11 09 | 2009 I N S TA N D S E T Z U N G Das Potenzial liegt im Bestand I N S TA N D S E T Z U N G E N Von der Strategie zur Umsetzung Nachhaltige Stadt Zürich – auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft Ein Legislaturschwerpunkt des Stadtrats 25 IMPRESSUM Peter Gossweiler (bauphysik meier ag), Urs-Peter Menti, Iwan Plüss (Hochschule Herausgeberin: Luzern, Technik & Architektur, Horw) Stadt Zürich, Altersheim Dorflinde: Hochbaudepartement Peter Siegl, Rena Wangler, Yvonne Fürer, Jörg Selg, Michael Pöll (Amt für Hochbauten), Broschüre: Patrick Fischer (neff/neumann architekten ag), Annette Aumann (Projektleitung), Fritz Schiess (BGS Baurealisation), Yvonne Fürer, Dr. Heinrich Gugerli Christoph Keller (BWS Bauphysik) Fachstelle nachhaltiges Bauen, Glatt I / CCEM Retrofit: Amt für Hochbauten Christina Rutz, Alois Bölsterli, Yvonne Fürer, Mark Ziegler Jörg Selg (Amt für Hochbauten), Immobilien-Bewirtschaftung Claudio Durisch, Jürg Müller (Liegenschaften- Ausschuss Hochbaudepartement LSP 4, Themenfeld 3*: Wiebke Rösler (Vorsitz), Cornelia Mächler, Dr. Heinrich Gugerli (Hochbaudepartement) Roland Stulz (Novatlantis) Projektgruppe LSP 4, Themenfeld 3*: Dr. Heinrich Gugerli (Leitung), Andrea Holenstein, Marc Huber, Virag Kiss, Dr. Annick Lalive d'Epinay, Michael Pöll, verwaltung), Peter Jakob, Caroline Scholtze-Lemmer (Bauart Architekten, Zürich), Marco Ragonesi (Ragonesi Strobel & Partner, Luzern), Mark Zimmermann, René Kobler (CCEM Retrofit) Redaktion: Othmar Humm, Oerlikon Journalisten, Zürich Franz Sprecher, Ralph Wyer, Markus Ziegler Abbildungen: (Hochbaudepartement), Hansruedi Hug, Seite 4 oben: Marc Lendorff, Seite 4 unten Toni W. Püntener (Umwelt- und Gesundheits- und Seite 6: Professur für Nachhaltiges schutz Zürich), Dr. Stephan Lienin Bauen, ETH Zürich / TEP Energy, Zürich, (Sustainserv, Zürich) Seite 8: Engesser/HBA, Seite 10: Theodor Bearbeitung/Begleitung Thema «Instandsetzungen» Gebäudeparkmodell: Dr. Heinrich Gugerli (Projekteitung), Toni W. Püntener (Umweltschutzfachstelle), Bruno Bébié (Energiebeauftragter), Prof. Dr. Holger Wallbaum, Nico Heeren (Professur für Nachhaltiges Bauen, ETH Zürich), Stalder, Seite 12 oben: Marc Lendorff, Seite 12 unten: Gallas, Baugeschichtliches Archiv Zürich, Seite 13: Hochschule Luzern, Technik & Architektur, Seite 14: GfA Gruppe für Architektur, Seite 15: Arge neff/neumann architekten ag/BGS Architekten GmbH, Seite 16 und 17: Architekturbüro Bauart, Seite 18 oben: Hochbaudepartement, mitte: H. Helfenstein, unten: Georg Aerni Dr. Martin Jakob (TEP Energy, Zürich), Gestaltung: Dr. Stefan Rubli (Energie- und Ressourcen- blink design, Zürich Management GmbH, Schlieren), Dr. Martin Lenzlinger (SIA, Zürich) 2000-Watt-Schulbauten: Druck: Kyburz AG, Dielsdorf Annette Aumann (Projektleitung), Urs Baur, Papier: Regula Iseli, Franziska Kaiser, Mark Ziegler, Recystar, 100% Altpapier Christian Tiszberger, Yvonne Fürer, Dr. Heinrich Gugerli, Dr. Daniel Kurz, Beatrice Leuenberger, Ueli Lindt, Franz Sprecher, Ralph Wyer (Hochbaudepartement), Andreas Edelmann (Edelmann Energie) Solarpotenzial: Bezug: Stadt Zürich Amt für Hochbauten Lindenhofstrasse 21 8021 Zürich Yvonne Fürer (Amt für Hochbauten), Download als pdf von Regula Iseli (Amt für Städtebau), www.stadt-zuerich.ch/nachhaltiges-bauen Jürg Müller, Arno Roggo (Liegenschaften- > 2000-Watt-Gesellschaft > Instandsetzungen verwaltung), Andreas Edelmann (Edelmann Energie, Zürich) Kreisgebäude 3: Zürich, November 2009 René Meier, Yvonne Fürer, Mark Kamber (Amt für Hochbauten), Rolf Stäger (Immobilien-Bewirtschaftung), Isabelle Jüngling (Amt für Städtebau), Nik Biedermann (ARGE biedermann/heusi/ b+p baurealisation), 2 * LSP 4: Legislaturschwerpunkt «Nachhaltige Stadt Zürich – auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft» Themenfeld 3: «Nachhaltiges Planen, Bauen, Bewirtschaften» Einleitung «Nachhaltige Stadt Zürich − auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft». Mit diesem Schwerpunkt hat der Zürcher Stadtrat ein herausforderndes Ziel für die Legislatur 2006 bis 2010 gesetzt. In der Stadt Zürich verbrauchen die Gebäude mehr als die Hälfte der Energie. In diesem Sinne kann der Gebäudebestand als die wichtigste «Ressource», welche zur Erreichung der Zielsetzungen der 2000-Watt-Gesellschaft zur Verfügung steht, betrachtet werden. Wie kann diese «Ressource» genutzt werden, während in den nächsten Jahrzehnten die ganze Stadt Schritt um Schritt erneuert wird? Welche Potenziale bietet die Gebäudeerneuerung auf Ebene der Stadt und bei den stadteigenen Bauten? Welche konkreten Beiträge leisten erste geplante und realisierte Objekte bereits heute? In welchen Gebieten sind Innovationen notwendig? Diese Broschüre informiert über Studien und Projekte, welche im Rahmen des Legislaturschwerpunktes zum Thema «Instandsetzungen» durchgeführt wurden: Mit einem Gebäudeparkmodell werden, bezogen auf die Betriebsenergie, die Stellschrauben aufgezeigt, mit denen die Entwicklung zur 2000-Watt-Gesellschaft bei Wohn-, Büro- und Schulbauten beeinflusst werden kann. Auf Portfolioebene wurden für die städtischen Schulbauten die Zielkonflikte zwischen Bewahrung des kulturellen Erbes und Energieeffizienz thematisiert und Lösungsansätze für 2000-Watt-kompatible Szenarien entwickelt. Auch Zürich hat ein grösstenteils ungenutztes Solarenergiepotenzial, das für die städtischen Wohnsiedlungen beispielhaft erfasst wurde. An konkreten Bauprojekten werden die Möglichkeiten neuer Planungswerkzeuge und Technologien aufgezeigt, um den Energiebedarf der Gebäude zu senken und einen ausreichenden sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten. Um Innovationen zu fördern, werden Pilotprojekte mit Forschungspartnern realisiert. Bisherige Erkenntnisse zur Umsetzung in Bauprojekten sind in einer Übersicht zusammengefasst; sie bietet Bauherren und Planenden konkrete Hinweise zur Erneuerung von Bauten. ... umbauen − erneuern − sanieren − anbauen − aufstocken − abbrechen − ersetzen − weiterbauen − erhalten − wiederherstellen − einpacken − rekonstruieren − instandhalten ... 3 1 2 Energiebezugsfläche Wohnen, Büro und Schulen Heizwärmebedarf Wohnbauten (Effizienzszenario) MJ/m2 Mio m2 500 40 450 EFH Bestand 35 400 30 350 EFH Neubau 25 300 Schulen 250 20 Büros Mehrfamilienh. 15 Einfamilienh. 200 MFH Bestand 150 10 100 MFH Neubau 5 50 0 0 2005 3 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2005 2050 Heizwärmeerzeuger Mehrfamilienhäuser Bestand (Effizienzszenario) 4 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 90% 80% Holz 70% Solar 60% Hydrothermie 50% Fernwärme 40% Elektrizität 30% Elektrizität (WP) 20% Gas 10% Öl 2050 Faktoren Mehrfamilienhäuser Bestand (Effizienzszenario) Primärenergie total / Endenergie MJ/MJ 100% 2045 Treibhausgasemissionen kg/MJ 1.60 0.08 1.40 0.07 1.20 0.06 1.00 0.05 0.80 0.04 0.60 0.03 0.40 0.02 0.20 0.01 2005 4 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Primärenergie nuklear Primärenergie fossil 0.00 0% Primärenergie erneuerbar 0.00 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Treibhausgase Gebäudeparkmodell Stadt Zürich: Berechnungsmethode Wie könnte der Absenkpfad der 2000-Watt-Gesellschaft bis 2050 in der Stadt Zürich aussehen? Das Gebäudeparkmodell liefert diese Daten für die Betriebsenergie der Gebäude. Erstmals kam das Modell bei der Überarbeitung des SIA-Effizienzpfades Energie für die ganze Schweiz zur Anwendung. Im Vergleich dazu wurde die Entwicklung für die Stadt Zürich bis 2050 in zwei Szenarien untersucht: Das Referenzszenario orientiert sich an heutigen Trends, während das Effizienzszenario von ambitiösen Zielen ausgeht. Die massgebenden Einflussgrössen sind der Gebäudepark (Energiebezugsfläche) mit Anlagen und Geräten, deren Energiebedarf und die Energieversorgung (Primärenergie- und Treibhausgasemissionsfaktoren). Gebäude, Anlagen und Geräte Energiebedarf Energieversorgung Die untersuchten Nutzungen Wohnen, Für die Ermittlung des Heizwärmebe- Die Wärmeversorgung verschiebt sich Büros und Schulen repräsentieren darfs wurde bei der Bauteilerneuerung in beiden Szenarien weg von den ca. 75 % aller Gebäude in der Stadt unterschieden, aus welcher Bau- heute vorherrschenden fossilen in Zürich. Allerdings fehlen noch einige periode die Gebäude stammen. Richtung erneuerbare Energieträger. besonders energieintensive Nutzungen Der Elektrizitätsbedarf berücksichtigt Im Referenzszenario wird 2050 wie Detailhandel und Gesundheits- Lüftung und Kühlung, Beleuchtung, ca. ein Viertel der Wärmeerzeuger mit bauten. Im Vergleich zur Schweiz ist Betriebseinrichtungen und diverse erneuerbaren Energieträgern betrie- der Anteil an Mehrfamilienhäusern und Gebäudetechnik. ben, der Gasanteil bleibt weitgehend Bürogebäuden in Zürich deutlich Im Referenzszenario liegen die konstant. Der Treibhausgasemissions- grösser, Einfamilienhäuser dagegen Bauteilerneuerungsraten für die faktor nimmt um ca. 30 % ab. gibt es nur in geringer Zahl. Periode von 2000 bis 2050 zwischen Der Elektrizitätsversorgung liegt das 30 % und 50 %. Höhere Werte ewz-Szenario «Weiter wie bisher» 2050 von einer Zunahme der Wohnbe- erreichen Flachdach und Fenster. Der zugrunde. völkerung (+15 %), der Büroarbeits- Heizwärmebedarf der bestehenden plätze (+17 %) und der Anzahl Schüler Wohnbauten beispielsweise wird ca. drei Viertel der Wärmeerzeuger mit (+10 %) und Studierenden (+30 %) damit bis 2050 um ca. 20 % gesenkt. erneuerbaren Energieträgern betrieben sowie des spezifischen Flächenbe- Im Effizienzszenario liegen die (ca. 45 % Wärmepumpen). Dazu hat darfs ausgegangen. Bei der Wohnflä- kumulierten Bauteilerneuerungsraten ein weitgehender Rückzug der che pro Kopf (+7 %) wurde für die 2000 bis 2050 um 10 % bis 20 % Gasversorgung stattgefunden. Stadt Zürich eine deutlich geringere höher als im Referenzszenario. 1 In der Untersuchung wurde bis Zunahme zugrunde gelegt als für die ganze Schweiz prognostiziert (+40 %). 3 Im Effizienzszenario werden 2050 4 Die Treibhausgasemissionen der 2 Der Heizwärmebedarf der beste- Wärmeversorgung reduzieren sich um henden Wohnbauten beispielsweise den Faktor 6. Dank dem Ausstieg aus reduziert sich damit bis 2050 um der Kernenergie, wie er in der Gemein- ca. 45 %. deordnung der Stadt Zürich gefordert ist, ist die Elektrizität weitgehend erneuerbar (ewz-Szenario 3): Der Primärenergiefaktor sinkt um ca. 30 %. Wachstum der Energiebezugsfläche 2005 bis 2050 Dem Gebäudeparkmodell der Stadt Zürich liegt ein wesentlich geringeres Wachstum des Gebäudeparks (+18 %) zugrunde als der schweizweiten Untersuchung (+55 %). Dies ist vor allem auf die sich in der Stadt Zürich abzeichnende Stabilisierung der Wohn- und Arbeitsplatzflächen pro Kopf zurückzuführen. In Zukunft liegt beim Flächenbedarf ein grosser Hebel (Suffizienz). 5 1 2 Endenergie Wohnbauten (Referenzszenario) Endenergie Wohnbauten (Effizienzszenario) 2 MJ/m2 MJ/m 600 600 500 500 400 400 Umweltwärme Öl 300 300 Elek Elek (WP) 200 200 Gas Fernwärme 100 100 Hydrothermie Solar 0 0 2005 3 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2005 4 Endenergie Büro- und Schulbauten (Referenzszenario) 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Holz Endenergie Büro- und Schulbauten (Effizienzszenario) Div. Gebäudetechnik MJ/m 2 MJ/m 400 400 350 350 300 300 2 Betriebseinrichtungen Beleuchtung El. Klima / Lüftung El. Haustechnik 250 250 El. Raumwärme/WW WP, Umweltwärme 200 200 Hydrothermie 150 150 Solar 100 Fernwärme 100 Holz 50 50 Gas 0 0 Öl 2005 5 MJ/m 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2005 6 Primärenergie total, Wohnbauten (Referenzszenario) 2 MJ/m 1'200 1'200 1'000 1'000 800 800 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Primärenergie total, Wohnbauten (Effizienzszenario) 2 Div. Gebäudetechnik Betriebseinrichtungen 600 600 400 400 200 200 Beleuchtung Warmwasser Raumwärme Pumpen, Gebläse 0 0 2005 7 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2005 8 Treibhausgasemissionen Wohnbauten (Referenzszenario) 2 kg/m kg/m 45 45 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Lüftung Treibhausgasemissionen Wohnbauten (Effizienzszenario) 2 Div. Gebäudetechnik Betriebseinrichtungen Beleuchtung 10 10 0 0 2005 6 Warmwasser 5 5 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Raumklima / Lüftung 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Gebäudeparkmodell Stadt Zürich: Ergebnisse bis 2050 Im Effizienzszenario entwickeln sich die Wohn- und Bürobauten sowie Schulen bis 2050 entlang dem Absenkpfad der 2000-Watt-Gesellschaft. Dies erfordert jedoch weitgehende Massnahmen an Gebäudehülle, -technik und Betriebseinrichtungen, aber auch bei der Wärme- und Elektrizitätsversorgung. Für deren Umsetzung sind die unterschiedlichen Erneuerungszyklen der Gebäude und Infrastrukturanlagen zu beachten. Das Referenzszenario erweist sich hinsichtlich der Erreichung des Zwischenzieles der 2000-Watt-Gesellschaft im Jahr 2050 als ungenügend. Für eine umfassende Aussage fehlen allerdings noch die Zahlen zur Betriebsenergie der übrigen energieintensiven Gebäudenutzungen (Verkauf, Gesundheitswesen), der Aufwand an Grauer Energie sowie für die Mobilität. Endenergie Primärenergie total Treibhausgasemissionen Bezogen auf die Endenergie liegen die Hinsichtlich des Verbrauchs an Bei den Treibhausgasemissionen liegt grössten Hebel bei der Reduktion des Primärenergie liegt der zusätzliche der zusätzliche Hebel gegenüber der Heizwärmebedarfs sowie der ver- Hebel gegenüber der Endenergie beim Endenergie bei der Reduktion des mehrten Nutzung von Umweltwärme steigenden Anteil an erneuerbarem fossilen Anteils der Wärmeversorgung. und Solarenergie. Beim Elektrizitäts- Strom, welcher die wegfallende Der Anteil an Treibhausgasemissionen bedarf sind je nach Szenario und Kernenergie ersetzt. aus der Elektrizitätsversorgung ist 5 Im Referenzszenario wirkt sich vor Nutzung unterschiedliche Tendenzen beim heutigen und zukünftig für die feststellbar. allem der reduzierte Wärmebedarf aus, Stadt Zürich zugrunde gelegten Im Referenzszenario ist der Brenn- da der Strommix nicht verändert wird. Versorgungsmix unbedeutend, wenn 6 Im Effizienzszenario sinkt die stoffbedarf von 1 Wohnbauten die wegfallende Kernenergie mit stärker rückläufig als bei den 3 gesamte Primärenergienachfrage dank Büro- und Schulbauten. Der Elektrizi- der massiven Reduktion des Heiz- tätsbedarf ist in der Tendenz leicht wärmebedarfs und des reduzierten Treibhausgasemissionen dank der ansteigend. Primärenergiefaktors der Stromversor- Reduktion des Heizwärmebedarfs und Im Effizienzszenario ist der Brennstoff- gung noch wesentlich stärker. des höheren Anteils an erneuerbarer erneuerbaren Energien ersetzt wird. 7 Im Referenzszenario sinken die Wärme. bedarf bei den 2 Wohnbauten sowie 8 Im Effizienzszenario werden die den 4 Büro- und Schulbauten noch wesentlich stärker rückläufig als im Treibhausgasemissionen dank der Referenzszenario. massiven Reduktion des Heizwärmebedarfs und der weitgehenden Versorgung mit erneuerbarer Wärme und Elektrizität sehr stark reduziert. Stadt Zürich Schweiz IST 90% IST 100% Stadt Zürich Schweiz Treibhausgasemissionen pro Einwohner R in der Stadt Zürich im Vergleich zur 80% 70% Absenkung der Primärenergie und der Schweiz bis 2050 R Bei der Betriebsenergie für Wohnen, Büro 60% 30% szenario erreicht werden. Die Reduktion R E liegt wesentlich über den mit derselben 20% 10% Methodik für die Schweiz ausgewiesenen E Ziel bis 2050 Ziel bis 2150 * 0% Werten. E 2050 Ziel bis 2150 und Schulen kann der Absenkpfad der 2000-Watt-Gesellschaft mit dem Effizienz- 2050 40% R 2050 50% 2050 Ziel bis 2050 E * Gemäss Gemeindeordnung der Stadt Zürich ist dieses Ziel bereits 2050 zu Primärenergie total E = Effizienzszenario, R = Referenzszenario Treibhausgase erreichen. 7 Klassenzimmer Schulhaus Saatlen Bis 1960 entsprach der Primärenergieverbrauch der Schweiz einer 2000-WattGesellschaft. Die Treibhausgasemissionen lagen jedoch schon damals höher. Der Flächenbedarf pro Schüler hat sich seit 1960 verdreifacht. Primärenergie total Untersuchte Szenarien am Beispiel Schulhaus Milchbuck MJ/m 2 Für jedes der zwölf ausgewählten Schulhäuser wurden 1200 drei Szenarien mit unterschiedlichen Massnahmen1000 paketen definiert: 800 IST 600 Ziel bis 2050 (Messung respektive Berechnung). A 400 Ziel bis 2150 200 (objektspezifisch). C IST A B C NEU Zusätzlich zu A: teilweise Innen- bzw. Aussenwärmedämmung oder Dämmputz Potenzial Solarstrom -200 Dämmung von Dach und Kellerdecke, Ersatz Fenster mit U-Wert von 1.3 W/m2K. B 0 Zustand vor der Instandsetzung Zusätzlich zu B: Wärmeerzeugung mit hohem Anteil an erneuerbaren Energien (Beispiel Schulhaus Milchbuck: Holzpellets). NEU Vergleich mit einem hypothetischen 2000-WattErsatzneubau (gleiche Energiebezugsfläche). Treibhausgase kg/m 2 60 55 50 45 Bereiche entsprechend SIA 40 Effizienzpfad Energie: 35 30 Mobilität 25 Licht und Apparate 20 Warmwasser 15 Ziel bis 2050 10 5 Heizung Baumaterial (Graue Energie) 0 IST 8 Lüftung A B C NEU Schulbauportfolio: Sind die 2000-Watt-Ziele erreichbar? Die 120 Volksschulanlagen der Stadt Zürich zeichnen sich durch eine überdurchschnittlich hohe baukulturelle Bedeutung aus − über die Hälfte der Anlagen sind im Inventar der Denkmalpflege. Um dieses Kulturgut zu erhalten und gleichzeitig die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft zu erreichen, müssen verschiedene Interessen abgewogen werden. Können die Schulen der Stadt Zürich dennoch diese Ziele erreichen? Ist dies technisch machbar? Können aus denkmalpflegerischer und gestalterischer Sicht gute Lösungen gefunden werden? Eine interdisziplinäre Gruppe des Hochbaudepartements sucht Antworten auf diese Fragen. Der Prozess Wie können die Ziele erreicht Portfoliosicht und Handlungs- Bis zum Jahr 2050 sollten aus heutiger werden? spielraum Perspektive der Finanz- und Kapazi- Die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft Langfristig ergibt sich der grösste tätsplanung alle Volksschulen einmal für die Schulen der Stadt Zürich zu Handlungsspielraum, wenn Analysen instandgesetzt werden können. Die erreichen, ist eine Herausforderung. und Szenarien über ein ganzes Hochrechnung erfolgte mit einer Eine grosse Hebelwirkung hat die Portfolio als Entscheidungshilfe für die Auswahl von zwölf Schulhäusern, die Reduktion der Nachfrage nach strategische Planung dienen. Dies repräsentativ für je eine Epoche Energiedienstleistungen (Suffizienz). ermöglicht, wichtige Ziele zu definieren respektive für einen Baustil sind. In Besonders relevant ist der spezifi- und zu verfolgen, beispielsweise gemeinsamer Diskussion von Fachleu- sche Flächenbedarf je Volksschüler, sanfte Instandsetzungen von denkmal- ten aus Denkmalpflege, architekto- der sich in Zürich seit 1960 verdrei- pflegerisch sehr wertvollen Gebäuden nischer Beratung, Projektentwicklung facht hat. Zur Steigerung der Ener- mit ambitionierten Massnahmen an und -ausführung, Bewirtschaftung, gieeffizienz sind Massnahmen an der anderen Gebäuden zu kompensieren. Gebäudetechnik und Nachhaltigkeit Gebäudehülle besonders wirksam; sie Bei den Volksschulen der Stadt Zürich wurden Instandsetzungsmassnahmen mindern den Heizwärmebedarf und soll diese Hochrechnung im Prozess nach verschiedenen Kriterien in ihrer verbessern den Komfort. Zudem ist etabliert und offene Fragen in einem Auswirkung bewertet und zu Szenarien die gezielte Wahl erneuerbarer Folgeprojekt gemeinsam mit dem zusammengefügt. Die interdisziplinäre Energieträger von entscheidender Schulamt geklärt werden. Ein Monito- Zusammenarbeit verdeutlicht die Bedeutung. Ist der Anteil der Wärme ring an realisierten Bauten und unterschiedlichen Werthaltungen und einmal reduziert, rücken der Elektrizi- Instandsetzungen ermöglicht die ermöglicht dadurch nachhaltige tätsbedarf für Beleuchtung und Überprüfung des Zielkurses. Dieses Lösungen bei Zielkonflikten. Betriebseinrichtungen, die Graue Vorgehen kann auch auf weitere Energie der Baustoffe und der Energie- Portfolios angewendet werden. bedarf für die Mobilität in den Fokus. IST IST % 100 A A B C B 2050 C Ziel bis 2150 Ziel bis 2050 2050 Ziel bis 2050 Ziel bis 2150 * Ergebnisse der Hochrechnung auf das 90 Schulbau-Portfolio der Stadt Zürich 80 Die Senkung des totalen Primärenergiebe- 70 darfs auf den Zielwert bis zum Jahr 2050 ist 60 erreichbar, allerdings nur beim Szenario C 50 mit der grössten Eingriffstiefe. 40 Die Treibhausgase dagegen lassen sich in 30 den hochgerechneten Szenarien noch nicht 20 wie gefordert um den Faktor 4 reduzieren. 10 0 * Gemäss Gemeindeordnung der Stadt Zürich ist dieses Ziel bereits 2050 zu Primärenergie total Treibhausgase erreichen. 9 Solarstromanlage auf dem extensiv begrünten Flachdach des Schulhauses Auhof. Das Beispiel zeigt, dass sich Denkmalschutz, Wirtschaftlichkeit und Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien kombinieren lassen. Die sorgfältig platzierten Paneele beeinträchtigen die gestalterische Qualität des Gebäudes nicht. Vermeintliche Hinderungsgründe Fördernde Faktoren • Möglichkeiten der Nutzung von Solarenergie gehen in einem frühen Planungsstadium vergessen. • Das Gebäude ist denkmalgeschützt. • • 10 Das Solarpotenzial wird frühzeitig in der Machbarkeitsstudie oder im Vorprojekt geprüft. Nutzung der Dächer für Solarenergie Häufig genannte Hinderungsgründe und fördernde Faktoren sowie die Erfahrungen aus Projektbegleitungen zeigen, dass Denkmalschutz schliesst eine solare Nutzung nicht aus. Dies wird frühzeitig mit der Denkmalpflege geklärt. es oft nicht wirtschaftliche und technische Solarenergie verhindern. • Das Dach soll begrünt werden. • Dachbegrünung und Solaranlagen sind problemlos kombinierbar. • Solaranlagen vermindern die gestalterische Qualität des Gebäudes und der Dachlandschaft. • Die Gestaltung von Solaranlagen wird zur architektonischen Aufgabe. Gründe sind, welche die Nutzung von Solarpotenziale im Portfolio orten und in der Breite nutzen Das Potenzial zur Nutzung von Sonnenenergie ist gross − auch in Zürich. Gemäss Studien könnten bis ein Viertel des Warmwassers, ein kleiner Teil der Raumwärme sowie 16 % des gesamten Stromverbrauchs solar erzeugt werden. Erst ein Bruchteil davon wird heute ausgeschöpft. In der Studie «Solarscreening» wurde das Potenzial der städtischen Wohnsiedlungen für Kollektoren zur Wassererwärmung und für Solarstromanlagen aufgezeigt. Die Erkenntnisse dienen der Umsetzung in künftigen Projekten. Die verstärkte Nutzung von Sonnenenergie wird die Dachlandschaft von Zürich verändern. Ein Leitfaden des Amts für Städtebau formuliert Grundsätze zur gestalterischen Einordnung von Solaranlagen. Studie «Solarscreening» Ergebnisse der Studie Umsetzung des Potenzials Die ungenutzten Dachflächen stadt- Die 51 untersuchten Wohnsiedlungen Ziel ist, das Solarpotenzial der städ- eigener Gebäude sollen vermehrt mit haben ein grosses Solarpotenzial. Erst tischen Bauten durch die Erstellung Kollektoren oder mit Solarstrom- fünf davon nutzen bereits Solarenergie von Anlagen mit hoher ökologischer, anlagen ausgerüstet werden. Das und bei weiteren fünf sind Solaran- wirtschaftlicher und gestalterischer Warmwasser wird direkt im Objekt lagen vorgesehen. Bei acht Siedlungen Qualität längerfristig weitgehend verwendet, der Strom ins Netz verhindern offene Strategieentscheide auszuschöpfen. In einem nächsten eingespiesen. Als erstes Portfolio eine Weiterbearbeitung. Nur zehn Schritt wird daher die Machbarkeit wurden die über 50 städtischen Siedlungen erwiesen sich als unge- von Solaranlagen in über 20 Sied- Wohnsiedlungen systematisch eignet. lungen, bei denen im Solarscreening untersucht. Anhand von Parametern Selten stimmt der ideale Zeitpunkt ein Potenzial ausgewiesen wurde, wie der Dachform und der Beschat- einer Instandsetzung mit dem Erneue- untersucht. Die Gestaltung, die tung lässt sich das Potenzial der rungszyklus von Heizanlage und gebäudetechnische Einbindung und Solarenergienutzung abschätzen. Flachdach überein. Deshalb kann die die Wirtschaftlichkeit bilden dabei Die bestehende Gebäudetechnik gibt Installation von Solaranlagen auch wichtige Entscheidungskriterien. Aufschluss über die mögliche Einbin- ausserhalb einer Gesamtinstandset- Danach werden die geeigneten dung von Sonnenkollektoren. zung sinnvoll sein. Anlagen realisiert. So ergibt sich Schliesslich bietet der bauliche Zu- eine beispielhafte Systematik für stand des Objektes Anhaltspunkte die Realisierung des Potenzials von für einen günstigen Zeitpunkt der Solarenergie in ganzen Portfolios. Installation. Aus diesen Angaben werden das Flächenpotenzial und erste Empfehlungen für die einzelnen Siedlungen abgeleitet. Dachfläche Portfolio städtische Wohnsiedlungen 110'000 m 2 Solarpotenzial der städtischen Wohnsiedlungen Rund ein Drittel der Dachflächen von städtischen Wohnsiedlungen eignen sich aufgrund ihrer Geometrie, Ausrichtung und Potenzial für Solarstrom 33'000 m 2 Lage zur Nutzung von Solarstromanlagen. Zur Erstellung von Kollektoren für die Potenzial für Kollektoren 19'000 m 2 Wassererwärmung eignen sich etwa ein Sechstel der Dachflächen. 11 Kreisgebäude 3 − früher und heute. Mit den Jahren wandeln sich Umfeld und Nutzung eines Gebäudes. Das Kreisgebäude 3, als Wohnhaus errichtet, wird heute als Regionalwache genutzt, mit den entsprechenden Anforderungen an Sicherheit. In diesem Spannungsfeld das ursprüngliche Erscheinungsbild zu erhalten, ist eine Herausforderung (geplanter Baubeginn 2010). 12 Denkmalgeschützte Gebäude für Sommer und Winter optimieren Mittels thermischer Simulationen können der Heizwärmebedarf und der Raumtemperaturverlauf in Stundenschritten über ein Jahr aufgezeigt werden. Sommer- und Winterfall fordern unterschiedliche Massnahmen. Je früher die Erkenntnisse im Planungsprozess bekannt sind, desto einfacher kann mit Baumassnahmen reagiert werden. Das denkmalgeschützte Kreisgebäude 3 beherbergt heute eine Regionalwache der Stadtpolizei. Dies bedingt spezielle Anforderungen bezüglich Betriebszeiten und Sicherheit. Trotzdem ist bei diesem Gebäude der Minergie-Standard für Modernisierungen erreichbar. Eine Schwierigkeit dabei ist, den sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten. Heizwärmebedarf Sommerlicher Wärmeschutz Erneuerbare Energie Um den Heizwärmebedarf beim Die Simulation gibt auch Auskunft Die komplizierte Dachform verhindert Kreisgebäude 3 zu reduzieren, sind über den Raumtemperaturverlauf eine sinnvolle Installation von Sonnen- folgende Massnahmen geplant: im Sommer mit der geplanten Kon- kollektoren. Zudem ist der Warmwas- Keller-, Dach- und Estrichdämmung, struktion. Aufgrund von denkmal- serbedarf gering. Es kann jedoch eine neue Fenster mit nachgebauten pflegerischen Anforderungen kann Grundwasserwärmepumpe im Verbund Profilen und eine innere Wärmedäm- beim Kreisgebäude 3 der Sonnen- mit dem benachbarten Gebäude mung. Eine Aussenwärmedämmung schutz nicht optimiert werden. Die «Restaurant Falken» erstellt werden. ist hier aus denkmalpflegerischen Decken sind nicht massiv und die Dank der gross dimensionierten Gründen nicht möglich. Die Simulation Nachtauskühlung über die Fenster ist Radiatoren funktioniert die Heizung zeigt, dass die Innenwärmedämmung aus Sicherheitsgründen nicht möglich. mit tiefen Vorlauftemperaturen und mit einer Dämmstärke von ca. 6 cm Die Innendämmung entkoppelt trägt so zu einem guten Wirkungsgrad den Heizwärmebedarf um 25 % zusätzlich die Speichermasse der der Wärmepumpe bei. So kann in reduziert. Bauphysikalisch ist beim Aussenwand vom Innenraum. Mit einer Kombination mit den Dämmmassnah- Wand- und Deckenaufbau des leichten Raumkühlung wird die men der Grenzwert für Minergie- Kreisgebäudes eine stärkere Dämm- Situation punktuell verbessert. Die Modernisierungen gut erreicht werden. schicht nicht sinnvoll – das Konden- Anforderungen von Minergie an den satrisiko an den Balkenköpfen der sommerlichen Wärmeschutz können Holzdecken würde sich erhöhen und jedoch nicht eingehalten werden. die Wärmebrücken blieben bestehen. Das richtige Benutzerverhalten hat bei diesem Gebäude einen speziell grossen Einfluss auf die sommerlichen Raumlufttemperaturen. Messung MJ/m 2 Norm SIA 380/1 Simulation 600 Heizwärmebedarf Kreisgebäude 3 – Vergleich von Messung und Berechnung 500 für verschiedene bauliche Varianten Die thermischen Simulationen berücksich- 400 tigen im Vergleich zur Norm SIA 380/1 300 (behördlicher Energienachweis) die Wirkung der Speichermasse genauer. Deshalb bildet 200 die Simulation die Realität exakter ab und stimmt besser mit der Messung überein. 100 Mit zunehmender Wärmedämmung ver- 0 IST Fenster IWD 6 cm AWD 6 cm AWD 20 cm ringern sich die Unterschiede zwischen den beiden Berechnungsmethoden. Die prozen- Messung Norm SIA 380/1 Simulation tuale Einsparung vom Ist-Zustand zu den IWD = Innenwärmedämmung Varianten ist jedoch bei beiden Methoden AWD = Aussenwärmedämmung (hypothetisch) gleich. 13 Um das Erscheinungsbild des markanten Zeitzeugen aus den 70er Jahren zu erhalten und trotzdem den Energieverbrauch zu reduzieren, wird beim Altersheim Dorflinde eine Innenwärmedämmung realisiert (Baubeginn 2009). Ökologische Beurteilung von Innenwärmedämmungen Die ökologische Beurteilung erfolgte in A = Aussen Anlehnung an die eco-devis-Methode unter I = Innen Berücksichtigung einer vergleichbaren Wärmedämmleistung. Konstruktionen mit geringer Umweltbelastung werden in erster Konstruktion Dämmputz Verputzte Platten Ständerwand Holz 1. Priorität mit Perlite und Kork Porenbeton Holzfaserplatte * Priorität empfohlen, Konstruktionen mit Steinwolle * mittlerer Umweltbelastung in zweiter Ständerwand Metall Priorität. Die weiteren aufgeführten Glaswolle * 2. Priorität Holzfaserplatte * Optionen haben eine deutlich höhere Weichfaserplatten * Steinwolle * Umweltbelastung. Kork Glaswolle * Schaumglas weitere mit EPS-Recyclat EPS/PF/EPS Optionen mit EPS Silikatplatte PF EPS * Vakuumdämmung * EPS * Vakuumdämmung * * Je nach Aufbau und Dicke kann eine Dampfsperre respektive Dampfbremse notwendig sein. Aus bauphysikalischer Sicht birgt ein dampfdiffusionsoffener 14 Aufbau weniger Risiken. Innenwärmedämmung am Beispiel Altersheim Dorflinde Aussenwärmedämmung ist aus bauphysikalischen und wirtschaftlichen Gründen die erste Wahl, um die Fassade energetisch zu verbessern. Bei Neubauten ist die Innendämmung deshalb nicht sinnvoll. Wenn bei Instandsetzungen eine äussere Dämmung nicht möglich ist, kann die Innenwärmedämmung eine Alternative darstellen. Sie weist allerdings ein erheblich grösseres Risiko von Bauschäden auf. Aus diesem Grund wurde das Thema beim Altersheim Dorflinde vertieft untersucht. Die Resultate belegen, dass die Massnahme an diesem Objekt vertretbar ist. Untersuchung Anwendungsempfehlung Konzept Minergie-Neubau Niedrige innere Oberflächentempera- Zur Ausführung im Altersheim Bereits die Machbarkeitsstudie zeigte, turen, Luftzirkulation und Kondensation Dorflinde wird eine Innendämmung dass mit einer Dämmstärke von 14 cm können bei Wandaufbauten mit aus Porenbeton gewählt. Eine die gewichtete Energiekennzahl im Innenwärmedämmung Schimmelpilze allgemeingültige Empfehlung lässt Bereich des Minergie-Neubau-Stan- verursachen. Um diese Risiken aus- sich daraus jedoch nicht ableiten. Der dards liegt. Der Heizwärmebedarf des zuschliessen, ist es wichtig, dass der Aufbau der Innenwärmedämmung ist Altersheimes wird um 74 % gesenkt, Feuchtigkeitshaushalt, die Wärme- je nach Nutzung und Anforderungen die Hälfte davon dank der Innendäm- brücken und der sommerliche präzis zu definieren. Der bestehende mung. Neben der Innendämmung sind Wärmeschutz projektspezifisch von Wandaufbau, die Bewitterung und die kompakte Gebäudeform, die einer Fachperson untersucht werden. das Lüftungskonzept sind dabei zu Dämmung von Kellerdecke und Dach Im Altersheim Dorflinde konnte mittels beachten. sowie neue Fenster ausschlaggebend. Messung und Simulation der Aufbau Beim Projekt Dorflinde zeigt sich ein Das Gebäude ist an die Fernwärme der Aussenwand bewertet werden. wesentlicher Vorteil der Innendäm- angeschlossen und nutzt damit auch In drei Musterwänden vor Ort mit mung: Raumseitige Massnahmen erneuerbare Energien. Die kontrollierte unterschiedlichen Konstruktionen lassen sich etappieren. So kann auch Lüftungsanlage ist für den Komfort im wurde der Verlauf von Temperatur, im Rahmen der Gesamtinstandsetzung Altersheim ein Vorteil. Luftfeuchtigkeit und Dampfdruck über mehrere Gebäude das äussere messtechnisch erfasst. Erscheinungsbild erhalten werden. Messpunkte Messungen an Musterwänden im Altersheim Dorflinde Der Verlauf von relativer Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Dampfdruck an unterschiedlichen Stellen in der Aussenwand gibt Auskunft über die Gefahr von Kondensatbildung. Mit Hilfe von Messungen konnten so verschiedene Dämmmaterialien für den Innenbereich geprüft werden. 15 Die Siedlung Glatt I heute (oben) und visualisiert mit den geplanten Instandsetzungsmassnahmen (unten). 16 Vorfertigung – Pilotprojekt für Minergie-P-Erneuerung Das Forschungsprojekt CCEM-Retrofit verfolgt das Ziel, durch Vorfertigung von Fassaden- und Dachelementen die energetische Erneuerung von Mehrfamilienhäusern zu vereinfachen. Dabei kann die gesamte Sanierung von aussen erfolgen. Beim Pilotprojekt Glatt I wird diese Methode erprobt. Die Siedlung soll, so das ambitiöse Ziel, den Minergie-P-Standard und eine hohe architektonische Qualität erreichen. Glatt I wurde im subventionierten Wohnungsbau 1970 erstellt und schon 1980 minimal wärmegedämmt. Die grösste Herausforderung besteht darin, die Instandsetzung ökonomisch und mietergerecht umzusetzen. Forschungsprojekt Wirtschaftliche und soziale Aspekte Energie-Stellschrauben Zu Beginn der Zusammenarbeit Neben den ökologischen gilt es im Bereits die Machbarkeitsstudie zeigte, zwischen dem ETH-Bereich und der Sinne der umfassenden Nachhaltigkeit dass der Minergie-P-Standard Stadt Zürich galt es, ein geeignetes auch den ökonomischen und sozialen erreichbar ist. Dazu musste an vielen Gebäude zu finden, um die Erneue- Aspekten gerecht zu werden. Die «Stellschrauben» gedreht werden. rungsstrategie in der Praxis zu Erneuerung löst hohe Kosten aus und Die bestehenden Loggias kommen erproben. Der Fokus des Forschungs- verbessert den Wohnwert. Eine der innerhalb des Wärmedämmperimeters projektes liegt in der Vorfertigung. Investition angemessene Mietzins- zu liegen. Damit vergrössert sich die Bauteile mit vielen unterschiedlichen erhöhung ist an diesem Standort und Wohnfläche und das Volumen wird, Funktionen wie Fenster, Sonnen- bei den subventionierten Wohnungen zusammen mit der Aufstockung, schutz, Zu- und Abluft, Elektroinstalla- nicht verantwortbar. Für die Finan- kompakter (Gebäudehüllziffer gemäss tionen werden in vorgefertigten zierung muss deshalb eine andere SIA 380/1 vermindert sich von heute Renovationsmodulen zusammenge- Lösung mittels Fördergelder und 1.56 auf 1.37). Die Balkone werden fasst. Die übrigen Abschnitte der Abschreibungen gefunden werden. verschoben und thermisch getrennt, hinterlüfteten, über 30 cm dick Die Aufstockung führt zu einer die Fenster (U-Wert: 0.9 W/m 2K) gedämmten Aussenwand werden Verdichtung und ermöglicht statt vergrössert und weiter aussen konventionell vor Ort erstellt. Dies bisher 44 neu 66 Wohnungen. Dabei montiert, um den solaren Wärme- ermöglicht, auf die Unebenheiten der steigt die Ausnutzung von 67 % auf eintrag zu erhöhen. Die Kellerdecken, bestehenden Substanz zu reagieren 88 %. Bezüglich Lärmschutz ist für das Flachdach und die Aussenwände und die Kosten der Vorfertigung zu die Aufstockung eine Ausnahmebewil- werden stark gedämmt. Zusätzlich reduzieren. Die technischen Installa- ligung erforderlich. An diesem mit wird die Dachfläche für eine Solar- tionen werden künftig hauptsächlich Luftschadstoffen und Lärm belasteten stromanlage im Contracting genutzt. über die Fassade geführt. Mit der Standort bringt die kontrollierte Deren Ertrag könnte den Strombedarf Erneuerung wird gleichzeitig eine Wohnungslüftung einen wesentlichen der Wohnungen zu einem grossen Teil architektonische Aufwertung der sa- Mehrwert. decken. Die Wärme für Heizung und Warmwasser kommt von der Fern- nierungsbedürftigen Siedlung erzielt. wärme Zürich, eine solare Wasser- F4.1 vorfabriziert erwärmung ist deshalb nicht zulässig. 34.0 30.0 bestehend Grundrissdetail des vorfabrizierten Fassadenelements 32.5 neu 36.3 14.0 Das Modul umfasst die Funktionen Fenster Schicht 1 und Sonnenschutz sowie Zuluft. Die 5.9 8.1 Schicht 2 restliche Fassade wird konventionell am Bau ausgeführt. am Bau MODUL F4.1 KONVENTIONELL vorfabriziert am Bau 17 estehend KONVENTIONELL Dämmstoff Holz Gipsfaserplatte, EI 30 / EI 60 Verkleidung 1 Strategie «Instandsetzung» Die bestehenden Defizite können grösstenteils durch eine bauliche/ energetische Instandsetzung verbessert werden. Da insbesondere die Nutzung und die gesellschaftlichen Faktoren gut abschneiden, hat dieses Objekt einen guten Nutzwert. Ein Umbau drängt sich nicht auf. Wohnsiedlung Heiligfeld III, Zürich 2 Strategie «Gesamtinstandsetzung» Die vorhandenen Defizite können durch eine bautechnische/energetische Instandsetzung behoben werden. Aufgrund der bestehenden Gebäudestruktur können aber durch Umbauten und Anpassungen erhebliche Verbesserungen bei den Faktoren Nutzung, Gemeinschaft und Wohlbefinden/ Gesundheit erzielt werden. Wegen der hervorragenden Gestaltung wird die relativ schwache Wertung in Bezug auf Standort/ Schulhaus Milchbuck, Zürich Infrastruktur bewusst in Kauf genommen. 3 Strategie «Ersatzneubau» Dieses Objekt weist in fast allen Aspekten grössere Defizite auf. Eine bautechnische/ energetische Instandsetzung würde nur gewisse Teilaspekte verbessern. Durch einen Ersatzneubau kann jedoch rundum eine Verbesserung erzielt werden, insbesondere auch in den Faktoren Boden/ Landschaft, Standort/Infrastruktur und Gestaltung. Wohnsiedlung Werdwies, Zürich Bestehend Verbesserungen Gesellschaft Wirtschaft Umwelt Wohlbefinden/Gesundheit Gebäudesubstanz Baustoffe Sicherheit, Raumklima, Bausubstanz, Raum- und Altlastenpotenzial, Schadstoffe, Sonnenschutz, Tageslicht, Tragstruktur (Flexibilität, problematische Konstruktionen Beleuchtungsqualität Polyvalenz), Ausbaustandard Nutzung/Nutzwert Betriebs-/Unterhaltskosten Flexibilität, Funktionalität, Betriebskosten (Wärme, Strom, Anpassbarkeit, Behinderten- Wasser), Instandhaltungs- gängigkeit kosten, Reinigungsaufwand Gestaltung Wert Architekturqualität, Denkmal- Anlagewert, aufgestauter pflege, Akzeptanz Unterhalt, Raumangebot Gemeinschaft Angebot an Quartier, Einbindung im Quartierleben 18 Nachhaltigkeitsrating mit Kriterien in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt Von der Stadt Zürich entwickeltes Betriebsenergie Werkzeug, um Liegenschaften nach den Strom- und Wärmeverbrauch anerkannten Kriterien der SIA-Empfehlung Boden/Landschaft 112/1 «Nachhaltiges Bauen - Hochbau» Umgebung/Natur, Wasser- ganzheitlich zu bewerten. haushalt Standort/Infrastruktur Standortqualität, Standortentwicklung Nachhaltige Erneuerungsstrategie und 2000-Watt-Ziele Wesentlich für die Erreichung der 2000-Watt-Ziele ist der Umgang mit den bestehenden Bauten. Bei jedem Gebäude stellt sich zu Beginn die Frage: Welche Erneuerungsstrategie ist für das Objekt angebracht? Ist die Instandhaltung, eine Gesamtinstandsetzung mit grosser Eingriffstiefe oder sogar ein Ersatzneubau die adäquate Lösung? Obwohl bei diesen Abwägungen energetische Aspekte eine wichtige Rolle spielen, führt nur die umfassende Bewertung der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte zu nachhaltigen Lösungen. Wahl einer nachhaltigen Erneuerungs- … und deren Auswirkung auf die Erreichbar- strategie … keit der 2000-Watt-Ziele 1 Bei der «Instandsetzung» werden die vom Die Stadt Zürich verfolgt eine nachhaltige Immobilienstrategie. Die Wahl einer Objektstra- Umbau betroffenen Bauteile in energetisch tegie folgt aus einer sorgfältigen und nachvoll- gutem Standard erneuert; somit wird nur ziehbaren Güterabwägung diverser, zum Teil punktuell eine energetische Verbesserung erzielt. gegensätzlicher Interessen. 2 Eine «Gesamtinstandsetzung» ermöglicht In der Regel werden die folgenden Strategien eine energetische Verbesserung (Minergie- oder untersucht: Minergie-P-Label erreichbar). Mit vergleichs- 1 Bei der «Instandsetzung» kann die Ge- weise geringem Input an Grauer Energie wird brauchstauglichkeit und der Wert erhalten der Wärmebedarf beachtlich gesenkt. werden. Der Zeithorizont ist kurz. 3 Bei einem «Ersatzneubau» kann der Minergie- 2 Bei einer «Gesamtinstandsetzung» mit Eco- oder der Minergie-P-Eco-Standard erreicht Umbau und Anpassungen erfolgt eine umfas- werden. Diese Erneuerungsstrategie löst jedoch sende Erneuerung, die sich auf das Objekt den grössten Aufwand an Grauer Energie aus, über 25 bis 30 Jahre wertvermehrend auswirkt. was die Reduktion der Betriebsenergie teilweise kompensiert; diese Strategie ist aus energe- 3 Ein «Ersatzneubau» hat einen Zeithorizont tischer Sicht etwa vergleichbar mit einer Gesamt- von mindestens 60 Jahren und kann entspre- instandsetzung. Das Raumprogramm von chend den heutigen Bedürfnissen geplant Neubauten ist auf die heutigen Bedürfnisse werden. ausgerichtet. Tendenziell steht dabei pro Nutzer mehr Raum zur Verfügung, was die Erreichung der Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft erschwert. Ersatzneubau Gesamtinstandsetzung MJ/m 2 Vergleich von Gesamtinstandsetzung und 350 Ersatzneubau hinsichtlich Primärenergie300 verbrauch von Raumklima, Warmwasser und Grauer Energie 250 Die Strategie «Ersatzneubau» ist aus energetischer Sicht mit einer «Gesamt- 200 instandsetzung» vergleichbar. 150 Basis: Graue Energie gemäss SIA Effizienzpfad. 100 Raumklima und Warmwasser 50 Graue Energie SIA Effizienzpfad Minergie - P Modernisierung Minergie Grenzwert Neubau Minergie Modernisierung SIA Effizienzpfad Minergie - P Neubau Minergie Neubau 0 19 Die Energie- und Umweltziele sind in den «7-Meilenschritten» festgelegt. In Ergänzung zu den Grundsätzen für städtische Bauten gilt für den Umgang mit bestehender Substanz: • Mit einer Summe kleiner Eingriffe können baukünstlerisch wertvolle Gebäude Zug um Zug ruiniert werden. • Vor jedem Eingriff wird daher gleichermassen die Herkunft und der Zeitgeist wie auch die Zukunftsperspektive der Baute geklärt. • Entscheide über Eingriffe erfolgen in Abwägung der Nutzungsanforderungen, der denkmalpflegerischen, architektonisch- Portfolio, strategische Planung Projektdefinition, Vorstudien • Umfassende Analyse und • Zustandsanalysen des ganzheitliche Bewertung der Objektes für relevante Nachhal- Portfolios nach den Kriterien der tigkeitsaspekte vornehmen, SIA 112/1 ist Grundlage für die z.B. Gebäudehülle analysieren, Entwicklung der Objektstrategie Energiebedarf berechnen und (vgl. Nachhaltigkeitsrating mit Messung vergleichen (vgl. In der Broschüre «Bauen für die 2000-Watt- S. 18). Kreisgebäude 3 S. 13), detail- Gesellschaft» wurden sieben Thesen für einen • Einzelthemen auf Portfolio- lierten Gebäudecheck zur erfolgreichen Planungsprozess für 2000-Watt- ebene analysieren, z.B. Prüfung Aufnahme von Schadstoffen in Bauten aufgestellt. Diese Faktoren gelten des Potenzials an erneuerbaren der Bausubstanz durchführen sowohl für Instandsetzungen als auch für Energien (vgl. Solarpotenzial (vgl. Vorgaben Stadt Zürich Neubauten. S. 11), Schadstoffscreening im S. 23). Hinblick auf betriebliche Risiken • Machbarkeitsstudie: Ist- oder Nutzwertanalysen. Zustand, Varianten unterschied- Mit der Drehscheibe «Einmaleins» steht ein • Raumbedarfsentwicklung auf licher Eingriffstiefe und Ersatz- Instrument zur Verfügung, das aufzeigt, mit strategischer Ebene steuern neubau gegenüberstellen (vgl. welchen «Stellschrauben» der ökologische, («nur nichts bauen kostet Erneuerungsstrategie S. 19). wirtschaftliche und gestalterische Spielraum nichts»), Verdichtungspotenzial • Stellschrauben im Projekt im Projekt vergrössert oder eben auch nutzen, Raumprobleme betrieb- gemäss «Einmaleins» prüfen, eingeengt werden kann. Gerade weil das lich statt baulich lösen (vgl. z.B. Gebäudeform und Gebäu- Potenzial der Stellschrauben bei Instand- Schulbauportfolio S. 9). dehülle (vgl. Stellschrauben setzungen oft geringer ist als bei Neubauten, • Langfristige Sicht über S. 13, 15, 17). sollte dies sorgfältig ausgelotet werden. gesamtes Portfolio öffnet • Projektdefinition und Handlungsspielräume für die -rahmen als Grundlage für Objektstrategien (vgl. Schulbau- Auswahlverfahren Planer und portfolio S. 9). Projektierung festlegen (inkl. • Lebenszykluskosten: Budget- Ziele, Beschrieb, Nutzungs- planung (Betriebs- und Investi- dauer, Investitions- und Lebens- tionskosten) unter Berücksichti- zykluskosten, Termine etc.). städtebaulichen und ökologischen Anliegen sowie der Angemessenheit der Kosten. Peter Ess, Amt für Hochbauten gung eines langfristigen Zeithorizontes erstellen (vgl. Broschüre Lukretia). 20 Umsetzung im Projektablauf Wie das Gebäudeparkmodell und die 2000-Watt-Szenarien bei den Schulbauten zeigen, ist die Relevanz und Einordnung in übergeordnete Zusammenhänge wichtig. Die Lösung ist jedoch differenziert in jedem Projekt zu entwickeln. Neben den 2000-Watt-Zielen darf die umfassende Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt werden. Frühzeitig in der Planung wird der Ist-Zustand analysiert und anschliessend die Machbarkeit von Varianten bis hin zum Ersatzneubau aufgezeigt. Die Zielkonflikte sind zu benennen und Prioritäten mit der Wahl der Erneuerungsstrategie zu setzen. Mit dieser wird der effektive Eingriff ausformuliert und umgesetzt. In der folgenden Übersicht sind bisherige Erfahrungen zusammengefasst und mit konkreten Hinweisen zu den Themen in dieser Broschüre und weiterführenden Hilfsmitteln ergänzt. Auswahlverfahren Planer Projektierung Ausschreibung, Realisierung Inbetriebnahme, Betrieb • Planerwahl und Planungs- • Varianten innerhalb Projekt- • Bedingungen für nach- • Bedienungsanleitung für team aufgrund der Qualifika- rahmen prüfen, falls nötig haltiges Bauen in Werkver- Gebäudesystem erstellen, tion für konkrete Projektziele anpassen, verabschieden und trägen festlegen (vgl. Vor- Nutzer und Betreiber entspre- zusammenstellen. konsequent weiterverfolgen. gaben der Stadt Zürich). chend instruieren. • Für Aufgabenstellungen in • Stellschrauben im Projekt • Rückbaukonzept ausarbei- • Nachweis, dass gemessener Auswahlverfahren («Zugang zur gemäss «Einmaleins» optimie- ten, Ausführung begleiten und Energieverbrauch der Berech- Aufgabe») Nachhaltigkeitsthe- ren, z.B. Bauweise und Kontrollen durchführen (vgl. nung in der Planung entspricht men wählen (z.B. Lüftungs- Ausrüstung (vgl. Stellschrau- Broschüre Ressourcenstrate- (Erfolgskontrolle nach 1-2 und Raumkonzept im Zusam- ben S. 13, 15, 17). gie). Jahren Betrieb). menspiel entwickeln). • Konzept Gebäudehülle: • Festgelegte Qualität • Nachweis der Behaglichkeit • Wettbewerbe und Studien- Bauphysikalische Untersu- einfordern, z.B. mittels im Betrieb (Erfolgskontrolle aufträge nutzen, um neue chung, z.B. bei Innenwärme- Baustellencontrolling und nach 1- 2 Jahren Betrieb). Gestaltungsmöglichkeiten bei dämmung (vgl. Altersheim Abnahmemessungen für • Betriebsenergie nach der Umsetzung energetischer Dorflinde S. 15) oder sommer- Innenraumklima (vgl. Vorgaben ökologischen Kriterien Massnahmen zu finden (z.B. lichem Wärmeschutz (vgl. Stadt Zürich S. 23). beschaffen (vgl. Gebäudepark- bei Aussenwärmedämmung Kreisgebäude 3 S. 13). modell S. 7). dem Gebäude neuen Ausdruck • Konkretisierung des • Energieverbrauch erfassen, geben). Energiekonzeptes, z.B. Betriebsoptimierng durchfüh- • Bedingungen für nach- Energieträgerwahl, des ren (vgl. Broschüre Lukretia). haltiges Bauen in Planerver- Haustechnikkonzeptes, z.B. • Langfristige Absenkziele für trägen festlegen (vgl. Vor- Abstimmung von Heizsystem Energieverbrauch und Treib- gaben der Stadt Zürich). mit tiefen Vorlauftemperaturen hausgasemissionen für und Gebäudehülle (vgl. Gebäudebestand vereinbaren Kreisgebäude 3 S. 13) und des (Energie-Grossverbraucher- Lüftungskonzeptes (vgl. Vereinbarung). Broschüre Luftaustausch). • Auswertung der Erfahrungen • Materialkonzept mit im Hinblick auf weitere gesundheitlich unbedenklichen Bauvorhaben. und ökologisch günstigen Konstruktionen gemäss ECO-BKP wählen (vgl. Innenwärmedämmung S. 14). • Lebenszykluskosten ausweisen, Optimierungspotenziale aufzeigen und wo nötig Massnahmen ergreifen (vgl. Broschüre Lukretia). 21 Ausblick Im Gebäudebestand liegt das grösste Potenzial zur Umsetzung der 2000-Watt-Gesellschaft. Erste Modelluntersuchungen für den Gebäudepark in der Stadt Zürich zeigen, dass die Umsetzung jedoch eine grosse Herausforderung darstellt. Der Heizwärmebedarf muss um den Faktor 2 bis 3 reduziert, die Wärmeversorgung grösstenteils auf erneuerbare Energieträger umgestellt und der Energiebedarf der technischen Anlagen und Betriebseinrichtungen reduziert werden. Wie kann der weitere Weg aussehen? Welche Themen sollen verfolgt werden? Wie soll die Strategie zur Umsetzung im Gebäudepark weiter entwickelt werden? Was kann bereits in der Breite umgesetzt werden? Wo sind Innovationen zu erwarten und wo besteht Forschungsbedarf? Strategie Umsetzung in der Breite Innovation und Forschung Die Umsetzung der 2000-Watt-Ziele Das Wissen über Technologien und Innovation ist ein wichtiger Bestandteil bei der Erneuerung des Gebäudeparks Prozesse für die Bauerneuerung in der 2000-Watt-Strategie. Für Instand- ist nur machbar im Rahmen einer Richtung 2000-Watt-Gesellschaft, das setzungen werden folgende Themen nachhaltigen Entwicklung. Gefordert bereits heute in der Breite umgesetzt als erfolgversprechend erachtet: ist eine gesamtheitliche Sicht unter werden kann, ist weit entwickelt. • In welcher Weise könnte sich das Einbezug ökologischer, wirtschaft- Wichtig sind gemeinsame Werthal- Stadtbild auf dem Weg zur 2000-Watt- licher und sozialer Aspekte. tung, Sensibilisierung und Akzeptanz Gesellschaft verändern (vgl. Gebäude- Neben der Betrachtung des Einzel- bei dessen Anwendung. parkmodell, Effizienzszenario S. 4 -7)? objektes ermöglicht die Portfoliosicht Sowohl Gesamtinstandsetzungen als • Welche Stellschrauben und eine Entwicklung von Lösungsansät- auch Ersatzneubauten stellen aus Hebelwirkungen gibt es bei der zen über mehrere Gebäude und gesamtenergetischer Sicht (Betriebs- Elektrizität, der Grauen Energie und schafft weitergehende Handlungs- und energie und Graue Energie der der Mobilität? Gestaltungsspielräume. Baustoffe) geeignete Erneuerungs- • Neue Hilfsmittel und Prozesse im Gegenwärtig wird im Rahmen des strategien für die Umsetzung der Bereich Gesellschaft und Wirtschaft Legislaturschwerpunktes das Konzept 2000-Watt-Anforderungen dar. Bei (z.B. soziale Durchmischung, Finanzie- für eine nachhaltige Energieversor- Gesamtinstandsetzungen ist auf eine rung energetischer Massnahmen im gung der Stadt Zürich erstellt. Auf angemessene Eingriffstiefe in die gemeinnützigen Wohnungsbau, Grundlage dieser Erkenntnisse ist bestehende Gebäudesubstanz zu nachhaltige Quartierentwicklung). anschliessend geplant, ein entspre- achten. Bauliche und gebäudetech- • Neue Entwicklungen im Bereich chendes Konzept für den städtischen nische Massnahmen sind aufeinander Materialtechnologie und -ökologie Gebäudepark auszuarbeiten. abzustimmen (z.B. tiefe Vorlauftem- (z.B. Hochleistungswärmedämmung, Um die ambitiösen Energie- und peraturen, um effiziente Wärmepum- ECO-Label für Modernisierung). Klimaziele zu erreichen, genügt pen im Bestand einsetzen zu können). • Effiziente Gebäudetechniksysteme Effizienz allein nicht. Für den länger- Entwurf und Gebäudetechnik (z.B. (z.B. hocheffiziente Wärmepumpen, fristigen Erfolg des 2000-Watt-Kon- beim sommerlichen Wärmeschutz) wärmespeichernde Materialien für zeptes ist auch ein konsequentes werden dabei im Zusammenspiel passive Kühlung, Lüftungsgeräte Hinterfragen der Bedürfnisse (Suffizi- entwickelt. Wichtige Einzelthemen, dezentral oder fensterintegriert, enz) unabdingbar: Flächenverbrauch, denen bei der Umsetzung im Bestand Solartechnologie). Verdichtung, Auslastung von Gebäu- besondere Beachtung zu schenken den, Mobilität und Nutzerverhalten ist, sind das Lüftungskonzept und der müssen untersucht und verbessert sommerliche Wärmeschutz. werden. Für städtische Bauten sind Rahmenkredite geplant, mit denen die Erprobung innovativer Massnahmen, welche einen Beitrag zur 2000-Watt-Gesellschaft leisten, finanziert werden können. 22 Weiterführende Informationen Dokumentationen und Grundlagenberichte, welche im Rahmen des Legislaturschwerpunktes zum Thema «Instandsetzung» erarbeitet wurden, sind verfügbar unter: www.stadt-zuerich.ch/nachhaltiges-bauen > 2000-Watt-Gesellschaft > Instandsetzungen • «Gebäudeparkmodell Dienstleistungs- und Wohngebäude, Vorstudie zum Gebäudeparkmodell Schweiz – Grundlagen zur Überarbeitung des SIA Effizienzpfades Energie», Professur für Nachhaltiges Bauen, ETH Zürich und TEP Energy, Zürich, Oktober 2009 • «Dokumentation zum Gebäudeparkmodell Stadt Zürich, Dienstleistungs- und Wohngebäude», Professur für Nachhaltiges Bauen, ETH Zürich und TEP Energy, Zürich, November 2009 • «Gesamtsanierung Dorflinde, Messungen an Musterflächen der Innendämmung», BWS Bauphysik, Winterthur, April 2009 • «Kreisgebäude 3, Thermische Raumsimulation», Hochschule Luzern, Technik & Architektur, Horw, September 2009 • «Leitfaden Dachlandschaften», Projektierungshilfe für Bauten im Dachbereich, Stadt Zürich, Amt für Städtebau, November 2009 Vorgaben nachhaltiges Bauen für städtische Bauten und Bauvorhaben mit städtischen Unterstützungsleistungen sind verfügbar unter: www.stadt-zuerich.ch/nachhaltiges-bauen > Vorgaben nachhaltiges Bauen • «7 Meilenschritte», Stadtratsbeschluss Nr. 1094, September 2008 • «Nachhaltiges Bauen: Bedingungen für Planungsleistungen (Hochbau)» • «Nachhaltiges Bauen: Bedingungen für Werkleistungen (Hochbau)» Weitere wichtige Grundlagen zum Thema «Instandsetzungen» sind verfügbar unter: • «SIA Effizienzpfad Energie», SIA-Dokumentation D0126, 2006; in Überarbeitung, wird als SIA-Merkblatt 2040 im Jahr 2010 erscheinen www.sia.ch • «Einmaleins, Nachhaltiges Bauen für Bauherren und Planer», Stadt Zürich, Amt für Hochbauten, Juni 2009 www.stadt-zuerich.ch/nachhaltiges-bauen > 2000-Watt-Gesellschaft > Grundlagen • «Bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft. Sieben Thesen zum Planungsprozess», Stadt Zürich, Amt für Hochbauten, Mai 2008 www.stadt-zuerich.ch/nachhaltiges-bauen > 2000-Watt-Gesellschaft > Grundlagen • «Bauen, wenn das Klima wärmer wird», Empfehlung Nachhaltiges Bauen 2008/2 KBOB, AWEL Kanton Zürich, Stadt Zürich www.kbob.ch > Publikationen > Empfehlungen Nachhaltiges Bauen • «ECO-BKP, Merkblätter ökologisch Bauen nach BKP», eco-bau www.eco-bau.ch > Werkzeuge 23 24