 Ma.-%) 14 ESA [mPa*m/V] -1 Viskosität bei 200 s [Pas] Einstellung der Fließfähigkeit durch elektrostatische (De-)Stabilisierung der Suspension Höchste Viskosität bei pH-Wert von ca. 9, d. h. bei Ausgangs-pHWert der Suspensionen Schlechte Verarbeitung in diesem pHBereich Verbesserung durch Dosierung von Säure Seite 41 © Fraunhofer IKTS Anja Meyer Einstellung der Fließfähigkeit durch elektrosterische Stabilisierung der Suspension Dispergatoren auf PolyacrylsäureBasis zeigen beste Wirkung 1,0 ESA [mPa*m/V] 0,5 0,0 -0,5 -1,0 Adsorption auf der Partikeloberfläche -1,5 -2,0 -2,5 -3,0 -3,5 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Ma.-% Dispergator Na-PAA DHM 1 Dispex DHM HDN 2 Darvan DHM 3821 A Dispex A 40 DHM 4 DHM 5 Zitronensäure DHM 6CE 64 Dolapix DHM KV 51517 DHM 8 DAC Wirkung verschiedener Dispergatoren auf die Oberflächenladung (10 Ma.-% Böhmit-Schlicker) 1,2 Höchster Betrag des ESA-Signals elektrostatische Abstoßung der Partikel Seite 42 © Fraunhofer IKTS Anja Meyer Einstellung der Fließfähigkeit durch elektrosterische Stabilisierung der Suspension 0,35 Adsorption des negativ geladenen Polyacrylats bewirkt hohe negative Oberflächenladung 0,25 -1 Viskosität bei 200 s [Pas] 0,30 0,20 0,15 Unterschiedliche 0,10 0,05 0,00 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 Ma.-% Dispergator Na-PAA PAA 1 Dispex PAA 2HDN Darvan PAA 3821 A Dispex PAA 4A40 Wirkung der Polyacrylate auf die Viskosität der Böhmit-Schlicker (10 Ma.-%) 1 Zugabemengen zur Bildung niedrigviskoser Schlicker notwendig Gute Stabilität der Suspension Seite 43 © Fraunhofer IKTS Anja Meyer Organische Hilfsmittel in Suspensionen Rohstoffe Suspension Dis pergator Mahlung GLEITMITTEL DIS PERGATOR Binder Granulierung Gleitm ittel uniaxiales Pressen BINDER Grünkörper Seite 44 © Fraunhofer IKTS Dissertation Conny Rödel (2014) Suspensionen - Modellvorstellung zu den Wechselwirkungen der Hilfsmittel Suspension ohne Hilfsmittel Dispergator an der Oberfläche Gleitmittel ungebunden im Fluid Seite 45 © Fraunhofer IKTS Dissertation Conny Rödel (2014) Ideale Packung Binder an der Oberfläche Kein freies Polymer Wechselwirkungen zwischen Hilfsmitteln und Partikeloberfläche (1) NaPA hat deutlichen Einfluss auf elektrokinetischen Eigenschaften der Partikel sehr geringe Wechselwirkungen bei Binder und Gleitmittel Seite 46 © Fraunhofer IKTS Dissertation Conny Rödel (2014) Wechselwirkungen zwischen Hilfsmitteln und Partikeloberfläche (2) bei 100 s-1 Seite 47 © Fraunhofer IKTS Dissertation Conny Rödel (2014) Dispergator senkt die Viskosität bei geringsten Mengen Mowiol verursacht konstante Steigerung der Viskosität durch sterischen Effekt PEG-400 zeigt keinen Einfluss Wechselwirkungen zwischen Hilfsmitteln und Partikeloberfläche (3) bei 110g ! Seite 48 © Fraunhofer IKTS Dissertation Conny Rödel (TUD, 2014) Anstieg enthält Informationen über Sedimentationsgeschwindigkeit und Sedimenthöhe über die Packungsdichte der Partikel flacher Anstieg und geringe Sedimenthöhe entsprechen stabiler Suspension (NaPA) Mowiol verursacht durch den sterischen Effekt scheinbare Stabilisierung Suspensionseigenschaften bestimmen die Additivwirkung Abhängigkeit von der Partikelgröße Abhängigkeit von der Zugabe von Fremdstoffen (z. B. Sinterhilfsmittel) Abhängigkeit von der Anwesenheit von Verunreinigungen (z. B. aus der Aufbereitung) Auswirkungen auf die Granulateigenschaften und -strukturen Einfluss auf das Pressverhalten Seite 49 © Fraunhofer IKTS Conny Rödel, Hermann Svoboda Susanna Eckhard Suspensionen in der Anwendung Ergebnis von Voruntersuchungen im Labor: Auswahl geeigneter Hilfsmittel, um kolloidchemisch stabile Suspension mit guter Fließfähigkeit bei hoher Feststoffkonzentration herzustellen Oberflächenladungen der Partikel können positiv oder negativ sein Aufbereitung der Suspension mit dem Ziel der Homogenisierung/ Deagglomeration/ Echtzerkleinerung der Partikel Prozessüberwachung während der Aufbereitung erforderlich Seite 50 © Fraunhofer IKTS Dosierung weiterer Hilfsmittel, die für die nächsten Prozessschritte erforderlich sind Prüfung der Kompatibilität der Hilfsmittel erforderlich Messtechnische Begleitung der Zerkleinerungsversuche Sonden im 5 l Behälter Zusatzkühler (Sole; Tv or = 3°C) FESA – Messgerät Kühlwasser (Tv or = 15°C) AHM 90 (Hosokawa Alpine) Seite 51 © Fraunhofer IKTS Kerstin Lenzner, Anja Meyer Stabilisierung der Suspension durch Nachdosieren von Säure 12 • Nachdosierung Säure 6 10 5 8 4 6 3 4 pH Betrag ESA [mPa*m/V] Höherer 7 2 2 1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Eingetragene Energie [kWh/kg] ESA pH Veränderung von ESA-Signal und pH-Wert während der Mahlung einer 30 Ma.-% Böhmit-Suspension Seite 52 © Fraunhofer IKTS Kerstin Lenzner, Anja Meyer Energieeintrag führt zur Abnahme des Betrages des ESA-Signals während der Mahlung Probe wird instabiler Nachdosierung von Säure erlaubt kontinuierliche Mahlung Prozessüberwachung bei der Echtzerkleinerung Ausgangsmaterial: Submikroskaliges Böhmit Partikelgröße < 100 nm Beispiel: Böhmit-Suspension (Feststoffgehalt 25 Ma.-%) Elektrostatische Stabilisierung der Suspension durch Säuredosierung während des gesamten Prozesses gewährleistet Mahlung bei geeigneten Prozessparametern Zielpartikelgröße wird erreicht Seite 53 © Fraunhofer IKTS Anja Meyer Aufbereitung einer elektrosterisch stabilisierten Suspensionen vorm Sprühen Prozessstörung ! Seite 54 © Fraunhofer IKTS Anja Meyer Vermeidung von Prozessstörungen… S us pens ion - Flüssigkeit - Feststoffmischung - Dispergierhilfsmittel Mahlprozes s Zufuhr mechanischer Energie - Bruchprozesse - Reibungswärme Mahlprodukt Verringerung der Größenverteilung … durch Prozess begleitende Analytik Temperaturerhöhung Viskositätsänderungen Polymerstruktur und -wirkung pH-Wert, Zetapotential Seite 55 © Fraunhofer IKTS Anja Meyer Viskosität einer Suspension vor und nach Mahlung 10000 Originalprobe Probe nach Mahlung Viskosität [mPas] 1000 100 Fließfähigkeit nimmt stark ab 10 1 0 200 400 600 Scherrate [1/s] 800 1000 1200 Seite 56 © Fraunhofer IKTS Anja Meyer Viskosität einer Suspension vor und nach Mahlung 100000 Energieeintrag bedingt Erhöhung der Viskosität Originalprobe - G´ Originalprobe - G´´ Probe nach Mahlung - G´ 10000 Probe nach Mahlung - G´´ Probe weist bei Deformation von 1 % Fließgrenze (G‘ = G‘‘) auf G´[Pa] G´´ [Pa] 1000 100 Fließgrenze 10 1 0,1 0,01 0,001 0,01 0,1 1 Deformation [%] 10 100 Bei höherer Beanspruchung verhält sich die „Suspension“ wie ein Feststoff. Kann nicht versprüht werden Seite 57 © Fraunhofer IKTS Anja Meyer Ursachen für die Viskositätserhöhung Partikelzerkleinerung -> kritische Partikel-Partikel-Abstände Partikelzerkleinerung -> Erhöhung der spezifischen Oberfläche -> Dispergierhilfsmittel reicht nicht mehr aus, um neu gebildete Partikeloberflächen zu stabilisieren Desorption von polymeren Dispergierhilfsmitteln Zerstörung der Polymerketten 3,5 v or der Mahlung 3 nach 2,5h Mahlung (1,75 kWh/kg) W (log M) [-] 2,5 2 1,5 1 0,5 0 1000 10000 100000 1000000 Molare Mas s e [D] Auswahl geeigneter Hilfsmittel (oder elektrostatische Stabilisierung) Seite 58 © Fraunhofer IKTS Meyer, A., Lenzner, K., Potthoff, A.: Influence of energy input on suspension properties. Advances in Science and Technology 62 (2010), 141-146 Einfluss des Agglomerationszustandes der Partikel auf die Struktur von Si3N4-Granalien 10 160 0 140 -10 120 -20 100 -30 80 -40 60 -50 40 -60 20 -70 0 7 8 9 10 11 Suspensionsviskosität [mPas] Zeta-Potenzial [mV] Die Granalienstruktur hängt von der Mobilität der Partikel, d. h. von deren Agglomerationszustand , in der Suspension ab (bei identischen Trocknungsbedingungen und Binderdosierung). 12 pH-Wert Zetapotenzial Seite 59 © Fraunhofer IKTS Granulatherstellung Viskosität AG Pulvertechnologie (IKTS) Pulver- und Suspensionsanalyse Ergebnisse Charakterisierung von Rohstoffeigenschaften… Beurteilung des Dispergier- oder Mahlfortschrittes… Chemische Analytik Unterschiedliche Messerverfahren liefern unterschiedliche (komplementäre) Ergebnisse. Messtechnisch unterstützte Produktkennzeichnung und -entwicklung Kennzeichnung von Flockungs- und Agglomerationsprozessen Analyse der Stabilität von Suspensionen Auswahl von Dispergierhilfsmitteln in Art und Menge Offline- und Online-Analytik zur Prozesskontrolle Messtechnisch unterstützte Schlicker- und Prozessoptimierung Seite 60 © Fraunhofer IKTS Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Seite 61 © Fraunhofer IKTS