Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität Rot als Signal für Veränderung Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 wurde die ehemalige Dortmunder Union-Brauerei zu einem Kultur- und Kreativzentrum umgebaut. Gerber Architekten gaben mit ihren Plänen zur Sanierung und Umnutzung des denkmalgeschützten Gär- und Lagerhochhauses den Anstoß für die Foto: © Zaichenko Olga – shutterstock.com Stadtentwicklung westlich des Hauptbahnhofs. 18 Brillux colore Brillux colore 19 Foto: Dieter Menne, Ruhrnachrichten Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität Das Gebäude ist heute für alle Altersstufen ein Zentrum für Kunst und Kreativität, ein öffentlicher Ort des Erlebens, des Lernens. Ein Ort, der die Bewahrung, Erforschung und Präsentation von bildender Kunst und Medienkunst des 20. und 21. Jahrhunderts mit Aufgaben der Produktion und Kunstvermittlung verbindet. Ein Kunstmuseum, zwei Hochschulen sowie zwei Signalwirkung für die Region Bis in die 1980er- weitere Kulturinstitutionen sind unter einem Dach Jahre hinein prägten vereint, kulturelles Erbe und Praxis werden hier an Kohle und Stahl, eine breite Öffentlichkeit herangetragen. aber auch das Brauereiwesen die Eingang Industriegeschichte der Man betritt das Gebäude über einen vorgesetzten, Stadt Dortmund. Im Zuge des Strukturwandels verglasten und mit anthrazitfarbenen Stahlwänden brach auch die Bierproduktion zusammen. Das gefassten Kubus, der sich durch die rote Innen- Kellerhochhaus der Union-Brauerei ist ein baulich raumgestaltung deutlich abhebt. Über die Erdge- eigenwilliges Relikt Dortmunder Brauereitradition: schosshalle mit den Rolltreppenkaskaden gelangt Mit seinen zu einer Stufenpyramide gestaffelten der Besucher in das Foyer. Hier befindet sich das Kolonnaden als Dachbegrenzung und dem darauf „RWE Forum“, ein Auditorium sowie ein Garde- stehenden, leuchtenden U als Krone ist es nach robenbereich, ein Café und ein Bistro. Ursprüng- wie vor das markanteste Wahrzeichen der Stadt. lich als transparente Räumlichkeit gedacht, ist das Prof. Eckhard Gerber über die Harmonie von Form und Farbe „Zunächst einmal findet sich die Anwendung von Farbe von Beginn an in der menschlichen Kultur. Farbe hatte Einfluss auf Bauten und künstlerische Werke aus allen Epochen. Eine hinzugefügte Farbigkeit verleiht Foto: Udo Hesse, Berlin Gegenständen und Räumen eine neue Bedeutung oder Qualität. Mit der Farbigkeit kann ich akzentuieren, hervorheben und etwas als außergewöhnlich kenntlich machen. Wir Menschen haben gelernt, auf Farben zu reagieren. Auch für die Architektur gilt dabei nicht nur das farbige Erscheinungsbild. Die Farbe wendet sich an die Sinne. Eingesetzte Materialien und ihre Farbigkeit im Innen- wie im Außenraum spielen für das Fotos: Baubild Stephan Falk, Berlin als harmonisch wahrgenommene Ganze eine zentrale Rolle, sie erzeugen ein Stimmungsbild, das unser Prof. Eckhard Gerber, Gerber Architekten Wohlbefinden beeinflusst. Das insgesamt eher zurückgenommene Farbkonzept beim Dortmunder U erreicht dieses harmonische Verhältnis zwischen Form und Farbe. Die bestehenden baulichen Strukturen des Brauereigebäudes werden durch das Weiß in den Vordergrund gerückt. Das ist von vielen nicht verstanden worden, die eine Erhaltung des morbiden Charmes des alten Gebäudes erwartet hatten, den es gar nicht gegeben hat. Das Öffnen der Fassade für die räumlichen Erweiterungen und ihre Hervorhebung mit dem Signalrot in der Innenraumgestaltung zu verbinden, verweist auf die Umnutzung und ist selbst für Zugreisende (neben der Videoinstallation in den Kolonnaden) zeichenhaft erfahrbar.“ 20 Brillux colore Der Bibliothekserker auf der Museumsebene bietet auf zwei Ebenen Lese- und Arbeitsplätze mit Fernsicht. Brillux colore 21 Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität Farbigkeit als Sinnbild für Neues und Altes Museum Ostwall Foyer derzeit noch durch eine laufende 360°-Pano- geraden Schnitt herausgenommen. Die so entrama-Videoinstallation abgedunkelt. Ein schwarzes standene „Kunstvertikale“ soll die Faszination des Lochdeckenfeld, das mit dem schwarzen Fußbo- großen Gebäudevolumens im Stadtraum auch im den korrespondiert, hebt die weißen, bestehenden Inneren vermitteln. Diese überdimensionale weiße Stützen hervor. Wand ist eine Videoprojektionsfläche, sie integriert Flächenlautsprecher in der Größe des Fensterfor- Kino mates des Brauereigebäudes, auf die per Beamer Das „RWE Forum“, ein Kino im Erdgeschoss mit Filmsequenzen in Form von zeitgenössisch insze- einem Raum für Konferenzen und Vorträge, wurde nierten „Fenstergeschichten“ projiziert werden. Fotos: Gerber Architekten/Hans Jürgen Landes entsprechend der Farbkonzeption der Architekten komplett in Rot gehalten. Es musste zudem erhöh- Museum Ostwall ten akustischen Anforderungen gerecht werden. Das Museum Ostwall, das sich in den Ebenen 4 Eine lineare Nachhallzeit und eine hohe Klangtreue und 5 befindet, wird über eine zweigeschossige wurden durch einen mehrschichtigen Aufbau mit Halle im südlichen Teil des U-Turms erschlossen. Absorberplatten, die direkt auf die Rohdecke In kabinettartigen Raumsituationen zwischen aufgebracht wurden, und eine abgehängte Gips- halbhohen Wänden werden die überwiegend karton-Lochplatten-Konstruktion erreicht. kleinformatigen Exponate präsentiert. Die für das Die gewünschte rote Oberflächenbeschichtung Gebäude charakteristischen Betonträger und konnte mit einer raffinierten Sprühtechnik erzielt -rippen der verbliebenen Decken wurden heiß werden, bei der jede einzelne Lochrundung durch abgestrahlt, die Eisen grundiert und Bruchstellen den hohen Sprühdruck mit eingefärbt werden mit Spritzbeton ausgebessert und danach weiß konnte, ohne dass akustische Beeinträchtigungen gestrichen. Für Wechselausstellungen steht im entstanden. 6. Obergeschoss ein Oberlichtsaal zur Verfügung, der, durch die Anhebung des Daches, stützenfrei Kunstvertikale gestaltet und über Sheds blendfrei belichtet, viel- Entlang der östlichen Außenwände wurden Teile fältige Nutzungsmöglichkeiten zulässt. Die weiße der Decken über sieben Geschosse durch einen Deckenstruktur, die weißen Wände und Stützen Das „RWE Forum“ bietet Raum für Vorträge und Konferenzen und ist als „Kino im U“ für Filmveranstaltungen und kleinere Bühnenpräsentationen ausgestattet. 22 Brillux colore Brillux colore 23 bilden einen starken Kontrast zu dem anthrazitfarbenen Terrazzo und prägen den zurückhaltenden Charakter der Räume. Erker und Kathedrale Die konisch geformten, raumhoch verglasten Auskragungen lassen die neuen Inhalte des Gebäudes nach außen dringen. Sie bieten Räume für Bistro, Bibliothek und Konferenzen. Rundum in leuchten- Foto: Gerber Architekten/Hans Jürgen Landes Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität Die „Kunstvertikale“ führt bis unter das Dach in die als Veranstaltungsraum genutzte „Kathedrale“. dem Signalrot gehalten, setzen einzig schwarze Möbel Akzente. Die Transparenz der Erker erlaubt den Ausblick in die umliegenden Stadt- und Land- schlossen offene Lamellen die Fassaden der drei schaftsräume und gleichzeitig den Einblick in das luftigen Staffelgeschosse des Kühlraums. Im Zuge Geschehen im Haus. des Umbaus wurden sie durch großformatige Die Rolltreppen führen direkt unter das Dach in die Fenster ersetzt. Die außergewöhnliche Raumgeo- „Kathedrale“, die ursprünglich zur Aufstellung von metrie des Pyramidendachs unter dem elf Meter Kühlelementen diente. Seinen Namen erhielt der hohen U wirkt beeindruckend und wird durch die Raum aufgrund der sakral anmutenden Dach- und zurückhaltende farbliche Gestaltung mit weißen Stahlbetonkonstruktion, die das U auf der Spitze Wänden, schwarzem Fußboden sowie anthrazit- trägt. Der Kathedralenraum wird heute für Veran- farbenen Stahlteilen unterstützt. staltungen und als Restaurant genutzt. Früher Annika Frey-Viebrock, Cuxhaven Wolfgang Menzel vom Malerbetrieb Menzel GmbH - Die Profis über das Arbeiten in hohen Räumen Foto: Gerber Architekten/ Hans Jürgen Landes „Die Arbeiten am U-Turm sind nun abgeschlossen. Wir waren im gesamten Gebäude tätig, vom Keller bis ins oberste Geschoss. Besonders spannend und abwechslungsreich an diesem Projekt war, dass wir es beim U-Turm mit Deckenhöhen von 2,50 m bis 50 m zu tun hatten. Außerdem haben wir das komplette Gebäude mit einem anorganischen Silikatanstrich versehen. Obwohl wir einen hohen Termindruck hatten, verlief die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Gerber Architekten aus Dortmund und der Firma Brillux sehr gut. Von Vorteil war sicherlich, dass wir schon frühzeitig in die Planung involviert wurden und unsere praxisnahe Erfahrung einbringen konnten.“ Fotomotive S. 20, 24, 25: Szenen aus den „Fliegenden Bildern“, einer Filminstallation in drei Stationen des Künstlers Adolf Winkelmann innen und außen am Dortmunder U, Uraufführung 2010 24 Objekt Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität Projektplanung Gerber Architekten GmbH unter der Gesamtleitung Nutzfläche 10.500 m² Standort Leonie-Reygers-Terrasse 2, Dortmund von Prof. Eckhard Gerber Brutto-Geschossfläche 19.800 m² Brillux Produkte Super Latex ELF 3000, Dolomit ELF 900, Metallic-Effektlack 670, Bauherr Stadt Dortmund Museologie Kuehn Malvezzi, Berlin Brutto-Rauminhalt 122.300 m³ Silikat-Innenfarbe ELF 1806 Nutzer Projekt der Stadt Dortmund – Partner im U: Museum Ostwall, Hartware Lichtplanung a∙g Licht, Gesellschaft beratender Ingenieure für Lichtplanung, Bonn MedienKunstVerein, U2_Kulturelle Bildung, RWE Forum | Kino im U, Tragwerksplanung Prof. Pfeiffer und Partner, Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Darmstadt FH Dortmund, TU Dortmund, Mediathek, ecce, TGA ZWP Ingenieur-AG Fliegende Bilder/Videoinstallation Winkelmann, Restaurant View Technischer Berater Gerd Skodzik, Brillux Dortmund Wettbewerb Gerber Architekten in Zusammenarbeit mit Prof. Gernot Schulz Ausführender Malerbetrieb Menzel GmbH - Die Profis, Bergkamen Brillux colore Foto: Gerber Architekten/ Hans Jürgen Landes Projektdaten Das weithin leuchtende U prägt das Gesicht der Stadt Dortmund seit 80 Jahren. 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