Protokoll zur Bürgerinformation / 2. Änderung

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05.01.2009
Protokoll zur Bürgerinformation / 2. Änderung Bebauungsplan Nr. 2
„Neuordnung der Innenstadt“
am 17.12.2008, 18:00 Uhr, im Großen Sitzungssaal des Rathauses, Markt 8.
Teilnehmer: 13 Bürgerinnen und Bürger lt. Anwesenheitsliste
sowie
Herr Backes
(Stadt Coesfeld)
Herr Manteuffel
(Stadt Coesfeld)
Frau Schwering
(Stadt Coesfeld)
Herr Backes eröffnet die Versammlung und begrüßt die Anwesenden. Er beschreibt kurz den
geplanten Ablauf der Veranstaltung, die den Auftakt für das formelle Offenlegungsverfahren
bilde. Herr Manfteuffel erläutert im Einzelnen das vereinfachte Bebauungsplanverfahren
nach § 13 a BauGB. Die heutige Bürgerinformation sei verfahrensmäßig nicht vorgeschrieben und diene dem Informationsaustausch.
Anschließend zeigt Herr Backes ausführlich die stadtgeschichtliche Entwicklung des Marktplatzes auf. Er erläutert Entwurf und Varianten zur Neugestaltung nach der Zerstörung. Wesentlicher Kernpunkt der Diskussionen war 1946 die Frage des Umgangs mit der Straße und
dem Platz, die Einbindung der Kirchen, Abgeschlossenheit oder Öffnung des Platzes in die
Straßenführung. Arkaden seien erstmals in zwei undatierten Skizzen enthalten, die vermutlich vor dem Krieg entstanden. Dargestellt sei eine Westfassade mit in die Gebäude integrierten Arkaden. Kolonnaden seien dann erst wieder im Rahmen des Wettbewerbs zum
Neubau des Rathauses im Jahr 1951 thematisiert worden. Diskutiert wurde u. a. ein „Kreuzgang“ vor der Jesuitenkirche als halboffene Wegeverbindung zum Rathaus. Der aus dem
Wettbewerb entwickelte Fluchtlinienplan aus dem Jahr 1951 sah eine Nordbebauung mit
Arkaden, eine geschlossene Fassade an der Südseite und dem im Wettbewerb vorgeschlagenen „Kreuzgang“ als Applikation vor der Jesuitenkirche vor. Der Wettbewerb 1977/78 war
im Wesentlichen städtebaulich geprägt, die Fassaden waren von untergeordneter Bedeutung, dennoch wurde das Thema erneut aufgegriffen. An der Nordseite war das jetzt realisierte Gebäude geplant, an der Südseite die Ansiedlung eines Cafés mit einer Arkadenlösung als Wegeführung zum geplanten Verkehrsamt vorgesehen. In der Planung war an der
Westseite eine Arkadenreihe vor die Bebauung gestellt, die die Passantenströme zur Ecke
Rosenstraße führen sollte.
Jetzt stelle sich die Frage, ob Arkaden heute gestalterisch sinnvoll sind und einen Gewinn für
die Stadt darstellen. Sie seien kein historisches Bauelement in Coesfeld und wurden nur
punktuell zur Akzentuierung besonderer Gebäude, wie z. B. das Gruthuus eingesetzt. Für
Anlegung von Kolonnaden sprächen generell funktionale Gründe, wie z. B. Markthallen oder
Weinkeller unter Rathäusern und Witterungsschutz, städtebauliche Gründe durch Betonung
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einer Wegeverbindung oder Schaffung eines transparenten Raumabschlusses und gestalterische Gründe in Form der Heraushebung wichtiger Gebäude.
An der Nordseite des Marktplatzes seien die Arkaden ein sinnvolles Gestaltungselement. Sie
stünden u. a. wegen der historischen Situation (Gruthuus), ihrer qualitätvollen Architektur,
der gastronomischen Nutzung mit Einbindung in den Marktplatz und der Wegeführung zum
Lambertiplatz nicht zur Diskussion.
Die Südbebauung zeige eine Architektur mit einfachen Details und ohne historisches Vorbild
auf. Die ursprünglich geplante gastronomische Nutzung und die Wegeführung wurden nicht
realisiert. Die Nutzungen seien auf dem Marktplatz nicht erlebbar. Durch die Lage auf der
Schattenseite des Platzes sei der Bereich dunkel. Aufgrund dieses eher negativen Gesamteindrucks sei der Planungsvorschlag entstanden, den Arkadenraum zu nutzen und die Geschäfte direkt an den Markt zu ziehen. An der Westseite sei eine Umsetzung der im Bebauungsplan vorgesehenen vor die Gebäude gestellten Arkade nicht mehr umgesetzt worden. Ein Eingriff in die historisch wertvolle Fassade des Gebäudes Markt 3 sei nicht zulässig,
ein derartiger Eingriff in die historische Bausubstanz des Gebäudes Markt 2 sei problematisch. Ziel der Umgestaltung sei eine Bebauung, die die historische Parzellenstruktur widerspiegele und sich durch die geänderten Nutzungen stärker an den Qualitäten der historischen Baukörper orientiere. Die Umgestaltung ermögliche darüber hinaus eine Verbesserung des Außenraumes ohne gravierende Veränderungen mit relativ einfachen Mitteln in
Form von Grün, Möblierung und Beleuchtung.
Anschließend stellt Herr Manteuffel den Planungsvorschlag für die Südseite vor und erläutert
die notwendigen Änderungen des Bebauungsplanes.
Zu Beginn der ausführlichen Diskussion führt Herr Vennes als Vertreter des Heimatvereins
aus, dass im Rahmen des Architektenwettbewerbes Ende der 1970er Jahre ganz bewusst
Arkaden als Gestaltungselement gewählt wurden, um der besonderen Bedeutung der Stadt
Coesfeld als gerecht zu werden. Es sei damals eine schwierige Aufgabe hervorragend gelöst
worden. Durch den Wegfall der Arkaden verliere der Platz sein architektonisches Gleichgewicht. Darüber hinaus stellten die Arkaden einen ganz besonderen Raum für die Bürgerinnen
und Bürger dar, der Ihnen bei einem Wegfall genommen werde. Die Bevölkerung habe die
Südbebauung in den 25 Jahren ihres Bestandes lieb gewonnen. Die Arkaden sollten nicht für
eine Vergrößerung der Verkaufsflächen aufgegeben werden. Die Coesfelder Bürgerinnen
und Bürger identifizierten sich mit dem Markt. Die heute Verantwortlichen sollten das rechte
Maß nicht vergessen und die Arkaden dort belassen, wo sie sind.
Ein Bürger ist der Auffassung, dass sich die Kolonnade bewährt habe. Sie gebe der Südbebauung ihre besondere Akzentuierung und schaffe eine Verbindung zum Hauptgeschäftsbetrieb der Schüppenstraße. Unter den Arkaden seien die Waren vor den Geschäften gut und
trocken aufgestellt.
Der Vertreter der Schützenvereine sieht die Arkaden ebenfalls positiv. Nach den Veranstaltungen verweilen viele Besucher noch unter den Arkaden. Ein Wegfall nehme dem Markt das
Gleichgewicht und beinhalte einen Stilbruch.
Ein weiterer Bürger stimmt den Ausführungen des Heimatvereins zu und erinnert an die große und breite Diskussion über die Südbebauung. Durch einen Wegfall der Arkaden würden
Nachteile verfestigt. Richtig sei, dass die Ausführung der Südbebauung nicht so qualitätvoll
sei, durch einen Wegfall der Arkaden werde dieser Zustand jedoch nicht besser. Das Bauwerk sollte weiter entwickelt werden.
Herr Backes kann die damaligen Gedanken, die der Entscheidung für die Gestaltung des
Marktes mit Arkaden zugrunde lagen, durchaus nachvollziehen. Coesfeld sei nach Münster
die zweitwichtigste Stadt. Die Arkaden sollten als Synonym die Bedeutung Münsters nach
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Coesfeld transportieren. Aus heutiger Sicht, also ¼ Jahrhundert später, sei die Entscheidung
städtebaulich und historisch fraglich. An der Westseite dürfe man nichts ändern. Das traufständige, breit gelagerte Gebäude Markt 2 sei prägend für Coesfeld. Der Eigentümer des
Gebäudes wolle die ursprüngliche Fassade wieder aufgreifen. Auf lange Sicht sei daher eine
Anpassung an den Bebauungsplan in diesem Bereich nicht möglich. Dies stelle sich an der
Südseite sicherlich anders dar. Es komme entscheidend darauf an, wie man mit der Gestaltung konkret umgehe. Die Proportionen des Gebäudes seien grobschlächtig, die Arkaden
seien wenig qualitätvoll, verdeckten allerdings auch die unbefriedigende Gestaltung der
Auslagen der Firma Schlecker. Auch der Gestaltungsbeirat habe die Aufgabe der Arkaden
als bessere Lösung angesehen. Der Beirat habe jedoch keine glatte Fassade empfohlen.
Fenster sollten im letzten Drittel bzw. an der hinteren Kante der Pfeiler angebracht werden,
um die Struktur erlebbar zu machen.
Ein Bürger kann die Initiative der Verwaltung nicht verstehen. Diesem Detail werde eine zu
große Bedeutung beigemessen; es gebe wichtigere Aufgaben für die Verwaltung. Darüber
hinaus könne man nicht verhindern, dass die Geschäfte ihre Auslagen direkt auf dem Markt
präsentieren werden. Hierzu entgegnet Herr Backes, dass die Verwaltung den Auftrag habe,
die Gestaltqualität des Marktes aufzubessern. In diesem Zusammenhang wurde das Thema
„Arkaden“ mit dem Eigentümer der Südbebauung diskutiert. Dieser habe mit seinen Mietern
gesprochen. „Vom Fass“ stehe dem Wegfall positiv gegenüber, die Firma Schlecker abwartend. Er sei weiterhin der Auffassung, dass eine Änderung der Situation mit Aufgabe der
Arkaden zu einer Aufwertung führen werde.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung weist ein Anwesender darauf hin, dass von keiner
Seite Interesse an einer Änderung bestehe. Er erkundigt sich nach dem weiteren Verfahren.
Herr Backes informiert, dass der Rat abwägen und entscheiden müsse. Unter Berücksichtigung der Bürgermeinung werde auch eine nochmalige Diskussion mit den Mitgliedern des
Gestaltungsbeirates erfolgen. Dennoch hat ein Bürger große Sorge, dass die Diskussion an
den Bürgerinnen und Bürgern vorbei gehe.
Herr Manteuffel betont die Wichtigkeit der Veranstaltung. Allerdings habe sich jetzt nur ein
kleiner Kreis angesprochen gefühlt. Die heutigen Argumente würden mitgenommen und weiter diskutiert. Auf die Frage, wie die Auslage von Waren auf dem Markt und die Gestaltung
der Fensterflächen gesteuert werden könne, erläutert Herr Backes, dass in der städtebaulichen Begründung entsprechende Vorgaben festgelegt werden könnten.
Herr Backes bedankt sich bei den Anwesenden und gibt abschließend bekannt, dass das
Protokoll im Internet auf den Seiten der Stadt Coesfeld veröffentlicht wird.
Die Versammlung endet um 19:40 Uhr.
Im Auftrag:
Eike Schwering
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