SULZERAREAL Werk 1 Winterthur Städtebauliches Leitbild Präambel Anfang 2009 starteten die Eigentümerinnen, unter Führung der Sulzer Immobilien AG, gemeinsam mit der Stadt Winterthur die Entwicklung des SULZERAREAL Werk 1 mit dem Ziel, das alte Industrieareal in ein modernes Wohn- und Dienstleistungsquartier mit neuen baurechtlichen Rahmenbedingungen zu überführen. Zu diesem Zweck wurde eine Testplanung mit 5 eingeladenen Planerteams durchgeführt. Gesucht war ein hochwertiges, umfassendes Gesamtkonzept mit einer tragenden städtebaulichen Idee, mit attraktiven Freiräumen, einer vertretbaren baulichen Dichte, einer optimalen Nutzungsverteilung mit angemessenen Anteilen an Wohnen und publikumsorientierten Nutzungen, optimale Erschliessungen, Parkierungsmöglichkeiten sowie einer zweckmässigen Etappierung. Während der Jurierung wurde der städtebauliche Vorschlag des Teams Gigon / Guyer Architekten, Vogt Landschaftsarchitekten und der Rhombus Partner Immobilien AG zur Weiterbearbeitung ausgewählt. Im Anschluss an die Testplanung folgten eine Vertiefung des Konzeptes und die Ausarbeitung eines Richtprojektes, das dem städtebaulichen Leitbild und dem Gestaltungsplan zu Grunde liegt. Das vorliegende städtebauliche Konzept bietet mit der Nutzungsvielfalt, der sinnvollen Verknüpfung von Alt- und Neubauten, den klar definierten Baufeldern und einer sinnvollen Etappierung eine gute Ausgangslage für die Umsetzung dieses Vorhabens. Durch den Einbezug der wertvollsten Bestandesbauten, der Bezugnahme auf die Massstäblichkeit der industriellen Hallenbauten und durch die präzise Gestaltung von robusten, urbanen Freiräumen werden die Qualitäten des Ortes sichergestellt. Seine Geschichte bleibt lesbar. Das im Leitbild dargestellte Richtprojekt soll eine mögliche Entwicklung des Areals in der nahen und fernen Zukunft aufzeigen und die gestalterische Qualität von Architektur- und Freiraumplanung, sowie den Umgang mit dem Bestand in durchgehend hoher Qualität sicherstellen. SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 3 Auftraggeber • Sulzer Immobilien AG Zürcherstrasse 39 8401 Winterthur Begleitung • Michael Hauser, Stadtbaumeister Winterthur • Walter Muhmenthaler, Sulzer Immobilien AG • Mark Würth, Leiter Stadtentwicklung • Elisabeth Boesch, Boesch Architekten GmbH • Matthias Krebs, Rotzler Krebs Partner GmbH Bearbeitung • Stadt Winterthur, Amt für Städtebau, Roger Eifler • Gigon / Guyer Architekten, Mike Guyer, Christoph Justies, Andréanne Pochon • Vogt Landschaftsarchitekten, Günther Vogt, Lars Ruge, Maike Bundt • Suter / von Känel / Wild, Reto Wild, Nils Epprecht • Rhombus Partner Immobilien AG, Patrick Oswald, Heiner Plüer Grundlagen • Vorschlag von Gigon / Guyer Architekten aus der Testplanung Sulzerareal Werk 1 • Vertiefung des Testplanungsresultats • Gestaltungsleitbild Freiraum 4 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 Inhaltsverzeichnis SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD 1 Bebauungskonzept 1A Aussenraumfigur 1B Verbindung von Alt- und Neubauten 1C Hochhäuser 1D Baufeldeinteilung/Etappierung 2 Freiraumkonzept 3 Nutzungskonzept 4 Verkehrskonzept 5 Materialisierung / Architektur 6 Planunterlagen Richtprojekt zum städtebaulichen Leitbild GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 5 8 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 Städtebauliche Grundidee Die zukünftige Bebauung folgt mit grossen und klaren Volumen der Massstäblichkeit der bestehenden Bebauungsstruktur des alten Industrieareals. Die neuen Baumassen ersetzen vornehmlich die bestehenden, industriellen Hallenbauten. Dadurch bleiben die vorhandenen Aussenräume erhalten und werden räumlich präzisiert. Es entsteht eine zusammenhängende Aussenraumfigur, die auch die angrenzenden Arealteile mitein­ bezieht. Der aussenräumliche Schwerpunkt bildet ein grosser Platz, der zum Zentrum der gesamten Bebauung des Areals Werk 1 wird. Vier Grundsätze prägen das Erscheinungsbild des SULZERAREAL Werk 1: 10 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD • E ine eigenständige Aussenraumfigur mit einem grossen, zentralem Platz, kleineren Eingangsplätzen und Gassenräumen sorgt für eine klare Orientierung und eindeutige Adressbildung auf dem Areal. Gebäudemassen und Leerräume bedingen sich gegenseitig und sind in ihrer Wirkung gleichwertig. Bestehende Leerräume werden nicht überbaut, sondern zu einer alles verbindenden Aussenraumfigur geformt. • Eine räumliche und strukturelle Verknüpfung von grossen Neubauvolumen und bestehenden Hallenbauten verleiht dem Areal einen unverkennbaren, eigenständigen Charakter. Gestaltungsprinzipien wie An-, Um- , Einbauten und Durchdringungen kommen gleichermassen zur Verwendung. Die Neubauten ersetzen schrittweise die Altbauten. Dabei ist das dichte Neben­ einander von Alt und Neu auch in Übergangsphasen ein wichtiges Merkmal des Areals. • Die Hochhäuser der Baufelder 1 und 4 unterstreichen mit ihrer Stellung am grossen Platz das Arealzentrum und fügen sich harmonisch in die Komposition der Gebäudevolumen und Leer­ räume ein. Das deutlich höhere Hochhaus auf dem Baufeld 4 nimmt eine klare Position in der Stadtsilhouette Winterthurs ein und steht stellvertretend für die Entwicklung des gesamten SULZERAREAL. Durch die zum Arealrand abfallende Höhenstaffelung reagieren die Hoch­ häuser städtebaulich auf die Massstäblichkeit der angrenzenden Quartierbebauung. • Eine klare Aufteilung des Areals in acht unterschiedlich grosse Baufelder bildet die Ausgangslage für die Umsetzung des Planungsvorhabens. Jedes Baufeld ist in seiner Nutzungsvorstellung, Infrastruktur und Erschliessung eigenständig. Dies erlaubt eine grosse Flexibilität in der Be­ bauungsabfolge und Etappierung der einzelnen Baufelder. GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN N OVEMBER 2010 Freiraumfigur Die Freiraumfigur mit den Eingangsplätzen, den Gassenräumen und dem zentralen Platz ist das verbin­ dende Element der Gebäude. In diesem öffentlichen Raum bewegen und orientieren sich die Bewohner. Die Wegführung von Eingangsplatz - Gassenraum - zentraler Platz - Gassenraum - Eingangsplatz ergibt durch die verschobenen, unterschiedlich hohen Gebäude spannungsvolle Raumabfolgen mit wechseln­ dem Vorder- und Hintergrund. Dabei spielt das Nebeneinander von Neu- und Altbauten in ihrer Gegen­ sätzlichkeit eine bereichernde Rolle. Platz- und Gassenräume sind als solche erkennbar, haben aber fliessende Übergänge. Der Hartbelag des Freiraums ist ein durchgehender Stadtboden, der von Gebäu­ defassade zu Gebäudefassade reicht. Eingangsplätze Die Eingangsplätze an der Zürcherstrasse, Jägerstrasse und Zur Kesselschmiede sind in der bestehen­ den Bebauung schon angelegt, werden räumlich präzisiert und mit grossen Baumkörpern ausgestattet. Sie haben unterschiedliche Atmosphären, geben den Blick in die Tiefe des Areals frei und bilden überge­ ordnete Adressen. Zentraler Platz Der zentrale Platz ist durch seine Lage und Grösse der Hauptplatz des Areals. Zudem wird er durch die ihn begrenzenden Hochhäuser im Quartier, wie in der Stadtsilhouette, markiert. Er wird entlang der Gebäude befahren, dient in der Mitte unter den Baumgruppen als Aufenthaltsfläche und wird von den Fussgängern in jeder Richtung durchschritten. Der Platz als wichtigster Aussenraum weist ein hohe stadträumliche Qualität auf, wird als erstes gebaut und soll entsprechend auch eine positive Ausstrahlung auf die Entwicklung der umliegenden Baufelder und ihre Erdgeschossnutzungen haben. Gassenräume Die Gassenräume sind die linearen Bindeglieder zwischen dem zentralem Platz und den kleineren Eingangsplätzen. Sie dienen hauptsächlich der Zirkulation und sind teilweise mit länglichen Vegetationsstreifen ergänzt, die dem Aufenthalt dienen und den Strassenräumen mehr Lebensqualität verleihen. Hofräume Die Hofräume in den Baufeldern 2 und 3 sind intime, ruhige Aussenräume, die mit einer starken Vegeta­ tion ausgestattet sind und den Nutzungen des jeweiligen Baufeldes Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten anbieten. SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 13 1C Hochhäuser Ein markantes Hochhaus auf Baufeld 4 von rund 100m steht am zentralen Platz und bildet als Orientie­ rungspunkt das Zentrum des SULZERAREAL. Es symbolisiert den Wandel des geschlossenen Industrie­ areals in ein offenes Dienstleistungs- und Wohnquartier und prägt zusammen mit den anderen Hochhäu­ sern die Stadtsilhouette von Winterthur. Als ausgeprägtes vertikales Element bildet es den Gegenpart zum mächtigen, horizontalen Gebäudekomplex der Halle 52/53 und markiert den Übergang vom west­ lichen zum östlichen Arealteil des SULZERAREAL. Die beiden anderen, höheren Gebäude des Baufeldes 1 bewegen sich in der Massstabsebene des Quar­ tiers. Das höhere Gebäude mit bis zu 50m Höhe definiert zusammen mit dem Hochhaus des Baufeldes 4 den zentralen Platz, das andere mit bis zu 35m Höhe ist als Gebäude im Hintergrund zur Ecke Zürcher­ strasse und Jägerstrasse hin orientiert.Der zentrale Platz gibt den beiden Hochhäusern den notwendigen und angemessenen Freiraum und wird dadurch in seiner Bedeutung aufgewertet. Im Baufeld 1 tangieren die 2-Stunden-Schattendiagramme der beiden Hochhäuser keine Nachbarge­ bäude mit Wohnnutzungen. Im Baufeld 4 begrenzt der 2-Stunden-Schatten des Vergleichsprojektes das Schattendiagramm des höheren Hochhauses und bestimmt damit dessen Position. Aus ökonomischen Gründen betragen die Grundflächen der Hochhäuser am zentralen Platz bis zu 1000m2 (Baufeld 1 und 4), an der Ecke zur Zürcherstrasse und Jägerstrasse bis zu 550m2 (Baufeld 1). Die Hochhäuser beinhalten je nach Nutzungskonzept und Bedarf Wohn-, Büro- und/oder Hotelnutzung. Sie tragen in den Baufeldern 1 und 4 die Sanierungen der zu erhaltenden Hallen wirtschaftlich mit. Um im öffentlichen Interesse eine hochstehende städtebauliche und architektonische Qualität zu gewähr­ leisten, wird es für die Hochhäuser Wettbewerbsverfahren geben. 18 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 19 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 23 Baufeld 1 Ein grossmassstäbliches, winkelförmiges Gebäudevolumen bindet einen ca. 25m tiefen Teil der beste­ henden Halle 1007 zu einem Gesamtkomplex zusammen. Zwei hohe Häuser mit max. 35m und 50m Höhe formuliern die nördlichen und östlichen Abschlüsse des Gebäudekomplexes. Sie wirken in ihrer Zeichensetzung auf das nähere Umfeld - den zentralen Platz und die Ecke Zürcherstrasse und Jäger­ strasse - ohne aber eine Dimension in der Stadtsilhouette aufzuweisen. Ein überhohes Erdgeschoss mit möglichen Galerieeinbauten bindet Neubau und alte Halle zu einer vielfältig nutzbaren Fläche mit innerer Durchwegung zusammen. Die Nahtstelle zwischen Alt- und Neubau soll als Erschliessungsraum mit der ursprünglichen Hallenkonstruktion bestehen bleiben und sorgfältig gestaltet werden. Die Kombination von Dienstleistungsflächen, Schulungsräumen und Ateliers im Erdgeschoss von Alt- und Neubauten und Wohnnutzungen in unterschiedlichen Standards in den Obergeschossen des Neubaus ergeben eine gute Nutzungsmischung. Der höhere Bau an der Ecke Zürcherstrasse und Jägerstrasse kann neben Wohn- auch Büronutzungen im Zusammenhang mit einer speziellen Hallennutzung enthal­ ten. SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN N OVEMBER 2010 27 28 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 Baufeld 2 Ein fünf- bis siebengeschossig abgestuftes Neubauvolumen schliesst an den Gebäudeteil 1014 entlang der Zürcherstrasse mit denkmalgeschützte Fassade und Portikus an und bindet über eine durchge­ henden Geschossigkeit Alt- und Neubau zu einem Gesamtkomplex zusammen. Die Fassade des Neu­ bauvolumens orientiert sich in Tektonik, Form und Materialität an der bestehenden Fassade. Ein begrünter Innenhof bildet den Gegenpol zur urbanen Strassenseite des Gebäudes und ermöglicht durch seine Lage parallel zur Halle 1013 eine Vernetzung von Baufeld 2 und 4a und dadurch eine er­ höhte Nutzungsflexibilität für beide Baufelder. Das Baufeld 2 mit direkter Lage an der Zürcherstrasse ist prädestiniert für eine Büronutzung. Die promi­ nente bestehende Eckfassade eignet sich gut als Adresse für Dienstleistungsbetriebe und Verwaltungen, die von der geplanten Nutzungsvielfalt im Baufeld 4 mit Hotel, Kongressräumen und Restaurant profi­ tieren könnten. Das Erdgeschoss soll überhoch sein und halböffentlichen Nutzungen, wie Auditorien, Seminarräume, Cafeteria, Besprechungszimmer enthalten. Der Hof ist für den Unterhalt erdgeschossig von aussen her zugänglich. SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN N OVEMBER 2010 29 Baufeld 3 Die sechsgeschossige Hofrandbebauung mit einer Höhe von 20m soll von der Wohntypologie dem preis­ günstigen Wohnen für Familien mit Kindern dienen, die zentrumsnah in einem urbanen Umfeld leben möchten. Der Innenhof mit seiner üppigen Vegetation schafft eine qualitätsvolle Wohnatmosphäre mit Spiel- und Erholungsfläche für die Bewohner. Zum zentralen Platz kann der Wohnblock bis zu 25m erhöht werden. Er soll urban wirken und die reprä­ sentative Fassade zum zentralen Platz eine hohe, architektonische Qualität aufweisen. Die öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss sind zum Platz hin konzentriert. Entlang den Strassenräumen sind halb­ öffentliche Nutzungen, zum Baufeld 5 hin Wohnungen angeordnet. Im Erdgeschoss haben Gewerbe, Gastronomie, Kindergarten, Krippen, Gemeinschaftsräume und Ateliers überhohe Räume zur Verfügung. Die Wohnungen im Erdgeschoss liegen im Hochparterre. Der Hofraum ist von aussen über hohe Durch­ gänge einsehbar. Eine neue Heizzentrale kann - wenn benötigt - in der südwestlichen Ecke der Hofrand­ bebauung unterirdisch angeordnet und von der Strasse her angeliefert werden. 30 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN N OVEMBER 2010 Baufeld 4 Das Baufeld 4 nimmt mit seiner zentralen Position auf verschiedenen, städtebaulichen Ebenen eine Schlüsselrolle ein. Es liegt am Übergang vom zentralen Platz „Sulzer Werk 1“ zum Eingangsplatz „Zur Kesselschmiede“ und gegenüber der Markthalle 1012 mit der öffentlichen Fussgängerverbindung von der Zürcherstrasse her. Zudem liegt es am Wechsel beider Bebauungsgeometrien des SULZERAREAL und in direkter Nachbarschaft zur denkmalgeschützten Halle 52/53. Ein Hochhaus von rund 100m Höhe mit hoher städtebaulicher und architektonischer Qualität soll dieser Schlüsselposition gerecht werden und gleichzeitig den Wandel des SULZERAREAL von einem ge­ schlossenen Industrieareal in ein modernes Dienstleistungs- und Wohnquartier nach aussen in die Stadt tragen. Das neue Hochhaus wird zusammen mit dem bestehenden Swisscom- und Sulzer-Hochhaus, mit ihren Gebäudehöhen von 90 bis 100m die Stadtsilhouette der Stadt Winterthur mitbestimmen. Zugleich wird es als vertikales Element den Gegenpart zum mächtigen Gebäudekomplex mit der Halle 52/53 und dem geplanten Neubau bilden. Dem Baufeld 4b ist das Hochhaus mit dem Sockelbau zugeordnet. Die Position des Hochhauses wird unter anderem durch den 2-Stunden-Schatten bestimmt, der innerhalb des Schattens des Vergleichspro­ jektes gemäss Bauordnung liegen muss. Das Hochhaus liegt am Platz und nutzt diesen als Vor- und An­ kunftsraum. Der Sockel weitet sich nord- und ostseitig aus und leitet mit 20m Höhe stadträumlich über zu den benachbarten Hallen. Er gewährleistet im Erdgeschoss die aussenräumliche Verbindung zwischen der Drehscheibe und der denkmalgeschützten Halle 1013. Auf die alten Industriegleise soll in innovativer Art verwiesen werden. Das Hochhaus soll gemischt genutzt werden und publikumsintensive Nutzungen im Erdgeschoss haben. Nutzungsvariante A: Hotelnutzung im unteren Teil des Turms mit Kongressnutzung/Restaurant im Erdgeschoss und ‚serviced apartments’ im Sockelbau, Wohnen in gehobenem Standard im oberen Teil des Turms, getrennte Ein­ gangssituationen für Hotel, Kongress und Wohnen Nutzungsvariante B: Büronutzung im gesamten Sockel, Restaurant/Läden im Erdgeschoss, Wohnen in gehobenem Standard im Turm, getrennte Eingangssituationen für Büro und Wohnen. Die bestehende Heizzentrale fällt entweder durch die Neukonzeption der Fernwärmeversorgung weg oder wird im Baufeld 3 an der südwestlichen Ecke neu unterirdisch gebaut. Dem Baufeld 4a sind die bestehenden Industriehallen 1012 und 1013 zugeordnet. Die Halle 1012 soll zu einer Markthalle mit Lä­ den und Gastronomie umgenutzt werden. Der Hallenteil angrenzend zur Halle 1013 dient als öffentlicher Verbindungsraum von der Zürcherstrasse zum zentralen Platz und zum Baufeld 4b. Er dient zudem als Erschliessungsfläche für die Läden, als Foyer für die Eventhalle, hat möglichst lange Öffnungszeiten, SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN N OVEMBER 2010 31 vermittelt den unveränderten Raumeindruck der alten Industriehalle und ist ungeheizt. Die denkmalgeschützte Halle 1013 soll als Eventfläche für Theater, Konzerte, Kino, Kongresse, Ver­ sammlungen, etc. genutzt werden. Dabei soll die mehrheitliche Grundfläche des Hallenraumes erlebbar bleiben. Im Nutzungskonzept des Baufelds 4 wird die maximale Synergie zwischen den Büro-, Wohn-, Hotelflä­ chen im Neubau und den Laden-, Gastronomie- und Eventflächen in den alten Hallen gesucht. 32 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 Baufeld 5 Am südwestlichen Rand des Gesamtareals sind vielfältige Wohnformen auf unterschiedlich grossen Parzellen möglich; schmale, viergeschossige Reihenhäuser, aufeinandergesetzte Maisonetteeinheiten, Stadthäuser mit gestapelten Etagenwohnungen, optional ergänzt mit Büros und Ateliers im Sockelbe­ reich. Wohnnutzung im Erdgeschoss ist im Hochparterre angeordnet, was auch eine mögliche Belichtung des Untergeschosses zulässt. Durch die Entwicklung von mindestens 10 unabhängigen Parzellen, soll die Idee eines möglichst vielfältigen architektonischen Ausdrucks auf diesem Baufeld gestärkt werden. Die Gebäudehöhe wird einheitlich auf 4 Geschosse festgelegt. Jede Parzelle hat zur Jägerstrasse eine vorgelagerte private Grünzone und eine für die Bewohner nutzbare Dachterrasse. Die jeweiligen Stell­ plätze sind in den grossen Tiefgaragen der Baufelder 1 und 3 untergebracht. Dieses Baufeld bildet durch diese spezielle Wohntypologie den Übergang zu den gegenüberliegenden Arbeiterhäusern entlang der Jägerstrasse. Das denkmalgeschützte Gebäude Ecke Zürcherstrasse und Jägerstrasse enthält Gewerbe, Ateliers oder Büros. SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN N OVEMBER 2010 33 Baufeld 6 Das prominente, denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude als Zeuge der Winterthurer Industriegeschich­ te wird als Bürogebäude genutzt. Baufeld 7 Auf dem Baufeld 7 steht das Geschäftshaus „Drehscheibe“, das Flächen für kleinere bis mittlere Dienst­ leistungsbetriebe und Schulungsräume bietet. Baufeld 8 Auf Baufeld 8 stehen die Gebäude „Technopark 1+2“ mit Dienstleistungs- und Gewerbenutzungen für innovative Kleinunternehmen. 34 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN N OVEMBER 2010 Leitgedanken Die städtebauliche Struktur stellt ein Konglomerat aus historischen Hallen und Werkstätten, sowie Neu­ bauten unterschiedlicher Nutzungen dar. In diesen hochbaulichen Strukturen entsteht ein System aus Freiräumen unterschiedlicher Typologien, welches sowohl den Anforderungen der künftigen Bewohner und Nutzer gerecht werden, als auch die gesamte Erschliessung gewährleisten muss. Die von industriel­ ler Nutzung gekennzeichnete Vergangenheit, aber auch der Wandel hin zu einem lebendigen Stadtquar­ tier mit Schwerpunkt Wohnen sind die Grundlage gestalterischer Aussagen hinsichtlich des Freiraums. Die Ausbildung und Vernetzung der differenzierten Freiraumstrukturen soll eine hohe ästhetische Qualität in Bezug auf ihre Nutzbarkeit und Erholungsfunktion für den Menschen aufweisen. Die Freiraumtypolo­ gien werden je nach Verortung und Nutzung unterschiedlich ausformuliert, die einzelnen Grundelemente und -prinzipien bleiben jedoch die gleichen. Mit der Gestaltung von robusten, urbanen Freiräumen wird an das Freiraumkonzept des SULZERAREAL Stadtmitte angeknüpft. Grundlage dieses Freiraumkonzepts SULZERAREAL Stadtmitte ist zum einen die Beibehaltung der Lesbarkeit der Geschichte des Ortes und gleichzeitig die Weiterentwicklung und Umge­ staltung der Freiräume vor dem Hintergrund der geänderten Nutzungen. Auf Basis dieses Freiraumkon­ zepts wurden bereits verschiedenen Plätze und Hofräume umgestaltet bzw. neu geschaffen. Das Prinzip der Betonung der Eingangssituationen in das Areal wird auch im Aussenraum des SULZERAREAL Werk 1 weitergeführt. Weiterhin wird das Prinzip der Materialisierung, z.B. des asphal­ tierten ‚Stadtbodens‘, aber auch der variierenden Möblierung und Vegetation von den angrenzenden Arealteilen übernommen und weitergeführt.Vor dem Hintergrund, dass in diesem Arealteil im Vergleich zum übrigen Areal ein deutlich höherer Anteil an Wohnnutzung vorgesehen ist, wird ein stärkerer Schwerpunkt auf grüngeprägte Freiräume gelegt. Die Nutzung der Freiräume ist vielseitig und aufgrund der projektierten Nutzung der Bebauung von hoher Flexibilität geprägt. Sie dienen dem Aufenthalt, der Erholung, der Aneignung durch verschiedene Nutzergruppen, der Erschliessung, der Identifikation mit dem Gebiet, aber auch der städtebaulichen Strukturierung. Geschaffen wird eine Abfolge von Räumen verschiedener Ausrichtung und Grösse, die unterschiedliche Durchblicke und funktionale Verknüpfungen bieten. Die arealprägenden Schienensträn­ ge mit der Drehscheibe (Zufahrt Halle 1013) werden in das Freiraumkonzept integriert und zeigen die ehemalige Nutzung auf. Bei einer etappenweisen baulichen Entwicklung ist sicherzustellen, dass die konzeptionelle Stringenz und die gestalterische Qualität als umfassender zusammenhängender Freiraum von durchgehend hoher Qualität gewahrt bleibt. Eine Gestaltung des Freiraums von Fassade zu Fassade ist daher unumgäng­ lich. Freiraumtypologien Die städtebauliche Struktur lässt eine Freiraumfigur aus unterschiedlichen Freiraumtypologien entstehen. In diesem öffentlich genutzten Raum bewegen und orientieren sich die Bewohner. Grundlage des Freiraumsystems ist der arealübergreifende, industriell geprägte Stadtboden, in welchen die einzelnen Freiraumtypologien präzise und unter Berücksichtigung der erforderlichen Erschliessungs- und Rettungswege eingesetzt sind. 36 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 geschwungene Gestaltung der Hecke die Bildung von Räumen verstärkt werden. Die Gartenbänder können in dichter Folge verschiedene Gestaltungen und Nutzungen, wie z.B. Kinderspiel, Sitzplätze, Trinkbrunnen, Gärten, Rasenflächen, Wege, aber auch Flächen für Ausstellungen oder Gastronomie aufnehmen. Es werden bewusst keine privaten Vorzonen geschaffen, sondern gemeinschaftliche, von den Gebäuden abgesetzte Nutzungen ermöglicht. Die Gartenbänder sind mit lockeren Baumgruppen aus offenkronigen Baumarten überstellt, welche lichten Schatten in der Gasse erzeugen und einen Filter zwischen den oberen Geschossen der Bebauung bieten. Hofräume Die Hofräume der Baufelder 2, 3 und 4b sind introvertierte Aussenräume, die unabhängig von den Gestaltungselementen und -themen der öffentlichen Bereiche mit engem Bezug zur jeweiligen Bebauung und Nutzung gestaltet werden. Die Aussagen zu den Hofräumen beschränken sich auf Aussagen zur Nutzung, es werden keine gestalterischen Aussagen formuliert. Diese Freiräume werden im Rahmen der weiteren Projektierung oder im Rahmen von Wettbewerbsverfahren - sofern solche durchgeführt werden - zu den einzelnen Baufeldern als Teil der Aufgabe weiterentwickelt. Der Innenhof des Wohnblocks Baufeld 3 soll Aufenthalts- und Spielflächen für eine hausgemeinschaftliche Nutzung bieten, besitzt jedoch keine Privatgärten. Solitärbäume und kleine Baumgruppen bieten Schatten und verbessern das Kleinklima. Öffnungen zwischen den umgebenden Areal-Freiräumen und dem Innenhof sind wünschenswert. Die Innenhöfe der Bürogebäude Baufeld 2 und des Hochhauses Baufeld 4b sind auf eine extensive Nutzung ausgerichtet. Privatgärten Die Gärten der Stadthäuser an der Jägerstrasse sind für die private Nutzung vorgesehen. Abgesehen von einer umlaufenden Rahmung durch eine einheitliche Hecke sind diese in ihrer Ausgestaltung an keine Vorgaben gebunden. Erläuterungen zum Freiraumkonzept Vegetation Verwendung finden Gehölze, die im Kontext der Stadt und den umgebenden Garten- und Parksituationen angemessen und für den jeweiligen Standort (klimatische Bedingungen, Bodenverhältnisse, etc.) geeig­ net sind. Die Baumarten sollen von Platz zu Platz wechseln. Jede Art darf nur einmal im Arealteil Werk 1 verwendet werden (d.h. wenn auf einem Eingangsplatz Hainbuchen verwendet werden, sollen diese nicht nochmals an anderer Stelle verwendet werden). Gehölze 40 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR Die Vegetation wird anhand der gewünschten Stimmung am Ort gewählt. Unterschiedliche Dichten von Gehölzen, ein abgestimmtes Spiel von Blüten-, Blatt- und Herbstfärbungen, der Wirkung von Licht und Schatten ruft wechselnde Stimmungen im Verlauf der Jahreszeiten hervor und stärkt den Charakter der einzelnen, unterschiedlich gestalteten Freiräume. STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 Je Gartenband sollen maximal 3 Arhten verwendet werden. Auf dem zenthralen Platz ist die Verwendung sowohl einer Gattung, als auch verschiedener Gattungen denkbar. Alle rahmenden Hecken (Gartenbän­ der, Privatgärten) sind aus Fagus sylvatica herzustellen. Für die Privatgärten an der Jägerstrasse werden abgesehen von der rahmenden Hecke keine Vorgaben für die Bepflanzung gemacht. Unterbaute Freiräume Ein Teil des SULZERAREAL wird für die Parkierung unterkellert. Mit örtlichen Substraterhöhungen von mind. 1.00-1.50m (in Abhängigkeit der konkreten Gestaltung und der Baumart) soll die Pflanzung von grösseren Bäumen auch in unterkellerten Bereichen ermöglicht werden. Materialisierung Grundmaterial der Bodenbeläge des Areals ist ein einfacher Schwarzasphalt in den entsprechend der Nutzung erforderlichen Belastungsklassen. Der zentrale Platz und die Eingangsplätze sowie Teilflächen der Gartenbänder erhalten einen Kiesbelag (Chaussierung). DieseR darf sich von Platz zu Platz unter­ scheiden, ist aber innerhalb eines Elements einheitlich zu halten. Wasser Das Thema Wasser findet sich bereits im bestehenden Arealteil Stadtmitte an verschiedenen Orten und in unterschiedlicher Form. Während das Wasser auf dem Katharina-Sulzer Platz in gefassten Becken dauerhaft sichtbar ist, wird das Regenwasser im vordersten Arealteil (Bereich 1) durch leichte Senken in Form von Pfützen temporär inszeniert. Brunnen Im Areal Werk 1 soll das Wasser aufgrund des hohen Grades an Wohnnutzung und damit verbundenem langem Aufenthalt im Freiraum in Form von Trinkbrunnen auftauchen. Trinkbrunnen werden sowohl auf den Eingangsplätzen, dem zentralen Platz und in den Gartenbändern angeordnet. Die Brunnen dieses Areals entstammen gestalterisch einer thematischen Serie (z.B. Material, Formen­ sprache), unterscheiden sich jedoch untereinander. Regenwasser Eine Versickerung auf dem Areal ist aufgrund von Altlasten nicht zulässig, die Flächen sind daher weit­ gehend versiegelt zu halten oder mit unterirdischer Wasserfassung zu versehen. Für die Meteorwas­ ser-Retention sind unterirdische Volumen vorzusehen. Das gesammelte Meteorwasser kann als Ge­ staltungsmodul in Form von Wasser-Phänomenen (Brunnen, Quelltopf, temporäre Wasserfläche, etc.) eingebunden werden. Dachgestaltung Flachdächer oder flach geneigte Steildächer sollen extensiv begrünt werden. Die extensive Dachbe­ grünung schafft Speichervolumen für Regenwasser und Lebensräume für Flora und Fauna. Die Dach­ begrünung soll durch leicht variierende Schichtaufbauten Standorte für unterschiedliche Pflanzen und Pflanzengesellschaften schaffen. Die Artenzusammensetzung können Vegetationsgesellschaften be­ nachbarter Lebensräume aufweisen. Dabei können Rote- und Grüne-Liste-Arten gezielt berücksichtigt werden. SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 41 Erschliessung und Verkehrslenkung Langsamverkehr Fuss- und Veloverkehr Das gesamte SULZERAREAL ist für den Fuss- und Veloverkehr grundsätzlich frei zugänglich und ent­ sprechend durchlässig zu gestalten. Velostellplätze sind grundsätzlich im Gebäude anzuordnen. Ein Teil der Besucherstellplätze kann vereinzelt im Freiraum angeordnet werden. Feuerwehr Die Feuerwehrzufahrten erfolgen über die beiden Arealzufahrten an der Jägerstrasse, sowie je eine Zu­ fahrt an der Zürcherstrasse und an der Strasse Zur Kesselschmiede. Die Freiraumgestaltung ermöglicht ungehinderte Zufahrten zu den Aufstellflächen bei den Gebäuden. Signaletik Die Benennung von Strassen und Plätzen soll nach einem einfachen System erfolgen. Der grosse Platz im Inneren, der Platz vor der Eventhalle, sowie der Platz an der Drehscheibe sollen einen Namen bekommen. Für die weiteren Gassen wird eine Adressierung der Strassen in Nord-Süd- bzw. Ost-WestRichtung für sinnvoll erachtet. Die Benennung und genaue Adressierung der Strassen und Plätze erfolgt durch die Stadt Winterthur. Ausstattung Beleuchtung 42 Auf Markierungen von Fahrgassen soll weitgehend verzichtet werden. Die Anordnung der Freiraumele­ mente gibt die Fahrgassen vor. Sofern im Zuge des Betriebs festgestellt wird, dass die vorgegebenen Zufahrten und Fahrweg nicht eingehalten werden, kann eine Verkehrslenkung durch zusätzliche Mass­ nahmen wie den Einsatz von robusten Pollern vorgesehen werden. Die Beleuchtung auf dem Areal ist entsprechend der Tradition des SULZERAREAL mit Auslegerleuchten von den Fassaden vorgesehen. Diese werden auf einer einheitlichen Höhe zwischen 6 und 8m ange­ bracht und stellen die Grundausleuchtung des Areals dar. Im Bereich der Plätze und Gartenbänder wird eine zweite Ebene der Beleuchtung auf Höhe der Baumkronen eingeführt, welche eine angemessene Beleuchtung der stärker mit Bäumen bepflanzten Zonen ermöglicht. Eine Berücksichtigung des Konzeptes ‘Stadtlicht Winterthur‘ soll mindestens in den Anschlussbereichen des SULZERAREAL erfolgen. Möblierung Die Möblierung schafft im Zusammenspiel mit der Vegetation Aufenthaltsorte ganz unterschiedlichen Charakters. Vorgesehen sind sowohl fixe Bänke, welche an klar zu definierenden, attraktiven Orten ein­ gesetzt werden, als auch eine freie Bestuhlung, welche den Nutzern eine vielseitig Nutzung der Flächen individuell oder in Gruppen ermöglicht. Gestaltungsrichtlinien Zur Grundeigentümer verbindlichen Regelung der Ausstattung und Nutzung des Freiraums wird eine Gestaltungsrichtlinie erarbeitet. SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 Durchmischung Die künftige Nutzungsverteilung auf dem Areal soll sich unter Berücksichtigung der Vorgaben im Gestal­ tungsplan entsprechend den Bedürfnissen auf dem Markt entwickeln können. Es wird auf dem Areal eine Mischung der verschiedenen Nutzungen mit hohem Wohnanteil, sowie Dienstleistungs- und Gewerbebe­ trieben angestrebt. Stark verkehrserzeugende Nutzungen sind ausgeschlossen. Für jeden Baubereich ist aufgrund seines Umfeldes und seines Altbaubestandes ein eigenes Nutzungskonzept vorgesehen. Für soziale Nutzungen wie Kinderkrippe, Kindergarten und Horte sind bei Bedarf erdgeschossige Flä­ chen im Baubereich 3 zum zentralen Platz hin vorgesehen. Aufgrund des hohen Wohnanteils wird eine angemessende Ausnutzung zu Gunsten einer hohen städtebaulichen Qualität und einer hohen Wohnund Freiraumqualität angestrebt. Publikumsorientierte Nutzungen Zur Belebung des Areals sind im zentralen Bereich in den Erdgeschossen weitgehend Nutzungen mit öffentlichem Charakter vorgesehen. Dies gilt insbesondere für die Erdgeschosse der Baufelder 1, 4 und dem Erdgeschossteil des Baufelds 3 zum Platz hin, sowie die bestehenden Hallenbauten. Wohnnutzung in den Erdgeschossen dieser Baufelder und Baufeldbereichen sind ausgeschlossen. Nach Möglichkeit sollen auch andere Erdgeschosse öffentlich und publikumsnah genutzt werden. Wo Erdgeschosswoh­ nungen unmittelbar an öffentlichen Aussenräumen realisiert werden, nimmt deren Typologie Rücksicht auf die besondere Lage durch eine Anordnung im Hochparterre oder zweigeschossiges Atelierwohnen mit der Wohnnutzung im oberen Geschoss. Folgende fördernde Massnahmen sind umzusetzten: Die publikumsorientierten Nutzungen sind örtlich zu konzentrieren. Schwerpunkte sind die Baufelder 1 und 4 mit den angeschlossenen Hallenbauten 1007, 1012 und 1013. Synergien zwischen Alt- und Neubauten sind ausrücklich erwünscht und zu fördern. • In den Erdgeschossen mit publikumsorientierter oder Büro- und Gewerbenutzung sind Geschosse mit Überhöhe zu realisieren. • Der vorgelagerte Freiraum ist so auszugestalten, dass der Betrieb von publikumsorientierten Nutzungen attraktiv ist. Es wird für das ganze Areal ein hoher Wohnanteil mit einem vielfältigen Wohnungsmix in unterschied­ lichen Wohnformen angestrebt. Das geht von genossenschaftlichen Wohnformen im Hofgebäude des Baufelds 3, über zu Wohnungen von mittlerem und hohem Standard (Miete/Eigentum) in den Gebäuden mit den Hochhäusern der Baufelder 1 und 4, bis zum Wohneigentum in individueller Grösse auf dem Baufeld 5. Wohnnutzungen SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR • STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN N OVEMBER 2010 45 Motorisierter Individualverkehr Minimale, aber ausreichende Erschliessung mit kurzen Wegen ist die Maxime der internen Verkehrser­ schliessung auf dem Areal. Sie erfolgt über den Strassenbügel Pionierstrasse - Zur Kesselschmiede - Jägerstrasse mit den Arealanschlüssen über die Zufahrt Jägerstrasse Nord, der Zufahrt Jägerstrasse Süd und der Zufahrt von der Strasse Zur Kesselschmiede entlang der bestehenden Drehscheibe. Die Freiräume innerhalb des Areals sind möglichst verkehrsarm zu halten. Die Zufahrten zu den Tiefgaragen sind innerhalb der Gebäude anzuordnen. Fuss- und Radwege Das gesamte Areal ist für den Fuss- und Radverkehr grundsätzlich frei zugänglich und entsprechend durchlässig zu gestalten. Mit der vielfältigen Freiraumstruktur von differenzierten Plätzen, Wohn- und Bürohöfen und Passagen durch den Altbestand wird ein urbanes Stadtgeflecht mit einem hohen Grad an Aufenthaltsqualität angeboten. Durch die im Bebauungskonzept vorgegebene hohe Durchlässigkeit auf Erdgeschossniveau entsteht ein dichtes Netz von Fusswegverbindungen auf dem Areal. Über die Rad­ wege an der Tössfeldstrasse - Zur Kesselschmiede und die Wylandbrücke ist das SULZERAREAL Werk 1 optimal an das Radwegnetz der Stadt Winterthur angeschlossen. Konzept Parkierung Der Personenwagenverkehr wird möglichst direkt in die unterirdischen Pakierungsanlagen geführt, so dass das Arealinnere autofrei bleibt. Die Baufelder 1 bis 4 verfügen jeweils über eine eigene unterir­ dische Parkierungsanlage mit Einfahrt, die direkt über die Erschliessungsstrassen erreicht werden kann. Dadurch ist die etappenweise Entwicklung der Baufelder gewährleistet. Um entsprechend dem Konzept der Stadthäuser auf dem Baufeld 5 eine hohe Flexibilität zu erreichen, werden diese Abstellplätze in den Baufeldern 1 und 3 erstellt. Anlieferungsfelder und vereinzelte Besucherparkplätze (Behindertenparkplät­ ze) werden lenkungswirksam oberirdisch angeordnet. Die Veloabstellplätze der Bewohner und Beschäf­ tigten sind innerhalb der Gebäude untergebracht. SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 47 5 Materialität / Architektur / Nachhaltigkeit Die Materialiserung der Neubauten setzt die Tradition der industriellen Nutzbauten über die Gestaltung, Konstruktion und Fassadenausbildung und die städtebauliche Absicht der räumlichen Verwebung der Arealteile von Neu- und Altbauten fort. Die Architekturen besitzen einen eigenständigen und pragmatischen Charakter, der durch grosse, gut proportionierte Volumen, einer ausgeprägten Tektonik der Gebäudehüllen, verschiedenen Rastern, Füllungen und der Verwendung von mineralischen Baustoffen, wie Beton, Backstein, Putz und Keramik geprägt ist. Die Gebäude können in Volumen, in der Ausformulierung und in der Materialität sehr verschieden sein, sie atmen aber den gleichen Geist des Ortes und ordnen sich in das städtebauliche Konzept ein. Die Anordnung und Abmessungen der Bauten haben ein hohes Potenzial für eine ökologisch nachhaltige Umsetzung. Den Aspekten der Nachhaltigkeit sind in der weiteren Planung hohe Aufmerksamkeit zu schenken. Dies betrifft die Architektur, insbesondere die Gebäudehüllen, die Verwendung von Baumaterialien, die Wahl ressourcenschonender Energiesysteme, den sorgfältigen Umgang mit historischer Bausubstanz, wie auch eine wirtschaftliche Kozeption, die dem Areal eine langfrisitge Prosperität sichert. Es gilt die Ziele einer nachhaltigen Gesellschaft anzustreben Materialkontext / Arealansichten 48 SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 Genehmigung Beurteilungsgremium Testplanung Experten Das vorliegende städtebauliche Leitbild zum SULZERAREAL WERK 1 wurde von den Mitgliedern des Beurteilungsgremiums der Testplanung und den Experten genehmigt. Elisabeth Boesch Peter Baki Boris Brunner Reto Bieli Patrick Gmür Roger Eifler Michael Hauser Stefan Gasser Matthias Krebs Raffael Noesberger Walter Muhmenthaler Beat Odinga Martin Schmidli Fridolin Störi Ernst Wohlwend Stefan Treudler Winterthur, den 12. November 2010 Mark Würth SULZERAREAL WERK 1, WINTERTHUR STÄDTEBAULICHES LEITBILD GIGON/GUYER ARCHITEKTEN / VOGT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN / RHOMBUS IMMOBILIEN NOVEMBER 2010 69