Rot als Signal für Veränderung

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Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität
Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität
Rot als Signal
für Veränderung
Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 wurde die ehemalige Dortmunder Union-Brauerei
zu einem Kultur- und Kreativzentrum umgebaut. Gerber Architekten gaben mit ihren Plänen zur
Sanierung und Umnutzung des denkmalgeschützten Gär- und Lagerhochhauses den Anstoß für die
Foto: © Zaichenko Olga – shutterstock.com
Stadtentwicklung westlich des Hauptbahnhofs.
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Foto: Dieter Menne, Ruhrnachrichten
Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität
Das Gebäude ist heute für alle Altersstufen ein
Zentrum für Kunst und Kreativität, ein öffentlicher
Ort des Erlebens, des Lernens.
Ein Ort, der die Bewahrung, Erforschung und
Präsentation von bildender Kunst und Medienkunst des 20. und 21. Jahrhunderts mit Aufgaben
der Produktion und Kunstvermittlung verbindet.
Ein Kunstmuseum, zwei Hochschulen sowie zwei
Signalwirkung
für die Region
Bis in die 1980er-
weitere Kulturinstitutionen sind unter einem Dach
Jahre hinein prägten
vereint, kulturelles Erbe und Praxis werden hier an
Kohle und Stahl,
eine breite Öffentlichkeit herangetragen.
aber auch das
Brauereiwesen die
Eingang
Industriegeschichte der
Man betritt das Gebäude über einen vorgesetzten,
Stadt Dortmund. Im Zuge des Strukturwandels
verglasten und mit anthrazitfarbenen Stahlwänden
brach auch die Bierproduktion zusammen. Das
gefassten Kubus, der sich durch die rote Innen-
Kellerhochhaus der Union-Brauerei ist ein baulich
raumgestaltung deutlich abhebt. Über die Erdge-
eigenwilliges Relikt Dortmunder Brauereitradition:
schosshalle mit den Rolltreppenkaskaden gelangt
Mit seinen zu einer Stufenpyramide gestaffelten
der Besucher in das Foyer. Hier befindet sich das
Kolonnaden als Dachbegrenzung und dem darauf
„RWE Forum“, ein Auditorium sowie ein Garde-
stehenden, leuchtenden U als Krone ist es nach
robenbereich, ein Café und ein Bistro. Ursprüng-
wie vor das markanteste Wahrzeichen der Stadt.
lich als transparente Räumlichkeit gedacht, ist das
Prof. Eckhard Gerber über die Harmonie von Form und Farbe
„Zunächst einmal findet sich die Anwendung von Farbe von Beginn an in der menschlichen Kultur. Farbe
hatte Einfluss auf Bauten und künstlerische Werke aus allen Epochen. Eine hinzugefügte Farbigkeit verleiht
Foto: Udo Hesse, Berlin
Gegenständen und Räumen eine neue Bedeutung oder Qualität. Mit der Farbigkeit kann ich akzentuieren,
hervorheben und etwas als außergewöhnlich kenntlich machen. Wir Menschen haben gelernt, auf Farben
zu reagieren. Auch für die Architektur gilt dabei nicht nur das farbige Erscheinungsbild. Die Farbe wendet
sich an die Sinne. Eingesetzte Materialien und ihre Farbigkeit im Innen- wie im Außenraum spielen für das
Fotos: Baubild Stephan Falk, Berlin
als harmonisch wahrgenommene Ganze eine zentrale Rolle, sie erzeugen ein Stimmungsbild, das unser
Prof. Eckhard Gerber, Gerber Architekten
Wohlbefinden beeinflusst. Das insgesamt eher zurückgenommene Farbkonzept beim Dortmunder U
erreicht dieses harmonische Verhältnis zwischen Form und Farbe. Die bestehenden baulichen Strukturen
des Brauereigebäudes werden durch das Weiß in den Vordergrund gerückt. Das ist von vielen nicht verstanden worden, die eine Erhaltung des morbiden
Charmes des alten Gebäudes erwartet hatten, den es gar nicht gegeben hat. Das Öffnen der Fassade für die räumlichen Erweiterungen und ihre Hervorhebung mit dem Signalrot in der Innenraumgestaltung zu verbinden, verweist auf die Umnutzung und ist selbst für Zugreisende (neben der Videoinstallation in
den Kolonnaden) zeichenhaft erfahrbar.“
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Der Bibliothekserker auf der Museumsebene bietet auf zwei Ebenen Lese- und Arbeitsplätze mit Fernsicht.
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Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität
Farbigkeit als
Sinnbild für
Neues und Altes
Museum Ostwall
Foyer derzeit noch durch eine laufende 360°-Pano- geraden Schnitt herausgenommen. Die so entrama-Videoinstallation abgedunkelt. Ein schwarzes
standene „Kunstvertikale“ soll die Faszination des
Lochdeckenfeld, das mit dem schwarzen Fußbo-
großen Gebäudevolumens im Stadtraum auch im
den korrespondiert, hebt die weißen, bestehenden
Inneren vermitteln. Diese überdimensionale weiße
Stützen hervor.
Wand ist eine Videoprojektionsfläche, sie integriert
Flächenlautsprecher in der Größe des Fensterfor-
Kino
mates des Brauereigebäudes, auf die per Beamer
Das „RWE Forum“, ein Kino im Erdgeschoss mit
Filmsequenzen in Form von zeitgenössisch insze-
einem Raum für Konferenzen und Vorträge, wurde
nierten „Fenstergeschichten“ projiziert werden.
Fotos: Gerber Architekten/Hans Jürgen Landes
entsprechend der Farbkonzeption der Architekten
komplett in Rot gehalten. Es musste zudem erhöh-
Museum Ostwall
ten akustischen Anforderungen gerecht werden.
Das Museum Ostwall, das sich in den Ebenen 4
Eine lineare Nachhallzeit und eine hohe Klangtreue
und 5 befindet, wird über eine zweigeschossige
wurden durch einen mehrschichtigen Aufbau mit
Halle im südlichen Teil des U-Turms erschlossen.
Absorberplatten, die direkt auf die Rohdecke
In kabinettartigen Raumsituationen zwischen
aufgebracht wurden, und eine abgehängte Gips-
halbhohen Wänden werden die überwiegend
karton-Lochplatten-Konstruktion erreicht.
kleinformatigen Exponate präsentiert. Die für das
Die gewünschte rote Oberflächenbeschichtung
Gebäude charakteristischen Betonträger und
konnte mit einer raffinierten Sprühtechnik erzielt
-rippen der verbliebenen Decken wurden heiß
werden, bei der jede einzelne Lochrundung durch
abgestrahlt, die Eisen grundiert und Bruchstellen
den hohen Sprühdruck mit eingefärbt werden
mit Spritzbeton ausgebessert und danach weiß
konnte, ohne dass akustische Beeinträchtigungen
gestrichen. Für Wechselausstellungen steht im
entstanden.
6. Obergeschoss ein Oberlichtsaal zur Verfügung,
der, durch die Anhebung des Daches, stützenfrei
Kunstvertikale
gestaltet und über Sheds blendfrei belichtet, viel-
Entlang der östlichen Außenwände wurden Teile
fältige Nutzungsmöglichkeiten zulässt. Die weiße
der Decken über sieben Geschosse durch einen
Deckenstruktur, die weißen Wände und Stützen
Das „RWE Forum“ bietet Raum für Vorträge und Konferenzen und ist als „Kino im U“ für Filmveranstaltungen und kleinere Bühnenpräsentationen ausgestattet.
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bilden einen starken Kontrast zu dem anthrazitfarbenen Terrazzo und prägen den zurückhaltenden
Charakter der Räume.
Erker und Kathedrale
Die konisch geformten, raumhoch verglasten Auskragungen lassen die neuen Inhalte des Gebäudes
nach außen dringen. Sie bieten Räume für Bistro,
Bibliothek und Konferenzen. Rundum in leuchten-
Foto: Gerber Architekten/Hans Jürgen Landes
Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität
Die „Kunstvertikale“ führt bis unter das Dach in die als
Veranstaltungsraum genutzte „Kathedrale“.
dem Signalrot gehalten, setzen einzig schwarze
Möbel Akzente. Die Transparenz der Erker erlaubt
den Ausblick in die umliegenden Stadt- und Land-
schlossen offene Lamellen die Fassaden der drei
schaftsräume und gleichzeitig den Einblick in das
luftigen Staffelgeschosse des Kühlraums. Im Zuge
Geschehen im Haus.
des Umbaus wurden sie durch großformatige
Die Rolltreppen führen direkt unter das Dach in die
Fenster ersetzt. Die außergewöhnliche Raumgeo-
„Kathedrale“, die ursprünglich zur Aufstellung von
metrie des Pyramidendachs unter dem elf Meter
Kühlelementen diente. Seinen Namen erhielt der
hohen U wirkt beeindruckend und wird durch die
Raum aufgrund der sakral anmutenden Dach- und
zurückhaltende farbliche Gestaltung mit weißen
Stahlbetonkonstruktion, die das U auf der Spitze
Wänden, schwarzem Fußboden sowie anthrazit-
trägt. Der Kathedralenraum wird heute für Veran-
farbenen Stahlteilen unterstützt.
staltungen und als Restaurant genutzt. Früher
Annika Frey-Viebrock, Cuxhaven
Wolfgang Menzel vom Malerbetrieb Menzel GmbH - Die Profis über das Arbeiten in hohen Räumen
Foto: Gerber Architekten/
Hans Jürgen Landes
„Die Arbeiten am U-Turm sind nun abgeschlossen. Wir waren im gesamten Gebäude tätig, vom Keller bis ins oberste Geschoss. Besonders spannend und abwechslungsreich an diesem Projekt war, dass wir es beim U-Turm mit Deckenhöhen von 2,50 m bis 50 m zu tun hatten. Außerdem haben wir das komplette Gebäude mit
einem anorganischen Silikatanstrich versehen. Obwohl wir einen hohen Termindruck hatten, verlief die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Gerber Architekten
aus Dortmund und der Firma Brillux sehr gut. Von Vorteil war sicherlich, dass wir schon frühzeitig in die Planung involviert wurden und unsere praxisnahe
Erfahrung einbringen konnten.“
Fotomotive S. 20, 24, 25: Szenen aus den „Fliegenden Bildern“, einer Filminstallation in drei Stationen des Künstlers Adolf Winkelmann innen und außen
am Dortmunder U, Uraufführung 2010
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Objekt Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität
Projektplanung Gerber Architekten GmbH unter der Gesamtleitung
Nutzfläche 10.500 m²
Standort Leonie-Reygers-Terrasse 2, Dortmund
von Prof. Eckhard Gerber
Brutto-Geschossfläche 19.800 m²
Brillux Produkte Super Latex ELF 3000, Dolomit ELF 900, Metallic-Effektlack 670,
Bauherr Stadt Dortmund
Museologie Kuehn Malvezzi, Berlin
Brutto-Rauminhalt 122.300 m³
Silikat-Innenfarbe ELF 1806
Nutzer Projekt der Stadt Dortmund – Partner im U: Museum Ostwall, Hartware
Lichtplanung a∙g Licht, Gesellschaft beratender Ingenieure für Lichtplanung, Bonn
MedienKunstVerein, U2_Kulturelle Bildung, RWE Forum | Kino im U,
Tragwerksplanung Prof. Pfeiffer und Partner, Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Darmstadt
FH Dortmund, TU Dortmund, Mediathek, ecce,
TGA ZWP Ingenieur-AG
Fliegende Bilder/Videoinstallation Winkelmann, Restaurant View
Technischer Berater Gerd Skodzik, Brillux Dortmund
Wettbewerb Gerber Architekten in Zusammenarbeit mit Prof. Gernot Schulz
Ausführender Malerbetrieb Menzel GmbH - Die Profis, Bergkamen
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Foto: Gerber Architekten/
Hans Jürgen Landes
Projektdaten
Das weithin leuchtende U prägt das Gesicht
der Stadt Dortmund seit 80 Jahren.
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