Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Orchester der Medizinischen Fakultät Konzert (Semesterabschlußkonzert) Mittwoch, 16.7.2014, 19.30 Uhr Aula der Universität Löwengebäude Orchester der Medizinischen Fakultät Leitung: Volker Thäle Christoph Willibald Gluck (1714 – 1787) Ouvertüre zur Oper “Iphigenie in Aulis” Carl Philipp Emanuel Bach (1714 – 1788) Sinfonie F-Dur Wq 181 1. Allegro 2. Andante 3. Allegro assai ________________________________________________________________ Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Sinfonie Nr. 36 C-Dur KV 425 (“Linzer”) 1. 2. 3. 4. Adagio – Allegro spiritoso Poco Adagio Menuetto Presto Mit der Programmfolge des Abschlußkonzertes vom Sommersemester 2014 gedenkt das Orchester der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg dem 300. Geburtstag zweier deutscher Komponisten, die aufgrund ihres ganz persönlichen Wirkens während des Stilumbruchs Mitte des achtzehnten Jahrhunderts nachhaltig die Musikentwicklung beeinflusst haben: Christoph Willibald Gluck und Carl Philipp Emanuel Bach. Ersterer erregte seinerzeit die Gemüter mit der aus den Ideen der französischen Aufklärung geborenen Opernreform, die die vorherrschende Oper “von allen starren Zwängen der alten Form“ befreien sollte und für Natürlichkeit und Einfachheit plädierte. Carl Philipp Emanuel Bach, zweitältester Sohn Johann Sebastian Bachs, zählte zu den angesehensten Komponisten, Cembalisten und Improvisatoren seiner Zeit, während der Ruhm seines Vaters verblasste. Seine Schrift „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“ von 1752/1762 galt damals als Fundgrube praktischer Musikausübung, die auch in der Gegenwart nichts an Bedeutung verloren hat. Die Uraufführung der dreiaktigen Oper „Iphigenie in Aulis“ von Christoph Willibald Gluck fand im April 1774 in Paris unter geradezu enthusiastischem Beifall statt. Noch heute zählt dieses Werk zu den „Marksteinen“ der Operngeschichte. Richard Wagner, der Glucks bedeutende Opern als Kapellmeister hinreichend kannte, wertete allein die Ouvertüre, die durch ihre schlichte Faktur und Ausdruckstiefe besticht, „als vollendetstes Meisterwerk“, da Gluck hier den programmatischen Zusammenhang zwischen Ouvertüre und Oper „mit fast ersichtlicher Deutlichkeit“ nachzeichnet, ein Umstand, der damals noch nicht gängige Praxis war. Mozart hat den künstlerischen Wert der Ouvertüre als eigenständiges Konzertstück erkannt und entsprechend bearbeitet. Wir hören die Version Wagners, der die Instrumentation Glucks ergänzte. Den musikalischen Verlauf teilt er in vier Hauptmotive: Motiv des Ausrufes aus schmerzlich nagenden Herzensleiden, Motiv der Gewalt, Motiv der Anmut und Motiv des schmerzlichen, qualvollen Mitleids. Von 1740 bis 1767 stand Carl Philipp Emanuel Bach als erster Cembalist im Dienst des preußischen Königs Friedrich II. Das Verhältnis zwischen Kammermusiker und König war von seltener Distanziertheit. Friedrich II. sah in ihm lediglich den notwendigen Accompagnisten seines Flötenspiels, nicht mehr und nicht weniger. Im Gegensatz zu seinem hochverehrten Flötenlehrer Joachim Quantz verkannte der König Bachs weit über die Landesgrenzen hinausgehende Bedeutung, der in Berlin zu weltoffenem Umgang mit damaligen Geistesgrößen und Komponisten fand. Trotz beruflicher Inanspruchnahme war das kompositorische Schaffen Bachs in jenen Jahren immens, insbesondere für Klavier, dennoch wurden andere Gattungen bedacht. So schrieb er hier insgesamt neun Sinfonien. Diese sind durchweg dem norddeutschen bzw. Berliner „Gusto“ entsprechend dreisätzig, in der Besetzung von Streichern und Bläsern differenzierend. In ihrer Faktur sind sie noch dem höfisch-galanten Stil verpflichtet. Die F-Dur-Sinfonie, die letzte der neun sog. „Berliner Sinfonien“, entstand 1762 gegen Ende des siebenjährigen Krieges. Die Thematik des unruhig bewegten Allegros ist von kleingliedriger Motivik der Streicher bestimmt, aus der sich im Laufe zwischenzeitlich ein Wechselspiel in einzelnen Streichergruppen entwickelt. Oboen und Hörner haben klangverstärkende Funktion. Das pastoralartig erklingende Andante gewinnt seine typische Klanggestalt durch die Kombination von Streichern und Flöten. Oboen und Hörner schweigen (die Flöte galt als charakteristisches Instrument des höfisch-galanten Stils). Der Satzschluß bringt durch Einbeziehung zweier Generalpausen als dramaturgischer Aspekt ein Spannungsmoment, in dem die Rückkehr zur Grundtonart offengelassen wird. Attacca folgt ein spritzig-energischer, aber auch tänzerisch bewegter Finalsatz, dessen Mittelteil spielerisch motivische Aufsplitterung erfährt. Im Sommer 1783 konnte Wolfgang Amadeus Mozart seinem Vater in Salzburg endlich seine junge Frau Constanze, im Juni gerade erstmals Mutter geworden, in der Hoffnung vorstellen, von Leopold anerkannt zu werden. Doch dieser verhielt sich ihr gegenüber reserviert. Ende Oktober wurde die Rückreise nach Wien über Linz angetreten, wo man einer Einladung des Grafen Thun-Hohenstein Folge leistete. „Den 4.November werden wir hier im Theater eine Academie geben. Weil ich keine einzige Symphonie bei mir habe, so schreibe ich über Hals und Kopf eine neue, welche bis dahin fertig sein muß.“, heißt es in einem Brief. „In aller Eyl“, in Gestalt von drei Tagen, entstand des viersätzige Werk in der Besetzung von jeweils zwei Oboen, Fagotten, Hörnern, Trompeten sowie Pauken und Streicher. Erstmals wird in dieser Sinfonie, nach dem Entstehungsort „Linzer-Sinfonie“ benannt, dem ersten Satz eine langsame Einleitung vorangestellt, wie sie Joseph Haydn zeitgleich bereits praktizierte. Prägnante Rhythmik über drei Takte eröffnet den insgesamt zwanzigtaktigen Abschnitt, dessen Fortsetzung aus einer chromatischen Ab – und Aufwärtsbewegung gespeist und in der Durchführung bestimmend wird. Der Hauptteil (Allegro spiritoso) birgt insgesamt Assoziationen an den „Alla turca“-Charakter der „Entführung aus dem Serail“. Im Siciliano-Duktus des Adagios findet Mozart zu einer Expressivität, die durch die Gegenüberstellung von schlichter, kantabler Melodik und dramatischen Einwürfen beeindruckt. Das Menuett ergeht sich in volksliedhaftem Gestus. Der munter frische Ton des ersten Satzes wird im Finale nicht nur wieder aufgegriffen, sondern läßt nach einem anfangs dynamischen Wechselspiel dessen vorherrschendes chromatisches Motiv wieder über lebhaft-tänzerischer Faktur zu Wort kommen. Das Orchester der Medizinischen Fakultät (OMF) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wurde im Januar 1996 gegründet. Bestand es zunächst nur aus einem Doppelquartett, zeugt die schnell zunehmende Zahl der Musiker/Innen von der wachsenden Beliebtheit des Klangkörpers. Inzwischen sind mehr als fünfzig Laienmusiker in ihm vereint. Neben Mitarbeitern und Studenten/Innen der Medizinischen Fakultät finden sich Universitätsangehörige und Studenten/Innen anderer Fakultäten zum gemeinsamen Musizieren. Das Orchester arbeitet ohne finanzielle Unterstützung und trägt sich weitgehend selbst. Nur durch das außergewöhnliche Engagement aller Mitglieder ist in Zeiten eines allgemeinen kulturellen Niedergangs die Erfolgsgeschichte des Ensembles zu erklären. Das Orchestermotto „Freude am Musizieren“ wird hier noch wörtlich genommen. Jeglicher kommerzielle Gedanke bleibt unberücksichtigt. Einnahmen aus Konzerten bzw. Spenden werden zu Notenkauf bzw. – leihe, Orchesterausstattung (z.B. Notenpulte) oder zur Finanzierung der Orchesterlager verwendet. Seit einigen Jahren arbeitet das Ensemble eng mit dem halleschen Verein „pro musica e.V.“ zusammen. Im Laufe des Bestehens hat sich das Orchester der Medizinischen Fakultät parallel zu seiner quantitativen Entwicklung auch qualitativ verbessern können. Dem Klangkörper stehen wöchentlich zwei Stunden Probenarbeit zur Verfügung. Das Repertoire des akademischen Ensembles konnte somit von barocken Meistern über Werke der Wiener Klassik bis zur Romantik und klassischen Moderne erweitert werden. Konzertmeister des Orchesters ist Dr.phil.Georg Maas, Professor am Institut für Musik der MartinLuther-Universität. Gründer und Leiter des Orchesters der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg ist Dr.med.Volker Thäle, Leitender Oberarzt an der Universitätsklinik für Geburtshilfe. Wir bedanken uns beim Dekan der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg. Ton – und Videoaufzeichnungen während der Aufführung sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Orchesters der Medizinischen Fakultät statthaft. Impressum: Orchester der Medizinischen Fakultät 2014, jdt Kontakt: [email protected]