Sachdarstellung / Begründung zur Vorlage 13/1672 LVR

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Sachdarstellung / Begründung zur Vorlage 13/1672
LVR-Klinik Düren ; Ersatzbau Haus 11; 1. Bauabschnitt
Hier: Vorstellung der Planung und der Kosten
1. Dienstliche Veranlassung
Der Landschaftsausschuss hat in seiner Sitzung am 03.12.2010 auf Basis der Vorlage
LA 13/785 zum Gesamtfinanzierungsplan für den LVR-Klinikverbund (492-Mio. €Investitionsprogramm) den Beschluss zum Projekt Ersatzbau Haus 11 / Haus 14 der LVRKlinik Düren, 1. Bauabschnitt gefasst und die Verwaltung mit der Planung der Maßnahme
beauftragt.
2. Objektbeschreibung
Mit der Realisierung des ersten Bauabschnittes soll nun zunächst der Ersatz für das seit
langer Zeit abgängige Haus 11, in dem die Aufnahmestationen der Klinik untergebracht
sind, geschaffen werden. Darüber hinaus ist geplant, bereits einen Anteil des erforderlichen Ersatzes für das aufzugebende Standardbettenhaus bereitzustellen.
Da der LVR-Klinik Düren hinsichtlich der Brandschutzauflagen des Gutachters für Haus 11
nur noch eine Nutzungserlaubnis bis Ende 2012 vorliegt, steht nur ein begrenzter Zeitrahmen für die Ausführung des ersten Bauabschnittes zur Verfügung.
Dieser erste Bauabschnitt umfasst vier Stationen à 24 Betten.
Drei Stationen resultieren aus der Aufgabe des Hauses 11. Eine weitere Station wurde
aus bautechnischen, wirtschaftlichen und nutzungsbedingten Gründen bereits aus dem
Raumbedarf für den 2. Bauabschnitt vorgezogen. Ebenso wurden Therapiebereiche
(Physiotherapie), die zurzeit noch in Haus 11 untergebracht sind, im 1. Bauabschnitt geplant.
Mit den Planungen des ersten Bauabschnittes wurde bereits eine konzeptionelle Gesamtplanung für beide Bauabschnitte verfolgt. Diese nimmt die Ordnungslinien der benachbarten Klinikstrukturen auf, die äußere Erschließung des Gebäudekomplexes erfolgt über
die Fortführung und Erweiterung bereits vorhandener Verkehrsflächen.
Zunächst wird südlich des bestehenden Hauses 11 ein Gebäude mit vier Stationen errichtet, das sich in einen zweigeschossigen, stationsführenden Teil und einen dreigeschossigen Teil, den Zentralbereich gliedert. Im Stationsbereich gruppieren sich die Räume von
jeweils zwei baugleichen, gespiegelten Stationen je Geschoss um zwei Innenhöfe von ca.
15 x 22 m. Der dreigeschossige Zentralbereich wird als Gelenk zwischen erstem und
zweitem Bauabschnitt fungieren und nimmt die Räume auf, die von allen Stationen übergreifend genutzt werden. Im Untergeschoss des Zentralbereichs sind die Technik- und
Ver- und Entsorgungsräume angeordnet.
Nach Abbruch des bestehenden Hauses 11 wird, anschließend an den Zentralbereich, der
zweite Bauabschnitt errichtet, der weitere Bereiche aus dem aufzugebenden Standardbettenhaus aufnehmen wird. Der Zentralbereich wird zunächst vorübergehend von Osten
her erschlossen, mit Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes wird dann der Haupteingang endgültig auf die zurzeit noch durch Haus 11 blockierte Westseite des Gebäudes
verlegt. Die östliche Erschließung dient dann dem Zulieferbetrieb zur Ver- und Entsorgung des Gebäudes.
Der gesamte Komplex wird von einem naturnah gestalteten Grünbereich umschlossen.
Die beiden Innenhöfe erhalten unter die Themen „Wasser“ und „Pflanzen“ gestellte gärtnerische Gestaltungen und sind für den geschützten Aufenthalt der Patientinnen und Patienten vorgesehen.
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3. Bauliche Konzeption
Der schon eingangs angesprochene enge Terminrahmen für den ersten Bauabschnitt
kann nur durch Ausführung des Gebäudes in Modulbauweise ermöglicht werden.
Diese Notwendigkeit hat die Verwaltung veranlasst, im Bezug auf den Passivhausstandard neue Wege zu suchen, da die Erfahrungen im Projekt LVR Klinikum Essen, Neubau
Wickenburgstraße im Bezug auf die modulare Bauweise deutlich zwei Erkenntnisse gebracht haben: für Modulbauten im Passivhausstandard
• gibt es z.Zt. nur einen (max. zwei) Anbieter
• ist das Preisniveau nicht verlässlich zu kalkulieren, liegt jedoch eher hoch.
Das Projektteam Düren hat daher nach einer Lösung gesucht, die sowohl eine verlässliche Kostenkalkulation ermöglicht, den zeitlichen Rahmen einhält und den Baustandards
des LVR genügt. Es musste ein Weg gefunden werden ein Gebäude zu konzipieren, welches hinsichtlich der Hülle den Standard EnEV 2009 erfüllt, und mit konsequent regenerativen technischen Systemen die relevanten Zielwerte eines Passivhauses nicht nur einhält, sondern den Einsatz der Primärenergie deutlich unterschreitet.
EXCURS (Unter einem Passivhaus wird prinzipiell ein Gebäude verstanden, das aufgrund einer sehr guten
Wärmedämmung und einer sehr guten Luftdichtigkeit auch bei niedrigen Außentemperaturen keine aktive,
Ressourcen verbrauchende Heizung benötigt. Einen Beitrag zur Heizwärme liefern die solaren Wärmeeinträge
und die Abwärme aus der Nutzung, die sowieso vorhanden sind (passive Beiträge). Für Deutschland hat das
Passivhausinstitut in Darmstadt hierfür konkrete und überprüfbare Anforderungskennwerte und Berechnungsregeln entwickelt. Diese Kriterien müssen eingehalten werden, wenn ein Gebäude als qualifiziertes Passivhaus
zertifiziert werden soll.
Bei Wohngebäuden sind im Passivhaus Standard des PHI folgende Grenzwerte definiert:
Heizwärmebedarf
15 KWh/m²a
Primärenergie für Heizen, Warmwasser (inkl. Hilfsstrom)
40 KWh/m²a
Primärenergie für komplette TGA und Nutzungsstrom
120 KWh/m²a)
Dieser Planungsansatz hinsichtlich einer maximal möglichen Reduzierung des Primärenergiebedarfs eines Gebäudes stellt für den LVR eine konzeptionelle Neuerung dar, die
im Folgenden mit dem internen Begriff „Hocheffizienzhaus“ beschrieben wird. (siehe Grafik)
LVR-F achbereich Gebäude- und
L ieg enschaft smanagement
Die Baustandards unterliegen einem laufenden und
dynamischen Prozess
Ausblick
Primärenergiebedarf
EnEV 2009
220 Kwh/m²a
Passivhaus
120 Kwh/m²a
„Hocheffizienzhaus“
„0“-Energiehaus
„+“- Energiehaus
70-80 Kwh//m²a
0 Kwh/ m²a
Die Grafik zeigt die Entwicklung
der energetischen Baustandards
von EnEV 2009 über Passivhaus
zum „+Energiehaus“, wobei der
„Hocheffizienzhausstandard“ ein
Zwischenschritt auf diesem Weg
darstellt. Der Unterschied zum
bislang beim LVR als Standard
geltenden Passivhaus liegt in der
Verlagerung des Schwerpunktes
von der hochwärmegedämmten
Hülle hin zum haustechnischen
Konzept bei konsequentem Einsatz regenerativer Energien.
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Das Planungsziel „Hocheffizienzhaus“ wurde für das Projekt der LVR-Klinik Düren durch
eine weitgehende Nutzung regenerativer Haustechniksysteme und einer gleichzeitig
höchstmöglichen Minimierung fossiler Brennstoffe mit folgenden Werten erreicht:
•
•
•
Primärenergie für Heizen, Warmwasser (inkl. Hilfsstrom) 40 KWh/m²a
(Erfüllung der Passivhausforderung)
Primärenergie für die komplette TGA und Nutzungsstrom 80 KWh/m²a
(Unterschreitung der Passivhausforderung um ca. 33 %)
Lediglich der (Passivhaus-)Grenzwert des Heizwärmebedarfs von 15 kWh/m²a der
einzelnen Räume wird überschritten.
3.1 Konzept Technische Gebäudeausrüstung:
Zusammen mit den externen Planungsbüros wurde vom Gebäude- und Liegenschafts management ein Energiekonzept entwickelt, das einen Primärenergiebedarf von
80 kwh/m²a ausweist. Die komplette Wärmeerzeugung erfolgt über eine reversible Wärmepumpe, die Wärmeverteilung im Gebäude über eine Fußbodenheizung. Als Wärmequelle wird mit Geothermie gearbeitet, erschlossen mittels Erdsonden oder Energiekörben. Im Sommer kann das Gebäude mittels der Wärmepumpe gekühlt / entwärmt werden.
Die elektrische Energie für das Gebäude wird von einer auf den Dächern installierten
Photovoltaikanlage mit 153 kwp zur Verfügung gestellt.
Ein Anschluss ans öffentliche Stromnetz ermöglicht die Rückspeisung überschüssigen
Stromes im Sommer, bzw. eine Abdeckung des notwendigen Stromes im Lastspitzenfall,
so dass hiermit eine langfristige Verbrauchskostenersparnis erzielt werden kann.
Darüber hinaus werden bei allen Verbrauchern höchste Energieeffizienzklassen realisiert.
Die innenliegenden Nassräume der Patientenzimmer erhalten eine Abluft, Zuluft wird
über ein Kanalsystem mit Wärmerückgewinnung in die Patientenzimmer geführt. Innenliegende Nebenräume erhalten nur eine Abluft.
3.2 Bauwerk:
Das Gebäude soll mit vorgefertigten Raummodulen errichtet werden.
Fundamente und Teilkeller werden konventionell erstellt, darauf werden Module in einem
hohen Vorfertigungsgrad (abhängig vom Anbieter) gesetzt.
Die Modulhersteller müssen Nachweise und bauaufsichtliche Zulassungen erbringen, insbesondere für Brandschutz, Schallschutz, Wärmeschutz, Montage von Vorhangfassaden,
Allgemeine Angaben zur Baukonstruktion.
Das Gebäude wird aufgrund seiner Ausdehnung und der zeitgemäßen Formensprache im
Gesamtensemble der Klinik als eigenständig wahrgenommen werden.
Die Fenster- und Türelemente der Lochfassade bestehen aus farbbeschichteten Aluminiumprofilen mit Isolierverglasung, die auch den bauphysikalischen Anforderungen des
sommerlichen Wärmeschutzes gerecht werden. Die vorgehängte Fassade aus Faserzementplatten wird durch aufeinander abgestimmte Farbtöne lebhaft gestaltet.
Das Gebäude erhält außenliegende Sonnenschutzanlagen.
Der obere Gebäudeabschluss ist als begrüntes flach geneigtes Dach geplant, welches
neben den geplanten Photovoltaikmodulen und Solarthermiekollektoren auch die Lüftungsgeräte aufnehmen wird.
Die innere Organisation des Stationsgebäudes ist charakterisiert durch den Raumbedarf
einer Station mit 24 Betten und den zugehörigen Therapie- und Behandlungsräumen, der
sich rechteckig um ein Atrium gruppiert. Durch Spiegelung dieser Grundrissstruktur entstehen je zwei baugleiche Stationen auf jeder Ebene.
An allen vier Gebäudeecken sind außenliegende Fluchttreppenhäuser vorgesehen. In der
Spiegelachse und somit zentral zwischen den Stationen befindet sich ein weiteres, innen-
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liegendes Treppenhaus. Darüber hinaus ist jedes Geschoss über den Zentralbau zugänglich.
Die Stationen im Erdgeschoss sind zudem über direkte Ausgänge mit den Atriumhöfen
verbunden.
Mit dem Grundrisskonzept werden die vereinbarten Kennzahlen bezüglich Nutzflächen pro
Platz und Faktor NF/BGF (Nutzfläche zu Bruttogeschossfläche) eingehalten.
4. Externes Beteiligungsverfahren
Eine Bauvoranfrage wurde gestellt. Ein positiver Vorbescheid der Stadt Düren mit Datum
14.04.2011 liegt vor. Alle genehmigungsrelevanten Punkte ( u.a. Brandschutzkonzept,
Entwässerung, Ausgleich für Baumfällungen,..) wurden im Rahmen der Entwurfsplanung
mit der Stadt Düren vorgeklärt. Das Brandschutzkonzept wurde der Feuerwehr vorgestellt und abgestimmt.
5. Internes Beteiligungsverfahren
Die vorliegende Planung wurde eng mit dem Klinikvorstand der LVR-Klinik Düren abgestimmt und vom Fachdezernat freigegeben.
Das Beteiligungsverfahren nach Landespersonalvertretungsgesetz (LPVG) ist eingeleitet.
6. Ökologisches Bauen und nachhaltiges Bauen
Das Dach des Gebäudes wird extensiv begrünt, es ist eine Photovoltaikanlage mit
einer Leistung von 153 kWp geplant. Die aus Geothermie über Sonden erschlossene Wärme wird über eine reversible Wärmepumpe dem Heiz- bzw. Kühlsystem
zugeführt. Zur weiteren Optimierung des Energiehaushaltes des Gebäudes sind
energieeffiziente, bedarfsabhängige Beleuchtungsschaltungen geplant.
Die übrigen LVR-Regelstandards des ökologischen Bauens werden mit Ausnahme
der eingangs begründeten Abweichung vom Passivhausstandard eingehalten.
7. Baukosten
Die Gesamtkosten gemäß Kostenberechnung zur Hu-Bau betragen 20.130.700 €.
8. Finanzierung
Die Finanzierung setzt dabei wie folgt zusammen:
-
Mittel aus Rücklagen der Baupauschale:
realisierte Veräußerungserlöse:
Klinikfinanzierte Darlehen:
Trägerzuschuss:
847.517,00 Euro
896.000,00 Euro
14.548.903,00 Euro
3.838.280,00 Euro
Für die Realisierung des 1. Bauabschnittes wurden im Vermögensplan der Klinik für das
Wirtschaftsjahr 2011 500.000 € für Planungen berücksichtigt.
Weitere zusätzlich für 2011 erforderliche Mittel in Höhe von 328.261 Euro wurden ebenfalls aus Eigenmitteln der Klinik gedeckt.
Die Maßnahme wird über den Veränderungsnachweis in Haushalt und Wirtschaftsplan
aktualisiert.
In Vertretung
Hötte
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