SULZERAREAL Werk 1 Winterthur

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SULZERAREAL Werk 1
Winterthur Städtebauliches Leitbild
Präambel
Anfang 2009 starteten die Eigentümerinnen, unter Führung der Sulzer Immobilien AG, gemeinsam mit
der Stadt Winterthur die Entwicklung des SULZERAREAL Werk 1 mit dem Ziel, das alte Industrieareal
in ein modernes Wohn- und Dienstleistungsquartier mit neuen baurechtlichen Rahmenbedingungen zu
überführen.
Zu diesem Zweck wurde eine Testplanung mit 5 eingeladenen Planerteams durchgeführt. Gesucht
war ein hochwertiges, umfassendes Gesamtkonzept mit einer tragenden städtebaulichen Idee, mit
attraktiven Freiräumen, einer vertretbaren baulichen Dichte, einer optimalen Nutzungsverteilung mit
angemessenen Anteilen an Wohnen und publikumsorientierten Nutzungen, optimale Erschliessungen,
Parkierungsmöglichkeiten sowie einer zweckmässigen Etappierung.
Während der Jurierung wurde der städtebauliche Vorschlag des Teams Gigon / Guyer Architekten, Vogt
Landschaftsarchitekten und der Rhombus Partner Immobilien AG zur Weiterbearbeitung ausgewählt.
Im Anschluss an die Testplanung folgten eine Vertiefung des Konzeptes und die Ausarbeitung eines
Richtprojektes, das dem städtebaulichen Leitbild und dem Gestaltungsplan zu Grunde liegt.
Das vorliegende städtebauliche Konzept bietet mit der Nutzungsvielfalt, der sinnvollen Verknüpfung
von Alt- und Neubauten, den klar definierten Baufeldern und einer sinnvollen Etappierung eine gute
Ausgangslage für die Umsetzung dieses Vorhabens.
Durch den Einbezug der wertvollsten Bestandesbauten, der Bezugnahme auf die Massstäblichkeit der
industriellen Hallenbauten und durch die präzise Gestaltung von robusten, urbanen Freiräumen werden
die Qualitäten des Ortes sichergestellt. Seine Geschichte bleibt lesbar.
Das im Leitbild dargestellte Richtprojekt soll eine mögliche Entwicklung des Areals in der nahen und
fernen Zukunft aufzeigen und die gestalterische Qualität von Architektur- und Freiraumplanung, sowie
den Umgang mit dem Bestand in durchgehend hoher Qualität sicherstellen.
SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR
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Auftraggeber
• Sulzer Immobilien AG
Zürcherstrasse 39
8401 Winterthur
Begleitung
• Michael Hauser, Stadtbaumeister Winterthur
• Walter Muhmenthaler, Sulzer Immobilien AG
• Mark Würth, Leiter Stadtentwicklung
• Elisabeth Boesch, Boesch Architekten GmbH
• Matthias Krebs, Rotzler Krebs Partner GmbH
Bearbeitung
• Stadt Winterthur, Amt für Städtebau, Roger Eifler
• Gigon / Guyer Architekten, Mike Guyer, Christoph Justies, Andréanne Pochon
• Vogt Landschaftsarchitekten, Günther Vogt, Lars Ruge, Maike Bundt
• Suter / von Känel / Wild, Reto Wild, Nils Epprecht
• Rhombus Partner Immobilien AG, Patrick Oswald, Heiner Plüer
Grundlagen
• Vorschlag von Gigon / Guyer Architekten aus der Testplanung Sulzerareal Werk 1
• Vertiefung des Testplanungsresultats
• Gestaltungsleitbild Freiraum
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Inhaltsverzeichnis
SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR
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1
Bebauungskonzept
1A
Aussenraumfigur
1B
Verbindung von Alt- und Neubauten
1C
Hochhäuser
1D
Baufeldeinteilung/Etappierung
2
Freiraumkonzept
3
Nutzungskonzept
4
Verkehrskonzept
5
Materialisierung / Architektur
6
Planunterlagen
Richtprojekt zum städtebaulichen Leitbild
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Städtebauliche Grundidee
Die zukünftige Bebauung folgt mit grossen und klaren Volumen der Massstäblichkeit der bestehenden
Bebauungsstruktur des alten Industrieareals.
Die neuen Baumassen ersetzen vornehmlich die bestehenden, industriellen Hallenbauten.
Dadurch bleiben die vorhandenen Aussenräume erhalten und werden räumlich präzisiert.
Es entsteht eine zusammenhängende Aussenraumfigur, die auch die angrenzenden Arealteile mitein­
bezieht. Der aussenräumliche Schwerpunkt bildet ein grosser Platz, der zum Zentrum der gesamten Bebauung des Areals Werk 1 wird.
Vier Grundsätze prägen das Erscheinungsbild des SULZERAREAL Werk 1:
10
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•
E
ine eigenständige Aussenraumfigur mit einem grossen, zentralem Platz, kleineren Eingangsplätzen und Gassenräumen sorgt für eine klare Orientierung und eindeutige Adressbildung
auf dem Areal. Gebäudemassen und Leerräume bedingen sich gegenseitig und sind in ihrer
Wirkung gleichwertig. Bestehende Leerräume werden nicht überbaut, sondern zu einer alles
verbindenden Aussenraumfigur geformt.
•
Eine räumliche und strukturelle Verknüpfung von grossen Neubauvolumen und bestehenden
Hallenbauten verleiht dem Areal einen unverkennbaren, eigenständigen Charakter. Gestaltungsprinzipien wie An-, Um- , Einbauten und Durchdringungen kommen gleichermassen zur
Verwendung. Die Neubauten ersetzen schrittweise die Altbauten. Dabei ist das dichte Neben­
einander von Alt und Neu auch in Übergangsphasen ein wichtiges Merkmal des Areals.
•
Die Hochhäuser der Baufelder 1 und 4 unterstreichen mit ihrer Stellung am grossen Platz das
Arealzentrum und fügen sich harmonisch in die Komposition der Gebäudevolumen und Leer­
räume ein. Das deutlich höhere Hochhaus auf dem Baufeld 4 nimmt eine klare Position in der
Stadtsilhouette Winterthurs ein und steht stellvertretend für die Entwicklung des gesamten
SULZERAREAL. Durch die zum Arealrand abfallende Höhenstaffelung reagieren die Hoch­
häuser städtebaulich auf die Massstäblichkeit der angrenzenden Quartierbebauung.
•
Eine klare Aufteilung des Areals in acht unterschiedlich grosse Baufelder bildet die Ausgangslage
für die Umsetzung des Planungsvorhabens. Jedes Baufeld ist in seiner Nutzungsvorstellung,
Infrastruktur und Erschliessung eigenständig. Dies erlaubt eine grosse Flexibilität in der Be­
bauungsabfolge und Etappierung der einzelnen Baufelder.
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Freiraumfigur
Die Freiraumfigur mit den Eingangsplätzen, den Gassenräumen und dem zentralen Platz ist das verbin­
dende Element der Gebäude. In diesem öffentlichen Raum bewegen und orientieren sich die Bewohner.
Die Wegführung von Eingangsplatz - Gassenraum - zentraler Platz - Gassenraum - Eingangsplatz ergibt
durch die verschobenen, unterschiedlich hohen Gebäude spannungsvolle Raumabfolgen mit wechseln­
dem Vorder- und Hintergrund. Dabei spielt das Nebeneinander von Neu- und Altbauten in ihrer Gegen­
sätzlichkeit eine bereichernde Rolle. Platz- und Gassenräume sind als solche erkennbar, haben aber
fliessende Übergänge. Der Hartbelag des Freiraums ist ein durchgehender Stadtboden, der von Gebäu­
defassade zu Gebäudefassade reicht.
Eingangsplätze
Die Eingangsplätze an der Zürcherstrasse, Jägerstrasse und Zur Kesselschmiede sind in der bestehen­
den Bebauung schon angelegt, werden räumlich präzisiert und mit grossen Baumkörpern ausgestattet.
Sie haben unterschiedliche Atmosphären, geben den Blick in die Tiefe des Areals frei und bilden überge­
ordnete Adressen.
Zentraler Platz
Der zentrale Platz ist durch seine Lage und Grösse der Hauptplatz des Areals. Zudem wird er durch
die ihn begrenzenden Hochhäuser im Quartier, wie in der Stadtsilhouette, markiert. Er wird entlang der
Gebäude befahren, dient in der Mitte unter den Baumgruppen als Aufenthaltsfläche und wird von den
Fussgängern in jeder Richtung durchschritten. Der Platz als wichtigster Aussenraum weist ein hohe
stadträumliche Qualität auf, wird als erstes gebaut und soll entsprechend auch eine positive Ausstrahlung
auf die Entwicklung der umliegenden Baufelder und ihre Erdgeschossnutzungen haben.
Gassenräume
Die Gassenräume sind die linearen Bindeglieder zwischen dem zentralem Platz und den kleineren
Eingangsplätzen. Sie dienen hauptsächlich der Zirkulation und sind teilweise mit länglichen Vegetationsstreifen ergänzt, die dem Aufenthalt dienen und den Strassenräumen mehr Lebensqualität verleihen.
Hofräume
Die Hofräume in den Baufeldern 2 und 3 sind intime, ruhige Aussenräume, die mit einer starken Vegeta­
tion ausgestattet sind und den Nutzungen des jeweiligen Baufeldes Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten
anbieten.
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1C Hochhäuser
Ein markantes Hochhaus auf Baufeld 4 von rund 100m steht am zentralen Platz und bildet als Orientie­
rungspunkt das Zentrum des SULZERAREAL. Es symbolisiert den Wandel des geschlossenen Industrie­
areals in ein offenes Dienstleistungs- und Wohnquartier und prägt zusammen mit den anderen Hochhäu­
sern die Stadtsilhouette von Winterthur. Als ausgeprägtes vertikales Element bildet es den Gegenpart zum mächtigen, horizontalen Gebäudekomplex der Halle 52/53 und markiert den Übergang vom west­
lichen zum östlichen Arealteil des SULZERAREAL. Die beiden anderen, höheren Gebäude des Baufeldes 1 bewegen sich in der Massstabsebene des Quar­
tiers. Das höhere Gebäude mit bis zu 50m Höhe definiert zusammen mit dem Hochhaus des Baufeldes 4 den zentralen Platz, das andere mit bis zu 35m Höhe ist als Gebäude im Hintergrund zur Ecke Zürcher­
strasse und Jägerstrasse hin orientiert.Der zentrale Platz gibt den beiden Hochhäusern den notwendigen und angemessenen Freiraum und wird dadurch in seiner Bedeutung aufgewertet.
Im Baufeld 1 tangieren die 2-Stunden-Schattendiagramme der beiden Hochhäuser keine Nachbarge­
bäude mit Wohnnutzungen. Im Baufeld 4 begrenzt der 2-Stunden-Schatten des Vergleichsprojektes das Schattendiagramm des höheren Hochhauses und bestimmt damit dessen Position.
Aus ökonomischen Gründen betragen die Grundflächen der Hochhäuser am zentralen Platz bis zu 1000m2 (Baufeld 1 und 4), an der Ecke zur Zürcherstrasse und Jägerstrasse bis zu 550m2 (Baufeld 1). Die Hochhäuser beinhalten je nach Nutzungskonzept und Bedarf Wohn-, Büro- und/oder Hotelnutzung. Sie tragen in den Baufeldern 1 und 4 die Sanierungen der zu erhaltenden Hallen wirtschaftlich mit.
Um im öffentlichen Interesse eine hochstehende städtebauliche und architektonische Qualität zu gewähr­
leisten, wird es für die Hochhäuser Wettbewerbsverfahren geben. 18
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Baufeld 1
Ein grossmassstäbliches, winkelförmiges Gebäudevolumen bindet einen ca. 25m tiefen Teil der beste­
henden Halle 1007 zu einem Gesamtkomplex zusammen. Zwei hohe Häuser mit max. 35m und 50m
Höhe formuliern die nördlichen und östlichen Abschlüsse des Gebäudekomplexes. Sie wirken in ihrer
Zeichensetzung auf das nähere Umfeld - den zentralen Platz und die Ecke Zürcherstrasse und Jäger­
strasse - ohne aber eine Dimension in der Stadtsilhouette aufzuweisen. Ein überhohes Erdgeschoss mit
möglichen Galerieeinbauten bindet Neubau und alte Halle zu einer vielfältig nutzbaren Fläche mit innerer
Durchwegung zusammen. Die Nahtstelle zwischen Alt- und Neubau soll als Erschliessungsraum mit der
ursprünglichen Hallenkonstruktion bestehen bleiben und sorgfältig gestaltet werden.
Die Kombination von Dienstleistungsflächen, Schulungsräumen und Ateliers im Erdgeschoss von Alt- und
Neubauten und Wohnnutzungen in unterschiedlichen Standards in den Obergeschossen des Neubaus
ergeben eine gute Nutzungsmischung. Der höhere Bau an der Ecke Zürcherstrasse und Jägerstrasse
kann neben Wohn- auch Büronutzungen im Zusammenhang mit einer speziellen Hallennutzung enthal­
ten.
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Baufeld 2
Ein fünf- bis siebengeschossig abgestuftes Neubauvolumen schliesst an den Gebäudeteil 1014 entlang
der Zürcherstrasse mit denkmalgeschützte Fassade und Portikus an und bindet über eine durchge­
henden Geschossigkeit Alt- und Neubau zu einem Gesamtkomplex zusammen. Die Fassade des Neu­
bauvolumens orientiert sich in Tektonik, Form und Materialität an der bestehenden Fassade.
Ein begrünter Innenhof bildet den Gegenpol zur urbanen Strassenseite des Gebäudes und ermöglicht
durch seine Lage parallel zur Halle 1013 eine Vernetzung von Baufeld 2 und 4a und dadurch eine er­
höhte Nutzungsflexibilität für beide Baufelder.
Das Baufeld 2 mit direkter Lage an der Zürcherstrasse ist prädestiniert für eine Büronutzung. Die promi­
nente bestehende Eckfassade eignet sich gut als Adresse für Dienstleistungsbetriebe und Verwaltungen,
die von der geplanten Nutzungsvielfalt im Baufeld 4 mit Hotel, Kongressräumen und Restaurant profi­
tieren könnten. Das Erdgeschoss soll überhoch sein und halböffentlichen Nutzungen, wie Auditorien,
Seminarräume, Cafeteria, Besprechungszimmer enthalten. Der Hof ist für den Unterhalt erdgeschossig
von aussen her zugänglich.
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Baufeld 3
Die sechsgeschossige Hofrandbebauung mit einer Höhe von 20m soll von der Wohntypologie dem preis­
günstigen Wohnen für Familien mit Kindern dienen, die zentrumsnah in einem urbanen Umfeld leben
möchten. Der Innenhof mit seiner üppigen Vegetation schafft eine qualitätsvolle Wohnatmosphäre mit
Spiel- und Erholungsfläche für die Bewohner.
Zum zentralen Platz kann der Wohnblock bis zu 25m erhöht werden. Er soll urban wirken und die reprä­
sentative Fassade zum zentralen Platz eine hohe, architektonische Qualität aufweisen. Die öffentlichen
Nutzungen im Erdgeschoss sind zum Platz hin konzentriert. Entlang den Strassenräumen sind halb­
öffentliche Nutzungen, zum Baufeld 5 hin Wohnungen angeordnet. Im Erdgeschoss haben Gewerbe,
Gastronomie, Kindergarten, Krippen, Gemeinschaftsräume und Ateliers überhohe Räume zur Verfügung.
Die Wohnungen im Erdgeschoss liegen im Hochparterre. Der Hofraum ist von aussen über hohe Durch­
gänge einsehbar. Eine neue Heizzentrale kann - wenn benötigt - in der südwestlichen Ecke der Hofrand­
bebauung unterirdisch angeordnet und von der Strasse her angeliefert werden.
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Baufeld 4
Das Baufeld 4 nimmt mit seiner zentralen Position auf verschiedenen, städtebaulichen Ebenen eine
Schlüsselrolle ein. Es liegt am Übergang vom zentralen Platz „Sulzer Werk 1“ zum Eingangsplatz „Zur
Kesselschmiede“ und gegenüber der Markthalle 1012 mit der öffentlichen Fussgängerverbindung von der
Zürcherstrasse her. Zudem liegt es am Wechsel beider Bebauungsgeometrien des SULZERAREAL und
in direkter Nachbarschaft zur denkmalgeschützten Halle 52/53.
Ein Hochhaus von rund 100m Höhe mit hoher städtebaulicher und architektonischer Qualität soll dieser Schlüsselposition gerecht werden und gleichzeitig den Wandel des SULZERAREAL von einem ge­
schlossenen Industrieareal in ein modernes Dienstleistungs- und Wohnquartier nach aussen in die Stadt tragen. Das neue Hochhaus wird zusammen mit dem bestehenden Swisscom- und Sulzer-Hochhaus, mit ihren Gebäudehöhen von 90 bis 100m die Stadtsilhouette der Stadt Winterthur mitbestimmen. Zugleich wird es als vertikales Element den Gegenpart zum mächtigen Gebäudekomplex mit der Halle 52/53 und dem geplanten Neubau bilden.
Dem Baufeld 4b ist das Hochhaus mit dem Sockelbau zugeordnet. Die Position des Hochhauses wird unter anderem durch den 2-Stunden-Schatten bestimmt, der innerhalb des Schattens des Vergleichspro­
jektes gemäss Bauordnung liegen muss. Das Hochhaus liegt am Platz und nutzt diesen als Vor- und An­
kunftsraum. Der Sockel weitet sich nord- und ostseitig aus und leitet mit 20m Höhe stadträumlich über zu den benachbarten Hallen. Er gewährleistet im Erdgeschoss die aussenräumliche Verbindung zwischen der Drehscheibe und der denkmalgeschützten Halle 1013. Auf die alten Industriegleise soll in innovativer Art verwiesen werden. Das Hochhaus soll gemischt genutzt werden und publikumsintensive Nutzungen im Erdgeschoss haben.
Nutzungsvariante A:
Hotelnutzung im unteren Teil des Turms mit Kongressnutzung/Restaurant im Erdgeschoss und ‚serviced apartments’ im Sockelbau, Wohnen in gehobenem Standard im oberen Teil des Turms, getrennte Ein­
gangssituationen für Hotel, Kongress und Wohnen
Nutzungsvariante B:
Büronutzung im gesamten Sockel, Restaurant/Läden im Erdgeschoss, Wohnen in gehobenem Standard im Turm, getrennte Eingangssituationen für Büro und Wohnen.
Die bestehende Heizzentrale fällt entweder durch die Neukonzeption der Fernwärmeversorgung weg oder wird im Baufeld 3 an der südwestlichen Ecke neu unterirdisch gebaut. Dem Baufeld 4a sind die bestehenden Industriehallen 1012 und 1013 zugeordnet. Die Halle 1012 soll zu einer Markthalle mit Lä­
den und Gastronomie umgenutzt werden. Der Hallenteil angrenzend zur Halle 1013 dient als öffentlicher Verbindungsraum von der Zürcherstrasse zum zentralen Platz und zum Baufeld 4b. Er dient zudem als Erschliessungsfläche für die Läden, als Foyer für die Eventhalle, hat möglichst lange Öffnungszeiten, SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR
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vermittelt den unveränderten Raumeindruck der alten Industriehalle und ist ungeheizt.
Die denkmalgeschützte Halle 1013 soll als Eventfläche für Theater, Konzerte, Kino, Kongresse, Ver­
sammlungen, etc. genutzt werden. Dabei soll die mehrheitliche Grundfläche des Hallenraumes erlebbar
bleiben.
Im Nutzungskonzept des Baufelds 4 wird die maximale Synergie zwischen den Büro-, Wohn-, Hotelflä­
chen im Neubau und den Laden-, Gastronomie- und Eventflächen in den alten Hallen gesucht.
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Baufeld 5
Am südwestlichen Rand des Gesamtareals sind vielfältige Wohnformen auf unterschiedlich grossen
Parzellen möglich; schmale, viergeschossige Reihenhäuser, aufeinandergesetzte Maisonetteeinheiten,
Stadthäuser mit gestapelten Etagenwohnungen, optional ergänzt mit Büros und Ateliers im Sockelbe­
reich. Wohnnutzung im Erdgeschoss ist im Hochparterre angeordnet, was auch eine mögliche Belichtung
des Untergeschosses zulässt. Durch die Entwicklung von mindestens 10 unabhängigen Parzellen, soll
die Idee eines möglichst vielfältigen architektonischen Ausdrucks auf diesem Baufeld gestärkt werden.
Die Gebäudehöhe wird einheitlich auf 4 Geschosse festgelegt. Jede Parzelle hat zur Jägerstrasse eine
vorgelagerte private Grünzone und eine für die Bewohner nutzbare Dachterrasse. Die jeweiligen Stell­
plätze sind in den grossen Tiefgaragen der Baufelder 1 und 3 untergebracht. Dieses Baufeld bildet durch
diese spezielle Wohntypologie den Übergang zu den gegenüberliegenden Arbeiterhäusern entlang der
Jägerstrasse. Das denkmalgeschützte Gebäude Ecke Zürcherstrasse und Jägerstrasse enthält
Gewerbe, Ateliers oder Büros.
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Baufeld 6
Das prominente, denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude als Zeuge der Winterthurer Industriegeschich­
te wird als Bürogebäude genutzt.
Baufeld 7
Auf dem Baufeld 7 steht das Geschäftshaus „Drehscheibe“, das Flächen für kleinere bis mittlere Dienst­
leistungsbetriebe und Schulungsräume bietet.
Baufeld 8
Auf Baufeld 8 stehen die Gebäude „Technopark 1+2“ mit Dienstleistungs- und Gewerbenutzungen für
innovative Kleinunternehmen.
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Leitgedanken
Die städtebauliche Struktur stellt ein Konglomerat aus historischen Hallen und Werkstätten, sowie Neu­
bauten unterschiedlicher Nutzungen dar. In diesen hochbaulichen Strukturen entsteht ein System aus
Freiräumen unterschiedlicher Typologien, welches sowohl den Anforderungen der künftigen Bewohner
und Nutzer gerecht werden, als auch die gesamte Erschliessung gewährleisten muss. Die von industriel­
ler Nutzung gekennzeichnete Vergangenheit, aber auch der Wandel hin zu einem lebendigen Stadtquar­
tier mit Schwerpunkt Wohnen sind die Grundlage gestalterischer Aussagen hinsichtlich des Freiraums.
Die Ausbildung und Vernetzung der differenzierten Freiraumstrukturen soll eine hohe ästhetische Qualität
in Bezug auf ihre Nutzbarkeit und Erholungsfunktion für den Menschen aufweisen. Die Freiraumtypolo­
gien werden je nach Verortung und Nutzung unterschiedlich ausformuliert, die einzelnen Grundelemente
und -prinzipien bleiben jedoch die gleichen.
Mit der Gestaltung von robusten, urbanen Freiräumen wird an das Freiraumkonzept des SULZERAREAL
Stadtmitte angeknüpft. Grundlage dieses Freiraumkonzepts SULZERAREAL Stadtmitte ist zum einen die
Beibehaltung der Lesbarkeit der Geschichte des Ortes und gleichzeitig die Weiterentwicklung und Umge­
staltung der Freiräume vor dem Hintergrund der geänderten Nutzungen. Auf Basis dieses Freiraumkon­
zepts wurden bereits verschiedenen Plätze und Hofräume umgestaltet bzw. neu geschaffen.
Das Prinzip der Betonung der Eingangssituationen in das Areal wird auch im Aussenraum des
SULZERAREAL Werk 1 weitergeführt. Weiterhin wird das Prinzip der Materialisierung, z.B. des asphal­
tierten ‚Stadtbodens‘, aber auch der variierenden Möblierung und Vegetation von den angrenzenden Arealteilen übernommen und weitergeführt.Vor dem Hintergrund, dass in diesem Arealteil im Vergleich zum
übrigen Areal ein deutlich höherer Anteil an Wohnnutzung vorgesehen ist, wird ein stärkerer Schwerpunkt
auf grüngeprägte Freiräume gelegt.
Die Nutzung der Freiräume ist vielseitig und aufgrund der projektierten Nutzung der Bebauung von
hoher Flexibilität geprägt. Sie dienen dem Aufenthalt, der Erholung, der Aneignung durch verschiedene
Nutzergruppen, der Erschliessung, der Identifikation mit dem Gebiet, aber auch der städtebaulichen
Strukturierung. Geschaffen wird eine Abfolge von Räumen verschiedener Ausrichtung und Grösse, die
unterschiedliche Durchblicke und funktionale Verknüpfungen bieten. Die arealprägenden Schienensträn­
ge mit der Drehscheibe (Zufahrt Halle 1013) werden in das Freiraumkonzept integriert und zeigen die
ehemalige Nutzung auf.
Bei einer etappenweisen baulichen Entwicklung ist sicherzustellen, dass die konzeptionelle Stringenz
und die gestalterische Qualität als umfassender zusammenhängender Freiraum von durchgehend hoher
Qualität gewahrt bleibt. Eine Gestaltung des Freiraums von Fassade zu Fassade ist daher unumgäng­
lich.
Freiraumtypologien
Die städtebauliche Struktur lässt eine Freiraumfigur aus unterschiedlichen Freiraumtypologien entstehen.
In diesem öffentlich genutzten Raum bewegen und orientieren sich die Bewohner. Grundlage des
Freiraumsystems ist der arealübergreifende, industriell geprägte Stadtboden, in welchen die einzelnen
Freiraumtypologien präzise und unter Berücksichtigung der erforderlichen Erschliessungs- und
Rettungswege eingesetzt sind.
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geschwungene Gestaltung der Hecke die Bildung von Räumen verstärkt werden.
Die Gartenbänder können in dichter Folge verschiedene Gestaltungen und Nutzungen, wie z.B. Kinderspiel, Sitzplätze, Trinkbrunnen, Gärten, Rasenflächen, Wege, aber auch Flächen für Ausstellungen oder Gastronomie aufnehmen.
Es werden bewusst keine privaten Vorzonen geschaffen, sondern gemeinschaftliche, von den Gebäuden abgesetzte Nutzungen ermöglicht. Die Gartenbänder sind mit lockeren Baumgruppen aus offenkronigen Baumarten überstellt, welche lichten Schatten in der Gasse erzeugen und einen Filter zwischen den oberen Geschossen der Bebauung bieten.
Hofräume
Die Hofräume der Baufelder 2, 3 und 4b sind introvertierte Aussenräume, die unabhängig von den
Gestaltungselementen und -themen der öffentlichen Bereiche mit engem Bezug zur jeweiligen Bebauung
und Nutzung gestaltet werden.
Die Aussagen zu den Hofräumen beschränken sich auf Aussagen zur Nutzung, es werden keine
gestalterischen Aussagen formuliert. Diese Freiräume werden im Rahmen der weiteren Projektierung
oder im Rahmen von Wettbewerbsverfahren - sofern solche durchgeführt werden - zu den einzelnen
Baufeldern als Teil der Aufgabe weiterentwickelt.
Der Innenhof des Wohnblocks Baufeld 3 soll Aufenthalts- und Spielflächen für eine
hausgemeinschaftliche Nutzung bieten, besitzt jedoch keine Privatgärten. Solitärbäume und kleine
Baumgruppen bieten Schatten und verbessern das Kleinklima.
Öffnungen zwischen den umgebenden Areal-Freiräumen und dem Innenhof sind wünschenswert.
Die Innenhöfe der Bürogebäude Baufeld 2 und des Hochhauses Baufeld 4b sind auf eine extensive
Nutzung ausgerichtet.
Privatgärten
Die Gärten der Stadthäuser an der Jägerstrasse sind für die private Nutzung vorgesehen. Abgesehen
von einer umlaufenden Rahmung durch eine einheitliche Hecke sind diese in ihrer Ausgestaltung an
keine Vorgaben gebunden.
Erläuterungen zum Freiraumkonzept
Vegetation
Verwendung finden Gehölze, die im Kontext der Stadt und den umgebenden Garten- und Parksituationen
angemessen und für den jeweiligen Standort (klimatische Bedingungen, Bodenverhältnisse, etc.) geeig­
net sind. Die Baumarten sollen von Platz zu Platz wechseln. Jede Art darf nur einmal im Arealteil Werk
1 verwendet werden (d.h. wenn auf einem Eingangsplatz Hainbuchen verwendet werden, sollen diese
nicht nochmals an anderer Stelle verwendet werden).
Gehölze
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Die Vegetation wird anhand der gewünschten Stimmung am Ort gewählt. Unterschiedliche Dichten von
Gehölzen, ein abgestimmtes Spiel von Blüten-, Blatt- und Herbstfärbungen, der Wirkung von Licht und
Schatten ruft wechselnde Stimmungen im Verlauf der Jahreszeiten hervor und stärkt den Charakter der
einzelnen, unterschiedlich gestalteten Freiräume.
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Je Gartenband sollen maximal 3 Arhten verwendet werden. Auf dem zenthralen Platz ist die Verwendung
sowohl einer Gattung, als auch verschiedener Gattungen denkbar. Alle rahmenden Hecken (Gartenbän­
der, Privatgärten) sind aus Fagus sylvatica herzustellen.
Für die Privatgärten an der Jägerstrasse werden abgesehen von der rahmenden Hecke keine Vorgaben
für die Bepflanzung gemacht.
Unterbaute Freiräume
Ein Teil des SULZERAREAL wird für die Parkierung unterkellert. Mit örtlichen Substraterhöhungen von
mind. 1.00-1.50m (in Abhängigkeit der konkreten Gestaltung und der Baumart) soll die Pflanzung von
grösseren Bäumen auch in unterkellerten Bereichen ermöglicht werden.
Materialisierung
Grundmaterial der Bodenbeläge des Areals ist ein einfacher Schwarzasphalt in den entsprechend der
Nutzung erforderlichen Belastungsklassen. Der zentrale Platz und die Eingangsplätze sowie Teilflächen
der Gartenbänder erhalten einen Kiesbelag (Chaussierung). DieseR darf sich von Platz zu Platz unter­
scheiden, ist aber innerhalb eines Elements einheitlich zu halten.
Wasser
Das Thema Wasser findet sich bereits im bestehenden Arealteil Stadtmitte an verschiedenen Orten und
in unterschiedlicher Form. Während das Wasser auf dem Katharina-Sulzer Platz in gefassten Becken
dauerhaft sichtbar ist, wird das Regenwasser im vordersten Arealteil (Bereich 1) durch leichte Senken in
Form von Pfützen temporär inszeniert.
Brunnen
Im Areal Werk 1 soll das Wasser aufgrund des hohen Grades an Wohnnutzung und damit verbundenem
langem Aufenthalt im Freiraum in Form von Trinkbrunnen auftauchen. Trinkbrunnen werden sowohl auf
den Eingangsplätzen, dem zentralen Platz und in den Gartenbändern angeordnet.
Die Brunnen dieses Areals entstammen gestalterisch einer thematischen Serie (z.B. Material, Formen­
sprache), unterscheiden sich jedoch untereinander.
Regenwasser
Eine Versickerung auf dem Areal ist aufgrund von Altlasten nicht zulässig, die Flächen sind daher weit­
gehend versiegelt zu halten oder mit unterirdischer Wasserfassung zu versehen. Für die Meteorwas­
ser-Retention sind unterirdische Volumen vorzusehen. Das gesammelte Meteorwasser kann als Ge­
staltungsmodul in Form von Wasser-Phänomenen (Brunnen, Quelltopf, temporäre Wasserfläche, etc.)
eingebunden werden.
Dachgestaltung
Flachdächer oder flach geneigte Steildächer sollen extensiv begrünt werden. Die extensive Dachbe­
grünung schafft Speichervolumen für Regenwasser und Lebensräume für Flora und Fauna. Die Dach­
begrünung soll durch leicht variierende Schichtaufbauten Standorte für unterschiedliche Pflanzen und
Pflanzengesellschaften schaffen. Die Artenzusammensetzung können Vegetationsgesellschaften be­
nachbarter Lebensräume aufweisen. Dabei können Rote- und Grüne-Liste-Arten gezielt berücksichtigt
werden.
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Erschliessung und Verkehrslenkung
Langsamverkehr
Fuss- und Veloverkehr
Das gesamte SULZERAREAL ist für den Fuss- und Veloverkehr grundsätzlich frei zugänglich und ent­
sprechend durchlässig zu gestalten. Velostellplätze sind grundsätzlich im Gebäude anzuordnen. Ein Teil
der Besucherstellplätze kann vereinzelt im Freiraum angeordnet werden.
Feuerwehr
Die Feuerwehrzufahrten erfolgen über die beiden Arealzufahrten an der Jägerstrasse, sowie je eine Zu­
fahrt an der Zürcherstrasse und an der Strasse Zur Kesselschmiede. Die Freiraumgestaltung ermöglicht
ungehinderte Zufahrten zu den Aufstellflächen bei den Gebäuden.
Signaletik
Die Benennung von Strassen und Plätzen soll nach einem einfachen System erfolgen. Der grosse
Platz im Inneren, der Platz vor der Eventhalle, sowie der Platz an der Drehscheibe sollen einen Namen
bekommen. Für die weiteren Gassen wird eine Adressierung der Strassen in Nord-Süd- bzw. Ost-WestRichtung für sinnvoll erachtet. Die Benennung und genaue Adressierung der Strassen und Plätze erfolgt
durch die Stadt Winterthur.
Ausstattung
Beleuchtung
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Auf Markierungen von Fahrgassen soll weitgehend verzichtet werden. Die Anordnung der Freiraumele­
mente gibt die Fahrgassen vor. Sofern im Zuge des Betriebs festgestellt wird, dass die vorgegebenen
Zufahrten und Fahrweg nicht eingehalten werden, kann eine Verkehrslenkung durch zusätzliche Mass­
nahmen wie den Einsatz von robusten Pollern vorgesehen werden.
Die Beleuchtung auf dem Areal ist entsprechend der Tradition des SULZERAREAL mit Auslegerleuchten
von den Fassaden vorgesehen. Diese werden auf einer einheitlichen Höhe zwischen 6 und 8m ange­
bracht und stellen die Grundausleuchtung des Areals dar. Im Bereich der Plätze und Gartenbänder wird
eine zweite Ebene der Beleuchtung auf Höhe der Baumkronen eingeführt, welche eine angemessene
Beleuchtung der stärker mit Bäumen bepflanzten Zonen ermöglicht.
Eine Berücksichtigung des Konzeptes ‘Stadtlicht Winterthur‘ soll mindestens in den Anschlussbereichen
des SULZERAREAL erfolgen.
Möblierung
Die Möblierung schafft im Zusammenspiel mit der Vegetation Aufenthaltsorte ganz unterschiedlichen
Charakters. Vorgesehen sind sowohl fixe Bänke, welche an klar zu definierenden, attraktiven Orten ein­
gesetzt werden, als auch eine freie Bestuhlung, welche den Nutzern eine vielseitig Nutzung der Flächen
individuell oder in Gruppen ermöglicht.
Gestaltungsrichtlinien
Zur Grundeigentümer verbindlichen Regelung der Ausstattung und Nutzung des Freiraums wird eine
Gestaltungsrichtlinie erarbeitet.
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Durchmischung
Die künftige Nutzungsverteilung auf dem Areal soll sich unter Berücksichtigung der Vorgaben im Gestal­
tungsplan entsprechend den Bedürfnissen auf dem Markt entwickeln können. Es wird auf dem Areal eine
Mischung der verschiedenen Nutzungen mit hohem Wohnanteil, sowie Dienstleistungs- und Gewerbebe­
trieben angestrebt. Stark verkehrserzeugende Nutzungen sind ausgeschlossen. Für jeden Baubereich ist
aufgrund seines Umfeldes und seines Altbaubestandes ein eigenes Nutzungskonzept vorgesehen.
Für soziale Nutzungen wie Kinderkrippe, Kindergarten und Horte sind bei Bedarf erdgeschossige Flä­
chen im Baubereich 3 zum zentralen Platz hin vorgesehen. Aufgrund des hohen Wohnanteils wird eine
angemessende Ausnutzung zu Gunsten einer hohen städtebaulichen Qualität und einer hohen Wohnund Freiraumqualität angestrebt.
Publikumsorientierte Nutzungen
Zur Belebung des Areals sind im zentralen Bereich in den Erdgeschossen weitgehend Nutzungen mit
öffentlichem Charakter vorgesehen. Dies gilt insbesondere für die Erdgeschosse der Baufelder 1, 4 und
dem Erdgeschossteil des Baufelds 3 zum Platz hin, sowie die bestehenden Hallenbauten. Wohnnutzung
in den Erdgeschossen dieser Baufelder und Baufeldbereichen sind ausgeschlossen. Nach Möglichkeit
sollen auch andere Erdgeschosse öffentlich und publikumsnah genutzt werden. Wo Erdgeschosswoh­
nungen unmittelbar an öffentlichen Aussenräumen realisiert werden, nimmt deren Typologie Rücksicht
auf die besondere Lage durch eine Anordnung im Hochparterre oder zweigeschossiges Atelierwohnen
mit der Wohnnutzung im oberen Geschoss.
Folgende fördernde Massnahmen sind umzusetzten:
Die publikumsorientierten Nutzungen sind örtlich zu konzentrieren. Schwerpunkte sind die
Baufelder 1 und 4 mit den angeschlossenen Hallenbauten 1007, 1012 und 1013. Synergien
zwischen Alt- und Neubauten sind ausrücklich erwünscht und zu fördern.
•
In den Erdgeschossen mit publikumsorientierter oder Büro- und Gewerbenutzung sind
Geschosse mit Überhöhe zu realisieren.
•
Der vorgelagerte Freiraum ist so auszugestalten, dass der Betrieb von publikumsorientierten
Nutzungen attraktiv ist.
Es wird für das ganze Areal ein hoher Wohnanteil mit einem vielfältigen Wohnungsmix in unterschied­
lichen Wohnformen angestrebt. Das geht von genossenschaftlichen Wohnformen im Hofgebäude des
Baufelds 3, über zu Wohnungen von mittlerem und hohem Standard (Miete/Eigentum) in den Gebäuden
mit den Hochhäusern der Baufelder 1 und 4, bis zum Wohneigentum in individueller Grösse auf dem
Baufeld 5.
Wohnnutzungen
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Motorisierter Individualverkehr
Minimale, aber ausreichende Erschliessung mit kurzen Wegen ist die Maxime der internen Verkehrser­
schliessung auf dem Areal. Sie erfolgt über den Strassenbügel Pionierstrasse - Zur Kesselschmiede
- Jägerstrasse mit den Arealanschlüssen über die Zufahrt Jägerstrasse Nord, der Zufahrt Jägerstrasse
Süd und der Zufahrt von der Strasse Zur Kesselschmiede entlang der bestehenden Drehscheibe. Die
Freiräume innerhalb des Areals sind möglichst verkehrsarm zu halten. Die Zufahrten zu den Tiefgaragen
sind innerhalb der Gebäude anzuordnen.
Fuss- und Radwege
Das gesamte Areal ist für den Fuss- und Radverkehr grundsätzlich frei zugänglich und entsprechend
durchlässig zu gestalten. Mit der vielfältigen Freiraumstruktur von differenzierten Plätzen, Wohn- und
Bürohöfen und Passagen durch den Altbestand wird ein urbanes Stadtgeflecht mit einem hohen Grad an
Aufenthaltsqualität angeboten. Durch die im Bebauungskonzept vorgegebene hohe Durchlässigkeit auf
Erdgeschossniveau entsteht ein dichtes Netz von Fusswegverbindungen auf dem Areal. Über die Rad­
wege an der Tössfeldstrasse - Zur Kesselschmiede und die Wylandbrücke ist das SULZERAREAL
Werk 1 optimal an das Radwegnetz der Stadt Winterthur angeschlossen.
Konzept Parkierung
Der Personenwagenverkehr wird möglichst direkt in die unterirdischen Pakierungsanlagen geführt, so
dass das Arealinnere autofrei bleibt. Die Baufelder 1 bis 4 verfügen jeweils über eine eigene unterir­
dische Parkierungsanlage mit Einfahrt, die direkt über die Erschliessungsstrassen erreicht werden kann.
Dadurch ist die etappenweise Entwicklung der Baufelder gewährleistet. Um entsprechend dem Konzept
der Stadthäuser auf dem Baufeld 5 eine hohe Flexibilität zu erreichen, werden diese Abstellplätze in den
Baufeldern 1 und 3 erstellt. Anlieferungsfelder und vereinzelte Besucherparkplätze (Behindertenparkplät­
ze) werden lenkungswirksam oberirdisch angeordnet. Die Veloabstellplätze der Bewohner und Beschäf­
tigten sind innerhalb der Gebäude untergebracht.
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5 Materialität / Architektur / Nachhaltigkeit
Die Materialiserung der Neubauten setzt die Tradition der industriellen Nutzbauten über die Gestaltung,
Konstruktion und Fassadenausbildung und die städtebauliche Absicht der räumlichen Verwebung
der Arealteile von Neu- und Altbauten fort. Die Architekturen besitzen einen eigenständigen und
pragmatischen Charakter, der durch grosse, gut proportionierte Volumen, einer ausgeprägten Tektonik
der Gebäudehüllen, verschiedenen Rastern, Füllungen und der Verwendung von mineralischen
Baustoffen, wie Beton, Backstein, Putz und Keramik geprägt ist. Die Gebäude können in Volumen, in der
Ausformulierung und in der Materialität sehr verschieden sein, sie atmen aber den gleichen Geist des
Ortes und ordnen sich in das städtebauliche Konzept ein.
Die Anordnung und Abmessungen der Bauten haben ein hohes Potenzial für eine ökologisch nachhaltige
Umsetzung. Den Aspekten der Nachhaltigkeit sind in der weiteren Planung hohe Aufmerksamkeit
zu schenken. Dies betrifft die Architektur, insbesondere die Gebäudehüllen, die Verwendung von
Baumaterialien, die Wahl ressourcenschonender Energiesysteme, den sorgfältigen Umgang mit
historischer Bausubstanz, wie auch eine wirtschaftliche Kozeption, die dem Areal eine langfrisitge
Prosperität sichert. Es gilt die Ziele einer nachhaltigen Gesellschaft anzustreben
Materialkontext / Arealansichten
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Genehmigung
Beurteilungsgremium Testplanung
Experten
Das vorliegende städtebauliche Leitbild zum
SULZERAREAL WERK 1 wurde von den
Mitgliedern des Beurteilungsgremiums der
Testplanung und den Experten genehmigt.
Elisabeth Boesch
Peter Baki
Boris Brunner
Reto Bieli
Patrick Gmür
Roger Eifler
Michael Hauser
Stefan Gasser
Matthias Krebs
Raffael Noesberger
Walter Muhmenthaler
Beat Odinga
Martin Schmidli
Fridolin Störi
Ernst Wohlwend
Stefan Treudler
Winterthur, den 12. November 2010
Mark Würth
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